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Calendar Girl - Verführt E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Der Mega-Bestseller aus den USA: Millionen Leserinnen folgen Mia durch ein Jahr voller Abenteuer und Leidenschaft ... Mia Saunders braucht Geld. Viel Geld. Eine Million Dollar, um ihren Vater zu retten. Er liegt im Krankenhaus, weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Um die Summe aufzutreiben, heuert Mia bei einer Agentur an und lässt sich als Begleitung buchen. Ihre Gesellschaft kostet 100.000 Dollar pro Monat. Sex ist ausdrücklich nicht Teil des Deals – leicht verdientes Geld! Und der Liebe hat Mia sowieso abgeschworen. Als sie ihrem ersten Kunden, dem Hollywood-Autor Wes Channing, gegenübersteht, ist schnell klar: Zwischen den beiden knistert es gewaltig. Vor ihnen liegt ein Monat voll heißer Leidenschaft. Doch Mia darf sich nicht verlieben. Denn Wes ist nur Mr Januar... Entdecken Sie auch TRINITY von Audrey Carlan - super sexy, wahnsinnig spannend!

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Das Buch

»Ich mache es«, flüsterte ich.

»Natürlich machst du es«, Millie lächtelte. »Du hast keine andere Wahl.«

Mia Saunders braucht Geld. Viel Geld. Eine Million Dollar. Ihr Vater konnte seine Spielschulden nicht begleichen. Um die Summe aufzutreiben, heuert Mia bei einer Agentur an und lässt sich als Escort-Girl buchen. Für 100.000 Dollar pro Monat – leicht verdientes Geld! Sex ist ausdrücklich nicht Teil des Deals. Doch als sie ihrem ersten Kunden gegenüber steht, ist schnell klar: Zwischen ihr und Wes knistert es gewaltig. Vor den beiden liegt ein Monat voll heißer Leidenschaft. Aber Mia darf sich nicht verlieben. Denn Wes ist nur Mr Januar ...

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis der Verlag Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm.

Ihre Serie »Calendar Girl« stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue »Shades of Grey« gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Homepage der Autorin: www.audreycarlan.com

AUDREY CARLAN

JANUAR

FEBRUAR

MÄRZ

Aus dem Amerikanischen von

Friederike Ails, Graziella Stern und Christiane Sipeer

Ullstein

Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Calendar Girl – January/February/March

© 2015 Waterhouse Press, LLC

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ISBN 978-3-8437-1369-6

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juni 2016

2. Auflage 2016

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

Übersetzung: Friederike Ails (Januar), Graziella Stern (Februar) und Christiane Sipeer (März)

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Ginelle Blanch

Du warst von Anfang an dabei …

Als Testleserin hast du mich unzählige Male gerettet.

Danke, dass du an mich und meine Geschichten glaubst und sie genauso liebst, wie ich dich und deine Arbeiten liebe.

Namaste, meine Liebe.

Jeananna Goodall

Vor einem Jahr habe ich mein erstes Buch veröffentlicht.

Von der ersten Seite an warst du mein Cheerleader, meine Testleserin und mein größter Fan.

Inzwischen ist es mir eine Ehre, dich meine Freundin nennen zu dürfen.

Du liebst meine Figuren, als wären sie deine eigenen, und sorgst dafür, dass ich ihnen nah bleibe.

Du hast viele Gaben und Talente, ich bin so dankbar, dass du sie mit mir teilst.

Licht und Liebe.

Heather White

Deinetwegen ist Mia in Chicago.

Auch du hast das Vertraute hinter dir gelassen und dich auf eine Reise begeben.

In diesem Monat zeigt das Buch, wie gut es sein kann, Risiken einzugehen.

Manchmal verändert es dein Leben, stellt es völlig auf den Kopf.

Doch meistens lohnt es sich.

Du bist wunderschön, und ich bin so froh, dass es dich gibt.

BESOS, meine Liebste.

Kapitel 1

Wahre Liebe gibt es nicht. Jahrelang hatte ich an sie geglaubt. Ich hatte sogar gedacht, ich hätte sie gefunden. Viermal, um genau zu sein. Lass sehen, da war:

Taylor. Meine Highschool-Flamme. Die ganze Schulzeit über waren wir zusammen. Er war Baseball-Spieler in der Auswahlmannschaft. Der beste, den die Schule je hatte. Groß, mit mehr Muskeln als Hirn und einem Schwanz von der Größe einer Erdnuss. Vermutlich wegen der ganzen Steroide, die er hinter meinem Rücken schluckte. Am Abend des Abschlussballs gab er mir den Laufpass. Machte sich mit meiner Jungfräulichkeit und der Anführerin der Cheerleader aus dem Staub. Später hörte ich, dass er das College abgebrochen hat und als Mechaniker in irgendeinem Kaff gestrandet ist, mit zwei Kindern und einer Frau, die ihn schon längst nicht mehr anfeuert.

Dann war da noch der Tutor aus meinem ersten Psychologie-Seminar am Las Vegas Community College. Maxwell hieß er. Ich dachte, der Typ könnte übers Wasser gehen, ich hielt ihn für einen Heiligen. Mein Herz war ihm jedenfalls nicht heilig: Er trampelte darauf herum, indem er in jedem seiner Seminare ein Mädchen aufs Kreuz legte. Er hatte die Tutorenstelle bloß angenommen, um an möglichst viele von ihnen ranzukommen. Das ist schon in Ordnung. Am Ende waren zwei Mädchen gleichzeitig von ihm schwanger, und er wurde wegen beruflichen Fehlverhaltens vom College geworfen. Mit neunzehn Jahren hatte er bereits zwei Frauen am Hals, die ihn wegen Unterhalt nervten. Geschah ihm irgendwie recht. Gott sei Dank hab ich ihn immer gezwungen, ein Kondom zu nehmen, wenn wir Sex hatten.

Mit zwanzig gönnte ich mir eine Auszeit. Kellnerte das ganze Jahr über im MGM Grand auf dem Las Vegas Strip. Dort traf ich Nummer drei, Benny. Kein Glückstreffer, weder für mich noch für ihn. Er war ein Kartenzähler. Damals erzählte er mir, er wäre im Vertrieb tätig, würde gern ins Casino gehen und Poker spielen. Wir hatten eine stürmische Romanze – wobei, romantisch war da rein gar nichts. Ich glaube, die meiste Zeit verbrachte ich betrunken unter ihm, aber was soll’s. Ich dachte halt, er würde mich lieben. Das sagte er mir zumindest ständig. Zwei Monate lang tranken wir zusammen; wir schwammen im Hotelpool und vögelten die ganze Nacht in einem Hotelzimmer, das ich durch einen Kollegen beim Zimmerservice organisieren konnte. Ich spendierte ihm und seinen Freunden Drinks an der Bar, und er besorgte mir dafür einen Zimmerschlüssel. Es funktionierte. Zuerst. Dann wurde Benny beim Kartenzählen erwischt und tauchte ab. Nach seinem Verschwinden war ich ein Jahr lang verzweifelt. Dann erfuhr ich, dass er beinahe totgeprügelt worden war. Er hatte einige Zeit im Krankenhaus verbracht und dann klammheimlich die Stadt verlassen – und mich.

Mein letzter Fehltritt war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich kam zu der Überzeugung, dass wahre Liebe eine Erfindung der Grußkartenhersteller und der Autoren von Liebesromanen und romantischen Komödien ist. Blaine war sein Name, aber Luzifer hätte besser gepasst. Er war ein wortgewandter Geschäftsmann. Ich benutze den Ausdruck »Geschäftsmann« hier im weitesten Sinne. In Wirklichkeit war er ein Kredithai. Derselbe Kredithai, der meinem Vater mehr Geld lieh, als dieser jemals zurückzahlen konnte. Erst machte er sich an mich ran, dann nahm er sich meinen Vater vor. Damals hielt ich unsere Liebe für den Stoff, aus dem die Träume sind. Blaine versprach mir das Blaue vom Himmel und brachte mir die Hölle auf Erden.

»Deshalb solltest du den Job bei deiner Tante annehmen und der Sache ein für alle Mal ein Ende setzen.« Meine beste Freundin Ginelle schnalzte laut mit der Zunge ins Telefon. Ich hielt das Handy vom Ohr weg. »Das ist die einzige Möglichkeit, Mia. Wie willst du deinen Vater sonst aus dem Knebelvertrag mit Blaine und seinen Schlägern rausholen?«

Ich setzte die eiskalte Wasserflasche an den Mund. Die kalifornische Sonne verwandelte die kondensierten Tropfen auf dem Riffelglas in glitzernde Lichtsplitter. »Ich weiß nicht, was ich machen soll, Gin. Ich hab einfach nicht so viel Geld rumliegen. Ich hab überhaupt kein Geld rumliegen.« Der laute Seufzer, den ich ausstieß, klang sogar in meinen Ohren übertrieben dramatisch.

»Aber du liebst doch die Liebe …«

»Nicht mehr!«, erinnerte ich meine beste Freundin seit Kindertagen.

Der Lärm von Las Vegas drang durchs Telefon zu mir. Die Leute denken immer, die Wüste sei ein stiller Ort. Aber nicht der Las Vegas Strip. Glücksspielautomaten klimperten die ganze Zeit, und das Klingeln und Bimmeln verdichtete sich zu einem monotonen Dröhnen, egal, wo man sich gerade befand. Man konnte ihm nicht entfliehen. »Ich weiß, ich weiß.« Sie wechselte das Handy ans andere Ohr, und es knackte und rauschte kurz. »Aber du magst Sex, oder?«

»Ich bin nicht Barbie, Gin. Ich kann selber denken. Also hör auf, mir schwachsinnige Fragen zu stellen. Ich geh hier echt noch drauf.« Na ja, eigentlich war es mein Vater, der draufging, wenn ich es nicht schaffte, eine Million Dollar aufzutreiben.

Ginelle stöhnte und schnalzte wieder mit der Zunge. »Ich meine, wenn du den Escort-Job annimmst, musst du doch einfach nur hübsch aussehen und viel Sex haben, oder? Dich hat seit Monaten keiner mehr flachgelegt. Also könnte das doch sogar ganz nett werden, oder?«

Eine Arbeit als gutbezahltes Callgirl wie einen Traumjob klingen zu lassen brachte auch nur Ginelle fertig. »Das hier ist nicht Pretty Woman, und ich bin auch nicht Julia Roberts.«

Ich ging zu meiner Maschine rüber, einer Suzuki GSX-R600, die ich schlicht Suzi nannte. Sie war das einzig Wertvolle, das ich besaß. Ich schwang ein Bein über die Sitzbank, klickte mein Handy in die Halterung und stellte es auf Lautsprecher. Dann teilte ich meine schweren schwarzen Locken in drei Partien und flocht sie rasch zu einem dicken Zopf. »Ich weiß ja, dass du es nur gut meinst, aber ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen soll. Ich bin keine Nutte. Zumindest will ich keine sein.« Allein beim Gedanken daran brach mir der Angstschweiß aus. »Aber ich muss mir was einfallen lassen. Ich brauche viel Geld, und zwar schnell.«

»Ja, ich versteh schon! Erzähl mir hinterher, wie der Termin bei Exquisite Escorts gelaufen ist. Ruf mich heute Abend an, wenn du es schaffst. Mist, ich komm zu spät zur Probe, und ich muss mich noch umziehen.« Ihre Stimme klang auf einmal gepresst, und ich sah sie vor mir, wie sie durchs Casino rannte, um schnellstens zur Arbeit zu kommen, mit dem Handy am Ohr. Und ohne sich darum zu kümmern, wer sie dabei beobachtete und sie für eine Irre halten könnte. Das machte sie so besonders. Sie nannte die Dinge beim Namen … immer. Genau wie ich.

Ginelle arbeitete für die Dainty Dolls Burlesque Show in Vegas. Der Name war Programm: Meine beste Freundin war wirklich ein zierliches Püppchen, und sie wusste, wie man mit dem Hintern wackelt. Männer aus der ganzen Welt kamen, um sich die aufreizende Show am Strip anzusehen. Trotzdem verdiente sie nicht genug, um mich oder meinen alten Herrn freizukaufen. Nicht dass ich sie je darum gebeten hätte.

»Hey, Miststück, ich hab dich lieb, okay?«, sagte ich und stopfte mir den Zopf hinten in die Lederjacke, so dass er zwischen meinen Schulterblättern lag.

»Ich dich auch, Miststück.«

Ich drehte den Schlüssel an meiner Maschine um, ließ den Motor aufheulen und setzte mir den Helm auf. Dann schob ich mein Handy in die Innentasche meiner Jacke, gab Gas und brauste los in eine Zukunft, die ich nicht wollte, an der jedoch kein Weg vorbeiführte.

****

»Mia! Meine süße Kleine«, rief meine Tante, schlang ihre dünnen Arme um mich und drückte mich fest an ihre Brust. Für eine solch zierliche Person war sie ziemlich stark. Ihr schwarzes Haar war zu einem eleganten französischen Knoten hochgesteckt. Sie trug eine weiße Bluse, die so weich wie Seide war, was vermutlich daran lag, dass es Seide war. Die Bluse steckte in einem strengen schwarzen Bleistiftrock aus Leder, und dazu hatte sie turmhohe Stilettos mit roter Sohle an, die ich aus der aktuellen Vogue kannte. Sie sah wunderschön aus. Vor allem aber sah sie teuer aus.

»Tante Millie, es ist so schön, dich zu sehen«, setzte ich an, doch sofort legten sich zwei Finger mit langen blutrot lackierten Nägeln auf meinen Mund.

Sie schnalzte mit der Zunge. »Wirst du wohl, hier nennst du mich Ms Milan.« Ich verdrehte übertrieben die Augen. »Kleines, erstens, verdreh nicht die Augen. Das ist unhöflich und nicht besonders ladylike.« Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst. »Zweitens …« Sie ging einmal um mich herum und begutachtete mich, als wäre ich ein Kunstwerk, eine Statue. Etwas Kaltes, Undurchdringliches. Vielleicht war ich das ja auch. In der Hand hielt sie einen Fächer aus schwarzer Spitze, den sie öffnete und wieder schloss und ihn dann in ihre Handfläche schlug, während sie mich musterte. »… nenn mich nie wieder Millie. Diese Frau ist längst Vergangenheit. Sie ist gestorben, als der erste Mann, dem ich je vertraut habe, mein Herz in Stücke gehackt und seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hat.« Was für ein grausiges Bild, aber Tante Millie war nun mal gnadenlos ehrlich.

»Kinn hoch.« Sie schlug mir mit dem Fächer unters Kinn, das sofort die gewünschte Haltung annahm. Dann tat sie das Gleiche noch einmal an der nackten, empfindlichen Stelle am unteren Rücken, wo mein enges Band-T-Shirt nicht ganz bis zu meiner Lieblingsjeans mit den Farbspritzern reichte. Sofort streckte ich den Rücken durch und schob die Brust raus. Ihr rotlippiges Lächeln wurde breiter und entblößte perfekt gebleichte, gerade Zähne. Es waren die schönsten, die man mit Geld kaufen konnte, und eine beliebte Investition bei den reichen Frauen in Los Angeles. Alle fünf Meter traf man eine Society-Lady, die häufiger beim Zahnarzt war, als medizinisch notwendig wäre, und nicht weniger oft ihren Hautarzt für die monatliche Botox-Spritze aufsuchte. Auch Tante Millie war offensichtlich Stammkundin bei Veneers ’R’ Us. Und obwohl sie auf die fünfzig zuging, war sie zweifellos ein heißer Feger.

»Also, du siehst auf jeden Fall großartig aus. Erst recht, wenn wir dir was Präsentables anziehen. Dann machen wir die Testfotos.« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als ihr Blick auf meine Biker-Klamotten fiel.

Ich trat einen Schritt zurück und stieß gegen einen Lederstuhl, der hinter mir stand. »Ich hab noch nicht ja gesagt.«

Millie kniff die Augen zusammen. »Hast du nicht gemeint, du bräuchtest jede Menge schnelles Geld? Und erwähnt, dass mein nichtsnutziger Schwager im Krankenhaus ist? Und in Schwierigkeiten?« Betont langsam setzte sie sich, schlug die Beine übereinander und legte die Arme bedächtig auf die weißen Lederarmlehnen des Stuhls. Tante Millie hatte meinen Vater nie gemocht. Was schade war, denn er gab als alleinerziehender Dad wirklich sein Bestes, nachdem ihre Schwester – meine Mutter – ihre zwei Töchter und ihn verlassen hatte. Damals war ich zehn. Madison war fünf und hat bis heute keine einzige Erinnerung an ihre Mutter, die ihr Halt geben könnte.

Ich biss mir auf die Lippe und blickte Tante Millie in die hellgrünen Augen. Wir sahen uns so ähnlich. Bis auf die kleinen Verschönerungen, die sie hier und da vorgenommen hatte, war es, als würde ich in den Spiegel blicken, nur einfach fünfundzwanzig Jahre später. Ihre Augen hatten dasselbe, fast ins Gelbe spielende Hellgrün, von dem die Leute schon mein Leben lang schwärmten, sobald sie es bemerkten. Grüner Amethyst, sagten sie immer. Als blicke man in einen seltenen grünen Diamanten. Unser Haar hatte das gleiche Pechschwarz, das nachtblau wirkte, wenn Licht darauf fiel.

Ich drückte die Schultern gegen den unbequemen Stuhl und atmete tief ein. »Ja, Dad hat sich diesmal bei Blaine richtig in die Tinte geritten.« Millie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Ich biss mir auf die Lippe, als ein Bild vor meinen Augen entstand, mein Vater, blass und hager, den ganzen Körper grün und blau geschlagen, wie er leblos im Krankenhaus lag. »Er ist im Koma. Vor vier Wochen haben sie ihn ziemlich heftig verprügelt. Er ist immer noch nicht wieder aufgewacht. Die Ärzte glauben, dass es vom Hirntrauma kommen könnte, aber es wird noch eine Weile dauern, bis wir Genaueres wissen. Blaines Schläger haben ihm so einige Knochen gebrochen. Er trägt immer noch ein Gipskorsett«, sagte ich.

»Mein Gott. Was für Barbaren«, flüsterte Millie und strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne hinters Ohr, um die Fassung zurückzugewinnen. Ich kannte diese Geste. Millie war eine Meisterin im Manipulieren, und ich kannte niemanden, der seine Gefühle so gut unter Kontrolle hatte wie sie. Ich beneidete sie um dieses Talent. Hätte es selbst bitter nötig gehabt.

»Tja. Und als ich letzte Woche an Dads Bett Wache hielt, kam einer von Blaines Typen. Meinte, das wär’s jetzt für Dad. Wenn sie ihr Geld nicht mit Zinsen zurückerhalten, werden sie ihn töten. Und dann kommen sie zu Maddy und mir wegen dem Geld. ›Haftung des Überlebenden‹ nennen sie das. Was auch immer das sein soll. Auf alle Fälle muss ich eine Million Dollar auftreiben, und zwar schnell.«

Tante Millie presste die Lippen aufeinander und schnipste immer wieder mit dem Nagel des Zeigefingers gegen ihren Daumennagel. Das unaufhörliche Klicken machte mich wahnsinnig. Wie konnte sie bloß so ruhig sein, so kaltschnäuzig? Das Leben eines Mannes, mein Leben und das Leben meiner Schwester standen auf dem Spiel. Dad war ihr egal, aber für meine Schwester und mich hatte sie schon immer eine Schwäche gehabt.

Auf einmal blickte mich Millie entschlossen an, mit funkelnden Augen, in denen eine merkwürdige Begeisterung lag. »Es ist machbar, innerhalb eines Jahres. Glaubst du, sie geben dir ein Jahr Zeit, wenn du regelmäßig zahlst?« Sie zog die Augenbraue hoch und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich.

Die Härchen an meinen Armen stellten sich auf, und ich zog abwehrend die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Ich weiß, dass Blaine sein Geld haben will, und da wir mal was miteinander hatten, habe ich vielleicht eine Chance, wenn ich ihn darum bitte. Diesem kranken, sadistischen Widerling hat es schon damals gefallen, wenn ich ihn auf Knien angebettelt habe.«

»Behalt deine Sex-Eskapaden für dich, Kleines«, sagte sie und grinste boshaft. »Sieht aus, als solltest du dich gleich an die Arbeit machen. Nur Spitzenverdiener. Wir müssen einen Gang zulegen. Ich brauch dich direkt morgen früh hier für das Fotoshooting. Das wird den ganzen Tag dauern. Porträt, Ganzkörper, Video und so weiter. Dann können meine Jungs das Material übermorgen auf die sichere Website stellen.«

Alles ging so schnell. Die Worte »Es ist machbar« klingelten mir in den Ohren. Sie waren wie ein Rettungsanker, ein Floß auf offenem Meer, inmitten von Haien, aber immerhin schwamm es noch.

»Aber muss ich auch mit ihnen schlafen? Ich meine, es gibt ja unterschiedliche Formen von Escort-Service.« Ich schloss die Augen und wartete, bis ich eine warme Berührung an meiner Hand spürte. Sie nahm meine Hände in ihre.

»Liebes, du musst nichts machen, was du nicht willst. Aber um entsprechende Summen zu verdienen, solltest du es in Betracht ziehen. Meine Kunden und ich haben eine ungeschriebene Vereinbarung, wenn man so will. Wenn die Mädchen mit ihnen schlafen, legen sie zwanzig Prozent drauf. Diese zwanzig Prozent werden bar in einem Umschlag im Zimmer des Mädchens hinterlassen. Es läuft niemals über mich oder meinen Service, schließlich ist Prostitution in Kalifornien illegal.« Millie legte sich den Zeigefinger ans Kinn. »Aber meine Mädchen sollten für diese Dienste ja nicht leer ausgehen, findest du nicht auch?« Sie zwinkerte. Ich nickte langsam. Ich wusste zwar nicht, wie ich das finden sollte, aber ich spielte einfach mit.

»Ich werde dich monatsweise buchen. Das ist die einzige Möglichkeit, jeden Monat eine sechsstellige Summe zu verdienen.« Ihre hellgrünen Augen leuchteten. So stark, dass ich beinahe glaubte, die Sache wäre ganz einfach, wenn ich nur offen genug war. »Du wirst zu dem Mann geflogen, wo auch immer er wohnt, und in dem Monat sein, was auch immer er braucht. Aber ich verkaufe keinen Sex. Wenn du mit ihm schläfst, dann weil du das willst. Allerdings, wenn du erst mal siehst, welche Männer ich auf der Warteliste habe, wirst du es dir zweimal überlegen, ob du nicht doch mit ihnen in die Kiste steigst. Ganz zu schweigen vom Extrageld.« Millie grinste und stand auf. Sie ging um ihren Glasschreibtisch herum, setzte sich, wandte sich ihrem Computer zu und entließ mich wortlos. Ich hatte das Gefühl, an der Sitzfläche aus Leder festzukleben, ohne mich rühren zu können. Wie zum Teufel sollte ich das alles anstellen? Die Gedanken daran kreisten wie hinterhältige Aasgeier durch meinen Kopf, stürzten sich einer nach dem anderen auf meine Moralvorstellungen und zerfetzten sie, als wären sie leichte Beute.

»Ich tue es«, hörte ich mich flüstern.

»Natürlich tust du es.« Millie sah mich über den Computer hinweg an. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Das ist deine einzige Möglichkeit, wenn du deinen Vater retten willst.«

****

Der nächste Tag war hektisch. Ich fühlte mich wie Sandra Bullocks Figur in Miss Undercover. Bis zum Gehtnichtmehr wurde an mir herumgedrückt, geschrubbt, gezupft und gewachst. Ich kam mir vor wie ein menschliches Nadelkissen und hätte fast die Schönheitsberaterin zusammengeschlagen, die Millie angestellt hatte, um mich »wieder hinzubekommen«. Ihre Wortwahl, nicht meine. Ich konnte nicht leugnen, dass es sich gelohnt hatte. Als ich in den Spiegel sah, erkannte ich die Frau darin kaum wieder. Meine langen schwarzen Haare glänzten mehr als je zuvor und fielen in Wellen über Schultern und Rücken. Überall dort, wo Licht auf meine Haut fiel, schimmerte es. Der sonnengebräunte Teint, an dem ich wochenlang in der kalifornischen Sonne gearbeitet hatte, leuchtete nun wie flüssiger Honig und unterstrich meine Vorzüge. Das Kleid, in das sie mich gesteckt hatte, war aus lavendelfarbenem Stoff, bequem und eng anliegend. Es schmiegte sich perfekt an meine Kurven und Kanten und erzielte den gewünschten Effekt. Sexy und elegant. Ich sah aus wie ein dunkler Engel, als der Fotograf mich auf eine kalte weiße Marmorbank platzierte. Er drehte und wendete mich, und schon bald hatte ich es tatsächlich raus, hübsch zu schmollen und mit leerem Blick in die Ferne zu starren, ohne Gefühle zu zeigen. So musste ich ab jetzt sein. Gefühllos.

Sobald wir fertig waren, zog ich meine Straßenklamotten wieder an, die wie immer aus Jeans und engem Shirt bestanden, und ging zurück in Millies, äh, Ms Milans Büro.

»Liebes, die Bilder sind großartig! Ich wusste doch, dass ein Model in dir steckt.« Sie klickte in ihrem Computer herum. Ich ging um den Schreibtisch und warf einen Blick auf den Bildschirm. Mir blieb die Luft weg, als ich das Bild sah, das der Fotograf von mir gemacht hatte.

»Unglaublich.« Einen Augenblick war ich sprachlos. »Das soll ich sein?« Ich schüttelte den Kopf, während ein Bild nach dem anderen auf die Website von Exquisite Escorts hochgeladen wurde. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich das war, hätte ich es niemals geglaubt.

Ein leises Lächeln umspielte die Lippen meiner Tante. »Du bist wunderhübsch.« Ihr grünäugiger Blick fing meinen auf. »Du siehst wirklich aus wie …«

»Egal.« Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich mit der Hüfte gegen die Schreibtischplatte aus Glas, weil ich nicht hören wollte, wie ähnlich ich ihrer Meinung nach meiner Mutter sah. »Was jetzt?«, fragte ich und verschränkte die Arme über der Brust, weil ich den seltsamen Drang verspürte, mich vor dem zu wappnen, was als Nächstes geschehen würde.

Sie lehnte sich in ihrem schwarzen Lederstuhl zurück, und ihre Augen funkelten. »Willst du einen Blick auf deinen ersten Auftrag werfen?«

Angst kroch mir langsam den Rücken hoch, aber ich straffte die Schultern und verzog keine Miene. »Kann losgehen.«

Millie kicherte, dann klickte sie ein paarmal in ihrem Internetbrowser, bis ein Foto des unfassbar schönsten Mannes auftauchte, den ich je erblickt hatte. Es gab nichts, was von seinem atemberaubend guten Aussehen ablenkte. Selbst in der übermäßig seriösen Porträtaufnahme waren seine dunkelblonden Haare, die grünen Augen und das kantige Kinn einfach zum Niederknien. Seine Haare waren lang, stufig, in diesem unordentlichen und doch perfekt gestylten Look, der gerade so angesagt war. Irgendwas stimmte nicht. Der Mann konnte nicht älter als dreißig sein. Außerdem war er nicht der Typ, der es nötig hatte, sich eine Begleitung zu kaufen. Er sah aus wie ein Mann, dem die Frauen zu Füßen lagen und zu hirnlosen Sexzombies wurden.

»Ich begreif es nicht. Wieso sollte er«, ich zeigte auf den lächelnden, gutaussehenden Mann auf dem Foto, »ein Escort-Girl brauchen?«

Meine Tante lehnte sich zurück, verschränkte die Hände in ihrem Schoß und grinste. »Er hat dich ausgewählt.«

Ich musste wohl sehr verwirrt ausgesehen haben, denn sie fuhr hastig fort: »Ich habe ihm und seiner Mutter die ersten paar Testschüsse persönlich zugemailt. Mit ihr habe ich geschäftlich häufig zu tun. Jedenfalls war er einverstanden. Er schickt dir morgen früh einen Wagen vorbei. Er wohnt hier in der Gegend, aber du wirst trotzdem die nächsten vierundzwanzig Tage bei ihm im Haus wohnen.«

Es war, als wäre mein Kopf von einem unsichtbaren Baseballschläger getroffen worden, so heftig schnellte er hoch. »Vierundzwanzig Tage! Bist du verrückt? Wie soll ich da noch Jobs annehmen oder zu Vorsprechen gehen?« Meine Schauspielkarriere lief nur mäßig, aber ich hatte einen günstigen Agenten, der mir von Zeit zu Zeit ein paar Engagements verschaffte. Und abends arbeitete ich im Restaurant.

Millie blickte mich an, als hätte ich mir einen zweiten Kopf wachsen lassen. Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, und ihre Nase hatte sich unattraktiv in Falten gelegt. »Mia, du wirst alle anderen Jobs für mindestens ein Jahr aufgeben. Du bist jetzt bezahlte Angestellte von Exquisite Escorts. Deine Aufträge variieren zwischen einem und vierundzwanzig Tagen, je nach Wunsch des Kunden. Da du innerhalb von kurzer Zeit viel Geld brauchst, musst du die größeren Jobs annehmen. Nach den vierundzwanzig Tagen steht dir der Rest des Monats zu Hause zur Verfügung, zur Entspannung, Erholung und für kleinere Schönheitsreparaturen. Am Ende eines jeden Kalendermonats wirst du einen neuen Auftrag bekommen.«

»Das glaub ich ja nicht!« Ich lief in ihrem Büro auf und ab, fühlte mich wie ein Tier im Käfig. Mir dämmerte jetzt, dass mein bisheriges Leben vorbei war. Keine normalen Dates mehr – nicht dass ich kürzlich welche gehabt hätte. Keine Vorsprechen mehr, meine Schauspielambitionen auf Eis gelegt und wenig bis gar keine Zeit, Dad, Maddy oder Ginelle zu sehen.

»Glaub mir, Kleines. Das ist kein Scherz. Dein Vater, oder eher dein Exfreund, haben durch ihr Verhalten diese Entscheidung für dich getroffen. Du hast Glück, dass ich dich bei mir unterbringe. Sei nicht undankbar. Und jetzt setz dich und halt den Mund!« Ihre Stimme hatte jegliche Wärme verloren und den kalten, distanzierten Tonfall einer resoluten Geschäftsfrau angenommen.

»Tut mir leid.« Meine Tante versuchte nur, mir zu helfen, aber das kam alles so … plötzlich. Unglaublich. Ich ließ mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ständiges Kopfschütteln änderte auch nichts an dem Ergebnis. Ich war jetzt ein Callgirl. Jeden Monat würde man mich zu einem neuen Mann schicken, und wenn ich mit ihm schlief, bekam ich zwanzig Prozent mehr, bar auf die Hand.

Ich schüttelte den Kopf und lachte. Ein irres Lachen. Ich lehnte den Kopf zurück an das kühle Leder und sah hoch an die weiße Decke. Allmählich fasste ich einen Entschluss und wurde ganz ruhig. Das war es also, was ich tun musste. Ich ließ mich von aufregenden Typen zu langweiligen Geschäftsessen ausführen und begleitete sie bei allem, was sie sonst noch im Sinn hatten. Ich musste nicht mit ihnen schlafen, und was am wichtigsten war, ich würde mich auf keinen Fall in sie verlieben. Jeden Monat ein neuer Mann – das ließ mir gar keine Zeit, mich Hals über Kopf in jemanden zu verknallen, so wie ich es früher getan hatte. Wer sagte, dass ich meine Schauspielkarriere aufgeben musste? Welchen besseren Weg zur Verbesserung meiner Fähigkeiten konnte es geben, als Rollen einzunehmen, in denen diese Männer mich sehen wollten? Wenn der Monat vorbei war, würde ich wieder jemand anders sein und damit meinen Vater retten. Wenn ich Blaine überzeugte, sich auf monatliche Raten einzulassen, ging der Plan auf.

Ich holte tief Luft, stand auf und streckte meiner Tante die Hand entgegen. Ihr Lächeln war boshaft, aber dabei immer noch verführerisch. Sie war wirklich gut in ihrem Job. »In Ordnung, Ms Milan.« Ich betonte ihren falschen Namen, damit sie verstand, dass ich es ernst meinte. »Sieht so aus, als wäre ich Ihr neues Calendar Girl.«

Kapitel 2

Weston Charles Channing III. Ich starrte auf den Namen und fragte mich, wieso jemand es erstrebenswert fand, eine römische Zahl hinter seinem Namen zu tragen. Ich hätte wetten können, dass er ein reicher Jüngling war, dessen Mommy nicht von den Hollywood-Flittchen blamiert werden wollte, die er zu ihren noblen Events schleppte. Zumindest war das die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, warum ein so unfassbar gutaussehender Mann es nötig haben sollte, ein Escort-Girl zu mieten. Ich blätterte die Unterlagen durch und fand schließlich die Liste mit Regeln, die mir »Ms Milan« am Abend zuvor mit nach Hause gegeben hatte.

1. Sieh stets makellos aus.Zeige dich dem Kunden niemals, bevor du dich zurechtgemacht hast. Make-up, gestylte Haare, Nagellack und faltenfreie Kleidung sind Pflicht, ausnahmslos. Der Kunde wird dir eine Garderobe seiner Wahl zur Verfügung stellen. Deine Konfektionsgröße und deine Vorlieben wurden dem persönlichen Stylisten des Kunden übermittelt.

Ich verdrehte die Augen und blickte sehnsüchtig auf den Riesenstapel Jeans in meinem Schrank. Persönlicher Stylist? Meine Güte, diese Leute hatten echt zu viel Geld. Wie schwer konnte es sein, seine eigenen Klamotten auszusuchen? Meine Konfektionsgröße wurde übermittelt? Großartig. Jetzt wusste der Typ, dass ich ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte. Bei meinen ein Meter fünfundsiebzig wirkte ich meist schlanker, als ich es war, aber mir war klar, dass meine Tante bei ihren Mädchen Kleidergröße null bevorzugte. Ich trug eher eine kurvige 38, manchmal sogar eine 40, wenn ich ehrlich war. In der Model-Welt galt das wahrscheinlich als Übergröße.

Er hat dich ausgewählt, erinnerte ich mich, während ich einen kleinen Rucksack mit lebenswichtigen Dingen packte: Lotion, Make-up, Parfum, meinen Reader und einen kleinen Beutel mit meinem Lieblingsschmuck. Nichts von Wert, aber immerhin meins. Ich musste wenigstens ein bisschen ich selbst bleiben. Außerdem packte ich ein nagelneues Tagebuch und mein persönliches Briefpapier ein. Da diese neue Erfahrung ein Jahr lang dauern würde, konnte ich genauso gut etwas draus lernen. Wer weiß, vielleicht würde ich sie eines Tages sogar für ein eigenes Drehbuch verwenden.

Ich warf die Tasche auf den überfüllten Sessel in dem Ein-Zimmer-Apartment, das ich billig gemietet hatte, und sah mir den Rest der Liste an.

2. Immer lächeln. Wirke niemals wütend oder traurig. Zeig am besten gar keine Gefühle. Männer zahlen kein Geld für Frauen, um sich mit ihren Gefühlen herumschlagen zu müssen. Männer zahlen Geld für Frauen, um genau das nicht tun zu müssen.

Gefühllos. Kein Problem. Nach dem Termin mit Millie und der Entscheidung für den Job hatte ich diesbezüglich ein ernstes Wörtchen mit mir selbst gewechselt.

3. Rede nur, wenn du angesprochen wirst. Deine Aufgabe ist es, hübsch und – soweit gewünscht – charmant zu sein. Besprich vor jedem gesellschaftlichen oder beruflichen Termin mit dem Kunden dessen Wünsche, damit du deiner Rolle gerecht wirst.

Wie alt war ich? Fünf? Sei eine Barbie. Alles klar. Das war nicht schwer.

4. Sei jederzeit verfügbar. Wenn der Kunde zu Hause bleiben möchte, wirst du mit ihm zu Hause bleiben. Sei respektvoll, denk an deine Manieren und halt dich an das, was der Kunde dir vorgibt. Wenn er Nähe möchte, ist Kuscheln in Ordnung. Sex ist nicht vorgeschrieben.

Sie wollte, dass ich mit dem Kunden kuschle, wenn er vögeln will? Ich lachte laut auf. Das versprach interessant zu werden. »Hey, möchtest du kuscheln?« Kichernd las ich weiter.

5. Sex mit dem Kunden ist nicht im Vertrag inbegriffen. Solltest du dem Kunden eine sexuelle Beziehung anbieten, fällt dies nicht in den Verantwortungsbereich von Exquisite Escorts. Dennoch ist die Anwendung einer geeigneten Verhütungsmethode, die jederzeit nachgewiesen werden kann, für all unsere Escort-Girls verpflichtend. Blutuntersuchungen dürfen angefordert werden.

Wie kam sie auf diesen Mist? Meinte sie das ernst? Welche Frau würde sich bitte von einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hat und nicht liebt, schwängern lassen? Ach so, ja, reiche Männer, dumme Frauen. Folgenschwere Mischung. Aber ich gehörte nicht zu diesen Frauen. Sobald mein Dad in Sicherheit war und ich seine Schulden abbezahlt hatte, wollte ich bitte schön mein Leben zurück. Wie auch immer das dann aussah.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Zeit, zu gehen. Millie wollte zwar, dass ich eine ihrer Limos nahm, aber ich hatte ihr zugesichert, selbst zu dem Kunden zu fahren. Das war meine einzige Bedingung. Hatte die erste Runde erst einmal geklappt, wäre ich vielleicht eher bereit, mich von ihren Kunden abholen zu lassen. Doch fürs Erste war ich extrem misstrauisch und wollte mit meiner Maschine fahren, auch wenn ich Millie versprochen hatte, mir ein Taxi zu rufen. Aber das würde sie ohnehin herausfinden.

Ich zog meine knackigste schwarze Jeans und ein schwarzes, enges, transparentes Oberteil an, darüber meine kurze Lederjacke und kniehohe Wildlederstiefel mit Absätzen. Ich wusste, dass Millie mich töten würde, wenn sie mich in diesem Outfit sah, aber ich brauchte das Überraschungsmoment auf meiner Seite, um diesen Weston Charles Channing, den Dritten, abzuchecken, bevor ich mich freiwillig die nächsten vier Wochen lang in seine Gesellschaft begab.

Endlich kam die SMS. Sie stammte von einer unbekannten Nummer.

An: Mia Saunders

Von: Unbekannte Nummer

Freue mich darauf, dich kennenzulernen.

El Matador Beach. Nimm die Betontreppe runter zum Strand.

Bis gleich.

Seltsam. Er wollte mich um acht Uhr morgens am Strand treffen? Schnell nahm ich mein iPhone zur Hand und fragte Siri nach dem Weg, als mir auffiel, dass es schon sieben war. Die Computerstimme zeigte mir den Strand und erklärte mir den Weg. El Matador Beach lag dreieinhalb Kilometer nordwestlich von Malibu. Musste in der Nähe seines Hauses sein, denn von meinem Apartment in der Innenstadt von Los Angeles aus würde ich mit meiner Maschine eine gute Stunde bis zum Strand brauchen. Mein Zuhause war nicht gerade riesig, keine dreißig Quadratmeter. Der Futon, den ich für fünfzig Dollar auf dem Flohmarkt gekauft hatte, diente gleichzeitig als Couch und Bett, aber mehr konnte ich mir halt nicht leisten. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass ich es mir so gemütlich wie möglich gemacht hatte. Die Wände hatte ich in einem hellen Beige gestrichen, und obwohl die Möbel wild zusammengewürfelt waren, wirkte es irgendwie stimmig.

Es war meine erste eigene Wohnung. Und jetzt musste ich sie verlassen. Ich schnappte mir die Wasserflasche von der Arbeitsplatte und schüttete das restliche Wasser in den Übertopf des Bambus, der auf dem winzigen Küchentresen stand. Ein kläglicher Versuch, die Wohnung grüner zu machen, aber immerhin galt er als Glückspflanze. Hoffentlich überlebte er. Als ich mit dem Rucksack über der Schulter und dem Helm in der Hand durch die Tür ging, wurde mir klar, wie viel die Pflanze und ich gemeinsam hatten. Auch ich hoffte, ich würde diesen Ausflug überleben.

****

Loser Kies und Steine spritzten neben mir hoch, als Suzi kurz vor der Metallabsperrung an der Felsklippe schlitternd zum Stehen kam. Von diesem Parkplatz aus war die Betontreppe, nach der ich den ganzen Strand abgesucht hatte, deutlich sichtbar. Der Strandabschnitt war klein und wirkte abgeschieden. An diesem kühlen Montagmorgen parkte hier nur ein anderes Auto. Vermutlich, weil normale Leute an einem Werktag um acht Uhr bei der Arbeit waren. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, meinen Kunden hier zu treffen, aber ich machte mir keine allzu großen Sorgen. Der Ausblick war fantastisch, der Strand atemberaubend. Die blauen Wellen rollten an den Strand, mit weißen Kronen, die sich auflösten, sobald die Wellen auf den Sand trafen. Seit ich vor sechs Monaten hierhergezogen war, war ich erst ein paarmal am Strand gewesen. Die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, beim Film und Fernsehen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Egal wo. Hauptsache, ich kam aus der Wüste raus. Als ich den Ozean betrachtete, musste ich für einen Augenblick daran denken, dass er im Grunde das Gegenteil zur trockenen Hitze von Vegas war, und allein wegen dieses Kontrasts wirkte sein Anblick schon tröstlich.

Eine einsame Gestalt war draußen auf dem Wasser und surfte. Ich beobachtete, wie sie jede Welle wie ein Profi ritt und das lange gelbe Surfbrett nach den Wellen ausrichtete. Ich blickte den Strand auf und ab, ohne einen weiteren Menschen zu entdecken. Bis auf den Jeep und meine Maschine waren keine anderen Fahrzeuge auf dem Parkplatz zu sehen. Vielleicht war er noch nicht da?

Ich beobachtete den Surfer noch eine Weile, bis er Richtung Strand kam. Er sprang vom Brett, als er das Ufer erreichte. Nach seiner Balance und Kraft zu urteilen, musste er schon seit Ewigkeiten surfen. Vielleicht war er ja sogar Surflehrer hier am Strand, obwohl ich auf dem einsamen Landstreifen kein Häuschen oder Ähnliches gefunden hatte. Der Mann schüttelte sein Haar und löste den Riemen, der seinen Knöchel mit dem Brett verband. Aus der Entfernung konnte ich seine Gesichtszüge nicht ausmachen. Wie in Zeitlupe blickte der Surfer in meine Richtung. Er konnte mich nicht erkennen, weil ich noch immer den Helm trug. Ich schob das Visier hoch, um besser sehen zu können, und bemerkte, wie er den Reißverschluss seines Neoprenanzugs öffnete und jede Menge durchtrainierte, gebräunte Muskeln entblößte. Er zog erst den einen, dann den anderen Arm aus dem Anzug und ließ ihn um seine Hüfte hängen, nahm das Surfbrett unter einen Arm und joggte den Strand herauf.

Völlig fasziniert starrte ich seinen Körper an. Dieser Surfer war die reinste Augenweide. Er gab dem Ausdruck »Augenschmaus« eine völlig neue Bedeutung. Er lief auf mich zu, und jeder wohlgeformte Brust- und Bauchmuskel wurde besser sichtbar, je näher er kam. Auf seiner Haut mischten sich Sand und Meerwasser. Unwillkürlich fragte ich mich, wie er wohl schmecken würde. Salzig vom Ozean mit einem Hauch seines natürlichen Eigengeschmacks.

Es durchströmte mich warm, als er die Treppe hinaufstieg. In meinen Ohren pochte es, und in meinem engen Helm hörte es sich an, als toste und brauste das Meer darin. Wie wenn alle Autofenster geschlossen sind und jemand plötzlich eines öffnet. Sofort wird man von diesem verzerrten Geräusch überrollt, das ins Ohr dringt wie ein fester Gegenstand und gegen das Trommelfell hämmert.

Langsam nahm ich den Helm ab und warf den Kopf zurück, damit meine Haare, endlich aus der Enge des Helms befreit, frei schwingen und sich entwirren konnten. Ich holte tief Luft, als der Mann, auf den ich gewartet hatte, oben an der Treppe innehielt und zu mir rübersah. Sein Blick war … intensiv, gierig. Schwere Wassertropfen fielen aus seinem Haar auf seine breiten Schultern und rollten ihm über die Brust, die wirkte, als hätte Gott persönlich sie modelliert.

Er musterte mich von den Stiefeln über die Beine bis hoch zu meinen Brüsten, bis unser Blick sich schließlich traf. »Überraschend. Angenehm überraschend«, sagte er grinsend.

»Überraschend, ja.« Ich leckte mir über die Lippen, die auf einmal ganz trocken waren, und grub die Zähne hinein. Er bewegte sich anmutig, als er zu dem grauen Jeep Wrangler mit Allrad-Antrieb hinüberging. Der Wagen war nicht teuer, wirkte aber ganz gut in Schuss. Außerdem hatte er kein Dach, weswegen sein Besitzer das riesige Surfbrett vermutlich einfach hinten reinwerfen konnte. Waren die Dinger so leicht? Ich glaubte es nicht, aber der Mann ließ es aussehen, als wöge das Brett nichts. Seine Armmuskeln spannten sich, als er das Surfbrett in die richtige Position brachte. Mir lief ein Schauer über die Haut. In meinem ganzen Körper prickelte es.

»Bist du Mia?«, fragte er, als ich von meiner Maschine stieg und zu ihm rüberschlenderte, wobei ich darauf achtete, meine Hüften noch ein wenig betonter zu schwingen als sonst. Was er sah, schien ihm zu gefallen, denn seine Augen funkelten bei meinem Anblick.

»Die bin ich. Und du bist Weston Charles Channing, der Dritte?« Ich hielt drei Finger hoch und stützte die andere Hand in die Hüfte.

Er lachte leise, lehnte sich an seinen Jeep und gab mir damit eine noch bessere Aussicht auf seinen nackten Brustkorb. Gott, war der Mann schön. Seine dunklen grünen Augen blickten in meine. »Der Dritte«, sagte er und imitierte meine Geste. »Meine Freunde nennen mich Wes«, sagte er lässig.

»Bin ich denn deine Freundin?«, fragte ich gespielt schüchtern.

»Das will ich doch hoffen, Ms Mia.« Er zwinkerte, dann drehte er sich um und kramte hinten in seinem Jeep. Er holte ein weißes T-Shirt hervor, zog es sich schnell über den Kopf und bedeckte seinen wunderschönen Körper. Ich hätte ihm beinahe für die Ablenkung gedankt. Sofort machte sich die doofe Barbie vom Acker, und die intelligente Mia betrat wieder die Bildfläche. »Bist du bereit?«

»Es ist dein Geld – du bestimmst, wann und wohin«, sagte ich.

Wes leckte sich die Lippen, musterte mich erneut, grinste und schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich ja mitgenommen, aber wie es aussieht, hast du einen fahrbaren Untersatz.«

»So ist es. Ich fahre dir hinterher.«

****

Als wir an seinem Haus in Malibu ankamen, hatte ich meine Libido wieder im Griff, obwohl es wahrscheinlich nur wenig brauchte, um sie wieder in Gang zu bringen. Das Tor zu dem Anwesen öffnete sich, und ich folgte ihm eine schmale, gewundene Auffahrt hinauf, bis er vor einem Haus anhielt, das man eher in den Bergen erwartet hätte. Nicht dass es wie eine Holzhütte ausgesehen hätte, es war aus riesigen Steinen gebaut, mit Holz dazwischen. Üppiges Grün umgab das Haus ringsum und verlieh ihm den Anschein, als sei es in einen geheimen Garten eingebettet.

Ich nahm den Helm ab und umklammerte meinen Rucksack, während ich ihm die Steinstufen hinauffolgte. Die Tür war gar nicht erst verschlossen gewesen. Wenn man in Malibu hinter hohen Mauern wohnte, musste man sich wohl nicht allzu sehr um seine Sicherheit sorgen. Vielleicht hatte er aber auch irgendwo Wachpersonal.

Wir traten in einen riesigen Raum mit dunklen, freiliegenden Deckenbalken, die sich in der Mitte trafen. Der Boden war aus sattem Kirschholz und erstreckte sich über die gesamte Breite des prunkvollen Raums. Hier und da lagen Teppiche in dunklen erdigen Farben auf dem Holzfußboden, neben tiefroten Samtsofas, die so plüschig aussahen, dass man sich direkt hineinlümmeln wollte. Der Raum war hell und luftig und rundherum von Fenstern eingerahmt. Die Wohnwand mit dem Fernseher und der Unterhaltungselektronik wirkte monströs und nahm beinahe die gesamte, fünfzehn Meter breite Wand ein. In den Regalen und Fächern standen Bücher und eine breite DVD-Auswahl. Wandteppiche in leuchtenden Farben schmückten die Wände. Pflanzen und Kunst, wohin man blickte. Nichts, was ich von einem Mann Ende zwanzig, Anfang dreißig erwartet hätte. Ich nahm mir vor, sein Alter herauszufinden und womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. Um so eine Hütte zu besitzen, musste man entweder ziemlich clever oder sehr vermögend sein.

»Das Haus ist fantastisch«, sagte ich und trat durch die offene Glastür auf einen hölzernen Balkon mit schmiedeeiserner Brüstung. Das Bergpanorama vor meinen Augen schien sich bis zum Horizont zu erstrecken. In Los Angeles hatte ich nur selten Gelegenheit, Südkaliforniens Schönheit genießen zu können so wie hier auf diesem Balkon.

Wes lächelte und nahm meine Hand. Seine war warm und weich. Angenehm. »Komm mit. Ich zeig dir mal, was mich von diesem Haus überzeugt hat.« Er zog mich hinter sich her über den Balkon, der das ganze Haus umlief, bis auf die andere Seite des Anwesens.

Als ich die Aussicht entdeckte, raubte es mir den Atem. »Oh mein Gott«, flüsterte ich ehrfürchtig. Wes’ fester Händedruck sandte einen elektrisierenden Schauer über meinen Rücken. Vor mir bot sich ein unverstellter Blick auf den Pazifik, der sich über die gesamte Breite des Hauses erstreckte. Wes beugte sich zu mir, zeigte auf die Sandbucht, die sich in die Felsen am Ufer schmiegte, und flüsterte mir etwas ins Ohr.

»Das ist El Matador Beach«, sagte er und war mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spürte wie einen Kuss. Ich konnte von hier aus beinahe die Stelle ausmachen, wo er gesurft hatte.

»Das ist …« Mir fehlten die Worte.

»Unglaublich. Ich weiß«, sagte er, ohne selbstgefällig zu klingen. Nein, auch er schien den Anblick dieser Landschaft mit einer Ehrfurcht zu genießen, die mich erstaunte. Ein Mann, der hier wohnte, das jeden Tag sah und trotzdem ergriffen war von diesem Geschenk, das vor ihm lag. Mir wurde klar, dass ich ihn vielleicht vorschnell als reiches Jüngelchen abgetan hatte. In seinen Augen lag eine Reife, die nicht seinem Alter zu entsprechen schien. Er griff wieder nach meiner Hand und zog mich ins Haus zurück. »Komm, ich zeig dir dein Zimmer.«

Ich folgte ihm durch das mehrere hundert Quadratmeter große Anwesen. Ein Zimmer nach dem anderen rauschte vorbei, ohne dass ich mehr als einen flüchtigen Blick darauf erhaschen konnte. Ich fand es merkwürdig, dass er weiter meine Hand hielt, doch aus Angst, er könne damit aufhören, sagte ich nichts. Es war schön, die warme große Hand in meiner zu spüren. Ich fühlte mich sicher und geborgen wie seit Jahren nicht mehr.

Wes führte mich zu einer Flügeltür. Jetzt ließ er meine Hand los und öffnete gleichzeitig beide Türen. »Das wird die nächsten vierundzwanzig Tage dein Zuhause sein«, lächelte er und ging hinein.

Das Zimmer war schneeweiß. Alles. Die Möbel, die Bettwäsche, sogar die Bilder an den Wänden waren in verschiedenen Weißtönen mit lediglich einem Hauch von Farbe gehalten. Ein gewaltiger Kontrast zu den satten, dunklen Farben im Wohnzimmer. Unwillkürlich runzelte ich die Stirn.

»Gefällt es dir nicht?« Er ließ die Hände sinken, ging durch das Zimmer und öffnete eine weitere Flügeltür. Dahinter verbargen sich so viele Kleider, dass allein ihr Anblick einen epileptischen Anfall hätte verursachen können. Eine wilde Mischung aus Farben, Strukturen und Stoffen bot sich meinem Auge dar. Na, das kam schon eher hin. Vielleicht konnte ich ja in den Schrank einziehen. Groß genug war er auf jeden Fall. Ich strich mit der Hand über die Kleider an den Bügeln, allesamt nagelneu, noch mit Preisschildern dran.

»Es ist wunderschön, vielen Dank. Jetzt erzähl mir doch einfach mal, wieso ich eigentlich hier bin«, sagte ich, kehrte dem Schrank den Rücken zu und setzte mich aufs Bett. Wes war ein großer, breit gebauter Mann, dabei aber nicht bullig. Er war über eins achtzig, schlank, mit dem Körper eines kräftigen Schwimmers, der auch gerne ein paar Stunden mit Krafttraining im Fitnessstudio verbrachte.

Er atmete geräuschvoll ein und hob eine Hand ans Kinn. Dann stützte er seinen Ellbogen auf eine Stuhlehne. »Meine Mutter«, sagte er schließlich, als würde das alle Geheimnisse des Universums lüften. Ich zog eine Augenbraue hoch. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe in den nächsten Wochen einige Termine, beruflich wie privat. Eine Frau an meiner Seite soll mir dabei helfen, die geldgierigen High-Society-Ladys abzuwehren, die sich überall an meine Fersen heften und mich davon abhalten, nützliche Kontakte zu knüpfen.«

»Du brauchst also einen Puffer, der dir die Aasgeier vom Leib hält?«, kicherte ich, schlug die Beine übereinander und zog mir einen meiner kniehohen Stiefel aus, streckte das Bein und wiederholte das Ganze auf der anderen Seite. Wes nickte, dann sah er mir fasziniert dabei zu, wie ich mit den bestrumpften Zehen wackelte. Ich blickte an mir runter und bemerkte, wieso er sich in dem vergeblichen Versuch, sein Lachen zu verbergen, die Hand vor den Mund hielt. Er setzte sich auf den Stuhl.

Unter den Stiefeln trug ich meine Weihnachtsstrümpfe. Grün-rot gestreifte Kniestrümpfe – modisches Harakiri. Und vermutlich hatte ich auch noch eine von Millies Escort-Regeln gebrochen, indem ich diese scheußlichen Socken trug. Ich biss mir auf die Lippe und warf Wes einen verstohlenen Blick zu, aber er grinste noch immer wie eine Katze, die gerade einen Kanarienvogel verspeist hatte.

Ich verdrehte die Augen. »Ich hab mich im Dunkeln angezogen«, schnaubte ich.

»Das sieht man«, erwiderte er lachend. »Ist doch süß.«

»Süß? Das ist ja wohl das Todesurteil.« Ich kniff die Augen zusammen. »Du findest mich süß? Tja, keine Geld-zurück-Garantie. Du hast es selbst gesagt, ich bin die nächsten vierundzwanzig Tage hier. Kein Rückgaberecht!« Ich stand auf und stemmte die Hände in die Hüften.

Er lehnte sich zurück und legte die nackten Füße am Knöchel übereinander. Oh, seine Füße waren mir noch gar nicht aufgefallen. Sie waren lang, schlank und perfekt gepflegt. Ein winziger Rest Sand haftete noch am Spann. Meine Libido, die ich in ein dunkles Verlies verbannt hatte, streckte ihre Nase wieder hervor und musterte den Mann, der vor mir saß, ganz genau. Es war unfair. Sogar seine Füße waren sexy.

»Entspann dich, Ms Mia. Ich hab gesagt, deine Socken sind süß, nicht du. Du bist eine der umwerfendsten, schönsten Frauen, denen ich je begegnet bin. Ich kann es kaum erwarten, dich nackt zu sehen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen Grinsen, und seine Augen glühten.

Langsam atmete ich ein und fixierte ihn, als er aufstand. Wir blickten uns gegenseitig an, und scheinbar minutenlang nahmen wir jede Nuance des anderen wahr und speicherten sie innerlich. »Ähm, gut, ich bin froh, dass du mich hübsch genug findest, um hierzubleiben. Wie auch immer, du hast mich den ganzen Monat und … warte mal …« Es hatte gerade klick gemacht. »Wie bitte? Du kannst es kaum erwarten, mich nackt zu sehen?« Ich brachte nur ein gestammeltes Wirrwarr über die Lippen. »Das ist nicht im Vertrag enthalten …«

»Ach, ich weiß sehr genau, was im Vertrag steht«, sagte Wes, kam zu mir rüber, legte mir eine Hand um die Hüfte und zog mich an sich. Ich schnappte nach Luft, als ich merkte, wie sich seine riesige Erektion stahlhart gegen meinen Bauch presste. Sein Blick wanderte über mein Gesicht. Er beugte sich näher zu mir, so nah, dass ich seinen Atem an meinen erhitzten Lippen spürte. »Wenn du dich für mich ausziehst, dann nicht, weil ich dich dafür bezahle.« Wes’ Lippen berührten die Haut hinter meinem Ohr mit einem sanft gehauchten Kuss. Ich hielt ganz still, mein ganzer Körper prickelte, jede Nervenfaser war gespannt, erwartete freudig seine nächste Berührung. Sein stoppeliges, kantiges Kinn glitt an meiner weichen Haut entlang und jagte einen Schauer über meinen Rücken. Zwischen meinen Schenkeln wurde es heiß. »Du wirst dich für mich ausziehen, wenn du bereit dazu bist. Ich werde dich nicht einmal darum bitten müssen«, flüsterte er, bevor er mir einen raschen Kuss in den Mundwinkel drückte.

Er ließ mich los, und in seinen grünen Augen blitzte die unterdrückte Lust. »Ich muss noch arbeiten. Sieh dich ruhig um, sonn dich, spring in den Pool. Ich brauche dich ausgehfertig im Cocktailkleid, um Punkt fünf Uhr. Wir müssen zu einem Geschäftsessen.« Und nachdem er ein letztes Mal meine Hüfte berührt hatte, drehte er sich um und ging. Auf meiner Haut spürte ich noch immer den Phantom-Abdruck seiner Hand.

»Verdammt«, sagte ich, und mir war fast ein wenig schwindelig, weil ich so lange die Luft angehalten hatte. Als seine Lippen mich hinter dem Ohr berührten, hatte ich plötzlich nicht mehr atmen können. »Da hab ich mir ja was eingebrockt.«

Kapitel 3

Der Pool war geheizt, aber erfrischend. Ich nutzte die Zeit, die ich hatte, bevor ich zur Verfügung stehen musste, um an meiner Bräune zu arbeiten und was für meine Fitness zu tun, indem ich ein paar Bahnen schwamm. Weston, oder »Wes«, wie er lieber genannt wurde, hatte sich nicht blicken lassen. Ich stellte mir vor, wie er hinter einer der vielen geschlossenen Türen saß, an denen ich auf dem Weg zur Terrasse vorbeigekommen war.

Während ich mich von der Sonne trocknen ließ, betrat eine kleine, rundliche Frau in Khakihose und Pullover die Terrasse, ein Tablett in der Hand. Sofort griff ich nach einem Handtuch, fand keins und blickte mich suchend um. Die Frau grinste breit und ging zu einem Korb in der Ecke neben der Tür, hob den Deckel und zog ein riesiges buntes Strandtuch heraus. »Hier, bitte, Liebes«, sagte sie mit britischem Akzent und reichte mir das Handtuch. Ihr graumeliertes Haar und die sanften braunen Augen erinnerten mich an eine gealterte Mary Poppins.

»Hi, ich bin Mia.« Ich wickelte mich komplett ins Handtuch, um den winzigen roten Bikini zu verstecken, den ich im Schrank gefunden hatte. Es gab noch ein paar weitere, aber alle waren gleich winzig, also hatte ich einfach irgendeinen gegriffen.

Mary Poppins lächelte und streckte mir ihre kleine Hand entgegen. »Ms Croft. Ich halte das Haus in Ordnung, koche für Mr Channing, mache sauber und so weiter.« Ich nickte, wrang mir die Haare aus und band mir einen Pferdeschwanz. »Ich wollte Ihnen einen kleinen Imbiss bringen, mich vorstellen und Ihnen sagen, dass Sie mich mit dem Service-Knopf an der Gegensprechanlage von jedem Zimmer aus rufen können, wenn Sie etwas brauchen.« Sie deutete auf eine Konsole mit Knöpfen an der Außenwand. »Ich werde Sie täglich mit einer Übersicht über Ihre und Mr Channings Verpflichtungen versorgen, damit Sie vorbereitet sind. Soll ich sie Ihnen morgens unter der Tür hindurchschieben?«

Ich zuckte mit den Schultern. Genau wie sie war ich eine Angestellte, nur war ich dazu da, hübsch auszusehen und reiche Mädchen abzuschrecken. Wir hatten alle unser Kreuz zu tragen. »Wie es Ihnen am besten passt. Ich bin unkompliziert.«

Ms Croft musterte mich von oben bis unten und neigte dann den Kopf zur Seite. Ein Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen. »Ich habe eher das Gefühl, Sie sind alles andere als unkompliziert, Schätzchen«, meinte sie schließlich mit einem Zwinkern. »Ich bin jedenfalls gespannt«, sagte sie vage, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging wieder ins Haus.

Was auch immer das heißen sollte. Mit einem Blick auf das atemberaubende Panorama dachte ich: Das wird leicht verdientes Geld. Heißer Kerl, in den ich mich nicht verlieben werde, Wahnsinnshütte mit Aussicht und neue Klamotten in rauen Mengen. Bis jetzt klang das nach einem absoluten Glücksgriff. Durch die offene Terrassentür konnte ich die Uhr über dem Herd in der Küche erkennen und stellte fest, dass ich noch anderthalb Stunden Zeit hatte, bevor der sexy reiche Surferboy seine neue »Begleitung« zum ersten Mal brauchte.

Ich beschloss, alles zu geben, damit er völlig von den Socken war – selbst wenn es keine rot-grün geringelten Weihnachtssocken waren.

****

Mr Channing klopfte kurz an meine Tür, dann kam er rein, ohne auf meine Einladung zu warten. Memo an mich: Zieh dich nie mitten im Zimmer um, wenn du dem Herrn des Hauses keine Peepshow bieten willst. Obwohl ich den Verdacht hatte, dass ihn das nicht im Geringsten stören würde, wenn die Art, wie er mich von oben bis unten musterte – nicht nur einmal, sondern zweimal –, mich nicht völlig täuschte. Die Aussicht auf dieser Seite des Zimmers war aber auch nicht übel. Der Mann sah zum An-bei-ßen gut aus in seinem maßgeschneiderten schwarzen Anzug. Er trug ein strahlend weißes Hemd mit offenem Kragen, der aufreizende Einblicke auf seinen männlichen Hals bot. Er hielt drei Krawatten hoch und begutachtete mein Outfit.

Ich trug ein dunkles auberginefarbenes Cocktailkleid mit Stickerei, das im Nacken zusammengehalten wurde. Zwei Stoffpartien bedeckten fließend meine Brüste, ließen die Mitte frei für ein maximales Dekolleté, kreuzten sich dann an den Rippen, auch dort mit Steinchen bestickt, so dass sich neckische Ausschnitte an der Taille ergaben. Ich hatte noch nie etwas getragen, das so erotisch, elegant oder teuer war wie dieses Kleid. Ich fühlte mich wie Elizabeth Taylor in einer ihrer Diamanten-Werbungen. Unterhalb der Taille fiel das Kleid in A-Linie züchtig bis hinunter zum Knie. Obwohl ich nicht wenig Oberweite hatte – dieses Kleid ließ mit seinem offenen Rücken keinen Platz für einen BH –, wurden meine beiden Mädels durch den geschickten Schnitt gut gestützt. Zum ersten Mal seit langem sah ich wunderschön aus, und was noch viel besser war, ich fühlte mich auch so.

»Wow«, war alles, was Wes mit ehrfürchtigem Ausdruck auf seinem hübschen, markanten Gesicht herausbrachte. Er hielt mir die drei Krawatten hin. »Welche?«, sagte er mit belegter Stimme und räusperte sich. Ich grinste und genoss es, diesen undurchschaubaren Typen überrumpelt zu erleben. Ich war vielleicht eine harte Bikerbraut, aber ich wusste, ich hatte mich gut herausgeputzt.

Die Krawatten waren nett, und eine passte auch besser zu meinem Kleid als die anderen, aber statt ihm die Krawatten aus der Hand zu nehmen, griff ich nach seinem Hemdkragen, zog ihn heraus und legte ihn über Kragen und Revers seines Anzugs. »Ich mag es ohne. Du siehst heiß aus.« Wieso sollte ich nicht ehrlich sein? Er sah wirklich heiß aus.

Seine Lippen verzogen sich zu einem ultra-heißen Grinsen, und ich biss mir auf die Lippe und spürte, wie mein Spitzenhöschen feucht wurde. Mist, wenn er nicht damit aufhörte, würde ich mich auf ihn stürzen. Wie Ginelle am Morgen so freundlich angemerkt hatte, war es Monate her, dass ich die Hände eines Mannes auf mir gespürt hatte. Um ehrlich zu sein, es war sogar eher ein Jahr her. Nach der Geschichte mit Blaine hatte ich erst mal genug von Männern gehabt und redete mir ein, ich könnte wie eine Nonne leben, solange ich immer einen Vibrator und rohen Cookie-Teig im Haus hatte. Doch jetzt, mit diesem Mann vor der Nase, war ich mir nicht mehr sicher, ob Enthaltsamkeit eine so gute Entscheidung war. Denn in diesem Augenblick war ich kurz davor, Mister Surferboy flachzulegen.

»Das wird Mutter nicht gefallen«, flüsterte er und zog mich an meinen Handgelenken an sich. Ich stolperte ihm auf den schwindelerregend hohen Stiletto-Heels entgegen, die seine persönliche Shopping-Assistentin für mich gekauft hatte, und fiel gegen seine Brust. Meine Hände landeten auf einer steinharten Muskelwand. Selbst durch Anzug und Hemd war sie noch deutlich spürbar.

Er blickte zu mir herunter, ich zu ihm auf. »Tust du immer, was Mama sagt?«, neckte ich ihn.

Er lachte, und seine Augen nahmen ein leuchtendes Kleegrün an. Ich hätte tagelang in diese grünen Augen blicken können und hatte das Gefühl, einen Hauptgewinn gelandet zu haben. »Nein, aber es ist Mutters Termin. Und in solchen Fällen spiele ich lieber den braven Jungen.« Er beugte sich zu mir und sog an meiner Halsbeuge tief die Luft ein. »Du duftest nach Sonne und einer kühlen Sommerbrise«, sagte er und ließ seine Lippen über mein Kinn wandern. Schauer der Erregung durchliefen mich, von den Wurzeln meiner lockigen Haare bis zu den Fußsohlen. »Und du siehst bildschön aus.« Er küsste mich wieder in den Mundwinkel. Kein voller Lippenkontakt. Fast hätte ich aufgestöhnt, aber vermutlich war das Teil seiner Masche, und er war gut darin. Die Kunst der Verführung war offensichtlich etwas, was ihm lag. Und im Moment hatte ich auch rein gar nichts dagegen.

»Wir gehen besser«, sagte ich.

Wes lächelte und zog mich an der Hand aus dem Zimmer. Ich hatte kaum Zeit, nach der passenden Handtasche mit meinem Handy, Lippenstift und Ausweis darin zu greifen. An der Haustür stand Ms Croft. Sie hielt eine Handvoll Einstecktücher bereit. Mit einem Blick auf mein Kleid wählte sie das passende und steckte es umständlich in die Tasche seiner Anzugjacke.

»So.« Sie strich das Jackett glatt. »Perfekt, Sonny.« Ihre Augen leuchteten und funkelten, als würde sie ihren eigenen Sohn für den Abschlussball zurechtmachen. Merkwürdig. Ich verkniff mir einen Kommentar. Er reichte ihr die Krawatten.

»Danke, Judi.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die runzlige Wange. Dann sah er zu mir rüber, musterte mich erneut und wandte sich dann wieder an seine Haushälterin-Schrägstrich-Köchin-Schrägstrich-Putzfrau. Keine Ahnung, was genau sie war. »Das Kleid ist wundervoll.« Er bedankte sich bei ihr und führte mich zur Limo, die draußen wartete.

Judi hat die Klamotten gekauft? Mehr Zeit hatte ich nicht, darüber nachzudenken, denn angesichts der Größe der Limo fiel mir die Kinnlade runter. Sie war lang, länger als ich es je zuvor gesehen hatte. Ich war noch nie mit einer Limo gefahren. Als wir auf sie zugingen, neigte Wes den Kopf und blickte mich mit schiefem Grinsen an. »Schon mal in einem solchen Wagen gefahren?«, fragte er mich sichtlich belustigt.

Ich straffte die Schultern und ging auf die Limo zu, als hätte ich das schon tausendmal gemacht. »Natürlich.« Ich öffnete die Tür. Er schlug die Hand auf den Mund, legte die andere an seinen Ellbogen und lachte. Ich zuckte zusammen, ohne zu verstehen, was so lustig sein sollte.

»Wieso versuchst du dann, auf der Beifahrerseite einzusteigen?« Er zeigte auf die Tür, die ich geöffnet hatte. Ich sah hinein und blickte auf das Lenkrad. Als ich mich umsah, entdeckte ich einen Gentleman in schwarzer Chauffeur-Uniform, der uns die hintere Tür aufhielt.

»Wollte ich gar nicht. Ich wollte bloß den Fahrer fragen, wo wir hinfahren.« Mit knallrotem Gesicht schlenderte ich zur Hintertür.

»Ja, klar.« Er legte mir die Hand auf den unteren Rücken und schob mich leise lachend hinein.

Sobald wir uns hingesetzt hatten, bot er mir ein Glas Champagner an, das ich nur zu gern annahm.

»Danke.«

Er lächelte und schenkte sich ebenfalls ein Glas ein. Wir stießen an.

»Worauf trinken wir?«, fragte ich.

»Wie wär’s mit Freundschaft?« Grinsend legte er seine warme Hand auf meinen Oberschenkel, wesentlich höher, als ein Freund es tun würde. Fühlte sich gut an. »Gute Freunde.« Sein Blick blieb an meinem Mund hängen, als ich mir auf die Unterlippe biss.

»Freundschaft mit gewissen Vorzügen, oder?«, fragte ich, zog amüsiert die Augenbraue hoch und überschlug die Beine. Seine Hand wanderte noch ein paar Zentimeter höher und strich über meinen nackten Schenkel.

Er sah mir in die Augen, und unter seinem lodernden Blick wurde mir warm, nein, heiß. »Das hoffe ich doch«, flüsterte er und beugte sich zu mir.