Celebrity Crush - Kirsti Kristoffersen - E-Book

Celebrity Crush E-Book

Kirsti Kristoffersen

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Hätte mir jemand vorher erzählt, wie dieser Sommer werden würde, ich hätte es nicht geglaubt. Dass ich in diesen total gewöhnlichen, langweiligen Ferien jemanden kennenlernen sollte, der meine Welt auf den Kopf stellt und mein Herz zum Explodieren bringt. Und dass ich in eine Welt voller Geheimnisse und Superstars hineingezogen werden würde. Eine Welt, von der ich mir nie hätte vorstellen können, dass ich einmal dazugehören würde.
Yeah right, hätte ich gesagt. Bleib mal locker.
Aber dann wurde es der Sommer, in dem alles passierte.«

HILFE, MEIN CRUSH IST EIN STAR!
Karoline mit K ist vierzehn und würde die Sommerferien am liebsten mit ihrer besten Freundin Emma verbringen. Stattdessen muss sie zu ihrer Oma auf den Campingplatz. Total ätzend! Während sie sich zu Tode langweilt, hat Emma auf Insta den Sommer ihres Lebens und bald Besseres zu tun, als mit ihr zu facetimen.
Doch dann taucht auf einmal Mathias auf dem Campingplatz auf. Er ist süß, sieht wahnsinnig gut aus und Karoline verknallt sich sofort. Der Sommer scheint gerettet, aber Mathias hat ein Geheimnis und muss zwischendurch immer wieder nach Oslo. Als Karoline in Dreharbeiten mit dem norwegischen Superstar Chrissy hineinplatzt, fliegt das Geheimnis auf und der Sommer geht erst richtig los!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 224

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Cover

Titel

Kirsti Kristoffersen

Celebrity Crush

Band 1

Aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim

Insel Verlag

Impressum

Zur optimalen Darstellung dieses eBook wird empfohlen, in den Einstellungen Verlagsschrift auszuwählen.

Die Wiedergabe von Gestaltungselementen, Farbigkeit sowie von Trennungen und Seitenumbrüchen ist abhängig vom jeweiligen Lesegerät und kann vom Verlag nicht beeinflusst werden.

Um Fehlermeldungen auf den Lesegeräten zu vermeiden werden inaktive Hyperlinks deaktiviert.

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel Kjendiscrush bei Cappelen Damm, Oslo.Wir bedanken uns bei NORLA – Norwegian Literature Abroad für die Übersetzungsförderung.

eBook Insel Verlag Berlin 2024

Der vorliegende Text folgt der deutschen Erstausgabe, 2024.

Erste Auflage 2024Deutsche Erstausgabe© der deutschsprachigen Ausgabe Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin, 2024Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Umschlagabbildungen: iStock by Getty Images; Getty Images; FinePic®, München

eISBN 978-3-458-77993-3

www.suhrkamp.de

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Informationen zum Buch

Cover

Titel

Impressum

Kapitel

1

Kapitel

2

Kapitel

3

Kapitel

4

Kapitel

5

Kapitel

6

Kapitel

7

Kapitel

8

Kapitel

9

Kapitel

10

Kapitel

11

Kapitel

12

Kapitel

13

Kapitel

14

Kapitel

15

Kapitel

16

Kapitel

17

Kapitel

18

Kapitel

19

Kapitel

20

Kapitel

21

Kapitel

22

Kapitel

23

Kapitel

24

Kapitel

25

Kapitel

26

Kapitel

27

Kapitel

28

Kapitel

29

Kapitel

30

Kapitel

31

Informationen zum Buch

Celebrity Crush

Hätte mir jemand vorher erzählt, wie dieser Sommer werden würde, ich hätte es nicht geglaubt. Dass ich in diesen total gewöhnlichen, langweiligen Ferien jemanden kennenlernen sollte, der meine Welt auf den Kopf stellt und mein Herz zum Explodieren bringt.

Und dass ich in eine Welt voller Geheimnisse und Superstars hineingezogen werden würde. Eine Welt, von der ich mir nie hätte vorstellen können, dass ich einmal dazugehören würde.

Yeah right, hätte ich gesagt. Bleib mal locker.

Aber dann wurde es der Sommer, in dem alles passierte.

Kapitel 1

CAMPINGPLATZ HERRLICHER HERSJØEN stand in großen schwarzen Lettern auf dem gelben Schild, das in Sicht kam, als wir auf den Platz einbogen. An der letzten Stadt waren wir vor vielen Kilometern vorbeigefahren, dann am Flughafen, und seit mehreren Minuten war nichts als Wald und die eine oder andere kleine Siedlung zu sehen gewesen. Und jetzt also der Campingplatz ›Herrlicher Hersjøn‹. Staub wirbelte auf und legte sich wie eine Wolke um Omas kleines rotes Auto. Ich warf einen schnellen Blick auf das alte Gebäude, das einmal ein altes Bauernhaus gewesen sein musste und heute als Rezeption diente. Das gelbe Schild stand auf dem Dach eines niedrigen Blockhauses, wahrscheinlich eine Ferienhütte, und rund um den großen Wendeplatz standen ein paar Baracken sowie einige Bänke auf der Wiese.

»Gibt’s hier wirklich Pferde?«, fragte ich und zeigte auf das Schild mit dem Pferd darauf, neben überkreuztem Besteck, einem Männchen, das in die Wellen sprang, und einem Fisch.

»Hmm, Pferde?«, wiederholte meine Oma Berit, die das Auto konzentriert durch die offene Schranke auf den eigentlichen Campingplatz lenkte.

»Vergiss es.«

Rechts und links des Weges standen Wohnwagen und Hütten auf großen Rasenflächen. Das Gelände war terrassenförmig gestaltet, die einzelnen Bereiche von langen Hecken getrennt. Am Fuß eines Hügels führte ein Weg zu einem großen, flachen Gebäude, das ich als Sanitäranlage identifizierte. Dahinter waren auf einer kleinen Hochebene weitere Hütten und Wohnwagen zu erkennen, dicht an dicht.

»Seit du das letzte Mal hier warst, bin ich umgezogen, nach Beverly Hills«, sagte Oma. Sie lachte und bog rechts ab.

Ich kapierte erst nicht, was sie damit sagen wollte, aber tatsächlich hatte der Weg, in den wir eingebogen waren, ein Schild mit der Aufschrift BEVERLY HILLS. Wir fuhren noch ein kleines Stück weiter, bis Oma vor ihrem Wohnwagen anhielt.

»An den erinnere ich mich jedenfalls«, sagte ich und Oma lächelte.

Während ich mich abschnallte, kam mir der Gedanke, dass sich der Wohnwagen sicher viel kleiner anfühlen würde als beim letzten Mal. Damals war mir alles riesig vorgekommen, Omas Wohnwagen und das Vorzelt wie ein einziger großer Spielplatz und der Campingplatz einfach gigantisch. Das war lange her. Aber als ich jetzt ausstieg und meine Reisetasche, in der ich alles untergebracht hatte, was ich in den kommenden Wochen brauchen würde, ins Vorzelt schleppte, wirkte der Wagen doch überraschend groß.

»Am besten wartest du draußen, bis ich gelüftet habe!«, rief Oma von drinnen. »Es ist ziemlich stickig.«

Ich antwortete nicht, ließ nur die schwere Tasche ins Gras plumpsen, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute über den Campingplatz. Vielleicht passte es doch, dass sie diese Ecke Beverly Hills genannt hatten. Von hier aus konnte man den kompletten Platz überblicken und die Sonne, die bereits hoch am Himmel stand, schien uns direkt ins Gesicht.

Als Kind konnte ich mich auf dem Campingplatz endlos beschäftigen. Es waren immer andere Kinder da, mit denen ich spielte, wir kickten unten auf dem Rasenplatz, pflückten Erdbeeren, hüpften in Matschpfützen und wenn die Sonne unterging, fingen wir Frösche. Aber jetzt, wie sollte ich jetzt die Zeit rumkriegen?

Dieser Sommer hätte ganz anders werden sollen. Emma und ich wollten in die Hütte ihrer Familie am See Eikeren fahren, ganz allein, und da nur machen, worauf wir Lust hatten, und wir wären megabraun geworden. Neue Leute hätten wir bestimmt auch kennengelernt, vielleicht sogar ein paar Jungs. Es hätte ein Sommer werden sollen wie in einem Buch oder Film, ein Sommer, von dem man sich wünscht, dass er nie zu Ende geht. Aber meine Eltern hatten diesen Plänen einen Riegel vorgeschoben.

»Du hast doch nicht tatsächlich geglaubt, dass du die kompletten zwei Monate Sommerferien mit Emma und ihrer Familie da draußen am See verbringen kannst?«, hatte Mama letzte Woche gesagt und mich mit ihrem ›Du bist nicht so erwachsen, wie du denkst‹-Blick gemustert. Mit diesem Blick, den sie immer aufsetzt, wenn sie sich wünscht, dass ich noch ein kleines Mädchen wäre, damit sie alles allein entscheiden können.

»Warum nicht? Sie können es sich leisten, mich mitzunehmen!«, schrie ich beinahe zurück, sagte aber extra nicht, dass Emmas Familie gar nicht am Eikeren sein würde, sondern in ihrer anderen Hütte auf dem Blefjell. Mama verdrehte die Augen und sagte, dass es darum nicht gehe.

»Worum geht es denn dann?«

»Darum, dass du in unserem Haus wohnst und dich deshalb gefälligst an unsere Regeln hältst und tust, was wir sagen«, sagte sie. Das Erwachsenenargument, das alles andere übertrumpft.

Mama und Papa hatten endlich damit begonnen, unser Haus zu renovieren. Seit ich mich erinnern konnte, hatte ich darum gebettelt, ein neues Zimmer zu kriegen, und sie hatten seit Jahren vom Renovieren gesprochen. Als ich fast nicht mehr damit rechnete, dass es jemals dazu kommen würde, hatten sie sich plötzlich entschieden, die Sache anzugehen, und meinten, da wäre es wohl das Beste, wenn ich den Sommer über woanders wäre.

»Aber dann passt es doch perfekt, wenn ich bei Emma bin?!«, warf ich ein.

»Nein, du fährst zu Oma. Ende der Diskussion, Karoline. Und Oma freut sich so auf dich! Du bist doch auch gern mit ihr zusammen, oder etwa nicht? Es ist sicher schön für sie, den Sommer über Gesellschaft zu haben, wo sie sonst immer ganz allein ist«, sagte Mama und legte den Kopf schief.

Es ist so was von unfair. Ständig behaupten sie, dass die jungen Leute die Stimme erheben und ihre Meinung sagen sollen, um mitzuentscheiden, dabei gilt das nur, wenn es um Leserbriefe zu Umweltthemen an die Lokalzeitung geht. Und es war richtig mies von Mama, so eine Deine-arme-Oma-Stimme zu machen, damit ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Oma ist schließlich nicht das Problem. Oma ist cool. Aber es wäre hundertmal besser gewesen, wenn ich selbst hätte entscheiden dürfen, wann ich sie besuchen wollte und wie lange. Jetzt saß ich hier fest. Gegen meinen Willen. Den ganzen Sommer lang. Und zwar nicht wie in einem Feel-good-Summer-Movie. Eher wie in einem Horrorfilm.

Ich machte ein Foto von der Aussicht und schickte es Emma.

Angekommen im Campingknast.

Emma antwortete beinahe sofort, schickte ein Bild von der Aussicht von ihrer Hütte, direkt aufs Wasser raus, und es sah einfach meganice aus.

I feel you. Same here!!!

Sie hatte offenbar nichts kapiert. Sie war schließlich nicht gefangen. Sie war genau da, wo wir beide unbedingt hingewollt hatten. Ich seufzte und schob das Handy in die Tasche.

Ein Rentnerehepaar, beide mit einem Handtuch über dem Arm, ging an unserem Platz vorbei und nickte mir freundlich zu. Ich nickte zurück und versuchte, ihre runzeligen Körper, nur in Badesachen und Crocs, nicht zu lange anzustarren. Knackbraun mit hängender Haut. Ich schluckte. Oma kam aus dem Wohnwagen, sie hielt mir ihr Handy entgegen.

»Deine Mutter ruft an«, sagte sie.

Ich schüttelte rasch den Kopf.

»Nicht?«

»Sag ihr, ich will nicht mit ihr sprechen«, sagte ich so laut, dass es Mama am anderen Ende der Leitung hoffentlich hörte.

»Sie ist anscheinend zu sehr mit der Aussicht beschäftigt«, meinte Oma ins Telefon und warf mir dabei einen vielsagenden Blick über den Brillenrand zu.

Ich zuckte mit den Schultern. Wenn es so wichtig war, hätte Mama mich auch direkt anrufen können. Dann wäre ich einfach nicht drangegangen.

»Okay, das mache ich, bis bald«, hörte ich Oma aus dem Vorzelt. Kurz darauf kam sie wieder raus und holte noch mehr Gepäck aus dem Auto.

»Viele Grüße von deiner Mutter.«

Ich antwortete nicht. Mama verdiente keine Antwort. Schon beim Gedanken an meine Eltern machte sich so ein schwarzes Gefühl in meinem Bauch breit, ich war immer noch sauer auf sie und das legte sich wie ein Schatten über alles. Auch wenn Oma nicht schuld daran war.

»Mit dem Platz in Beverly Hills hast du aber echt Glück gehabt«, sagte ich schließlich, nachdem sie schon zweimal mit Gepäck an mir vorbeigelaufen war, und ich immer noch mit verschränkten Armen dastand.

»Jedenfalls mehr Glück als Ingvaldsen, der ihn vorher hatte!«, sagte sie gut gelaunt, holte die letzten Sachen aus dem Kofferraum und verschwand im Zelteingang.

»Hä? Warum das?« Ich hob meine Tasche auf und folgte ihr.

»Na, er ist schließlich gestorben!«, rief Oma aus dem Wohnwagen.

Ich wurde sofort rot. Schnell schaute ich mich um, ob sie jemand gehört hatte. Aber es war niemand in der Nähe. Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass Oma immer einfach so sagte, was ihr in den Sinn kam. Und an die Rentner, die in Badesachen und mit lose schlackernder Haut rumliefen, musste ich mich auch gewöhnen. Nicht zu vergessen an die gnadenlose Campingplatz-Hierarchie: Damit die einen aufsteigen und die besten Plätze bekommen konnten, mussten die anderen ihr Leben lassen (R.I.P.).

Kapitel 2

Die ersten Tage auf dem Campingplatz schleppten sich dahin und boten einen todtraurigen Ausblick auf den restlichen Sommer. Es regnete zwar nicht, aber richtig sonnig war es auch nicht, so ein voll mittelmäßiges Wetter, mit dem sich unmöglich etwas anfangen ließ. Oma gab sich große Mühe, füllte den Kühlschrank und die Schubladen mit jeder Menge leckerer Sachen und spielte Karten und andere Gesellschaftsspiele mit mir. Sie gab mir das Passwort zum lahmsten Campingplatz-Wifi der Welt und versprach, dass alles besser werden würde, sobald die Sonne rauskäme und man draußen sein konnte. Aber es machte nur eine begrenzte Anzahl von Malen Spaß, Oma im Mau-Mau zu schlagen, das Internet war so langsam, dass Insta immer nur zwei Bilder auf einmal lud, und der Wohnwagen fühlte sich jetzt schon viel zu klein an, selbst für uns zwei. Außerdem war nicht zu übersehen, dass Oma normalerweise allein hier war. Sie hatte ihre Gewohnheiten und eingeübten Bewegungsabläufe, ständig hatte ich das Gefühl, im Weg zu sein, und bekam den Eindruck, dass sie mich hier eigentlich gar nicht haben wollte. Ich hatte ebenfalls keine Lust, hier zu sein.

Durch das beschlagene Wohnwagenfenster starrte ich auf den Campingplatz, während sich das Kondenswasser zu Tropfen sammelte. Ich fühlte mich wie in einem trashigen Musikvideo und tat mir selbst unendlich leid.

Als ich am vierten Tag mit Emma facetimte, war das Erste, was ich sagte: »Ich will nach Hause!« Zur Antwort lachte sie nur und zeigte mir dann die Hütte ihrer Familie. Das Bild wurde die ganze Zeit über nicht richtig scharf, aber es sah ungefähr so idyllisch aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Obwohl ihre Eltern auch da waren, sie hatte doch nicht allein fahren dürfen.

»Du kannst dich also damit trösten, dass unser schöner Plan, den Sommer ganz allein in der Hütte zu verbringen, eh nicht geklappt hätte«, sagte sie.

»Es wäre trotzdem hundert Mal besser gewesen, als auf dem Campingplatz zu versauern«, sagte ich.

»Meinst du nicht, dass es mit der Zeit besser wird?«

Ich schüttelte den Kopf und merkte, dass ich einen Kloß im Hals hatte. »Nein, das glaub ich nicht, es wird richtig doof werden.«

»Dann müssen wir einfach jeden Tag facetimen!«, sagte Emma gut gelaunt.

Und so eine kleine Verbindung zum Rest der Welt würde vielleicht wirklich helfen. Auch wenn der in der Einöde unglaublich weit weg schien.

»Vielleicht kannst du mich irgendwann besuchen kommen?«, fragte ich, nachdem Emma von einer Clique erzählt hatte, die regelmäßig nur ein paar Hütten von ihrer entfernt Party machte.

»Vielleicht!«, sagte sie nur und dann musste sie auflegen, weil ihre Mutter zum Mittagessen rief.

»Bis bald, meld dich, wenn es neuen Camping-Gossip gibt!«

Nachdem ich aufgelegt hatte, grinste ich noch ein bisschen in mich hinein. Camping-Gossip! Um auf welchen zu stoßen, sollte ich vielleicht mal meine kleine Welt verlassen, die momentan nur aus dem Wohnwagen, dem Vorzelt, den Campingplatz-Toiletten und den Duschen bestand. Oder mir einfach was einfallen lassen. Ich könnte schließlich auch eine Geschichte erfinden, über irgendwelche super attraktive Typen aus Deutschland, die mich zu ihrer Party einluden, oder über ein paar coole Mädels aus Dänemark, die das ganze Sanitärgebäude in Beschlag nahmen, um einen Spa-Tag zu machen und mir die Haare in einem abgespacten Rosa färbten, das einfach nice aussah und perfekt zu den neuen Klamotten passte, die ich plötzlich hatte …

Oma war ständig in Bewegung, ging irgendwohin und tat was auch immer, vielleicht unterhielt sie sich mit den Nachbarn, kümmerte sich um die Blumen oder so, während ich die meiste Zeit auf dem Sofa im Vorzelt lag und mir selbst leidtat. Etwa einmal pro Minute checkte ich Insta.

»Ich wette, du hast dich noch nie so gelangweilt wie ich gerade«, sagte ich leise und starrte auf das neuste Bild von Chrissy, das als Erstes auf dem Display aufgetaucht war, wie üblich. Er hockte auf einem Bordstein in Los Angeles, trug eine Sonnenbrille mit runden, blau spiegelnden Gläsern und lächelte das hübscheste, weißeste Lächeln der Welt. Dabei hielt er ein großes Softeis mit bunten Zuckerstreuseln in der Hand. Mit zwei Finger zoomte ich das Bild näher, studierte jedes kleine Detail. Vor den Sommerferien hatte Emma was davon gesagt, dass er sich jetzt auch als Schauspieler versuchen wolle.

»Es gibt Gerüchte über so ’ne neue Show, hab ich online gesehen«, hatte sie gemeint und ich hatte so getan, als interessiere mich das null. Dabei wurde ich jedes Mal knallrot, wenn jemand auch nur Chrissys Namen erwähnte. Aber ich traute mich nicht mal, seine Posts zu liken, obwohl ich sein Profil jeden Tag mehrmals aufrief. Zu peinlich, auf so ein Klischee zu stehen. Niemand sonst stand auf ihn. Er war viel zu alt und außerdem irgendwie prollig und man durfte auf keinen Fall zugeben, seine Musik zu hören. Aber trotzdem. Er war so schön. Und nett. Und schön.

Unter dem Foto stand: »Keeping it cool in LA, exciting things happening. Looking for stars, maybe you’re the one?« Dazu ein Kuss-Emoji und eins mit Sternchen in den Augen.

Keine Ahnung, warum er auf Englisch postete, soweit ich wusste, war er nur in Norwegen ein Star. Er hatte vor den Ferien damit angefangen. Ich scrollte ein Stück runter, bis zu einem Bild von ihm mit einer Bloggerin mit sehr langen Haaren. »My celebrity crush«, stand darunter. Wenn ich nur ein Bild mit Chrissy auf Insta hätte! Und darunter stünde »My celebrity crush«. Das zu schreiben würde ich mich nie trauen. Obwohl es stimmte.

»Ich versteh echt nicht, warum du ein Poster von dem hast«, hatte Emma gesagt, als sie das letzte Mal bei mir zu Hause gewesen war, und auf Chrissy gezeigt, der über meinem Bett hing.

Hinter der Tür hing er auch, aber das hatte sie nicht bemerkt. Ich zuckte mit den Schultern und sagte so was wie, dass ich das Poster wegen der schönen Farbe aufgehängt habe und dass es außerdem die hässliche Wand verdecke.

»Gut, dass du bald ein neues Zimmer kriegst«, sagte Emma. »Dann brauchst du es nicht mehr.«

Emma hatte ein Bild von einem Bootsausflug gepostet. Die Sonne schien und sie trug ein Bikinioberteil und eine neue Sonnenbrille. Sie hatte nichts davon gesagt, dass sie mit dem Boot rauswollten. In ihrer Story war ein Video, auf dem man sah, wie schnell das Boot fuhr, und das nur die Rücken und Hinterköpfe derjenigen zeigte, die es steuerten. Sie war jedenfalls nicht mit ihren Eltern unterwegs, um es mal so zu sagen. Sie rasten übers Wasser und eine tiefe Jungenstimme fragte: »Filmst du?«, und Emma sagte »Woooow!«, riss die Arme in die Luft und filmte sich selbst mit im Wind wehendem Haar. Als ich zum dritten Mal auf die Story klickte, blieb das Internet mal wieder hängen und ich schmiss das Handy ans andere Ende des Sofas. So ein Scheiß!

Im Fernsehen liefen bloß uralte Wiederholungen. Die Lachkonserve der Friends-Episode, die ich schon mindestens zweimal gesehen hatte, klang blechern und mechanisch, und ich dachte so dramatische Gedanken wie, dass alle anderen, die ich kannte, solche Friends-Leben voller lustiger Situationen, Dramen und Happy Ends hatten und so hollywoodmäßig cool aussahen mit Wind im Haar wie Emma, und nur ich lag hier am elendigsten Ort der Welt mit Jogginghose und fettigem Haar.

»Hast du nicht vielleicht Lust, mitzukommen und ein paar Leute kennenzulernen?«, hatte Oma in den ersten Tagen mehrmals gefragt, aber ich hatte nur mit den Schultern gezuckt. Was für Leute konnte sie schon meinen? Ich war nicht besonders neugierig auf faltige Rentner und andere Campingplatz-Weirdos. Also verließ ich unseren Platz nicht, ging nur ab und zu zur Toilette oder duschen, was fünf Kronen kostete. Nach drei Minuten schaltete sich das Warmwasser ohne Vorwarnung ab, sodass sich der Kälteschock bis in die Lungen zog. Und es passierte so ungefähr nichts. Ross und Rachel kamen zusammen und trennten sich wieder und die ersten Tage der Sommerferien aller anderen waren ungefähr hundertmal spannender als meine.

In den nächsten Tagen versuchte ich Emma ein paar Mal auf FaceTime zu erreichen, erwischte sie aber nicht. Vielleicht lag es an dem wackligen Internet. Oder sie war so sehr damit beschäftigt, den besten Sommer ihres Lebens zu haben, dass sie keine Zeit hatte, mit mir zu reden. Beide Möglichkeiten waren gleich deprimierend.

»Guck mal, heute scheint tatsächlich die Sonne«, stellte Oma Ende der ersten Woche fest.

Ich schaute durch die Plastikfenster des Vorzelts und zuckte mit den Achseln. Draußen sah es nicht gerade nach Sommerwetter aus, obwohl es vielleicht ein kleines bisschen heller war als an den letzten Morgen.

»Kannst du eigentlich irgendeine andere Antwort geben als ein Achselzucken?«, fragte Oma.

Ich zuckte mit den Achseln, grinste sie aber an. Sie lachte leicht. Das schlechte Gewissen nagte an mir.

»Entschuldige, Oma«, sagte ich.

»Wofür? Du bist doch nicht für das Wetter verantwortlich«, sagte sie.

Ich wollte ihr gerade erklären, dass ich etwas anderes gemeint hatte, da drehte sie sich von der Küchenzeile zu mir, und kam mit dem Körbchen mit den frisch gebackenen Brötchen zum Tisch. Sie lächelte breit.

»Es wird besser werden«, sagte sie.

»Bist du sicher?«

»Todsicher. Und heute scheint die Sonne.«

Kapitel 3

Oma hatte recht. Nach dem Frühstück ließ ich mich überreden, mit auf die Holzterrasse vor dem Wohnwagen zu kommen. Dort standen zwei von diesen Stühlen, deren Rückenlehne man weit zurückstellen konnte, mit dickem Polster drauf.

»So.« Sie schob mich auf einen davon. »Vitamin D ist gut für die Stimmung«, fügte sie hinzu und dann verschwand sie um die Ecke.

Oma setzte sich fast nie hin, um sich zu entspannen. Wenn, dann setzte sie sich, um mir Gesellschaft zu leisten, und ich konnte förmlich sehen, wie ihr Körper vor Anspannung vibrierte und dass sie am liebsten sofort wieder aufgesprungen wäre, um dieses oder jenes zu erledigen. Und ständig kamen Leute vorbei, die Oma kannten. Manchmal stellte sie mich ihnen vor, manchmal ließ sie mich in Ruhe.

Auch was das mit der Stimmung anging, hatte Oma recht. Es half, dass es im Laufe des Tages wärmer wurde, sodass ich mir ein Top anziehen und die Sonnenbrille aufsetzen konnte und vielleicht etwas braun werden würde. Ich lauschte sogar interessiert einem Gespräch, das Oma mit einer Nachbarin über Spanische Wegschnecken führte, während sie mit dem Kopf tief im Blumenbeet am Terrassenrand verschwunden war.

»Wir sind erst heute gekommen und sie haben alle meine Dahlien gefressen«, klagte die Nachbarin.

»So was aber auch«, sagte Oma. »Obwohl du sie in Kübeln hast?«

»Na ja, ich hab nicht alle in Kübeln, vielleicht ist das das Problem«, antwortete die Nachbarin.

»Schwer zu sagen, es ist verdammt noch mal nicht leicht, diesen vermaledeiten Biestern den Garaus zu machen«, sagte Oma.

Die Nachbarin lachte glucksend.

»Ja, ja, jetzt wo Norah wieder mit ist, könnte ich ihr den Auftrag geben, jeden Abend so viele wie möglich zu erledigen. Vielleicht sollte ich sie pro Stück bezahlen«, sagte die Nachbarin und Oma lachte, bevor sie sich verabschiedeten.

Knapp zehn Sekunden später stand Oma mit Erde an den Knien, die Hände in Gartenhandschuhen, neben mir auf der Terrasse. »Bestimmt erinnerst du dich an Norah«, meinte sie.

»Norah?«

»Komm«, sagte sie und hielt mir die Hand hin. Und weil ich so davon überrumpelt war, dass sie so schnell aus dem Beet gesprungen war, und weil sie so entschlossen klang, nahm ich ihre Hand und folgte ihr wie ein kleines Kind.

Einige Meter weiter unten, schräg gegenüber von unserem Platz, stand ein Wohnwagen mit einem großen blauen Vorzelt. Seit unserer Ankunft war er leer gewesen, aber jetzt parkte ein Kombi dahinter und von drinnen waren Stimmen zu hören. Wahrscheinlich gehörten sie zu einer Familie, die gerade erst angekommen war. Oma rauschte auf den Wohnwagen zu, als wäre es ihrer.

»Laila, ich habe ganz vergessen zu erzählen, dass Karoline da ist!«, krakeelte sie und die Nachbarin von eben trat auf die Terrasse. Sie entdeckte, dass Oma mich hinter sich herzog, und gluckste wieder vor Lachen.

»Norah!«, rief sie ins Vorzelt und ein Mädchen, etwa in meinem Alter, kam heraus.

Wir hatten die Terrasse erreicht und Oma zog mich mit sich auf die hölzerne Plattform.

»Du erinnerst dich bestimmt an Norah«, wiederholte sie und schubste mich vor.

»Äh, ja«, sagte ich und ließ mich in Richtung des Mädchens mit den braunen Locken schieben. Aus dem genervten Blick, den sie Laila zuwarf – die ihre Mutter sein musste –, schloss ich, dass sie genauso gedrängt worden war wie ich.

Dann wurde es still, denn Oma drehte sich einfach um und ging, sie hatte offenbar erledigt, was sie hatte erledigen wollen. Die Mutter von dieser Norah verschwand hinter dem Wohnwagen, wo das Auto mit offenen Türen wartete.

»Du erinnerst dich nicht an mich, oder?«, fragte Norah.

»Äh, nein, sorry«, sagte ich schnell.

»Ist okay. Ich erinnere mich auch nicht an dich. Wir müssen ja sehr besonders sein!« Sie fuchtelte mit den Armen, um ihre Aussage zu unterstreichen, und ich musste ein bisschen lachen.

»Sollen wir rausgehen?«, fragte sie dann. »Oder, besser gesagt, runter?«

Ich nickte. Und als Norah von der Terrasse hüpfte, tat ich es ihr nach.

»Mama sagt, wir haben mal zusammen gespielt, als wir fünf oder sechs waren«, erzählte Norah, während wir nebeneinander den Hügel hinabliefen, auf die großen Hütten unten in der Ebene zu. Sie wusste eindeutig mehr über mich als umgekehrt.

»Aber ich hab keine Ahnung, weshalb sie meint, dass ich mich an irgendwas erinnern müsste, das so ewig her ist«, fuhr sie fort. »Tust du’s?«

»Was?«

»Erinnerst du dich an irgendwas von damals?«

»Um ehrlich zu sein, an ziemlich wenig«, sagte ich.

»Eben. Sei froh, dass du dich nicht an mich erinnerst. Ich war ein ziemlicher Trottel«, sagte Norah und schien das wirklich so zu meinen.

Ich war mir nicht sicher, ob ich darüber lachen sollte, deshalb hielt ich den Mund und zog die Augenbrauen auf eine Art und Weise hoch, von der ich hoffte, dass sie fragend und nicht ironisch wirkte.

»Ich hab damals echt geglaubt, dass mein Einhornstofftier ein echtes Einhorn werden würde, wenn ich es nur genug gießen würde. Das hat mein Cousin nämlich behauptet.«

Ich kicherte kurz.

»Also hab ich mein Stofftier in regelmäßigen Abständen ins Wasser getaucht, bis sich herausstellte, dass da außer Baumwolle noch was anderes drin war und es deshalb vergammelte. Es hat furchtbar gestunken. Erst hat keiner gecheckt, wo der Gestank herkam, bis sie den kleinen Eimer entdeckt haben, den ich jeden Abend vor dem Schlafengehen mit Wasser gefüllt hab, um das Einhorn reinzulegen«, sagte Norah und verdrehte die Augen.

Da warf ich den Kopf in den Nacken und lachte laut.

»Kannst du dir das vorstellen?«, sagte Norah und lachte ebenfalls.

»Du warst wirklich ein ziemlicher Trottel«, sagte ich und Norahs lautes, ansteckendes Lachen ließ ein bisschen was von der Schwärze in meinem Bauch verschwinden.

Kapitel 4

Norah kannte sich perfekt in Hersjøen aus, denn sie hatte »seit ich drei bin fast alle, extrem langen und langweiligen Sommerferien hier verbracht«, wie sie sagte. Sie wusste genau, wer wo wohnte. Wo die besten geheimen Walderdbeerstellen waren. Aus welchen Ländern die nettesten und die schlimmsten Touristen kamen. »Die Deutschen reden ununterbrochen, obwohl sie niemand versteht, und die Dänen sind am attraktivsten.« Schließlich gingen wir den schmalen, schattigen Weg zum Badestrand hinunter. Der Strand war nicht besonders groß, nur eine kleine Grasfläche mit ein paar Bänken, ein vielleicht vier Meter langer Ufersaum und ein Steg, den man vom Ufer aus betreten konnte.

»Komm, wir gehen zum Wasser!«

Mit den Füßen im kühlen See baumelnd zeigte Norah zur anderen Uferseite und erzählte, dass auf einem der Bauernhöfe dort drüben früher große Feste gefeiert worden wären, die man bis hierher gehört hätte.

»Jedenfalls die Musik. Im Laufe des Abends haben die Leute so laut geredet, dass man das beinahe auch verstehen konnte. Wusstest du übrigens, dass es hier im See früher Blutegel gab?«

Blitzschnell zog ich die Füße aus dem Wasser.

»Du machst Witze, oder?«