Bonhoeffer - Eric Metaxas - E-Book

Bonhoeffer E-Book

Eric Metaxas

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Beschreibung

30. Januar 1933: Adolf Hitler wird deutscher Reichskanzler. Noch ahnt niemand, dass sein Regime Deutschland zerstören wird. Doch schon zwei Tage später warnt der junge Pastor Dietrich Bonhoeffer im Rundfunk vor dem "Ver-Führer". Nach langem inneren Ringen entscheidet er sich schließlich, als Doppelagent gegen Hitler zu arbeiten. Das kostet ihm 1945 im KZ Flossenbürg das Leben. Metaxas erzählt Bonhoeffers Geschichte und lässt ihn in zum Teil wenig bekannten Briefen zu Wort kommen. Sein entschiedener Glaube an Jesus Christus gab ihm die Kraft für sein mutiges Handeln. Für eine möglichst gute Lesbarkeit der Ahnentafel ist ein E-Book-Reader mit Zoom-Funktion erfoderlich. Inklusive vieler s/w-Bilder. Stand: 7. Auflage 2017

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Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

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In zeitgenössischen Quellen wurden sowohl der ursprünglich verwendete Wortlaut von Bibeltextenals auch die originale Orthografie und Zeichensetzung, selbst wenn diese fehlerhaft sein sollten,beibehalten. Der dänische Ort Fanø wird der Einfachheit halber als Fanö wiedergegeben.

ISBN 978-3-7751-7080-2 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5271-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:Satz & Medien Wieser, Stolberg

6. durchgesehene Auflage 2014© der deutschen Ausgabe 2011SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 HolzgerlingenInternet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Originally published in English under the title: Bonhoeffer: Pastor, Martyr, Prophet, Spy© der Originalausgabe 2010 Eric MetaxasPublished by Thomas Nelson, Inc. in Nashville, Tennessee.All Rights Reserved. This Licensed Work published under license.Original cover design by Kristen Vasgaard © 2010 Thomas Nelson, Inc. Used by permission.

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung,© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.Die Bibelstellen in der Widmung, S. 9; Psalm 90,1, S. 349; Psalm 74,8, S. 389f.; und Matthäus 10,17-42,S. 672f., sind entnommen aus:Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschenÜbersetzung Martin Luthers. Neu durchgesehen nach dem vom Deutschen EvangelischenKirchenausschuss genehmigten Text (1912). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Übersetzung: Dr. Friedemann LuxDeutsche Fassung bearbeitet durch: Prof. Dr. Dr. habil. Rainer MayerUmschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im SchönbuchTitelbild: © bpk / SBBAutorenfoto: © James Allen WalkerSatz: Satz & Medien Wieser

Inhalt

Stimmen zu Eric Metaxas' »Bonhoeffer«

Vorwort zur deutschen Fassung

Vorwort zur sechsten Auflage

Prolog

1. Kapitel | Familie und Kindheit

2. Kapitel | Tübingen

3. Kapitel | In Rom

4. Kapitel | Student in Berlin

5. Kapitel | Barcelona

6. Kapitel | Berlin

7. Kapitel | Bonhoeffer in Amerika

8. Kapitel | Berlin

9. Kapitel | Das Führerprinzip

10. Kapitel | »Die Kirche vor der Judenfrage«

11. Kapitel | Die nationalsozialistische Religion

12. Kapitel | Der Kirchenkampf beginnt

13. Kapitel | Das Betheler Bekenntnis

14. Kapitel | Bonhoeffer in London

15. Kapitel | Der Kirchenkampf verschärft sich

16. Kapitel | Die Konferenz in Fanö

17. Kapitel | Der Weg nach Zingst und Finkenwalde

18. Kapitel | Zingst und Finkenwalde

19. Kapitel | Zwischen Szylla und Charybdis

20. Kapitel | Am Vorabend des Krieges

21. Kapitel | Die grosse Entscheidung

22. Kapitel | Das Ende Deutschlands

23. Kapitel | Vom Bekenner zum Verschwörer

24. Kapitel | Komplott gegen Hitler

25. Kapitel | Ein Sieg für Bonhoeffer

26. Kapitel | Neue Liebe

27. Kapitel | Adolf Hitler töten

28. Kapitel | Zelle 92 in Tegel

29. Kapitel | Stauffenbergs Anschlag und Hitlers Rache

30. Kapitel | Buchenwald

31. Kapitel | Auf dem Weg in die Freiheit

Bildteil 1

Bildteil 2

Anhang

Anmerkungen

Fußnoten

Abkürzungsverzeichnis zur Bonhoeffer-Werkausgabe

Literatur- und Quellenverzeichnis

Zeittafel

Ahnentafel

Bildnachweis

Über den Autor

Bearbeitung der deutschen Fassung

Personenregister

Leseempfehlungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Stimmen zu Eric Metaxas' »Bonhoeffer«

»Sanfte Konsequenz bis zur Selbstaufopferung – dafür steht das Leben von Dietrich Bonhoeffer. In diesen Zeiten, die von zunehmender Angst und Orientierungslosigkeit geprägt sind, brauchen wir sein Vorbild. Eric Metaxas bringt uns den ›Helden-Pastor‹ so nahe wie kein Biograf vor ihm. Ein großartiges Buch, gründlich recherchiert und spannend erzählt.«

Dr. Markus Spieker, TV-Hauptstadtkorrespondent

»Dietrich Bonhoeffer gehört zu den ›guten Deutschen‹. Gerade sein Martyrium macht ihn so glaubwürdig. Sein Leben und Werk wirkten schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg als Brücke zur Verständigung zwischen Deutschland und seinen früheren Kriegsgegnern. Seitdem sind Jahrzehnte vergangen. Bonhoeffers Bedeutung droht in Vergessenheit zu geraten. Indem der Autor den Menschen in den Fokus rückt, kommt der Leser Bonhoeffer hautnah. Anschaulich und packend geschrieben, stellt das Buch – gerade für jüngere Menschen – einen wunderbaren Einstieg in die Beschäftigung mit ihm dar.«

Prof. Dr. Peter Zimmerling, Theologe und Bonhoeffer-Experte

»Eine sehr empfehlenswerte Biografie für alle, deren Glaube durch das Leben und Zeugnis Dietrich Bonhoeffers gestärkt wurde. Eric Metaxas hat einen detaillierten und bewegenden Bericht über den großen Pastor und Theologen verfasst, der uns sein Buch Nachfolge als Vermächtnis hinterließ und im Widerstand gegen Hitler sein Leben opferte. Metaxas’ Bonhoeffer ist eine eindrucksvolle Leistung und ein höchst bedeutsames Werk.«

Dr. Greg Thornbury, Dean of the School of Christian Studies, Union University

»Sehr kompetent, engagiert und mit Einfühlungsvermögen erinnert Eric Metaxas uns daran, warum das Leben Dietrich Bonhoeffers eine Herausforderung für Gläubige wie Skeptiker ist. Selten ist die Geschichte eines christlichen Märtyrers mit solchem Realismus und solcher Tiefe erzählt worden. Ein Juwel von einem Buch.«

Joseph Loconte, Dozent für Politikwissenschaft, The King’s College, New York City,und Herausgeber des Buches The End of Illusions: Religious Leaders ConfrontHitler’s Gathering Storm

»Dietrich Bonhoeffers großes Verdienst liegt darin, dass sein Verständnis von Glauben in stürmischen Zeiten Generation für Generation neu anspricht. Eric Metaxas’ Bonhoeffer ist die Biografie für unsere Generation. Sie ist ein Meisterwerk, das sich wie ein großer Roman liest und in einem Band eine Einführung in die Bonhoeffer’sche Theologie bietet sowie eine Darstellung der vielschichtigen und tragischen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert und Einblicke in den menschlichen Kampf eines wirklichen christlichen Helden. Eric Metaxas erweist sich einmal mehr als herausragender Biograf der mutigsten Gestalten der Christenheit.«

Martin Doblmeier, Filmemacher (Dokumentarfilm »Bonhoeffer«)

»Eric Metaxas zeichnet ein Porträt Dietrich Bonhoeffers, dessen prophetisches Leben in schwierigen Zeiten unser eigenes Leben infrage stellt. Der Leser wird hineingenommen in die lebendige, anschauliche Geschichte, die tief aus den geistigen Kraftquellen und der Macht des Wortes schöpft, die Bonhoeffer selbst inspirierten.

Vielleicht stimmt nicht jeder Leser mit allen Aussagen Metaxas über Bonhoeffer überein, doch darum geht es überhaupt nicht. Das Buch will den Leser wachrütteln, provozieren und inspirieren. Voller Erkenntnis, Entrüstung und Dringlichkeit positioniert Metaxas Bonhoeffer zurecht in die Reihen der großen christlichen Humanisten, die gegen den Strom ihrer Kultur geschwommen sind, um treu und mutig den christlichen Glauben anzuwenden und auszulegen – in dem historischen Augenblick, in dem sie lebten.

Gleichzeitig handelt es sich um ein zutiefst menschliches Buch, voller Szenen und Bilder, die uns Bonhoeffer als Sohn, Liebhaber, Pastor und Freund vorstellen, ohne seinen Kampf, für den er am meisten bekannt geworden ist – den Widerstand gegen die wachsende Gefahr des Nationalsozialismus –, zu verdunkeln.«

Caleb J. D. Maskell, Associate Director, Jonathan Edwards Center,Yale University (2004–2007), Department of Religion, Princeton University

»Wie in seiner ersten Biografie, Amazing Grace: William Wilberforce and the Heroic Campaign to End Slavery, lässt Metaxas in Bonhoeffer die außergewöhnliche und selbstlose Leistung eines wahren Helden lebendig werden. Metaxas hat die seltene Gabe, die alltäglichen, aber wichtigen Details des Lebens aufzunehmen und zu einer Geschichte zu verknüpfen, die den Duktus eines Romans hat. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der erfahren möchte, was Glaubensstärke und Überzeugung im Leben eines Menschen bewirken können.«

Dr. Gerald Schroeder, israelischer Physiker und Dozent am Aish HaTorah College of Jewish Studies in Jerusalem, Autor der Bücher Schöpfung und Urknall und The Science of God

»Das Lebenszeugnis Dietrich Bonhoeffers hat schon immer bewegt. Diese neue Biografie aber gibt nicht nur den Kennern neue Einsichten, sondern hat zugleich das Potenzial, eine neue Generation an Bonhoeffer zu interessieren. Spannend und gut lesbar ist Metaxas' Arbeit zudem von hohem Wert für die persönliche Nachfolge. Selten habe ich bei amerikanischen Freunden eine derartig einhellige Begeisterung über eine Biografie gesehen. Ein Ausnahmebuch und ›Must-Read‹!«

Ulrich Eggers, Leiter des Magazins Aufatmen

»Eines der herausforderndsten Bücher seit Langem. Es hat viele Fragen in mir aufgeworfen … Werden in unseren Gemeinden Menschen tatsächlich im Sinne Bonhoeffers geprägt? Oder sind wir nur darauf ausgerichtet, dass immer mehr Menschen zu immer mehr Veranstaltungen kommen?«

John Ortberg, Bestsellerautor

Zum Andenken an meinen GroßvaterErich Kraegen (1912–1944)

Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat,daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben;und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort zur deutschen Fassung

Zum dritten Mal kehrt Bonhoeffer aus Amerika nach Deutschland zurück: Zweimal geschah es zu seinen Lebzeiten, nun posthum mit dieser Biografie. Stets waren die USA-Erfahrungen für Leben und Werk Bonhoeffers bedeutsam – und die Rückkehr folgenreich.

Beim ersten Mal handelte es sich um einen Studienaufenthalt am Union Theological Seminary in New York von September 1930 bis Juni 1931 mit Abstechern nach Kuba und Mexiko. Bei aller Kritik, die Bonhoeffer an Teilen der damaligen amerikanischen Theologie und Gesellschaft übte, erweiterte sich sein Horizont bedeutend: Er kam los von der Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkrieges mit dem Versailler Vertrag. Er wurde zusätzlich empfindsam gegenüber dem Skandal des Rassismus, dem er in den USA in Gestalt der sogenannten »Negerfrage« begegnete. Der Rassismus sollte im nationalsozialistischen Deutschland in Form des Antisemitismus noch ganz andere Dimensionen erreichen. Schließlich lernte er, gerade auch durch seinen farbigen Studienfreund Frank Fisher, amerikanische Christengemeinden kennen, die sein Kirchenverständnis bedeutend erweiterten und seinen Glauben vertieften. Bonhoeffer erkannte: Es gilt, nicht nur Pastor und Theologe zu sein, sondern bewusst Christ zu werden mit allen persönlichen Konsequenzen der Nachfolge Jesu Christi.

Die zweite USA-Reise Anfang Juni bis Ende Juli 1939 brachte die große Weichenstellung in Bonhoeffers Leben: Er hätte sich, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, in Sicherheit bringen können. Alles war für sein Bleiben vorbereitet. Doch er kehrte nach Deutschland zurück. Seine Freunde in den USA, die so viel für ihn getan hatten, stieß er mit dieser Entscheidung vor den Kopf. Dem berühmten Professor Reinhold Niebuhr vom Union Theological Seminary gegenüber begründete er seinen Abschied in einem Brief mit diesen Worten: »Ich habe kein Recht, an der Wiederherstellung des christlichen Lebens in Deutschland nach dem Kriege mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen dieser Zeit mit meinem Volk teile … Die Christen in Deutschland werden vor der furchtbaren Alternative stehen, entweder die Niederlage ihrer Nation zu wollen, damit die christliche Zivilisation überlebe, oder den Sieg ihrer Nation zu wollen und damit unsere Zivilisation zu zerstören. Ich weiß, welches von beiden ich wählen muß; aber ich kann diese Wahl nicht treffen [während ich] in Sicherheit [bin] …« – Wohlgemerkt, dies schrieb Bonhoeffer noch vor Ausbruch des Krieges! Es war die Weichenstellung, die schließlich ins Martyrium führte. – Woher diese Weitsicht im Blick auf kommende politische Ereignisse? Was veranlasste Bonhoeffer, in dieser Weise unter Einsatz seines eigenen Lebens Verantwortung für Andere zu übernehmen? – Zugleich: Wie wichtig ist es bis heute für Deutschland geworden, dass Bonhoeffer damals aus den USA zurückkehrte, um zusammen mit der Widerstandsbewegung gegen Hitler Zeugnis zu geben von einem »anderen Deutschland«!

Metaxas hat das Buch seinem Großvater gewidmet. Dieser ist als deutscher Soldat im Zweiten Weltkrieg gefallen. Wie konnte er in Hitlers Armee mitkämpfen? Metaxas hat sich mit deutscher Geschichte auseinandergesetzt. Er stieß auf Bonhoeffers Buch Nachfolge. Seither ließ ihn Dietrich Bonhoeffer nicht mehr los.

Metaxas ist ein glänzender Erzähler. Sein Werk ist weder ein Roman noch eine wissenschaftliche Abhandlung; aber es liest sich spannend wie ein Roman und ist, die Fakten betreffend, auf wissenschaftlicher Höhe. Dazu wurden auch wenig bekannte Quellen aufgespürt. Metaxas versteht es, dem Leser eine hautnahe Begegnung mit Bonhoeffer zu vermitteln. Zugleich führt er in die damaligen Zeitverhältnisse ein und weckt Verständnis für die Fülle der Konflikte, in die verantwortlich denkende und handelnde Menschen damals kamen und in die sie auch heute verstrickt werden können. Als Amerikaner ist er in besonderer Weise zu solcher Darstellung befähigt: Denn er ist frei von den Vorurteilen und dem Konkurrenzdenken zwischen den europäischen Nationen, wovon es hier und da immer noch Reste gibt. Er ist ebenfalls frei von Verklemmungen, die bei manchen deutschen Zeitgenossen im Blick auf das »Dritte Reich« immer noch herrschen: Nachgeborene erheben sich pharisäerhaft über die Generationen ihrer Eltern, Großeltern und bereits Urgroßeltern. Das ist eine zwar verständliche, jedoch überzogene und geschichtsfremde Gegenreaktion. Denn sie selbst haben nie einer Diktatur widerstehen müssen und hängen ihr Fähnchen oftmals nach dem Wind der geltenden politischen Korrektheit. Sie merken dabei überhaupt nicht, wie unangemessen ihr selbstgerechter Moralismus ist und wie sehr sie selbst in ihrer heutigen Verantwortung gegenüber kommenden Generationen versagen. – Zusätzlich ist es bei der Bonhoeffer-Interpretation eine verbreitete Unsitte geworden, Bonhoeffer durch die Brille einer eigenen im Voraus festgelegten politischen oder theologischen Meinung zu betrachten, um sich auf ihn als Kronzeugen dafür zu berufen. – Eric Metaxas zu lesen ist dem gegenüber erquickend und befreiend. Er lässt uns, soweit es aus dem geschichtlichen Abstand irgend möglich ist, das Original sehen. Bonhoeffer bleibt Bonhoeffer.

Dietrich Bonhoeffer: Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet, das sind Charakteristika, die auf einen ersten Blick wenig zusammenzupassen scheinen. Sie kennzeichnen die einzelnen Schritte auf Bonhoeffers Lebensweg; und doch war Bonhoeffer stets alles zugleich. Denn die Ideologie des Bösen verkleidet sich durch die Zeiten in immer neue Gestalten. Darum bedarf es des klaren Blickes, der Zivilcourage und des Gottvertrauens, um dies zu durchschauen und zu widerstehen. Zehn Jahre nach Hitlers Machtergreifung schrieb Bonhoeffer an die Mitverschwörer: »Daß das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist … schlechthin verwirrend; für den Christen, der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.« Muss man, um das zu erkennen und zu widerstehen, nicht so etwas wie ein Zeuge des Evangeliums, Agent, Märtyrer und Prophet zugleich sein?

An Bonhoeffers Leben wird deshalb auch deutlich, wie alleingelassen jemand sein kann, der die ideologischen Strömungen seiner Zeit durchschaut und gegen sie aufsteht. Dies Schicksal eines Propheten hat Bonhoeffer in seiner Predigt über Jeremia (Kapitel 20, Vers 7) am 21. Januar 1934 in London beschrieben und vielleicht unbewusst auf sich selbst bezogen. – Die facetten- und farbenreiche Erzählung von Eric Metaxas lässt uns all das und vieles mehr als ein lebendiges Stück Geschichte miterleben.

Zum Formalen ist zu sagen, dass im Textverlauf nur die zum unmittelbaren Verständnis notwendigen Ergänzungen als Fußnoten hinzugefügt wurden, um den Lesefluss nicht zu unterbrechen. Die Quellenangaben mit den Anmerkungsziffern finden sich am Ende des Buches zusammengestellt. Kein ursprünglich deutscher Text wurde aus dem Englischen zurückübersetzt, sondern stets das Original aufgesucht. Weitere Recherchen galten den historischen Fakten. Auch dazu wurden, die englischsprachige Literatur ergänzend, ausgiebig deutsche Quellen aufgesucht. – In diesem Zusammenhang sei dem Lektor von SCM Hänssler, Herrn Lutz Ackermann, für sein engagiertes und umsichtiges Mitwirken vielmals gedankt. Der Dank gilt ebenfalls dem Übersetzer, Herrn Dr. Friedemann Lux, der über den normalen Übersetzungsvorgang hinaus an erster Stelle die deutschen Originale aufgesucht hat.

Wenige Monate vor dem 20. Juli 1944 schrieb Bonhoeffer aus dem Gefängnis im Rückblick und Ausblick auf sein Leben an seinen Freund Eberhard Bethge: »Es kommt wohl nur darauf an, ob man dem Fragment unseres Lebens noch ansieht, wie das Ganze eigentlich angelegt und gedacht war und aus welchem Material es besteht. Es gibt schließlich Fragmente, die nur noch auf den Kehrichthaufen gehören, … und solche, die bedeutsam sind auf Jahrhunderte hinaus, weil ihre Vollendung nur eine göttliche Sache sein kann …« – War das prophetisch? Ein Prophet ist nicht jemand, der wahrsagt, sondern er zeichnet sich dadurch aus, dass er die Wahrheit sagt!

Inzwischen ist viel über Dietrich Bonhoeffer geschrieben worden. Nirgends begegnet er uns so lebendig wie bei Eric Metaxas. Man lernt Geschichte und erfährt, was es heißt, bei allen menschlichen Stärken und Schwächen als entschiedener Christ zu leben in guten und in bösen Tagen – bis hin zu politischen Konflikten. Deshalb ist die Lektüre auch für Atheisten, Agnostiker und Orientierung Suchende äußerst spannend und gewiss mit vielen Aha-Erlebnissen verbunden.

Bonhoeffer kehrt hiermit zum dritten Mal aus Amerika zurück. Seine neuerliche Rückkehr kann noch einmal bedeutsam werden, denn er hat uns gerade heute wieder Entscheidendes zu sagen.

Stuttgart im September 2011,Rainer Mayer

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort zur sechsten Auflage

Nicht nur in den USA ist das vorliegende Buch ein überragender Erfolg. Bisher wurden von der amerikanischen Ausgabe über sechshunderttausend Exemplare verkauft. Vierundzwanzig Wochen lang stand es auf der New York Times-Bestsellerliste und wurde inzwischen in sechzehn Sprachen übersetzt. Nun erscheint die deutschsprachige Fassung bereits in der sechsten Auflage. Das ist erstaunlich, zumal es insbesondere in Deutschland nicht an Bonhoeffer-Literatur mangelt. Doch das Buch von Metaxas spielt eine eigene Rolle, denn Metaxas ist ein glänzender Erzähler und schweift dennoch nicht ins romanhaft Fantasievolle ab, sondern bleibt bei den Fakten. Die reichlich eingestreuten Bonhoeffer-Zitate wirken belebend und führen immer wieder zu Bonhoeffer selbst zurück, sodass Person und Werk besonders anschaulich werden.

Auf vielfachen Wunsch wurde ab der dritten Auflage eine Ahnentafel beigefügt. Sie verdeutlicht, wie sich schwäbisches, thüringisch-sächsisches und preußisches Erbe in Bonhoeffers Herkunft und Prägung zusammenfinden. Zugleich wird vor Augen geführt, welche Opfer beim Widerstand nicht allein von Bonhoeffer persönlich, sondern ebenfalls in seinem verwandtschaftlichen Umfeld erbracht wurden.

Die vorliegende deutsche Fassung besitzt grundsätzlich einen eigenen Stellenwert, hat Bonhoeffer doch (bis auf Ausnahmen bei seinen Aufenthalten in London und den USA) deutsch gesprochen und geschrieben, sodass die originalen Bonhoeffer-Worte natürlich Deutsch sind.

Außerdem werden in der deutschen Fassung von Auflage zu Auflage, falls neue überprüfte Erkenntnisse und Forschungsergebnisse vorliegen, die entsprechenden Verbesserungen eingearbeitet. Dies geschieht behutsam, ohne den Erzählfluss zu beeinträchtigen. So ist zum Beispiel ab dieser sechsten Auflage innerhalb des achten Kapitels nicht länger von Bonhoeffers »Konfirmandenklasse am Wedding« die Rede, wie Wilfried Schulz in seinem Aufsatz nachgewiesen hat: »Bonhoeffers Konfirmanden kamen nicht aus dem Stadtteil Wedding, wie Eberhard Bethge meinte« (siehe Literaturverzeichnis). Die Jungen der Konfirmandenklasse stammten vielmehr vom Prenzlauer Berg und aus Berlin-Mitte. Zutreffend ist allerdings, dass sie vom Arbeitermilieu geprägt waren. Diese Tatsache gilt unverändert. – In vergleichbarer Weise wurden und werden Korrekturen vorgenommen. Bei allem Streben nach Genauigkeit bleibt die einzigartige Erzählkunst von Eric Metaxas voll gewahrt.

Inzwischen ist bei SCM Hänssler unter der Herausgeberschaft von Eric Metaxas auch eine Bildbiografie erschienen (Bonhoeffer. Eine Biografie in Bildern), die viele seltene sowie bislang unveröffentlichte Bilder Bonhoeffers und seines Umfelds zeigt. Sie knüpft im Textteil an das vorliegende Buch an und erweitert dessen Bilder um ein Vielfaches. Somit kommt zusätzlich »die Macht der Bilder« zur Geltung, wie der Sohn von Bonhoeffers Onkel, Friedrich-Wilhelm von Hase, kommentiert.

Für den genauen persönlichen und geschichtlichen Zusammenhang bleibt aber der vorliegende Band maßgebend. Vielen hat er schon jetzt einen neuen, lebendigen Zugang zu Dietrich Bonhoeffer erschlossen. Ich wünsche dem Werk, dass es weiterhin viele anschauliche Impulse für verantwortliches Leben und Handeln – gerade auch in unserer Zeit – vermittelt.

Stuttgart im Oktober 2014, Rainer Mayer

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Prolog

London, 27. Juli 1945

Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.

2. Korinther 4,8-12

Endlich schwiegen die Waffen in Europa, aus seiner kriegsverzerrten Fratze wurde wieder ein Gesicht. Es würde Jahre dauern, um wirklich zu verstehen, was der Kontinent durchlitten hatte. Es war, als ob nach einem unsagbar langen Exorzismus, der ihn das letzte Quäntchen Kraft gekostet hatte, die Legion kreischender Dämonen endlich ausfuhr.

Seit zwei Monaten war der Krieg vorbei. Der »Führer« hatte sich in einem grauen Betonbunker unter seiner zerbombten Hauptstadt das Leben genommen, die Alliierten hatten den Sieg erklärt.

Nur allmählich kehrte das Leben in Großbritannien zur Normalität zurück. Der Sommer kam – der erste Friedenssommer in sechs Jahren. Aber wie um zu beweisen, dass Europa nicht nur aus einem bloßen Albtraum erwacht war, wurden ständig neue Enthüllungen gemacht, die gerade so schlimm waren wie das Wüten des Krieges, ja oft noch schlimmer: In den ersten Monaten dieses Sommers kamen Hitlers Vernichtungslager ans Tageslicht und die unbeschreiblichen Gräueltaten, die seine Schergen in den höllischen Vorposten seines kurzlebigen Reiches an ihren Opfern verübt hatten.

Schon während des Krieges hatte es Gerüchte gegeben, doch jetzt wurde die Wirklichkeit bestätigt – durch Fotografien, durch Wochenschau-Reportagen und durch Augenzeugenberichte der Soldaten, die in den letzten Wochen des Krieges die KZs befreit hatten. Das ganze Ausmaß dieser Gräuel hatte sich niemand vorstellen können und die kriegsmüden Menschen in Großbritannien konnten es kaum fassen. Schlimm war gar kein Ausdruck dafür, man konnte diese Unmenschlichkeiten nur abgrundtief böse nennen. Und mit jedem neuen erschütternden Detail fühlte ihr Deutschenhass sich bestätigt und bestärkt.

Zu Beginn des Krieges hatte man zwischen Nazis und Deutschen unterschieden und gesehen, dass nicht alle Deutschen Nazis waren. Doch als immer mehr englische Väter und Söhne und Brüder starben, verkümmerte diese Unterscheidungskraft zusehends und erstarb schließlich. Um die britischen Kriegsanstrengungen zu stärken, stellte Winston Churchill die Deutschen und die Nazis als den einen großen, verhassten Feind dar, den man nicht schnell genug besiegen und vernichten konnte.

Deutsche, die im Widerstand gegen Hitler standen, suchten den Kontakt zu Churchill und der britischen Regierung und baten um Hilfe in ihrem Kampf gegen diesen gemeinsamen Feind. Sie wollten der Welt mitteilen, dass durchaus nicht alle Deutschen willige Helfer Hitlers waren. Sie wurden abgewiesen. Niemand interessierte sich für ihre Annäherungsversuche. Es war zu spät. Wie konnten diese Leute sich erst an den Naziverbrechen beteiligen und dann, nachdem sie kalte Füße bekommen hatten, einen Separatfrieden beantragen?

Winston Churchill blieb bei seinem oft wiederholten Märchen, es gebe keine guten Deutschen. Manche sagten sogar, nur ein toter Deutscher sei ein guter Deutscher; eine Schwarz-Weiß-Malerei, die ebenfalls zur hässlichen Fratze des Krieges gehörte.

Doch nun war der Krieg vorbei, und während einerseits erst jetzt das ganze Ausmaß des Bösen des Dritten Reiches zum Vorschein kam, wurde es andererseits höchste Zeit, auch die andere Seite der Medaille zu sehen. Wenn wirklich wieder Frieden werden sollte, musste Europa sich von den Schwarz-Weiß-Klischees befreien und wieder lernen, Schattierungen und das gesamte Farbspektrum wahrzunehmen.

Und so fand an diesem Tag, dem 27. Juli 1945, in der Holy Trinity Church in London, nur einen Katzensprung von der Brompton Road entfernt, ein besonderer Gottesdienst statt. Viele reagierten verständnislos, ja schockiert – vor allem solche, die im Krieg ihre Lieben verloren hatten. Der Gedenkgottesdienst, der hier auf britischem Boden – von der BBC übertragen – stattfand, wurde für einen Deutschen abgehalten, der vor drei Monaten gestorben war. Die Nachricht von seinem Tod hatte in den Nachkriegswirren selbst seine eigenen Freunde und Verwandten erst vor Kurzem erreicht; die meisten von ihnen waren immer noch ahnungslos. Hier in London hatten sich die wenigen versammelt, die Bescheid wussten.

In den Bänken der Kirche saßen die neununddreißigjährige Zwillingsschwester des Toten, ihr Ehemann, der jüdische Vorfahren besaß, und ihre beiden Töchter. Sie waren vor dem Krieg bei Nacht und Nebel mit dem Auto aus Deutschland in die Schweiz gefahren. Der Verstorbene hatte ihnen bei ihrer Flucht und der Weiterreise nach Großbritannien geholfen, wo sie sich in London niederließen. Doch handelte es sich nur um eine Randepisode in seiner langen Geschichte – der Geschichte eines Abweichlers von der reinen nationalsozialistischen Lehre.

Der Verstorbene war mit etlichen Prominenten befreundet, darunter George Bell, Bischof von Chichester in Südengland. Bell hatte den Gottesdienst in die Wege geleitet, weil er den Verstorbenen kannte und schätzte. Die beiden hatten sich Jahre vor dem Krieg kennengelernt. Gemeinsam hatten sie versucht, Europa vor der nationalsozialistischen Gefahr zu warnen, dann Juden aus dem Machtbereich der Nazis zu retten und schließlich die britische Regierung mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler bekannt zu machen.

Stunden vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg richtete der Verstorbene dann seine letzten Worte an den Bischof. Er vertraute sie, nachdem er an diesem Sonntag seinen letzten Gottesdienst und seine letzte Predigt gehalten hatte, einem Mithäftling an: einem Hauptmann des britischen Geheimdienstes, der sie nach seiner Befreiung zusammen mit der Nachricht vom Tod des Mannes mit nach Großbritannien brachte.

Hunderte Kilometer entfernt saß in einem dreistöckigen Haus in der Marienburger Allee 43 in Berlin-Charlottenburg ein älteres Paar vor dem Radio. Die Frau hatte acht Kinder zur Welt gebracht – vier Jungen und vier Mädchen. Der zweite Sohn war im Ersten Weltkrieg gefallen, was die junge Mutter ein ganzes Jahr lang in tiefe Depressionen gestürzt hatte. Siebenundzwanzig Jahre später sollte ein zweiter Krieg ihr zwei weitere Söhne rauben. Ihr Ehemann galt als der berühmteste Psychiater Deutschlands. Die beiden waren von Anfang an gegen Hitler gewesen und stolz auf ihre Söhne und Schwiegersöhne, die sich an der Verschwörung gegen ihn beteiligt hatten. Sie alle waren sich der Gefahr bewusst gewesen. Als der Krieg endlich vorbei war, hörten sie zunächst nichts von ihren beiden jüngeren Söhnen. Dann, vor einem Monat, erreichte sie die Nachricht vom Tod des dritten Sohnes, Klaus. Von ihrem Jüngsten, Dietrich, hatten sie bis vor wenigen Tagen immer noch nichts gehört. Jemand hatte behauptet, ihn wohlauf gesehen zu haben. Ein anderer hatte gesagt, er habe nicht überlebt. Was stimmte nun? Und dann teilte ihnen ein Nachbar mit, dass die BBC am folgenden Tag einen Gedenkgottesdienst in London ausstrahlen würde: für Dietrich.

Die beiden

[Zum Inhaltsverzeichnis]

1. Kapitel

Familie und Kindheit

Die reiche Welt dieser Vorfahren hat Dietrich Bonhoeffer die Maße für das eigene Leben vermittelt. Ihr verdankte er eine Sicherheit des Urteils und des Auftretens, wie sie nicht in einer Generation erworben werden kann. So wuchs er in einer Familie auf, welche die eigentlichen Erziehungsfaktoren nicht in der Schule sah, sondern in der tiefverwurzelten Verpflichtung, Hüter eines großen geschichtlichen Erbes und geistiger Überlieferung zu sein.

Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer, S. 34

Aristokraten, Bürger und Rebellen

Im Winter 1896, bevor sich jenes ältere Paar kennengelernt hatte, war es zu einer geselligen Zusammenkunft im Haus des Physikers Oscar Meyer eingeladen worden. »Bei einem offenen Abend«, schrieb Karl Bonhoeffer später, »traf ich im Winter 96 ein blondes, blauäugiges, junges Mädchen, das mich schon beim ersten Eintreten ins Zimmer durch ihre freie natürliche Haltung, ihren offenen unbefangenen Blick in einer Weise gefangen nahm, dass mir dieser Augenblick des ersten Sehens meiner späteren Frau als ein fast mystischer, lebensentscheidender Eindruck in der Erinnerung steht.«1

Karl Bonhoeffer war drei Jahre zuvor nach Breslau (das heutige Wrocław) gekommen, um dort als Assistent des international bekannten Psychiatrieprofessors Carl Wernicke zu arbeiten. Sein Leben bestand aus der Arbeit in der Klinik und dem Umgang mit ein paar Freunden aus Tübingen, der bezaubernden Universitätsstadt, in der er aufgewachsen war. Nach jenem denkwürdigen Winterabend änderte sich das. Karl begann auf der Stelle, morgens auf den Kanälen Schlittschuh zu laufen, in der Hoffnung, das Mädchen mit den blauen Augen wiederzusehen. Er wurde nicht enttäuscht: Sie war zweiundzwanzig, ausgebildete Lehrerin und hieß Paula von Hase. Die beiden heirateten am 5. März 1898, drei Wochen vor dem dreißigsten Geburtstag des Bräutigams.

Beide – der Arzt und die Lehrerin – kamen aus besten Kreisen. Paula Bonhoeffers Eltern und Verwandte hatten enge Beziehungen zum kaiserlichen Hof in Potsdam. Ihre Tante Pauline war Hofdame bei Kaiserin Viktoria, der Witwe Friedrichs III. Ihr Vater, der Militärpfarrer Karl Alfred von Hase, wurde 1889 Hofprediger von Kaiser Wilhelm II.; er legte dieses Amt schon bald wieder nieder, nachdem er unter anderem den Kaiser kritisiert hatte, als dieser das Proletariat als »Canaille« bezeichnete.2 Paulas Großvater, Karl August von Hase, war ein berühmter Theologe gewesen, der sechzig Jahre lang in Jena lehrte, wo seine Statue noch heute steht. Die Berufungsurkunde hatte kein Geringerer als Goethe (damals Minister des Herzogs von Weimar) ausgestellt; der Achtzigjährige, der gerade am zweiten Teil seines Faust schrieb, gewährte Karl August eine Privataudienz. Karl Augusts dogmengeschichtliches Lehrbuch wurde noch im 20. Jahrhundert von Theologiestudenten geschätzt. Gegen Ende seines Lebens wurde er vom König von Württemberg in den persönlichen und vom Großherzog von Weimar in den erblichen Adelsstand erhoben.

Mütterlicherseits gab es in Paulas Verwandtschaft Künstler und Musiker. Ihre Mutter, Clara von Hase, geb. Gräfin Kalckreuth (1851–1903), nahm Klavierstunden bei Franz Liszt und Clara Schumann, der Frau Robert Schumanns. Die Liebe zur Musik und zum Singen, die sie ihrer Tochter vererbte, sollte im Leben der Bonhoeffers eine große Rolle spielen. Claras Vater, Stanislaus Graf von Kalckreuth

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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