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Das "Dr. Norden-Duo" beinhaltet aktuelle Geschichten aus "Chefarzt Dr. Norden" und "Der junge Norden". Tauchen Sie ein in die aufregende Welt der Arztromane und begleiten Sie zwei verschiedene Generationen von Ärzten. Mit "Chefarzt Dr. Norden" startet die Familie Dr. Norden in eine neue Epoche! Jenny Behnisch, die Leiterin der Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie übergibt die Praxis an Dr. Daniel Norden. Sie weiß, dass er die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken wird. Neue, große Herausforderungen warten auf den sympathischen und begnadeten Mediziner. "Der junge Norden" bringt viel frischen Wind! Denn Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Er ist der Sohn von Dr. Daniel Nordens Cousin Michael und dessen spanischer Frau Sofia. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Alexander nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern! E-Book 1: Komm zurück ins Leben! E-Book 2: Bittere Vorwürfe
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Seitenzahl: 238
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Komm zurück ins Leben!
Bittere Vorwürfe
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf unser gemeinsames Wochenende freue.« Mit verträumtem Blick stand Fee vor dem Kleiderschrank und dachte darüber nach, was sie einpacken sollte. »Was denkst du? Ist es schon warm genug für mein Lieblingskleid?« Sie nahm den Kleiderbügel heraus, trat vor den Spiegel und hielt sich das geblümte, kniekurze Kleid vor den Oberkörper. Verliebt drehte sie sich hin und her. »Mit einer Strickjacke könnte es gehen«, fuhr sie fort. Dass sie keine Antwort bekommen hatte, war ihr gar nicht aufgefallen. Sie wurde erst aufmerksam, als Daniel mit betretener Miene hinter sie trat. »Was ist los?« Sie drehte sich zu ihm um und entdeckte die weiße Hose in seiner Hand. Sie wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Die Enttäuschung traf sie wie ein Magenschwinger. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Es tut mir leid. Im Augenblick haben wir in der Klinik einen Engpass. An allen Ecken und Enden fehlen uns die Ärzte. Ich bin der Chef. Wenn die Kollegen schon Überstunden schieben, kann ich mich nicht sang- und klanglos aus dem Staub machen.«
»O Dan, dabei habe ich mich so auf unser freies Wochenende gefreut.« Unvermittelt hielt Fee inne. Eigentlich wollte sie nicht jammern. Schließlich hatte sie ihren Mann selbst dazu ermuntert, Jenny Behnischs Angebot anzunehmen und Chef der gleichnamigen Klinik zu werden. Trotzdem schmerzte der Verzicht. »Weißt du, was ich mir von Lammers alles anhören musste, weil ich mir drei Tage frei genommen habe?« Beim Gedanken an die beißenden Kommentare ihres ungeliebten Stellvertreters verzog sie das Gesicht.
»Sei nicht böse, Feelein«, beschwor Daniel seine Frau. »Glaub mir, ich wäre auch viel lieber mit dir in dieses schnuckelige Hotel auf der Fraueninsel gefahren. Allein die Fotos von dem Zimmer mit Blick auf den Chiemsee …«
Während sie ihren Mann musterte, war Fee ein Gedanke in den Sinn gekommen.
»Sag mal. Seit wann weißt du eigentlich, dass du am Wochenende Dienst hast?« Sie stand vor ihm und wischte einen unsichtbaren Fussel von seiner Brust.
»Ich weiß nicht so genau …, seit gestern Abend?« Er räusperte sich umständlich.
»Soso, seit gestern Abend.« Fees Stimme war gefährlich freundlich. »Und warum erzählst du mir erst jetzt davon? Sag bloß, du hast Angst vor mir!«
Daniel bemerkte das Funkeln in ihren Augen und spielte ihr Spiel mit.
»Schon möglich. Ich weiß ja, was für eine Furie du sein kannst.« Er fasste sie um die Hüfte und zog sie an sich. Ihre Blicke tauchten ineinander ein. »Deshalb dachte ich mir, ich spare mir diese Neuigkeit bis zum Schluss auf.«
»Das schützt dich aber nicht vor meiner Rache.« Fee drückte sich an ihn und zwang ihn, Schritt für Schritt rückwärts zu gehen. »Ich hoffe, das ist dir klar.«
»Ich hatte gehofft, dass ich dich gewogen stimmen kann. Immerhin war es deine Idee, dass ich die Klinikleitung übernehme.« Als er einen Widerstand in den Kniekehlen spürte, blieb er stehen. »Wahrscheinlich hast du das nur getan, weil du darauf spekuliert hast, in Zukunft mehr ohne mich unternehmen zu können.«
»Mist, du hast meine Pläne durchschaut.« Fee legte die flache Hand auf seine Brust und schubste ihn. Er tat ihr den Gefallen und ließ sich rückwärts auf’s Bett fallen. »Dabei dachte ich, ich kann mich unauffällig davonmachen und ohne dich Spaß haben.«
»Da hast du dich leider getäuscht.« Daniel streckte die Arme aus und zog Felicitas auf sich. »Übrigens habe ich schon mit Dési gesprochen. Sie begleitet dich gern zu Massage und Kosmetik, damit ihr am Abend schön seid für die Vernissage in der Galerie auf der Fraueninsel. Außerdem habe ich eine Rundfahrt mit einer Elektrojacht auf dem Chiemsee gebucht, Sektempfang und Picknick an Bord. Und wer weiß, vielleicht finde ich ja Zeit, am Samstagabend mit euch zu Abend zu essen.«
Felicitas traute ihren Ohren kaum.
»Solche Pläne schmiedet ihr hinter meinem Rücken?«, fragte sie in gespielter Empörung. »Na warte, das wird Konsequenzen haben.« Sie machte Anstalten, sich aus seinen Armen zu winden.
Doch Daniel war stärker.
»Ich kann es kaum erwarten«, raunte er ihr ins Ohr und küsste sie so lange, bis er jeden Widerstand im Keim erstickt hatte.
*
»Einen wunderschönen guten Tag.« Voller Elan betrat die Assistenzärztin Sophie Petzold den Aufenthaltsraum der Ärzte, wo sich Matthias Weigand gerade einen Kaffee einschenkte.
»Bis jetzt habe ich davon nicht viel mitbekommen«, brummte er und griff nach einem der Äpfel, die auf dem Teller auf der Anrichte lagen. Er biss hinein und verzog sofort das Gesicht. »Igitt, ein Wurm!«
»Der Arme. Beim Anblick Ihrer Zähne hat er sich bestimmt zu Tode erschrocken.« Sophie stand an einem der Spinde und tauschte die dünne Strickjacke gegen einen blütenweißen Kittel.
»Er weiß Ihr Mitgefühl bestimmt zu schätzen.« Er holte aus und warf den Apfel Richtung Eimer. Und verfehlte sein Ziel, wenn auch nur knapp. Er traf den Rand, und Apfelstückchen sprangen nach allen Seiten. »Na bravo! Heute hat sich offenbar die ganze Welt gegen mich verschworen«, schimpfte er.
»Ihr Welt besteht nur aus wurmigen Äpfeln und Abfalleimern?«, spottete Sophie. Sie sah ihrem Kollegen dabei zu, wie er sich auf den Boden kniete und das Malheur beseitigte. »Wie bedauerlich.«
»Allerdings. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass ich hier überhaupt nicht mehr rauskomme. Und wenn doch, dann bin ich viel zu müde, um noch etwas zu unternehmen.«
»Könnte an Ihrem biblischen Alter liegen.« Sophie öffnete ihre Mappe und holte einen Stapel Unterlagen heraus. »Ich für meinen Teil habe mich gestern Abend nach der Fortbildung mit meiner Freundin getroffen. Es ist ganz schön spät geworden und war sehr, sehr lustig.« Matthias ärgerte sich über ihre Bemerkung und schwieg beleidigt. Sophie bemerkte es. »Wenn sie nicht so grimmig wären, würde ich Sie meiner Freundin vorstellen.«
»Wenn die so unmöglich ist wie Sie, will ich sie gar nicht kennenlernen.«
Sophie lachte.
»Wie kann man nur so schlechte Laune haben?«, fragte sie, als ein Notruf aus der Notaufnahme hereinkam. »Lassen Sie nur«, winkte sie ab, als er sich auf den Weg machen wollte. »Nicht, dass Sie am Ende unseren Patienten zu Tode erschrecken.« Ihr Lachen hallte noch im Flur nach, als sie längst verschwunden war.
Nach dieser Vorstellung war Matthias noch schlechter gelaunt als zuvor. Er wollte sich mit einem Schluck Kaffee trösten. Doch der war über dem unerfreulichen Gespräch kalt geworden. Er schüttete das Gebräu in den Ausguss und folgte seiner vorlauten Assistenzärztin.
*
Sophie Petzold erreichte die Notaufnahme, als der Patient eilig auf der Liege hereingeschoben wurde.
»Patient männlich, 33 Jahre alt, Verkehrsunfall«, erklärte der Rettungsarzt Erwin Huber und reichte der Assistenzärztin die Unterlagen.
»Ist er selbst gefahren?« Unbemerkt war Matthias Weigand hinter Sophie aufgetaucht.
Ihrer Miene war anzusehen, dass ihr das ganz und gar nicht passte. Doch Matthias kümmerte sich nicht darum. Sophie war hier, um zu lernen. Auch wenn sie gelegentlich anderer Meinung war.
Erwin Huber bemerkte nichts von der Verstimmung.
»Ja«, antwortete er. »Aber er war angeschnallt. Das hat ihn aber nicht vor ein paar Verletzungen bewahrt. Er hat ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, Kopfplatzwunde rechts frontal. Halswirbelsäule frei. Motorik und Sensibilität sind intakt.«
»Verdacht auf innere Verletzungen?«
»So weit ich feststellen konnte, keine.«
»Gut, vielen Dank.« Matthias übernahm den Patienten und verabschiedete sich vom Rettungsarzt.
Die Türen des Behandlungsraums schlossen sich hinter den Ärzten. Sophie schäumte vor Wut.
»Sie trauen mir wohl gar nichts zu, was?«
Ungerührt beugte sich Matthias über den Verletzten.
»Sie können mich gern vom Gegenteil überzeugen.«
»Ihre Ausbildung ist doch schon Jahrzehnte her. Ich dagegen komme direkt vom Studium …«
»Warum sagen Sie nicht gleich Jahrhunderte? Und jetzt sollten wir uns um unseren Patienten kümmern, finden Sie nicht?« Er beugte sich über den Mann, der mit geschlossenen Augen auf der Liege lag. »Herr Dehmel! Können Sie mich hören?« Er klopfte ihm sanft auf die Wange. »Hallo, Herr Dehmel. Sie hatten einen Unfall und sind jetzt in der Behnisch-Klinik. Haben Sie Schmerzen?« Er war so auf Bastians Stöhnen konzentriert, dass er nicht bemerkte, wie Sophie nach Luft schnappte.
»Meine Augen!« Bastian Dehmel versuchte zu blinzeln. »Was …, was ist mit meinen Augen?«
»Sie haben wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Aber das gibt sich schon wieder. Ansonsten haben Sie eine Platzwunde. Die reinigen und nähen wir.«
Bastian verdrehte die Augen und stöhnte.
»Herr Dehmel! Alles gut?« Matthias richtete sich auf. Auch jetzt bemerkte er Sophie Petzolds Erstarrung nicht. »Sie machen einen Ultraschall vom Bauchraum, um innere Blutungen auszuschließen«, wies er sie an, ohne den Verletzten aus den Augen zu lassen. »Im Anschluss kümmern Sie sich um die Platzwunde. Oder gibt es eine neue Methode, von der ich Dinosaurier noch nichts gehört habe?«
»Nein.«
Erst Sophies leise Stimme ließ ihn aufhorchen.
»Stimmt was nicht?« Er musterte sie forschend.
Den Blick starr auf Bastian gerichtet, schüttelte sie den Kopf.
»Schon gut. Alles in Ordnung.«
Es war der Klang ihrer Stimme, die Bastian Dehmel in die Wirklichkeit zurückholte.
»Sophie?«, fragte er heiser. Endlich klärte sich sein Blick, und ihr Gesicht wurde deutlicher. »Tatsächlich! Sophie!« Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
Endlich entspannte sich ihre Miene.
»Meine Güte, Basti, du bist es wirklich. Ramponiert, wie du bist, habe ich dich gar nicht erkannt.« Sie bemerkte Matthias Weigands fragenden Blick. »Schon in Ordnung. Ich brauche keinen Babysitter mehr. Das hier bekomme ich allein hin«, sagte sie zu ihm.
Schon hatte er eine derbe Antwort auf den Lippen, als eine Schwester hereinkam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er schickte Sophie Petzold einen bösen Blick, ehe er den Behandlungsraum verließ.
Als sie sich wieder über Bastian beugte, spielte ein Lächeln um seine Lippen.
»Rebellisch wie eh und je. Du hast dich nicht verändert.«
»Ich nehme das jetzt mal als Kompliment«, erwiderte sie und griff nach einem Tupfer, um das Blut von seinem Gesicht zu wischen.
Sein tiefer Blick bestätigte ihre Vermutung.
*
Fee war im Garten und begutachtete die Rosenstöcke, als Dési von der Schule nach Hause kam.
»Mum und ihre Ersatzkinder«, spottete die jüngste Tochter des Hauses. »Wie du die Rosen ansiehst …, da könnte ich glatt eifersüchtig werden.«
Fee lachte und küsste ihre Tochter zur Begrüßung links und rechts auf die Wange.
»Ausgeschlossen. Oder willst du, dass ich dich auf Läuse und Mehltau untersuche? Wenn du darauf bestehst …« Sie streckte die Finger aus und kitzelte Dési am Bauch, wie sie es früher so oft getan hatte.
»Aufhören! Bitte! Gnade!« Auf der Flucht vor Mutters Krabbelfingern hüpfte Dési auf dem Gartenweg auf und ab, bis Fee versprach, sie zu schonen.
Arm in Arm und lachend gingen sie ins Haus.
»Übrigens finde ich es sehr schön, dass wir das Wochenende zusammen verbringen«, erklärte Fee und nahm einen Krug ihrer berühmten selbstgemachten Limonade aus dem Kühlschrank. »Auch ein Glas?«
Dési nickte.
»Dann hat Dad es dir also gesagt?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, fragte sie weiter: »Wo liegt er?«
Um ein Haar hätte sich Felicitas an ihrer Limonade verschluckt.
»Wie meinst du das?«
Dési lachte.
»Ich gehe mal davon aus, dass du ihn k.o. geschlagen hast.«
»Wo denkst du hin! Natürlich bin ich nicht begeistert. Aber erstens habe ich ihm ja zugeredet, diese Herausforderung in der Klinik anzunehmen. Und das, obwohl ich wusste, was auf ihn zukommt. Und zweitens habe ich ja charmante Begleitung.«
Spontan fiel Dési ihrer Mutter um den Hals.
»Freut mich, dass du das so siehst. Einen Mutter-Tochter-Ausflug haben wir nämlich noch nie gemacht.«
Schlagartig bekam Fee ein schlechtes Gewissen.
»Hast du das etwa vermisst? Mehr Zeit allein mit mir?«
»Keine Sorge.« Dési leerte ihr Glas in einem großen Zug. »Früher hätte ich dankend abgelehnt. Urlaub mit der Mutter? Wie peinlich!« Ihre Augen funkelten lustig.
Felicitas erschrak.
»Bin ich wirklich schon so alt?«
»Natürlich nicht. Du bist die coolste Mutter, die man sich wünschen kann«, versicherte Dési schnell. »Aber ich war einfach zu jung, um das zu kapieren.«
Fee atmete erleichtert auf.
»Da habe ich ja noch mal Glück gehabt«, verkündete sie und schloss ihre Tochter in die Arme, ehe sie den Prospekt des Hotels holte, um mit Dési gemeinsam in Vorfreude zu schwelgen.
*
Seite an Seite standen Dr. Daniel Norden und sein Freund und Kollege Matthias Weigand vor dem OP-Plan des kommenden Tages.
»Von sieben bis elf Uhr ist der Ulcus dran, den machen wir gemeinsam«, dachte Daniel Norden laut nach. »Der Meniskus muss bis zehn warten. Da brauche ich dich auch. Und danach die Zyste …«
»Das kommt überhaupt nicht infrage!«, unterbrach Matthias ihn gereizt. Die Begegnung mit Sophie Petzold war seiner guten Laune nicht gerade förderlich gewesen. »Ich habe heute Nachtschicht. Dann kann ich morgen nicht den ganzen Tag durcharbeiten.«
Ratlos drehte sich Daniel zu ihm um.
»Was soll ich denn machen? Ich habe einfach nicht genügend Leute.«
»Dann musst du das ändern.«
»Ich bin ja schon dabei. Zumindest hat Fuchs den Auftrag, nach neuem Personal zu suchen.«
Matthias Weigand lachte abfällig.
»Der Sparfuchs? Der schmeißt eher noch ein paar Leute raus, statt dass er Geld für gutes Personal ausgibt.«
»Ich habe ihm die Dringlichkeit der Situation geschildert«, erwiderte Daniel und ging hinüber zum Tisch, um sich einen Keks aus der Schale zu nehmen. »Auch einen?«
Zuerst wollte Matthias ablehnen. Doch dann besann er sich eines besseren.
»Warum eigentlich nicht. Süßkram ist gut für die Nerven.«
Daniel kaute und nickte.
»Besonders wenn er von Tatjana stammt.« Daniels Schwiegertochter in spe betrieb die beste Bäckerei der Stadt und versorgte auch den Klinik-Kiosk mit Spezialitäten aus ihrer Backstube.
»Sag das doch gleich!« Matthias steckte den Keks in den Mund und schob gleich einen zweiten hinterher. »Die Fluktuation momentan geht echt an die Substanz. Sperber hat gekündigt, Frau Räther treibt sich auf Fortbildungen herum und unsere allseits geschätzte Frau Lekutat weiß jetzt schon nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.« Er sah hinüber zur Tür, hinter der Daniels Assistentin Andrea Sander mit einem Besucher sprach. Ihre Stimme wehte gedämpft herüber. »Ich kann diese Liste beliebig fortsetzen. Pflegepersonal ist übrigens im Augenblick ebenfalls Mangelware. Frag mal Elena. Sie wird es dir bestä …« In seine Worte hinein öffnete sich die Tür.
Der Verwaltungsdirektor hatte sich ganz offensichtlich gegen die Chefsekretärin durchgesetzt.
»Was höre ich da, Herr Weigand?«, fragte Dieter Fuchs süffisant lächelnd. »Wenn alle Mitarbeiter so diszipliniert und routiniert wären wie Sie, müssten wir niemanden einstellen.«
Angesichts dieses zweifelhaften Kompliments verdrehte Matthias die Augen.
»Das ist doch völliger Blödsinn«, schnaubte er ungehalten. Ganz offensichtlich verfehlten die Kekse ihre Wirkung. Oder aber er hatte noch nicht genug davon gegessen. »Wir hatten einfach nur Glück, dass bisher noch nichts passiert ist.« Eine Idee kam ihm in den Sinn. »Und das wäre wirklich kein gutes Aushängeschild für die Klinik, das können Sie mir glauben.«
Wie beabsichtigt traf er den wunden Punkt des Verwaltungsdirektors.
»Schon gut. Ich habe schon verstanden.«
»Lassen Sie sich was einfallen, Herr Fuchs!«, beharrte er hartnäckig.
»Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit mache?«, fragte Fuchs ärgerlich und hielt einen Packen Unterlagen hoch. »Däumchen drehen, oder was?« Laut klatschend landeten die Papiere auf dem Besprechungstisch. »Das hier sind die Bewerbungen, die in dieser Woche eingegangen sind.«
Doch die erhoffte Begeisterung über seinen Coup blieb aus.
»Und? Haben Sie was Schönes im Angebot?«
»Wir sind hier nicht auf dem Heiratsmarkt.« Diese Bemerkung war auf Matthias’ ewige Suche nach einer passenden Frau gemünzt. »Welche Stelle muss denn nun am dringendsten besetzt werden?«, wandte sich Dieter jovial lächelnd an Daniel Norden.
»Am besten engagieren Sie eine eierlegende Wollmilchsau«, erwiderte Matthias ungefragt.
Hinter seinem Rücken rollte Fuchs mit den Augen.
»Also einen Chirurgen. Wunderbar. Da hätte ich jemanden.« Er griff nach der Bewerbungsmappe, die zuoberst auf dem Stapel lag. »Dr. Adrian Wiesenstein. Zwei Jahre Basischirurgie, davon je sechs Monate Ambulanz, Intensivmedizin, Stationsdienst und variabler Einsatz. Danach ein Jahr assoziierte Dienste und eine dreijährige Ausbildung zum Facharzt in allgemeiner Chirurgie. Im Anschluss daran hat unser Kandidat mehrere Jahre in verschiedenen Häusern gearbeitet und sein Wissen in den unterschiedlichen Bereichen der Chirurgie erweitert«, berichtete er so stolz, als hätte er selbst diese Karriere hingelegt.
Das entging auch Dr. Weigand nicht.
»Ist das Ihr Sohn? Oh, Entschuldigung. Sie sind ja gar nicht verheiratet. Ihr Neffe?«
»Ich habe keine Geschwister«, ätzte Dieter Fuchs.
Weigand schnitt eine Grimasse.
»Ein bedauernswertes Einzelkind. Ich hätte es wissen müssen.« Er zog den imaginären Hut und verabschiedete sich von Daniel und Dieter. Auf dem Weg nach draußen griff er noch einmal in die Keksschale.
Dieter Fuchs zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
»Was hat er denn?«, wandte er sich an Daniel.
»Ich schätze mal, er ist chronisch überarbeitet. Wie wir alle übrigens.«
»Nicht mehr lange.« Triumphierend schwenkte Fuchs die Mappe durch die Luft.
Daniel nahm sie ihm aus der Hand und schlug sie auf. Er überflog den Lebenslauf des Kollegen. Die Qualifikationen, die der Verwaltungsdirektor so vollmundig anpries, waren nichts weiter als der ganz normale Werdegang eines Chirurgen. Doch es gab einen Punkt, der dem Klinikchef ins Auge stach.
»Alleinerziehender Vater eines achtzehnjährigen Jungen.« Nachdenklich wiegte er den Kopf. Selbst Vater von fünf Kindern war ihm diese anstrengende Zeit noch lebhaft im Gedächtnis. »Wenn das mal gut geht.«
»Sie finden wohl immer ein Haar in der Suppe, was?«, schimpfte Dieter Fuchs und nahm ihm die Unterlagen aus der Hand. »Das ist unser Mann. Er kommt morgen zum Vorstellungsgespräch.«
*
Dr. Sophie Petzold durchtrennte den Faden und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»Dafür würdest du glatt einen Schönheitspreis gewinnen.« Ihrer Miene war anzusehen, dass sie es ernst meinte.
»Selbstbewusst wie eh und je.« Bastian lächelte versonnen. »Dabei sind so viele Jahre seit unserem letzten Treffen vergangen.«
»Damals war ich zwanzig.« Sophie legte die Instrumente in eine Nierenschale.
»Wer hätte gedacht, dass ich ein Auto zu Schrott fahren muss, bis ich dich wiedersehe …«
»Ich finde, das ist ein durchaus angebrachter Preis.«
Diesmal lachte Bastian nicht.
»Stimmt. Ich hätte noch viel mehr getan. Meine erste Liebe … Ich weiß ja nicht, wie es dir ergangen ist. Aber ich für meinen Teil habe dich nie vergessen.«
Sophie lachte abfällig.
»Und warum hast du mir dann damals deine Heiratsanzeige geschickt?« Wie heute erinnerte sie sich an die Karte, die ihr nur ein halbes Jahr nach der Trennung ins Haus geflattert war. Wie eine Ohrfeige hatte sich diese Nachricht angefühlt. »Schnee von gestern!«, winkte sie plötzlich ab. An solche Niederlagen wollte sie gar nicht erst denken. »Übrigens hast du nur eine einfache Gehirnerschütterung. Kein Grund zur Aufregung. Wenn der Wundschmerz einsetzt, rufst du die Schwester. Sie gibt dir ein Schmerzmittel. Morgen früh kannst du wieder ins heimische Kuschelnest zurückkehren.«
Bastian schnitt eine Grimasse. Sie sollte komisch wirken. Aber er war ein schlechter Schauspieler.
»Wenn das so einfach wäre«, seufzte er bedrückt. »Jutta und ich hatten einen schlimmen Streit.«.
Sophie wollte gerade nachfragen, als die Tür zum Behandlungsraum aufgerissen wurde.
»Du bist ja immer noch hier!«, herrschte Matthias die Assistenzärztin ungehalten an. »Während du hier nach allen Regeln der Kunst flirtest, geht draußen die Welt unter. Wir haben eine entgleiste Straßenbahn mit mehreren Verletzten. Ich brauche dich auf der 4.« Im nächsten Augenblick war er auch schon wieder verschwunden.
Sophie sah auf Bastian hinab.
»Du hast es ja gehört. Die Kollegen kommen ohne mich nicht zurecht.« Sie erhob sich vom Hocker und machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
»Sehen wir uns wieder?«, rief Bastian ihr nach.
An der Tür drehte sie sich noch einmal um.
»Heute ist dein Glückstag!« Damit verschwand sie und ließ ihre Jugendliebe mit klopfendem Herzen zurück.
*
Judica Holzapfel betrat das Café ›Schöne Aussichten‹ und sah sich suchend um. Der Hilferuf ihrer Schwester hatte sie vor einer halben Stunde erreicht. Wie immer hatte sie auch diesmal alles stehen und liegen gelassen und war zu Jutta geeilt. Doch mit jedem Mal fiel es ihr schwerer.
An einem der Tische am Fenster entdeckte sie sie. Jutta saß mit dem Rücken zum Eingang und starrte aus dem Fenster.
»Hey, Süße!« Von hinten trat Judica zu ihr. Sie beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Jutta zuckte zusammen.
»Ach, du bist es«, seufzte sie, als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte.
Judica setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches und bestellte Tee und Torte. Erst dann hatte sie Zeit, sich auf ihre Schwester zu konzentrieren.
»Wie geht es dir?«
»Wie soll es mir schon gehen?«
Judica verdrehte die Augen. Sie hätte es wissen müssen!
»Warum hat dich Bastian hier allein gelassen?«
Wenn möglich, verdüsterte sich Juttas Miene noch mehr.
»Er muss noch etwas erledigen.« Es war mehr als offensichtlich, dass es sich um eine Ausrede handelte. Trotzdem fragte Judica: »Und da konntest du ihn nicht begleiten?«
Jutta winkte ab.
»Mit dem Rollstuhl bin ich doch nur ein Hindernis für ihn.« Sie griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck Wein.
»Ist es nicht ein bisschen früh für Alkohol?«, fragte Judica besorgt.
»Bist du meine Mutter?« Juttas Stimme war scharf. Etwas leiser fügte sie hinzu: »Außerdem geht es mir heute nicht besonders gut.«
Judica bedankte sich bei der Bedienung, die Roibuschtee und Erdbeertorte servierte.
»Wann in letzter Zeit ist es dir denn überhaupt gut gegangen?« Sie löffelte Zucker in ihren Tee und rührte um.
»Jetzt fängst du schon genauso an wie Bastian«, fauchte Jutta. Sie bemerkte die Verstimmung ihrer Schwester und lenkte sofort ein. »Tut mir leid.« Ihr Seufzen kam aus tiefster Seele. »Du weißt doch, dass ich seit einem Jahr keinen Spaß mehr am Leben habe.«
Judica unterdrückte ein Seufzen und trank einen Schluck Tee. Sie wusste gar nicht mehr, wie oft sie dieses Gespräch schon geführt hatte.
»Denkst du nicht, es ist an der Zeit, dich mit deinem Schicksal abzufinden?«
Jutta lachte bitter.
»Das sagst du so einfach. Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen.«
Bisher hatte Judica ihrer Schwester immer gut zugeredet oder geschwiegen. Doch diesmal verlor sie zum ersten Mal seit dem Unglück die Geduld.
»Das stimmt. Aber offenbar vergisst du, dass ich in meiner Physiotherapie-Praxis auch mit behinderten Menschen arbeite.« Sie funkelte ihre Schwester ärgerlich an. »Du kannst mir glauben: Wenn sich alle so anstellten wie du, hätte ich längst den Beruf gewechselt.«
Jutta schnappte nach Luft.
»Erlaube mal. Wie redest du denn mit mir?«
»So, wie ich es schon längst hätte tun sollen. Glaubst du, mit deinem ewigen Selbstmitleid machst du irgendetwas besser?« Viel zu lange hatte Judica ihre Gedanken und Gefühle vor ihrer Schwester versteckt. Nun brachen sie sich mit aller Gewalt und viel heftiger als beabsichtigt Bahn. »Seit dem Schlaganfall kreist du nur noch um dich und deine Behinderung. Statt dein Schicksal anzunehmen und das Beste daraus zu machen, sitzt du im Rollstuhl, lamentierst und machst in erster Linie deinem Mann das Leben schwer. Kein Wunder, dass Bastian lieber allein unterwegs ist.« Judica hatte leise gesprochen. Trotzdem ging ihr Atem schwer.
Mit offenem Mund saß Jutta da und starrte ihre Schwester an.
»Ich weiß ja nicht, was hier gespielt wird. Aber es klingt ganz danach, als hättet ihr euch hinter meinem Rücken gegen mich verbündet.« Wieder erinnerte sie sich an den hässlichen Streit, den sie mit Bastian an diesem Vormittag gehabt hatte. »Ist heute der Tag der Abrechnung?«
»Wie bitte?« Judica verstand kein Wort. Sie beugte sich vor und nahm ihre Schwester ins Visier. »Denkst du wirklich, dass wir das nötig hätten? Warum willst du nicht sehen, dass du mit deinem Verhalten alles kaputt machst? Warum sind immer die anderen schuld? Warum kannst du nicht wenigstens versuchen, wieder am Leben teilzuhaben?«
»Weil ich ein gottverdammter Krüppel bin. Deshalb!«, schleuderte Jutta ihr entgegen.
Judica war der Appetit vergangen. Sie schob den Teller mit der halb gegessenen Torte von sich und lehnte sich zurück.
»Wenn du so weitermachst, verlierst du deinen Mann. Dann wird Bastian dich verlassen. Und ich kann es ihm noch nicht einmal verdenken.«
Wütend warf Jutta den Kopf in den Nacken.
»Na und? Auf so eine Familie, die nur auf mir herumhackt, kann ich gut und gern verzichten. Geht doch hin, wo der Pfeffer wächst! Lasst mich nur alle im Stich.« In ihrer Stimme lag so viel Verachtung, dass Judica nicht anders konnte.
Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und verließ den Tisch. Am Tresen blieb sie stehen, um zu bezahlen.
Obwohl der Streit im Flüsterton ausgetragen worden war, hatte Tatjana Bohde alles verstanden. Grund dafür war ihr scharfes Hörvermögen. Nach einem Unfall war die Freundin von Dr. Danny Norden erblindet. Obwohl sie inzwischen durch eine Operation einen Teil ihres Sehvermögens zurückbekommen hatte, verließ sie sich gern auf ihre anderen Sinne und ihre fast magische Sensibilität, Folge eines Lebens in Dunkelheit.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich, während sie kassierte.
Judica seufzte.
»Nein. Aber ich kann nicht mehr. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Meine Schwester kommt sehr gut allein klar. Sie will es nur nicht.«
Tatjana nickte, sagte aber nichts. Jeder Mensch ging anders mit dem Gepäck um, das ihm das Leben aufbürdete. Der eine kämpfte sich aus eigener Kraft wieder hoch. Der andere brauchte deutliche Worte und eine Herausforderung, um zur Besinnung zu kommen.
Während sich die beiden Frauen am Tresen unterhielten, klingelte Juttas Telefon. Sie kramte es aus der Tasche und nahm das Gespräch an. Ihr erstickter Schrei ließ Judica aufhorchen. Sie schickte Tatjana einen ratlosen Blick, ehe sie zu ihrer Schwester an den Tisch zurückkehrte.
*
»Elena, ich brauche einen Belegungsplan. Ist er endlich fertig?«, fragte Daniel Norden, als er, ein paar Patientenakten in der Hand, zu Schwester Elena ins Schwesternzimmer eilte. »Statt ständig auf deine Prüfung zur Pflegedienstleitung zu lernen, könntest du dich bitte mal darum kümmern.«
»Lernen? Machst du Witze?« Sie hob den Kopf und schickte ihm einen ungläubigen Blick. »Vor lauter Arbeit weiß ich selbst kaum noch, wo mir der Kopf steht. Die Bücher habe ich seit Tagen nicht mehr aufgeschlagen. Dabei habe ich nicht mehr viel Zeit.«
»Ich brauche trotzdem einen Plan«, beharrte Daniel.
»Soll ich jeden von euch Ärzten durch drei teilen? Wie soll ich denn bei diesem Personalmangel einen ordentlichen Belegungsplan machen?« Ein Patientenruf ging ein, und sie stand auf. »Wenn du mir das verraten kannst, bis du mein persönlicher Held des Tages.«
»Es gibt ja bald neue Kollegen. Zuerst kommt ein neuer Chirurg, und dann sehen wir weiter.«
Elena schickte eine Lernschwester zu dem Patienten, ehe sie sich wieder Dr. Norden zuwandte.
»Ergänzung oder Ersatz?«, fragte sie spöttisch. »Wenn wir so viel Arbeit haben, laufen wir Gefahr, dass die Kollegen abspringen.«
»Mal bitte nicht den Teufel an die Wand«, bat Daniel. »Wir können uns keine weiteren Ausfälle erlauben.« Er sah seine Freundin flehend an. »Dieter Fuchs hat sich schon für einen Kandidaten entschieden. Sein Kronprinz ist ein ziemlich attraktiver Mann.«
Elena schüttelte lächelnd den Kopf.
»Du vergisst, dass ich eine glücklich verheiratete Frau bin. Mal abgesehen davon, dass mir niemals ein Arzt ins Haus käme.« Sie zwinkerte Daniel zu. »Aber Frau Lekutat wird sich bestimmt freuen. Wenn ich nicht irre, ist sie auf Brautschau.«
Nur mit Mühe konnte sich Daniel Norden ein Lachen verkneifen. Christine Lekutat war zwar eine gute Chirurgin, bestach aber nicht gerade durch ihre charmante Art. Ganz im Gegenteil benahm sie sich oft wie ein Elefant im Porzellanladen und machte sich mit dieser Art nicht viele Freunde.
»Seit wann bist du so gehässig?«, fragte er, als eine Schwester auftauchte und ihn in die Notaufnahme rief.
Er verabschiedete sich von Elena und lief los. In der Ambulanz begegnete er Matthias Weigand.
»Schön, dass es auch noch Kollegen gibt, die ohne Sondereinladung zur Arbeit kommen«, schimpfte er vor sich hin. »Hier ist volles Programm. Du hast die Wahl. Kümmerst du dich lieber um Schnittwunden oder eine Prellung?«
»Ich kann leider nicht lange bleiben. Der OP wartet sehnsüchtig auf mich.« Daniel Norden sah sich suchend um. »Wo steckt denn Frau Petzold? Kann sie dich hier nicht unterstützen?«
»Die Frau Kollegin hat sich herabgelassen, zwei Verbände anzulegen, und ist dann wieder verschwunden. Wahrscheinlich war die Arbeit mal wieder unter ihrem Niveau«, schimpfte Matthias, ehe er um die Ecke verschwand.
Daniel sah ihm noch nach, als er fühlte, wie er am Ärmel gezupft wurde.
»Ah, der Chef höchstpersönlich gibt sich die Ehre.« Christine Lekutat hatte ihn entdeckt und belegte ihn sofort mit Beschlag. »Als Leithammel sollten Sie Ihre Herde besser im Griff haben.«
»Vielen Dank für die Blumen!« Daniel schnitt eine Grimasse. »Ich werde bei nächster Gelegenheit darüber nachdenken.«
»Zum Glück findet auch ein blindes Huhn mal ein Korn«, gab Dr. Lekutat ihm wohlmeinend mit auf den Weg, ehe sie eines der Behandlungszimmer betrat.
Glücklicherweise wusste Dr. Norden inzwischen, dass Einfühlungsvermögen nicht gerade die Stärke der Chirurgin war. Sonst hätte er sie sich trotz des Personalmangels einmal zur Brust genommen. So aber verzichtete er darauf. Statt sich mit sinnlosen Dingen herumzuschlagen, beschäftigte er sich lieber mit der Versorgung seiner Patienten.
*