Chesuncook - Henry David Thoreau - E-Book

Chesuncook E-Book

Henry David Thoreau

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Beschreibung

Im Herbst 1853 unterbricht Henry David Thoreau die Arbeit an dem Manuskript seines wichtigsten Werks, »Walden«, um in die Wälder von Maine zurückzukehren. Schon einmal, sieben Jahre zuvor, hat er sich dorthin aufgemacht, um den »Großen Berg« zu besteigen (dt. »Ktaadn«, 2017), nun gilt sein Interesse den Elchen – und neben diesen majestätischen und scheuen Tieren den Ureinwohnern, ihrer Lebensweise und Sprache, sowie den ausgedehnten Kiefernwäldern, die zunehmend Spuren ökonomischer Vernutzung zeigen. Thoreau hat einen Blick für diese Verheerungen und macht sich keine Illusionen darüber, was sie für Mensch und Natur bedeuten, aber er bewegt sich mit der Achtsamkeit eines Gastes und der Lust eines Entdeckers durch diese Landschaft, als hätte sie vor ihm noch keiner betreten. Die Notizen, die er dabei macht, werden später unter dem Titel »Chesuncook« zu einem Vortrag, dessen Humor und Empfindungsreichtum, dessen Lebendigkeit und Ernst begeistern. Während seinen Begleitern der getötete Elch vom Fell bis zum Geweih zur Trophäe wird, bringt Thoreau als Andenken seiner Reise Schneeschuhe mit.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2022 Jung und Jung, Salzburg

Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung,Bearbeitung und Übersetzung, bleiben vorbehaltenUmschlagbild: Roger BrandhagenUmschlaggestaltung: BoutiqueBrutal.com

eISBN 978-3-99027-185-8

HENRY DAVID THOREAU

Chesuncook

aus dem amerikanischen Englischübersetzt und herausgegebenvon Alexander Pechmann

Inhalt

Chesuncook

Anmerkungen

Nachwort

Editorische Notiz

Am 13. September 1853 um 5 Uhr nachmittags verließ ich Boston in dem Dampfer nach Bangor, der zunächst zu den Inseln fuhr. Der Abend war warm und still – wahrscheinlich wärmer am Wasser als an Land – und das Meer glatt wie ein kleiner See im Sommer, nur leicht gekräuselt. Die Passagiere gingen an Deck, um wie in einem Salon bis zehn Uhr zu singen. Wir kamen an einem Schiff vorbei, das unweit der Inseln an einem Felsen gekentert war, und einige von uns dachten an das »versunkene Schiff«, welches

»… so tief auf der Seite lag

dass es Wasser aufnahm und sein Kiel

die Luft pflügte«1,

ohne zu bedenken, dass Windstille herrschte und es keine Segel gesetzt hatte. Mittlerweile haben wir die Inseln hinter uns gelassen und befinden uns vor Nahant. Wir sehen alles so, wie es die Entdecker sahen, offensichtlich unverändert. Nun sehen wir die Leuchttürme von Cape Ann und fahren an einer vor Anker liegenden, einem Dörfchen ähnelnden Flotte von Makrelenfischern vorbei, die wahrscheinlich aus Gloucester stammen. Sie grüßen uns mit Rufen von ihren niedrigen Decks; aber ihr »Guten Abend« klingt in meinen Ohren wie: »Rammen Sie mich nicht, Sir.« Von den Wundern der Tiefe steigen wir hinab in noch tieferen Schlaf. Um in der Nacht absurderweise von jemandem geweckt zu werden, der einem die Stiefel putzen möchte! Das ist so unvermeidlich wie die Seekrankheit und mag damit zusammenhängen. Es ist so etwas wie die Taufe, die man bekommt, wenn man zum ersten Mal den Äquator überquert. Ich hoffte, man hätte diese alten Bräuche abgeschafft. Mit derselben Berechtigung könnten sie darauf bestehen, einem das Gesicht zu schwärzen. Ich habe von einem Mann gehört, der sich beklagte, jemand habe nachts seine Stiefel gestohlen; als er sie wiederfand, wollte er wissen, was sie damit angestellt hatten – sie hatten die Stiefel ruiniert, denn er rieb sie nie mit irgendwelchem Zeug ein; und der Schuhputzer hätte fast für den Schaden aufkommen müssen.

Da ich es eilig hatte, aus dem Bauch des Walfischs zu entkommen, stand ich früh auf und schloss mich ein paar alten Teerjacken an, die auf einem überdachten Teil des Decks bei einer schwachen Lampe rauchten. Wir fuhren gerade in die Flussmündung ein. Sie wussten natürlich alles darüber. Stolz stellte ich fest, wie gut ich die Reise überstanden hatte und dass ich unverdaut geblieben war. Wir wuschen uns und betrachteten die ersten Zeichen der Morgendämmerung durch eine offene Luke; doch der Tag schien sich Zeit zu lassen. Wir fragten, wie spät es sei; keiner meiner Kameraden hatte einen Chronometer. Schließlich eilte ein afrikanischer Prinz2 herbei, um zu melden: »Zwölf Uhr, Gentlemen!«, und löschte die Lampe. Der Mond ging auf. Also schlich ich die Eingeweide des Monsters wieder hinab.

Unser erster Halt vor Morgengrauen ist Monhegan Island, der nächste St. George’s Islands, zwei oder drei Leuchttürme sind zu sehen. Whitehead mit seinen kahlen Felsen und seiner Totenglocke ist interessant. Meine nächste Erinnerung ist die, dass Camden Hills meine Blicke anzog, und danach die Berge um Frankfort. Bangor erreichten wir gegen Mittag.

Als ich eintraf, war mein künftiger Reisegefährte3 flussaufwärts gezogen, um einen Indianer, Joe Aitteon4, einen Sohn des Stammesführers, zu engagieren, der uns zum Chesuncook Lake begleiten sollte. Joe hatte im Jahr zuvor zwei Weiße in dieselbe Richtung auf Elchjagd mitgenommen. Er kam an jenem Abend samt Kanu und einem Gefährten, Sabattis Solomon, mit Kutschen an; Solomon wollte Bangor am folgenden Montag mit Joes Vater auf dem Penobscot verlassen und nach unserem Ausflug mit Joe am Chesuncook Elche jagen. Sie aßen im Haus meines Freundes zu Abend und übernachteten in seiner Scheune und meinten, in den Wäldern sei es ihnen viel schlechter ergangen. Nur Watch bellte sie ein wenig an, als sie nachts an die Tür kamen, um Wasser zu holen, denn der Hund hat etwas gegen Indianer.

Am nächsten Morgen brachten wir Joe und sein Kanu zur Postkutsche, die zu dem mehr als sechzig Meilen entfernten Moosehead Lake fuhr, bevor wir eine Stunde später in einem offenen Wagen aufbrachen. Wir hatten Zwieback, Schweinefleisch, geräuchertes Rindfleisch, Tee, Zucker etc. dabei, es mochte für ein Regiment gereicht haben; der Anblick unserer aufgehäuften Schätze erinnerte mich daran, mit welch unwürdigen Mitteln wir uns bislang durchgeschlagen hatten. Wir nahmen die Avenue Road, die weitgehend gerade und in sehr gutem Zustand ist, nach Nordwest Richtung Moosehead Lake, durch mehr als ein Dutzend blühender Städte, fast jede mit einer eigenen Schule – keine von ihnen findet sich in meinem General-Atlas5, der – oh weh! – im Jahr 1824 erschienen ist; sosehr sind sie der Zeit voraus oder ich hinterdrein! Die Erdkugel muss damals auf den Schultern von General Atlas wesentlich leichter gelegen haben.

Es regnete den ganzen Tag und bis zur Mitte des nächsten Vormittags, sodass die Gegend fast vollständig im Verborgenen lag; doch kaum hatten wir die Straßen Bangors hinter uns, begann mich der Anblick der wilden Wipfel von Tannen und Fichten und anderer urtümlicher Nadelbäume aufzuheitern, die aus dem Nebel am Horizont hervorlugten. Es war wie der Anblick und der Duft eines Kuchens für einen Schuljungen. Jemand, der auf ausgetretenen Pfaden wandelt, achtet besonders auf Zäune. In der Nähe von Bangor waren die Zaunpfähle nicht in den Boden gerammt, da der Frost sie aus der Lehmerde drückt, sondern mit einem querliegenden waagerechten Balken verzapft. Später bestanden die Zäune vornehmlich aus Baumstämmen, hin und wieder gab es einen Gitterzaun, oder das Geländer war über gekreuzte Pfosten gelegt – und diese verliefen im Zickzack oder spielten den ganzen Weg bis zum See vor uns her Bockspringen. Nachdem wir das Penobscot-Tal verlassen hatten, war das Land auf zwanzig bis dreißig Meilen überraschend eben oder bestand aus sehr flachen und gleichmäßigen Erhebungen, die nie über das durchschnittliche Niveau hinausragen, aber bei gutem Wetter angeblich eine herrliche Aussicht bieten, wobei Ktaadn meistens zu sehen ist – gerade Straßen und langgezogene Hügel. Die Häuser standen weit auseinander, waren meist klein und einstöckig, aber im Fachwerkstil gebaut. Es war nur wenig Land bewirtschaftet, doch der Wald grenzte selten an die Straße. Die Baumstümpfe reichten häufig bis auf Kopfhöhe und zeigten an, wie hoch der Schnee gelegen hatte. Der Anblick der weißen Heudecken, die auf den Feldern über kleine Schober für Bohnen und Getreide gezogen werden, um sie vor Regen zu schützen, war für mich neu. Wir sahen große Taubenschwärme und näherten uns Rebhühnern auf der Straße nicht selten bis auf fünf bis zehn Yards. Mein Reisegefährte erzählte, er und sein Sohn hätten während eines Ausflugs von Bangor sechzig Rebhühner von seiner Kutsche aus geschossen. Die Bergesche war nun sehr schön, ebenso der Wayfarer’s Tree oder der Erlenblättrige Schneeball mit seinen reifen, lila und rot gefleckten Beeren. Die Acker-Kratzdistel, eine eingeschleppte Pflanze, war das vorherrschende Unkraut auf der ganzen Strecke zum See – der Straßenrand und die erst kürzlich gelichteten Felder waren so dicht davon übersät, als hätte man es angepflanzt, damit nichts anderes wachsen konnte. Es gab auch ganze Felder voller Farne, nun rostbraun und verwelkt, die in älteren Siedlungsgebieten gemeinhin nur auf feuchten Böden gedeihen. Es blühten so spät im Jahr nur sehr wenige Blumen. Auf einer Strecke von fünfzig Meilen fand ich entlang der Straße keine Aster, die blühte, obwohl sie damals in Massachusetts so reichlich wuchsen – nur an ein oder zwei Stellen die Aster acuminatus –, und keine Goldruten in den zwanzig Meilen ab Monson, wo ich eine dreifach gerippte entdeckte. Es gab jedoch viele Butterblumen und die beiden Feuerkräuter Erechthites und Epilobium (Waldweidenröschen), gewöhnlich dort, wo es gebrannt hatte, und schließlich die perlenartige Immortelle. Gelegentlich fielen mir sehr lange Tröge auf, die an der Straße als Wasserspeicher dienten, und mein Gefährte sagte, der Staat bezahle in jedem Schulbezirk drei Dollar im Jahr, wenn ein Mann einen zweckmäßigen Wassertrog am Wegrand aufstellte und für die Reisenden füllte – eine kleine Nachricht, die mich so erfrischte wie das Wasser selbst. Das Parlament, das diesen Beschluss gefasst hat, hat nicht umsonst getagt. Es war ein orientalischer Beschluss, der mich wünschen ließ, noch weiter unten im Osten zu sein – ein Gesetz mehr aus Maine, das wir, wie ich hoffe, auch in Massachusetts bekommen. In jenem Staat verbannt man die Schenken von seinen Durchfahrtsstraßen und leitet das Wasser von Bergquellen dorthin.

Fünfundzwanzig bis dreißig Meilen hinter Bangor, in Garland, Sangerville und weiter, wurde die Gegend erstmals merklich bergiger. In Sangerville, wo wir mitten am Nachmittag Rast machten, um uns aufzuwärmen und zu trocknen, sagte uns der Gastwirt, er habe an der Stelle, wo wir ihn trafen, eine Wildnis vorgefunden. An einer Weggabelung zwischen Abbot und Monson, gut zwanzig Meilen entfernt vom Moosehead Lake, sah ich einen Wegweiser, überragt von einem Elchgeweih mit vier bis fünf Fuß Spannweite, mit dem Namen »Monson« auf einem Flügel und dem irgendeiner anderen Stadt auf dem anderen. In Vorzimmern benutzt man sie neben Hirschgeweihen manchmal als dekorative Hutablage, doch nach all den Erlebnissen, von denen ich berichten werde, finde ich hoffentlich eine bessere Entschuldigung für das Töten eines Elchs, als meinen Hut an sein Geweih zu hängen. Wir erreichten Monson, fünfzig Meilen von Bangor und dreizehn vom See, nach Einbruch der Dunkelheit.

Um vier Uhr am nächsten Morgen, im Dunklen und noch immer im Regen, machten wir uns wieder auf den Weg. In der Nähe der Schule hat man in dieser Stadt eine Art Galgen errichtet, an dem die Schüler üben können. Ich dachte, man könnte ebenso gut gleich jeden hängen, der in einem neuen Land wie diesem derlei Übungen nötig hat, wo nichts einen daran hindert, ein Leben in freier Natur zu führen. Frische Luft ist besser als Dr. Blair.6 Die Landschaft rund um das südliche Ende des Sees ist ziemlich bergreich, und die Straße begann das zu spüren. Da ist ein Hügel, den man, wie es heißt, in fünfundzwanzig Minuten besteigen kann. An vielen Stellen war die Straße in einem Zustand, den man ausgebessert nennt, wobei man mit Schaufel und Schaber die nötige halbzylindrische Form bildet, so dass all die weichen Unebenheiten in der Mitte liegen, wie der Rücken eines Igels mit aufgestellten Stacheln, dessen Rückgrat Jehu7 entlangfahren soll. Sah man an jeder Seite der kahlen Wölbung zum Horizont, boten die Straßengräben einen entsetzlichen Anblick – eine unüberschaubare Leere, wie jene zwischen Saturn und seinem Ring. An einem Gasthaus in dieser Gegend begrüßte der Stallknecht unser Pferd wie einen alten Bekannten, auch wenn er sich an den Kutscher nicht erinnern konnte. Er sagte, er habe sich vor ein oder zwei Jahren am Mount Kineo House kurz um die kleine Stute gekümmert, und meinte, sie sei nicht so gut in Schuss wie damals. Jeder, wie er es gelernt hat! Ich bin mit keinem einzigen Pferd auf der Welt bekannt, nicht einmal mit dem, das mir einen Tritt verpasste.8

Wir hatten schon gedacht, Moosehead Lake von einer Hügelspitze aus gesehen zu haben, wo ausgedehnte Nebel die fernen Ebenen füllte, doch das war ein Irrtum. Erst als wir bis auf eine oder zwei Meilen an sein südliches Ende herankamen, erhaschten wir einen ersten Blick – eine entsprechend wild aussehende Fläche, gesprenkelt mit kleinen, flachen Inseln, mit struppigen Fichten und anderen Wildbäumen bedeckt – hinter dem winzigen Hafen von Greenville, mit Bergen an jeder Seite und weit im Norden und dem Rauchfang eines Dampfers, der über ein Dach ragte. Ein Elchgeweih schmückte einen Winkel des Gasthauses, wo wir unser Pferd zurückließen, und ein paar Ruten9 weiter lag der kleine Dampfer Moosehead, Kapitän King. Weiter in diese Richtung gab es kein Dorf und keine Sommerstraße, aber eine Winterstraße, also eine, die nur befahrbar ist, wenn der tiefe Schnee ihre Unebenheiten ausgleicht, von Greenville ungefähr zwölf Meilen entlang des östlichen Seeufers nach Lily Bay.

Zunächst wurde mir Joe vorgestellt. Er hatte am Tag zuvor den ganzen Weg über außen auf der Postkutsche im Regen gesessen, um den Damen Platz zu machen, und war gut durchnässt. Da es immer noch regnete, fragte er, ob wir es »durchziehen« wollten. Er war ein gutaussehender Indianer, vierundzwanzig Jahre alt, offenbar reinblütig, klein und stämmig, mit breitem Gesicht und rötlicher Hautfarbe, und Augen, die, so scheint mir, schmaler waren und an den äußeren Winkeln sich weiter nach oben zogen, so wie es der Beschreibung seines Volkes entspricht. Außer seiner Unterwäsche trug er ein rotes Flanellhemd, Wollhosen, einen schwarzen Kossuth-Hut, das übliche Gewand eines Holzfällers und meist auch das eines Penobscot-Indianers. Als er später einmal bei Gelegenheit seine Schuhe und Strümpfe auszog, staunte ich, wie klein seine Füße waren. Er hatte lange als Holzfäller gearbeitet und schien sich mit dieser Klasse zu identifizieren. Er war der Einzige in der Gruppe, der eine Kautschukjacke besaß. Der oberste Streifen oder Rand seines Kanus war von der Reibung während der Kutschfahrt fast durchgewetzt.

Um acht Uhr rief uns der Dampfer mit Glocke und Pfeife, die einen Elch erschrecken konnte, an Bord. Es war ein gut ausgerüstetes kleines Boot unter dem Kommando eines weltmännischen Kapitäns, mit patentierten Rettungsbojen und Rettungsbooten aus Metall und Abendessen, wenn man das wollte. Es wird vor allem von Holzfällern benutzt, als Transportmittel für sie selbst, ihre Boote und Vorräte, aber auch von Jägern und Touristen. Nahebei lag noch ein anderer Dampfer namens Amphitrite10, doch doch offensichtlich war ihr Name seetüchtiger als ihr Rumpf. Außerdem lagen zwei oder drei große Segelboote im Hafen. Diese Anfänge von Handelsverkehr auf einem See mitten in der Wildnis sind höchst bemerkenswert – größere weiße Vögel, die gekommen sind, um den Möwen Gesellschaft zu leisten. Aber es gab nur wenige Passagiere und unter ihnen keine einzige Frau: ein St.-Francis-Indianer mit seinem Kanu und seinen Elchfellen, zwei Kundschafter auf der Suche nach Nutzholz, drei Männer, die auf Sandbar Island an Land gingen, und ein Gentleman, der elf Meilen den See hinauf auf Deer Island wohnt und dem außerdem Sugar Island gehört, zwischen denen das Dampfboot verkehrt. Ansonsten war wohl niemand außer uns an Bord. Im Saloon stand eine Art Musikinstrument, Cherubim oder Seraphim11, um die wütenden Wogen zu besänftigen; und man hatte dort auch die Karte der Staatsgebiete von Maine und Massachusetts fein säuberlich angeschlagen, von der ich eine Kopie bei mir trug.

Weil der starke Regen uns zwang, eine Weile im Salon zu bleiben, diskutierte ich mit dem Besitzer von Sugar Island über den Zustand der Welt in den Zeiten des Alten Testaments. Schließlich, nachdem wir das Thema so unberührt fallen ließen, wie wir es aufgegriffen hatten, erzählte er mir, er lebe seit zwanzig bis dreißig Jahren am See, habe aber das nördliche Ende seit einundzwanzig Jahren nicht mehr besucht. Sein Blick gehe in die andere Richtung. Die Kundschafter hatten ein schönes neues Birkenrindenkanu an Bord, größer als unseres, mit dem sie den Piscataquis von Howland heraufgefahren waren, und hatten bereits jede Menge Forellen gegessen. Sie fuhren zu der Gegend beim Eagle und Chamberlain Lake, zum Oberlauf des St. John, und boten uns an, uns bis zum Ziel unserer Reise zu begleiten. Der See war an jenem Tag rauer als der Ozean bei Hin- und Rückfahrt, und Joe meinte, sein Birkenrindenkanu würde wohl volllaufen. Vor Lily Bay ist der See zwölf Meilen breit, aber mit zahlreichen Inseln zwischen den Ufern. Die Landschaft ist nicht nur wild, sondern vielfältig und interessant; auf allen Seiten außer im Nordwesten sah man Berge nah und fern, doch verloren sich ihre Gipfel in den Wolken; Mount Kineo ist der wichtigste Orientierungspunkt am See und gehört mehr als andere zu ihm. Nachdem man Greenville, die Keimzelle einer acht