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Ergänzungsband 2019/2020 (oder Band 2) zu dem Buch Chinese Crested, Viringo und Xoloitzcuintle. Die Hunde der Inka, Maya und Azteken von Simone Neusüß und Luis Tovar Schoener, 2018. Noch mehr Informationen zu den lateinamerikanischen Hunderassen Chinese Crested Dog (Chinesischer oder Indianischer Schopfhund), Perro sin pelo del Peru (Peruanischer Nackthund) und Xoloitzcuintle (Mexikanischer Nackthund).
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 91
Warum ein Ergänzungsband?
2020
Herkunft und Genetik prähistorischer Hunde
Der Kaiser und der Nackthund
Nacktmenschen und Haarmenschen - manchmal sind wir auch dual
Österreich verbietet die Vibrissenschur aus kosmetischen Gründen
Der Nackthund auf Martinique
Martinikanische Nackthunde
Martinique, ein kurzer Filmbeitrag
Diverse Themen 2020
2019
Umfrage zum Durchschnittsalter beim Chinesischen Schopfhund
Zum Tod meines Hundes (2009 – 2019)
Siegfried Bettmann und der Haarmangel
Walter Landauer und die Vererbungslehre
Einige Zitate über Nackthunde
Thomas Belt und der Nicaraguanische Nackthund
Der Templo Mayor von Tenochtitlan
Azteken in Stuttgart
Fliegen ohne Kerosin?
Einige Artikel der letzten Jahre
Der Nazi und der Nackthund
Die Hundegötter von Okinawa
Der Perro pila argentino (Argentinischer Nackthund)
Schamanismus im Alten Peru
Diverse Themen 2019
Briefe an Prof. Gruber
Azteken im Oktober
Wettlauf nach Indien
Wölfe und Menschen
Der Theaterautor Jürgen Hofmann und der Xolo
Und wieder das Thema Vibrissen
Kubanische Nackthunde in der DDR
Der Renaissancemaler Lazarus Röting (1549 – 1614) und die ungewöhnliche Behaarung
Zum Tod von Joachim Weinberg (1925 – 2019)
Hundebestattungen in Nordostspanien um 4000 v.u.Z.
Warme Jäger in kalten Gewässern
Franz Termer und die Xolo-Forschung in Hamburg
2018
Caniden auf dem amerikanischen Kontinent
Die letzten Maya
Diverse Themen 2018
Nackthunde auf Kuba
Wie geistersichtig und hellseherisch sind Hunde und andere Tiere?
Beißunfälle
Lassen sich Füchse ebenso zähmen wie Hunde?
One of the oldest farm animals? Right, the cavy.
Christoph Jung und der Chinesische Schopfhund
Wilhelm Wegner und das Nackthundebashing
Was für ein Buch!
Dies ist lediglich ein Ergänzungsheft zu unserem Buch:
Simone Neusüß und Luis Tovar Schoener
Chinese Crested, Viringo und Xoloitzcuintle
Die Hunde der Inka, Maya und Azteken
7. Auflage 2018
ISBN 9 783752 815481
Es handelt sich zumeist um ungeordnete Themen und lose Notizen aus meinem Online-Blog (öffentliche Facebook-Gruppe „Your vote for hairless dogs“). Daher sind die Beiträge teilweise stichwortartig sowie sehr kurz und einfach gehalten. Meist weisen sie auf wissenschaftliche Aufsätze, Artikel, Filmdokus, Exponate u.a. hin.
Hier dienen sie lediglich als Gedächtnisstütze für diejenigen, die sich selbständig näher mit einem der Themen beschäftigen möchten.
Die Notizen und Blogs sind chronologisch geordnet, vom neuesten im November 2020 rücklaufend bis zum Beginn des Jahres 2018, dem Erscheinungsdatum der letzten regulären Buchausgabe s.o.
Warum ein Supplement?
Es stellt eine einfache Möglichkeit der kontinuierlichen Ergänzung und Aktualisierung dar. Durch die Nachlieferung von Ergänzungen kann unser Buch auf einem aktuellen Stand gehalten werden.
Aus Kostengründen wird im Supplement-Heft auf Farbabbildungen verzichtet.
Warum die Geschichte erforschen?
Da Natur und Kultur in unserer Gesellschaft als getrennte Bereiche, ja sogar als Gegensätze angesehen werden, möchte ich eine Brücke bauen. Obwohl Hunde eher als Kulturgut anzusprechen wären, ist es für Hundehalter*innen oftmals schwierig, Zugang zum Kulturbereich zu erhalten. Sie verbringen viel Zeit an der frischen Luft, verreisen eher selten und erhalten mit ihren Hunden kaum Zutritt zu Kultureinrichtungen.
Zweitens möchte ich auf die Verbindung der Fachbereiche Biologie und Geschichte hinweisen, die meiner Meinung nach nicht unabhängig voneinander verstanden werden können. Drittens liegen mir die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und die Anerkennung der indigenen Völker und ihrer Natur-/Kulturleistungen am Herzen. Es gibt keine „Hochkulturen“ oder „Niederkulturen“ und es gibt keine lineare Fortentwicklung des Menschen zu einem höheren Wesen hin, wie es bis ins 20. Jahrhundert zu Legitimationszwecken gelehrt wurde.
Gerade in der Diskussion um den sog. Nackthund zeigen sich die unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen in ausgeprägter Form.
Durch den Tod meines Hundes Ende 2019 möchte ich mich auch ein wenig von der Nackthundegemeinde verabschieden. Alles im Leben hat seine Zeit, ich bedanke mich für Eure Freundschaften und Anregungen sowie bei meinen Leser*innen,
Simone Neusüß
Eine Studie von 2020 zeigt, dass sich vor 11.000 Jahren bereits fünf Abstammungslinien herausgebildet haben. Aus dem Inhalt:
„Die beobachtete phylogenetische Struktur impliziert, dass alle fünf Abstammungslinien (neolithische Levante, mesolithisches Karelien, mesolithischer Baikal, altes Amerika und singender Hund aus Neuguinea) vor 10.900 Jahren (dem Radiokarbondatum des karelischen Hundes) existiert haben müssen und somit höchstwahrscheinlich existierten vor dem Übergang vom Pleistozän zum Holozän vor ca. 11.600 Jahren.“
„Im Gegensatz zum Fehlen einer Wolfsbeimischung bei Hunden identifizierten wir eine Hundebeimischung bei fast allen analysierten heutigen Wölfen […]. Wir haben auch Affinitäten zwischen alt-amerikanischen Hunden und Kojoten sowie zwischen afrikanischen Hunden und afrikanischen Goldschakalen […]. Wir fanden keine genomweiten Beweise für den Genfluss von tibetischen Wölfen zu tibetischen Hunden […]. Hunde zeigen daher keine ähnlichen Anzeichen für eine wilde Introgression [Gene, die von einer Art auf die andere übergehen] wie bei Schweinen, Ziegen, Pferden, Schafen und Rindern.“
„[…] Ein zweites Beispiel ist, dass alle europäischen Hunde eine stärkere Affinität zu amerikanischen und sibirischen Hunden haben als zu singenden Hunden in Neuguinea, die wahrscheinlich eine Art nicht gemischte ostasiatische Hundeherkunft darstellen, was eine zirkumpolare Affinität zwischen Menschen in Europa und Amerika widerspiegelt.“
„Das breite Spektrum der Abstammungsvielfalt unter frühen europäischen Hunden ist heute nicht mehr erhalten, da alle modernen europäischen Hunde in unserem Datensatz symmetrisch mit den alten Hunden verwandt sind. Dies deutet darauf hin, dass die meisten lokalen mesolithischen und neolithischen Populationen kaum oder gar keinen Beitrag zur heutigen Vielfalt in Europa leisten. Stattdessen fanden wir heraus, dass ein einzelner Hund aus einem neolithischen Megalithkontext, der vor 5.000 Jahren am Standort Frälsegården im Südwesten Schwedens datiert wurde, als Proxy [Variable] aus einer Hand für 90 bis 100% der Abstammung der meisten modernen europäischen Hunde modelliert werden kann unter Ausschluss aller anderen alten Hunde.“
Dies bedeutet, dass die genetische Vielfalt der europäischen Hunderassen trotz ihrer phänotypischen Unterschiede heute gering ist.
„Unsere Ahnenmodelle zeigen jedoch, dass einige vorkoloniale Ahnen in Rassen wie den mexikanischen Chihuahua (ca. 4%) und Xoloitzcuintli (ca. 3%) und dem südafrikanischen Rhodesian Ridgeback (ca. 4%) überleben.“
Quelle:
Science 30 Oct 2020: Vol. 370, Ausgabe 6516, S. 557-564
DOI: 10.1126 / science.aba9572
https://science.sciencemag.org/content/370/6516/557?fbclid=I-wAR0YfFyhYncggYckpVMO4NhPk98NSEv1RxuOcvftJSkFNXLW3lAkF-wApq1E
Dieses Gemälde eines Xolos oder Viringos entstand um 1590 am Prager Hof. Es zeigt die Faszination für exotische Kuriositäten, die damals aus der Neuen Welt nach Europa kamen.
Für den Erwerb seltener Tiere war der Habsburger Kaiser Rudolf II. in Prag bekannt. Rudolf II. (1552 Wien – 1612 Prag) hatte eine große Menagerie (einen höfischen Tiergarten) in Prag, die er mit Hilfe von Agenten wie Hans Khevenhüller, dem kaiserlichen Botschafter in Spanien, zusammenstellen ließ.
Hans Khevenhüller war im Auftrag des Kaisers an iberischen Häfen, besonders Lissabon und Madrid, auf der Suche nach seltenen Tieren aus der Neuen Welt. Ein Xolo wurde daher in den 1580er Jahren von Iberia nach Prag geschickt, vielleicht ist es der auf dem Gemälde abgebildete Hund. Während es auf den ersten Blick so aussieht, als wären zwei Hunde auf dem Gemälde dargestellt, handelt es sich wohl um denselben Hund in einem zweifachen Porträt. Vor einer grandiosen Landschaft sitzt der gefleckte Nackthund mit dem aufwendig verzierten Halsband.
Johann (Hans) Graf von Khevenhüller-Frankenburg (1538 Spittal/Drau - 1606 Madrid), Spaniens kaiserlicher Botschafter von 1575 - 1606, gehörte zu den wichtigsten Agenten der Habsburger Menagerien. Er beschaffte und transportierte lebende und seltene Tiere von der Iberischen Halbinsel nach Prag, Wien, Innsbruck, Graz und München. Mit seinem Netzwerk von Kaufleuten und Pionieren, die in ganz Iberia und Amerika tätig waren, verwandelte er im späten 16. Jahrhundert die Habsburger Menagerien in prachtvolle zoologische Gärten. Kaiser Rudolf II. hielt in weitläufigen Gehegen rund um die Prager Burg u.a. Gerfalken, Löwen, Pferde, einen Dodo, einen Xolo und auch eine haarlose Hunderasse aus China (sic!).
Künstler wie Joris und Jacob Hoefnagel oder Roelandt Jacobsz Savery (der erst ab 1604 in Prag war) hielten die Exoten auf der Leinwand fest. Derselbe Xolo oder Viringo ist vielleicht auf dem Gemälde von Savery „Two horses and their Grooms in a landscape“, Öl auf Holz, 36 x 62,5 cm, dargestellt (siehe online Abb. 3).
(Dr. Annemarie Jordan Gschwend, Hans Khevenhüller und Habsburger Menagerien in Wien und Prag, in „Echt Tierisch! Die Menagerie des Fürsten“, Ausstellungskatalog Wien 2015, 31-35.)
Quelle:
https://www.sothebys.com/en/auctions/ecatalogue/2018/master-paintings-evening-sale-n09812/lot.11.html
Die Habsburger Herrscher sammelten im 16. Jh. nicht nur "indianische Nackthunde", sondern auch "indianische Haarmenschen", wie zeitgenössische Porträts von Joris (Georg) Hoefnagel, Lazarus Röting u.a. Malern belegen.
Siehe dazu die Doku:
Gonsalvus: Die wahre Geschichte von „Die Schöne und das Biest“
https://www.youtube.com/watch?v=moX643sIl2o
Gutachten über das Abschneiden von Vibrissen bei Hunden
von Prof. Rudolf Winkelmayer und Dr. Regina Binder, 2020
Die Gesichtsschur ist in Österreich ein nicht zu rechtfertigender Eingriff am Tier.
https://www.wuff.eu/wp/gutachten-untermauert-rasierverbot-von-tasthaaren/
http://www.tirup.at/obvusbtirup/periodical/pageview/4676599
Es spricht nichts dagegen, die Sinushaare stehen zu lassen. Viele Hunde sind sehr sensibel (es sind ja auch Sensoren) und mögen es nicht besonders, an der Schnauze geschoren zu werden. Andererseits können sehr lange Schnauzenhaare auch etwas lästig sein und ständig im Futter, im Maul und sonst wo kleben. Eine moderate Kürzung, keine Komplettschur, kann da nützlich sein.
Interessant ist nur wieder einmal die Argumentation:
Das neue Gutachten widerspricht dem alten von Prof. Guido Dehnhardt von 2001. Dieser hatte nur dünne Argumente, aber auch Prof. Winkelmayer bleibt uns eine genauere Auswertung schuldig. Dagegen soll Prof. Dehnhardt aktuell an dem Thema arbeiten.
Hoffentlich ohne Tierversuche.
Prof. Winkelmayer vergleicht Hunde, also Heimtiere, mit Wildtieren. Er vergleicht sie mit Versuchstieren, Nagern, denen zusätzlich die Follikel gekautert oder die Nerven durchtrennt wurden. Er vergleicht sie mit Pferden, welche, zwar ebenfalls Haustiere, Fluchttiere sind. An anderer Stelle wird von einer „Amputation der Vibrissen“ bei der Schur gesprochen.
Amputation? Sorry, das geht für mich über einen neutralen Sprachgebrauch hinaus.
Und nach §4 Z8 TSchG handele es sich in Österreich um eine „Maßnahme, die zur Beschädigung oder dem Verlust eines empfindlichen Teils des Körpers oder einer Veränderung der Knochenstruktur führt“.
Sorry, es handelt sich um Haare, die schmerzfrei gekürzt werden und rasch wieder nachwachsen. Was ist dagegen alles erlaubt? Zwangskastrationen, Tierversuche etc. Daher möchte ich auf das tierethische Gutachten mal nicht konkret eingehen. Ich denke, wir wissen alle: Leben bedeutet Töten (für Nahrung und Konsum). Da müssen wir wegen ein paar abrasierter Haare kein allzu großes Fass aufmachen.
Der neue, uralte Chien fer de Martinique - ein aktueller Artikel über einen neuen Nackthundeverein auf Martinique (Karibik), Europäische Union (Text grob übersetzt):
Die Rückkehr des „Eisernen Hundes“ auf Martinique
Ehemals Wächter unserer Häuser werden die Eisernen Hunde jetzt vom Verein „Chiens Fé Matinik“ geschätzt, der sie immer noch aus erbärmlichen Bedingungen rettet.
Um die Beziehung zwischen „Hauthunden“ und den Bewohnern von Martinique zu verstehen, muss man fast die gesamte Geschichte der Insel erzählen.
Vor 30 Jahren waren die Eisernen Hunde ... fast überall. Oft an einem Meter Seil an dem Baum festgebunden, der dem Haus am nächsten stand.
Heute sind sie fast verschwunden. Der erst vor vier Monaten gegründete Verein „Chien Fè Matinik“ befindet sich jedoch noch in einem schlechten Zustand.