Conni & Co 16: Conni, Phillip und das Katzenteam - Dagmar Hoßfeld - E-Book

Conni & Co 16: Conni, Phillip und das Katzenteam E-Book

Dagmar Hoßfeld

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Jakob behauptet, eine fremde Katze im Garten beobachtet zu haben, glaubt Conni ihrem Bruder kein Wort. Das Tier soll sich an Maus Napf bedient haben. Conni ist sich jedoch sicher, dass es in der ganzen Nachbarschaft keine einzige Katze mit schwarzem Fell gibt. Dann fängt Kater Mau an, sich seltsam zu benehmen. Er wirkt plötzlich ängstlich und will kaum noch aus dem Haus. Außerdem frisst er unglaublich viel. Sein Futternapf ist ständig leer. Was ist da los? Das wird ein Fall für Conni & Co! Die Reihe Conni & Co: - Aufregendes und warmherziges Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren - Ganz dicht an den Bedürfnissen von Preteens - Schule, Freundschaft, erste Liebe, Familie - Themen, die lebensnah sind - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang - Bereits über 1 Million verkaufte Bücher der Erfolgsreihe von Bestsellerautorin Dagmar Hoßfeld

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 209

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dagmar Hoßfeld: Conni, Phillip und das Katzenteam (Band 16)

Als Jakob behauptet, eine fremde Katze im Garten beobachtet zu haben, glaubt Conni ihrem Bruder kein Wort. Das Tier soll sich an Maus Napf bedient haben. Conni ist sich jedoch sicher, dass es in der ganzen Nachbarschaft keine einzige Katze mit schwarzem Fell gibt. Dann fängt Kater Mau an, sich seltsam zu benehmen. Er wirkt plötzlich ängstlich und will kaum noch aus dem Haus. Außerdem frisst er unglaublich viel. Sein Futternapf ist ständig leer. Was ist da los? Das wird ein Fall für Conni & Co!

Wohin soll es gehen?

  Buch lesen

  Viten

  Das könnte dir auch gefallen

  Leseprobe

»Jakob!« Conni steht in ihrem frisch renovierten Zimmer und ist stinksauer. »Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du hier nichts zu suchen hast?«

Jakob lugt um die Ecke und grinst. »Hundert Trillionen Mal vielleicht? Ich hab nicht so genau mitgezählt.«

Conni stemmt die Hände in die Hüften und funkelt ihn an. Sie mag ihren kleinen Bruder. Wirklich, sehr sogar. Aber manchmal ist er eine echte Nervensäge.

»Dann hast du wahrscheinlich auch keine Ahnung, wie diese Schokoladenpfoten an die Fensterscheibe gekommen sind, oder?« Conni macht ein nachdenkliches Gesicht und spricht weiter, als wäre Jakob gar nicht da. »Hm, das ist wirklich seltsam … Ich hab zwar schon lange keine Schokolade mehr gegessen, aber na ja, diese Fingerabdrücke passen eh nicht zu mir. Ich könnte schwören, dass es deine sind. Die Größe kommt jedenfalls hin.«

»Mann, du bist ja ’ne super Detektivin!« Jakob kichert. »Logo sind das meine Fingerabdrücke.«

»Wie bitte?« Conni fährt herum. »Du gibst es freiwillig zu, ohne dass ich dich durchkitzeln muss?«

»Klar«, erwidert Jakob schulterzuckend. »Schließlich war es ein Notfall. Ich musste eine Katze beobachten, die durch unseren Garten gelaufen ist. Von meinem Zimmer aus ging das nicht so gut.«

»Jakob, eine Katze, die durch den Garten läuft, ist doch kein Notfall! Oder war sie etwa verletzt?«

»Nein«, sagt Jakob sofort. »Aber sie hat aus Maus Wassernapf getrunken und ist auf unsere Gartenbank gehüpft, als würde sie hier wohnen.«

Conni muss lachen. »Wahrscheinlich lebt sie irgendwo in der Nähe und hat nur einen Spaziergang gemacht. Wie sah die denn aus?«

»Ganz schwarz, wie ein echter Panther«, antwortet Jakob fast ehrfürchtig. »Nur nicht so groß.«

Conni schaut nachdenklich aus dem Fenster. »Eine schwarze Katze hab ich hier noch nie gesehen. Wem die wohl gehört?« Sie wendet sich wieder Jakob zu. »Aber ein Notfall war das trotzdem nicht. Jedenfalls keiner, der dir erlauben würde, einfach in mein Zimmer zu marschieren. Das darfst du erst, wenn ein Einhorn vom Himmel fällt und sich das Horn verstaucht. Oder wenn sich ein rosa Kaninchen in Mamas Blumenbeet verirrt und die Rosen anknabbert. Das wären echte Notfälle.« Sie strubbelt Jakob durch die Haare. »Und jetzt raus mit dir! Wolltest du nicht mit Marie Fußball spielen?«

»Doch, klar. Ich hol nur schnell den Ball!« Jakob dreht sich um und flitzt schon nach unten.

»Viel Spaß!«, kann Conni gerade noch hinter ihm herrufen. Eine fremde schwarze Katze, die so tut, als würde sie hier wohnen … Das ist wirklich seltsam. Aber vielleicht hat Jakob sich auch getäuscht und es war irgendetwas anderes. Der Schatten von Mau zum Beispiel.

Wie auf Bestellung maunzt es hinter ihr. Ein kleiner Tigerkater stolziert auf Samtpfoten ins Zimmer und streicht ihr schnurrend um die Beine.

»Hey, mein Süßer!« Conni krault ihn zwischen den Ohren. Mau reibt den Kopf an ihrer Hand und schließt die Augen. Sein Schnurren wird lauter. Conni will ihn gerade hochheben, als er sich blitzschnell umdreht, durch den Flur huscht und mit großen Sprüngen die Treppe hinunterjagt, als hätte er plötzlich etwas Wichtiges zu erledigen. Conni folgt ihm nach unten. In der Küche füllt sie seinen Fressnapf. Der Kater fällt so gierig darüber her, als hätte er seit Tagen nicht gefressen. »Meine Güte, Mau! Schling nicht so! Dir frisst doch niemand etwas weg.«

Mau schaut kurz auf und mustert Conni zweifelnd.

Woher willst du das wissen?, scheint er fragen zu wollen. Dann widmet er sich wieder seiner Mahlzeit.

Conni geht zum Obstkorb und nimmt sich einen Apfel. Ihr Blick fällt auf den Familienkalender an der Wand. Heute ist Mamas langer Tag in der Praxis. Papa hat eine Besprechung im Bauamt. Das bedeutet, dass Jakob und sie nachher für das Abendbrot zuständig sind. Zu Mittag haben sie beide in der Schule gegessen. Jacob hatte Gemüselasagne, bei Conni gab es Pizza.

Sie knabbert den Apfel bis aufs Kerngehäuse ab. Mau ist inzwischen fertig mit futtern.

»Komm mit!«, fordert sie ihn auf. »Ich lass dich in den Garten.«

Der Kater springt schon voraus, als hätte er sie genau verstanden.

Natürlich hat er das, denkt Conni. Schließlich ist er total schlau. Er versteht garantiert jedes Wort!

Sie öffnet die Haustür. Mau bleibt kurz stehen und hält seine Nase in die Luft, um zu wittern. Dann macht er einen Sprung und verschwindet hinter einem Gebüsch.

Conni geht langsam um das Haus herum und wirft das Kerngehäuse auf den Komposthaufen, damit die Amsel, die im Garten lebt, es abknabbern kann. Hinter dem Gartenhaus raschelt es. Es klingt, als würde etwas durchs Gebüsch schleichen und sich sehr bemühen, bloß kein Geräusch zu machen. Vielleicht hat Mau eine spannende Fährte entdeckt und verfolgt sie?

»Wenn du nachher reinwillst, benutz gefälligst die Katzenklappe!«, ruft Conni.

»Mach ich!«, ruft jemand vom Nachbargrundstück.

»Dich meine ich nicht, Paul!« Conni lacht.

»Nicht?« Ein blonder Haarschopf taucht über der Hecke auf, die die beiden Gärten voneinander trennt. Paul, Maries Bruder und Connis ältester Freund, grinst von einem Ohrläppchen zum anderen.

»Nee.« Conni grinst ebenfalls. »Spielt ihr schön?«, zieht sie Paul auf.

»Yep. Hast du Lust mitzumachen? Wir könnten noch eine Torfrau gebrauchen.«

»Vielleicht ein anderes Mal. Ich muss noch einen Haufen Vokabeln lernen und mich dann um das Abendessen kümmern.«

»Vokabeln? Urgs, erinner mich bloß nicht an die Schule!« Paul zieht seinen Kopf schnell wieder zurück.

»Schickst du Jakob gegen halb sieben rüber? Er ist heute dran mit Tischdecken.«

»Klar, mach ich«, verspricht Paul und winkt.

Conni streift weiter durch den Garten. Mal sehen, was ihre Tomaten machen. Sie hat von Frau Sandulescu eine Tüte Samen geschenkt bekommen. Mama hat ihr ein paar alte Blumentöpfe gegeben und aus der Stadt Anzuchterde mitgebracht. Zuerst hat Conni die Blumentöpfe knallbunt angemalt, dann mit der Erde gefüllt, die Samen darin versenkt und sie anschließend begossen. Inzwischen zeigen sich die ersten grünen Blättchen an fadendünnen Stängeln. Kaum zu glauben, dass aus diesen winzigen Dingern mal echte Tomatenpflanzen werden sollen, deren Früchte man irgendwann sogar essen kann. Conni kann’s kaum erwarten.

Sie verschwindet im Gartenschuppen, wo die Töpfe aufgereiht auf einem Regalbrett am Fenster stehen. Sobald die Pflanzen kräftig genug sind, sollen sie hinaus ins Freie. Aber noch sind sie viel zu zart und zu empfindlich.

Conni schnappt sich die Gießkanne und taucht sie draußen in die Regentonne, um sie zu füllen, als ihr Handy düdelt. Sie zieht es mit spitzen Fingern aus der Tasche und wirft einen Blick auf das Display.

PHILLIP leuchtet es ihr in Großbuchstaben entgegen.

»Hey«, meldet sie sich.

»Selber hey!«, antwortet Phillip. »Stör ich? Was machst du gerade?«

»Mit dir telefonieren, während ich gleichzeitig eine Gießkanne in eine Tonne halte und sie unter Wasser drücke«, antwortet Conni wahrheitsgemäß. »Ups, warte mal kurz!«

Sie klemmt sich das Telefon unters Kinn. Die Kanne ist randvoll und geht fast unter. Sie braucht beide Hände, um sie über den Rand des Fasses zu hieven.

»Soll ich lieber später noch mal anrufen?«, hört sie Phillip fragen.

»Nö, ich hab’s gleich!« Mit Schwung hebt Conni das grüne Monster hoch und stellt es auf einer Steinplatte neben der Regentonne ab. Sie richtet sich ächzend auf und hält sich das Handy wieder ans Ohr. »Bist du noch dran?«

»Ja, klar. Verrätst du mir, was du wirklich gerade gemacht hast? Es hörte sich an, als hättest du ein Sofa oder einen Kleiderschrank gestemmt.« Phillip lacht leise.

»Es war wirklich nur eine Gießkanne. Aber die war unglaublich schwer.« Conni lässt sich im Schneidersitz ins Gras sinken und fährt mit der Handfläche über die kurzen Halme. Es kitzelt.

»Hast du zufällig Lust auf ein Eis?«, fragt Phillip. »Ich bin in der Stadt. Wir könnten uns bei Angelos Eisdiele treffen.«

Ob sie Lust auf ein Eis hat? Was für eine Frage! Eis geht immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Conni ist sich ziemlich sicher, dass sie es sogar schon zum Frühstück verdrücken könnte. Nur leider würden Mama und Papa das garantiert nicht erlauben.

»Mist, geht nicht«, sagt sie seufzend. »Meine Eltern arbeiten heute länger. Jakob und ich müssen uns nachher um das Abendbrot kümmern. Obwohl – wie spät ist es denn?«

Phillip sagt es ihr. Conni überlegt. Jakob ist immer noch nebenan bei Marie.

»Für eine halbe Stunde könnte ich mich vielleicht aus dem Staub machen. Ich muss nur schnell Paul fragen, ob er solange Babysitter spielt.«

»Okay«, sagt Phillip. »Ich bin auf dem Marktplatz und warte auf dich. Wenn es nichts wird, melde dich noch mal. Okay?«

»Ist gut«, sagt Conni und legt auf.

Drei Minuten später radelt sie in Richtung Innenstadt. Paul war sofort einverstanden. »Passt schon«, hat er gesagt. »Wir spielen einfach noch eine Halbzeit.«

Als sie auf dem Marktplatz ankommt, sieht sie Phillip schon von Weitem. Sein Rennrad lehnt am Brunnen. Er selbst sitzt auf der Umrandung und lässt die Füße baumeln. Conni steigt ab und schiebt ihr Mountainbike direkt auf ihn zu.

»Hi!« Er hüpft von der niedrigen Mauer.

»Hallo.« Sie geht ihm lächelnd entgegen, stellt ihr Rad neben seins und wischt sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie ist ein bisschen außer Atem, weil sie so schnell gefahren ist. Ihre Wangen sind gerötet. Phillip betrachtet sie aufmerksam.

»Ist was?«, fragt sie belustigt.

»Nö, alles gut.« Er vergräbt die Hände in den Taschen seiner Cargojeans.

Conni zeigt auf die Eisdiele. »Wollen wir uns an einen Tisch setzen oder das Eis holen?«

Sie entscheiden sich dafür, ihr Lieblingseis zu kaufen und sich damit an den Brunnen zu setzen.

»Was möchtest du? Zwei Kugeln, wie immer?«, fragt Phillip. Conni nickt. Er dreht sich um und läuft los. »Wird geliefert!«, ruft er über die Schulter.

Conni setzt sich auf die Mauer. Die Steine sind von der Sonne aufgewärmt. Aus einer schmalen Granitsäule plätschert unablässig klares, eiskaltes Wasser. Sie hält ihre Hand hinein und sieht auf dem Grund des Brunnens Münzen schimmern, die jemand hineingeworfen hat. Sie überlegt, ob sie ein Fünf-Cent-Stück opfern und sich etwas wünschen soll, aber da fällt ihr ein, dass sie in der Eile gar kein Geld eingesteckt hat. Außerdem taucht in dieser Sekunde Phillip auf.

»Zwei Kugeln Erdbeere mit Sahne, Streuseln und einer extra runden Waffel, Signorita!«, sagt er und verbeugt sich.

Conni nimmt den Becher kichernd entgegen. Phillip hockt sich neben sie und zeigt auf den Brunnen. »Hast du dir was gewünscht?«

»Nein. Ich war gerade dabei, mir etwas zu überlegen, aber du hast mich unterbrochen.« Conni zieht die Waffel aus dem Eis und knuspert konzentriert daran herum.

»Oh, das tut mir leid.«

»Muss es nicht. Ich hab sowieso kein Geld dabei. Die Kohle für mein Eis geb ich dir morgen in der Schule, okay?«

»Nicht nötig. Du bist beim nächsten Mal dran.« Phillip schleckt an seinem Schokoeis. Mit der anderen Hand angelt er etwas aus seiner Hosentasche und reicht es Conni. Es ist ein blitzblankes Cent-Stück. Conni betrachtet es von allen Seiten.

»Das ist ja nagelneu!«, stellt sie fest.

»Dann funktioniert es bestimmt super, wenn du dir was wünschst«, meint Phillip grinsend. »Hey, pass auf! Du solltest den Eisbecher vielleicht lieber gerade halten.«

Conni hält die Münze links und den Eisbecher rechts. Und jetzt soll sie sich auch noch etwas wünschen? Etwas, das unbedingt in Erfüllung gehen soll? Sie fühlt sich ein bisschen überfordert. Doch dann hebt sie die Hand und wirft das Cent-Stück in hohem Bogen in den Brunnen, wo es leicht torkelnd zu Boden sinkt. Phillip nickt zufrieden. Conni findet es gut, dass er nicht wissen will, was sie sich gewünscht hat. Wären Anna, Billi und Dina hier, würden sie sie gnadenlos löchern, da ist sie sich ziemlich sicher. Dabei weiß doch jeder, dass man das, was man sich wünscht, niemals und unter keinen Umständen jemandem verraten darf. Jedenfalls nicht, wenn man eine Münze in einen Brunnen wirft oder eine Sternschnuppe am Himmel sieht. Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.

Sie widmet sich wieder ihrem Eis, das inzwischen fast geschmolzen ist und über den Rand des Bechers tropft.

»Du hast dir nicht zufällig eine Serviette gewünscht?« Phillip zeigt auf ihre klebrigen Finger.

Conni schüttelt den Kopf. »Ich hab den Wunsch für was Wichtigeres verbraucht. Wer denkt schon an eine Serviette, wenn man was viel Schöneres bekommen kann!«

»Du meinst, ein Papiertaschentuch? Kein Problem.« Phillip zaubert eine Packung aus seinem Rucksack hervor. »Kleine Wünsche werden sofort erledigt. Größere dauern etwas länger.«

Conni guckt ihn an. Er erwidert lächelnd ihren Blick. Seine braunen Augen funkeln. Conni sieht ihr eigenes Spiegelbild darin. Es dauert ein, zwei Sekunden, bis sie sich davon lösen kann.

Sie verputzt ihr Eis – beziehungsweise das, was davon übrig ist. Anschließend taucht sie die Hände in den Brunnen und tupft sie mit dem Taschentuch trocken.

Danach unterhalten Phillip und sie sich noch eine Weile über die Schule, ihre Lehrer, bevorstehende Tests und die Fußballspiele der Schülermannschaft, in der Phillip und Paul spielen. Conni erzählt von Jakobs Beobachtung, von den verräterischen Fingerabdrücken an ihrer Fensterscheibe und der schwarzen Pantherkatze, die angeblich durch den Garten gelaufen ist. Zufällig schaut sie dabei auf die Rathausuhr. Sie zuckt zusammen.

»Mist, so spät schon? Ich muss in fünf Minuten zu Hause sein, sonst reißt Paul mir den Kopf ab!«

»Dann kriegt er es mit mir zu tun.« Phillip steht auf und reicht ihr die Hand, um sie hochzuziehen. Als sie voreinander stehen, gibt er ihr einen Stups auf die Nasenspitze. »Komm gut nach Hause. Wir sehen uns morgen früh.«

»Erste Stunde Englisch, ich weiß. Ich muss noch mindestens drei Seiten Vokabeln lernen!« Conni setzt ihren Fahrradhelm auf, klickt den Verschluss zu und seufzt.

»Falls es dich tröstet: Ich auch.« Phillip klopft mit den Fingerknöcheln auf ihren Helm. »Ciao, bis morgen!«

»Bis morgen!« Conni steigt auf ihr Rad und rollt davon. Am Rand des Marktplatzes dreht sie sich im Sattel um und wirft einen Blick über die Schulter, aber Phillip ist schon in der entgegengesetzten Richtung verschwunden.

Sie fährt langsam weiter. Auf ihrem Gesicht liegt ein kleines Lächeln. Es war schön heute mit Phillip. Aber ist es das nicht immer?

»Doch, klar«, beantwortet sie sich die Frage selbst.

Mit viel Schwung biegt sie in eine Seitenstraße ein und tritt schneller in die Pedale. Wenn sie sich nicht beeilt, sind Mama und Papa vor ihr zu Hause. »Und Paul gibt Jakob zur Adoption frei, weil er denkt, dass ich ihn vergessen hab«, stößt sie hervor. »Also, gib Gas, Klawitter!«

Conni schafft es, fast pünktlich zu Hause zu sein. Mama und Papa sind noch nicht da. Jakob und Marie schaukeln im Nachbargarten um die Wette. Paul liegt im Gras und starrt Löcher in die Luft. Er richtet sich auf, als Conni in die Einfahrt rauscht und eine Vollbremsung macht.

»Sauber«, sagt er anerkennend.

Conni nimmt den Helm ab und lehnt ihr Rad gegen die Hauswand. Sie geht in Hausers Garten. »Danke fürs Aufpassen und sorry für die Verspätung«, sagt sie.

»Kein Problem«, erwidert Paul.

»Wollt ihr nicht bei uns essen?«, fragt Conni ihn. »Meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen.«

»Nein, danke. Wir müssen rein.« Paul steht auf und klopft sich das Gras von der Jeans. »Marie, kommst du?«

Seine Schwester hüpft von der Doppelschaukel und winkt Jakob zu. »Tschüss, bis morgen!«

»Tschü-hüss!«, ruft Jakob zurück. Er holt noch einmal kräftig Schwung, löst die Hände von den Seilen, fliegt ein Stück durch die Luft und landet sicher im Stehen. Conni applaudiert.

»Damit kannst du glatt im Zirkus auftreten. Aber jetzt müssen wir uns um das Abendessen kümmern. Auf geht’s! Ist Mau schon zurück?«

»Weiß ich nicht. Ich hab ihn nicht gesehen. Aber sein Futternapf auf der Terrasse ist leer.« Jakob läuft voraus und schließt die Haustür auf.

»Dann war er wohl zwischendurch mal da.« Conni dreht sich um und ruft »Mau!«, aber von dem Tigerkater ist nichts zu hören. Nicht einmal seine gestreifte Schwanzspitze ist zu sehen. Dabei kommt er doch sonst immer, wenn sie ihn lockt. Na gut, vielleicht nicht immer, aber doch fast meistens.

»Merkwürdig …«, murmelt sie und folgt Jakob ins Haus.

Sie sind gerade mit den Vorbereitungen für das Abendbrot fertig, als der Familienkombi in die Einfahrt rollt. Conni hört zwei Autotüren schlagen. Wenig später kommen Mama und Papa herein. Jakob läuft ihnen entgegen.

»Wir haben den Tisch im Wohnzimmer gedeckt und Bratkartoffeln mit Rührei gekocht!«, ruft er.

Conni schaut grinsend um die Ecke. »Wir haben die Kartoffeln gebraten. Deshalb heißen sie ja Bratkartoffeln.«

»Aber das Rührei hab ich gerührt!«, beharrt Jakob.

Annette und Jürgen lachen. Kurz darauf sitzen sie am Esstisch und staunen.

»Ich bin dafür, dass unsere Kinder ab sofort immer für das Abendessen zuständig sind.« Connis Vater häuft einen Berg Kartoffeln auf seinen Teller.

»Nö, jeden Tag hab ich keine Lust dazu.« Jakob knabbert an einer Gurkenscheibe.

»Musst du auch nicht«, sagt Annette lächelnd.

Conni steht noch einmal auf.

»Hast du etwas vergessen?«, fragt ihre Mutter.

Conni schüttelt den Kopf. »Ich will nur Maus Fressnapf auffüllen. Er war den ganzen Nachmittag draußen. Ich wette, er hat Hunger.«

»Ist er denn noch nicht zu Hause?« Mama nimmt sich etwas von dem Rührei und streut einen Löffel Schnittlauchröllchen darüber.

»Nein. Aber er kommt bestimmt gleich, wenn ich ihn mit seinem Lieblingsfutter locke.« Conni läuft in die Küche, um die Schachtel zu holen.

»Vielleicht traut er sich nicht her, weil er Angst vor der schwarzen Katze hat«, sagt Jakob, als sie wieder da ist.

Er erzählt den Eltern, was er beobachtet hat. Beide sind sich sicher, noch nie eine Katze gesehen zu haben, auf die die Beschreibung passt. »Jedenfalls nicht in unserem Garten«, meint Jürgen. »Aber vielleicht sind ja irgendwo neue Nachbarn mit einer Katze eingezogen.«

»Nicht, dass ich wüsste«, sagt Annette.

»Hey, Mau hat vor gar nichts Angst. Nicht mal vor einem schwarzen Panther.« Conni öffnet die Terrassentür, hält die Futterpackung hoch und schüttelt sie kräftig. »Maui, wo steckst du? Hier gibt’s lecker Fresschen!«

Sie lauscht in den Garten. Irgendwo raschelt es, aber vielleicht bildet sie es sich auch nur ein. Sie geht zu dem Napf, der direkt neben der Katzenklappe steht, und wirft eine Handvoll Futterbrocken hinein. Anschließend richtet sie wie jeden Abend den kleinen Riegel an der Klappe so ein, dass Mau jederzeit ins Haus schlüpfen kann, aber nicht wieder hinaus. Nur tagsüber ist die Katzentür so eingestellt, dass sie in beide Richtungen aufschwingt.

»Komm schnell nach Hause, Mau«, sagt Conni leise, bevor sie wieder hineingeht und sich an den Esstisch setzt. Sie schiebt die Bratkartoffeln auf ihrem Teller hin und her. Ihr Magen fühlt sich plötzlich wie verknotet an. Sie hat gar keinen richtigen Appetit mehr. Mau war schon einmal verschwunden. Damals haben sie ihn im Tierheim wiedergefunden. Ob ihn jetzt wieder jemand dort abgegeben hat? Aber warum sollte ihn jemand mitnehmen und ins Tierheim bringen? Sie stöhnt leise auf.

Mama wirft ihr einen fragenden Blick zu.

»Vielleicht ist er ja im Tierheim. Kann ich da gleich mal anrufen?«, sagt Conni.

»Übertreib nicht gleich.« Mama schüttelt lächelnd den Kopf. »Er ist doch öfter mal weg und macht ausgedehnte Streifzüge. Vielleicht spielt er mit einer anderen Katze. Oder er hockt vor einem Mauseloch. Spätestens wenn du im Bett liegst, ist er wieder da.«

»Ja, hoffentlich«, murmelt Conni. Besonders überzeugt klingt es nicht.

Nach dem Abendessen übernehmen Annette und Jürgen das Aufräumen. Während sie Geschirr und Besteck in die Spülmaschine sortieren, flitzen Conni und Jakob nach oben. Conni verschwindet gleich im Badezimmer. Sie putzt sich die Zähne und schlüpft in ihren Pyjama. Sie hat zwar nicht vor, jetzt schon ins Bett zu gehen, aber es fühlt sich so schön gemütlich an, in dicken, kuscheligen Socken und im Schlafanzug am Schreibtisch zu sitzen und Vokabeln zu lernen. Vielleicht kann sie auch mal wieder etwas in ihr Tagebuch schreiben. Das hat sie schon lange nicht mehr gemacht. Sie holt es aus seinem Versteck in der Nachttischschublade und blättert darin.

Plötzlich hört sie etwas. Ein tiefes Grollen, gefolgt von bösem Fauchen und einem lauten Klappern. Sie wirft das Tagebuch aufs Bett und springt zum Fenster. Draußen ist nichts zu sehen. Dafür poltert es kurz darauf auf der Treppe. Conni kann gerade noch die Tür aufreißen, da stürmt Mau schon ins Zimmer. Sein Schwanz ist gesträubt wie eine Flaschenbürste. Mit großen Augen und panischem Blick schaut er sich um, bevor er unter dem Bett verschwindet. Alles geht blitzschnell. Conni ist vollkommen überrumpelt. Sie weiß gar nicht, was sie sagen soll.

»Hey, ist alles okay da unten? Warum versteckst du dich?«, fragt sie schließlich. Sie kniet sich auf den Fußboden und lugt unter das Bett. Mau starrt sie an. Er atmet schwer. Conni streckt die Hand nach ihm aus, aber sie reicht nicht ganz an ihn heran. Ihre Stimme scheint den kleinen Kater zu beruhigen. Sie spricht weiter mit ihm und versucht vergeblich, ihn zum Herauskommen zu überreden. Mau reagiert nur mit einem verschüchterten, kaum hörbaren Maunzen.

»Wovor hast du denn solche Angst? Bist du verletzt? Tut dir was weh?«, fragt Conni besorgt.

Natürlich gibt Mau ihr keine Antwort, aber wenigstens fängt er nach einiger Zeit an, sich die Pfoten zu putzen.

Okay, denkt Conni. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen. Sie beschließt, sich zurückzuziehen. Mau soll sich erst mal beruhigen. Wenn er will, kommt er schon von allein unter dem Bett hervor.

»Ich bin gleich da drüben, wenn du mich brauchst«, sagt sie zu ihm. Sie ist fest davon überzeugt, dass er jedes Wort versteht. Schließlich ist Mau der klügste Kater der Welt. Zumindest der klügste, den sie persönlich kennt.

Sie setzt sich an den Schreibtisch, zieht das Englischbuch und ihr Vokabelheft zu sich heran und will gerade wieder loslegen, als Mama ihren Kopf ins Zimmer schiebt.

»Ist Mau bei dir? Er ist gerade durchs Wohnzimmer gestürmt, als wäre ein Gespenst hinter ihm her. Er hat sogar die Katzenklappe aus den Angeln gerissen. Papa repariert sie gerade«, sagt sie.

»Was?« Conni dreht sich auf ihrem Stuhl herum. »Ja, er ist hier. Etwas muss ihn erschreckt haben. Er ist total durcheinander und hat sich unter meinem Bett verkrochen. Aber er kommt bestimmt bald heraus. Ich lass ihn erst mal in Ruhe.«

»Das ist eine gute Idee.« Mama nickt. »Dann gute Nacht. Träum was Schönes.«

»Du auch«, erwidert Conni lächelnd.

Ihre Mutter zieht die Tür hinter sich zu. Conni wartet noch, bis ihre Schritte auf der Treppe verklungen sind, dann macht sie sich endlich an die Arbeit.

***

Am nächsten Morgen ist alles wie immer. Conni hat gar nicht gemerkt, dass Mau nachts zu ihr ins Bett gekrabbelt ist. Als der Wecker klingelt und sie die Augen aufschlägt, liegt er zu einer Fellkugel zusammengerollt am Fußende und schläft tief und fest. Sein schmaler gestreifter Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig mit jedem Atemzug. Conni betrachtet ihn gerührt. Am liebsten würde sie sich an ihn kuscheln und ihn streicheln, aber sie will ihn nicht aufwecken. Vorsichtig zieht sie ihre Beine unter der Bettdecke hervor, stellt die Füße auf den Boden und richtet sich auf. Mau zuckt nicht einmal mit der Ohrenspitze. Conni steht auf, tappt auf leisen Sohlen durch das Zimmer und sammelt ihre Klamotten auf, die überall verstreut sind. Eine Ringelsocke findet sie erst nach längerer Suche auf der Fensterbank.

»Wie bist du denn da hingekommen?«, murmelt sie und gähnt.

Beim Frühstück rätseln Mama und Papa immer noch über Maus seltsames Verhalten am Vorabend.

»Er ist wie ein Kugelblitz durchs Wohnzimmer geschossen«, berichtet Papa. »So hab ich ihn noch nie gesehen. Beinahe wäre er in der Katzenklappe stecken geblieben.«

Conni schüttet Müsli in ihre rot-weiß gestreifte Lieblingsschale und gießt Milch darüber. »Vielleicht ist er auf einen Igel getreten. Ich hab neulich einen beim Komposthaufen gesehen«, sagt sie und rutscht auf die Eckbank. »Wo steckt Jakob?«

»Der muss heute erst zur dritten Stunde in die Schule. Marie klingelt nachher, damit er nicht verschläft.« Mama steht auf und holt sich noch eine Tasse Kaffee. »Wie ist Mau denn heute drauf? Wollen wir ihn lieber erst mal drinnen lassen?«

»Im Moment pennt er noch. Gut möglich, dass er schläft, bis ich aus der Schule komme. Er scheint echt fertig zu sein, der Arme.« Conni schiebt sich einen gehäuften Löffel Müsli in den Mund und kaut.

Ihre Mutter nickt nachdenklich. »Dann wird es ihn bestimmt nicht stören, vormittags im Haus zu bleiben. Sobald du wieder da bist, kannst du ihn ja rauslassen.« Sie trinkt den Kaffee aus und stellt die Tasse in die Spüle. Anschließend schnappt sie sich die Autoschlüssel. »Sollen Papa und ich dich mitnehmen?«

»Isch nehm dasch Rad«, mümmelt Conni mit vollem Mund. »Viel Schpasch bei der Arbeit!«

»Und dir viel Spaß in der Schule.« Jürgen faltet die Zeitung zusammen. Annette wartet schon an der Tür auf ihn.

»Bis später!«, sagt sie zu Conni.

»Bis dann – und arbeitet nicht so viel!«, ruft Conni zurück.

Die Haustür fällt ins Schloss. Kurz danach rollt der Kombi vom Grundstück auf die Straße. Conni winkt durchs Fenster. Dann füllt sie Maus Trockenfutter auf, stellt ihm frisches Wasser hin, räumt das Geschirr weg und schlüpft im Flur in die Turnschuhe. Eine Jacke braucht sie heute nicht. Es ist sonnig und warm. Sie setzt den Fahrradhelm auf, hievt sich den Schulrucksack auf die Schulter und stöhnt auf. Wieso ist das Ding eigentlich immer so schwer?