Conni 15 7: Ziemlich hohe Berge, mein Dream-Team und ich - Dagmar Hoßfeld - E-Book

Conni 15 7: Ziemlich hohe Berge, mein Dream-Team und ich E-Book

Dagmar Hoßfeld

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Conni verbringt mit ihren Freundinnen und Freunden ein paar Tage auf einer Alm. Die Vorstellung, mit Phillip zu wandern und in einer einsamen Hütte zu übernachten, ist verlockend. Aber die Unterkunft erweist sich als unerwartet rustikal ... Neid, Eifersucht, Missverständnisse, Flirts und Streit fordern das Dream-Team heraus. So hat Conni sich das nicht vorgestellt! Die Reihe: Conni 15 ist für Mädchen ab 12 Jahren. Lebensnah, frisch und authentisch erzählt, geht es um das, was Teenager beschäftigt: die Zumutungen des Schullebens, den manchmal etwas anstrengenden Eltern, dem Spaß mit den Freundinnen, der ersten Liebe - und der Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit. Band 1: Mein Leben, die Liebe und der ganze Rest Band 2: Mein Sommer fast ohne Jungs Band 3: Meine beste Freundin, der Catwalk und ich Band 4: Mein Freund, der Eiffelturm und ich Band 5: Meine Freundinnen, der Rockstar und ich Band 6: Mein Freund, das Leben und das Glück Band 7: Ziemlich hohe Berge, mein Dream-Team und ich

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dagmar Hoßfeld: Conni 15 – Ziemlich hohe Berge, mein Dream-Team und ich (Bd. 7)

Conni verbringt mit ihren Freundinnen und Freunden ein paar Tage auf einer Alm. Die Vorstellung, mit Phillip zu wandern und in einer einsamen Hütte zu übernachten, ist verlockend. Aber die Unterkunft erweist sich als unerwartet rustikal … Neid, Eifersucht, Missverständnisse, Flirts und Streit fordern das Dream-Team heraus. So hat Conni sich das nicht vorgestellt!

Wohin soll es gehen?

  Buch lesen

  Vita

 

Another day, another fight

It always feels like an uphill climb

Another step, another mile

The story of your life.

Jason Castro, »Only a Mountain«

These boots are made for walkin’

»War von euch eigentlich schon mal jemand richtig wandern?« Phillip beißt eine Ecke von dem Doppeldeckersandwich ab, das er in der Hand hält, und blinzelt in den wolkenverhangenen Himmel. Mit seinen Kaubewegungen erinnert er mich an ein Backenhörnchen, das ich vor Kurzem in einer Tierdoku gesehen habe. Es war sehr süß, aber total verfressen. Genau wie mein Freund.

»Wandern? Meinst du das im Sinne von in unbequemen Stiefeln mit einem viel zu schweren Rucksack durch die Landschaft zu wanken und sich die ganze Zeit einzureden, wie superklassetoll das ist?«, fragt Lena zurück. »Dann lautet meine Antwort eindeutig Nein.«

»Kann man auch falsch wandern?«, überlege ich laut.

»Hä?« Phillip hebt eine Augenbraue und hört auf zu kauen.

»Du hast gesagt, richtig wandern. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man es auch verkehrt machen kann, oder nicht?« Ich stupse ihn mit dem Zeigefinger an.

»Seit wann bist du so haarspalterisch?«, fragt er und zieht nun auch die zweite Augenbraue hoch. Seine Frage kann nur rhetorisch gemeint sein, weshalb ich beschließe, nicht näher darauf einzugehen. Überhaupt: ich und haarspalterisch? Pah!

»Okay, man kann sich natürlich verlaufen oder ungeeignete Schuhe anziehen«, fahre ich ungerührt fort. »Insofern kann man tatsächlich falsch wandern, wenn man’s nicht richtig angeht.«

Phillip guckt mich total verwirrt an. Anna prustet in ihren Kakaobecher. Paul grinst breit.

Wir sitzen auf zwei Bänken in einer abgelegenen Ecke des Schulhofs und warten darauf, dass es zur nächsten Stunde gongt. Wir, das sind Phillip, Lena, Billi, Paul, Anna und Lukas. Meine besten Freunde. Mein absolutes Dream-Team. Nur Dina fehlt. Sie geht auf eine andere Schule.

»Natürlich kann man verkehrt wandern. Sehr verkehrt sogar«, gibt Phillip mir schließlich recht. Er schiebt sich den letzten Happen in den Mund.

»Wieso stellst du überhaupt so eine merkwürdige Frage?«, erwidere ich verwundert.

»Weil …« Er wird vom Pausengong unterbrochen.

»Weil, was?«, will ich wissen. Er hat meine Aufmerksamkeit. Nicht nur meine, sondern auch die der anderen. Das scheint ihn allerdings nicht zu beeindrucken, im Gegenteil. Er steht auf, wischt sich die Hände an der Jeans ab und zieht mich hoch.

»Weil ich eine coole Idee habe«, sagt er. Um seine Mundwinkel spielt ein kleines Lächeln. »Ich erzähl’s euch später.«

»Wie ich es liebe, wenn Jungs solche geheimnisvollen Andeutungen machen«, grummelt Anna, während wir uns über den Schulhof auf den Schuleingang zubewegen.

Phillip trabt lächelnd neben mir her, ohne auf Annas ironische Bemerkung zu reagieren. Ich wüsste zu gern, was gerade in seinem verwuschelten Lockenkopf vorgeht. Egal, er wird es uns in der nächsten großen Pause verraten. Im Gegensatz zu Anna mag ich es tatsächlich, wenn Jungs ein bisschen geheimnisvoll sind und nicht immer gleich alles rausposaunen. Außerdem finde ich Überraschungen genial.

»Bist du gar nicht neugierig?« Lena rempelt mich an.

»Nö«, erwidere ich grinsend. Wir beide müssen uns nicht beeilen. Französisch fällt aus. Wir haben eine Freistunde. Die anderen schreiben gleich eine Lateinklausur. Ich drücke Phillip einen Kuss auf die Wange und wünsche ihm viel Glück.

»Danke. Wird schon schiefgehen«, sagt er. »Bis nachher.«

»Bis dann!«

Lena und ich bleiben zurück.

»Wandern?« Lena schüttelt den Kopf. »Wie kommt der bloß darauf?«

»Keine Ahnung. Hast du zufällig auch Lust auf einen Donut?« Ich schiebe mich durch die Eingangstür und halte sie offen.

»Aber immer!« Lena schnippt im Vorbeigehen mit den Fingern.

Wir folgen einem verblassten gelben Pfeil auf dem Fußboden, der in Richtung Cafeteria zeigt. Die Gänge und Treppen leeren sich merklich. Ein paar Nachzügler huschen an uns vorbei. Dann kehrt Ruhe ein. Herrlich.

Wir nicken Frau Bergmann zu, der guten Seele unserer schicken Schulkantine, und bestellen zwei Donuts mit Karamellglasur.

»Was möchtet ihr trinken?«, fragt sie.

Lena und ich entscheiden uns für Ingwer-Vanille-Tee. Beladen mit Tellern, zwei Bechern und Papierservietten schieben wir uns kurz darauf zwischen Tischen und Stühlen hindurch und steuern auf eine Bank am Fenster zu. Dort stellen wir zuerst die Sachen ab, bevor wir die Rucksäcke abschütteln und uns hinsetzen. Während ich den Tee in meinem Becher vorsichtig schwenke und das Aroma genieße, beißt Lena so gierig in ihren Donut, als hätte sie seit Tagen nichts gegessen.

»Yummie, isch der lecker!«, nuschelt sie mit vollem Mund. »Ich bin ja so ein Zuckerjunkie! Echt schlimm. Wo soll das noch enden?« Sie tupft die letzten Krümel mit dem Finger auf und wischt sich den Mund mit der Serviette ab. Ich kann nur zustimmend nicken. Warum ist alles, was süß und klebrig ist, so unfassbar lecker und gleichzeitig so ungesund? Das hätte man ruhig ein bisschen gerechter regeln können, finde ich.

Während ich kaue, kommt Lena auf Phillips geheimnisvolle Andeutung zurück. »Wandern …«, wiederholt sie nachdenklich. »Hast du irgendeine Ahnung, was er vorhat?«

»Nein, null. Ich wundere mich selbst darüber. Phillip ist überhaupt kein Wandertyp. Der kriegt schon die Krise, wenn ich ihn mal zu einem Spaziergang überreden will.«

»Dein Freund, das geheimnisvolle Wesen.« Lena grinst.

»Als ich klein war, war ich ein paarmal mit meinen Eltern in den Bergen. Ich hab sogar ein silbernes Murmeltierabzeichen bekommen«, sage ich, nicht ganz frei von Stolz.

»Du hast – was?« Lena prustet in den Tee.

»Ein silbernes Murmeltierabzeichen«, erwidere ich todernst. »Da gibt es überhaupt nichts zu lachen. Man bekommt es nur, wenn man genug Stempel in seinem Wanderpass gesammelt hat.«

»Murmeltierabzeichen? Wanderpass? Echt jetzt?« Lena gibt ein röchelndes Geräusch von sich. Wahrscheinlich hat sie sich verschluckt. Geschieht ihr recht. Ich war damals total happy, so viele Wanderstempel gesammelt zu haben. Das weiß ich noch genau. Außerdem war es wahnsinnig anstrengend, kreuz und quer durchs Gebirge zu kraxeln. Bergauf und bergab. Sogar über eine Hängebrücke bin ich gegangen, die über einen rauschenden Bach geführt hat. Auch daran erinnere ich mich noch gut. Die Urkunde und das Abzeichen hab ich garantiert aufgehoben. Ich werfe fast nie irgendwas weg. Jedenfalls nichts Wichtiges.

»Einmal waren wir im Winter im Gebirge und sind eingeschneit. Und bei einem anderen Wanderurlaub hab ich ein ausgebüxtes Alpaka eingefangen«, schwelge ich in längst vergangenen Kindheitserlebnissen. »Es hieß Carlos und war voll knuffig.«

»Carlos.« Lena guckt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

»Ja, Carlos.« Ich nehme einen Schluck Tee, stelle den Becher betont langsam ab und strahle sie an.

»Weiß Phillip davon?« Lena beugt sich so weit vor, dass die Spitzen ihrer hennaroten Kringellockenmähne die Tischplatte berühren.

»Du meinst, von dem Alpaka? Keine Ahnung. Das war, als ich in die Grundschule gegangen bin. Gut möglich, dass ich es ihm irgendwann mal erzählt hab. Warum fragst du?«

»Weil du ein echter Bergprofi zu sein scheinst«, antwortet Lena trocken und lehnt sich wieder zurück.

»Tja.« Ich hebe die Schultern und mache ein unschuldiges Gesicht. »Ich habe einige verborgene Talente.«

Wir fangen gleichzeitig an zu kichern.

»Nee, im Ernst«, sage ich dann. »Es war wirklich schön damals. Ich hätte direkt Lust, mal wieder in die Berge zu fahren und die Wanderwege rauf- und runterzulaufen. Das macht wirklich Spaß.«

»Wow. Du könntest das goldene Murmeltierabzeichen machen«, schlägt Lena vor.

Wir wechseln das Thema und sprechen über die Schule, unsere Freunde, Politik und den üblichen Alltagskram. Weg von der Alm und den Murmeltieren. Aber etwas hat sich in meinen Gehirnwindungen eingenistet und krallt sich dort fest, das spüre ich. Ein winzig kleines, hartnäckiges Häkchen.

Wandern mit Phillip, flüstert es mir verschwörerisch zu. Wäre das nicht traumhaft?

Oh ja, flüstere ich im Stillen zurück. Das wäre es tatsächlich.

Klappe, die zweite. Szenenwechsel. Die nächste große Pause. Sie findet in der Pausenhalle statt, weil es pünktlich mit dem Gong angefangen hat, wie aus Eimern zu schütten. Auf dem Schulhof hüpfen Regentropfen über den Asphalt. Der alte Baum, unter dem wir so gerne sitzen und quatschen, lässt traurig die Blätter hängen. Ich seufze melancholisch, als ich es sehe.

Wir sitzen wieder alle zusammen. Phillip stupst mich an. Sein Lächeln wirkt müde. Ich lehne mich an ihn. Er gähnt.

»Wie ist die Klausur gelaufen?«, frage ich.

»Ganz okay.« Er wickelt einen Schokoriegel aus und hält ihn mir unter die Nase. »Willst du abbeißen?«

»Nein, danke.« Ich spüre seine gleichmäßigen Atemzüge durch das Shirt. »Du wolltest uns noch was erzählen. Es hatte etwas mit Wandern zu tun.«

Phillip knabbert ein Stück von dem Riegel ab.

»Ach ja«, mischt Lena sich ein, als hätte sie nur auf das passende Stichwort gewartet. »Weißt du eigentlich, dass deine Freundin eine richtige Bergziege ist? Sie hat das silberne Murmelabzeichen.«

»Murmeltierabzeichen«, stelle ich richtig.

Paul und Lukas prusten los. Anna und Billi grinsen breit.

»Echt wahr?« Phillip hört auf zu mümmeln. Er klingt plötzlich sehr interessiert.

»Ja-ha«, sage ich gedehnt. »Ich war klein und wollte unbedingt diese Urkunde haben.«

Jetzt lachen alle. Auch Phillip.

»Das ist ja praktisch«, meint er dann.

»Wieso?«, frage ich misstrauisch.

Endlich erzählt er uns, worum es geht. »Unser Nachbar hat eine Berghütte im Allgäu. Er ist schon ziemlich alt, fährt kaum noch hin und will sie nächstes Jahr verkaufen. Er hat gestern mit meinem Vater darüber gesprochen und ihm angeboten, dass wir sie bis dahin jederzeit noch mal nutzen können.« Er knüllt das Einwickelpapier zusammen und versenkt es in der Hosentasche. »Mein Dad hat in der Kanzlei gerade zu viel um die Ohren, aber er hat mich gefragt, ob wir nicht vielleicht für ein Wochenende hinfahren wollen. Ich glaub, er will lieber im Winter in die Berge, wenn Schnee liegt.«

»Eine Hütte im Allgäu?« Ich hebe den Kopf und schaue Phillip an. Er nickt lächelnd.

»Allgäu? Wo ist das?«, fragt Lukas.

»Irgendwo zwischen Bayern und Österreich.« Paul runzelt die Stirn.

»Eine eigene Berghütte? Boah, wie cool!«, meint Anna.

»Hey, das ist doch dein natürlicher Lebensraum, Klawitter! Überall niedliche Murmelviecher, Alphörner und jodelnde Jungs in Lederhosen!« Lena stößt mich mit dem Ellbogen an. Ich muss lachen.

»Das ist aber ziemlich weit weg für ein Wochenende«, sagt Billi nachdenklich. »Und garantiert ganz schön teuer. Wie wollen wir da hinkommen? Und an welches Wochenende dachtest du überhaupt?«

»Ich hab überhaupt noch nicht an irgendetwas Konkretes gedacht«, gibt Phillip zu. »Es ist bisher nur eine Idee. Ich dachte, es könnte vielleicht ganz witzig sein. Wie gesagt, für die Hütte müssen wir nichts bezahlen. Wir dürfen sogar die Vorräte aufbrauchen, die noch da sind. Das Teuerste ist vermutlich die Fahrt dahin.«

»Wenn wir mit der Bahn reisen, können wir vielleicht ein Gruppenticket buchen. Das kostet nicht die Welt.« Anna tippt sich an die Nase.

»Mir gefällt die Idee«, sage ich leise.

»Ich wusste es.« Phillip nimmt meine Hand zwischen seine Finger und drückt sie sanft.

In den Lautsprechern über unseren Köpfen knackt es. Kurz darauf erinnert uns eine melodische Tonfolge daran, dass unser Schultag noch lange nicht zu Ende ist.

Paul ächzt.

»Was haben wir jetzt?«, wende ich mich an Lena.

»Bio«, sagt sie knapp und lässt eine blaue Kaugummiblase platzen.

Bio ist gut, denke ich. Vielleicht gucken wir ja einen Film über die Zellmembranen von Gelbbrandkäfern oder so was Ähnliches. Und während Lena für uns beide Notizen macht, kann ich ganz ungestört von dieser Berghütte im Allgäu träumen. Ich sehe sie direkt schon vor mir. Wunderschön gelegen auf einer blühenden Wiese mit possierlichen Murmeltieren. Im Hintergrund die Gipfel der schneebedeckten Alpen und ringsherum romantisches Kuhglockengeläut. Phillip hackt mit freiem Oberkörper Feuerholz für den Kamin, während ich die Ziegen füttere und …

»Kommst du oder willst du hier festwachsen?« Lena zupft an meinem Ärmel und reißt mich aus dem edelweißgesprenkelten Bergidyll. Ich stolpere hinter ihr und den anderen her.

»Lasst uns später in Ruhe weiterquatschen«, schlägt Phillip vor.

Ich finde, das klingt nach einem sehr vernünftigen Plan. Wir verabreden uns für den späten Nachmittag in unserem Stammimbiss in der Stadtpassage.

Nach der Schule fahre ich schnell nach Hause, um unseren Keller nach brauchbaren Wanderstiefeln zu durchwühlen. Natürlich bilde ich mir nicht ein, dass mir meine uralten Kinderstiefel noch passen würden. Da könnte sich nicht mal mehr mein kleiner Bruder reinzwängen. Der trägt mittlerweile Schuhe von der Größe eines dreisitzigen Ruderboots. Aber wenn mich nicht alles täuscht, müssten hier noch irgendwo Stiefel von meiner Mutter herumstehen. Es ist zwar ewig lange her, dass sie und mein Dad das letzte Mal auf einer Wanderung waren, aber wir haben inzwischen die gleiche Schuhgröße. Falls sich also tatsächlich noch irgendwo perfekt eingelaufene Wanderstiefel verstecken, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie mir passen könnten.

»Conni? Bist du unten?«

»Ja!«, rufe ich zurück. Wer sollte es sonst sein? Das Haus war leer, als ich vor einer Viertelstunde eingetrudelt bin. Mein Bruder ist auf Klassenfahrt, mein Vater im Büro. Und Einbrecher fangen bestimmt nicht ausgerechnet im Keller an, um in einem überfüllten Schuhregal zwischen abgewetzten Gummistiefeln und müffelnden Sportschuhen nach wertvollen Gegenständen zu suchen, oder? Nee, ich glaub, die gehen deutlich methodischer vor als ich.

Von oben nähern sich die Schritte meiner Mutter.

»Hey, Mam.« Ich wische mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und grinse, als sie um die Ecke lugt.

»Suchst du nach etwas Bestimmtem?« Sie guckt mich fragend an.

»Jepp.« Ich nicke. »Du weißt nicht zufällig, wo deine alten Wanderstiefel stecken? Die dunkelroten mit den weißen Schnürsenkeln?«

Jetzt schaut sie nicht mehr fragend, sondern leicht konfus. Es ist ziemlich einfach, sie zu verwirren. Besonders ich habe ein gewisses Talent dafür.

»Meine Wanderstiefel?«, wiederholt sie. »Die Dinger habe ich schon vor Jahren in die Altkleidersammlung gegeben.«

»Dann kann ich ja aufhören zu suchen.« Ich schiebe mich an ihr vorbei und gehe nach oben. Sie folgt mir.

»Was wolltest du mit den Stiefeln? Habt ihr Wandertag in der Schule?«

Wandertag? Pru-hust! Manchmal steckt meine Mam echt tief in der Vergangenheit fest. Ich erzähle ihr, worum es geht. Auch, dass es noch nicht viel mehr als eine sehr vage Idee ist.

»Die Hütte steht leer. Wir können sie jederzeit haben. Aber wir wissen überhaupt noch nicht, wann, wie und ob es überhaupt was wird«, gebe ich zu.

»Das ist ja auch eine Kostenfrage«, meint sie, während sie die Einkäufe in den Vorratsschrank räumt. Ich helfe ihr dabei.

»Wir müssten nichts bezahlen. Nur die Fahrt.« Ich schnappe mir einen Apfel und halte ihn kurz unter den Wasserhahn, bevor ich reinbeiße.

»Eine Hütte im Allgäu«, sagt sie und seufzt sehnsüchtig. »Da bekomme ich ja direkt selber Lust, mal wieder auf eine Bergtour zu gehen.«

Ich erinnere sie daran, dass sie ihre Stiefel weggegeben hat. »Falls es tatsächlich mit unserem Kurztrip klappen sollte, muss ich mir also eh neue kaufen. Die leihe ich dir dann gerne mal.« Ich klopfe ihr auf die Schulter und drehe mich um. »Falls was ist: Ich bin oben.«

»Ich fahre gleich wieder in die Praxis.«

»Dann sehen wir uns heute Abend. Ciao, Mam!«

»Tschüss, Conni.«

In meinem kuscheligen Zimmer unter der Dachschräge werfe ich mich aufs Bett und erwecke den alten himbeerroten Laptop zum Leben, um das Internet nach erschwinglichen Stiefeln zu durchforschen. Kater Mau sitzt auf der Fensterbank und beobachtet mich aufmerksam. Ich lächele, als ich es bemerke. Obwohl es noch lange nicht feststeht, dass es überhaupt etwas wird mit unserer Reise, stecke ich mit dem Kopf schon mittendrin in den Vorbereitungen. Die Aussicht, ein paar Tage mit meinen Lieblingsfreunden in einer gemütlichen Berghütte zu verbringen, ist einfach viel zu schön. Es MUSS irgendwie klappen.

Während ich auf der Seite eines Bergsport-Ausrüsters die Damenmodelle in meiner Größe rauf- und runterscrolle, die Preise vergleiche und mich auf der Stelle in ein Paar preisreduzierte himmelblaue Traumstiefel verknalle, drücke ich meinen linken Daumen so fest, dass es fast wehtut.

Wenn ich vorausschauend die nächstgrößere Nummer wähle und etwas dickere Socken anziehe, wäre es vermutlich perfekt. Dann kann ich die Dinger auch noch in ein paar Jahren tragen, falls Phillip und ich irgendwann mal den Mount Everest oder irgendeinen anderen Berggipfel bezwingen oder vielleicht den berühmten Appalachian Trail in den USA erwandern wollen. Der führt quer durch 14 Bundesstaaten, bergauf und bergab. Da braucht man optimal sitzende, perfekt eingelaufene Boots, die nicht gleich an der ersten Steigung ihren Geist aufgeben. Nicht, dass Phillip und ich das in der nächsten Zeit vorhätten – schön wär’s! –, aber man wird ja ein bisschen träumen dürfen, oder? Bis es so weit ist, konzentriere ich mich auf die hübsche Hütte im Allgäu. Der Trail muss warten.

Ich mache mir eine Notiz, damit ich meine zukünftigen Wanderstiefel wiederfinde, wenn ich sie wirklich bestellen möchte. Hoffentlich sind sie dann noch da. In meiner Größe sind nur noch drei Paar auf Lager.

»These boots are made for walkin’«, singe ich vor mich hin. Oh ja, diese Stiefel sind nicht nur fürs schnöde Fortbewegen gemacht, sondern auch wunderschön. Ich liebe sie jetzt schon.

Bevor ich den Laptop runterfahre, recherchiere ich noch ein wenig über unser Reiseziel. In der Online-Ausleihe der Stadtbücherei stöbere ich gleich mehrere passende Bücher zum Thema auf. Ich reserviere zwei davon. Einen umfangreichen Fotobildband mit dem klingenden Titel Unser wunderschönes Allgäu und eine Art Wanderführer für Dummies. Beide Titel scheinen wie für mich gemacht zu sein. Genau wie die Boots.

Weil ich noch Zeit habe, besuche ich spaßeshalber einige Info-Seiten über einen gelungenen Urlaub in den Bergen.

»Wandern im Allgäu«, lese ich halblaut, während ich mit einer Hand Kater Mau kraule, der es sich inzwischen bei mir bequem gemacht hat. »Lost Places für echte Entdecker und spektakuläre Attraktionen, die Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten! – Das klingt nicht schlecht, oder?«

Mau schnurrt zustimmend.

Ich lerne erstaunliche Dinge über die saubersten Badeseen Bayerns, die zahlreichen kilometerlangen traumhaften Alpenwege, die es dort gibt, über alte Herrscher, Könige, Schlösser und Burgen, die gesunde Luft, die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt und so weiter und so fort. Nach dieser geballten Überdosis an Input habe ich das sichere Gefühl, bestens gerüstet zu sein. Egal, was kommt.

Gute Planung ist die beste Vorbereitung

Als ich zwei Stunden später zur verabredeten Zeit mein Rad neben der Eingangstür zum City-Imbiss abschließe, hocken die anderen schon an unserem Lieblingstisch in der Ecke und stecken die Köpfe zusammen. Das sehe ich durch die Fensterscheibe. Leider sind nicht alle da. Anna hat einen Zahnarzttermin. Lena hilft Krischan auf dem Hof. Und Dina und Daniel stecken mitten in einem Kunstprojekt, das sie gemeinsam auf die Beine stellen und bei einem Nachwuchswettbewerb einreichen wollen. Worum es geht, haben sie noch nicht verraten.

Ich habe vorhin nur kurz mit Dina telefoniert und ihr von der Berghütte erzählt. Besonders euphorisch hat sie nicht gerade reagiert. Ich glaube, das Projekt nimmt sie zu sehr in Anspruch. Aber ich soll sie trotzdem auf dem Laufenden halten.

Ich betrete den Laden, in dem es wie immer leicht ranzig nach Frittenfett, Ketchup und Currywurst müffelt, und quetsche mich auf einen freien Stuhl zwischen Billi und Paul. Phillip sitzt mir gegenüber. Wir zwinkern uns zu.

»Na, du?«, sagt er und schiebt mir seine Cola hin. Ich trinke einen Schluck und schiebe das Glas zurück.

»Hey, ihr!«, sage ich in die Runde.

Lukas winkt mit einem Bierdeckel.

Billi stößt mich von der Seite an. »Phillip hat Fotos von der Hütte dabei. Sieht ganz hübsch aus.«

»Cool! Zeig mal her!« Ich strecke die Hand nach Phillips Smartphone aus. Er schüttelt den Kopf und lächelt, während er lässig in die Innentasche seiner Jacke greift.

»Es sind echte Fotos. Keine digitalen«, betont er und drückt mir einen kleinen Stapel in die Hand.

»Die sind ja noch schwarz-weiß!« Ich nehme die Bilder entgegen und staune.

»Unser Nachbar ist eben oldschool. Ich glaube, er hat sie sogar selbst entwickelt«, erwidert Phillip schulterzuckend.

Ich breite die Fotos vor mir auf der Tischplatte aus und betrachte sie der Reihe nach. Berge, Täler, Wiesen und eine Hütte mit Blumenkästen und einem geschnitzten Balkon. Das pure Alpen-Idyll in herrlich altmodischen Grauabstufungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass alles in Farbe eine ganze Ecke besser rüberkommen würde, aber die Aufnahmen haben trotzdem unheimlich viel Charme. Menschen sind nicht zu sehen. Nur ein gefleckter Hund, der auf einem der Fotos direkt in die Kamera blinzelt und mit seitlich heraushängender Zunge zu lächeln versucht.

»Von wann sind die?«, frage ich Phillip.

»Keine Ahnung. Willst du was trinken? Essen? Beides?« Sein Glas ist leer. Er steht auf, um an der Theke Nachschub zu ordern.

»Hunger hab ich nicht. Aber ein Apfelsaft wäre super.« Ich schiebe die Fotos wieder zu einem Stapel zusammen.

»Und? Was denkst du?«, fragt Billi mich. »Sieht ganz hübsch aus, oder?«

»Ja, schon. Wie die Hütte eines urigen Almbewohners mit Rauschebart, Lederhose und Trachtenhut.«

Billi lacht. Paul und Lukas wechseln einen vielsagenden Blick und widmen sich wieder der riesigen Pommes-Platte, die sie sich brüderlich teilen.

»Die beiden sind nicht so begeistert«, erklärt Billi mir mit einem Fingerzeig auf die Jungs.

»Und wieso nicht?«

»Sie behaupten, dass es wie eine Bruchbude aussieht und dass in der Gegend wahrscheinlich überhaupt nichts los ist.«

Damit könnten sie vielleicht sogar recht haben, überlege ich im Stillen. Nicht mit der Bruchbude, aber mit dem Rest schon. Außer Bergen, Tälern und Natur scheint es da wirklich nicht viel zu geben.

»Bestimmt ist da irgendwo in der Nähe eine größere Ortschaft«, vermute ich ins Blaue hinein.

»Klar. Irgend so ’n ödes Bergkaff.« Paul nimmt sich ein Kartoffelstäbchen, stippt es zuerst in Mayonnaise, dann in Ketchup und grunzt.

»Sei nicht so negativ. Es zwingt dich doch niemand mitzukommen.« Phillip beugt sich über meine Schulter und stellt eine Flasche Apfelsaft und ein Glas vor mich hin.

»Danke.«

»Immer gern.« Er rückt wieder auf seinen Platz neben Lukas und schüttelt den Kopf. »Echt, Leute. Ihr macht mich fertig. Es war doch nur ein Vorschlag. Wer nicht will, bleibt hier.«

»Wie jetzt? Kein Gruppenzwang?« Lukas hebt sein Malzbier an die Lippen.

»Blödmann«, knurre ich. Lukas nervt mich zuverlässig wie immer. Von mir aus kann er gern zu Hause bleiben. Hauptsache, Anna kommt mit.

»Wenn wir uns jetzt schon streiten, ist eine abgelegene Hütte in den Bergen vielleicht nicht so der ideale Ort für uns.« Billi tippt sich nachdenklich an die Nase und macht ein komisches Gesicht.

Ich muss lachen. »Ach was. Wir müssen nur die scharfen Messer und alle anderen gefährlichen Gegenstände gut verstecken, dann passt das schon. Ich hätte jedenfalls richtig Lust auf ein kleines Bergabenteuer mit euch allen. Von mir aus kann’s nächstes Wochenende losgehen.«

»Nächstes Wochenende ist ungünstig. Da haben wir ein wichtiges Auswärtspunktspiel. Aber vielleicht das darauf? Das wäre dann sogar ein verlängertes. Wegen des Feiertags und der beweglichen Ferientage.« Phillip guckt mich erwartungsvoll an.

»Ja, klar! Das wäre tatsächlich perfekt.« Ich strahle ihn an. Er strahlt zurück. Mir wird ganz warm ums Herz. Sollen Lukas und Paul ruhig herumnörgeln und nach Haaren in der Suppe suchen. Wenn die beiden so zickig drauf sind, bitte sehr. Dann fahren Phillip und ich eben allein.

Okay, Billi möchte auch mit, wie es scheint. Aber die ist total lieb und pflegeleicht. Wahrscheinlich wird sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf irgendeiner Wiese hocken und plüschige Berghamster in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten.

Was ist mit Lena und Krischan?, fällt mir ein. Ob Krischan sich für ein paar Tage von seinem Bauernhof losmachen kann? Und ob Anna sich ohne Lukas traut? Die sind extrem symbiotisch, seit sie zusammen sind, und hängen meistens nur noch eng umschlungen zu zweit ab. Ein Wunder, dass Lukas heute allein gekommen ist. Dina und Daniel lasse ich vorsichtshalber auch mal außen vor. Dina hat zwar nicht erwähnt, bis wann sie mit ihrem Projekt fertig sein müssen, aber so bald wird das wohl nicht sein. Paul zähle ich auch nicht mit, so stinkig, wie der drauf ist. Warum wohl? Welche Miese-Laune-Laus hockt dem auf der Leber?

Lauter unbeantwortete Fragen. Trotzdem fange ich tief in mir drin schon mal an, mich ganz vorsichtig zu freuen. Auf die schwarz-weiße Hütte in der schwarz-weißen Landschaft, die in Wirklichkeit bestimmt viel, viel hübscher aussieht als auf den verstaubten Fotos. Und auf die Zeit mit meinem Dream-Team freue ich mich auch, selbst wenn es möglicherweise nur aus der Hälfte bestehen wird. Aber das bekomme ich bis dahin vielleicht auch noch geregelt. Wäre doch gelacht, Klawitter!

»Hey, wo bist du gerade?«, holt Phillip mich in die Realität zurück.

»Im Allgäu«, erwidere ich wahrheitsgemäß.

»Du bist echt süß«, sagt er und grinst.

Ich widerspreche ihm nicht.

Am Abend zoome ich ausführlich mit Anna und Lena und schildere ihnen die einsame Allgäuer Berghütte in den schillerndsten Farben. Sehr viel schillernder, als sie in Wirklichkeit vermutlich ist. Aber ich kann nicht anders. Ich habe eine wild blühende Fantasie. Da wird jede noch so schlichte Holzhütte zu etwas ganz Besonderem.

»Das muss ja ein richtiges Luxus-Chalet sein. Gibt es da zufällig einen Swimmingpool?«, fragt Anna neugierig.

»Auf den Fotos war keiner zu sehen. Aber wer weiß, was alles hinter der Bretterfassade steckt? Vielleicht ein Whirlpool? Eine Sauna? Ein Kamin mit dem flauschigen Fell eines Yetis davor? Alles ist möglich. Lassen wir uns überraschen.« Ich hebe die Arme über den Kopf und strecke den Rücken durch. Es ist schon ziemlich spät und ich habe noch einen Batzen Hausaufgaben zu erledigen.

»Wandern, oh Mann … Ich hab echt keine Ahnung, ob das wirklich so mein Ding ist«, meint Lena. Sie verzieht den Mund.

»Dann finde es heraus«, schlage ich vor. »Hast du denn mit Krischan darüber gesprochen? Hätte er Lust?«

»Lust vermutlich schon. Aber ob er auch Zeit hat? Ein ganzes Wochenende weg vom Hof – da muss er sich rechtzeitig um eine Vertretung kümmern. Wir überlegen es uns, okay?«

»Ja, klar. Es steht ja auch noch gar nichts fest.«

Lena klinkt sich aus. Anna und ich sprechen noch ein bisschen weiter. Dass Lukas und Paul vorhin im Imbiss eine ziemlich negative Stimmung verbreitet haben, verrate ich ihr nicht. Sie weiß ja selbst, wie die beiden sein können. Besonders Lukas. Manchmal frage ich mich wirklich, wie sie es schon so lange mit dem aushält. Beste Freunde werden wir in diesem Leben nicht mehr, Lukas und ich. Das steht fest.

Ich wechsele das Thema – nein, nicht wirklich – und erzähle ihr von den himmelblauen Wanderstiefeln, in die ich mich vorhin spontan verguckt habe. Sie will sofort wissen, wie der Internetshop heißt. Ich sage es ihr.

»Ich geh gleich mal nachschauen, ob die auch was Hübsches für mich haben. Wir sehen uns morgen früh. Ciao, Conni!«

»Tschüss, Anna.« Ich muss grinsen. Jede Wette, dass Anna eher Wanderstiefel hat als ich.

Mein grauer Tigerkater streift mir um die Beine und maunzt. Ich kraule seinen Nacken und hebe ihn vorsichtig hoch. Während er es sich auf meinem Schoß bequem macht, greife ich nach dem Handy und tippe Phillips Kurzwahlnummer ein. Es dauert eine ganze Weile, bis er sich endlich meldet.

»Hey!«, meldet er sich atemlos, als ich gerade auflegen will.

»Hab ich dich bei irgendetwas gestört?«, erkundige ich mich. Mau schnurrt leise. Ich lege meine Hand auf seinen Rücken und spüre die feinen Vibrationen.

»Nein, überhaupt nicht. Ich war nur kurz bei meiner Mam.«

»Ah, cool. Wie geht’s ihr denn? Alles gut so weit?«

»Ja. Es wird immer besser.«

Ich kann an seiner Stimme hören, dass er lächelt. Ich sehe es direkt vor mir. Ganz automatisch muss ich auch lächeln. Phillip hat so viel durchgemacht. Es ist schön, dass er seinen Optimismus wiedergefunden hat. Seine Mutter lag nach einem schweren Autounfall ziemlich lang im Krankenhaus. Anschließend war sie in einer Rehaklinik, um wieder auf die Beine zu kommen. Ursprünglich war geplant, dass sie von dort aus direkt nach Namibia zurückkehrt, sobald es möglich ist. Aber daran ist noch nicht zu denken. Sie lebt jetzt in einer extra umgebauten Einliegerwohnung im Erdgeschoss der Villa, die Phillips Vater gehört. Es ist ein bisschen kompliziert, weil Herr Graf seit einiger Zeit eine neue Lebensgefährtin hat. Er und Phillips Mutter sind schon lange geschieden, aber sie halten zusammen. Für Phillip ist das echt wichtig. Er hatte eine schlimme Zeit nach dem Unfall, während der er sich total abgekapselt hat. Umso mehr genießt er es jetzt, möglichst viel Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Das bedeutet allerdings, dass ich ihn außerhalb der Schule nicht mehr so oft zu Gesicht bekomme, wie ich eigentlich möchte. Egal, ich stecke gerne zurück, damit er happy ist. Es ist ja auch nicht für die Ewigkeit. Frau Graf macht tolle Fortschritte und möchte so schnell wie möglich zurück in ihr altes Leben. Das sagt sie selbst. Bis dahin ist diese Lösung also wirklich die beste. Sie bekommt regelmäßig Besuch vom Physiotherapeuten und ist schnell in der Klinik, wenn Nachuntersuchungen gemacht werden müssen.