Bom Dia, Morte! - Mord unter Pinien - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Mord unter Pinien E-Book

Mina Giers

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Laura tritt endlich ihren neuen Job als Hoteldetektivin in der Vila Calma an! Um Laura mit ihrer neuen Heimat Portugal vertraut zu machen, schleppt Yogalehrerin Mariella sie auf eine Wanderung durch den wunderschönen Pinienwald von Colares. Doch auf dem Rückweg machen die beiden Frauen eine schreckliche Entdeckung: Der alte Simao sitzt tot auf einem Sessel mitten im Pinienwald! Neben dem Toten trauert dessen Hund Momo. Laura ist sich sicher, dass der bei allen Dorfbewohnern so beliebte Landstreicher ermordet wurde. Und tatsächlich führt Momo sie auf eine erste heiße Spur. Hat der Hund den Mord an seinem Herrchen etwa beobachtet und kann Laura helfen, den Mörder zu finden?

Über die Serie: Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.
Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelWidmungKapitel eins – FreiheitKapitel zwei – Geh nach WestenKapitel drei – Wer es findet, darf es behaltenKapitel vier – Misstrauische GedankenKapitel fünf – Süße FluchtKapitel sechs – Wer hat die Hunde rausgelassen?Kapitel sieben – Ein weiterer Abend im ParadiesKapitel acht – Frag doch einfachKapitel neun – Weg ins NirgendwoKapitel zehn – Falsche RichtungKapitel elf – Überraschung, ÜberraschungKapitel zwölf – Heim, süßes HeimKapitel dreizehn – Auf frischer TatKapitel vierzehn – Das Dach steht in FlammenKapitel fünfzehn – Warme SommernachtDanke!Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über diese Folge

Laura tritt endlich ihren neuen Job als Hoteldetektivin in der Vila Calma an! Um Laura mit ihrer neuen Heimat Portugal vertraut zu machen, schleppt Yogalehrerin Mariella sie auf eine Wanderung durch den wunderschönen Pinienwald von Colares. Doch auf dem Rückweg machen die beiden Frauen eine schreckliche Entdeckung: Der alte Simao sitzt tot auf einem Sessel mitten im Pinienwald! Neben dem Toten trauert dessen Hund Momo. Laura ist sich sicher, dass der bei allen Dorfbewohnern so beliebte Landstreicher ermordet wurde. Und tatsächlich führt Momo sie auf eine erste heiße Spur. Hat der Hund den Mord an seinem Herrchen etwa beobachtet und kann Laura helfen, den Mörder zu finden?

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Mord unterPinien

Für Alex.Weißt du noch?

Kapitel eins – Freiheit

Laura riss das Paketband ab. In langen Streifen segelte es zu Boden. Ihre Finger zitterten dabei vor Aufregung.

Ihre Sachen! Endlich waren ein paar ihrer persönlichen Dinge angekommen, mit denen sie ihr Zimmer in der Vila Calma etwas gemütlicher gestalten konnte. Wobei man sagen musste, dass Monteiro – wann gewöhnte sie sich endlich daran, ihn Rafael zu nennen? – sich wirklich alle Mühe gab, dass sie sich hier in seinem Hotel wohlfühlte. In den vier Wochen, die sie bereits für ihn arbeitete, hatte er ihr jeden Wunsch erfüllt. Ihr Zimmer lag direkt unter dem Dach und hatte einen Balkon mit einer herrlichen Aussicht. Die anderen Angestellten wohnten eher im unteren Bereich. Wenn Laura es richtig mitbekommen hatte, sollten einige von ihnen sogar einen Tageslichtentzugs-Zuschlag verlangen dürfen.

Monteiro hatte dazu nur gemeint, dass sie in ihrem Job schließlich den Überblick über alles behalten müsse. Allerdings befand sich sein Luxusappartement auf der gleichen Etage, und sie begegneten sich auffällig oft im Flur, wenn sie auf dem Weg zum Frühstück war oder sich für eine kurze Siesta zurückziehen wollte. Aber vielleicht hatten sie auch einfach einen sehr ähnlichen Rhythmus.

Es störte sie nicht gerade, ihm so oft zu begegnen. Sein Blick kribbelte so schön. Auch die Tatsache, dass sie von ihrem Balkon aus einen hervorragenden Ausblick auf die Terrasse von The Shacks hatte, machte ihr absolut nichts aus. In den letzten vier Wochen hatte sie ausreichend Gelegenheit gehabt, ein paar Gewohnheiten von Ben, dem netten Besitzer des Surfcamps, herauszufinden. Zum Beispiel schien er sich morgens bevorzugt mit offenem Hemd und der Kaffeetasse in der Hand von der Sonne kitzeln zu lassen. Dabei war es von Vorteil, dass sie selbst so klein war, dass er sie wohl kaum hinter der Brüstung entdecken würde. Allerhöchstens ihr heller Haarschopf leuchtete in der Sonne.

Es hatte eben auch Vorteile, nicht so groß zu sein.

Sie atmete noch einmal tief durch, dann klappte sie den Deckel des Kartons auf. Im Koffer war einfach nicht genug Platz gewesen, als sie sie sich letzten Monat endgültig nach Portugal aufgemacht hatte. Ihr Kollege hatte ihr beim Abschied versprochen, ihr hinterherzuschicken, was sie brauchte. Er war leicht zerknirscht und missmutig gewesen, aber immerhin hatte er offensichtlich nicht vor, sie vollständig aus seinem Leben zu streichen.

Was Frederick ihr wohl eingepackt hatte? Bücher? Ein bisschen zusätzliche Kleidung? Diese Kekse, die sie so liebte, und ihr Kopfkissen, das genau die richtige Höhe hatte, damit sie nicht schnarchte?

Tatsächlich leuchtete ihr der grüne Bezug entgegen, den er ihr für das Kissen mal geschenkt hatte. Laura stutzte. Sie hasste diesen Bezug und nutzte ihn so gut wie nie. Er kratzte, und die Farbe erinnerte sie immer an Nasenschleim, wenn man richtig, richtig krank war. Ob Frederick das Kissen neu bezogen hatte, um sie zu ärgern?

Dass ich es bezogen habe, damit du an mich denkst, kommt dir wohl nicht in den Sinn, was?, hörte sie ihren ehemaligen Geschäftspartner in ihrem Kopf herummotzen. Na, das Meckern vermisste sie nun wirklich nicht.

Oben auf dem Kissen lag ein in Zeitungspapier eingewickelter flacher Gegenstand. Sie packte ihn aus. Es war ein ihr unbekanntes Foto in einem goldenen Rahmen, den sie ebenfalls noch nie gesehen hatte. So viel dazu, sich hier persönlicher einzurichten. Das Foto zeigte einen mürrisch aussehenden Frederick, der mit starrem Blick in die Kamera sah. Laura musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn er hoffte, sie so dazu zu bringen, zurückzukommen, dann hatte er sich aber geschnitten. Das war ja eher abschreckend.

Wenigstens hielt der Rest des Inhalts keine bösen Überraschungen mehr bereit. Tatsächlich konnte sie ein paar ihrer Lieblingsbücher in das kleine Regal neben dem Bett stellen, und den Seidenschal ihrer Großmutter hängte sie über die Stehlampe. Genau, wie sie es in ihrer alten Wohnung gemacht hatte. Nur der vertrocknete Farn ganz unten hätte nicht unbedingt sein müssen. Vermutlich war das Fredericks Art, ihr zu sagen, wie sehr er ohne sie litt. Exemplarisch dargestellt mit dem Leiden dieser Pflanze.

Ungerührt ließ Laura sie mitsamt Topf in den Mülleimer fallen. Hoffentlich war wenigstens Frederick noch zu retten. Sie sollte vielleicht seiner Nachbarin, der Frau Müller, Bescheid sagen, damit sie ihn hin und wieder ein bisschen beschimpfte.

Das würde ihm guttun. Frau Müller vermutlich auch. Laura hatte das unbestimmte Gefühl, dass Frederick kein einfacher Nachbar war.

Gerade als sie das Zeitungspapier, in dem der Bilderrahmen eingewickelt war, hinterherwerfen wollte, stutzte sie. Eine Anzeige zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie glättete die Seite und musste grinsen.

»Privatdetektei Frederick Stahl und Laura Holler. Wir übernehmen jeden Fall – Auch Ihren!«

Ihr Partner hatte extra eine Seite ausgewählt, auf der ihre gemeinsame Anzeige gedruckt war. Doch er hatte ihren Namen mit einem roten Stift ausgestrichen, und über das Wir hatte er ein Ich gekritzelt. »Dieser verdonnerte Duselkopp«, murmelte sie. Der Mann zog wirklich alle Register. Sie beugte sich näher über das Papier. War das etwa mit einem Buntstift bearbeitet?

Anstatt es wegzuschmeißen, faltete sie das Papier ordentlich zusammen und legte es in die Schublade ihres Nachttischs. Das Foto stellte sie oben drauf. So war Frederick das Letzte, was sie sah, bevor sie einschlief, und das Erste, wenn sie wieder aufwachte.

Ganz offensichtlich hatte sie selbst das Bedürfnis, sich ein bisschen dafür zu bestrafen, dass sie einfach abgehauen war, um im Paradies zu arbeiten.

Ihr Handy vibrierte. Das Display zeigte Mariellas strahlendes Lächeln. Ihr Gesicht wurde eingerahmt von weich fallenden dunklen Wellen. Egal, wie oft Laura es versuchte, es gelang ihr einfach nicht, ein Bild ihrer Freundin zu machen, auf dem sie nicht lächelte und absolut bezaubernd aussah. Das musste die geheime Superkraft der Yogalehrerin sein.

Der Anruf war das vereinbarte Zeichen. Mariella wartete also bereits auf sie. Laura sprang auf und stellte den Karton neben den kleinen Kühlschrank. Sie würde sich später bei Frederick dafür bedanken. Jetzt war sie verabredet. Sie zerrte ihre Turnschuhe aus den Tiefen des Schranks und schlüpfte hinein, dann band sie sich die Haare zusammen.

Draußen auf dem Flur rannte sie beinahe Monteiro in die Arme. Es war wirklich unheimlich, und sie konnte nicht einmal behaupten, dass er ihr auflauerte. Ständig war er schon da, wenn sie die Tür öffnete. Vermutlich dachte er, dass sie immer hinter der Tür wartete, bis er seine Suite verließ.

Lauras Gesicht wurde warm bei dem Gedanken. Das wäre ihr sehr unangenehm.

»Bom Dia, liebe Laura«, begrüßte er sie mit einem strahlenden Lächeln. Sollte er diesen Verdacht haben, schien es ihm jedenfalls nichts auszumachen.

»Bom Dia,Rafael.« Sie lächelte zurück, und das nicht nur, weil er ihr Chef war. Diesen Mann musste man einfach anlächeln. Er sah aus wie der geborene Latin Lover. Auch wenn er vielleicht, vielleicht auch nicht, Kontakte zur Unterwelt hatte.

»Sie haben heute frei, nicht wahr?« Sein Blick ließ ihre Knie weich werden. Er kannte ihren Dienstplan immer sehr genau.

Sie nickte. Dann zögerte sie. »Es sei denn, Sie brauchen mich?« Hoffentlich sagte er Nein. Obwohl, wenn sie daran dachte, was Mariella heute für sie geplant hatte, sollte sie sich vielleicht lieber wünschen, dass er Ja sagte. Ihre Freundin hatte etwas von Wandern, luftiger Kleidung und viel Wasser mitnehmen gesagt, und das alles mit einem für ihre Verhältnisse verschlagenen Ausdruck in den Augen.

Doch Monteiro schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich möchte unbedingt, dass Sie sich heute erholen. Freie Tage sind enorm wichtig für das seelische und körperliche Gleichgewicht. Und Sie hatten noch nicht allzu viel Gelegenheit, Ihren Aufenthalt hier in Colares richtig zu genießen.«

Er spielte vermutlich auf die enorm spannende Aufklärung des Toilettenpapierdiebstahls an, die sie bereits geleistet hatte. Oder auf den Fall der verschwundenen Poolliege.

Oder natürlich auf die Ermordungen eines Gastes von The Shacks mit einem Rochenstachel und des Fischhändlers auf Eis, die sie in den vergangenen drei Monaten aufgeklärt hatte. Das war auch möglich.

»Das werde ich. Versprochen«, sagte sie, während sie nebeneinander die Treppe hinuntergingen. Noch eine Gemeinsamkeit: dass sie nie den Aufzug nahmen.

Unten nahm Monteiro ihre Hand und drückte sie. Seine Finger waren warm und trocken, und die Geste wirkte bei ihm überhaupt nicht so übergriffig, wie sie das bei so manch anderem Mann getan hätte.

Der Mann war ein Phänomen.

Laura wartete, bis er in seinem Büro verschwunden war, bevor sie den Weg in die weitläufige, gepflegte Gartenanlage der Vila Calma einschlug. Hinter dem dritten Massagepavillon auf der rechten Seite stahl sie sich auf einen schmalen Pfad, der den Augen der meisten Menschen wohl entgangen wäre. Doch sie war nicht wie die meisten Menschen. Na gut, und sie kannte den Weg aus einem ihrer früheren Fälle.

Er führte sie dicht an der Mauer entlang, die zwischen The Shacks und der Vila Calma errichtet worden war. Manchmal dachte Laura, dass es für alle besser war, diese beiden Hotels so gut wie möglich voneinander abzuschirmen. Sie waren so unterschiedlich, dass sie einander ansonsten womöglich einfach gegenseitig ausgelöscht hätten – wie Materie und Antimaterie.

An der schmalen Pforte, die ins Gebüsch hinter dem Whirlpool von The Shacks führte, blieb sie stehen und sah sich noch einmal um, bevor sie ihren Dietrich in das Schloss gleiten ließ. Es öffnete sich anstandslos, und sie schlüpfte hindurch. Dann lief sie am Whirlpool vorbei den Weg entlang zum Haupthaus.

Mariella erwartete sie bereits vor der Tür mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Wie immer also. Und das, obwohl sie den Kopf schüttelte. »Irgendwann erwischt dich mal einer der beiden, wie du da durchgehst, und dann wird derjenige den Durchgang für immer zumauern!«

Laura zuckte die Schultern. »Na, dann ist das halt so. Aber bis dahin nutze ich es aus, nicht auf der Straße um den halben Block laufen zu müssen.« Und das ohne Bürgersteig. Ihr nächster Gedanke ließ sie grinsen. »Und wenn das passiert, besorg ich mir eine Leiter und klettere über die Mauer.«

Mariella lachte auf. »Das kann ich mir bei dir auch richtig vorstellen.« Sie deutete nach drinnen. »Wollen wir noch einen Happen essen, bevor wir losziehen? Du wirst jede Stärkung gebrauchen können.«

Oje. Jede Stärkung gebrauchen? Das waren ja schöne Aussichten. Hoffentlich vergaß Mariella nicht, dass Laura keine Berufssportlerin war wie sie selbst. Und dass sie mit ihren kurzen Beinen vermutlich doppelt so viele Schritte machen musste.

Doch dann sah sie das Blitzen in den Augen der Yogalehrerin. Es ging hier nicht um eine Stärkung.

Schon konnte Laura durch die Glasscheibe in der Tür sehen, wie Ben von der Rezeption in Richtung Frühstücksraum ging. Leider schien er das Hemd in der Zwischenzeit geschlossen zu haben. Sehr schade.

Also nickte sie. »Eine kleine Stärkung kann ja nie schaden, oder?«

»Sag ich doch!« Mariella stieß die Tür auf und winkte Emeral. Die Frau mit den weiten Pluderhosen und den Dreadlocks trug gerade eine Platte mit Aufschnitt und geschnittenem Gemüse hinter Ben her. Der Anblick der Paprika ließ Laura das Wasser im Mund zusammenlaufen. Hier schmeckte wirklich alles viel besser als in Deutschland.

Kapitel zwei – Geh nach Westen

»… geht so nicht, Senhor Waldhoff«, schimpfte gerade ein Mann auf Portugiesisch und deutete dann nach draußen auf den Grillplatz, auf dem sich eine Horde Halbstarker in viel zu großen Klamotten breitgemacht zu haben schien. Sie lungerten auf den Bänken herum und bewarfen sich gegenseitig mit Essen. Einer schleuderte eine schwer aussehende Metallkette herum, die in unregelmäßigen Abständen gegen die Kante des Tisches knallte.

Der Mann zuckte jedes Mal zusammen und warf Blicke nach draußen, die geeignet wären, jemanden zu erdolchen. Dann folgten ein paar Worte, die Laura nicht verstand.

Sie versuchte dennoch, zuzuhören, um ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Portugiesisch war unheimlich kompliziert, und es gab viel zu viele unregelmäßige Verben. Deswegen machte sie neuerdings auch einen Online-Kurs. Bisher beschränkten sich ihre Fähigkeiten noch auf Floskeln, ein paar einfache Ausdrücke und den Satz »Ich glaube, Sie haben ein Geheimnis mit dem Fleischer«.

Hier in Colares wusste man nie, wofür man den mal brauchen konnte.

Zwei mürrisch aussehende Frauen traten hinzu und nickten bekräftigend. Sie positionierten sich hinter dem schimpfenden Mann, als wollten sie ihm den Rücken stärken. Ben sah ebenfalls nicht besonders glücklich aus. Er blickte abwechselnd von dem Gast vor sich zu den Frauen, den Jungs draußen und dann zu Emeral, als erhoffte er sich Hilfe von ihr. Dabei nickte er und gab ein paar beruhigende Laute von sich.

Das schien auf den Mann jedoch die gegenteilige Wirkung zu haben. Als er sich umdrehte, konnte Laura sehen, dass sein Gesicht hochrot war. Damit bildete es einen hübschen Kontrast zu dem weißen T-Shirt mit der Aufschrift »I shot J. R.«, das sich über seinem ausladenden Bauch spannte. Abgesehen davon sah er nicht unbedingt aus wie der typische Gast eines Surfcamps, dafür war sein Haarschnitt viel zu spießig. Als er Laura und Mariella passierte, murmelte er etwas, das sich für Laura anhörte wie »Ich bin Besseres gewohnt« oder vielleicht auch »Früher war ich Besseres gewohnt«. Sie sollte Mariella danach fragen, sobald er außer Hörweite war. Dann setzte er sich auf einen freien Stuhl und ließ ein kleines Metallkästchen aufschnappen und wieder zuklappen.

Das Geräusch war noch viel nerviger als sein Meckern, doch ihn schien es zu beruhigen.

Die beiden Frauen belagerten Ben leider noch immer, sodass Mariella Laura kurzerhand zum Buffet zerrte und ihr einen Teller in die Hand drückte. Laura warf noch einen verstohlenen Blick über die Schulter. Die beiden sahen dummerweise so aus, als könnten sie nicht nur surfen, sondern betrieben auch so ziemlich jede andere Sportart erfolgreich und oft. Allein die Waden der einen … Kein Wunder, dass Bens Aufmerksamkeit abgelenkt war. Doch im Vorbeigehen sah Laura, wie seine Augen merklich aufleuchteten. Er hob die Hand, und sie formte mit den Lippen ein stummes »Hi«.

Er lächelte zurück. Na also.

Mariella strahlte, als sei das ihr Verdienst, und summte eine fröhliche Melodie.

»Bist du verliebt?«, fragte Emeral sie auf Portugiesisch, als sie einen Korb mit frischen Brötchen zum Buffet brachte.

Mariella schüttelte den Kopf und schnappte sich im Vorbeigehen ein Körnerbrötchen. »Não.« Grinsend sah sie zu Laura. »Ich nicht.«

»Ich auch nicht«, protestierte diese und war sich ziemlich sicher, damit recht zu haben.

Emeral lachte auf und hielt auch Laura den Korb hin, bevor sie ihn neben die Butter stellte. »Ah. Dieses Lied lügt nicht«, sagte sie geheimnisvoll.

Sie setzten sich an den letzten freien Tisch und belegten ihre Brötchen.

Es dauerte nicht lange, und Ben gesellte sich zu ihnen. »Mann, bin ich froh, wenn diese Idioten wieder abreisen.«

Mariella verdrehte die Augen. »Absolut.«

Laura warf einen Blick nach draußen. Die Jungs lümmelten immer noch da herum und warfen sich vermutlich gerade Unfreundlichkeiten an den Kopf. Sie strahlten etwas Unangenehmes aus, aber das könnte an den Tattoos liegen, die sie an allen möglichen Stellen hatten und die größtenteils nicht nach großer Handwerkskunst aussahen. Eher nach Knastkunst. Einem etwas pummeligen Typen mit rasiertem Schädel schien eine Messerspitze aus dem Ausschnitt zu ragen und auf seine eigene Kehle zu zielen. Was das wohl aussagen sollte? Laura versuchte das Wort zu entziffern, das ein anderer auf die Fingerknöchel tätowiert hatte, doch sie kannte es nicht. »Was ist denn mit denen? Machen die Ärger?«

Ben zuckte mit den Achseln. »Söhne reicher Eltern, die hier surfen lernen wollen. Rebellieren wohl gerade ein bisschen gegen ihre Familien. Die haben hauptsächlich eine große Klappe. Aber das richtig gut.«

Wieder knallte die Kette an den Tisch. Für Laura klang das nach mehr als nur einer großen Klappe.

»Ich habe gesehen, wie sie mit Steinen nach einer kleinen Eidechse geworfen haben«, warf Mariella ein. »Das sind echte Fieslinge.«

Die Fieslinge rauften sich zusammen und verzogen sich durch den Frühstücksraum und die Rezeption nach draußen. Dabei rempelten sie nacheinander einen Stuhl an, der sich durch diese unsanfte Behandlung Stück für Stück einmal quer durch den Raum bewegte, schließlich auf den Rücken kippte und liegenblieb. Na, wenigstens war es keine Eidechse … oder ein Mensch. Doch Laura konnte sich schon vorstellen, dass die Jungs den Frieden im Camp gewaltig störten.

»Was steht auf der Hand von dem großen dünnen Kerl?«, fragte Laura Mariella.

Die zuckte die Achseln. »Ein sehr unfeines Wort, das ich hier nicht wiederholen möchte. Aber er hat es falsch geschrieben.«

Ben prustete. »Ach, deshalb habe ich das nicht verstanden. Ich dachte schon, das übersteigt meine Portugiesischkenntnisse.«

»Das Gespräch mit dem Mann und den beiden Frauen, da ging es um diese Jungs?« Laura schluckte den Anflug dieses flauen Gefühls hinunter, das sie bei dem Anblick von Ben mit seinen weiblichen Gästen des Öfteren verspürte, und hielt den Atem an.

Ben nickte. Ihm schien es nicht aufzufallen, dass es ihr etwas ausmachte. War vermutlich besser so.

»Kannst du sie nicht rausschmeißen?«

Er schüttelte den Kopf. »Die meisten von ihnen sind noch minderjährig. Und der Vater des einen hat mir bisher alle Schäden erstattet, die sein Sohn verursacht hat. Mit Zuschlag.« Seine Achseln hoben sich, und er sah unwillig aus. So ganz zufrieden war er wohl nicht mit der Lösung. Dann sagte er: »Aber darüber müsst ihr euch nicht die Köpfe zerbrechen. Ihr macht euch jetzt einen schönen Tag am Cabo da Roca. Den habt ihr euch verdient!« Er sah Laura an. »Deine Arbeit ist sicherlich sehr anstrengend.«

So etwas sagte er ständig, und dabei sah er sie so flehentlich an, als hoffte er, dass sie nickte und sich ein bisschen darüber ausließ, was für ein furchtbarer Chef Monteiro war. Doch das konnte sie nicht machen, das wäre gelogen. Zwar wäre der Ausflug zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt auf dem europäischen Festland, ihre erste Unternehmung dieser Art, aber das war nicht Monteiros schuld. Sie war einfach zu faul für so etwas.

Also zuckte sie nur die Achseln. »Geht schon.«

Ben lächelte. Offensichtlich war sie ausreichend zurückhaltend in ihrer Begeisterung. »Das ist schön.« Und an Mariella gewandt: »Aber achtet auf euch. Dieser komische Herumtreiber, der seit Kurzem in der Gegend ist, der … Na ja, der treibt sich da herum. Erst gestern hat Vani aus dem Supermarkt am Glampingplatz ihn dabei erwischt, wie er etwas stehlen wollte. Und der wurde richtig ausfallend dabei.«

»Ja, ja.« Mariella nickte und wickelte erst ihr eigenes Brötchen in eine Serviette ein, und nachdem Laura keine Anstalten machte, sich zu rühren, auch das von Laura. Dann erhob sie sich. »Na komm. Ich muss tun, was mein Chef mir sagt, und du hilfst mir gefälligst dabei!«

Als sie das Camp verließen, hatte Laura einen Augenblick lang die Befürchtung, die Jungs könnten sich noch auf der Straße davor befinden. Doch sicher hatten sie sich auf den Weg zum Strand gemacht, um kleinen Kinder das Eis aus der Hand zu schlagen oder so. Jedenfalls hatten Mariella und sie freie Bahn.

Die Yogalehrerin marschierte vorweg und klapperte noch einmal all die Punkte ab, die sie Laura schon zuvor einmal mitgeteilt hatte. »Du hast wirklich bequeme Schuhe an, ja?«

Laura nickte.

»Genug zu trinken mit?«

Nicken.

»Du bist ausgeruht? Kein Stress?«

Laura nickte zögernd. Dann wiegte sie den Kopf. Du liebe Zeit, was hatte Mariella mit ihr vor? »Kommt drauf an, was du darunter verstehst.«