Bom Dia, Morte! - Ein eiskalter Fisch - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Ein eiskalter Fisch E-Book

Mina Giers

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura ist zurück in Colares. Das ganze Dorf ist schon in heller Aufregung - denn das traditionelle Fischfest steht kurz bevor. Zusammen mit ihrer Freundin und Yogalehrerin Mariella fährt Laura zur Fischhalle, um den angekündigten Riesenbarsch zu bewundern, den Rafael Monteiro Junior für sein Fest in der Vila Calma vorbestellt hat. Doch als die Kühltruhe feierlich geöffnet wird, liegt da kein Fisch auf Eis, sondern eine Leiche! Bei dem Toten handelt es sich um den Sohn des Fischhändlers - einem äußerst streitsüchtigen Zeitgenossen, der mehr als einen Feind zu haben scheint. Laura kann nicht widerstehen und setzt direkt mehrere Verdächtige auf ihre Liste. Als Rafael Monteiro sie darum bittet, seinen Riesenbarsch wiederzubeschaffen, kommt das Laura ganz gelegen. Denn: Wer den Barsch findet, findet auch den Mörder!

Über die Serie: Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.
Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelWidmungKapitel eins – Ich komme wieder, The ShacksKapitel zwei – Spiel’s noch einmal, BenKapitel drei – Leiche wird am besten kalt serviertKapitel vier – Ein Angebot, dass sie nicht ablehnen kannKapitel fünf – Wer den Barsch findet, findet den MörderKapitel sechs – Mögen die Ermittlungen beginnenKapitel sieben – Ich habe eine Honigmelone getragenKapitel acht – Wenn du ihm folgst, kommt der Barsch zurückKapitel neun – Der Beginn einer wunderbaren FeindschaftKapitel zehn – Ich bin zu alt für diesen FischKapitel elf – Schau mir in die Augen, BenKapitel zwölf – Ich sehe tote FischeKapitel dreizehn – Sag Hallo zu meinem kleinen BarschKapitel vierzehn – Möge der Fisch mit dir seinDanke!In der nächsten FolgeÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über diese Folge

Privatdetektivin Laura ist zurück in Colares. Das ganze Dorf ist schon in heller Aufregung – denn das traditionelle Fischfest steht kurz bevor. Zusammen mit ihrer Freundin und Yogalehrerin Mariella fährt Laura zur Fischhalle, um den angekündigten Riesenbarsch zu bewundern, den Rafael Monteiro Junior für sein Fest in der Vila Calma vorbestellt hat. Doch als die Kühltruhe feierlich geöffnet wird, liegt da kein Fisch auf Eis, sondern eine Leiche! Bei dem Toten handelt es sich um den Sohn des Fischhändlers – einem äußerst streitsüchtigen Zeitgenossen, der mehr als einen Feind zu haben scheint. Laura kann nicht widerstehen und setzt direkt mehrere Verdächtige auf ihre Liste. Als Rafael Monteiro sie darum bittet, seinen Riesenbarsch wiederzubeschaffen, kommt das Laura ganz gelegen. Denn: Wer den Barsch findet, findet auch den Mörder!

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Ein eiskalter Fisch

Für Rana. Lust auf Sushi?

Kapitel eins – Ich komme wieder, The Shacks

Laura öffnete verschlafen die Augen. Es war dunkel. In ihren Ohren dröhnte es. Eine lächelnde Frau beugte sich über sie.

»Wir landen gleich in Lissabon, Frau Holler. Schnallen Sie sich bitte an?«

Als ob sie eine Wahl hätte. Laura nickte, und die Dame mit den gepflegten Nägeln und der adretten Uniform zog weiter, zum nächsten Platz. Zum nächsten verpeilten Passagier.

Laura streckte sich und gähnte. Noch einmal würde sie nicht so früh aufstehen, nur weil der Flug günstiger war. Das war die Hölle gewesen. Hoffentlich ging der restliche Transport einigermaßen glatt, damit sie in kurzer Zeit gemütlich in ihrem Bett in The Shacks liegen konnte.

Ein Kribbeln wanderte durch ihren Bauch, und das lag nicht an der langsam tiefer gehenden Maschine. Nein, das musste so etwas wie … wie Vorfreude sein.

Sie schüttelte sich kurz, doch das Kribbeln blieb. Interessant. Es wurde stärker, wenn sie an Mariella dachte, die nette Yogalehrerin, die ihr geholfen hatte, den schurkischen Besitzer des Nachbarhotels dingfest zu machen. Und es rutschte ein paar Zentimeter tiefer, wenn ihre Gedanken kurz zu Ben abdrifteten. Ben, der coole Surfer und Besitzer von The Shacks. Der Mann, der sie aus lauter Dankbarkeit für die rasche Aufklärung eines Mordfalls eingeladen hatte, wiederzukommen. Wie hätte sie da Nein sagen können?

Kurze Zeit später taumelte sie aus dem Flieger. Einen Vorteil hatte die frühe Stunde: Es war leer im Flughafen, und am Gepäckband befanden sich noch alle im Halbschlaf. So landete Laura in Windeseile auf dem Beifahrersitz des Fahrers, der sie schon beim letzten Besuch vor ein paar Wochen eingesammelt hatte.

»Ich erinnere mich! Ihre Haare, vergesse nie solche Haare! Wie Gold! Und so kleine Frau! Schön, hat Ihnen also gefallen bei uns, ja?«

Irgendwie schaffte er es, ihr das Gefühl zu geben, dass ganz Portugal sich über ihre Ankunft freute. »Ja, sehr sogar.« Wem würde es nicht gefallen, direkt am ersten Tag über eine Leiche zu stolpern?

Der Mann plapperte ein bisschen, und sie nickte und döste vor sich hin. Vom letzten Mal wusste sie noch, dass die Fahrt fast eine Stunde dauerte. Wenigstens waren auch die Straßen leerer als tagsüber, und so musste sie nicht einen gefühlten Herzinfarkt nach dem anderen erleiden. Als der Wagen schließlich in eine Kurve bog, schreckte sie hoch. Sie musste eingeschlafen sein. Jedenfalls grinste der Fahrer sie an und schüttelte den Kopf. »Noch nicht ganz da. Musste Umleitung nehmen, da ist eine Baustelle bei Sintra. Kommen jetzt von anderer Seite nach Colares rein.« Er zeigte aus dem Fenster.

Lauras Blick folgte, und ihr Herz machte einen Hüpfer. Da stand die alte Straßenbahn, mit der sie letztes Mal schon fahren wollte. Sie hörte sie in Gedanken durch den Ort bis nach Sintra, den Nachbarort, rattern, mit kreischenden Bremsen. Dieses Mal würde es klappen. Dieses Mal hatte sie eine ganze Woche nur Urlaub. Mariella hatte in ihrer letzten Mail versprochen, Laura Colares zu zeigen, und auch die schöne Natur, die den Ort umgab. Sie würde mal so richtig abschalten. Keine untreuen Ehemänner, keine Unterschlagung in irgendeiner Firma, kein Diebstahl unter Mitarbeitern. Das konnte für diese eine Woche alles Frederick erledigen, ihr langjähriger Partner in der Detektei.

Und erst recht kein Mord.

Sie passierten die Markthalle. Die hatte sie das letzte Mal auch nicht von innen besichtigt. Trotz der frühen Stunde – die Zahl auf der Digitalanzeige des Armaturenbretts sprang gerade erst auf 05:00 – standen schon Autos auf dem Parkplatz. Sicher die der Händler, die ihre Stände aufbauten, oder ganz frühe Käufer, die sich für ihr Restaurant mit den besten Stücken eindecken wollten. Durch ein kleines Tor an der Vorderseite trug ein Mann Kisten in die Halle, und auf der Längsseite des Gebäudes, ganz in der Ecke des kleinen Parkplatzes, hievte jemand ein schwer wirkendes Paket in den Kofferraum eines hellblauen Kleinwagens. Laura musste grinsen, als die winzige Karre im hinteren Bereich in die Knie zu gehen schien. So früh erlebten sicher nicht viele Touristen das Treiben der Händler.

Der frühe Vogel fängt den Täter, hörte sie Fredericks Stimme in ihrem Kopf. Doch nicht dieses Mal. Nein, diesmal gab es nur sie, den Strand, gutes Essen und Yoga.

Dann sprang jemand aus dem Gebüsch und rannte über den Gehweg die Straße entlang. Es war ein Mann mit einem auffälligen Schnäuzer. Sofort war Laura hellwach. »Sch… Merda! Was war das denn?«

Seit sie sich angewöhnt hatte, in Fremdsprachen zu fluchen, war ihr Leben viel günstiger. Sie musste kaum noch etwas in Fredericks Fluchkasse einzahlen. Letzte Woche war sogar mehr Geld von ihm gekommen als von ihr.

»Hm.« Ihr Fahrer zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber ich habe ihn ja nicht überfahren.«

Laura nickte und kniff die Augen zusammen, während sie dem Mann hinterhersah. Er lief immer noch schnell bergab, schräg vor ihnen her. Dann sprang er in einen weißen Lieferwagen, der am Straßenrand geparkt war. Ein Fisch mit einem Schriftzug darunter prangte auf der Fahrertür, doch mehr konnte sie nicht erkennen, so schnell wie ihr Fahrer an ihm vorbeifuhr.

»Der hat es ja eilig«, murmelte sie.

»Wohl ein wichtiges Fischgeschäft!« Der nette Fahrer sagte das so, als sei es völlig normal in Colares, dass Fischer früh morgens so schnell unterwegs waren.

Laura schüttelte sich. Sicherlich war sie nur völlig übermüdet. Sie musste ins Bett, noch ein paar Stunden schlafen und sich eine der besten Honigmelonen holen, die sie jemals gegessen hatte. Ein Frühstück für Champions. Sie reckte sich. Und dann zum Yoga bei ihrer Freundin Mariella! Ein Lächeln stahl sich auf ihre Miene, als sie daran dachte, wie gut es ihr letzthin getan hatte.

Schon bogen sie in die Straße ein, an der The Shacks lag. Der Fahrer hielt wieder direkt vor dem Tor, sprang aus dem Wagen und hob Lauras Koffer aus dem Kofferraum.

Sie kletterte vom Beifahrersitz und streckte sich. Dann tapste sie zum Eingang. Wie war noch mal der Code? Ob Ben ihn geändert hatte, seit sie letzten Monat hier gewesen war? An seiner Stelle würde sie es wohl wöchentlich anpassen.

Ihr Finger näherte sich der ersten Zahl. In dem Moment sprang das Tor auf. Ein erstaunlich wach wirkender Ben stand vor Laura und sah genauso aus wie bei ihrer ersten Begegnung. Offenes Hawaiihemd, strubbelige Surferfrisur, Bauchmuskeln, und diese süßen Fältchen um die Augen. Er strahlte sie an und breitete die Arme aus. »Laura! Willkommen zurück in The Shacks!«

Bevor sie etwas erwidern konnte, hing sie schon an seinem Hals und sog seinen Duft nach Meer und Mann ein. Es gab wirklich schlechtere Arten, einen Urlaub zu beginnen.

Kapitel zwei – Spiel’s noch einmal, Ben

Laura öffnete verschlafen die Augen. Es war hell, und friedliches Blätterrauschen drang an ihr Ohr. Irgendwo lachte jemand, weit entfernt.

Sie räkelte sich in den weißen Laken und betrachtete die groben Balken an der Decke ihres Zimmers. Es war der gleiche umgebaute Pferdestall wie letztes Mal. Sogar der Geruch war gleich. Doch etwas fehlte …

Sie richtete sich auf und sah zum Fenster. Fast erhoffte sie sich einen zahnlückigen Mund, der sie von dort angrinste. Doch sie sah nur blauen Himmel, das Stück einer gigantischen Agave, die in einem Bottich auf ihrer Terrasse wuchs, und den Baum, an dem eine Hängematte befestigt war. Das Seil knatschte leise. Vielleicht schaukelte sich dort gerade einer der Gäste in den Mittagsschlaf.

Na ja, man konnte nicht alles haben. Vermutlich hatte ihr talentierter kleiner Sidekick Elsa sie längst vergessen.

Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Der Betonboden war kühl unter ihren Füßen. Sie wackelte mit den Zehen, warf einen Blick auf ihre Schuhe und verwarf den Gedanken, sie anzuziehen, sofort wieder. Schuhe waren was für die Arbeit und das Büro, für eine Verfolgungsjagd und eine Observierung. Heute ging sie barfuß.

Laura streifte sich ihr neu gekauftes Sommerkleid über und verließ ihren Stall. Im ersten Moment piksten die Kiesel unter ihren Fußsohlen. Beinahe wäre sie umgedreht. Doch mit jedem Schritt wurde es besser, und als sie den Rasen erreichte, auf dem es hinab zum Haupthaus ging, war sie beinahe enttäuscht. Ihre Füße kribbelten, als hätten sie die beste Massage der Welt bekommen.

So fühlt sich Urlaub an, Laura. Hättest du schon viel eher haben können, hörte sie Fredericks Stimme in ihrem Kopf.

Im Pool kreischte eine junge Frau, als zwei Jungs sie mit Wasser vollspritzten. Auf dem Platz vor dem Yogapavillon trainierte ein Mann mit Hanteln, der so wirkte, als würde er das öfter machen.

Laura sah ihm nur ganz kurz zu und steuerte den Grillplatz und das angrenzende Speisezimmer an. Mit etwas Glück traf sie auf Emeral. Die gute Fee, die sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmerte, würde sie doch sicher nicht hungern lassen. Vielleicht hatte sie sogar ein paar Pastéis de Nata für sie, nach dem Rezept ihrer Großmutter. Zum Glück wusste die Hippiefrau nicht, dass Laura sie durchaus als Täterin für den Mord an dem Umweltschützer vor ein paar Wochen in Betracht gezogen hatte.

Laura sollte unbedingt Ben fragen, ob der Mord einen Skandal nach sich gezogen hatte, der sich auf den Erfolg seines Hotels ausgewirkt hatte. Eigentlich sah es nicht so aus. Vor allen Wohnställen hingen Handtücher und Badesachen, die Stühle standen kreuz und quer, und hier und da saßen Gäste in der Sonne und lasen oder dösten vor sich hin. Und immerhin war der Mörder ein benachbarter Hotelbesitzer gewesen. Wenn schon, dann sollte die Vila Calma darunter leiden und nicht The Shacks. Doch das schneeweiß gekalkte Gebäude des Luxusresorts erhob sich ebenfalls friedlich wie zuvor neben The Shacks in den Himmel. Die Balkone wirkten bewohnt, und eine leise, sphärisch klingende Melodie wehte über die Mauer zu Laura herüber.

Noch bevor Laura ihre nackten Fußsohlen auf die Fliesen der Terrasse setzen konnte, übertönten Männerstimmen diese Melodie. Eine klang sehr ruhig und kontrolliert, die andere ganz und gar nicht. Und die gehörte Ben. Sie konnte die Worte nicht verstehen, doch er war aufgebracht.

Worum es da wohl ging? Laura blickte sich um, doch es war weit und breit niemand zu sehen. Die Gäste im Pool wurden von ein paar Oleanderbüschen abgeschirmt, und durch die Glaswände des Speisezimmers war auch Emeral nicht zu entdecken. Also vollzog sie eine abrupte Wende und stahl sich stattdessen am Haupthaus entlang in Richtung des Büros. Durch dessen geöffnetes Fenster mussten die Worte kommen.

Auf halbem Wege schüttelte sie sich. Was schlich sie hier herum wie eine Diebin? Da drüben, neben dem Haupthaus, stand die Gemeinschaftsküche. Sie wollte nur mal sehen, ob nette Gäste irgendwelche Leckereien auf das Gemeinschaftsregal gestellt hatten, damit sie sich daran bedienen konnte. Da war doch nichts dabei. Und wenn der Weg nun rein zufällig an dem offenen Bürofenster vorbeiführte, hinter dem sich rein zufällig jemand stritt und sie das rein zufällig mitanhörte, war das nun wirklich nicht ihre Schuld.

Dass sie in der Nähe des besagten Fensters immer langsamer wurde und sich direkt davor bückte, um ihren Fuß zu untersuchen, war allerdings schon irgendwie ihre Schuld. Dumm, dass sie nicht so tun konnte, als ob sich ihr Schnürsenkel gelöst hatte. Darüber hätte sie mal früher nachdenken sollen. Aber wer hatte auch damit gerechnet, dass sie schon wieder in so eine Situation …

In ihrem Kopf hörte sie Frederick in lautes Gelächter ausbrechen. Sie wedelte mit der Hand neben dem Ohr. Dieser Ar…, ähm, Arme-Detektivinnen-Schinder übertönte noch die Stimmen von Ben und seinem Gesprächspartner.

Laura sperrte die Ohren auf und lauschte.

»… nicht den Abend vermiesen!« Das kam eindeutig von Ben.

»Aber, aber.« Die andere Stimme klang wie Samt, der über weiche Haut strich. Ein leichter portugiesischer Akzent schwang im Hintergrund mit. »Ich will Ihnen nichts vermiesen. Ich bitte nur darum, dass Ihr Gitarrengeschrammel nicht die fantastische Darbietung meiner Künstlerin übertönt.« Ein theatralisches Seufzen erklang. »Sie ist eine Virtuosin auf der Geige. Es wäre eine Schande.«

Der Klang der Stimme kitzelte eine Erinnerung in Lauras Kopf. Sie hatte sie ebenfalls schon einmal gehört, wenn auch noch nicht so oft. Doch langsam kristallisierte sich ein Bild des Sprechers heraus. Dunkle, fast schwarze Haare, kurz geschnitten, eine lange Leinenhose, ein Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln über kräftigen Unterarmen. Ein glutvoller Blick und ein leicht arroganter Zug um die Lippen. Eine Gänsehaut überzog Lauras Unterarme, und sie konnte nicht genau sagen, ob es eine der guten oder der schlechten Art war.

Dann erklang wieder Ben, und die Gänsehaut ebbte ab. »Eine … Also wirklich! Bloß, weil wir hier eine andere Vorstellung von Spaß haben, heißt das noch lange nicht …«

»Mein lieber Ben.« Die Stimme klang immer noch ruhig, doch etwas hatte sich geändert. Der Unterton war härter geworden, beinahe schneidend. »Natürlich sollen Sie und Ihre … Gäste Spaß haben. Aber nicht auf Kosten meines Unterhaltungsangebots. Das Barbecue letzte Woche hat wieder einmal gezeigt, dass Rücksichtnahme nicht zu erwarten ist. Vielleicht verlagern Sie Ihre Partys demnächst einfach runter zum Glampingplatz. Da sind Sie und Ihre Gäste unter Ihresgleichen, können mit der Trommel ums Lagerfeuer tanzen und vegane Pizza essen, während wir uns hier oben der stilvollen Unterhaltung hingeben.«

Das war eindeutig Rafael Monteiro Junior. Der neue Chef der Vila Calma, seit sein Onkel im Gefängnis weilte. Der Mann, der Ben noch vor ein paar Wochen ein angenehmes nachbarschaftliches Miteinander versprochen hatte.

Ob er das vielleicht vergessen hatte? Ob sie ihn möglicherweise mal daran erinnern sollte? Aber das würde sicher nichts bringen. Manche Dinge änderten sich nie, und das hier klang wie eine Wiederholung des Konflikts, den schon sein Onkel mit Ben gehabt hatte.

Und Ben schien genauso darauf zu reagieren.

»Laura! Meu amor!«, erklang eine fröhliche Stimme hinter ihr. Laura sprang auf, knickte mit dem kleinen Zeh um und wäre beinahe gestürzt. Auf einem Bein hüpfend drehte sie sich um. Mariella, groß, schlank und strahlend wie immer, kam auf sie zu gestürmt. Ihre dunklen Haare wehten hinter ihr her. »Hätte ich gewusst, dass du schon wach bist … Was ist denn mit deinem Fuß? Soll ich ihn mir mal ansehen?« Die Yogalehrerin hatte Laura erreicht und zog sie in ihre Arme. Lauras Nase befand sich ungefähr auf Mariellas Brusthöhe. Es gab sicher einige Männer, die genau davon träumten. Schnell erhob sich Laura auf Zehenspitzen, brachte ihre Nase so aus der Gefahrenzone und drückte zurück.

»Mariella, wie schön, dich zu sehen!« Und das meinte sie auch so.

Mariella sah sie schräg von oben an, dann lauschte sie. »Oh.« Ein Grinsen überzog ihr Gesicht.

Tja, erwischt. Dann konnte Laura auch einfach fragen. »Worum geht’s denn bei denen?«, raunte sie Mariella zu.

Die Yogalehrerin hob die Achseln und horchte weiter.

»Das Fischfest feiert man traditionell mit Lagerfeuer und Gitarre, nicht mit Geige und einem Feuerspucker.« Ben klang, als hätte er sich nur mit Mühe unter Kontrolle.

»Ah«, machte Mariella und nickte. Dann raunte sie: »In Colares findet bald das traditionelle Fischfest statt. Mit großem Essen und Feierlichkeiten überall. Und natürlich der Wettbewerb …« Sie überlegte einen Moment, dann fuhr sie fort: »Wer hat den Größten.«

Laura sah sie an und merkte geradezu, wie ihre Augenbrauen Richtung Haaransatz strebten. »Wer hat den Größten?« Das fochten Ben und Monteiro gerade aus, wie es klang.

Mariella schien die Anspielung nicht zu verstehen. »Na, den größten Fisch! Ben macht immer ein Fest für seine Gäste. Ein paar aus dem Dorf kommen auch.«

»Monteiro wohl nicht, was?«

Mariella schüttelte den Kopf. »Der macht irgendwas Stilvolles in der Vila Calma. Letztes Jahr hat er …«

Die Tür sprang auf, und Monteiro trat heraus. Er blickte von Mariella zu Laura. Seine Miene hellte sich merklich auf. »Mariella. Und die bezaubernde Laura, wie schön!« Er deutete eine leichte Verbeugung an.

Laura verschluckte sich beinahe an ihrer eigenen Spucke. Sie hustete. Bezaubernd hatte sie noch keiner genannt. »Ha… Hallo«, sagte sie, nachdem sie wieder genügend Luft bekam.

Mariella grinste, das konnte sie ganz genau aus dem Augenwinkel heraus erkennen.

»Ich wusste gar nicht, dass Sie bereits wieder in Colares sind, meine Liebe.« Er wandte sich zu Ben um, der hinter ihm im Türrahmen stand und die Spuren des Streits weniger gut verbergen konnte.

Fältchen hatten sich in seine Stirn gegraben, und seine Mundwinkel wirkten krampfhaft angehoben. »Was macht ihr zwei denn hier?« Begeistert wirkte er nicht, Laura zu sehen.

Seine Worte zwickten sie ein bisschen in die Magengrube. »Ich … beziehungsweise wir …«

»Wir wollten uns nur ein paar Pastéis de Nata aus der Küche holen. Man kann bis in den Yogapavillon riechen, dass Emeral gebacken hat.« Mariella straffte ihre Schultern. »Was dagegen?«

»Was sollte irgendjemand dagegen haben?« Monteiro lächelte. Als sein Blick Laura traf, legte er einen Hauch Feuer hinein. Sofort flackerte ein Flämmchen in ihrem Bauch auf. Vielleicht war es auch nur Hunger.

Sie lächelte zurück und nickte. »Ja, so ein Törtchen wäre jetzt toll.« Ihre Wangen fühlten sich warm an, und sie war nicht sicher, ob das an der Sonne lag, die erstaunlich heiß für diese Gegend auf sie hinabstrahlte.

»Oh, meine Liebe. Wenn Sie gutes Essen mögen, dann lade ich Sie ein, in drei Tagen das Fischfest mit mir in meinem Hotel zu verbringen. Mein Koch vollbringt wahre Wunder.« Wieder legten seine Augen ein paar Watt zu.

Ben hingegen kühlte merklich ab.

»Oh, ich? Ähm, danke …« Lauras Blick huschte zu Mariella. Ben noch einmal anzusehen, wagte sie nicht einmal.

»Das gilt natürlich ebenfalls für Sie, Mariella«, sagte Monteiro rasch, bevor Laura absagen konnte. »Überlegen Sie es sich in Ruhe.« Er nickte einmal in die Runde. »Ich freue mich, Sie dort zu sehen. Bom Dia.«

Ohne Ben noch eines Blickes zu würdigen, schritt er von dannen. Seine Haltung blieb gerade, sein Gang wirkte federnd. Laura kam nicht umhin, zu bemerken, dass ihr seine Rückansicht gefiel.

Ben schien das anders zu sehen. Er schnaubte. »So ein Affe. Kommt hierher, in mein Hotel, und will mir Vorschriften machen, wie und wo ich das Fischfest feiere. Doch das lasse ich mir nicht gefallen. Nicht mit mir«, schimpfte er vor sich hin. Er warf Laura und Mariella schnelle Blicke zu, als wollte er sagen: Ihr geht da doch wohl nicht hin, oder?

Laura zwang sich zu einem Lächeln, während ihr Magen sich bereits auf den Fisch freute, den der fantastische Koch zubereiten würde. Er gab ein lautes Knurren von sich, um auch alle anderen Anwesenden darüber zu informieren.

Mariella lachte. »Du brauchst wohl erst mal was anderes als Pastéis de Nata, meine Liebe.« Sie hakte ihren Arm unter Lauras Achsel unter. Für die richtige Position hätte sie in die Knie gehen müssen. Dann schob sie Laura geschickt in Richtung Haupttor. »Bis später, Ben. Ich bin wieder da zu dieser privaten Yogastunde.«

»Um fünf heute. Bitte denk daran«, rief der Besitzer von The Shacks ihnen hinterher. In seiner Stimme lag Unwillen, und Laura fragte sich, ob das an dem Streit mit Monteiro lag, oder nicht vielleicht auch ein bisschen an dessen Einladung an sie.

Kapitel drei – Leiche wird am besten kalt serviert

Mariella lenkte ihren kleinen Jeep die Straße hinab zu dem Kreisverkehr, am Glampingplatz vorbei und dann den Berg hoch in Richtung Praia das Maçãs. Apfelstrand. Laura erinnerte sich noch gut daran. In einer kleinen Bucht gelegen, war der Strand tatsächlich wie ein Apfel geformt.

Sie parkten an der Straße, wobei sie maximal zwei andere Autos blockierten. Doch vermutlich würden die sich ihren Weg notfalls freirammen. Jedenfalls sahen sie so aus, als wäre das schon das eine oder andere Mal geschehen.