Bom Dia, Morte! - Die tote Taucherin - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Die tote Taucherin E-Book

Mina Giers

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Eigentlich wollte Laura nur einen entspannten Tauchausflug mit ihrer Freundin Mariella und deren Bruder Mario machen. Doch unter Wasser finden die drei eine Leiche bei einem alten Wrack! Die Tote stellt sich ausgerechnet als Marios Tauchpartnerin Tomasa heraus. Die Künstlerin hat aus den Fundstücken aus ihren Tauchgängen einzigartige Kunstwerke geschaffen und war in der ganzen Gegend bekannt. Aber warum sollte sie jemand töten wollen? Leider gibt es erste Hinweise, die Mario verdächtig wirken lassen. Laura und Mariella sind sich aber sicher, dass er unschuldig ist, und stellen ihre eigenen Ermittlungen an. Laura schaut sich die Souvenirläden in Colares genauer an und findet zwischen Kunstwerken auch schnell den ein oder anderen Verdächtigen ...

Über die Serie:
Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.
Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelWidmungKapitel eins – Wer einmal lügt …Kapitel zwei – Eine Seefahrt, die ist windigKapitel drei – Meerjungfrauen tauchen besserKapitel vier – Unter Wasser hört dich niemand schreienKapitel fünf – Mit dir als Freundin braucht man keine FeindeKapitel sechs – Verhaften Sie die üblichen VerdächtigenKapitel sieben – Ein Fan, ein guter FanKapitel acht – Blut ist dicker als MeerwasserKapitel neun – Du bist, was du teilstKapitel zehn – Öffnen Sie sich Schwester LauraKapitel elf – Über den Dächern von ColaresKapitel zwölf – Der Segen der unmodernen TechnikKapitel dreizehn – Fan kommt von FanatismusKapitel vierzehn – Lügen haben lange BeineKapitel fünfzehn – Es ist schön, gebraucht zu werdenDanke!In der nächsten FolgeÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinLeseprobeImpressum

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Über diese Folge

Eigentlich wollte Laura nur einen entspannten Tauchausflug mit ihrer Freundin Mariella und deren Bruder Mario machen. Doch unter Wasser finden die drei eine Leiche bei einem alten Wrack! Die Tote stellt sich ausgerechnet als Marios Tauchpartnerin Tomasa heraus. Die Künstlerin hat aus den Fundstücken aus ihren Tauchgängen einzigartige Kunstwerke geschaffen und war in der ganzen Gegend bekannt. Aber warum sollte sie jemand töten wollen? Leider gibt es erste Hinweise, die Mario verdächtig wirken lassen. Laura und Mariella sind sich aber sicher, dass er unschuldig ist, und stellen ihre eigenen Ermittlungen an. Laura schaut sich die Souvenirläden in Colares genauer an und findet zwischen Kunstwerken auch schnell den ein oder anderen Verdächtigen …

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Die tote Taucherin

Für Yvonne. Urlaubsreif?

Kapitel eins – Wer einmal lügt …

»Ich weiß nicht recht.« Laura rekelte sich auf ihrer Liege am großen Pool der Vila Calma und gähnte. Neben ihr lag Momo, der schlechteste Wachpudel der Welt, und machte es ihr nach. »Ist es dafür nicht noch viel zu kalt?«

»Findest du es etwa kalt?« Mariella neben ihr wackelte mit den Zehen. Mehr sah Laura nicht von ihrer Freundin, der Yogalehrerin vom benachbarten Surfcamp The Shacks. Jedenfalls nicht, ohne ihren Kopf zu drehen. Und ihr schien gerade so schön die Sonne ins Gesicht, dass sie das unter keinen Umständen tun wollte.

Mariella hatte schon recht. Für April war es herrlich. Ihr ehemaliger Kollege Frederick hatte heute Morgen ein Bild aus dem Fenster des Büros in Deutschland geschickt, auf dem der Regen an die Scheibe prasselte. Was er Laura damit sagen wollte, war ihr nicht ganz klar. Das Foto schrie jedenfalls eher »Alles richtig gemacht« als »Komm zurück«. In ihr regte sich der Verdacht, dass er ihr Mitleid erwecken wollte.

Ihrer Meinung nach hatte sich Ben, der nette Besitzer von The Shacks, wirklich die falsche Jahreszeit für einen Besuch in der deutschen Heimat ausgesucht. Aber vielleicht fand sie das ja nur, weil sie ihn ein bisschen vermisste. Oder mehr als ein bisschen. Sie wurde zwar immer noch nicht schlau aus seinem Verhalten ihr gegenüber, aber trotzdem.

»Nein, gerade finde ich es nicht kalt. Aber das Wasser … Der Atlantik.« Bei dem Gedanken daran lief Laura eine Gänsehaut über die Arme. Der Atlantik war ihr schon bei ihren ersten Surfversuchen im letzten Juni zu kalt gewesen.

Mariella wackelte stärker. »Deshalb tragen wir ja lange Neoprenanzüge.« Sie stieß Laura in die Seite. »Ach, komm schon. Du hast doch in der Nebensaison kaum was zu tun. Die Vila Calma ist maximal halb belegt, und in The Shacks ist eine friedliche Gruppe von Yogis abgestiegen, die so asketisch sind, dass Emeral nur die Hälfte des üblichen Frühstückbuffets vorbereitet!«

Momo fiepte. Für halbe Rationen hatte er wohl kein Verständnis. Dann trollte er sich auf seine übliche Runde über das Gelände des Luxusresorts. Dabei wirkte er wirklich fast wie ein Wachhund, auch wenn er in Wahrheit nur überprüfte, welchen Strauch er mal wieder ausgiebig wässern musste. Hoffentlich feuerte Monteiro ihn nicht, wenn ihm das klar wurde.

Was Mariella sagte, stimmte allerdings. Es war fast schon ein bisschen langweilig, besonders seitdem Ben bei seiner Familie war. Laura schlenderte Tag für Tag durch die Anlage, plauderte mit den wenigen Gästen, machte einen Spaziergang an einem der drei Strände und las. Ein wenig Abwechslung wäre gar nicht so schlecht. »Aber tauchen?« Sie bibberte.

»Bom Dia, die Damen«, erklang es hinter ihnen, und Laura sprang erschrocken auf. Mariella erhob sich deutlich eleganter, wie es sich für eine Yogalehrerin gehörte. Vor ihnen stand Rafael Monteiro, der attraktive Besitzer der Vila Calma, und sah sie aus feurigen Augen an.

Laura rechnete es ihm hoch an, dass er sie beide mit dem gleichen Blick bedachte. Sie konnte sich gut vorstellen, was für einen Eindruck sie auf ihn machen mussten. Die gazellengleiche, rassige Schönheit Mariella ließ sie noch kleiner, blasser und blonder wirken, als sie ohnehin schon war. Doch das ließ sich Monteiro nicht anmerken. Genau genommen schienen seine Augen noch ein paar zusätzliche Funken zu sprühen, wenn er Laura anblickte.

Es kribbelte ein bisschen in ihrem Bauch, wenn er das tat. Ziemlich angenehm. Und irgendwie ganz anders als bei Ben.

»Rafael, sag du doch Laura mal, dass sie übermorgen mitkommen soll zum Tauchen. Mein Bruder und sein Tauchbuddy machen einen der ersten Tauchgänge dieses Jahr, und wenn sie erst später mitkommt, wimmelt es auf dem Wasser vor Booten und Surfern.«

Laura sah Mariella stirnrunzelnd an. Es war in den Augen ihrer Freundin also schon entschieden, dass sie mit ihr tauchen ginge – nur noch nicht, wann. »Ähm, Perdão«, begann sie. »Ich bin nicht sicher …«

»Doch, du bist vollkommen sicher! Dafür wird Mario schon sorgen. Und du kannst schließlich tauchen.«

»Ja, kann ich. Aber es ist ewig her, und …« Laura unterbrach sich nun selbst. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob Mariella einen Witz gemacht hat. »Dein Bruder heißt Mario?«

Mariella verdrehte die Augen. »Kein Kommentar.«

Vermutlich musste sie sich diese Frage öfter gefallen lassen.

»Sie haben im Personalfragebogen angegeben, einen Tauchschein zu haben. Das sollten Sie unbedingt ausnutzen, meine Liebe«, kam Monteiro der Yogalehrerin zu Hilfe. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, wie meistens.

Und wie meistens fragte sich Laura, ob es freundlich oder doch eher gefährlich wirkte. Immerhin waren allem Anschein nach nicht alle von Monteiros Geschäften im rechtlich erlaubten Bereich angesiedelt. Sie musste da nur an die Kungeleien denken, die sein Onkel unternommen hatte, um eine Baugenehmigung zu bekommen. So wie Laura im Moment musste es einem Taucher gehen, wenn er einen grauen Schatten im Wasser vorbeischwimmen sah und überlegte, ob das ein Delfin oder doch ein Hai war. Was Laura wieder zu dem entscheidenden Punkt brachte.

»Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt möchte.« So super hatte sie diesen Sport nämlich gar nicht in Erinnerung.

Genau genommen hatte sie Schiss. Seit ihren misslungenen Surfversuchen im vergangenen Sommer hatte sie den größten Teil ihres Körpers aus dem Atlantik herausgehalten. Nur mal die Füße, Beine, Hände hatten Kontakt gehabt. Das funktionierte auf diese Weise doch ganz gut mit ihr und dem Ozean. Warum sollte sie dieses Arrangement ändern?

»Doch, du willst. Keine Widerrede. Morgen früh komme ich mit der Ausrüstung, und wir machen eine kleine Auffrischung hier im Pool. Du wirst sehen, das verlernt man nicht. Und am Tag danach hole ich dich ab, direkt nach dem Frühstück. Und stopf dich nicht wieder so voll!« Mit diesen Worten drehte Mariella sich um und winkte ihnen über die Schulter hinweg zu.

Monteiro lachte leise. »Da haben Sie wohl keine Wahl, liebe Laura. Tun Sie mir nur den Gefallen und kommen Sie heil wieder.«

Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. Sprach da etwa echte Sorge aus ihm? »Hab ich schon vor. Ist ja auch in meinem Interesse.«

»Gut.« Er lächelte. »Weil ich hier nicht mehr auf Sie verzichten kann. Meine Gäste fühlen sich sicherer, die Angestellten benehmen sich besser, es gibt keinen Streit mehr und keine Probleme. Und die Leute mögen Sie.«

»Oh!« Laura konnte nicht verhindern, dass ihr Gesicht warm wurde. Sicher leuchtete es wie das Rücklicht von Monteiros Luxuslimousine. »Tue mein Bestes.«

Er nickte ihr zu und bewegte sich dann gemessenen Schrittes auf eine der Umkleidekabinen zu, die sich wie winzige weiße Strandhäuser an der einen Seite des Beckens aneinanderreihten.

In Lauras Hose vibrierte es. Sie zog ihr Mobiltelefon heraus und warf einen Blick darauf. Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich wieder auf ihre Liege sinken. Fredericks Gesicht strahlte ihr entgegen. Oder es tat das, was Fredericks Pendant zu Strahlen war. Wenn man es genau nahm, sah das Lächeln ihres früheren Geschäftspartners immer ein wenig mürrisch aus. Zusammengezogene Augenbrauen, die äußersten Spitzen der Mundwinkel ganz leicht gesenkt. Und das nicht erst, seit sie sich entschieden hatte, hierher nach Colares zu ziehen, um in dem Schickimicki-Schuppen von Rafael Monteiro zu arbeiten.

Nein, das war schon immer so gewesen.

Sie hob ihre eigenen Mundwinkel und drückte auf den grünen Hörer. Irgendwo hatte sie mal gehört, dass man ein Lächeln in der Stimme hörte. Vermutlich in einer Reportage über Versicherungsvertreter. Oder über eine Sexhotline. »Frederick! Wie schön, dass du dich meldest! Was kann ich für dich tun?« Normalerweise war sie es, die sich meldete. Spätestens, wenn sie Hilfe bei einer Internetrecherche brauchte.

»Laura, bist du es?« Seine Stimme klang gedämpft.

»Wen hast du denn angerufen?« Als ob er noch allzu viele andere Bekannte in seinem privaten Telefonbuch hatte. Da war er wie sie früher: Nur die nötigsten Kontakte, damit genug Zeit für die Arbeit bliebe. Aber diese Zeiten waren für sie vorbei. Jetzt sah das anders aus. Jetzt arbeitete sie schließlich, wo man gemeinhin Urlaub machte.

In den Augenwinkeln sah sie, wie die Tür der Umkleidekabine sich öffnete. Ein glatter, perfekt geformter Monteiro in engen Badeshorts schritt heraus. Wie das Model in einer Parfümwerbung.

»Dich natürlich.«

»Na dann. Warum flüsterst du? Steckst du in einer Überwachung?« Ihr fiel kein anderer Grund ein, aus dem er so klingen könnte.

»Beinahe.« Im Hintergrund polterte es, als ob jemand heftig gegen eine Tür klopfte. Eine gedämpfte Frauenstimme erklang. »Laura, ich könnte mal kurz deine Hilfe brauchen.«

»Klar. Schieß los.«

»Hier, meine ich.« Frederick klang ernst, aber das war er ja auch immer.

»Wie, hier?« Laura hörte nur mit einem Ohr hin. Monteiro hatte sich inzwischen unter die Außendusche gestellt und sorgte geschickt dafür, dass jedes seiner Körperteile eine ordentliche Portion Wasser abbekam. Dafür brauchte er anscheinend viele seiner Muskeln. Zum Glück gehörte es zu Lauras Job, alles genau im Blick zu behalten.

Wieder polterte es im Hörer. Da wollte jemand aber unbedingt reingelassen werden. Warum Frederick wohl die Tür nicht öffnete? »Na, hier. Im Büro. Ich brauche deine Hilfe bei einer Sache.«

»Bei einem Fall?« Ihr kam das Bild vom Wetter wieder ins Gedächtnis. So richtig Lust hatte sie nicht auf Nieselregen, und ihre Familie vermisste sie auch noch nicht genug, um schon wieder nach Deutschland zurückzureisen. Höchstens ihre Großmutter. Vermutlich hatte er nur einen Auftrag, den er ihr zuschustern wollte. »Ich kann gerade nicht so gut. Ist dein Leben bedroht?«

»Mein Leben … nein. Wieso kannst du nicht?«

»Weil ich …« Laura zögerte. Es war kein schlimmer Notfall, wie es klang. Doch »Keine Lust« war dennoch ein doofer Grund. Frederick würde eine glatte Lüge sofort erkennen, und sie wollte es sich nicht mit ihrem alten Freund und Partner verscherzen. Immerhin hatten sie jahrelang zusammengearbeitet. »Ich lerne ab morgen tauchen«, stieß sie hervor. Das war irgendwie nur ein bisschen gelogen.

»Du kannst doch tauchen.«

»Na ja, ich frische es auf. Ist ja schon ewig her.«

»Oh. Ach so.« Eine Frauenstimme keifte leise. Ob Frederick Radio hörte? »Wie lange dauert denn der Kurs?«

Pupskanone! Von Kurs hatte sie doch gar nichts gesagt. Aber dann war es auch keine Lüge. Sie stellte es nur nicht richtig. »Das weiß ich noch nicht so genau«, gab sie zu. Das stimmte schließlich. Irgendwie. »Ich kann mich ja melden, wenn ich mehr weiß, ja?«

»Ja.« Wieder Poltern. »Aber bitte beeil dich. Wie schwer kann so eine Auffrischung schon sein?«

Und damit legte er auf. Na toll. Noch jemand, der offensichtlich nichts dabei fand, sich mit einer Flasche voller Luft auf dem Rücken und Entenschuhen an den Füßen in die eisigen Fluten zu stürzen.

Monteiro trat unter dem Duschstrahl hervor, unter dem er sich erstaunlich lange elegant bewegt hatte, und trat an den Beckenrand. Als er leicht in die Knie ging, bewegten sich seine Beinmuskeln sehr dekorativ. Dann stieß er sich ab und durchbrach geschmeidig mit den Händen voran die Wasseroberfläche.

Es dauerte einige Sekunden, bis er wieder auftauchte und in sanfte Kraulbewegungen überging. Es wirkte beinahe hypnotisch, wie sein Kopf alle drei Züge immer abwechselnd rechts und links zum Atmen auftauchte. Laura konnte gar nicht wegsehen.

Na ja, im Pool hatte sie ebenfalls kein Problem damit, mit dem Kopf unter Wasser zu sein. Allerdings war der auch wohltemperiert, und die Wellen waren ebenfalls überschaubar. Der Atlantik war da schon eine ganz andere Nummer. Aber jetzt musste sie wohl oder übel tauchen gehen, sonst hätte sie ja doch gelogen. Und das kam überhaupt nicht infrage.

Kapitel zwei – Eine Seefahrt, die ist windig

An Mariellas Seite schritt Laura über die Promenade des Apfelstrandes. Sie hatten noch etwas Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Mario, deswegen bummelten sie ein wenig die Schaufenster entlang, vor denen Regale und Körbe voller Waren aufgestellt waren. Die Yogalehrerin zeigte auf einen der Andenkenläden. »Siehst du diese Werkkünste aus Treibholz und verwitterten Materialien?«

Laura nickte und lächelte. Werkkünste, zauberhaft. »Klar.« Das waren jede Menge Stehrümchen, die sich die Touristen sicher gern als besondere Erinnerung an das schöne Colares mit nach Hause nahmen.

Sie ergriff eins der Kunstwerke und betrachtete es genauer. Es sah aus wie ein Fisch, der aus Metall und kleinen, blassen Holzstückchen geflochten war. Ein bisschen erinnerte sie die Konstruktion an den Knochenfetisch eines alten, längst ausgestorbenen Stammes. Bei dem Gedanken, sich das auf den Nachttisch zu stellen, lief ihr ein Schauer über den Rücken.

Eine Bewegung hinter dem Schaufenster des Ladens ließ sie zusammenzucken. Jemand starrte sie durch die Scheibe hindurch an. Schwarze Haare, schwarze Augen. Schnell stellte sie das Teil wieder ab. Nicht, dass der Besitzer noch dachte, sie wollte etwas klauen.

»Nach diesen Sachen tauchen mein Bruder und seine Tauchpartnerin. Neulich haben sie ein nicht allzu tief liegendes Wrack entdeckt, aus dem sie sicher Unmengen cooler Gegenstände bergen können.« Mariella strahlte Begeisterung aus, aber das tat sie eigentlich immer.

»Nicht allzu tief?« Laura musste schlucken.

»Nur sechzehn Meter ungefähr. Ganz einfach zu erreichen, auch für dich!«

»Super.« Wenn Laura diese Begeisterung doch auch fühlen könnte. Sie war bereits fröstelnd aufgestanden, hatte beim Frühstück im Luftzug der Klimaanlage gefröstelt und fröstelte jetzt im Wind, der vom Meer her wehte und den Duft nach Salz und Fisch mitbrachte. Ein paar Surfer konnte sie von hier oben auf den Wellen tanzen sehen. Am Strand saß eine größere Gruppe Menschen auf einer Decke und schien zu picknicken. Sie hatten alle Jacken an.

»Da draußen liegt die Nautilus 2.« Mariella zeigte auf den Atlantik hinaus. »Mein Bruder sammelt uns gleich mit dem Beiboot am Strand auf. Ach, da ist er ja schon!«

Tatsächlich schwankte gerade ein rotes Schlauchboot mit Motorantrieb auf den schmalen Strandabschnitt zu. Mariella hob die Hand und winkte. Die Gestalt im Boot machte es ihr nach.

»Los, komm! Der ist Ruckzuck da. Dann kannst du deine Portugiesisch-Kenntnisse an ihm ausprobieren.«

Laura unterdrückte ein Stöhnen. »Ja, super!«, sagte sie. Auch das noch. Sie hatte zwar den Winter über fleißig gelernt, doch allzu weit kam sie mit den Ergebnissen ihrer Bemühungen noch nicht. Andererseits hatte Mariella natürlich recht. Wenn sie es nicht anwandte, wurde sie niemals besser.

Sie sprangen die Treppe hinunter. Im Sand kickten sie ihre Schuhe von den Füßen. Das Gefühl des Sandes, der zwischen ihre Zehen sickerte, entschädigte Laura augenblicklich für alles, was noch kommen mochte. Sie genoss die kühle Berührung einen Moment lang.

Ein Kribbeln in ihrem Nacken ließ sie herumfahren.

Der Andenkenladen ragte gerade noch über den Treppenabsatz hinaus. Die Sonne spiegelte sich in dem Schaufenster, sodass Laura nichts erkennen konnte. Doch sie hätte schwören können, dass der Verkäufer sie immer noch anstarrte. Jetzt hatte sie den Salat! Er hielt ihren überstürzten Abstieg sicher für eine Flucht mit der Beute. Ohne dass es eine bewusste Entscheidung war, hielt sie beide Hände nach oben gerichtet vor sich.

Nichts geschah, die Tür blieb geschlossen.

»Los, komm schon!«, schrie Mariella nach hinten.

Der Wind trug die Worte an Lauras Ohr und riss sie sofort weiter. Sie setzte sich wieder in Bewegung und pflügte sich durch den Sand. Das machte noch genauso viel Spaß wie damals, als sie klein war, und ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Es fühlte sich an, als wollten ihre Mundwinkel ihren Ohrläppchen Hallo sagen. Wieso manche Menschen nur so mürrisch guckten, wenn sie im Sand laufen sollten, würde sie wohl nie verstehen.

Mariella hatte die Wasserlinie inzwischen erreicht, an der bereits das rote Boot wartete. Ein hübscher Mann stand barfuß daneben und lächelte breit. Man sah sofort, dass er mit Mariella verwandt sein musste. Er hatte die gleichen dunklen Haare, die gleichen blitzenden Augen und das gleiche Lächeln. So gesehen passte die Namensähnlichkeit der beiden perfekt. Wenn er ein paar Jahre älter wäre, hätte Lauras Herz sicher längst einen Satz gemacht.

Doch dann verfinsterte sich sein Ausdruck ein wenig. Er ließ den Blick über den Strand schweifen, als suchte er nach etwas. Dann griff er nach hinten und kramte etwas aus seiner Gesäßtasche. Es war ein Handy, das in einer wasserfesten Hülle steckte und mit einem Band an seiner Gürtelschlaufe befestigt war. Nach einem Blick darauf schüttelte er den Kopf und murmelte etwas.

Laura erreichte die Geschwister. Sofort flammte das Lächeln des Mannes wieder auf, wenn auch ein Hauch von Sorge in seinen Augen zurückblieb.

»Das ist Mario, mein Bruder«, sagte Mariella auf Portugiesisch. Sie sprach extra langsam und deutlich. Hoffentlich würde sich Mario daran ein Beispiel nehmen. »Und das ist meine beste Freundin Laura.«

Bei diesen Worten breitete sich Wärme in Lauras Brustkorb aus. Der Begriff, dass jemandem warm ums Herz wird, bekam plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Das gab’s ja wirklich.

Mario nickte freundlich. »Olá!«

»Olá.« Laura lächelte verlegen, bevor sie die Worte sagte, die sie sich im Kopf schon zurechtgelegt hatte. Genau genommen hatte sie zuvor im Wörterbuch nachgeschlagen. Hoffentlich stimmte die Grammatik einigermaßen. »Vielen Dank, dass du mich zum Tauchen mitnimmst und mir das Wrack zeigen willst.«

Marios und Mariellas Gesichter leuchteten synchron auf. Wenn jemand noch einen Zweifel gehabt hätte, dass die beiden verwandt waren, wäre der spätestens jetzt beseitigt. Doch in anderen Ländern freuten sich die Menschen ja immer, wenn man sich Mühe gab und ein paar Worte in der Landessprache auf dem Kasten hatte.

»Sehr gern!«, sagte Mario und grinste, bevor er noch einmal auf sein Display schielte.

Mariella beugte sich zu ihr. »Du wolltest vermutlich Carcaça sagen, meine Liebe!«

Laura nickte. »Genau. Das heißt doch Wrack, oder?«

»Ja. Aber du hast caraças gesagt.«

Lauras Gesicht wurde heiß. »Und was heißt das?« Hoffentlich nichts Unanständiges!

Irgendwo im Hinterkopf hörte sie Frederick laut auflachen. Ja, die Gefahr war groß. Wäre nicht ihr erstes Mal.

»Ach, schwierig zu übersetzen, das ist so ein Ausruf. Aber für O caraças sagt man auf Deutsch wohl am ehesten Nicht über meine Leiche.« Mariellas Mundwinkel zuckten.

Laura starrte sie einen Augenblick lang an. Klar. Mit Leichen kannten sie sich inzwischen ja beide aus.

Wieder murmelte Mario vor sich hin. Laura spitzte die Ohren, doch es waren zu viele Wörter dabei, die sie nicht kannte. Und Mühe gab er sich leider auch nicht.

»Was sagt er?«, fragte sie Mariella.

»Er kann Tomasa nicht erreichen. Das ist seine Tauchpartnerin. Vermutlich hat sie nur wieder ihr Handy verlegt. Das passiert ihr dauernd.«

»Dieses alte Ding«, schimpfte Mario auf Portugiesisch. »Viel zu klein, dauernd rutscht es ihr aus der Tasche.«

Laura nickte, obwohl sie alles geben würde für ein Telefon, das nicht fast so groß wie ein Gameboy war. »Und jetzt?«

Mario zuckte die Schultern, dann wählte er noch einmal. »Wir gehen nicht zu dritt runter. Es ist sicherer, wenn jeder einen erfahrenen Tauchbuddy hat. Ihr seid schließlich beide keine Profis.« Er hielt den Apparat ans Ohr und lauschte. Dann schüttelte er den Kopf. »Normalerweise sagt sie wenigstens ab. Meistens.« Er sah aus, als wäre er nicht das erste Mal genervt von ihr.

»Ist doch nicht schlimm. Wir wechseln uns einfach ab.« Mariella sah fröhlich von dem einen zu der anderen. »Laura kann zuerst.«

Ohne nachzudenken hob Laura die Hände. »Mach du ruhig. Ich gucke mir das erst einmal an.« Und dann würde sie entscheiden, ob sie überhaupt mit hinunterginge oder nicht. Kein Tauchbuddy war schließlich ein guter Grund, nicht zu tauchen. Sicherheit ging vor. Vielleicht lag ihr Schicksal einfach nicht am Grund des Ozeans.

Mario verzog unwillig die Lippen, dann steckte er sein Telefon weg. »Also gut. Dann los.«

Nacheinander kletterten Laura und Mariella in das rote Boot, das Mario dann vom Ufer wegschob, bis er bis zur Hüfte im Wasser stand. Als er sich ebenfalls hineinzog, schwappte ein Schwall über den Rand. Laura schaffte es nicht mehr, ihre Füße aus der Gefahrenzone zu bringen. Sie zuckte zusammen, und ein Schauer wanderte über ihren ganzen Körper. Das war wirklich verdammt kalt.

Mario startete den Motor, und sie fegten über die Wellen zu dem kleinen Boot, das vor der Bucht auf dem Wasser schaukelte. Geschickt drehte er am Heck bei und vertäute das Beiboot.

»Handtücher, Neoprenanzüge und die Ausrüstung liegen in den Kisten da.« Er zeigte ins Heck.

Mariella kletterte als erste an Bord. Sie bewegte sich auf dem schaukelnden Untergrund, als sei sie hier zu Hause. Für Laura fühlte es sich etwas anders an. Sie widerstand nur mit Mühe dem Bedürfnis, sich irgendwo festzuklammern. Als ein Brecher den Bug traf und das ganze Boot anhob, bereute sie, es nicht getan zu haben. Sie stolperte und landete mit dem Hintern auf einer der Kisten. Leider nicht, ohne sich vorher das Schienbein an der Kante angeschlagen zu haben.

»Autsch!« Sie rieb sich die Stelle. Das würde ein dicker blauer Fleck werden.

Mario ging ebenfalls so sicher an ihr vorbei zu dem kleinen Lenkrad, als hätte er festen Boden unter den Füßen. Bewundernswert. »Alle bereit?«, fragte er und machte irgendwas, woraufhin ein leises Summen erklang.

Den nächsten Satz verstand Laura nicht. Zu viele fremde Wörter. Sie warf Mariella einen Blick zu, und die lächelte sie an. »Er lichtet den Anker«, sagte sie.

Laura konnte nur hoffen, irgendwann wenigstens halb so gut Portugiesisch zu sprechen wie Mariella Deutsch.

Im nächsten Moment ging ein Ruck durch das kleine Schiff, und es begann zu vibrieren. Dann setzte es sich in Bewegung und nahm rasch an Fahrt auf.