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Zwischen der Traumküste Kaliforniens und den atemberaubenden Landschaften Kanadas: Cosy Lesemomente und Sehnsuchtsgefühle Cowboys sind Serenas persönliche Red Flag. Die Aquaristin im California Coastline liebt das Tauchen und die Arbeit mit den Meerestieren. Als bei der lang erwarteten Geburt der seltenen Haibabys plötzlich der neue Futtermittellieferant in das Becken springt, um Serena vor dem vermeintlich gefährlichen Hai zu retten, ist sie außer sich. Noch mehr, als sie begreift, dass sie zukünftig mit ihm zusammenarbeiten soll. Dabei wünscht sie sich so viel Abstand wie nur möglich zwischen ihr und dem charmanten Kanadier. Denn: Ben trägt Cowboyboots und hat seine Familienranch Falcon Heights nur zeitweise verlassen, um beruflich für seinen besten Freund einzuspringen. Und obwohl Serena sich absolut sicher war, in Sachen Cowboys niemals wieder ihrem Herzen zu vertrauen, geht ihr Ben einfach nicht mehr aus dem Kopf … Der erste Roman der mitreißenden »Falcon Heights«-Reihe wird Fans von Lilly Lucas, Elsie Silver der »Virgin River«-Serie begeistern!
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Seitenzahl: 496
Veröffentlichungsjahr: 2025
Über dieses Buch:
Cowboys sind Serenas persönliche Red Flag. Die Aquaristin im California Coastline liebt das Tauchen und die Arbeit mit den Meerestieren. Als bei der lang erwarteten Geburt der seltenen Haibabys plötzlich der neue Futtermittellieferant in das Becken springt, um Serena vor dem vermeintlich gefährlichen Hai zu retten, ist sie außer sich. Noch mehr, als sie begreift, dass sie zukünftig mit ihm zusammenarbeiten soll. Dabei wünscht sie sich so viel Abstand wie nur möglich zwischen ihr und dem charmanten Kanadier. Denn: Ben trägt Cowboyboots und hat seine Familienranch Falcon Heights nur zeitweise verlassen, um beruflich für seinen besten Freund einzuspringen. Und obwohl Serena sich absolut sicher war, in Sachen Cowboys niemals wieder ihrem Herzen zu vertrauen, geht ihr Ben einfach nicht mehr aus dem Kopf …
Über die Autorin:
Margit Weber wurde 1983 im österreichischen Schärding geboren und wohnt gemeinsam mit ihrem Mann und zwei schwarzen Katzen am Land. Nach einer kaufmännischen Ausbildung hat sie viele Jahre im Vertrieb bei Großkonzernen gearbeitet. Sie schreibt Romance und romantische Fantasy. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten bei ihrem Pflegepferd oder in der Natur. Außerdem kocht Margit leidenschaftlich gerne und würde dieses Hobby am liebsten jedem ihrer Protagonisten verpassen. Tiere spielen in ihrem Leben sowie auch in ihren Geschichten meist eine wichtige Rolle.
Bei dotbooks erscheint ihre »Falcon Heights«-Reihe im eBook und im bookapi-Verlag als Printausgabe.
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eBook-Lizenzausgabe 2025
Copyright © der Originalausgabe 2025 Bookapi Verlag e.K.
Theodor-Heuss-Str. 5, 89340 Leipheim
Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2025 dotbooks GmbH, München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Textbaby Medienagentur.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Lektorat & Korrektorat: Jil Aimée Bayer
Titelbildgestaltung: Nina Prömer
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ma)
ISBN 978-3-69076-090-4
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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!
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Margit Weber
Bring my heart home
Roman
dotbooks
August
1 Serena
2 Ben
3 Serena
4 Ben
5 Serena
6 Ben
7 Serena
8 Ben
9 Serena
10 Ben
11 Serena
12 Ben
13 Serena
14 Ben
15 Serena
16 Ben
17 Serena
18 Ben
19 Serena
20 Ben
21 Serena
22 Ben
23 Serena
24 Ben
25 Serena
26 Ben
27 Serena
28 Ben
29 Serena
30 Ben
September
31 Ben
32 Serena
Oktober
33 Ben
34 Serena
35 Ben
36 Serena
37 Serena
38 Ben
April
39 Serena
40 Ben
Danksagung
Triggerwarnung
Lesetipps
Für alle Verletzten da draußen, lasst uns gemeinsam heilen.
Wichtiger Hinweis:
Dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte und deshalb auch eine Triggerwarnung auf der letzten Seite. Diese beinhaltet Spoiler für die gesamte Geschichte. Wir bitten zu berücksichtigen, dass jeder Mensch anders mit schweren Schicksalsschlägen umgeht und dieses Buch keinen Ersatz für therapeutische Hilfe darstellt.
Monterey, CA
Red, das Haiweibchen gleitet knapp einen halben Meter über mir durch das Wasser. Würde ich die Hand ausstrecken, könnte ich den Bauch des Tieres berühren. Luftblasen steigen aus meinem Mundstück Richtung Oberfläche. Alles in mir ist still. Hier in diesem Becken bin ich ganz bei mir und seinen Bewohnern. Keine Menschenhektik, keine Gerüche, keine Unsicherheiten, nur klare, strenge Regeln. Die geringste Störung, das kleinste Abweichen könnte alles durcheinanderbringen.
Der Sauerstoff in meiner Flasche reicht noch für etwa dreißig Minuten. Eine halbe Stunde comfort zone. Trotz des Neoprens an Oberschenkeln und Rumpf fühle ich die Weichheit des Wassers mit meinem ganzen Körper. Wasser ist das Gegenteil von Texas. Es hat mich nie enttäuscht. Seine samtige Weite hüllt mich ein wie eine Decke und schenkt mir Trost, während mich der staubige Staat, aus dem ich stamme, einfach nur orientierungslos zurückgelassen hat. Mein Brustkorb verengt sich, als weniger schöne Bilder vor meinem inneren Auge auftauchen und meine Ruhe stören.
Der Umriss einer Scheune in der Dunkelheit. Ich erinnere mich an mit Alkohol vermischte Atemluft und höre Gelächter, das mich frieren lässt und ein Zittern durch meinen Körper schickt. Ich schüttele die Gedanken schnell wieder ab, sie haben hier keinen Platz, konzentriere mich stattdessen auf Red. Das Breitnasen-Siebenkiemerhaiweibchen wird bald ihre ersten Jungen zur Welt bringen. Ihr Bauch ist gewölbt und lässt den Schatz in ihr bereits erahnen. Das gesamte Team des California Coastline Aquariums fiebert diesem Ereignis mehr entgegen als dem nächsten Superbowl. Reds Tragezeit beträgt ein Jahr, somit ergibt sich als errechneter Geburtstermin der Montag übernächste Woche, also der 22. August. In Freiheit könnte sie über achtzig Jungtiere gebären. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass wir diese Zahl hier im Aquarium erreichen, aber natürlich nicht ausgeschlossen. Es gibt einfach zu wenig Daten, um Voraussagungen zu treffen. Eine Haigeburt in Gefangenschaft hat etwas von einem Lotteriegewinn, so selten ist sie. Mein Herz klopft schneller. Am liebsten würde ich durcharbeiten, um ja nichts zu versäumen, ich will unbedingt bei der Entbindung dabei sein, aber leider ist ein freier Tag pro Woche Pflicht. Da Sonntag den Familien vorbehalten ist, habe ich mir als kinderloser Single Samstag eingetragen.
Wehe, Red, wenn du dir so lange Zeit lässt, ermahne ich sie still. Täusche ich mich, oder ist sie heute unruhiger als sonst? Sind das ruckartige Zucken ihrer Schwanzflosse, das Meiden der anderen Haie im Becken und ihr Suchen nach meiner Nähe bereits erste Anzeichen? Oder bilde ich mir das alles nur ein, weil ich die Geburt kaum erwarten kann? Ich sehe nach oben und betrachte die dunklen Punkte auf ihrem hellen Bauch. Red misst von der Nase bis zur Flossenspitze genau einen Meter und siebenundsechzig Zentimeter. Daten, die auch in meinem Reisepass stehen. Red und ich sind gleich groß. Nur, dass ich in die Höhe gewachsen bin und sie in die Länge.
Eigentlich dürfte Red noch gar keine Babys bekommen, dafür ist sie zu klein. Laut Statistik fehlen ihr noch gut zwanzig Zentimeter bis zur Geschlechtsreife, aber das interessiert sie nicht. Genauso wenig, wie sie die Gerüchte über ihre Art beschäftigen.
Siebenkiemerhaie greifen Pflegepersonal an, heißt es. Wie üblich habe ich heute das Becken gereinigt, und zwar mit Red, Blue und Black im Rücken, und wie immer ist nichts passiert. Blue und Black – Reds männliche Artgenossen – halten sich überwiegend im vorderen Teil auf. Sie sind ebenso an mich gewöhnt wie meine Dame hier, kennen meine Bewegungen, die Geräusche, die ich mache, und dass ich meistens komme, um ihnen Futter zu bringen, aber zuweilen auch einfach so. Kein Hai hat mir je etwas Böses getan, was ich von manchen Menschen aus meiner Vergangenheit nicht behaupten kann. Vor allem nicht von dem Mann, mit dem ich meine Zukunft geplant hatte. Wir hätten eine Familie sein können. Damals.
Heute weiß ich, dass ich naiv war. Naiv und dumm, mein Glück von einem Mann abhängig zu machen, anstatt selbst dafür zu sorgen. Ich bemerke, dass ich zu schnell atme, konzentriere mich bewusst auf meine Schwerelosigkeit, bis die Ruhe mich wiederfindet und ich völlig regungslos im Wasser treibe, eins bin mit ihm.
Reds Kreise über mir werden allmählich enger. Ihr Schatten trifft meinen, während ich versuche, nicht mehr an Texas zu denken. An all die Dinge, die ich längst hinter mir gelassen habe. Warum sucht es mich ausgerechnet jetzt so sehr heim?
Das weißt du genau, flüstert eine leise Stimme in meinem Kopf.
Reds dicker Bauch schwebt plötzlich anklagend über mir – zumindest wirkt es so auf mich – und obwohl ich von temperiertem Wasser umgeben bin, bilde ich mir ein, die Hitze der Kleinstadt zu spüren. Jene Hitze, die mir in meiner Kindheit regelmäßig meine helle Haut verbrannt hat. Ich schließe die Augen und rufe mir ins Gedächtnis, was mich jetzt ausmacht. Das zwanzigjährige Mädchen, das eine falsche Entscheidung nach der anderen getroffen hat, existiert nicht mehr. Ich bin eine junge Frau, Teamleiterin einer Gruppe ausgezeichneter Aquaristen im California Coastline Aquarium. Ich führe ein gutes Leben. Allein, dafür gefühlt unendlich weit entfernt von Cowboyboots. Zum Glück.
Nach einem besonders tiefen Atemzug steigen unzählige Blasen Richtung Oberfläche und verschwinden wie meine Ängste aus meinen Gedanken. Alle sagen, ich sei ein Segen für die Tiere, dabei geben sie mir so viel mehr als ich ihnen. Meine Arbeit hilft mir, einen Rhythmus zu behalten. Ich brauche klare Regeln. Und die gibt es vor allem unter Haien. Ich liebe diese Tiere, fühle mich in ihrem Becken am wohlsten. Deshalb verbringe ich hier mehr Zeit, als ich sollte. Ich werde einfach nicht müde, ihnen dabei zuzusehen, wie sie elegant durchs Wasser gleiten. Wenn ich unter ihnen bin, bilde ich mir ein, dazuzugehören. Dabei könnten die Unterschiede gar nicht größer sein. Während ich Wochen gebraucht habe, um beim Tauchen konstant auf einer Tiefe zu bleiben, wirkt es bei ihnen mühelos. Tiere können so viele Dinge so viel besser als wir Menschen, und trotzdem fühlen wir uns ihnen überlegen.
Ich drehe mich nur ganz leicht, um eine bessere Position zu finden. Reds Silhouette weiter über mir. Sie wird bald Mutter sein. Ich spüre einen leichten Stich, genau dort, wo mein Herz sitzt. Ob es ihr etwas bedeutet? Wohl eher nicht. Gemessen an Menschenmaßstäben wird sie definitiv nicht Mutter des Jahres werden, so viel ist klar. Da wir Menschen die Haie eingesperrt haben, fehlt der nötige Abstand. In Freiheit würden die Jungen nach der Geburt hinaus ins Meer schwimmen, in Gefangenschaft müssen wir dafür sorgen, dass sie sich nicht gegenseitig in die Quere kommen. Familie bedeutet für Haie nicht dasselbe wie in der Menschenwelt. Was mich irgendwie beruhigt. Bei uns ist der Begriff Familie mit so vielen unerfüllbaren Erwartungen behaftet, dass man nur enttäuscht werden kann. In der Tierwelt nimmt man, was man hat, und macht das Beste draus. Es ist zugleich brutaler, aber auch simpler.
Endlich stoppt das Gedankenkarussell und es wird still in meinem Kopf. Keine Yogapraxis der Welt schafft das, nur das Wasser und die Tiere. Ich genieße den Moment. Erstaunlich, wie tief man unter Wasser durchatmen kann.
Ich lasse meinen Blick durch das Becken gleiten. Eine Seenadel steckt ihre filigrane Schnauze aus dem Tang, nur um sich kurz darauf wieder zurückzuziehen. Zwei Adlerrochen gleiten durchs Wasser und wirken dabei wie besonders begabte Tänzer. Gedanklich plane ich den Rest meines Tages durch. Obwohl ich in Wahrheit schon Feierabend hätte, wartet noch etwas Büroarbeit, die erledigt gehört. Nicht meine Lieblingsaufgabe, aber als Teamleiterin muss ich nun einmal Dienstpläne erstellen. Wenn ich alles fertig habe, werde ich nach Lous Wunde sehen. Ich könnte seine Versorgung einem der anderen Aquaristen überlassen, aber ich will mich selbst darum kümmern. Lou ist das Ottermännchen, das immer Probleme macht – ein Dauerkandidat für die Krankenstation. Aber er hat sich längst in mein Herz geschlichen, der kleine Racker.
Und heute Abend? Ich könnte Olive fragen, ob wir etwas trinken gehen. Sie wird mir wie immer erklären, ihr Studium würde vorgehen, aber mit Nachos und ihrem Lieblingsbier konnte ich sie bisher noch jedes Mal überreden. Wir könnten zu unserem kleinen Mexikaner an der Ecke gehen. Wie spät ist es überhaupt? Ich werfe einen Kontrollblick auf meine Sauerstoffanzeige, die sich dem Ende zuneigt, und nehme aus dem Augenwinkel etwas wahr. Ich drehe den Kopf. Eine schleimig rote Schliere wabert durch das Wasser. Ich blinzele, nur um kurz darauf die Augen zu verengen und Reds Unterleib anzustarren. Mein Herz setzt eine Sekunde aus. Ich erstarre, obwohl ich handeln will. Handeln muss.
Es ist zu früh!, schreit eine Stimme in meinem Kopf. Doch wie so oft, schert sich Reds Körper auch jetzt nicht um Regeln, ihre Kloake beginnt sich zu öffnen. Irre ich mich oder kann ich bereits die Schnauze eines kleinen Babyhais erahnen? Tausend Gedanken stolpern in meinem Kopf durcheinander. Ich muss … so vieles! Aber was zuerst? Red absondern? Das kann ich alleine nicht. Ich muss den anderen Bescheid geben. Doch bevor ich auftauchen kann, um Hilfe zu holen, durchbricht etwas die Wasseroberfläche und trifft mich schmerzhaft am Arm. Ich werde herumgewirbelt, kann einen stummen Schmerzensschrei nicht unterdrücken und verliere mein Mundstück. Mein Schrei wird zu einem Gurgeln und mein linker Oberarm schmerzt höllisch. Ich kann ihn kaum bewegen. Hilflos muss ich mit ansehen, wie Red aufgeschreckt davonschießt, während sich ihre Kloake weiter öffnet und ich tiefer sinke. Mein Herz donnert in meiner Brust und in meinem Kopf hat nichts Platz außer die Angst um Red und ihre Babys.
Ausgerechnet Kalifornien! Zum hundertsten Mal an diesem Tag verdrehe ich die Augen und verfluche Nate und mich gleich mit.
Natürlich helfe ich meinem besten Freund. Darüber denke ich keine Sekunde nach. Was ihm zugestoßen ist, ist schlimm genug, wenn er jetzt auch noch seinen Job verliert … Nein, das wird nicht passieren, denn ich werde es verhindern. Für einen Monat, die Dauer der Reha, übernehme ich seine Arbeit als Futtermittelvertreter. Die Geschäftsführer von AnimalsFinests, dem Unternehmen, für das Nate arbeitet, haben den Schock über seinen Unfall rasch verwunden und ihre Interessen über seine Gesundheit gestellt. Nates Narbe ist gerade mal verheilt. Bis er seine endgültige Prothese bekommt, wird noch über ein Jahr vergehen. Aber das interessiert den Konzern nicht, das Einzige, was diese herzlosen Blutsauger sehen wollen, ist Gewinnoptimierung und Kundenbindung. Nun, dafür bin ich da. Ich werde Nates Tour übernehmen, Futtermittel ausliefern und so viel wie möglich verkaufen. Als Nate mich darum gebeten hat, war ich zuerst skeptisch, ob sich das Unternehmen überhaupt einverstanden erklärt, schließlich bin ich Farmer, kein Verkäufer. Aber nach einem Online-Kennenlernen, einem ebenfalls online stattfindenden Sortiments- und Verkaufstraining und meiner Zustimmung zu den Compliance-Richtlinien des Konzerns bekam ich eine Art Praktikumsvertrag für die Dauer von Nates Reha. Nate war im Gegensatz zu mir von Anfang an überzeugt, dass das Unternehmen auf seinen Vorschlag anspringt. Sein Reha-Platz kam sehr kurzfristig zustande und dem Kollegen des umliegenden Gebietes wurde vor Kurzem der Vertrag gekündigt. Da sich das Recruiting bereits für diese Stelle als äußerst schwierig rausstellte, kam ihnen Nates Vorschlag gelegen. Mit seiner Hilfe, oder wie er es nannte, Nates-Informations-Bootcamp und dem Wissen über Futtermittel, das ich mir als Farmer ohnehin im Alltag aneigne, konnte ich letztendlich tatsächlich überzeugen. Was mich froh macht, denn Nate hat mich nie im Stich gelassen und das werde ich auch nicht tun. Das bin ich ihm schuldig. Aber warum muss es ausgerechnet Monterey sein? Weshalb ist er nicht einfach in Kanada geblieben? In unserer Heimat!
Durch die Scheibe des Pick-ups starre ich auf die Wellen, die in ruhiger Gleichmäßigkeit ans Ufer rollen. So, als möchten sie mir sagen, egal wie sehr du dich auch aufregst, uns macht das nichts. Ich presse die Lippen zusammen und umklammere das Lenkrad fester. Warum noch mal habe ich die Küstenstraße genommen? Ach ja, wegen der Aussicht. Ab jetzt werde ich nur noch auf die Straße achten. Kein Mensch braucht so viel Wasser vor der Nase! Flüsse? Ja. Seen? Ja. Aber Ozeane? Klares Nein! Wir Menschen sind nicht für das Meer gemacht. Es ist viel zu unberechenbar.
Außerdem soll man sich mit 400 PS unter dem Hintern nicht ablenken lassen. Wenigstens hat sich Nates Geschmack in Sachen Autos nicht verändert. Er hat mir großzügigerweise seinen Ford F-150 überlassen. Der gleiche Wagen, nur älteren Baujahrs, steht bei mir zu Hause auf der Ranch. Ein Stich in meinem Magen verdeutlicht mir, dass ich bereits jetzt Heimweh verspüre. Wie erbärmlich.
Ich stelle die Klimaanlage aus, drossle die Geschwindigkeit und lasse die Seitenscheibe zwei Handbreit hinunter. Würzige Seeluft flutet das Wageninnere und ich versuche verzweifelt, sie zu mögen. Das Einzige, was passiert, ist, dass ich mich nach dem Geruch nach Wald und Bäumen sehne. Ich denke an Falcon Heights. Jetzt, Anfang August, herrscht Hochbetrieb auf der Ranch. Ich hoffe, dass Mom alles schafft. Vielleicht sollte ich sie kurz anrufen? Nur um sicherzugehen, dass die Ranchhands – unsere saisonalen Arbeitskräfte – auch wirklich eingetroffen sind.
Ohne länger darüber nachzudenken, tippe ich ein paarmal auf das Display der Freisprechanlage und die Verbindung baut sich auf. Als das Freizeichen erklingt, betätige ich schnell den Schalter, um das Fenster wieder zu schließen.
Meine Mutter nimmt nach dem dritten Klingeln ab. »Hallo, Junge.« Ihr Schmunzeln scheint mit den Wörtern aus dem Lautsprecher zu dringen.
»Mom, hi, alles okay zu Hause?«
»Natürlich, du musst dir keine Sorgen machen«, versichert sie eine Spur zu schnell. Ich ziehe eine Braue hoch.
»Sind die Arbeiter eingetroffen?«
Nun zögert sie, räuspert sich kurz. »Nun ja … es gab anscheinend eine unplanmäßige Verschiebung. Die Agentur kann vorerst nur einen Mann schicken. Die anderen kommen nächste Woche.«
Ich nehme eine Hand vom Lenkrad und massiere die aufkeimenden Kopfschmerzen weg.
»Mom, soll ich …?«
»Nein, Ben, du bleibst in Kalifornien und hilfst Nate. Er braucht dich gerade mehr als Falcon Heights.«
»Aber …«
Sie unterbricht mich erneut. »Kein Aber. Der junge Mann wirkt geschickt und arbeitseifrig, er ist ja bereits hier, und Bert ist auch noch da. Die eine Woche schaffen wir zu dritt.«
Bert, der Freund meines Vaters, hat mit seinem eigenen Hof genug zu tun, das weiß Mom genau so gut wie ich.
»Wenn alle Stricke reißen, frage ich im Ort nach Hilfe. Auf die Menschen hier ist Verlass. Das weißt du doch«, sagt sie dann, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
»Versprich mir, dass du jeden Tag bei der Agentur nachfragst, ob der neue Termin auch wirklich hält. Lass dich nicht abwimmeln. Bleib hartnäckig, schließlich zahlen wir dafür.« Ich nehme mir vor, der Agentur zusätzlich Druck zu machen. Eine erneute Verzögerung wäre eine Katastrophe. Im schlimmsten Fall müsste ich wieder abreisen und das will ich Nate nicht antun.
»Das mache ich, versprochen. Aber nur, wenn du damit aufhörst, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu wollen. Deine Tage in Kalifornien werden lang genug sein. Selbst wenn du nicht versuchst, auch hier alles zu schaukeln«, prophezeit sie mir und ich befürchte, sie könnte recht haben. Der heutige Tag war erst der Anfang. Ich bin um vier Uhr morgens aufgestanden, habe die Tiere versorgt, um pünktlich um neun den Flieger nach San Francisco zu erwischen. Dort habe ich Nates Wagen abgeholt, und zuckele nun die Route 1 entlang – eskortiert von gefühlt tausenden Touristen, die eindeutig mehr Begeisterung an den Tag legen als ich. Die Fotobuchten sind stark frequentiert und ich muss aufpassen, dass mir keiner wegen eines perfekten Selfies vors Auto läuft. Social-Media-Trends werde ich wohl nie verstehen.
»Ben?« Moms Stimme reißt mich aus meinen trüben Gedanken.
»Okay, ich habs kapiert.«
»Hast du das wirklich?« Nun klingt sie strenger als üblich. Schließlich seufzt sie. »Du kannst mir vertrauen, Junge. Dein Dad und ich haben schon ganz andere Situationen gemeistert.«
Genau das ist es ja. Dad ist nicht mehr da. Ich habe seinen Platz eingenommen und lasse sie jetzt – mitten in der Erntezeit – alleine. Das Getreide muss eingeholt werden, Zäune repariert und, und, und. Ich will die Augen schließen, tue es aber selbstverständlich nicht. Ein Auffahrunfall ist nun wirklich das Letzte, was ich jetzt brauche.
»Hat er wenigstens Erfahrung?«
»Wer?«
»Der Arbeiter.«
»Ja, er wirkt sehr routiniert. Sitzt bereits auf dem Mähdrescher und will loslegen.«
»Wenigstens etwas«, brumme ich und fahre mir mit der Hand durch die Haare.
»Ben, im Gegensatz zu dir kann ich delegieren.«
Ich rolle mit den Augen, muss aber dennoch schmunzeln.
»Ich übe es, okay.«
Sie lacht. »Im Geheimen? In einem anderen Leben? Oder meinst du, weil du das Flugzeug nach San Francisco heute nicht selbst gesteuert hast?«
Nun muss ich laut lachen. »Der Flug war übel.«
»Natürlich war er das.«
Aus dem Augenwinkel lese ich das Ortsschild, an dem ich gerade vorbeifahre. Monterey. Wer hätte gedacht, dass ich tatsächlich gut gelaunt hier ankomme? Ich dehne meinen Nacken und aktiviere nun doch das Navi, da ich keine Lust habe, mich auf der Suche nach dem Motel zu verfahren. Ich möchte heute noch Nates Hauptkunden anfahren, mich vorstellen und die Gegebenheiten kennenlernen. Morgen stehen die ersten Auslieferungen an, da will ich wissen, wo ich hinmuss.
»Okay, Ma’am, Sie scheinen alles im Griff zu haben«, sage ich scherzhaft zu meiner Mutter.
»Du bist angekommen, oder?«
Woher weiß sie das immer?
»Fast. Habe soeben das Ortsschild passiert. Bis zum Motel sind es bei der aktuellen Verkehrslage noch …« Ich blicke auf das Display, auf dem sich langsam die Route aufbaut. »… etwa zehn bis fünfzehn Minuten.«
»Gut, ich muss ohnehin nach Nick sehen.«
»Nick?«
»Der neue Arbeiter.«
»Ihr seid schon beim Vornamen?«, gluckse ich. »Ist er dein Typ?«
»Er ist jünger als du, Ben.« Sie wirkt empört.
»Oh, okay. Hätte ja sein können.«
Mom schweigt und augenblicklich verfliegt all die Leichtigkeit, die das Telefonat in meinem Bauch angehäuft hat. Wird meine Mutter jemals über Dads Tod hinwegkommen? Und werde ich jemals dem Menschen verzeihen können, der mich damals beinahe noch schwerer verletzte, als sein Tod es bereits getan hat? Der einen Person, die mir die Welt bedeutet hat?
Erneut dehne ich meinen Nacken, indem ich meinen Kopf abwechselnd nach links und rechts neige. Ich sollte dringend zur Massage. Nur wann?
Eine freundliche Frauenstimme erinnert mich daran, dass ich links abbiegen muss.
»Du solltest dich auf den Verkehr konzentrieren«, mahnt Mom. »Lass uns später noch mal telefonieren, ja?«
Ich stimme zu, ermahne meine Mutter aber meinerseits noch einmal, dass sie sich von der Agentur nicht mit Ausreden abspeisen lassen soll, bevor wir das Gespräch beenden. Gute Rancharbeiter sind in etwa so wertvoll wie Goldbarren und dementsprechend begehrt.
Als ich den sandigen Parkplatz vor dem Motel erreiche und aussteige, brennt die Sonne auf meinen Kopf. Ich greife ins Wageninnere nach meinem Hut und setze ihn auf. Sand knirscht unter den Sohlen meiner Boots, als ich samt Reisetasche auf den Eingang des Seaheaven Motels zusteuere. Das verblichene Schild schreit zwar eher Hölle als Himmel, dennoch hoffe ich auf das Beste und werde bei meinem Eintritt tatsächlich positiv überrascht.
Die Rezeption ist aus hochwertigem weiß lasierten Vollholz. Keine kitschige Deko, kein Motelmief, der vielen dieser Unterkünfte so hartnäckig anhaftet wie ausgespuckte Kaugummis an Cowboyboots. Stattdessen wirkt alles ordentlich, aufgeräumt und trotzdem gemütlich.
Die junge Frau hinter der Rezeption sieht auf und begrüßt mich freundlich.
Ich trete an die Theke und reiche ihr meinen Ausweis. Mein Blick fällt auf ihr Namensschild. Anna.
»Sie haben reserviert, Mr. Callister?«
Ich nicke. »Für einen ganzen Monat.«
»Das freut uns. Hier ist Ihr Schlüssel.« Anna reicht ihn mir samt antikem Anhänger über den Tresen. »Zimmer Nummer fünf. Gleich hier den Gang entlang. Wenn Sie so lange bleiben, sollten Sie über ein Apartment-Upgrade nachdenken.«
Ich hebe die Brauen.
»Das sind unsere Zimmer mit Küchenzeile und kleinem Balkon.«
»Danke, Ma’am, aber einfach ist mir lieber.«
»Dann empfehle ich Ihnen Sally’s Diner, dort gibt es das beste Frühstück und leckeres Abendessen, ist nicht weit von hier. Wir servieren morgens nur Coffee to go.«
»Der Kaffee wird reichen«, murmle ich.
»Okay.« Sie grinst nun breit. »Das mit einfach haben Sie wirklich ernst gemeint.« Sie zwinkert mir zu und ich weiß nicht, wie ich das deuten soll.
Ich räuspere mich und greife mir an den Hut.
Anna deutet mit der ausgestreckten Hand an mir vorbei. »Einfach den Gang entlang nach hinten. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt!«
Ich packe den Griff meiner Reisetasche und stiefele bis zur Tür Nummer fünf. Das Zimmer ist klein, aber geschmackvoll und es mieft nicht. Erleichtert atme ich durch.
Nach einer sehr schnellen Dusche gehe ich mit den Unterlagen, die Nate mir vorab hat zukommen lassen, zurück zum Ford und steige ein.
Bevor ich losfahre, studiere ich das Datenblatt von Nates Key-Account-Kunden, dem California Coastline Aquarium. Das Aquarium nimmt Unmengen an Nahrungsergänzungsmitteln ab und hat seitdem die Tiergesundheit um 37,5 % erhöht. Zumindest hat Nate mir das weisgemacht. Ich überfliege den Lieferrhythmus und das Produktsortiment – welches Vitaminpräparate für Arten enthält, deren Namen ich noch nie gehört habe – und bleibe bei den Haien hängen. Es gibt Haie in Aquarien? Ich reiße die Augen auf. Hoffentlich muss ich das Zeug nur abladen und nicht verfüttern. Der Rest der Liste klingt harmloser. Die Otter könnten niedlich sein. Zum Schluss fällt mein Blick auf den Namen meiner zukünftigen Kontaktperson: Serena Burnet. Von ihr hängt alles ab. Sie muss ich für mich einnehmen. Wie schwer kann das schon sein?
Ich starte den Wagen. Das Aquarium liegt direkt an der felsigen Küste. Ich parke meinen Ford am Lieferanteneingang und melde mich beim Portier. Da Nate unseren Wechsel bereits angekündigt hat, überreicht dieser mir einen Ausweis, mit dem ich im kommenden Monat durch die Schleusen kann.
Obwohl ich zu früh dran bin, versuche ich, Mrs. – oder Ms.? – Burnet am Handy zu erreichen. Sie nimmt nicht ab. Unschlüssig starre ich die Menschenströme an. Das Aquarium schließt gerade und alle drängen Richtung Ausgang. Ich checke erneut die Uhr auf meinem Handy, sie zeigt immer noch eine Minute vor fünf an. Mein Termin ist erst um halb sechs. Soll ich die Zeit nutzen und mich umsehen? Das Gelände zu kennen, ist bestimmt kein Nachteil. Mit Einsatz und Eigeninitiative überzeugt man doch am besten. Bereits jetzt wirkt alles viel größer auf mich, als ich es mir vorgestellt habe. Riesige Glascontainer randvoll mit Meerwasser, Pflanzen und Lebewesen. Manche kann man nur durch Bullaugen beobachten, andere durch durchgehend verglaste Flächen. Ich setze mich in Bewegung. Halb ist es meine eigene Entscheidung und halb kommt es mir so vor, als würde das Aquarium mich rufen. Obwohl ich es nicht will, bleibt mein Blick immer wieder an einem der Becken hängen. Eine ungeahnte Faszination für diesen mir so fremden Lebensraum erfasst mich. Mein Leben besteht aus Staub, Sonne, harter Arbeit und blühenden Feldern. Hier inmitten von ätherischen Wasserwesen fühle ich mich wie auf einem fremden Planeten. Rosa Quallen auf tiefblauem Grund. Pfeilschnelle Fische, die so flink durchs Wasser flitzen, dass ich ihnen kaum folgen kann. Der Kontrast zu meiner Heimat könnte kaum deutlicher sein.
Vor einer witzigen Krabbe bleibe ich stehen. Sie hat große Glupschaugen und feine Stacheln am ganzen Körper, auf dem Rücken trägt sie ihr eigenes Häuschen mit sich rum. Ich lese das Schild neben dem Bullauge und erfahre, dass es sich um eine hermit crab – einen Einsiedlerkrebs – handelt.
Ich muss schmunzeln.
»So komme ich mir auch oft vor … als Einsiedler, aber deine Einstellung gefällt mir, hast alle Siebensachen stets beisammen«, sage ich ganz leise und wirble herum. Erstens, weil ich eine Antwort erhalte, und zweitens, weil sie einen Tick zu laut ist.
»Das tut mir natürlich leid für Sie, Sir, aber trotzdem schließen wir jetzt und Sie können nicht hierbleiben.«
Ich blicke in freundliche Augen mit fast schwarzen Iriden in einem runden Gesicht. Die wirklich sehr kleine Frau hat die Hände in die Hüften gestemmt und den Kopf zur Seite geneigt.
Hastig krame ich nach dem Ausweis. Wo ist er nur? Dann erinnere ich mich, dass ich ihn in die hintere linke Hosentasche gesteckt habe.
»Ich bin der neue Handelsvertreter von AnimalsFinests«, erkläre ich und strecke zuerst meine Zutrittskarte samt Umhängeband und anschließend meine Hand vor, »Ben Callister.«
Die Augen der Frau leuchten auf. »Ach, Sie sind der Ersatz für Nate. Wie geht es ihm?«
Ich muss schlucken. »Den Umständen entsprechend gut«, sage ich zögerlich.
»Er hat großes Glück gehabt«, stellt sie fest.
Das hat er tatsächlich. Auch wenn Nate das nicht ganz so sieht. Er gibt nicht auf, dafür ist er nicht der Typ. Das sind wir Kanadier alle nicht, aber den Verlust eines Unterarms würde niemand so leicht wegstecken.
»Olive, sorry, ich habe vergessen, mich vorzustellen.« Sie ergreift meine Hand und drückt sie kurz und etwas zu fest. »Falls du Serena suchst, sie ist bestimmt hinten bei den Haien.«
»Oh, o-okay«, stottere ich etwas dämlich, weil schon das Wort Hai mir Respekt einflößt und wir zum Du übergegangen sind. »Was macht sie dort?«
Olives Grinsen wird eine Spur … fieser, kann das sein? »Unsere Haie sind an Menschen gewöhnt, keine Sorge«, erklärt sie gönnerhaft und ich straffe die Schultern. »Deine Karte entsperrt den Bereich der Mitarbeitenden. Hier, so.« Sie geht ein paar Schritte und hält ihren eigenen Ausweis vor einen Scanner neben einer so unscheinbar in die Wand eingelassenen Tür, dass ich sie zuvor gar nicht bemerkt habe. Es piepst kurz und dann drückt Olive die Tür auf.
»Ist das nicht gefährlich? Ich meine, wenn hier jeder reinkann?«
Olive lacht auf. »Wir sind kein Hochsicherheitstrakt und als zertifizierter Lieferant gehörst du quasi zum Inventar. Fass einfach nichts an, das dich beißen könnte.« Sie lässt die Tür wieder zufallen und wendet sich zum Gehen, dreht sich aber noch einmal um. »Ich würde ja auf dich aufpassen, aber ich muss zu meiner Vorlesung.« Sie tippt mit dem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr.
»Abends?«, frage ich verwirrt.
Sie zuckt nur mit den Schultern und winkt zum Abschied. »Ist gar nicht schlimm. So kann ich tagsüber arbeiten und Geld verdienen.«
Auch wieder wahr. Ich hebe die Hand ebenfalls zum Gruß. »Dann viel Erfolg.«
»Danke, ebenso.«
Tatsächlich piepst es, als ich meine Karte über den Scanner ziehe. Ich drücke die Tür auf und gehe hinter die Kulissen. Hier ist alles viel industrieller. Mehr Metall und ja, auch ein bisschen mehr Dreck. Ich habe keine Ahnung, wo die Haifischbecken sind, und es widerstrebt mir, es herauszufinden. Trotzdem gehe ich wieder hinaus in den öffentlichen Bereich und setze mich in Bewegung. Hinten, hat sie gesagt, dann geht es wohl weiter den Gang entlang.
Ich passiere mehrere kleine Becken und ein großes, begegne einem Mann mit kurzen blonden Haaren, dem ich zunicke. Er erwidert meinen Gruß nicht, mustert den Ausweis, der nun gut sichtbar um meinen Hals baumelt, misstrauisch, geht aber weiter. Als ich auf die Uhr sehe, erschrecke ich. Es ist bereits 17:40 Uhr. Hastig ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und versuche erneut, Serena Burnet zu erreichen. Wie kann ich jetzt zu spät sein, wo ich vorhin doch noch zu früh war? Genervt von mir selbst massiere ich meine Nasenwurzel. Ich darf das hier nicht vermasseln, leider bin ich auf dem besten Weg dahin. Ohne aufzusehen, stürme ich vorwärts und übersehe dabei beinahe das Haifischbecken und die Frau darin. Das wabernde Treiben rötlicher Haare im Wasser lässt mich innehalten. Ich schaue hoch, lese zuerst den Schriftzug neben dem Becken: Lebensraum: Monterey Bay Bucht, ehe ich mein Telefon sinken lasse und mir innerlich so kalt wird wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich versuche, das Bild vor mir einzuordnen und eine harmlose Erklärung für das, was ich sehe, zu finden. Mein Körper begreift schneller als mein Kopf, schlagartig erhöht sich mein Puls und meine Hände sind plötzlich schweißnass.
Im Becken treibt der reglose Körper einer Frau. Ihre Haare wiegen wie Seealgen hin und her. Über ihr kreist ein Hai. Das Tier ist riesig. Ich blinzle. Einmal. Zweimal. Ein weiteres gruseliges Detail lässt mein rasendes Herz stolpern. Schleimig rote Schlieren breiten sich wie Schallkreise im Wasser aus, als wären sie ein sichtbarer Hilferuf. Ich keuche auf und reiße endlich den Blick von der riesigen Glasscheibe los. Während ich mich suchend nach dem Aufgang zum Becken umsehe, bemerke ich den Mitarbeiter von vorhin. Seine Augen sind weit aufgerissen, er fuchtelt wild mit den Händen und ruft etwas, aber ich kann ihn nicht verstehen, zu laut dröhnt die Panik in meinen Ohren. Endlich entdecke ich den Scanner, stolpere darauf zu, ziehe meine Karte darüber und drücke mit Schwung die Tür auf. So schnell ich kann, laufe ich die Eisentreppe hoch zum Beckenrand. Ich sehe den Hai durch die Wasseroberfläche und zwei weitere seiner Artgenossen ein Stück entfernt. Der Hai über der Frau ist der größte von ihnen. Von hier oben erkennt man noch deutlicher, dass es sich bei den rötlichen Schlieren im Wasser um Blut handelt. Mein Puls pocht so schnell gegen meine Halsinnenwand, dass es wehtut. Ich kann nur hoffen, dass der Mitarbeiter bereits Hilfe holt. Trotzdem darf ich keine weitere Sekunde zögern. Ich muss der Frau helfen, selbst wenn es vielleicht sogar schon zu spät ist. Obwohl sich alles in mir sträubt, mache einen letzten Schritt vorwärts, hole tief Luft und springe.
Ich hasse Kalifornien mehr als erwartet, denke ich noch, als das Wasser schon über mir zusammenschlägt.
Fassungslos starre ich den vollständig durchnässten Typen vor mir an. Wir stehen auf der Gitterplattform über dem Becken. Er in feuchten Jeans, Hemd und vermaledeiten Cowboystiefeln – wie ich diese Dinger hasse! –, und ich in Neopren. Mein wütendes Herz droht mir aus der Brust zu springen. Er sieht mich an wie ein Welpe, und dieser Blick ist das Einzige, was mich davon abhält, ihm an die Kehle zu gehen.
»Hast du eine Ahnung, wie bescheuert das war, was du eben getan hast?«, schreie ich, weil ich mich zumindest in dieser Hinsicht nicht beherrschen kann.
Er stutzt, blinzelt. Seine Augen machen mich fast so wahnsinnig wie die Stiefel. Sie sind nicht blau, nicht grün, sondern irgendwas dazwischen. Ich mag keine wankelmütigen Dinge. Auch nicht bei den Launen der Natur, zumindest gerade nicht. Ich wirbele herum und knie mich an den Beckenrand, bisher hat sich dieser Kerl nicht mal entschuldigt. Ich habe keine Zeit für so was.
»Ich weiß, dass es gefährlich war, zu den Haien ins Becken zu springen, aber ich …«
»Es geht nicht um dich, Cowboy«, unterbreche ich ihn, »mit deiner bescheuerten Aktion hast du ein Jahrhundertereignis sabotiert. Du solltest beten, dass es Red und den Kleinen gut geht.« Red, hoffentlich ist sie …
Die Spitzen seiner Cowboystiefel gleiten in mein Blickfeld – begleitet von einem Quietschen, als er sich hinkniet, weil das Leder komplett durchnässt ist. Dieser Idiot wäre fast ertrunken, weil er mit Klamotten und Schuhen in den Tank gesprungen ist. Er muss wirklich unfassbar blöd sein.
Ich schüttele den Kopf, besinne mich auf das Wesentliche und spähe ins Becken, kann Red aber nirgends entdecken. Wasser läuft mir von meinen nassen Haaren in die Augen und ich wische es ungeduldig ab. Endlich erklingt das Trampeln von Füßen. River, Jason und Maddie kommen angelaufen und starren mich mit teils freudig erregten und teils erschrockenen Augen an.
Knapp erkläre ich ihnen die Situation. Maddie klappt der Mund auf und sie lässt ihren Blick zwischen dem Fremden und mir hin und her huschen. Zufrieden verfolge ich, wie dieser mit jedem meiner Worte blasser wird. Er fasst sich mit der Hand an den Hinterkopf und reißt die Augen auf.
Jason klettert die Leiter zu uns nach oben, während River langsam und bedächtig am Becken entlangschreitet. Wie üblich ist er kein Freund der vielen Worte. Obwohl Olive und er so ziemlich das Gegenteil voneinander sind, mag ich die beiden von allen im Team am liebsten. Als River plötzlich stehen bleibt und angestrengt ins Innere starrt, stoppt mein Herz mit ihm. Nach einer gefühlten Ewigkeit entspannt sich sein Gesicht. Er hebt die Hand und zeigt mit dem Daumen nach oben. Ich atme erleichtert aus.
Jason sieht es auch und grinst.
»Scheint, dass wir vorerst nichts tun können als abzuwarten«, stellt er fest. Nach einem weiteren Blick auf den Fremden fügt er an ihn gewandt hinzu: »Wenn du willst, kann ich dir mit frischen Klamotten aushelfen. River meinte, du seist der neue Nate?«
Bei Jasons letztem Satz versteife ich mich. Ich sehe von River zu Jason und dann zu dem Fremden. Zu meinem Entsetzen nickt dieser.
»Ben Callister.« Er streckt Jason die Hand hin und mein Kollege ergreift sie.
»Denkwürdiger Einstand.« Jason lacht und ich könnte ihn dafür ohrfeigen.
Wie eine Sprungfeder schnelle ich in die Höhe und funkle die beiden an.
»Nasse Klamotten sind aktuell unser kleinstes Problem!«, fauche ich.
Ben Callister macht einen Schritt auf mich zu. »Da haben Sie vollkommen recht, Ma’am.«
Er nennt mich Ma’am? Echt jetzt? Für wie alt hält er mich bitte? Ich tarne mein Schnauben als tiefes Ein- und Ausatmen und presse die Lippen zusammen.
Hastig fährt er fort: »Auf jeden Fall tut es mir furchtbar leid. Das alles. Ich dachte … ich wollte …«
»Was? Mich vor dem großen bösen Hai retten?« In seinen Augen erkenne ich, dass genau das seine Absicht war. Müde reibe ich mir meine. »Haie sind keine menschenfressenden Monster.« Bei diesem Satz klinge ich älter, als ich bin, und verdiene sein Ma’am beinahe. Ich bin es so überdrüssig, die Worte immer und immer wieder wiederholen zu müssen. Mein Blick gleitet wie von selbst zu seinen Stiefeln. Was soll ich von einem Cowboy auch anderes erwarten?!
»Ich … n-nein …«
Gott, kann der Typ nicht einen einfachen Satz formulieren, ohne zu stottern? Ich rüge mich innerlich selbst, wenn er tatsächlich ein Sprachproblem hat, ist das, was ich soeben gedacht habe, unterste Schublade.
»Im Grunde es ist ganz einfach«, sage ich und sehe ihm fest in die Augen, »Haie verdienen denselben Respekt wie alle anderen Geschöpfe. Das nächste Mal, wenn du mir das Leben retten willst, fragst du dich, ob du auch so handeln würdest, wenn über mir ein Delfin schwimmt oder ein Orca oder was auch immer, okay?« Dass Orcas mindestens ebenso gefährlich sind wie Haie, verschweige ich lieber. Auch, dass sie gerne im Verbund Babywale jagen und töten. Stattdessen zwinge ich mich dazu, ihm ein Lächeln zu schenken. Leider gefriert es auf halbem Weg. Er geht mir einfach zu sehr auf die Nerven. Sein ganzer Aufzug! Fehlt nur noch der Cowboyhut.
»Aber das Blut?« Er fährt mit den Händen in die Luft.
»War von der Geburt«, erkläre ich gereizt. Den Umstand, dass die kleinen Babyhaie sich manchmal gegenseitig fressen, behalte ich ebenfalls besser für mich. Er hat schon das übliche schlechte Bild dieser Spezies, ich muss es nicht auch noch verstärken.
Bens Nasenflügel weiten sich. »Wie gesagt, es tut mir ehrlich leid. Und jetzt im Nachhinein komme ich mir ziemlich blöd vor.« Er fährt sich mit der Hand durch die feuchten Haare, was meinen Blick dorthin lockt. Ich betrachte ihn genauer. Er trägt einen praktischen Kurzhaarschnitt, der bei jedem anderen spießig wirken würde, ihm jedoch seltsamerweise steht.
»Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«, frage ich, da ich eindeutig zu viel über sein Aussehen nachdenke.
»Mit meinem Ausweis.« Er fasst sich an die Brust, doch da ist nichts. Sein Blick huscht zum Becken und wieder zu mir zurück. »Den ich wohl verloren habe.«
Ich hebe die Brauen und er hat den Anstand, bedrückt auszusehen.
»Eure Kollegin – Olive – hat mir das mit den Scannern erklärt.«
Ich knirsche mit den Zähnen. Was hat Olive sich nur dabei gedacht?
»Für gewöhnlich bekommen Lieferanten beim ersten Besuch eine Einführung«, erkläre ich ihm, »da ist wohl einiges schiefgelaufen.«
Ben sieht aus, als würde er noch etwas sagen wollen, er überlegt es sich dann jedoch anders.
Wir starren uns noch drei lange Sekunden in die Augen, bevor ich mich abwende. Dabei bemerke ich, dass seine Iriden hellblau sind. Mit einigen wenigen silbergrünen Sprenkeln darin.
Als ich die Leiter hinabsteige, höre ich, wie Jason ihm auf die Schulter klopft.
»Die Geschichte hat Potenzial, Mann, darüber wird hier bestimmt noch in einigen Jahren gesprochen«, scherzt er und bringt meinen Bauch mit seinen Worten erneut zum Kochen.
Ich atme gegen dieses ständige Brodeln in mir an, bis ich ruhiger werde, blicke zu den beiden hinauf und muss feststellen, dass Ben Callisters Blick auf mich gerichtet ist, obwohl Jason weiter mit ihm redet. Inzwischen muss ihm in den nassen Klamotten kalt sein, ich fröstele jedenfalls, außerdem schmerzt mein Arm.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragt er in diesem Moment: »Ich hoffe, es tut nicht mehr weh?« Er fasst sich an seinem Oberarm an die gleiche Stelle, wo mich die Spitze seines Boots getroffen hat.
Ich brumme etwas, das sowohl ein Nein als auch ein Ja sein könnte, und setze meinen Abstieg fort. Ben Callister folgt mir. Unten angekommen gehe ich zu Maddie, die ein Stück weiter vor der Panoramascheibe steht und das Geschehen im Becken verfolgt.
Ein ganzes Gebirge poltert von meinen Schultern, als ich Red entdecke. Sie hat sich zwischen einen Felsen und etwas Seetang zurückgezogen und ich kann nur ihren Kopf und die Rückenflosse ausmachen.
Maddie deutet stumm auf einen Punkt hinter Red und ich sauge tief etwas Luft ein.
»Ist das …?«, hauche ich.
»Das erste Junge – gesund und munter, wie es scheint«, bestätigt sie meinen Verdacht.
Ben tritt neben uns und ich wende mich ihm zu. Seine Augen werden ganz rund, als er den kleinen Hai erblickt, der nun in sein Blickfeld schwimmt.
Du Idiot hättest das beinahe so richtig verbockt, denke ich und versuche die Wut, die erneut in mir zu brodeln beginnt, einzudämmen.
River und Jason gesellen sich ebenfalls zu uns. Ich sehe River an und er erwidert mein Lächeln.
»Du musst dich umziehen, Serena, sonst erkältest du dich noch«, erklärt er in seiner üblichen ruhigen Tonlage. »Wenn du dich beeilst, bist du zurück, bevor alles vorbei ist. Und mach dir keine Sorgen. Red hat noch nie viel von Plänen gehalten. Schon gar nicht von unseren. Sie schafft das schon.«
Für River war das eine erstaunlich lange Ansprache. Ich zittere schon wieder. Ben Callister rückt zu mir auf und sieht mich an, als würde er mich am liebsten wärmen wollen, was absurd ist. Und aufdringlich. Ich trete einen Schritt zurück.
»Du hast wohl recht«, stimme ich River zu. Ganz langsam macht sich Erleichterung in mir breit. »Jason, kannst du dich um ihn kümmern?« Ich nicke in Bens Richtung.
»Klar.«
Mit einem letzten Blick zum Aquarium laufe ich los. Ben und Jason folgen mir mit etwas Abstand. Und das ist auch gut, denn ob ich ihn auf dem gesamten Weg bis zu den Umkleiden neben mir ertragen hätte, weiß ich nicht. Mein Anstand hat bisher für ein Minimum an Höflichkeit gereicht, aber ich will ihn hier nicht haben. Ein Mensch wie er passt nicht in dieses Aquarium, das hat er eben bestens bewiesen. Er ist draußen tausendmal besser aufgehoben, bei all den anderen Ignoranten in Cowboyboots. Ich will, dass er mir aus den Augen geht, am besten für immer. Immerhin verpasse ich seinetwegen die Geburt, dabei habe ich so lange darauf gewartet. Das schmerzt mich mehr als mein Arm. Gleich morgen früh werde ich bei AnimalsFinests anrufen und mir einen anderen Vertreter zuteilen lassen.
Als die Tür der Umkleide hinter mir zufällt, atme ich tief durch. Ich schäle mich aus dem nassen Neopren und hüpfe in die Dusche, nehme mir aber kaum Zeit dafür. Meine Gedanken sind bei Red und bei all den Dingen, die nun zu tun sind. Die Babys müssen in den Fischkindergarten übersiedeln. Für uns mag es grausam klingen, aber bei ihren Eltern sind sie nicht sicher. Ich schamponiere hastig meine Haare und spüle sie gleich darauf wieder aus. Bestimmt wird in Kürze eine Pressemeldung rausgegeben. Ich bin froh, dass ich das alles meinen Vorgesetzten überlassen kann und mich nicht darum kümmern muss. Die Geschäftsleitung steht lieber im Rampenlicht als ich. Breitnasen-Siebenkiemerhaibabys kommen voll entwickelt und bereits mit einer Länge von einem halben Meter zur Welt. Ich frage mich, wie die Babys in dem Bauch des Muttertiers Platz finden können, und bin schon gespannt, welche Nummer die endgültige Zählung ergeben wird.
Ich schnappe mir ein Handtuch, trockne mich ab und versuche, mit den Fingern das Knäuel meiner Haare zu entwirren. In das Handtuch gewickelt steuere ich meinen Schrank an, durchwühle die erschreckend wenigen noch sauberen Klamotten und ignoriere den Schmutzstapel daneben. Ich darf heute Abend nicht wieder vergessen, die Teile zum Waschen mit nach Hause zu nehmen.
Nachdem ich die letzte saubere Jeans und ein Tanktop angezogen habe, bürste ich meine Haare so gut wie möglich und lasse sie feucht über meine Schultern fallen.
Als ich auf den Gang trete, steht dort Ben Callister und ich zucke kurz zusammen. Erstaunlich, wie schnell ich ihn vergessen hatte. Ich presse die Lippen aufeinander und für einen Moment überkommt mich ein schlechtes Gewissen wegen meines Vorhabens. Ihn auszutauschen, könnte ihn seinen Job kosten. Was, wenn ich ihm damit ordentlich Ärger einhandele?
Ich erkenne das T-Shirt, das er trägt, sofort wieder. Es ist so unglaublich geschmacklos und genau deshalb so typisch Jason. Auf dem schwarzen Shirt steht in dicken Blockbuchstaben: TAKE A SEAT, BABY!, und ein Pfeil deutet nach unten zu dem besten Stück des Trägers.
Ben bemerkt meinen Blick, als ich wieder aufsehe, und seine Wangen röten sich.
»Das war das einzig Unbenutzte, das er mir anbieten konnte«, rechtfertigt er sich und hebt die Hände vor seine Brust.
Natürlich war es das. Und ich weiß auch, weshalb, weil ich Jason verboten habe, das Ding hier zu tragen.
Ein Blick auf Bens Zehen versöhnt mich wieder. Die Cowboyboots sind verschwunden, stattdessen stecken seine Füße in ausgetretenen Öko-Latschen. Ich hätte nie gedacht, dass ein altes Paar Birks meine Laune derart heben könnte.
Ich grinse ihn an. »Schicke Schuhe.«
Seine Miene verfinstert sich, hellt sich jedoch sichtbar auf, als er sich darauf zu besinnen scheint, dass ich über das anstößige Shirt hinwegsehe.
Er räuspert sich. »Ich möchte noch mal betonen, dass mir das alles sehr leidtut, und ich hoffe …«, beginnt er zu sprechen, doch ich bringe ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Ich weiß, dass ihr Cowboys immer denkt, alles auf der Welt drehe sich um euch, aber tatsächlich gibt es Dinge, die wichtiger sind als eure Ehre. Aktuell ist das die Geburt von Reds Jungen«, erkläre ich in strengem Ton und marschiere los.
Natürlich lässt sich der Cowboy von meinen Worten nicht abwimmeln und folgt mir.
»Jungen? Mehrzahl? Ich dachte …« Er beendet den Satz nicht, obwohl ich ihn dieses Mal nicht unterbreche, stattdessen schweigt er.
Ich weiß auch so, was er denkt. Er glaubt, der Babyhai, den er vorhin gesehen hat, wäre schon alles gewesen. Wie weit entfernt von der Realität er damit liegt, erkennt er, als wir beim Haifischbecken ankommen.
»Das ist der Wahnsinn«, murmelt er, klingt dabei beinahe ehrfürchtig, und tritt näher ans Becken, in dem zahlreiche Haijunge Deckung suchend umherschwimmen.
»Wir sollten schnellstens mit dem Umsiedeln anfangen.« Maddie tritt neben mich.
Es versetzt mir einen Stich, wenn ich darüber nachdenke, wie viel ich verpasst habe. Wochenlang haben wir diesem Ereignis entgegengefiebert und jetzt geht alles viel zu schnell, weil mir ein einzelner Mensch die Möglichkeit genommen hat, so Teil davon zu sein, wie ich es mir ausgemalt habe. Aber vor allem will ich nicht, dass er noch mehr kaputt macht. Ich werde nicht zulassen, dass er mir auch noch den Rest vermiest, sondern mich voll und ganz auf die Aufgaben, die vor uns liegen, konzentrieren.
»Ja, lass uns alles vorbereiten«, sage ich deshalb und kann kaum glauben, dass es tatsächlich passiert ist: Reds Babys haben das Licht der Welt erblickt.
Mein Puls klopft spürbar gegen meine Halsinnenwand und in meinem Magen macht sich ein warmes Gefühl breit, das mir langsam in die Brust kriecht. So fühlt sich Freude an.
Ich habe es verbockt, und zwar richtig!
In den lächerlichsten Klamotten des Planeten stehe ich neben der Frau, die über Nates Zukunft entscheidet. Darüber, ob er, wenn er aus der Reha zurückkommt, noch eine Anstellung hat oder nicht. Wenn ich diesen Kunden verliere – und in diesem Moment sieht es ganz danach aus –, dann ist alles verloren.
Was habe ich mir nur dabei gedacht, zu den Haien zu springen? Vermutlich gar nichts. Ich befinde mich in einem Aquarium, verdammt noch mal. Niemand außer dem Fachpersonal schwimmt hier in den Becken rum. Wieso habe ich nicht erkannt, dass sie eine Tierpflegerin ist? Alleine die Tatsache, dass sie einen Neoprenanzug getragen hat, hätte mir klarmachen müssen, dass sie weiß, was sie tut. Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Ganz große Klasse, Ben!, verspotte ich mich stumm. Nur mit Mühe unterdrücke ich den Drang, mir gegen die Stirn zu schlagen. Würde meine Dummheit nicht Nates Existenz gefährden, könnte ich sogar darüber lachen.
Jetzt, da ich Serena Burnet ein klein wenig kennengelernt habe, ist mir vollkommen klar, dass diese Frau keinen Retter braucht. Schon gar kein Landei wie mich, das zu ihr ins Wasser springt. Das ist ihr Element.
Ich muss sie nicht anschauen, um sie vor mir zu sehen. Ihr Bild hat sich in meiner Netzhaut verewigt. Sie hat ausgesehen wie eine kleine Meerhexe – wunderschön, aber trotzdem ein wenig zum Fürchten. Ich blinzle verwundert über den Schwachsinn an Gedanken, den mein Hirn da fabriziert, und begehe den Fehler, sie nun doch anzusehen. Ihre Haare trocknen allmählich und wandeln sich von einem nassen Burgunder- in ein helleres Kupferrot.
Sie bemerkt meinen Blick, sieht auf, runzelt die Stirn und tritt drei Schritte zurück. Das hat sie vorhin schon einmal getan. Sie mag mich nicht, das ist eindeutig. In diesem Moment sind ihre Augen so dunkel und menschenfeindlich wie die Tiefsee. Ich schlucke.
»Kann ich irgendwie helfen?«, frage ich, bevor sie mich wegschicken kann. Daran, dass sie das vorhat, zweifle ich keine Sekunde.
Sie schüttelt den Kopf. »Danke für das Angebot, aber wir müssen uns jetzt auf die Tiere konzentrieren«.
Ihre Ungeduld mit mir ist so deutlich zu spüren wie ein Stachel in der Fußsohle. Ich muss einsehen, dass ich nur noch gewinnen kann, wenn ich gehe, obwohl ich dadurch meine Aufgabe für AnimalsFinests nicht erfülle. Selbst wenn ich es nicht versaut hätte, ist jetzt keine Zeit mehr für die Belange des Unternehmens.
»Dann verabschiede ich mich wohl besser.« Ich versuche mich an einem Lächeln, aber es misslingt.
»Du findest alleine hinaus?«
Natürlich tue ich das und natürlich tut sie nichts, um mich aufzuhalten.
»Ja danke, keine Umstände«, sage ich, doch sie hört mir gar nicht mehr zu. Ist auch besser so. Umstände habe ich schließlich bereits genug bereitet. Ich gehe den Gang entlang. An der Ecke fällt mir ein, dass ich die Tasche, in die Jason meine nassen Sachen gepackt hat, vergessen habe, und kehre noch mal um, um sie zu holen.
Die Pfleger hat diese besondere Dynamik erfasst, die außergewöhnliche Ereignisse oft begleitet. Alle Handgriffe wirken routiniert, obwohl Trubel herrscht, weil viele Menschen hin- und hereilen. Ich sehe strahlende und konzentrierte Gesichter und vernehme einen leisen Fluch. In der Luft liegt eine ganz eigene Mischung aus Aufregung, Euphorie und der Angst, dass etwas schiefgehen könnte.
Wie alle anderen auch, läuft Serena Burnet emsig hin und her, aber ihre Bewegungen wirken noch klarer, zielgerichteter und absolut effizient. Soeben reicht sie River, der auf der Treppe steht, ein Fangnetz nach oben. Ich betrachte sie genauer. Selbst für kalifornische Maßstäbe ist sie extrem schlank. Doch bei ihr wirkt es nicht, als würde sie einem Trend hinterherjagen. Eher so, als sei es ihrem Lebensstil geschuldet. Die sehnigen Muskeln an ihren Oberarmen sind deutlich zu erkennen, als sie sich nach vorne beugt. Für einen Moment frage ich mich, was wohl ihre Geschichte ist.
Stopp! Warum verdammt denke ich überhaupt darüber nach? Weil ich so vielleicht rausfinden könnte, wie ich einen Zugang zu ihr bekomme, natürlich rein als Geschäftspartner! Oder ist es doch eher, weil mich diese Frau mindestens so sehr fasziniert, wie sie mich abschreckt? Denn das tut sie. Ich bin mir nur nicht sicher, was überwiegt. Mein Blick scheint an ihrer Gestalt festzukleben, obwohl ich das gar nicht will. Gleichzeitig bringt mich ihre Arroganz auf die Palme. Ihre Wut auf mich, die mich wiederum wütend werden lässt, weckt in mir den Wunsch, ihr endgültig den Rücken zu kehren. Ich habe es schließlich nur gut gemeint. Meine rechte Hand ballt sich wie von selbst zur Faust. Wie sie mich gemustert hat, den Cowboy, als wäre ich ein Insekt, auf das sie am liebsten drauftreten würde. Wobei, wahrscheinlich stünde ihr da ihre Tierliebe im Weg.
Ich hebe die Stofftasche, die inzwischen ebenso durchnässt ist wie die Klamotten darin, vom Boden auf und wende mich von der Szene ab. Nicht meine Baustelle! Bis morgen haben sie die kleinen Monster hoffentlich umquartiert und der heutige Tag war einfach nur ein schlechter Start. Nicht mehr.
Frustriert und genervt schlurfe ich zum Ausgang – wie soll man in diesen verdammten Latschen richtig laufen? Als würde es nicht reichen, dass ich beinahe nicht aus meinen nassen Boots gekommen wäre. Sie auszuziehen, war eine einzige Plackerei. Ich atme tief durch, als ich endlich im Wagen sitze.
Ich brauche ein Wunder, so viel ist klar. Ein verdammtes Wunder! Denn obwohl ich den Namen Serena Burnet am liebsten von der Lieferliste streichen würde, kann ich das nicht tun. Trotz der großen Distanz, die uns trennt, ist Nate immer für mich da. Ihn habe ich angerufen, als …
Die Erinnerung an jenen Frühlingsnachmittag vor fünf Jahren versetzt mir einen schmerzhaften Stich in der Brust. Genau da, wo mein Herz sitzt. Es ist lange her und doch tut es noch so weh. Ich umklammere das Lenkrad und wünsche mir, ich hätte eine Gangschaltung, um den Gang richtig heftig einzulegen. Stattdessen starte ich den Wagen und trete das Gaspedal durch. Mit quietschenden Reifen fahre ich vom Parkplatz und biege auf die Straße.
Die Scham über meinen peinlichen Auftritt wird immer mehr von dem Ärger über diese furchtbar hochnäsige Person verdrängt, die über die Lieferungsabnahme entscheiden wird. Ich weiß, dass ich meinen Stolz hinunterschlucken muss, und das werde ich auch tun. Morgen.
Als würde mich jemand fernsteuern, kriege ich nicht wirklich mit, wie die Umgebung an mir vorbeifliegt. Erst auf dem Parkplatz des Motels finde ich zu mir selbst zurück. Ich lehne mich in den Sitz und schließe für einen Moment die Augen, verbanne die aufsteigenden Bilder aus meinem Kopf. Zwei Körper, die sich aneinanderreiben. Einer davon ist mir zu vertraut. Was auch immer ich in der Vergangenheit durchgemacht habe, ist niemals so schlimm wie Nates Gegenwart. Ursprünglich hatte ich vor, ihn heute nach meiner Vorstellung im Aquarium anzurufen, aber ich verschiebe es auf morgen. Er braucht Positives, und das habe ich aktuell nicht zu bieten.
Ich beschließe, dem Rat der Rezeptionsdame zu folgen, und suche Sally’s Diner in der Navigations-App. Da es nur zwei Straßen weiter liegt, entscheide ich mich für einen Spaziergang.
Doch bevor ich mich erneut in die Öffentlichkeit wage, tausche ich Jasons unmögliche Klamotten gegen ein kurzärmeliges Leinenhemd, Jeans und Sneakers und bete still, dass meine geliebten Boots bis morgen trocknen. In diesen Schuhen fühle ich mich zu Hause und es wurmt mich, sie ausgerechnet jetzt nicht tragen zu können. Der gesamte heutige Tag setzt mir mehr zu, als ich mir eingestehen will. Auf der Ranch sitzt jeder Handgriff. Ich bin es nicht gewohnt, mich vor anderen zum Idioten zu machen, weil ich etwas von meiner Arbeit verstehe. Was ich hier jedoch für Nate übernehme, ist Neuland für mich.
Vom Motel bis zum Diner benötige ich keine fünfzehn Minuten, trotzdem hilft mir das Gehen dabei, meine Gedanken zu ordnen. Das viele Sitzen heute hat mir nicht gutgetan. Sally’s überrascht weder mit der Einrichtung noch mit der Speisekarte, dafür mit der Bedienung. Ich kann nicht genau sagen, weshalb, aber der Kellner hebt meine Laune. Vielleicht ist es sein fröhliches Schmunzeln oder die Art, wie er beschwingt zwischen den Tischen entlangläuft, als wäre der Gang sein persönlicher Laufsteg. Sein schwarz gelocktes Haar wippt dabei auf und ab.
»Hi, ich bin Niles. Was darf ich dir bringen?«, fragt er, als er an meinen Tisch kommt.
Ich bestelle eine Cola und greife nach der in Plastik eingeschweißten Speisekarte vor mir.
Als Niles mir mein Getränk serviert, habe ich mich noch immer nicht entschieden.
»Die Bagels sind gut«, meint er und grinst breit.
»Dann einen Bagel«, sage ich zögernd und überfliege die möglichen Füllungen.
»Hühnchen-Avocado?«, schlägt Niles vor.
Ich verziehe das Gesicht.
»Nein, ich nehme Cream-Cheese-Chili.«
Niles’ Lächeln wird noch eine Spur breiter. »Den esse ich auch immer, du gefällst mir. Neu hier, richtig?« Er tippt auf sein mobiles Bestellgerät und wendet sich halb ab, zögert dann jedoch. »Was bringt dich nach Monterey?«
Ich räuspere mich, doch bevor ich antworten kann, dass ihn das nichts angeht, sagt er: »Ich klinge neugierig, ich weiß.« Ich zucke ertappt zusammen. »Aber ich frage nur, weil du aussiehst, als ob du reden möchtest«, fährt er fort. »Und …« Er kratzt sich am Kopf. »… weil ich nicht will, dass meine Stadt jemanden vergrault.«
»An der Stadt liegt es nicht«, grummle ich.
»Die Menschen.« Er seufzt. »Es sind immer die Menschen. Moment, ich komme gleich wieder.«
Im Grunde ist es nur eine einzige Person und das kurze Gespräch mit Niles hat mir bereits verdeutlicht, dass ich mich zu sehr hineinsteigere. Ja, der Start mit Serena Burnet war ungewöhnlich. Aber ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren, denn es zählt nur eine einzige Sache.
»Ich helfe einem Freund«, erkläre ich Niles, als er mit meinem Essen zurückkommt.
»Eine ehrenvolle Aufgabe. Aber jemand macht sie dir schwer?«
Ich wiege den Kopf hin und her. »Vielleicht habe ich mich auch nicht optimal verhalten«, gebe ich zu und ziehe den Teller zu mir ran. Ich kann die Jalapeños im Käse beinahe riechen.
»Morgen kannst du es besser machen«, erklärt Niles und rückt die Ketchupflasche auf dem Tisch zurecht.
Ich unterdrücke ein Seufzen – als ob das so einfach wäre – und sage nur: »Klar.«
Niles’ Antwort besteht aus einem Schmunzeln. »Oder übermorgen.« Er zwinkert mir zu und scheint das Leben mit Leichtigkeit zu nehmen, keine schlechte Einstellung, aber in meinem Fall schwer umsetzbar.
Ich beiße in meinen Bagel und vergesse für einen Moment alles um mich herum. Himmlisch scharfe Cremigkeit in Weißbrot. Fast wie zu Hause.
Endlich. Ich dehne meinen Nacken und entlasse den letzten der einundzwanzig Babyhaie in sein neues Becken. Er schwimmt etwas langsamer als seine Artgenossen davon und gibt mir so Gelegenheit, seine geschmeidigen Bewegungen zu bewundern. Ich verweile noch ein paar Sekunden, dann zücke ich mein Handy.
Du hast es verpasst, texte ich Olive und weiß, dass sie sich in den Hintern beißen wird. Dabei hat sie noch keine Ahnung von der tatsächlichen Aufregung der letzten Stunden: Ben Callister. Bei dem Gedanken an ihn wird mir ganz heiß. Ich schiebe das Gefühl in meinem Bauch auf meine Wut, dabei fühlt es sich ein kleines bisschen anders an. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Der Cowboy hat dir schon deinen Tag vermasselt, lass nicht zu, dass er auch noch deinen Abend beherrscht, sage ich mir selbst im Stillen.
Das Display meines Handys leuchtet auf und ich lese Olives Antwort.
Waaas??? Kann nicht sein!
Doch, antworte ich knapp.
»Wir gehen dann mal!«, ruft Jason und reibt sich müde die Augen. »Schließt du ab?«
Ich nicke, während ich tippe. »Mach ich, geht ruhig schon.« Die anderen sind genauso geschafft wie ich. Ich kann den aufkommenden Muskelkater in meinen Schultern bereits spüren. Trotzdem fühle ich mich auf seltsame Weise überdreht und mir ist bewusst, wenn ich jetzt nach Hause gehe, kann ich unmöglich schlafen. Eine neue Nachricht geht ein.
Verflucht! Wie hat das nur passieren können? Habe ich es wirklich verpasst? Ach, Sere, verdammt! Wieso hast du mich nicht angerufen?
Wann hätte ich das machen sollen? Als mir der Cowboy fast den Arm gebrochen oder während er mich beinahe ertränkt hätte?
Tja, es war … etwas hektisch, schreibe ich nur.
Du weißt, dass du mir alles berichten musst?!, fordert sie, aber ich sende ihr nur zwei schnarchende Smileys und muss grinsen.
Sere?! Nicht dein Ernst! Erzähl mir jetzt nicht, du seist müde!
Nachdem ich eine knappe Minute nicht antworte, schreibt sie empört: Hey, das kannst du nicht machen!!!
Ich lache auf. Cocina? In einer halben Stunde?