Bom Dia, Morte! - Geister morden nicht - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Geister morden nicht E-Book

Mina Giers

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Ein Geist geht um auf der Maurenburg! Zumindest erzählen sich das die abergläubischen Damen des Bridgeclubs von Sintra, einem Nachbarort von Colares. Die Damen wollen außerdem beobachtet haben, wie eine leuchtende Gestalt eine Frau von den Zinnen des Castelo dos Mouros gestürzt hat! Nur eine der Bridge-Damen mag nicht an Geister glauben: Bens Oma Gabi. Also bittet sie ihren Enkel und Laura darum, in dem Todesfall zu ermitteln. Schnell finden die beiden heraus, dass die Tote nicht besonders beliebt war. Aber nicht nur die betagten Senioren schwören Stein und Bein, die leuchtende Gestalt gesehen zu haben. Es wird doch wohl nichts dran sein an der Geistergeschichte?

Über die Serie
: Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.
Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 175

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelWidmungKapitel eins – Etwas ist seltsam in der NachbarschaftKapitel zwei – Wo führen diese Stufen hin?Kapitel drei – Wen rufst du dann?Kapitel vier – Laura, die GeisterjägerinKapitel fünf – Die SchlüsselmeisterinKapitel sechs – Der TorwächterKapitel sieben – Niemals die Ströme kreuzenKapitel acht – Er schleimte mich vollKapitel neun – Das Jagen fühlt sich gut anKapitel zehn – Lass dich nicht allein erwischenKapitel elf – Ich hab keine Angst vor Geistern!Kapitel zwölf – Lasst uns Profis seinDanke!In der nächsten FolgeÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass du dich für ein Buch von beTHRILLED entschieden hast. Damit du mit jedem unserer Krimis und Thriller spannende Lesestunden genießen kannst, haben wir die Bücher in unserem Programm sorgfältig ausgewählt und lektoriert.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beTHRILLED-Community werden und dich mit uns und anderen Krimi-Fans austauschen möchtest. Du findest uns unter be-thrilled.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich auf be-thrilled.de/newsletter für unseren kostenlosen Newsletter an.

Spannende Lesestunden und viel Spaß beim Miträtseln!

Dein beTHRILLED-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Über diese Folge

Ein Geist geht um auf der Maurenburg! Zumindest erzählen sich das die abergläubischen Damen des Bridgeclubs von Sintra, einem Nachbarort von Colares. Die Damen wollen außerdem beobachtet haben, wie eine leuchtende Gestalt eine Frau von den Zinnen des Castelo dos Mouros gestürzt hat! Nur eine der Bridge-Damen mag nicht an Geister glauben: Bens Oma Gabi. Also bittet sie ihren Enkel und Laura darum, in dem Todesfall zu ermitteln. Schnell finden die beiden heraus, dass die Tote nicht besonders beliebt war. Aber nicht nur die betagten Senioren schwören Stein und Bein, die leuchtende Gestalt gesehen zu haben. Es wird doch wohl nichts dran sein an der Geistergeschichte?

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Geister morden nicht

Für Britta. Danke, dass du mit mir nach Portugal kommst, obwohl du es in Westfalen viel schöner findest!

Kapitel eins – Etwas ist seltsam in der Nachbarschaft

Laura wurde zwischen Ben und Mariella auf der Rückbank von Monteiros Limousine eingequetscht. Monteiro selbst saß bequem auf dem Beifahrersitz. Natürlich musste sie als die Kleinste der Gruppe wieder einmal in der Mitte sitzen. Doch immerhin konnte sie sich so unauffällig ein bisschen an Ben kuscheln, also hatte es einen Vorteil.

Monteiros Blick traf sie über den Umweg des Rückspiegels, den er sich extra dafür zurechtstellte. Dann huschte er zu Ben hinüber, und seine Augen verengten sich.

Irgendwie hatte Laura das Gefühl, dass er auf der Rückfahrt Ben den Vordersitz überlassen würde. Freiwillig. Ihre Mundwinkel zuckten. Kein schlechtes Gefühl, wenn zwei attraktive Männer um sie konkurrierten. Auch wenn sie vielleicht nur ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge war, um die sie in Konkurrenz standen. Ganz oben standen ihre Hotels, die Vila Calma, in der sie als Detektivin arbeitete, und The Shacks, Bens cooles Surfcamp.

Doch sie war ja dankbar dafür, dass ihr Chef sofort seine Limousine bereitgestellt hatte. Eigentlich hätte die Laura nämlich längst zum Flughafen bringen sollen. Doch so wie Ben eben geklungen hatte, handelte es sich um einen Notfall.

Ihr Handy vibrierte einmal kurz in ihrer Tasche. Sie musste gar nicht erst darauf schauen, um zu sehen, dass es eine Nachricht von Frederick war. Frederick, ihr ehemaliger Detektivkollege, der ein Problem hatte, das sie lösen sollte. Frederick, der sie in wenigen Stunden am Flughafen in Deutschland abholen wollte. Hoffentlich war er noch nicht losgefahren, als sie ihm geschrieben hatte, dass sie nicht kommen würde. Er würde nicht erfreut sein. Sicher käme ein bisschen was in die Detektei-eigene Fluchkasse.

Ben rutschte auf seinem Platz hin und her, jedoch ohne sich von ihr zu entfernen. Er roch nicht wie üblich nach Meer und Sonne, sondern nach Flugzeugessen und Deo. Aber er war ja auch vorhin erst aus Deutschland zurückgekehrt. Ob er dort diese Frau getroffen hatte, von der Mariella erzählt hatte? Carmen, die ihm einst das Herz brach? War er deswegen so nervös? Sie zupfte ihm ein langes blondes Haar vom Ärmel und fragte sich, ob das ihres war oder das einer anderen Frau.

Wenn du mich schon versetzt und die Büroräume der Detektei aufs Spiel setzt, dann kümmere dich wenigstens um den Fall!

Laura setzte sich aufrecht hin. Frederick hatte wie immer recht, auch wenn sie seine Stimme mal wieder nur in ihrem Kopf hörte. Er brauchte ihre Hilfe im Kampf mit der Vermieterin, und zwar so schnell wie möglich.

Aber hier ging es um Mord. Oder?

»Was genau hat deine Oma dir denn gesagt?«, fragte Laura an Ben gerichtet.

Der knetete seine Finger. »Na ja, Oma hat sich ja vor einigen Jahren in Sintra niedergelassen. Du weißt schon, da wo die Endstation der Straßenbahn ist.«

Laura nickte. »Weiß ich. Da ist so ein hübscher Palast, und ein botanischer Garten.« Und sicherlich ein paar weitere Sehenswürdigkeiten, die sie bisher verpasst hatte. Aber so war es doch immer, wenn man irgendwo lebte: Das ganze Touristenzeug guckte man sich nur an, wenn da jemand ermordet worden war. So wie jetzt vermutlich.

»Du wusstest das?« Ben sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dir von meiner Oma erzählt zu haben.«

»Hast du auch nicht. Ich meinte Sintra. Ich weiß, dass da die Straßenbahn endet.« Mit der war sie auch noch nicht gefahren. Na, vielleicht ergab sich im Laufe des Falles endlich die Gelegenheit. »Also, was war jetzt mit deiner Oma?«

»Ach so. Also, meine Oma hat mich hier ein paarmal besucht, und jedes Mal war ihr Rheuma danach so gut wie verschwunden. Vor zwei Jahren hat sie dann ihr Haus in Deutschland verkauft, sich ihren Rentenbescheid unter den Arm geklemmt und ist in eine kleine Wohnung unterhalb der Burg gezogen. Ganz nah an der Altstadt. Und sie kommt ganz prima die Treppen hoch und die ganzen schmalen Gassen entla…«

Laura starrte Ben ins Gesicht. Seine Miene wirkte so weich, wenn er von seiner Oma erzählte. Richtig schön. Trotzdem unterbrach sie ihn.

»Deine Oma ist sicher super, und ich freu mich schon, sie kennenzulernen.«

Die Limousine ging in eine scharfe Rechtskurve, und Laura rutschte näher an Ben heran. Er umfing sie mit dem Arm, und Monteiro schnauzte seinem Fahrer etwas zu. Vermutlich, dass er demnächst vorsichtiger fahren solle oder gefeuert würde.

»Aber wie ich an dieser Steigung erkenne, sind wir gleich da«, fügte sie hinzu. »Und ich wüsste schon gern, was deine Oma zu dem Mord zu sagen hat.«

Mariella hatte sich die ganze Fahrt über zur Tür gedreht und aus dem Fenster gesehen. Vermutlich, um Laura und Ben das Gefühl zu geben, ganz ungestört zu sein – oder so ungestört, wie man in einem vollbesetzten Auto eben sein konnte. Doch jetzt beugte sie sich über Laura hinweg zu Ben. »Ja, das wüsste ich auch gern!«

Sogar Monteiro schien die Ohren zu spitzen.

»Ach so. Das meinst du.« Ben atmete tief ein. An diese ständigen Leichenfunde hatte er sich noch nicht so recht gewöhnt, ahnte Laura. Aber das war ja auch etwas, an das man sich überhaupt nicht gewöhnen sollte. »Also, sie war in ihrem Bridgeclub. Einige ältere Damen, ein paar Einwanderinnen und ein paar Einheimische, die sich fast jeden Abend in einem Raum im Seniorenzentrum treffen. Das ist eine Begegnungsstätte für ältere Leute genau unterhalb der Burg, weißt du?«

»Welche Burg?« Laura blätterte in ihrem geistigen Notizbuch. Da war etwas mit einer Burg. Hatte der nette Fahrer, der sie bei ihren ersten Besuchen abgeholt hatte, nicht davon erzählt? Er hatte jede Menge Sehenswürdigkeiten aufgezählt, die man sich unbedingt ansehen sollte, und Laura hatte sich fleißig im Kopf Notizen gemacht. Stimmt, da stand es: Castelo dos Mouros. Maurenburg.

Doch anstatt zu antworten, deutete Ben durch sein Fenster nach draußen. Laura sah von ihrer Position nichts als saftig grüne Wälder. Pinien, wie sie inzwischen wusste, und ein paar andere Bäume. Eine grellrote Villa tauchte dazwischen auf und verschwand wieder. Aber das konnte Ben wohl nicht mit Burg gemeint haben.

Sein Deuten wurde nachdrücklicher, und die Stelle, auf die er zu zeigen schien, war von ihrer Position aus nicht zu erkennen. Sie lehnte sich zur Seite, bis sie über ihm hing, und hinderte mit einer Hand das Tuch, mit dem sie ihre Haare zurückhielt, am Verrutschen. Sie hatte es extra für Frederick umgemacht, weil er es ihr mal geschenkt hatte. Jetzt würde er das gar nicht zu sehen bekommen und hatte keine Gelegenheit, angemessen gerührt zu sein.

Ein grauer Steinwall tauchte oben in den Wäldern auf. Wenn sie sich weiter vorbeugte, könnte sie ihn sicher besser erkennen, doch sie benötigte bereits all ihre Muskelspannung, um nicht auf Bens Schoß zu landen.

Wobei, warum eigentlich nicht?

»Entschuldige bitte.« Ihn vorzuwarnen schien ihr nur höflich. Dann legte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seine Oberschenkel.

Monteiro stieß ein Zischen aus. Mariella quiekte freudig. Ben tat gar nichts. Nicht einmal atmen. Zumindest spürte Laura nicht, wie sich seine Brust hob und senkte. Nur der Fahrer lenkte stoisch den Wagen durch die nächste Kurve und ließ sich durch nichts ablenken. Das war bei der Fahrweise der übrigen Verkehrsteilnehmer auch wünschenswert.

Jetzt erhob sich auch aus Lauras Perspektive ein Gebilde aus grauen Steinen über den Baumwipfeln. Zinnen bildeten einen stilechten Abschluss der Mauern.

»Wow!«

»Ja, oder?«, fragte Mariella.

Erst dadurch bemerkte Laura, dass das »wow« von ihr gekommen war. Eigentlich nicht so toll, wenn das Mundwerk sich ungefragt selbstständig machte. Besonders in ihrem Job.

»Das ist die Burg, die ich meinte.« Bens Stimme klang atemlos. Er sollte dringend mal normal Luft holen.

Laura richtete sich wieder auf. Nicht, dass sie ihm noch etwas abklemmte. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, was diese Ritter in den Andenkenläden zu suchen hatten. »Okay. Und was hat deine Oma jetzt im Seniorenzentrum unter der Burg gesehen?«

Ben räusperte sich. »Sie hat nichts unter der Burg gesehen. Sie hat etwas auf der Burg gesehen.«

»Und was?« Sonst kannte sie nur Frederick, der sich die Informationen so aus der Nase ziehen ließ.

Die Stimme des liebenswerten Surfcampbesitzers wurde tonlos. »Einen Geist.«

Mariella an Lauras anderer Seite erschauerte. Monteiro lachte humorlos auf. Dann sagten sie nahezu gleichzeitig: »Die weiße Frau«, allerdings mit völlig anderen Betonungen.

Monteiro klang abfällig, Mariella ehrfürchtig.

Laura lehnte sich zurück. »Bitte was?«

Ben zuckte die Schultern. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber meine Oma ist nicht verrückt. Und sie war nicht die Einzige, die sie gesehen hat.« Er räusperte sich. »Am besten, wir warten ab, bis Junior und sein Fahrer uns in Sintra absetzen und du selbst mit ihr sprechen kannst.«

Laura musste sich ein Grinsen verkneifen. Als ob Monteiro einfach wieder abfuhr, wenn sie in Sintra waren. Dafür war er sicher nicht mitgekommen. »Klar. Wenn du noch nicht mehr weißt.«

Ben schüttelte den Kopf. »Ich habe ja auch nur ganz kurz mit ihr telefoniert, als ich am Flughafen gelandet bin.«

»Du lässt sofort alles stehen und liegen, wenn deine Oma anruft?« Laura bemerkte, wie sich ihre Mundwinkel jetzt doch hoben. Der Charakterzug gefiel ihr gut. Ein liebevoller Familienmensch, genau, wie sie es erwartet hatte.

»Na ja, ich hatte drei Anrufe in Abwesenheit auf dem Handy, als ich es wieder eingeschaltet hatte. Meine Oma ist über achtzig. Ich dachte, da wäre wer weiß was passiert.«

»Und dabei spinnt sie nur ein bisschen«, murmelte Monteiro.

»Rafi!«, kam es in vorwurfsvollem Tonfall von Mariella.

Monteiro besaß immerhin so viel Anstand, den Blick zu senken. Vielleicht wurde er sogar ein wenig rot unter seiner Sonnenbräune und dem perfekten Dreitagebart. Ganz sicher versteckte sich irgendwo da drin auch ein bisschen Mitgefühl und Nächstenliebe. Er brauchte vielleicht nur einen Menschen, der sie rauskitzelte.

Und das willst du sein? Du versetzt mich in Deutschland und riskierst, dass der Mietvertrag ausläuft, damit du einen Portugiesen mit mindestens zweifelhaftem Sinn für Recht und Anstand kitzeln kannst?

Frederick sprach ja doch noch mit ihr. Wie beruhigend. Dann ging zumindest ihr eigenes Unterbewusstsein davon aus, dass er nicht für immer den Kontakt zu ihr abbrechen würde.

Es kreischte infernalisch, ein in den Ohren schmerzendes Geräusch von Metall auf Metall, und im nächsten Moment bog die nostalgische Straßenbahn um die Kurve, die Sintra mit der Praia das Mãças verband.

»Das nächste Mal fahren wir damit nach Sintra«, murmelte Ben. »Dann müssen wir uns nicht mit Junior rumärgern.« Er sprach in Richtung Fenster und so leise, dass Laura nicht sicher war, ob Monteiro ihn verstanden hatte. Seinem Gesicht konnte man es jedenfalls nicht ansehen.

Als sie auf gleicher Höhe waren, hob sie die Hand und winkte den lachenden Menschen zu, die auf den unbequem aussehenden Bänken herumrutschten und so aussahen, als würden sie es genießen. Kinder hingen aus den Fensteröffnungen und winkten strahlend zurück. Sicherlich freuten sie sich auf einen Tag am Strand und scherten sich überhaupt nicht um harte Sitze und ratternde Schienenfahrzeuge. Heute war es auch schon fast so warm, dass sogar Laura überlegen würde, mit den Füßen in den Atlantik zu gehen. Sie würde es vielleicht nicht machen, aber drüber nachdenken schon. Der erste richtig schöne Frühlingstag nach einer eher kühlen Phase.

Dann bog die Limousine um die Kurve und ließ die Straßenbahn hinter sich. Sie fuhren in ein hübsches Örtchen ein, und Ben beugte sich ein wenig vor, um dem Fahrer den Weg zu beschreiben. Die portugiesischen Worte für links, rechts, geradeaus und Kreisverkehr hatte Laura fast als Erstes gelernt. Immerhin gab es in Colares unten am Glampingplatz auch einen Kreisverkehr, den man kaum vermeiden konnte, wenn man durch den Ort fuhr.

Der Chauffeur kurvte das große Gefährt durch die Straßen von Sintra. Die Maurenburg war aus Lauras Sichtfeld verschwunden. Sie musste irgendwo vor ihnen auf dem Hügel thronen. Allerdings sah sie durch die Windschutzscheibe nur Autos, Touristen, malerische Gassen und eindrucksvolle Gebäude. Als sie einen großen Bogen um eine tiefergelegene Parkanlage fuhren, tauchte ein imposantes Bauwerk mit großen kegelförmigen Kaminen zu ihrer Rechten auf.

»Der alte Nationalpalast«, sagte Ben und zeigte darauf.

»Ich dachte, das wäre dieses tolle Bauwerk mit dem gelben Turm, das ich mit Mariella besichtigt habe.« Laura biss sich auf die Zunge. Wie gern hätte sie schon mehr von der Gegend gesehen. Doch bald begann die Saison wieder, und dann würde ihr die Zeit fehlen. Was hatte sie eigentlich den ganzen Winter über gemacht, außer Portugiesisch zu lernen?

Sie konnte doch nicht bei allen Sehenswürdigkeiten darauf warten, dass da mal eine Leiche auftauchte.

»Das war der Palácio da Pena, meine Liebe« Mariella klang stolz und kein bisschen verärgert, dass Laura das nicht auf die Reihe bekam. »Wir haben so viele Sehenswürdigkeiten, da kann man schon mal durcheinanderkommen!« Sie strahlte.

»Der war auch richtig schön«, sagte Laura schnell.

Zum Glück hielt die Limousine dann, und der Fahrer nuschelte irgendetwas, das Laura unmöglich verstehen konnte. Sie sah geradezu die Silben, die in seinem Bart hängenblieben und nicht ihr Ohr erreichten. Wenn ein Portugiese nicht wollte, dass sie ihn verstand, würde er wohl immer einen Weg finden.

Monteiro nickte. »Er lässt uns hier raus und fährt zu dem Parkplatz am Rathaus. Hier kann er nicht stehen bleiben.«

Das würde Laura auch so sagen. Die Straße war so eng, dass sie es nicht einmal gewagt hätte, hier hereinzufahren. Allerdings hatten andere Verkehrsteilnehmer damit kein Problem. Hinter ihnen hupte es bereits.

Monteiro stieß seine Tür auf und sprang geschmeidig hinaus. Mariella tat es ihm gleich. Da Ben etwas länger zu brauchen schien und sein Ausstieg von Ächzen und Stöhnen begleitet wurde, kletterte Laura auf der Seite der beweglichen Yogalehrerin von dem Rücksitz. Eine gepflegte Männerhand streckte sich ihr entgegen, und schon landete sie an Monteiros Seite auf dem Pflaster.

Ben streckte seinen Rücken durch. Es knackte, und er wirkte älter als sonst, was ihm eindeutig unangenehm war. »Ich bin ja heute schon ein paar Stunden geflogen.« Sein Blick fiel auf Monteiro, der immer noch Lauras Arm hielt, und verfinsterte sich. »Du kannst ruhig wieder einsteigen, Junior. Wir kommen ab jetzt allein zurecht. Zurück fahren wir mit der Elétrico.«

Monteiros Miene blieb reglos. Er sagte ein paar Worte zu seinem Fahrer, die Ben sichtbar nicht gefielen. Dann wandte er sich an Mariella und Laura. »Ich war schon so lange nicht mehr in Sintra. Es ist mir eine Ehre, die Damen zu begleiten. Und mit der Straßenbahn bin ich das letzte Mal als Kind gefahren.« Jetzt wirkte er tatsächlich ein wenig aufgeregt.

Der Chauffeur ließ den Motor aufheulen und fuhr dann ohne Rücksicht auf Verluste rückwärts aus der Straße wieder hinaus. Hinter ihm erstarb das Hupen, und der Besitzer des Wagens, der die Straße blockierte, sah zu, dass er den Rückwärtsgang einlegte. Von Lauras Position aus sah es so aus, als wäre es schon ordentlich knapp.

Ben seufzte nur noch mit einem Blick auf Monteiro, dann zeigte er auf eine Treppe mit flachen Stufen, die von der Straße weg und in einen höher gelegenen Teil des Ortes führte. »Das Seniorenzentrum ist dort oben.«

Kapitel zwei – Wo führen diese Stufen hin?

Schon nach wenigen Stufen hatte Laura größten Respekt vor den Senioren, die diesen Weg regelmäßig auf sich nahmen. Der Begriff barrierefrei existierte vermutlich in Sintra nicht.

Die Tritte waren zwar recht flach und breit, doch so unregelmäßig hoch, dass Laura mehrmals beinahe stolperte. Und die kleinen Pflastersteine waren von unzähligen Schuhsohlen so poliert worden, dass ihre Füße kaum Halt fanden. Es fühlte sich an, als würde sie auf Eis herumrutschen. Bei Regen musste der Weg die Hölle sein.

Außerdem nahm er kein Ende.

Mariella sprang federnd Stufe um Stufe empor. Auch Monteiro schritt gewohnt dynamisch vor ihnen her. Nur Ben schien mit ihr mitzufühlen. Vielleicht war das ein deutsches Problem. Sicherlich waren sie einfach nur verwöhnt von der Städteplanung in ihrer Heimat. Dann fiel Laura ein, dass Bens Oma auch Deutsche war, und ihre Achtung vor dieser offenbar sehr anpassungsfähigen Frau schraubte sich in ungeahnte Höhen.

»Gibt’s hier keinen Aufzug?«, fragte Laura so leise, dass hoffentlich nur Ben sie verstehen konnte. Dabei dachte sie an diesen Straßenaufzug in Lissabon, mit dem man bequem von der Unterstadt in die Oberstadt gelangte, ohne sich einen steilen Weg emporschlängeln zu müssen.

Ben lachte humorlos auf. »Das hält fit«, sagte er leicht außer Atem. »Und wir sind sofort da.«

Tatsächlich waren Monteiro und Mariella bereits vor einem hübschen Gebäude mit einer breiten, schmiedeeisernen Tür stehen geblieben. Ein graviertes Schild hatte sie wohl darüber informiert, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.

Sobald auch Ben und Laura zu ihnen aufschlossen, wurde die Tür bereits aufgerissen. Eine alte Dame in einem geblümten Kleid und hochgesteckten grauen Haaren stand vor ihnen und stemmte resolut die Hände in die Hüften.

»Por Amor de deus!«, stieß sie aus. Dann riss sie Ben an sich und drückte ihn fest. »Endlich bist du da, mein Junge. Und ich sehe, du hast die angeforderte Verstärkung mitgebracht.«

Sie ließ Ben wieder los, der sich schnell die verstrubbelten Haare zurechtzupfte. Die Finger der alten Dame waren wohl flink. Laura hatte gar nicht gesehen, wie sie sich durch Bens Surferfrisur gewühlt hatten.

Monteiro machte einen raschen Schritt nach hinten, aus der Reichweite der Frau hinaus. Doch ihre Aufmerksamkeit schien sich auch eher auf die jüngeren Frauen zu richten. Sie nickte Mariella freundlich zu, und Fältchen kräuselten sich um ihre Augen. Dann wandte sie sich Laura zu.

Die schluckte, hielt ihrem Blick aber stand. Musste sie sich für eine Kuschelattacke wappnen?

Doch ihre Sorge war unbegründet. »Sie müssen die Detektivin sein.« Die alte Dame streckte ihr eine Hand hin, die ein hübscher Ring mit einem großen grünen Stein zierte. »Hoffentlich können Sie schnell Licht ins Dunkel und die anderen Senioren zu Verstand bringen. Meine Freundinnen und ich, wir wollen endlich nicht mehr ganz allein in diesem riesigen Raum Bridge spielen!«

Mit diesen Worten machte sie einen Schritt zurück und breitete einladend die Arme aus. »Kommt rein, kommt rein. Es ist ohnehin fast niemand da, der sich daran stören könnte.«