Chester Cole's Rückkehr - Will Harris - E-Book

Chester Cole's Rückkehr E-Book

Will Harris

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Beschreibung

Der Verbannte kehrt zurück - um abzurechnen! Einst war Chester Cole feige vor dem verbrecherischen Gesindel aus Gold Valley geflohen. In der Fremde machte er sich einen Namen als Revolverschütze. Jetzt kehrt er zurück, aber seine Mörder warte schon …

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Seitenzahl: 155

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Chester Cole's Rückkehr

Buch

 

 

 

 

 

 

Chester Cole's Rückkehr

 

 

 

 

 

 

 

Will Harris

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2023

 

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß

Covergestaltung: Hermann Schladt

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publika-tion in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

Chester Cole rückte unbewusst das Halfter zurecht und löste den Sicherheitsriemen über seinem Colt Navy. Den Stetson tief in der Stirn, spähte er durch die flimmernde Mittagshitze zur Schlucht hinüber.

Er musste dort hindurch. Es gab keine andere Wahl. Auch wenn allein schon beim Gedanken an dieses Vorhaben ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend entstand.

Als sei diese Schlucht in Wirklichkeit das gähnende Maul eines alles verschlingenden Molochs.

"Yeah!" Er schnalzte mit der Zunge und kitzelte leicht die Flanken seines Braunen mit den Sporen. Das Tier machte erschrocken einen Satz nach vorn. Ein weniger gut geübter Reiter wäre dabei glatt abgeworfen worden. Und dann jagte es im Galopp zum Eingang der Schlucht.

Der weite Weg hatte Reiter wie Pferd zwar müde gemacht, aber davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Die Schlucht nahm sie auf.

Chester Cole, von Freunden wie Feinden überwiegend kurz "CC" genannt, schnippte seinen Stetson in den Nacken. Seinen suchenden Augen entging nichts - auch nicht das kurze, verräterische Aufblitzen hoch oben in den zerklüfteten Felsen.

CC griff hart in die Zügel. Der Braune scheute prompt. Gleichzeitig sirrte etwas wie eine wütende Hornisse knapp an CC's Ohr vorbei. Es folgte die donnernde Entladung eines Schusses, die sich mehrmals an den steilen Felswänden brach.

Also hatte ihn sein ausgeprägtes Gefühl für drohende Gefahren nicht betrogen!

Egal, wer der Heckenschütze auch sein mochte: Man wollte also mit aller Gewalt verhindern, dass er lebend Gold-Valley erreichte, das jenseits des natürlich entstandenen Felsengürtels lag!

"All right, Gold-Valley!" CC spuckte verächtlich in den Staub. Er lenkte den Braunen zu einer Deckung und glitt aus dem Sattel.

Der zweite Schuss verfehlte ihn genauso knapp wie der erste und dann kauerte sich CC zwischen die Felsbrocken, die hier wie zufällig hin gewürfelt herumlagen, so, als hätte kurz vorher ein Riesenbaby damit gespielt.

CC hatte sich die Stelle ganz genau gemerkt, von wo aus geschossen wurde. Das ganze Felsengewirr hatte sich in seine Erinnerung gefressen wie mit Säure.

Er schloss die Augen und stellte sich den Heckenschützen vor. Der musste jetzt die Stellung wechseln. Am besten, wenn er von sich aus gesehen nach links lief, um so Chesters Deckung weit zu umgehen. Dann konnte er CC in den Rücken fallen...

Es war, als wäre CC ein Hellseher, der jeden Schritt seines Gegners beobachten konnte, so lange er die Augen geschlossen hielt.

Schließlich war es soweit. Genau in diesem Augenblick, yeah, da müsste er sein Ziel erreicht haben, den breiten Rücken von CC, seinem Opfer, offen und ungeschützt vor sich sehen.

Er wollte töten. All sein Sinnen und Streben war darauf ausgerichtet. Und er konnte sich sicher überhaupt nicht vorstellen, dass CC längst jeden seiner Schritte genau voraus berechnet hatte und keineswegs der ahnungslose Todeskandidat war, als der er dem Mörder jetzt erschien.

Der Mordschütze verließ vollends seine eigene Deckung, um besser zielen zu können. Er hob das Gewehr in Schulterhöhe und legte an. Sorgfältig zielte er, schon in Vorfreude des Erfolges. Sein nächster Schuss würde nicht mehr daneben gehen. Ganz bestimmt nicht. So dachte er sich das.

Er sah überhaupt kein Risiko mehr für sich selbst und das war sein verhängnisvoller Fehler.

CC wirbelte rechtzeitig herum, riss jetzt erst den Colt Navy aus dem Halfter und brachte die Waffe in Anschlag.

Auch die dritte Kugel aus dem Gewehr des Mörders verfehlte ihn. Sie traf dort auf den harten Felsen, wo CC gerade noch gelegen hatte. CC hatte keine Sekunde zu früh reagiert.

Der Mörder war in Schussweite und deckungslos. Der Navy bellte los. Einmal. CC schickte sicherheitshalber noch zwei weitere Kugeln nach.

Keine verfehlte ihr Ziel.

Während aus dem langen Lauf seiner Waffe Rauch stieg, richtete sich CC in seiner vollen Länge von gut sechs Fuß auf. Das Wetter gegerbte Gesicht, in welches das Leben tiefe Furchen eingegraben hatte und den Mann viel älter erscheinen ließ als er in Wirklichkeit war, zeigte keinerlei Regung. Er sah den Getroffenen fallen. Das Gewehr hatte dieser verloren. Er war schon tot, bevor sein Körper auf der steilen Böschung auftraf.

CC schnalzte mit der Zunge. Gehorsam trippelte sein Brauner herbei. Die krachenden Schüsse schienen ihm überhaupt nichts ausgemacht zu haben.

"So ist er brav!", lobte CC und tätschelte ihm leicht die Hinterhand. Er steckte den Colt in das Halfter zurück, ließ aber den Sicherheitsriemen unbefestigt. Langsam stieg er in den Sattel, dabei aufmerksam seine Blicke in die Runde gehen lassend.

"Was denn, nur ein einziger zur Begrüßung?", murmelte er sichtlich enttäuscht. "By gosh, ich liebe es eigentlich, so sehr unterschätzt zu werden!"

Er ließ dem Pferd die Zügel.

"Gold-Valley, ich komme! Auch wenn du dir Mühe gegeben hast, mich nicht empfangen zu müssen, aber es war der Mühe zu wenig. Wirst es schon noch zu spüren bekommen."   

 

* * *

 

Gold-Valley sah von hier oben aus wie ein Schmutzfleck in einer paradiesischen Landschaft.

Yeah, die Landschaft an sich wirkte wie ein Paradies der Fruchtbarkeit. Wer die sengende Mittagshitze zwischen den Felsen verließ und dieses weite, herrliche Land vor sich liegen hatte, glaubte sich in einer anderen, in einer besseren Welt.

So musste es auch den ersten Siedlern ergangen sein, nach Überwindung der gefährlichen und für viele sogar tödlichen Felsenwüste dieser Ausläufer der mächtigen Rocky Mountains. Kein Wunder, dass sie sich spontan hier für immer nieder gelassen hatten, um ihre Stadt zu gründen.

Die Goldgräber mit ihrer Gier nach Reichtum waren viel später erst in dieses Paradies eingedrungen und hatten eine Hölle daraus gemacht. Viele der friedlichen Farmen waren in Rauch aufgegangen, Unschuldige hatten ihr Leben lassen müssen.

Davon konnte Chester Cole selber ein Liedchen singen, denn er war hier geboren und kannte sich in der kurzen und dafür umso blutigeren Geschichte von Gold-Valley am fruchtbaren Rio Lobo bestens aus.

Der Rio Lobo sah hier am Oberlauf noch eher aus wie ein zu groß geratener Bach, obwohl die Stromschnellen im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze voll im Gange war und die Gletscher der Rockys kalbten, schon von vielen unterschätzt worden waren. Ein Fehler, den sie niemals wieder hatten gut machen können - in diesem Leben jedenfalls nicht mehr.

Sein Wasser hatte oft genug den Tod begleitet, nicht nur durch eigenes Zutun. Es hatte sich vom Blut gefallener Farmer rot gefärbt, wenn sie es gewagt hatten, sich gegen die Goldgräber aufzulehnen, die das schöne Land kaputt machten. Später noch, als die Goldgräber nichts mehr fanden, was ihnen lohnend erschien und deshalb die Stadt wieder verließen, wendete sich das Schicksal der Siedler keineswegs zum Guten. Dann kamen die ersten großen Viehherden. Denn der große Trail von Westen ging damals zwangsläufig an Gold-Valley vorbei. Und so färbte sich wieder oft das Wasser des Rio Lobo blutrot - viel zu oft.

Die Herdenbosse hatten als nächste Gold-Valley zu einem brodelnden Hexenkessel gemacht und ihre Herden zertrampelten nicht nur die Wintersaat. Vor allem im Herbst gab es deshalb die blutigsten Auseinandersetzungen zwischen den wilden Cowboys und den ortsansässigen Farmern.

Das Gesicht von Chester Cole wurde zu einer steinernen Maske, als ihm das alles beim Anblick von Gold-Valley durch den Kopf ging.

Gold-Valley: Niemand wusste mehr, wie die ersten Siedler ihren damals paradiesischen Ort eigentlich genannt hatten. Der Name, den ihm später die Goldgräber gaben, der hatte sich bis heute unverändert gehalten.

CC knirschte hörbar mit den Zähnen.

Jedermann glaubte, dass mit der Eisenbahnlinie alles besser werden müsste, weil die Linie diese Stadt weit verfehlte und danach keine Herden mehr am Rio Lobo vorbei gen Osten getrieben wurden, weil man sie viel lieber per Bahn verschickte. Die Farmer freuten sich darauf, wieder in Frieden ihr Land zu bestellen und die ortsansässigen Rancher hatten überhaupt nichts dagegen, dass es so weit war bis zur nächsten Bahnstation, falls sie ihr eigenes Vieh treiben mussten. Wenn nur wieder die ersehnte Ordnung Einkehr halten durfte.

Yeah, eine echte Chance zum Frieden und der erneute Beginn des Paradieses schienen sich damals anzukündigen.

Weit gefehlt, wie die weitere Geschichte der Stadt zeigte, denn Gold-Valley wurde sogleich Treffpunkt von allerlei lichtscheuem Gesindel, gerade weil die Bahnlinie so weit weg blieb und die Stadt daher so abseits lag. Die einen waren auf dem Weg weiter gen Westen, von Abenteuerlust getrieben und die anderen auf der Flucht nach Osten. Dritte wiederum kauften hier alles ein, um auf der Flucht vor der Staatspolizei in den Bergen überwintern zu können.

Nun, eine harte Hand hätte in diesem Chaos sicherlich Ordnung schaffen können. Das war auch hin und wieder versucht worden, von einigen beherzten Bürgern, aber sie waren stets hoffnungslos in der Minderheit geblieben. Denn für einige anderen, die Goldgräber und Viehherden nicht nur überstanden hatten, sondern dabei auch reich geworden waren, bot sich damit eine neue Chance, leicht Geld zu machen. So verlor manch ein Bandit in Gold-Valley nicht nur seine Beute, sondern auch sein Leben. Andere wiederum gelangten zu Brot und Ansehen, nur weil sie einen schnellen Colt hatten, den sie an den Meistbietenden vermieteten.

Auch die geringste Chance zu einem neuen Frieden war auf diese Weise vertan.

Und weil Chester Cole zu seinem eigenen Pech auf der Seite der Schwächeren und Unterdrückten der Stadt geboren worden war, hatte er eines Tages ein Pferd gesattelt und war geflohen.

"Yeah, damals war es eine Flucht. Ich war zu feige, so etwas wie Heimatgefühl zu entwickeln. Aber ich bin nicht für immer weg geritten. Denn ich bin wieder hier!", sagte Chester Cole heiser. Es klang wie eine Entschuldigung und irgendwie war es das auch.

 

* * *

 

Bis zur Stadt gab es keinen weiteren Zwischenfall mehr. CC ritt dennoch mit stets hellwachen Sinnen. Unter dem breitkrempigen, tief in die Stirn gezogenen Stetson entging ihm nichts, nicht die geringste Kleinigkeit.

Gold-Valley war eine zwar absolut abgelegene Stadt, aber keineswegs langweilig oder gar tot.

Der einzige Vorteil, falls man das wirklich als Vorteil sehen sollte, dachte CC und schnalzte mit der Zunge, wie es seine Art war.

Der Braune reagierte, indem er leicht zur Seite trippelte und einen großen Wagen vorbei ließ.

CC zupfte kurz an den Zügeln und verfolgte den Wagen mit den Blicken.

Das war sicher nicht der Besitzer des herrschaftlichen Zweispänners, sondern nur der Kutscher. Auf dem Kutschbock fanden bequem drei Männer nebeneinander Platz, auch wenn dort jetzt nur der eine saß. Die offene Fahrkabine war so groß wie bei einer mittleren Postkutsche und - leer.

Es blieb nicht der einzige herrschaftliche Zweispänner, der CC unterwegs begegnete und nicht jeder war ohne Passagier.

Solche Wagen signalisierten großen Reichtum, aber CC sah auch die Armut halb im Straßendreck, schmutzig, heruntergekommen, verwahrlost.

Er kam an einem der Saloons vorbei. Schüsse bellten, heiseres Männergelächter folgte, das durch die offenen Fenster mit den grellbunt wehenden Gardinen heraus drang, vermischt mit dem schrillen Kreischen anscheinend höchst vergnügter "Ladies".

CC brauchte keine allzu große Fantasie, um sich auszumalen, um was es da ging und wie meistens geschah der "Spaß" auf Kosten eines Schwächeren, der nicht ausreichend in der Lage war, sich seiner Haut und vor allem seiner Ehre zu wehren.

Schon erschien der Tropf sturzbesoffen und bereits leicht lädiert an der Pendeltür. Jemand schoss über seinen Kopf hinweg, dass er zusammen zuckte und durch die Tür taumelte. Der Jemand versetzte ihm auch noch einen kräftigen Tritt in den Hintern. Der Tropf taumelte über den hölzernen Gehsteig, verlor vollends den Halt und kippte vornüber in den Straßenstaub, sich dabei überschlagend. Die Hände blieben im Bauch verkrallt. Er krümmte sich zusammen und stöhnte laut.

CC sah kurz den Missetäter, einen fettleibigen, bärtigen Gesellen, der mit seinem Colt noch einen Salut abgab, sich dem Innern des Saloons wieder zu wandte und lauthals "eine Runde für seine Freunde" bestellte.

Da war es wieder, das heisere Gelächter und das Frauengekreische. CC verspürte darüber eine Gänsehaut.

God damned, keine langweilige und gewiss keine tote Stadt, aber eine durch und durch verkommene Stadt, yeah, Gold-Valley, das bist du inzwischen endgültig geworden!

Endgültig?

CC hatte genug gesehen und ritt weiter. Es hatte sich einiges geändert. Vor allem war die Stadt inzwischen enorm gewachsen, was er nun gar nicht in solchem Ausmaß vermutet hätte. Überall war angebaut worden. Zwischen den einzelnen Gebäuden waren dadurch meist die Abstände so knapp geworden, dass kaum ein Mann noch hindurch kam. Jeder Quadratmeter wurde anscheinend genutzt.

Zu nichts Gutem, wie CC fand.

Sein Ziel stand bereits fest. Er war zwar hier geboren und aufgewachsen, aber um sein Ziel zu finden, musste er trotzdem suchen: Die Poststation! Man hatte sie verlegt, mitten hinein in den größten Hexenkessel. Hier hatte man auch eine Art Marktplatz geschaffen, dem Vorbild der größeren Städte folgend, die sich zu Metropolen entwickelten.

Während man also überall gebaut hatte, waren hier ein paar Gebäude abgerissen worden. Unter anderem das alte Sheriff's Office und der alte Great Saloon, wie CC nicht ohne Wehmut feststellen musste.

Er zügelte seinen Braunen vor dem Postoffice und saß ab. In scheinbar stoischer Gelassenheit befestigte er die Zügel am Balken und warf dabei unauffällig einen letzten Blick in die Runde.

Bisher hatte keiner auf ihn geachtet. Niemand hatte ihm direkt ins Gesicht gesehen. Die Menschen, denen er begegnet war, waren alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Und auch hier war das nicht anders. Er sah niemanden, der sich Zeit ließ. Alle zeigten sich hektisch. Man überquerte die Straße scheinbar nur, wenn man unbedingt musste und dann tat man es in größter Eile, um es ja schnell genug hinter sich zu bringen.

Yeah, keine tote Stadt, aber eine, in der das Leben in keiner Weise mehr lebenswert war.

Höchstens für diejenigen, die ihren Profit dabei machen, dachte er und schnippte den Stetson weiter in den Nacken. Seine Rechte streifte wie zufällig den Colt. Er saß locker genug.

Alles deutete darauf hin, dass man den Anblick von einer ganz bestimmten Sorte von Westmännern gewöhnt war. Männer mit tiefgeschnallter Waffe gehörten hier scheinbar zum alltäglichen Stadtbild.

CC ging mit schweren Schritten und klirrenden Sporen zum Eingang und trat diesen mit der Stiefelspitze auf.

Es herrschte wenig Betrieb im Schalterraum.

CC schaute sich suchend um. In der Ecke fand er den Telegraphenschalter. Früher war das alles wesentlich bescheidener, dafür aber freundlicher gewesen, konstatierte er im Stillen und setzte sich in Richtung Telegraphenschalter in Bewegung. Seinen lauernden Blicken entging auch jetzt nichts.

Nur einer nahm Notiz von ihm, ein relativ junger Bursche im piekfeinen Anzug, zu dem der tief geschnallte, schussbereite Revolver ganz und gar nicht passen wollte.

CC sah den überraschten Gesichtsausdruck des ihm Fremden, der umgekehrt ihn sehr wohl erkannt hatte und er sah, dass die Hand des Mannes zur Waffe flog.

CC zögerte keinen Sekundenbruchteil. Man hatte ihm oben in der Schlucht bereits bewiesen, dass er erwartet wurde und der Kerl hier wollte offenbar den Fehler seines Kumpans oben in der Schlucht wiedergutmachen.

CC's Colt Navy bellte einen Sekundenbruchteil vor der Waffe des Revolvermannes. Die Kugel fuhr in die Brust des Fremden und trieb ihn rücklings gegen die Wand.

Die Waffe des Sterbenden war noch nicht ganz oben. Ein Schuss löste sich krachend, aber die Kugel klatschte in den gewachsten Dielenboden, fetzte dort einen dicken Holzsplitter los und schlitterte weiter, ohne noch weiteren Schaden anrichten zu können.

Das Donnern der Schüsse ließ alle Anwesenden sekundenlang taub werden. Sie hörten ihr eigenes Schreien nicht mehr.

Alle wichen vor CC und dem Sterbenden zurück. Die in der Nähe der Tür standen, flohen schleunigst nach draußen.

CC behielt den Navy in der Faust. Er ging rasch zum Schalter hinüber, den er ursprünglich angesteuert hatte. Seine Linke schnellte vor.

Der Schaltermann sprang erschrocken auf. CC erwischte ihn am Rockaufschlag. Mit einem kräftigen Ruck zog er ihn halb über den Tresen. Sein Gesicht kam ganz nahe. Seine schneeweißen, gebleckten Zähne erweckten in dem Telegraphierer den schieren Horror. Der Mann zitterte wie Espenlaub.

CC's Atem streifte unangenehm sein Gesicht, als CC fragte: "Woher weiß man von meinem Kommen?"

Der Mann wollte etwas sagen, aber die Stimme versagte ihm den Dienst.

"Vor Tagen schickte ich ein Telegramm an Stanley Williams. Hat er es bekommen?"

"Sicher doch!", stammelte der Mann.

"Wer noch?"

"S-sonst niemand doch!"

"Noch einmal: An wen hast du die Nachricht noch weitergegeben?"

"Ich - ich war das nicht. Wir arbeiten in Schichten. Ich war es nicht. Ein anderer hat das Telegramm angenommen. Ein anderer!", beteuerte er.

CC zog ihn noch näher an sich heran.

"Ich - ich schwöre, bei allem, was mir heilig ist. Ich - ich habe Familie. Bei meiner Frau, meinen Kinder, bei Gott...", rief der Telegraphierer entsetzt.

CC stieß ihn von sich und drehte sich herum.

Der Schalterraum war wie leer gefegt. Nur an der Wand lag die Leiche des Revolvermannes. Es gab keinen Zweifel daran, dass der Mann CC erkannt hatte. Anscheinend kannte jeder Revolvermann in der Stadt CC's Bild und lauerte darauf, ihm das Lebenslicht auszublasen.

CC knirschte laut hörbar mit den Zähnen. Er spuckte verächtlich auf den Boden.

"Eine verdorbene Stadt, eine korrupte Stadt, eine mörderische Stadt!", sagte er mit heiserer Stimme.

Hinter ihm knallte eine Tür. Der Schalterbeamte hatte reiß aus genommen. CC ließ ihn laufen. Er war an kleinen Fischen nicht interessiert und hatte er nicht schon von vornherein damit gerechnet, dass nicht nur Stanley Williams die Nachricht von seinem Kommen erfuhr, auch wenn er an ihn ein persönlich adressiertes Telegramm schickte?

Draußen erklangen Schreie und Rufen. CC hörte mehrere Namen heraus, mit denen er allerdings nichts anfangen konnte.

Er ging zur Tür und stieß sie auf.

Als er so in der offenen Tür zum Schalterraum erschien, mochte er den Schreihälsen wie die Inkarnation der Bedrohlichkeit vorkommen, denn sie schrieen nur noch mehr und stoben auseinander.

Einer blieb stehen.

Ihre Blicke kreuzten sich.

CC brauchte eine Weile, bis er sein Gegenüber erkannte. By gosh, wie viel Zeit war doch seitdem vergangen...

"Bart Sinters!", entfuhr es ihm.

Bart nickte grimmig.

"Yeah, richtig getippt und du bist Chester Cole. Manche hier sagen schon Chester 'King' Cole. Mit anderen Worten: Ein trauriger Ruf eilt dir voraus."

"Wer kann schon etwas für seinen Ruf?", entgegnete CC. In direkter Konfrontation mit Bart Sinters fühlte er sich unversehens ein wenig verunsichert und das ärgerte ihn maßlos.

Bart Sinters spuckte ihm vor die Füße.

"Oh, doch, CC, du kannst durchaus etwas dafür. Als was bist du gekommen? Als Revolvermann oder wegen Heimweh?"

Für ihn stand die Antwort anscheinend längst fest, denn er wartete sie gar nicht erst ab, sondern wandte sich zum Gehen.

"God damned!", entfuhr es CC: "Hier geblieben!"