Christmas with the Single Dad – Zak - Whitley Cox - E-Book

Christmas with the Single Dad – Zak E-Book

Whitley Cox

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Beschreibung

Zak Eastwood, Fitnesstrainer und alleinerziehender Vater, hatte eigentlich geplant Weihnachten alleine zu verbringen, während seine Kinder Aiden und Tia bei ihrer Mutter sind. Dann kommt jedoch alles ganz anders. Als ein Schneesturm einsetzt und das Auto dieser hinreißenden Frau nicht anspringt, lädt Zak sie kurzerhand zu sich nach Hause ein. Smart, erfolgreich und gutaussehend – Aurora ist eine Frau zum Verlieben. Und dann stehen plötzlich Zaks Kinder vor der Tür, denn der Schneesturm hat auch ihre Weihnachtspläne durchkreuzt. Aurora gewinnt ihre beiden Herzen sofort und Zak verliebt sich immer mehr in sie. Aber kann er ihr wirklich trauen? Oder wird sie ihn belügen, wie es seine Ex-Frau tat?

Aurora, genannt Rory, kämpft an allen Fronten. Ihr Examen hat sie geschafft, aber der Verlust ihres Bruders belastet sie sehr. Hinzu kommen die hohen Arztrechnungen ihres Vaters, der einen Herzinfarkt hatte und den sie mit den Schulden nicht alleine lassen möchte. Deshalb arbeitet sie fast rund um die Uhr. Ihr einziger Lichtblick ist ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio und Zak – dieser unglaublich gutaussehende Trainer. Nur seinetwegen fährt sie in das weit entfernte Studio. Als ihr Auto streikt und er ihr spontan seine Hilfe anbietet, wird für Rory ein Traum wahr. Aber niemals würde sie ihm die Wahrheit über ihr verkorkstes Leben erzählen. Aus einer kleinen Notlüge werden immer mehr und schon bald weiß Rory nicht mehr weiter …

Willkommen in Seattle, der Heimat der "Single Dads of Seattle"! Zehn attraktive alleinerziehende Väter, die jeden Samstagabend Poker spielen, sich gegenseitig helfen und zuhören, ihre Kinder über alles lieben und vor allem eines hoffen: eines Tages wieder die große Liebe zu finden. Dies ist Zaks Geschichte.

Alle Titel der Reihe "Single Dads of Seattle" können unabhängig voneinander gelesen werden!

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Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Zak Eastwood, Fitnesstrainer und alleinerziehender Vater, hatte eigentlich geplant, Weihnachten alleine zu verbringen, während seine Kinder Aiden und Tia bei ihrer Mutter sind. Dann kommt jedoch alles ganz anders. Als ein Schneesturm einsetzt und das Auto dieser hinreißenden Frau nicht anspringt, lädt Zak sie kurzerhand zu sich nach Hause ein. Smart, erfolgreich und gutaussehend – Aurora ist eine Frau zum Verlieben. Und dann stehen plötzlich Zaks Kinder vor der Tür, denn der Schneesturm hat auch ihre Weihnachtspläne durchkreuzt. Aurora gewinnt ihre beiden Herzen sofort und Zak verliebt sich immer mehr in sie. Aber kann er ihr wirklich trauen? Oder wird sie ihn belügen, wie es seine Ex-Frau tat?

Aurora, genannt Rory, kämpft an allen Fronten. Ihr Examen hat sie geschafft, aber der Verlust ihres Bruders belastet sie sehr. Hinzu kommen die horrenden Arztrechnungen ihres Vaters, der einen Herzinfarkt hatte und den sie mit den Schulden nicht alleine lassen möchte. Deshalb arbeitet sie fast rund um die Uhr. Ihr einziger Lichtblick ist ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio und Zak – dieser unglaublich gutaussehende Trainer. Nur seinetwegen fährt sie in das weit entfernte Studio. Als ihr Auto streikt und er ihr spontan seine Hilfe anbietet, wird für Rory ein Traum wahr. Aber niemals würde sie ihm die Wahrheit über ihr verkorkstes Leben erzählen. Aus einer kleinen Notlüge werden immer mehr und schon bald weiß Rory nicht mehr weiter …

Willkommen in Seattle, der Heimat der "Single Dads of Seattle"! Zehn attraktive alleinerziehende Väter, die jeden Samstagabend Poker spielen, sich gegenseitig helfen und zuhören, ihre Kinder über alles lieben und vor allem eines hoffen: eines Tages wieder die große Liebe zu finden. Dies ist Zaks Geschichte.

Alle Titel der Reihe "Single Dads of Seattle" können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Whitley Cox

Whitley Cox ist an der kanadischen Westküste geboren und aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und unterrichtete zeitweise in Indonesien, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Heute ist sie mit ihrer Highschool-Liebe verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.

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Whitley Cox

Christmas with the Single Dad – Zak

Deutsche Ausgabe

Aus dem Amerikanischen von Michelle Landau

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog — Ein Jahr später …

Impressum

Lust auf more?

For Johanna and Alicia.

Whether it be constant messaging all day long, wine and nachos at the pub, or playdates with our kids, I know that you will ALWAYS be there for me.

You are my people, my girls, my bitches and I love you.

**Also, Jo, your birthday is December 25th, so you totally deserve an extra shout-out! Happy Birthday, you sexy thang!**

Kapitel 1

»Darf ich deinen Bizeps anfassen?«

Zak Eastwood verkniff sich mit Mühe ein Augenrollen, zwang stattdessen ein breites Lächeln auf sein Gesicht, zog einen Kopfhörer aus dem Ohr und setzte sich auf der Trainingsbank auf. Das Erste, was ihm regelrecht ins Gesicht sprang, war der Schritt einer Frau, in eine viel zu enge pinke Leggins gezwängt. Von dort ließ er seinen Blick langsam den schmalen Körper hinaufwandern, über den nackten, künstlich gebräunten Bauch und die operierten Brüste, die den engen weißen Sport‑BH fast sprengten, bis hin zum stark geschminkten Gesicht (wer zum Teufel machte denn bitte mit Make‑up Sport?), aus dem sie ihn unter langen, falschen Wimpern schamlos anblinzelte.

Aus den Lautsprechern an der Decke klang Rockin’ around the Christmas Tree und mischte sich mit der Rapmusik aus seinem noch verbliebenen Ohrhörer.

Die Frau machte einen Schritt vor und drängte ihren Schritt dabei noch näher an seinen Kopf. Er hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Was sollte er auch sonst tun?

»Ich habe noch nie so große Muskeln gesehen«, schnurrte sie und nahm die Schultern zurück, um ihre großen, künstlichen Brüste noch etwas mehr nach vorn zu schieben. »Ich hab dich schon oft hier gesehen. Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen.«

Er nickte. »Ja, ich verbringe ziemlich viel Zeit hier.«

Weil mir der Laden gehört.

Sie streckte ihm eine Hand entgegen und stellte dabei ihre spitzen, goldglitzernden Gel-Nägel mit aufgeklebten roten und grünen Steinchen zur Schau. »Ich bin Shadley.«

Er schüttelte ihre Hand. »Zak. Schön, dich kennenzulernen.«

Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich weiß, wer du bist. Jeder hier weiß, wer du bist.«

Er hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.

»Also, darf ich mal anfassen?«

»Was anfassen?« Er hatte jetzt keinen Nerv für diese Frau. Ihm war völlig klar, was sie wollte, das war schließlich mehr als offensichtlich, aber er hatte absolut kein Interesse.

»Deinen Arm.« Sie zog eine Schulter hoch.

In seinem Ohr lief der nächste Rapsong an, dieser mit besonders versautem Text. »Klar, tob dich aus.«

Er musste seine Kunden und Kundinnen glücklich machen, damit sie immer wieder kamen. Auch wenn das bedeutete, dass er seinen Körper dazu benutzen und die ganzen Fitnessstudio-Häschen ständig um sich herum hüpfen und mit ihren kleinen Plüschschwänzchen vor seiner Nase rumwackeln lassen musste. Nicht, dass er jemals das mit ihnen tat, was Karnickel am besten konnten. Auf gar keinen Fall.

Shadley hopste aufgeregt in die Luft und streckte dann so zögerlich die Hände aus, als hätten seine Arme Reißzähne und könnten sie plötzlich anfallen.

Ihre Hände waren kalt, regelrechte Eisklötze. Er spürte, wie Gänsehaut über seine Arme lief und sich seine Brustwarzen unter dem schwarzen Tanktop zusammenzogen.

»Wow.« Sie drückte zu. »Die sind echt unglaublich. Und deine Tattoos sind voll schön.«

»Danke.«

Sie fuhr mit der Hand um seinen Arm, drückte seinen Trizeps. »Ich wohne nicht weit weg von hier. Nur ein paar Blocks. Ich wollte gerade heimgehen, ein Schaumbad nehmen, ein Glas Wein trinken …«

Er verzog den Mund zu einer schmalen Linie, um gegen sein Grinsen anzukämpfen. »Klingt sehr entspannend.«

»Ich hab sogar eine Whirlpool-Wanne. Die ist eigentlich viel zu groß für mich allein.«

»Dann solltest du dir eine Dänische Dogge besorgen. Die sind riesig.«

In Gedanken schnaubte er amüsiert. Er war einfach superwitzig.

Sie runzelte die Stirn, entspannte sich dann aber und schenkte ihm ein Lächeln, bei dem all ihre gebleichten Zähne um die Wette strahlten. »Ich habe da eher an etwas weniger Haariges gedacht, dafür mit Muskeln und Tattoos. Was meinst du?«

Geräusche aus dem Eingangsbereich zogen Zaks Blick auf sich und weg von dem Bunny vor ihm. Eine Stammkundin, an deren Namen er sich nicht erinnern konnte – dabei sollte er ihn wirklich wissen –, war gerade hereingekommen, schüttelte den Schnee von ihrem Mantel und stampfte mit den Stiefeln auf.

Das Bunny räusperte sich. »Also, was meinst du? Lust, auf ein Bad und ein Glas Wein mit zu mir zu kommen? Ich kann dich auch massieren. Du bist bestimmt ganz verspannt von deinem Work-out.«

Er sah wieder die Frau mit der pinken Leggins an, darum bemüht, seine Abneigung weder in seiner Miene noch in seiner Stimme zu verraten. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich muss nach Hause. Ich habe heute Abend die Kinder.« Hatte er nicht, aber das musste sie ja nicht wissen. Die Tatsache, dass er zwei Kinder hatte, schlug die meisten Häschen schnell in die Flucht.

Sie ließ seinen Arm los und trat ein paar Schritte zurück. »Oh, du hast Kinder.«

Ah ja, da war es.

Ganz genau, kleines Häschen, und jetzt, da du das weißt, kannst du brav davonhoppeln.

Er wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn. »Zwei, ein Mädchen und einen Jungen. Acht und zehn.«

Ihr Lächeln war so gezwungen, dass es fast schon eine Grimasse war. »Wie süß.«

Stehst wohl nicht auf alleinerziehende Väter, was?

Sie blinzelte und zeigte dabei ihr Augen-Make‑up, das Zak inzwischen als Smokey Eyes identifizieren konnte. Bisschen übertrieben fürs Fitnessstudio, wenn man ihn fragte.

Seine Ex stand total auf Smokey Eyes. Zumindest, nachdem sie herausgefunden hatte, wie man sie schminkte. Die ersten paar Male hatte Loni ausgesehen, als hätte ihr jemand zwei blaue Augen verpasst. Zak hatte gelacht, Loni geschmollt und war wieder im Bad verschwunden, um es noch einmal zu versuchen. Irgendwann hatte sie den Dreh dann raus. Zak fand jedoch, dass ihr – wie überhaupt den meisten Frauen – etwas subtileres Make‑up deutlich besser stand.

Er hatte nichts gegen Frauen, die sich schminkten, sich die Nägel machen ließen und sich pflegten. Ganz im Gegenteil. Ihm gefielen Frauen, die wussten, wie sie ihre Vorzüge zur Geltung bringen konnten … die aber auch kein Problem damit hatten, ungeschminkt und zerzaust in die Öffentlichkeit zu gehen, weil sie gerade eine harte Session im Fitnessstudio hinter sich hatten.

Im Leben ging es eben immer um Balance.

Künstliche Nägel waren völlig in Ordnung, solange sie nichts dagegen hatte, sie sich schmutzig zu machen, wenn das Unkraut gejätet werden musste.

Solange sie nichts dagegen hatte, sich einen Nagel abzubrechen, wenn sie sich in seinen Rücken krallte, während er ihr zeigte, wie er am liebsten sein Kardio-Work-out gestaltete.

Er wollte einfach nur eine Frau, die dieses ganze Zeug nicht wichtiger nahm als das, worauf es wirklich ankam – nämlich Gesundheit und Familie. Außerdem gab es nichts Heißeres als einen knallroten Lippenstiftring um seinen Schwanz nach einem richtig guten Blowjob.

Was die Frau vor ihm anging – Shadley oder wie auch immer sie hieß –, konnte er schon nach ihrer zweiminütigen Unterhaltung mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie Unkraut gejätet hatte und lieber tot umfallen würde, als sich ungeschminkt und zerzaust in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Sie neigte den Kopf in Richtung der Damenumkleide. »Oh, Mist, ich glaube mein Handy klingelt.«

Tsss. Ja, ist klar.

Sicher, dass es nicht das K‑Wort war, dass dich vertrieben hat?

Kinder! Fast so grauenhaft wie das Wort Ehevertrag.

Und er würde niemals wieder heiraten ohne einen solchen.

Shadley räusperte sich und legte eine Hand ans Ohr. »Ja, ja, das ist auf jeden Fall mein Handy. Ich hab’s im Spind gelassen. Ich sollte besser nachsehen, ob es die Arbeit ist. Ich leite ein Nagelstudio, weißt du?« Sie wich noch ein paar Schritte zurück. »War schön, dich kennenzulernen.«

Er steckte den Ohrstöpsel wieder in sein Ohr und legte sich auf der Bank zurück. »Ja, gleichfalls.«

Sie war schneller verschwunden, als er blinzeln konnte. Zak lachte leise in sich hinein, während er die Hanteln wieder aufnahm und seine Übung fortsetzte.

Ja, er konnte so ziemlich jede Frau haben, die er wollte. Aber er wollte keine davon. Nicht jetzt. Noch eine ganze Weile nicht. An Loni hatte er sich übel die Finger verbrannt, und sie machte ihm das Leben noch immer zur Hölle, indem sie die Kinder für ihre Manipulationen und Spielchen missbrauchte.

Außerdem war sie eine Lügnerin.

Sie hatte immer irgendeinen hinterlistigen Plan im Ärmel. Irgendeine Intrige.

Ihr neuer Freund war auch ein Lügner.

Zak hasste Lügner.

Wenn er jemals wieder eine gute Frau finden sollte, würde er gleich von Anfang an klarstellen, dass er die Beziehung bei der ersten Lüge sofort beenden würde.

Keine zweite Chance, keine Wiedergutmachung.

Lügner waren Abschaum, und er würde so jemanden nie wieder in sein Leben oder in das seiner Kinder lassen.

Aurora Stratford wäre beinahe Kopf voran gegen den mit Girlanden und Stechpalmen verzierten Empfangstresen gefallen, als sie ihren Mantel ausschüttelte und den Schnee von den Stiefeln stampfte. Ihre Wangen glühten, und ihr Herz war kurz davor, zu zerbrechen.

Wieso?

Weil er mit Shadley sprach.

Er. Zak.

Er sprach mit Shadley Taylor, der schönsten Frau im ganzen Studio.

Ihr Po war unglaublich, ihr Make‑up immer perfekt. Fast schon unnatürlich perfekt. Schwitzte sie denn nie beim Sport? Machte sie überhaupt Sport? Oder kam sie nur hierher, um gesehen zu werden und die Ecke der Gewichtheber nach neuem Frischfleisch abzugrasen, in das sie ihre scharfen, künstlichen Krallen schlagen konnte?

In den letzten Monaten hatte Aurora im Umkleideraum mehrere Gespräche zwischen Shadley und ihren Freundinnen mitbekommen, in denen klar geworden war, dass Shadley es auf Zak abgesehen hatte. Sah ganz so aus, als würde sie ihren Plan, ihn zu verführen, nun in die Tat umsetzen.

Aurora versuchte, sie nicht zu beachten, aber sie konnte den Blick nicht von diesen zwei bildhübschen Menschen im Gewichteraum losreißen.

Gerade berührte Shadley Zaks Bizeps, und Aurora wäre beinahe in Ohnmacht gefallen.

Wieso quälte sie sich selbst so?

Weil er umwerfend ist und es immer noch besser ist, ihn aus der Ferne zu lieben, als ihn nie wiederzusehen.

Das stimmte.

Ihn ein paarmal die Woche anzustarren, war ihr heimliches Vergnügen. Ihre Portion Glück nach einem langen Tag in einer Welt voller Verlust, Stress und Einsamkeit.

Sie meldete sich an und ging dann in die Damenumkleide, um ihre verschneiten Klamotten gegen ihr Sportoutfit zu tauschen.

Genau das brauchte sie nach einem langen Tag im Großraumbüro ihrer Kanzlei. Und nach einer nervenaufreibenden Autofahrt quer durch die Stadt.

Wieso sie sich ein Fitnessstudio am anderen Ende der Stadt ausgesucht hatte?

Weil Aurora auf Zak stand und ihr Herz ihr praktisches Denken komplett aushebelte.

Weil Aurora, frisch von der Uni und in ihrem ersten Job, so pleite war, dass sie das Zwei-Wochen-gratis-Angebot jedes Fitnessstudios der Stadt ausgenutzt hatte, bis sie über Club Z gestolpert war.

Das Studio war mit dem Auto fünfundzwanzig Minuten von ihrer Wohnung entfernt und zwanzig Minuten vom Büro. Sie wusste, dass es dämlich war. Es gab über ein Dutzend Studios, die näher wären – und günstiger. Aber in keinem davon gab es Zak.

Als sie das erste Mal ins Studio gekommen war, um ihre zweiwöchige kostenlose Probemitgliedschaft zu beantragen, hatte sie Zak entdeckt und ohne nachzudenken eine Mitgliedschaft auf Lebzeiten abgeschlossen. AUF LEBZEITEN.

Sie zahlte die Gebühr immer noch ab.

Aber das war er wert.

Der Mann war einfach unglaublich.

Umwerfend.

Ein tätowierter Gott mit wundervollem dunkelrotem Haarschopf, starken Muskeln, strahlend blauen Augen und einem Lächeln, bei dem ein ganzes Nonnenkloster auf die Knie fallen und eintausend Ave Maria beten würde.

Und er hatte absolut keine Ahnung, wer sie war.

Die Uhr an der Wand sagte ihr, dass es acht Uhr war. Sie hatte die ganze Woche über Zwölf- bis Vierzehn-Stunden-Schichten geschoben. Heute war der erste Tag, an dem sie das Büro vor zehn Uhr verlassen hatte.

Nachdem sie ihre Wasserflasche aufgefüllt und sich ein Handtuch aus dem Vorrat des Clubs genommen hatte, bestieg Aurora einen Crosstrainer.

Sie wollte jetzt einfach nur abschalten und eine Stunde Kardio-Training machen. Normalerweise machte sie nur eine halbe Stunde Kardio und ging dann zu den Gewichten über, aber heute Abend war sie einfach zu müde dafür. Es war schon anstrengend genug, überhaupt die Augen offen zu halten.

Aber sie musste die Augen offen halten, denn sie hatte den perfekten Blick auf ihren Fantasie-Liebhaber. Den perfekten Blick auf seinen Hintern, um genau zu sein. Er war inzwischen zu Kniebeugen vor dem Spiegel übergegangen, und bei dem Anblick, wie sich seine Oberschenkel und Waden dabei anspannten, wurde ihr Mund staubtrocken – weil ein gewisser anderer Körperteil dafür umso feuchter wurde.

Aurora erhaschte im Spiegel einen Blick auf sich selbst. Sie war nicht hässlich. Das wusste sie. Aber sie war auch kein Supermodel.

Sie wurde häufig von Männern beäugt, angeflirtet und auf Dates eingeladen, bekam Drinks spendiert, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs war. Sie war attraktiv. Aber sie war nicht Shadley Taylor. Sie spielte nicht in derselben Liga wie Zak.

Und würde es auch nie.

Also gab sie sich damit zufrieden, ihn aus der Ferne anzuhimmeln. Von ihm zu phantasieren, während sie sich den Hintern abschwitzte und dabei sein knackiges Hinterteil beobachtete, das mit jeder Kniebeuge noch härter wurde.

Sie kannte sämtliche Tattoos auf seinen Armen ganz genau.

Sie wusste nicht, was sie bedeuteten oder ob sie für etwas standen, aber sie kannte sie.

Sie kannte die Blumen auf seinem rechten Arm, die sich von seiner Schulter um den Trizeps herum bis hinunter zu seinem Handgelenk wanden. Mehrere Wörter bedeckten die restliche Haut an diesem Arm, doch sie war nie nah genug gewesen, um sie entziffern zu können. Dazwischen standen ein paar römische Zahlen in großen, dunklen Lettern. Auf den Schultern hatte er zwei unterschiedliche, sehr realistisch wirkende Blumen – sie war sicher, dass diese Blumen eine tiefere Bedeutung haben mussten –, und sie hatte sich schon mehrfach dabei ertappt, dass sie bei dem Anblick feuchte Augen bekam.

Die Details der Tattoos auf seinem linken Arm waren auf die Entfernung deutlich schwerer auszumachen. Sie konnte nur mit Sicherheit sagen, dass das Muster wunderschön war. Es bestand aus noch mehr Wörtern, aus Wellen, einem Leuchtturm, einem Fisch und Fußspuren. Alles war ineinander verwoben. Es war atemberaubend.

»Bist du bald fertig?«

Sie blinzelte sich den Schweiß aus den Augen, griff nach ihrem Handtusch und wischte sich übers Gesicht.

»Du bist da schon seit ’ner Stunde drauf.« Eine gedämpfte Stimme drang durch die Musik aus ihren Kopfhörern. Es war Shadley, die Aurora mit einem sehr merkwürdigen Blick bedachte. »Die Geräte sind für alle da.«

Auror nickte. Ihr Blick huschte hinauf zur großen Wanduhr, die tatsächlich bereits kurz vor neun anzeigte. »Ja, tut mir leid. Ich habe die Zeit ganz vergessen. War ein langer Tag.«

Shadley lächelte dünn, doch die Haut um ihre Augen bewegte sich keinen Millimeter. Lag das am Botox oder einfach nur am gekünstelten Lächeln? »Denk dran, das Gerät abzuwischen, bevor du gehst. Ich will deinen Schweiß nicht anfassen.«

Denk dran, das Gerät abzuwischen …

Aurora hätte am liebsten Shadleys Gesicht abgewischt. Mit ihrer Faust.

Sie verlangsamte ihr Tempo, sprang vom Crosstrainer und ging hinüber zu der Station mit Papiertüchern und Sprühflaschen, um das Gerät für Shadley zu desinfizieren.

Wieso brauchte sie denn unbedingt diesen Crosstrainer? Es gab noch mindestens acht weitere.

Wieso wollte Shadley ausgerechnet Aurora von ihrem Gerät werfen? Ja, die anderen Crosstrainer waren auch alle belegt, aber wieso ging sie mit ihrer im Schritt viel zu eng sitzenden Leggins nicht zu einem der Muskelprotze und bat ihn, sie mal dranzulassen? Sah sie in Aurora etwa ein leichtes Opfer? Eine verwundete Gazelle in der Serengeti, die Person, die sie am leichtesten von ihrem Gerät vertreiben und mit ihren Klauen erlegen konnte? Eine Bewegung mit ihrem beglitzerten Zeigefinger würde vermutlich ausreichen, um Aurora die Kehle aufzuschlitzen.

Im Schneckentempo ging Aurora zurück zu ihrem Crosstrainer und begann, alle Flächen abzuwischen.

Shadley stand neben ihr und tappte ungeduldig mit dem Fuß, den Blick starr auf die Reihe Fernseher über der Spiegelwand gerichtet. Ein paar Bildschirme zeigten verschiedene Nachrichtensender, einer eine weihnachtliche Comedy-Show, wieder ein anderer Sport und der letzte eine Kochsendung, in der die weihnachtsmannmützetragende Moderatorin einem Footballspieler beibrachte, etwas zu backen, was für Aurora aussah wie ein Schmalzkuchen – aber sicher war es etwas Festlicheres, zum Beispiel eine französisch-kanadische Tourtière. Schließlich war bald Weihnachten.

Shadley stieß genervt die Luft aus und fuhr sich mit einer manikürten Hand über das blond gefärbte Haar, das sie zu einem langen, glatten Pferdeschwanz hochgebunden hatte.

Aurora ließ sich Zeit beim Saubermachen. Sie verdrehte die Augen und verzog angewidert das Gesicht, als sie den Schamlippen der anderen Frau, die durch die zu enge Leggins deutlich sichtbar waren, beim Runterbeugen viel zu nahe kam.

»Kannst du nicht schneller machen?«, fragte Shadley.

Aurora lächelte süßlich. »Könnte ich schon, werde ich aber nicht. Es gibt noch acht andere Crosstrainer, aber du willst ja unbedingt den hier. Man kann die Geräte nicht reservieren, wenn ich wollte, könnte ich also den ganzen Tag darauf verbringen. Das ist nicht dein Gerät. Es ist nicht dein Studio. Du zahlst deinen Beitrag, genauso wie ich.«

Shadleys Gesicht lief unter ihrem Bronzer pink an, und ihre dunkelbraunen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich könnte mich am Empfang über dich beschweren.«

Aurora legte den Kopf schief. »Okay.« Dann sprang sie auf den Crosstrainer, schaltete ihn wieder ein und setzte ihr Work-out fort.

Shadley knurrte wütend. »Du Schlampe.«

Aurora zuckte nur mit den Schultern, drehte die Lautstärke ihrer Musik auf und deutete auf ihre Kopfhörer. »Was? Ich kann dich nicht hören.«

Sie musste ein Grinsen unterdrücken. Am Ende sprang ihr diese Frau sonst noch an die Kehle und riss ihr mit den weihnachtlich bemalten Krallen die Halsschlagader heraus.

Aurora stritt und diskutierte den ganzen Tag. Bekam mehr Türen ins Gesicht geworfen und wurde häufiger am Telefon angeschrien, als sie zählen konnte. Normalerweise war sie abends so ausgelaugt, dass sie einfach nachgab, ob nun einer Shadley im Fitnessstudio oder jemandem, der sich an der Supermarktkasse vordrängelte. Das war die Anstrengung nicht wert. Es gab Wichtigeres.

Aber nicht heute Abend. Angesichts der Art, wie Shadley sie ansah, mit ihr sprach, sah Aurora rot. Sie war nicht das schwächste Glied in der Kette. Sie war keine verwundete Gazelle, nicht die Erste, die den Hyänen zum Opfer fiel. Sie war eine der Ersten auf der Flucht, eine der Schnellsten der ganzen Herde.

Shadleys Lippen bewegten sich noch immer, aber Aurora konnte sie nicht hören. Die derbe Rapmusik in ihren Ohren war eine willkommene Abwechslung von der schrillen Stimme dieser Tusse.

Aurora schüttelte wieder den Kopf und deutete auf ihre Kopfhörer. »Kann dich immer noch nicht hören. Sorry.«

Der Blick aus Shadleys dunklen Augen kam beinahe einem Laserstrahl gleich. Aurora senkte den Kopf, um ihr Grinsen zu verbergen. Shadley stampfte einmal auf, knurrte, drehte sich dann auf dem Absatz um und marschierte davon.

Aurora lachte leise und wandte dann den Blick von der anderen Frau ab, die zwischen den Geräten verschwand, nur um zu entdecken, dass ausgerechnet ER sie beobachtete.

Ihr Lächeln verrutschte.

Seins nicht.

Seins wurde noch breiter.

Ihre Lippen zuckten, während sie noch überlegte, ob sie zurücklächeln sollte. Sie sah bestimmt aus, als hätte sie irgendwelche Muskelspasmen im Gesicht.

Er zog die dunkelbraunen Augenbrauen hoch in die sommersprossige Stirn, und sein Lächeln wurde noch breiter, bevor er den Kopf schüttelte und in Richtung Empfangstresen sah, wo – was auch sonst – Shadley gerade Beschwerde einreichte.

Oh, verdammt.

Auroras Blick wanderte von dem rot angelaufenen Typ hinter der Theke und einer wild gestikulierenden Shadley zurück zu Zak. Er schüttelte wieder den Kopf und verdrehte die Augen. Ihn schien das alles wahnsinnig zu amüsieren.

Stand er etwa nicht auf Shadley?

Hatte er sie abblitzen lassen?

Der Typ am Tresen, der noch immer Shadleys Tirade über sich ergehen ließ, warf Zak einen Blick zu. Zak verdrehte wieder die Augen, schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.

Was war das denn?

Der Angestellte hinter der Theke wandte sich wieder Shadley zu, schüttelte ebenfalls den Kopf und machte ein entschuldigendes Gesicht.

Shadleys Kopf schien beinahe zu explodieren. Kam da etwa Rauch aus ihren Ohren, als sie in die Umkleide stürmte?

Aurora lachte wieder. Geschah der Tusse recht.

Wo bleibt denn dein weihnachtlicher Großmut?

Weihnachtlicher Großmut, von wegen. Aurora wollte sich doch einfach nur auf ihrem Crosstrainer abstrampeln, den Kopf ausschalten und neunzig Minuten lang Zak anschmachten. War das denn zu viel verlangt? Das war alles, was sie sich zu Weihnachten wünschte.

Und das war auch alles, was sie dieses Jahr zu Weihnachten bekommen würde.

Na ja, fast alles.

Sie hatte nicht genug Geld, um über die Feiertage zu ihrer Familie nach New Hampshire zu fliegen, und ihre Eltern hatten seit dem Herzinfarkt ihres Vaters im Frühling und seinem unerwartet frühen Ruhestand ebenfalls finanziell zu kämpfen. Sie hatte ihnen in den letzten Wochen und Monaten immer wieder gesagt, dass sie ihr Geld nicht dafür verschwenden sollten, ihr etwas zu schicken. Sie brauchte nichts.

Aber natürlich hatten sie nicht auf sie gehört, und vor zwei Tagen war ein Päckchen für sie angekommen.

Da sie keinen Baum hatte, unter den sie es legen konnte, hatte sie sich im Dollar-Store einen künstlichen Kranz gekauft und an die Wand gehängt. Darunter stand nun das Päckchen.

Fröhliche Weihnachten!

Also ja, Zak dabei zu beobachten, wie er die Muskeln an diesem köstlichen Hintern spielen ließ, war ihr Weihnachtsgeschenk an sich selbst. Und das war auch das einzige Geschenk, das sie in diesem Jahr irgendjemandem machen würde, denn die Zeiten waren hart – genau wie Zaks Po, nur leider nicht so schön.

Wieder einmal hatte sie sich komplett in ihren eigenen Gedanken verloren.

Zak hatte sich wieder seinem Work-out gewidmet, und Aurora strampelte gedankenverloren auf ihrem Crosstrainer, die verruchte Rapmusik noch immer in den Ohren.

Sie wusste selbst nicht, wieso, aber sie liebte Rapmusik beim Sport. Je versauter, desto besser. Vielleicht weil die Texte ihre Zak-Phantasien noch anfeuerten, sie sich vorstellen konnte, dass er das mit ihr tat, worum es in den Songs ging.

Schön wär’s.

Heute war Donnerstag. Sie hatte also noch zwei Arbeitstage vor sich – denn freie Samstage waren den Bankern und Partnern vorbehalten, nicht Arbeitssklaven wie ihr –, und dann endlich zwei wohlverdiente Urlaubstage, Heiligabend und den ersten Weihnachtsfeiertag. Nur um am 26. genau da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte.

Noch zwei Tage arbeiten.

Die Feiertage konnten gar nicht schnell genug kommen. Und selbst die hatte sie nur freibekommen, weil die ganze Kanzlei geschlossen war, nicht etwa, weil sie es gewagt hatte, offiziell Urlaub zu beantragen. Sie konnte nur hoffen, dass der Weihnachtsmann Erbarmen mit ihr hatte und sie keinen Anruf von einem der Partner bekam, der ihr irgendein Notfall-Projekt aufhalsen wollte. Sie hatte vor, die gesamten zwei Tage im Bett zu verbringen, mit ihrem Vibrator und der Erinnerung an Zak bei seinen Kniebeugen.

Sie war erst seit sechs Monaten in der Kanzlei angestellt und fühlte sich schon jetzt einem Burn-out nahe.

Wie machten Anwälte das bloß?

Wie konnten sie kontinuierlich achtzig Stunden die Woche oder mehr arbeiten?

Sie verdienen viel mehr als du, da fällt es leichter, die Tatsache zu akzeptieren, dass man kein Leben mehr hat.

Richtig. Geld.

Viele ihrer Kollegen würden auf diese Frage außerdem antworten: Alkohol. Zu dumm, dass Aurora sich momentan nicht mal eine Flasche Wein von Trader Joe’s leisten konnte. Nein, jeder Penny, den sie übrig hatte, ging direkt an ihre Eltern – oder besser gesagt, in die Arztrechnungen ihres Vaters.

Alles, was nach ihrer Miete, den Nebenkosten, den Raten für ihren Studentenkredit und Lebensmitteln übrig blieb, überwies sie auf das Konto ihrer Eltern und betete zu Gott, dass es reichen würde, um die Herzmedikamente ihres Vaters für einen weiteren Monat zu bezahlen.

Man sollte nicht mit ständig gedrückten Daumen leben müssen.

Was lief eigentlich falsch in diesem Land, dass lebensrettende Medikamente teurer waren als jede Hypothek?

Sie fuhr zusammen, als ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippte, und machte sich schon bereit für eine weitere Konfrontation mit Shadley, nur dass nicht Shadley neben ihr stand, sondern der Typ vom Empfangstresen. »Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir in fünfzehn Minuten schließen.«

Ihr Blick schoss zur Uhr. Heilige Scheiße, war es wirklich schon Viertel vor zehn?

Sie hatte noch weitere fünfundvierzig Minuten gestrampelt, ohne es überhaupt wahrzunehmen. Erst jetzt merkte sie, dass sie völlig ausgelaugt war.

Nein, du bist ausgebrannt. Du brauchst Schlaf, und zwar jede Menge.

Sie blinzelte, nickte dann gähnend und verlangsamte ihr Tempo. »Alles klar, danke. Ich weiß Bescheid.«

Er lächelte und ging dann zum nächsten Kunden weiter.

Sie sprang von ihrem Crosstrainer und sah sich suchend nach Zak um. Doch er war nirgendwo zu sehen.

Vermutlich war er in der Dusche.

O Gott, Zak in der Dusche. Ja, bitte.

Nach diesem Gedanken brauchte sie nun selbst eine kalte Dusche.

Sie würde jedoch niemals das heiße Wasser, das sie hier umsonst bekam, für eine kalte Dusche verschwenden. Nicht mal, wenn sie auf der Sonne leben würde.

Gratis heißes Wasser zu bekommen, war ein Geschenk.

Es gab nichts Besseres. Na ja, genau genommen war es nicht gratis. Sie hatte eine lebenslange Mitgliedschaft bezahlt und würde das heiße Wasser, das damit einherging, ausnutzen. Immerhin sparte sie so ein paar Dollar bei ihrer eigenen Wasserrechnung.

Und sie sparte, wo sie nur konnte.

Sie wischte noch einmal ihren Crosstrainer ab und ging dann in die Umkleide.

Dankenswerterweise war Shadley nicht mehr da. Sie musste gegangen sein, während Aurora Zaks Hintern angestarrt hatte.

Sie schälte sich aus ihren Klamotten, wickelte sich in ein Handtuch und ging hinüber zu den Duschen, bereit, die Augen zu schließen und das heiße Wasser und die Seife diesen desaströsen Tag fortwaschen zu lassen – ihr desaströses Leben.

Kapitel 2

Auroras Haut war schon ganz schrumpelig, als sie schließlich das Wasser abdrehte, sich wieder in ihr Handtuch wickelte – und in einen stockdunklen Umkleideraum hinaustrat.

Mist.

Das Fitnessstudio hatte zugemacht.

Sie hatte sich beim Rasieren und Waschen so sehr in ihren Phantasien und Tagträumen verloren, dass sie die Zeit komplett vergessen hatte.

War sie eingesperrt?

Wie hatte der Typ vom Empfangstresen nicht hören können, dass noch jemand in der Dusche war?

Hastig zog sie sich an, nahm sich nicht einmal die Zeit, sich die Haare zu trocknen, und rannte – na ja, eigentlich war es eher ein Stolpern – in Richtung Ausgang.

Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein.

Sie atmete auf, als die Klinke unter ihrer Hand nachgab. Der eisige Wind von draußen traf auf ihr erhitztes Gesicht, ließ es prickeln.

Es schneite inzwischen in Flocken, so dick und rund wie Wattebäusche, und der Parkplatz war kein Parkplatz mehr, sondern eine Ansammlung von weißen Hügeln dort, wo Autos standen, und tiefen Löchern dort, wo Autos gestanden hatten.

Ihr Wagen gehörte zur ersten Kategorie.

Sie musste sich also nicht nur durch den Schnee graben, um ihr Auto überhaupt erst zu finden, sondern es dann auch noch komplett vom Schnee befreien.

Und sie hatte keine Schaufel.

Jetzt wünschst du dir bestimmt, du hättest dir ein Fitnessstudio ausgesucht, das nicht so weit weg ist, nicht wahr?

Ihre Handschuhe waren auch im Auto. Sie würde sich die Finger abfrieren, bevor sie ihren Wagen überhaupt erreichte.

Tränen brannten ihr in den Augen, und ihre Kehle wurde eng.

Was für eine beschissene Situation.

War das Karma? Der Ausgleich dafür, wie sie Shadley vorhin behandelt hatte?

Spielte ihr das Schicksal diesen bösen Streich, weil sie es gewagt hatte, für sich selbst einzustehen?

Es war schon so spät, so kalt, und jetzt würde sie auch noch Ewigkeiten brauchen, um nach Hause zu kommen – wenn sie denn überhaupt noch nach Hause kam.

Sie griff in ihre Sporttasche und zog ihre durchgeschwitzte Leggins heraus, wickelte sie um ihre rechte Hand und begann damit, den Schnee von dem Auto zu wischen, das hoffentlich ihres war. Das würde Stunden dauern. Wahrscheinlich würde sie erfrieren, bevor sie das ganze Auto ausgegraben hatte.

Sollte sie sich ein Taxi rufen?

Fuhren Taxis in einem Blizzard überhaupt?

Selbst wenn, waren sie wahrscheinlich alle belegt und halfen anderen gestrandeten Fußgängern dabei, nach Hause zu kommen.

Außerdem konnte sie sich sowieso kein Taxi leisten.

Wieso? Weil sie am gottverdammten anderen Ende der Stadt wohnte.

Oh, was für ein absolutes Desaster. Und alles nur wegen ihrer Libido. Wegen eines sexy Mannes, der ihr Gehirn in Brei verwandelt hatte, kaum dass sie dieses Studio betreten und seine Oberarme gesehen hatte. Sie hatte die dümmste, unbesonnenste Entscheidung ihres Lebens getroffen und bezahlte jetzt dafür.

So eine gequirlte …

Sie spürte ihre Nase kaum noch, von den Fingern ganz zu schweigen, als das donnernde Grollen eines Truckmotors aus der Garage unter ihr die Stille der weißen Nacht durchbrach.

Aurora hielt inne und schirmte mit einer Hand die Augen vor dem Licht der grellen Scheinwerfer ab.

Der Truck war riesig. Das absolute Gegenteil zu ihrem veralteten kleinen Chevy Sprint, der schon mehr Meilen auf dem Buckel hatte, als der Tacho anzeigen konnte.

Kaum eine Schneeflocke lag auf dem edlen, dunkelgrauen Lack des Ungeheuers mit chromglänzender Stoßstange und Felgen, das nun neben ihr hielt. Das Fenster auf der Beifahrerseite wurde heruntergelassen. »Brauchst du Hilfe?«

Aurora musste die Augen zusammenkneifen, um durch Wind und Schnee etwas sehen zu können, und erkannte Zak – ausgerechnet Zak – mit einer schwarzen Strickmütze über seinem roten Haar. Aber diese blauen Augen waren unverwechselbar.

Sie nickte. »Mein Auto ist total eingeschneit. Ich komme nicht mal an meine Handschuhe ran.«

Er ließ den Motor seines Trucks verstummen, öffnete die Tür und sprang heraus. Bevor er zu ihr kam, griff er aber erst noch in die Ladefläche seines Chevys und holte eine Schaufel hervor.

Ein Pfadfinder!

Immer auf alles vorbereitet.

»Das haben wir gleich«, sagte er und grinste sie an. Allmählich begannen sich Schneeflocken auf den dunkelroten Stoppeln zu sammeln, die sein Kinn bedeckten. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Männer mit Bart gehabt.

Sie leckte sich über die Lippen und blinzelte gegen die Schneeflocken an. Als Zak auf sie zukam, trat sie aus dem Weg, um ihm Platz zu machen.

»Hast wohl die Zeit vergessen, was?«, fragte er und begann, den Schnee an ihren Hinterreifen wegzuschippen.

Sie schluckte und schob ihre eiskalten Hände in die Manteltaschen. »So in der Art.«

Es war zu schade, dass er dick eingemummelt war, in einer schwarzen Jogginghose und einem tannengrünen Daunenmantel. Sie hätte zu gern mehr von seinen Muskeln gesehen, während er Schnee schaufelte.

»Tut mir leid, dass Shadley dich heute so genervt hat. Aber Stu vom Empfang hat sich darum gekümmert und sie davon abgehalten, noch mal zu versuchen, dich von deinem Gerät zu drängen.« Er wechselte zum zweiten Hinterrad.

Sie runzelte verwirrt die Stirn. »Das war doch nicht deine Schuld. Du musst dich nicht entschuldigen.«

»Ich hatte sowieso den Eindruck, dass du ganz gut mit ihr fertiggeworden bist. Ich mag Frauen, die keine Angst davor haben, sich zu verteidigen.« Er war nicht mal ansatzweise außer Atem. Wenn sie in diesem Tempo Schnee schippen würde, hätte sie schon längst Schweißflecken unter den Brüsten und bräuchte dringend eine Pause.

»Ich kann Bullys nicht leiden«, sagte sie und musste dabei regelrecht gegen den Wind anschreien, um gehört zu werden.

Er hielt mitten in der Bewegung inne, richtete sich auf und sah sie an. Seine blauen Augen funkelten grimmig im orangen Licht der Straßenlaternen. »Ich auch nicht.«

Okay … das war merkwürdig.

Nachdem er auch das zweite Hinterrad vollständig ausgegraben hatte, ging er zu den Vorderrädern über.

Im Nullkommanichts hatte er ihr Auto befreit, ihr einen Weg zur Straße geschaufelt und auch noch den restlichen Schnee vom Dach geräumt.

»Versuch mal, den Motor zu starten«, sagte er und warf die Schaufel zurück in seinen Truck. »Ich warte noch, bis ich sicher bin, dass du auch wirklich nach Hause kommst. Ich hoffe, du wohnst nicht allzu weit weg. Die Straßen sehen echt gefährlich aus.« Er trat gegen seinen Vorderreifen. »Du brauchst Winterreifen, so wie ich. Die hier hab ich schon im Oktober aufziehen lassen. Hab mir sogar die mit Spikes geleistet, weil ich im Winter gern mal zum Boarden in die Berge fahre.«

Oh, wie schön es wäre, genug Geld zu haben, um sich ein Wochenende in einer schicken Berghütte leisten zu können.

Was arbeitete Zak wohl? Wahrscheinlich war er in irgendeiner Firma ein ziemlich hohes Tier. Oder vielleicht Stuntman in der Filmindustrie? Den Körperbau dafür hatte er jedenfalls.

»Danke«, sagte sie und öffnete die Autotür. Dann schob sie den Schlüssel in die Zündung, startete den Motor und drehte die Heizung auf volle Power.

Sie wandte sich zu Zak um, erwartete, ihn noch immer neben seinem Truck zu sehen, doch da war er nicht mehr. Er stand direkt hinter ihr.

Sie bekam plötzlich keine Luft mehr.

Er hielt ihr seine Hand hin. »Ich bin Zak. Ich glaube, ich sollte wissen, wie du heißt, aber im Moment fällt es mir leider nicht ein.«

Wieso sollte er ihren Namen kennen? Er sagte manchmal echt merkwürdige Sachen.

Sie schüttelte seine Hand. Sie war warm – wie konnte sie warm sein? Er hatte doch gerade erst Schnee geschippt –, und sie war stark. Und groß. Und perfekt.

Er hob eine Augenbraue. »Verrätst du mir deinen Namen, oder soll ich raten … Ariel?«

Ariel?

Sein Lächeln wärmte sie von innen heraus. »Du weißt schon, wie in Die kleine Meerjungfrau. Sie kann nicht sprechen, deswegen versucht Prinz Erik ihren Namen zu erraten, bis die Krabbe Sebastian sich erbarmt und ihm den Namen zuflüstert.«

Wer zur Hölle war dieser Typ? Jetzt redete er von einem Disneyfilm. Hatte er etwa Kinder?

»Aurora. Ich heiße Aurora.«

»Aurora. Wie Dornröschen. Das gefällt mir. Passt zu dir.«

Dornröschen?

Sie hielten sich noch immer an den Händen. Am liebsten hätte sie niemals wieder losgelassen. Sie wollte nicht, dass er wegging.

»Also, Aurora, es ist schön, dich endlich mal kennenzulernen. Ich habe dich im Studio im Auge behalten. Du hast echt Fortschritte gemacht. Deine Körperhaltung ist viel besser geworden, und du stemmst schon einiges mehr als am Anfang.« Er ließ ihre Hand los und legte seine um ihren Bizeps, drückte spielerisch zu. »Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.«

Ihr Magen hüpfte auf und ab, und zwischen ihren Beinen kribbelte es.

Sie ließ ihren Blick an seinem Oberkörper hinab bis zu seinen Füßen wandern, die in grellorangen Laufschuhen steckten. »Danke.«

Er ließ ihren Arm los, wippte auf den Fersen zurück und schob die Hände in seine Manteltaschen. »Am besten gibst du dem alten Mädchen erst noch etwas Zeit, um warm zu werden, bevor du losfährst.«

Sie nickte und zog endlich ihre Handschuhe über die vor Kälte schon ganz steifen Finger, auch wenn sie viel lieber noch länger seine Hand gehalten hätte, um sich aufzuwärmen. Gerade rieb sie die Handflächen aneinander, um die Durchblutung anzuregen, als ein Geräusch unter der Motorhaube ihres Wagens sie zusammenfahren ließ.

Zak runzelte die Stirn und trat einen Schritt zurück. »Oh, oh. Das klang nicht gut.«

Es folgte ein Klonk, ein Husten und schließlich ein hohes Quietschen. Dann herrschte Stille.

Ihr Auto war tot.

Mitten im Schneesturm des Jahrhunderts, nachts und vor den Augen ihres Traummanns hatte ihre Dreckskarre den Geist aufgegeben.

Nun musste sie nur noch darauf warten, dass sich die Erde auftat und sie mit Haut und Haar verschlang.

»Oh, verdammt«, murmelte er und ging hinüber zur Motorhaube. »Mach mal auf, ich schau mir das an.«

Sie tat, wie ihr geheißen.

Er beugte sich über den Motor. »Du verlierst Öl. Könnte eine abgefallene Zylinderkopfdichtung sein oder so was in der Art. Das kann ich nicht reparieren, zumindest nicht heute Nacht und bei diesem Wetter. Du musst irgendwie nach Hause kommen und morgen den Abschleppdienst rufen.«

Den Abschleppdienst?

Sie konnte sich kaum das Benzin leisten, das sie brauchte, um in die Arbeit und wieder zurück zu kommen, ganz zu schweigen von einem Abschleppdienst.

Er warf die Motorhaube wieder zu. »Ich bring dich nach Hause. Spring rein. Wo wohnst du denn?«

Mit der Unterlippe zwischen den Zähnen sah sie langsam zu ihm auf. »In Greenwood«, sagte sie kleinlaut und wartete nur darauf, dass seine Augenbrauen quasi über seine Stirn hinausschossen.

Was sie auch prompt taten. »Greenwood?! Was zur Hölle bringt dich denn dann in ein Fitnessstudio in Rainier Vista?«

Du.

»Ich arbeite hier in der Nähe«, log sie.

Seine Augenbrauen sanken wieder in ihre normale Position zurück. »Oh, okay. Was arbeitest du denn?«

»Ich bin Anwältin.«

Wieso sagte sie ihm nicht, dass sie gerade erst angefangen hatte und noch eine unterbezahlte Hilfskraft am untersten Ende der Karriereleiter war? Ja, technisch gesehen war sie Anwältin, aber nur auf dem Papier. In der Realität war sie kaum mehr als eine Sklavin. Den übermächtigen Partnern unterstellt, die ihr jeden beschissenen Fall zuschoben, den sie loswerden wollten. Wieso sagte sie ihm das nicht einfach?

»Oh, cool. Ein paar meiner Kumpel sind Anwälte. Echt beeindruckend. So richtig mit großem Eckbüro und so? Und mit jeder Menge Praktikanten, die deine Arbeit für dich machen?« Er lachte und schüttelte den Kopf.

Sie wich seinem Blick aus. »So in der Art.«

Sie zitterte, als ein heftiger Windstoß ihr das nasse Haar ins Gesicht wehte, aber der Blick, mit dem er sie ansah, wärmte sie gleich wieder. Er war beeindruckt von ihr. Er hielt sie für eine erfolgreiche Anwältin, vermutlich bei einer der Topkanzleien von Seattle. Leider war nur die Hälfte davon wahr.

Die Kanzlei war tatsächlich eine der besten der Stadt, nur war Aurora leider das absolute Gegenteil von erfolgreich. Sie hatte nichts zu melden. Absolut nichts. Weniger als nichts.

Er schürzte die Lippen. »Du frierst ja. Lass uns losfahren. Schnapp dir deine Tasche und was du sonst noch brauchst und steig ein. Ich drehe die Sitzheizung auf, dann wird dir schnell wieder warm.« Er wartete ihre Antwort oder Zustimmung gar nicht erst ab, sondern öffnete einfach ihren Kofferraum, holte ihre Tasche heraus und ging damit auf seinen Truck zu. »Komm in die Hufe, Rory. Ich hab noch nicht zu Abend gegessen. Ich bin am Verhungern.«

Rory.

Diesen Spitznamen hatte sie seit Jahren nicht mehr gehört.

Nachdem sie sich schnell ein paarmal in den Arm gekniffen hatte, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte, schnappte sie sich Arbeitstasche, Schal, Winterstiefel und Mütze, schloss das Auto ab und stapfte hinüber zu Zaks gigantischem Truck. Er hatte ihn wieder angelassen, und das männliche Grollen des Motors ließ ihre Nippel hart werden. Sie trug keinen BH. Wieso auch? Schließlich hatte sie ja einfach nur nach Hause fahren wollen und trug ohnehin ihren dicken Wintermantel. Jetzt wünschte sie sich sehnlichst, dass sie einen angezogen hätte. Sie spürte ihre Brüste überdeutlich, während die Erregung, die Zaks Aufmerksamkeit und bloße Nähe in ihr hervorriefen, stetig wuchs.

»Brauchst du Hilfe beim Einsteigen?«, fragte er und tauchte wieder hinter ihr auf, während sie noch die geschlossene Beifahrertür anstarrte. »Ist ganz schön hoch, und du bist ja nicht gerade die Größte.« Er hielt inne. »Das meine ich nicht als Beleidigung. War nur eine Feststellung. Meine Tochter hat auch Probleme, hochzukommen.«

Tochter?

Ohne auf eine Antwort zu warten – sie stand ohnehin unter Schock angesichts der Offenbarung, dass er ein Kind hatte –, öffnete er die Tür, griff sich all ihre Sachen und verstaute sie hinter ihrem Sitz. Dann bot er ihr seine Hand an, um ihr in den riesigen Truck zu helfen. »Geht doch. Schnall dich an. Die Straßen sind noch nicht geräumt, könnte also eine holprige Fahrt werden.«

Brachte er sie wirklich den ganzen Weg bis nach Greenwood?

Wo wohnte er denn überhaupt?

Einen Moment später saß er bereits auf dem Fahrersitz und legte den Gang ein. »Könnte ’ne Weile dauern, dich nach Greenwood zu bringen. Ich wohne leider in der komplett entgegengesetzten Richtung.«

Er fuhr hinaus auf die Straße, die tatsächlich so aussah, als hätte sie heute noch keinen Schneepflug gesehen. An einer roten Ampel hielt er an. Außer ihnen waren nur sehr vereinzelte Fahrzeuge unterwegs, und die wenigen, die es gewagt hatten, hatten sichtlich Probleme.

Zak schüttelte den Kopf. »Wir leben an der nördlichen Westküste. Hier schneit es nicht zum ersten Mal. Die Leute sollten echt mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und sich ordentliche Reifen besorgen. Vor allem, wenn sie auch noch Kinder im Auto haben.«

Kinder. Richtig.

Sie hatte keine ordentlichen Reifen an ihrem Auto. Das Profil war quasi nicht mehr existent. Es waren immer noch dieselben Sommerreifen, mit denen sie den Wagen gekauft hatte, und seitdem war nie das Geld für neue übrig gewesen. Sie wusste, dass es nicht ewig so weitergehen konnte, aber das war der Bank ziemlich egal. Die interessierte nur, dass sie ihren Studentenkredit pünktlich abbezahlte, nicht, ob sie in einem brennenden Autowrack am Straßenrand endete, weil sie kein Geld für anständige Reifen hatte.

»Ist vermutlich ganz gut, dass du nicht fahren konntest«, stellte Zak fest, als er langsam über die Kreuzung fuhr. »Deine Reifen sahen definitiv nicht aus wie Winterreifen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Sind sie auch nicht.«

»Du solltest dir echt welche besorgen.«

Er streckte eine Hand zum Armaturenbrett aus und schaltete das Radio an. Die Stimme eines Nachrichtensprechers platzte in die Stille zwischen ihnen. »Auf der 99 gab es einen Unfall mit mehreren Fahrzeugen. Die Polizei ruft dazu auf, das Auto nur zu benutzen, wenn es unbedingt nötig ist. Auf der I‑5 ist ein leerer Greyhound-Bus in den Mittelstreifen geschlittert und blockiert den Verkehr in beide Richtungen.«

»Heilige …«, murmelte er. »So hübsch er auch ist, Schnee ist echt verdammt gefährlich.«

»Das stimmt.« Ihr Magen zog sich nervös zusammen. Würde er gleich entscheiden, dass der Weg bis zu ihrer Wohnung doch zu weit war, am Straßenrand anhalten und sie dort zurücklassen? Ihr vielleicht noch viel Glück für den Heimweg wünschen?