Camping mit Sokrates - Peter Kröffges - E-Book

Camping mit Sokrates E-Book

Peter Kröffges

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Beschreibung

Nach der unerwarteten Trennung von ihrem Ehemann Mark und inmitten der Corona-Pandemie, kaufen sich Tanja und ihr bester Freund Max ein Wohnmobil. War diese Entscheidung richtig? Fest entschlossen und bereit, als Neucamper im Urlaubsalltag zu bestehen, starten sie auf ihre erste gemeinsame Urlaubsreise in Richtung Norden. Tag und Nacht auf nur 14 Quadratmetern zusammenleben, kann das gut gehen? Dazu noch mit einem Hund, der nachdenkt, hinterfragt und philosophiert? Schon bald werden sie erkennen: "Das (Camper) Leben und seine Menschen, schreiben ihre eigenen Geschichten."

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Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Peter Kröffges

Camping mit Sokrates

Peter Kröffges

Camping mit Sokrates

Plattes Land

Roman

Impressum

Texte: © 2022 Copyright by Peter Kröffges

Covergestaltung: © 2022 Copyright by Constanze Kramer

coverboutique.de

Bildnachweise: ©snapshotfreddy, ©jagodka, ©schanz stock.adobe.com

envatoelements.com 

unsplash.com

Verantwortlich

für den Inhalt: Peter Kröffges

Schlatterstraße 33

68542 Heddesheim

[email protected]

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH,

Berlin

Dieses Buch ist mit Liebe Diana gewidmet.

Kapitel 1

Sokrates hatte es sich wieder einmal in der hinteren Ecke seiner „Höhle“ gemütlich gemacht. Die „Höhle“, das ist eine braune Transportbox mit weißen aufgedruckten Tatzen. An drei Seiten der Box sind kleine Mückennetzfenster eingearbeitet, die Fellnasen wie ihn, vor Insekten schützen. Bei Kälte lassen sich diese Öffnungen von außen mit einem Reißverschluss abdecken. Passend zur Farbe der „Höhle“, nur mit kleinen schwarzen Tatzen, ist der gesamte „Höhlenboden“ mit einer kuschelig weichen Decke ausgelegt. Ein perfekter, gemütlicher Ort, um über die Menschen und ihre spannenden Geschichten nachzudenken.

Schon damals in der Hundeschule, als alle anderen Hunde wild über die Rasenfläche jagten, zog es Sokrates lieber vor einen Regenwurm bei der Lockerungsarbeit zu beobachten. Oder, auf dem Rücken liegend die Wolken zu betrachten, wenn der Wind die Formationen ständig veränderte. Warum dachte er so genau über diese Dinge nach? Wieso philosophierte er und war anders, als seinesgleichen die nur wild über die Wiesen rannten?

Schon die erste Begegnung mit Tanja Tietgen, seinem Frauchen, war im Tierheim wenig aufregend. Es gibt die vielen Geschichten mit der „Liebe auf den ersten Blick“ oder „dieser Hund ist sofort auf uns zugelaufen und er hat uns ausgewählt“. Tanja stand eines Tages vor seinem Hundezwinger und betrachtete aufmerksam den kleinen braunen Zwergpinscher. Die meisten Hunde bellten laut oder liefen hastig hin und her, während Besucher vor dem Käfig standen.

Sokrates verhielt sich anders als seine Käfignachbarn, er lag nur gelassen auf seiner Decke, blickte mit wachen Augen aufmerksam zu jedem Besucher auf. Dieses Verhalten gefiel Tanja sofort. So ein Ruhepol in ihrer Nähe fehlte ihr. Dann kniete sie zu Boden und fragte den kleinen braunen Hund, auf dessen Käfigtüre mit weißer Kreide der Name Sokrates geschrieben war, erwartungsvoll: „Was meinst Du, sollen wir in Zukunft zusammenleben?“.

Es gibt viele Ereignisse, die geschehen und sie lassen sich rückblickend einfach nicht erklären. Egal, wie lange die Menschen auch darüber nachdenken mögen. Diese Situationen passieren und man bleibt in der Folge ratlos zurück. Der Rehpinscher schaute Tanja lange an, dann nickte er kurz und drehte seinen Kopf etwas schräg. Mit einem Blick, dem man kaum etwas entgegensetzen kann, bestätigte er ihre Frage mit einem leisen Bellen.

Das geschah vor fast fünf Jahren und seit dieser Zeit leben Tanja und Sokrates gemeinsam in der drei Zimmerwohnung im 2. Stock eines Mehrfamilienhauses. Schön gelegen am Stadtrand, angrenzend an einen langen Feldweg, der sich für die täglichen Gassirunden anbietet. Seit der Trennung von ihrem Ehemann Mark, der auf einer seiner vielen Geschäftsreisen ein neues Frauchen gefunden hatte, war Sokrates jetzt der kleine Mann an Tanjas Seite.

Sokrates formte gerade in seiner „Höhle“ die Kuscheldecke zu einer bequemen Wurst, als es an der Türe läutete. Nach einer kurzen Wartepause hörte er den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür. Das war Max Martens aus dem Erdgeschoss, der zweimal in der Woche, wenn es Tanjas Schichtplan zulässt, zum Schachspiel kommt. Sie hatten vereinbart, dass er den Schlüssel benutzen kann, wenn er vorher kurz geklingelt hat. Max ist Tanjas bester Freund.

Seit der ehemalige Verwaltungsbeamte vor einem Jahr ein Angebot seiner Behörde angenommen hatte, lebt er im Vorruhestand. Immer wenn Tanja arbeitet, ist Sokrates bei Max. In der gemütlichen kleinen Erdgeschosswohnung, meist auf dem bequemen Sofa liegend, genießt er mit seinem Hausfreund den Tag. Sie gehen oft spazieren, wandern oder bummeln einfach nur gemütlich durch die Stadt. Sokrates liebte es, wenn er neben Max auf einer Parkbank saß und die Menschen bei ihren diversen Aktivitäten beobachten konnte. Max und Tanja hatten sich nach vielen Jahren wieder zufällig in einem Café getroffen. Er hatte ihr von der freien Wohnung in seinem Haus erzählt und Tanja nutzte sofort die Gelegenheit und zog ein. Max freute sich sehr darüber, als seine Schulfreundin einen Hund zu sich aufnahm. Er liebte alle Tiere und Sokrates ist ihm ganz besonders ans Herz gewachsen.

Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung und den obligatorischen Streicheleinheiten zog sich Sokrates wieder in seine „Höhle“ zurück. Beim Schach ist es eigentlich üblich, nicht zu sprechen. So wunderte sich der kleine Hund, dass nach einiger Zeit auf einmal das Wort „Urlaub“ zwischen den Schachansagen zu hören war. Er verließ seine „Höhle“, lief hinüber zum Tisch und legte sich neben Max auf die Eckbank. Aufmerksam folgte er dem Gespräch, das sich zwischen Max und Tanja entwickelte.

„Wir haben jetzt schon fast ein Jahr dieser schrecklichen Pandemie hinter uns, meinst Du nicht, dass es wieder an der Zeit wäre für einen gemeinsamen Urlaub? Ich muss jetzt aus dem Hamsterrad raus und mal wieder andere Dinge sehen.“, sagte Tanja.

„Ich habe ein ungutes Gefühl, jetzt im Frühjahr bei der stetig steigenden hohen Inzidenz, auf einem Schiff oder in einem Hotel zu übernachten. Dieses Coronavirus ist doch in den verschiedensten neuen Varianten unterwegs, das sind zu viele Kontakte und ist schon ein hohes Risiko. Für Dich als Krankenschwester ist diese Entwicklung erst recht nicht ungefährlich. Denk daran, Du bist systemrelevant!“, antwortete Max, lehnte sich zurück und schaute Tanja fragend an.

„Ja schon, aber ich brauch mal dringend eine Pause. Eine Kollegin im Krankenhaus hat sich jetzt ein neues Zelt gekauft und fährt damit im Sommer mit ihrer Familie in den Süden. Wäre Camping nicht auch für uns eine Alternative? Bei dieser Urlaubsform sind die Menschen immer auf Abstand und ständig an der frischen Luft. Einen besseren Urlaub in Zeiten einer Pandemie kann ich mir nicht vorstellen. Schon zu meiner Kindheit hat es mir auf den Campingplätzen gut gefallen, immer draußen zu sein und praktisch den ganzen Tag in der Natur zu verbringen.“, sagte Tanja und schaute dabei Max erwartungsvoll an.

„Ich und Camping. Das sollte was werden.“, lachte Max laut. „Mit 60 Jahren in ein Zelt krabbeln, Luftmatratzen aufpumpen und mit Stechmücken kämpfen, nein danke! Mir hat diese Erfahrung schon während der Bundeswehrzeit gereicht, das brauch ich nicht mehr.“

„Es muss ja nicht unbedingt ein Zelturlaub werden, es gibt ja auch noch andere Formen eines Campingurlaubs. Zum Beispiel mit einem Wohnwagen oder mit einem Wohnmobil. Für einen Wohnwagen benötigen wir allerdings ein Auto mit einer Anhängerkupplung. Hat dein kleines Auto so was?“, fragte Tanja nach.

„Schon, aber es ist ja nur ein kleines Auto und ich mach da nur den Fahrradträger drauf, wenn ich etwas weiter weg mit dem Rad fahren möchte. Einen Wohnwagen wird der nicht ziehen können und deshalb extra ein neues Auto kaufen?

Mir reicht der kleine Wagen im Alltag“.

Tanja überlegte eine ganze Weile, ohne auf seine Frage zu antworten. Sie spielten ihre Schachpartie weiter, als Tanja nach einer halben Stunde sagte:

„O.k., dann bleibt ja dann nur noch eine Möglichkeit übrig, wir kaufen ein Wohnmobil!“, stellte Tanja nüchtern fest. „Ich werde mich in den nächsten Wochen mal im Internet näher informieren, was es da so gibt. Dann können wir uns bei einem Händler so ein Wohnmobil mal näher anschauen. Jetzt im Frühling, haben die Händler bestimmt eine große Auswahl von Fahrzeugen auf dem Hof stehen. Mein Papa kann uns vielleicht auch noch einige wertvolle Tipps geben, der macht schließlich seit sehr vielen Jahren Camping. Und wenn wir etwas von unserem Ersparten zusammenlegen, werden wir schon was Passendes finden. Auf der Bank gibt es im Moment sowieso keine Zinsen, dann können wir unser Geld auch in ein gebrauchtes Wohnmobil investieren.“

Max überlegte eine ganze Zeit, er hatte in den letzten Monaten auch schon über die Urlaubsform Camping nachgedacht. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020, verfolgte er die vielen Berichte und Reportagen zum Thema Camping im Fernsehen, die auf den verschiedensten Kanälen plötzlich übertragen wurden.

Mit dem Wohnmobil ans Nordkap, oder kreuz und quer durch Europa. Das hatte schon was und würde ihm gefallen. Er wollte bestimmt nicht in einem Wohnmobil leben, aber viel damit Reisen und unterwegs sein? Das konnte er sich vorstellen und hatte schon seinen Reiz. Mit Tanja hat es in den letzten Jahren im Urlaub nie Probleme gegeben, sie verstanden sich gut und hatten ähnliche Interessen.

Aber direkt ein Wohnmobil für nicht gerade wenig Geld kaufen? Auf der anderen Seite gab es bei einer Anschaffung doch kein Risiko, denn Reisemobile haben aktuell aufgrund der hohen Kundennachfrage einen stabilen Wiederverkaufswert. Selbst ältere Modelle erzielen laut den Medienberichten bei einem Verkauf erstaunliche Beträge. Die Branche boomt und das dies nachlässt, ist aktuell nicht so schnell zu erwarten. Das hatte er in einer Dokumentation in den Nachrichten gesehen. In diesem Beitrag wurde ein Wohnmobilhändler interviewt und er berichtete von der momentanen sehr guten Lage in der Campingbranche, der hohen Nachfrage und den aktuellen Verkaufszahlen. Seine Auftragsbücher waren voll und die Hersteller bauten ihre Produktionskapazitäten aus.

Tanja hatte in der Vergangenheit immer den richtigen Instinkt für wichtige Entscheidungen bewiesen, Max vertraute ihr und hörte sehr oft auf ihren Ratschlag.

„Wieso fühle ich mich so überrumpelt?“, fragte Max und schaute Tanja mit prüfendem Blick an.

„Das war wirklich nur eine ganz spontane Idee, ehrlich.“, gab Tanja mit einem Grinsen zurück. „Ich würde Dich niemals überrumpeln mein lieber Max, wobei:

Schach matt!“, dabei hob sie entschuldigend die Schultern.

Tanja und Max unterhielten sich noch eine ganze Weile über Camping und die Vor- und Nachteile eines Wohnmobilkaufs.

Sokrates, der dem interessanten Gespräch aufmerksam gefolgt war, beschäftigten dagegen einige ganz grundsätzliche Überlegungen.

Warum sorgen sich Menschen über ihre Zukunft? Weshalb denken sie darüber so oft und angestrengt nach?

Ein Hund lebt immer in der Gegenwart und philosophiert nicht darüber, ob er am nächsten Tag einen vollen Futternapf vorfindet. Er lebt nur jetzt!

Menschen durchdenken immer alles in einem „was ist wenn ..., verschwenden Gedanken an viele Dinge, die in den meisten Fällen überhaupt nicht eintreten werden“. Ein weiterer Blick der Menschen geht oft in die Vergangenheit und die Auswertung des schon erlebten.

Ist das eine sinnvolle Sicht auf die Welt? Ein Faktum ist doch: Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft lange noch nicht da und wirkliches Leben, geschieht doch nur im Hier und Jetzt. Beobachten wir einmal die Tiere in ihrem Dasein, dann stellen wir fest, dass diese Lebewesen ständig und achtsam im gegenwärtigen Moment leben.

Mit hoher Konzentration machen sie das, was aktuell zu tun ist. Fressen, schlafen, Nahrung für die Kleinen besorgen oder kämpfen, wenn es einmal notwendig wird. Sie sind aufmerksam und immer konzentriert bei dem, was sie im aktuellen Moment erledigen.

Die Menschen neigen dazu, diesen gegenwärtigen Augenblick zu verpassen, ihn nicht bewusst zu erleben. Oftmals jagt sie in einer rasenden Geschwindigkeit durch ihr Leben.

Ein Tempo, das es meist unmöglich macht, den gegenwärtigen Moment aufmerksam zu genießen oder überhaupt wahrzunehmen.

Im Gespräch zwischen Tanja und Max ging es um Gedanken in der Zukunft. Ist Camping jetzt die richtige Entscheidung? Lohnt sich die Anschaffung eines teuren Freizeitmobils überhaupt? Jeder Mensch sollte mit dem zur Verfügung stehenden Geld achtsam und gut überlegt haushalten, keine Frage. Es gibt aber Momente im Leben, da sollten Entscheidungen einfach getroffen werden. Insbesondere dann, wenn es gute nachvollziehbare Argumente für eine anstehende Investition gibt und eine alternative Anlage nicht sinnvoll wäre.

Selbst, wenn sich eine solche Entscheidung im Rückblick, einmal als falsch herausstellen sollte, wäre das dann so schlimm? Meist lässt sich das wieder korrigieren und ein tatsächlicher, auch finanzieller Verlust, bleibt meist gering oder sogar vollständig aus.

Wir Hunde müssen jeden Tag viele wichtige Entscheidungen treffen. Folgen wir der Fährte einer netten Hundedame nach links oder lieber rechts. Wenn wir uns geirrt haben, drehen wir halt um und laufen auf einen anderen Weg. Grübeln wir stundenlang darüber nach? Oder, wie es die Menschen oftmals machen, verzichten wir die ganze Nacht auf unseren wertvollen Schlaf damit wir eine Frage hin und her durchdenken? Nein! Wir folgen einfach unserem Instinkt und vertrauen darauf, fertig!

Einige wenige Menschen verhalten sich ähnlich und hören auf ihr „Bauchgefühl“. Wie oft hat sich eine „Bauchentscheidung“ als die letztlich richtige Entscheidung herausgestellt und uns vor einer Gefahr oder einem Irrtum bewahrt? In der heutigen Zeit fragen die Menschen in vielen Situationen selbst ihr Smartphone, eine Suchmaschine mit dem dahinter arbeitenden Algorithmus, ob eine Entscheidung so oder anders zu treffen ist. Wundern sich dann auch noch, wenn sie im Briefkasten die „passende Lösung“ für ihr aktuelles finanzielles Problem, in Form eines Finanzierungsangebotes vorfinden.

Ist es nicht wieder an der Zeit, zu den Ursprungsgefühlen zurückzukehren, die schon bei unserer Geburt vorhanden waren? Achtsam in jedem Augenblick zu leben, auf den angeborenen Instinkt zu hören, dem Bauchgefühl zu vertrauen und dann eine Entscheidung treffen?

Nachdem er seinen Gedankengang abgeschlossen hatte, folgte Sokrates wieder seinem Hundeinstinkt und legte sich gemütlich in seine Höhle. Bis, so wie jeden Tag um die Mittagszeit, sein Bauchgefühl ihm die Zeit zum Fressen mitteilte.

Es vergingen viele Wochen und Monate, in denen Tanja und Max jeden freien Tag von einem Wohnmobilhändler zum nächsten Wohnmobil- händler pilgerten. Es galt doch noch so viele offene Fragen zu klären. Wie soll die Fahrzeugaufteilung sein, damit jeder seinen Platz findet? Welche Gewichtsklasse und Fahrzeuglänge darf das künftige Freizeitfahrzeug haben? Wird es vielleicht doch ein Neues oder bleibt es bei einem gebrauchten Wohnmobil? Und nicht zuletzt die wichtige Frage:

Was, darf der ganze Spaß kosten?

Tanja hatte sich in diversen Gruppen und Foren in den sozialen Medien angemeldet, sich informiert und stundenlang mit Campern ausgetauscht. Max zog es in dieser Zeit lieber vor, mit Sokrates durch die Wälder zu ziehen. Wollte er das mit dem Camping wirklich? Am ersten Samstag im August, es war ein sehr heißer Sommertag, waren Tanja und Max am späten Nachmittag auf dem Rückweg von einem Wohnmobilhändler im Nachbarort.

„Haben wir gerade eben die richtige Entscheidung getroffen?“, fragte Max nachdenklich. „Das ist schon eine Menge Geld, was wir hier für unser künftiges Wohnmobil auf den Tisch legen werden. Sicher, der Preis war jetzt mehr als in Ordnung und nach allem, was ich verstanden habe, das Wohnmobil in dem Zustand ein echtes Schnäppchen. Aber doch ganz schön viel Geld.“, ergänzte er.

„Auf was sollen wir den warten Max?“, antwortet Tanja spontan. „Ich bin sicher, wir werden das nicht bereuen und unser gebrauchtes Future Mobil 600, auch mit einigen Jahren und 75.000 km auf der Uhr, ist genau passend für die Urlaubstouren, die wir geplant haben. Wenn ich in den Foren verfolge, wie wenig ein Wohnmobil aktuell an Wert verliert, dann gehen wir wirklich kein Risiko ein.“, sagte Tanja und ließ keinen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung. „War das nicht witzig, wie uns der Verkäufer durch das Wohnmobil geführt hat?“, sagte Tanja noch und grinste dabei.

„Oh ja, das war wirklich witzig, wie er sagte: Schauen Sie bitte Familie Tietgen, hier hinten ist ihr Elternbett und über dem Fahrer- und Beifahrersitz im Alkoven haben dann ihre Kinder einen extra großen Schlafplatz. Die können selbst noch mitfahren, wenn sie Erwachsen sind.“, imitierte Max den jungen Verkäufer.

„Genau, dann bekam der arme Mann auf einmal kein Wort mehr raus, nachdem Du erklärt hast, dass wir nur mit einem Hund reisen. Und, dass jeder von uns getrennt im Wohnmobil schlafen wird. Du im hinteren Bett und ich im Alkoven Bett. Familie Tietgen, das habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört.“, lachte Tanja und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Weißt Du, was mich echt überrascht hat?“, fragte Max nach einiger Zeit, bevor sie das gelbe Ortseingangsschild ihres Heimatortes passierten.

„Nein, was meinst Du? Das wir spontan und wie aus einem Mund gesagt haben: Wir kaufen das Future Wohnmobil jetzt!“, witzelte Tanja.

„Das meine ich nicht. War es nicht merkwürdig, dass sich Sokrates sofort unter den vorderen Tisch gelegt hat und dann direkt eingeschlafen ist? Als der Verkäufer uns das Bad gezeigt hat, konnte ich sein leises Schnarchen deutlich hören. Glaube, der kleine Hund mag dieses Wohnmobil auch.“, sagte Max und blickte auf den Rücksitz zu Sokrates, der in seiner Höhle dem Gespräch lauschte.

„Stimmt, ich habe das Schnarchen auch gehört. Er ist halt wie sein Frauchen, ein echter Camper. Er wird bestimmt Spaß mit den anderen Hunden auf dem Campingplatz haben, wenn wir unsere erste Tour im Herbst nach Schweden starten.“, sagte Tanja, bevor sie in die Tiefgarage ihres Wohnhauses einbogen.

Max lenkte seinen kleinen Wagen auf den Tiefgaragenstellplatz.

Er freute sich zwar auf das neue gebrauchte Wohnmobil, trotzdem machte er sich immer noch viele Gedanken.

Ein ehemaliger Verwaltungsbeamter, dazu noch mit zwei linken Händen. Ohne Campingerfahrung und schon deutlich überfordert, wenn mal eine kleine Reparatur zu erledigen ist. Ob das mit dem Camping eine so gute Idee war?

Endlich, nach einer Woche des sehnsüchtigen Wartens, konnten Sie das Wohnmobil bei ihrem Händler abholen, nachdem es zugelassen und sie in die Bedienung eingewiesen wurden. Der junge Verkäufer hatte ihnen noch eine Checkliste mit wichtigen Informationen und der notwendigen Ausrüstung mitgegeben, die Max mit der Gründlichkeit eines Beamten in den nächsten Tagen abarbeitete. Tanja konzentrierte sich auf die Dekoration und Innenausstattung des neuen Fahrzeuges.

Nun wollten sie mit ihrem Wohnmobil noch ein Testwochenende auf einem kleinen Campingplatz am Rhein machen, ganz in der Nähe ihres Wohnortes. In der Hauptsaison war das nicht so einfach, wie es sich Tanja und Max gedacht hatten. Erst nach dem 12 Telefongespräch, hatte ein Campingplatzbetreiber doch noch eine Parzelle frei, aber auch nur, weil kurzfristig jemand abgesagt hatte. Auch die Wohnmobilstellplätze waren, laut den Mitteilungen in den Stellplatzapps, überall restlos überfüllt und ausgebucht. Camping boomt gerade überall und ohne Reservierung, ist es in der Hauptsaison sehr schwierig und fast unmöglich, noch einen freien Platz zu finden. Glück gehabt! Die Menschen bleiben während des zweiten Coronasommers lieber in Deutschland und wollen anscheinend kein Risiko eingehen.

Das Wochenende verlief so, wie sie es sich gewünscht und vorgestellt hatten. Sie schliefen gut und erholsam in ihren Betten, alle im Wohnmobil eingebauten Geräte funktionierten einwandfrei. Selbst der etwas ältere Kühlschrank, brachte auch bei knapp 30 Grad Außentemperatur, noch eine zufrieden- stellende Kühlleistung und sie konnten gekühlte Getränke genießen. Nun stand dem großen Urlaub im Herbst nichts mehr im Wege. Auf nach Schweden, dem wahren Land der 1000 Seen.

Kapitel 2

Die Sonne war schon fast hinter den Dächern des Nachbarhauses verschwunden. Anfang September standen die Hortensien neben der kleinen Terrasse noch in voller Blüte. Sokrates betrachtete von seinem Lieblingsplatz im Garten, dort wo die letzten Sonnenstrahlen den kleinen Hund noch erwärmten, aufmerksam die letzten Urlaubsvorbereitungen. Straßenkarten, Reiseführer und sonstige Campingratgeber lagen kreuz und quer auf dem Gartentisch verteilt.

„Ich glaube, wir haben jetzt alles fertig, dass wir am Freitag entspannt losfahren können. In drei Stunden fängt meine Nachtschicht an. Bin ich froh, nur noch 3 Tage arbeiten. Ich freue mich so auf unseren Urlaub! Darf Sokrates bei Dir bleiben?“, fragte Tanja und trank den letzten Schluck aus ihrer Wasserflasche.