Conni & Co 18: Conni, Anna und das große Pferdeglück - Dagmar Hoßfeld - E-Book

Conni & Co 18: Conni, Anna und das große Pferdeglück E-Book

Dagmar Hoßfeld

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Beschreibung

Die Freundinnen kehren für ein paar Tage auf den Reiterhof am Meer zurück. Sie müssen unversehens für die Besitzerin einspringen und die Tiere und den Hof mit seinen Pensionsgästen versorgen. Gar nicht so einfach! Conni & Co erleben unvergessliche Ferien - und das Glück, in herausfordernden Situationen zusammenzuhalten. Die Serie Conni & Co: - Aufregendes und warmherziges Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren - Ganz dicht an den Bedürfnissen von Preteens - Schule, Freundschaft, erste Liebe, Familie - lebensnahe Themen - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang - Bereits über 1 Million verkaufte Bücher der Erfolgsserie!

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Dagmar Hoßfeld: Conni, Anna und das große Pferdeglück (Band 18)

Mit Illustrationen von Barbara Korthues

Die Freundinnen kehren für ein paar Tage auf den Reiterhof am Meer zurück. Sie müssen unversehens für die Besitzerin einspringen und die Tiere und den Hof mit seinen Pensionsgästen versorgen. Gar nicht so einfach! Conni & Co erleben unvergessliche Ferien – und das Glück, in herausfordernden Situationen zusammenzuhalten.

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Ferienstart mit Hindernissen

Conni hebt die Nase und schnuppert in den Sommerwind. Ob sie das Meer schon riechen kann? Nein, leider nicht. Statt Seetang, Salz und Meeresluft nimmt sie nur einen ziemlich ekligen Müllgestank wahr, der aus einem der überfüllten Abfallkörbe auf dem Bahnsteig kommt. Der Inhalt, von dem Conni gar nicht wissen will, woraus er sich zusammensetzt, hat schon unzählige fette Fliegen angelockt. Ist das widerlich! Sie rümpft die Nase und wendet das Gesicht in die andere Richtung, wo Anna, Billi und Dina stehen und auf ihre Handys starren.

„Es hat sich kaum was verändert, seit wir das letzte Mal hier gewesen sind. Oder kommt nur mir das so vor?“, ruft sie den Freundinnen zu.

„Als ob die Zeit stehen geblieben ist“, bestätigt Anna. Sie scheint den Müllgeruch überhaupt nicht zu bemerken.

„Das ist sie wohl tatsächlich.“ Billi schiebt die Augenbrauen zusammen. „Warum ist denn keiner da, um uns abzuholen? Unser Zug war doch ganz pünktlich.“

„Wenn Constanze wieder mit der Kutsche kommt, braucht sie vielleicht etwas länger.“ Dina hält ihr Handy hoch und wandert hin und her, um zu schauen, ob es irgendwo Empfang gibt. Enttäuscht lässt sie den Arm sinken.

„Kein Netz“, verkündet sie, als ob die anderen das nicht schon längst selbst festgestellt hätten. „Genau wie beim ersten Mal. Wie lange ist das jetzt her?“

„Ziemlich lange“, erwidert Conni lächelnd.

Sie erinnert sich gut an ihren letzten Besuch auf dem Reiterhof Pappelslott, obwohl der schon einige Zeit zurückliegt. Damals sind sie auch mit der Bahn gefahren und haben ungeduldig darauf gewartet, abgeholt zu werden. Genau wie jetzt. Zu ihrer Überraschung ist Frau Mikesch, die Besitzerin des Reiterhofes und eine gute Freundin von Annas Mutter, mit einer Kutsche vorgefahren, um das Kleeblatt mit seinem Gepäck aufzusammeln. Bis jetzt ist allerdings noch kein Hufgetrappel zu hören. Auch kein Pferdewiehern oder Prusten. Nur das alberne Gejohle der Jungs, die vor einem Süßigkeitenautomaten stehen und sich nicht entscheiden können, wofür sie ihr Kleingeld ausgeben wollen.

Conni wirft Phillip einen Blick zu. Als würde er es spüren, schaut er sie in derselben Sekunde an. Er winkt ihr zu und wischt sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. Conni winkt zurück.

Paul hat inzwischen Kaugummi aus dem Automaten gezogen und hält Mark, Daniel und Phillip die Packung hin. Phillip lehnt kopfschüttelnd ab. Mark greift sofort zu. Auch Dinas Freund Daniel nimmt sich einen Streifen. Er wickelt ihn bedächtig aus, schiebt ihn sich zwischen die Zähne und faltet anschließend das Silberpapier so sorgfältig zusammen, als würde er versuchen, einen winzigen Origami-Vogel zu basteln.

Phillip schaut Conni immer noch an. Schließlich kommt er auf sie zugeschlendert, beide Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben. Den Rucksack, das kleine Packzelt, die Isomatte und seine dicke Schlafsackrolle lässt er neben dem Automaten stehen.

„Immer noch kein Pferde-Taxi in Sicht?“, fragt er, als er bei ihr ankommt.

„Leider nicht.“ Conni zieht die Stirn kraus.

Phillip nimmt die Hände aus den Taschen und schaut sich um. Außer ihnen ist kein Mensch auf dem Bahnsteig zu sehen. Aber das ist eigentlich kein Wunder, denn der nächste Zug soll erst in einer knappen Stunde einfahren. So steht es jedenfalls auf der Anzeigetafel, die über ihren Köpfen hängt.

Der ganze Bahnhof wirkt wie ausgestorben. Nur ein paar graue Möwen lassen sich hin und wieder blicken. Sie werden vom Wind getragen und werfen immer wieder neugierige Blicke hinunter, ob irgendwo etwas Essbares liegt.

„Langsam glaube ich, wir haben uns im Tag geirrt. Oder in der Uhrzeit. Vielleicht hatte Fidelio auch nur keine Lust, sich aufzäumen und einspannen zu lassen“, überlegt Conni laut.

„Aber es gibt doch noch andere Pferde auf dem Hof“, meint Phillip.

„Ja, klar“, entgegnet Conni. „Aber Fidelio ist nun mal das beste Kutschpferd von Pappelslott.“

„Frau Mikesch könnte uns doch auch mit dem Auto abholen“, mischt Billi sich ein.

„Vielleicht hat sie uns tatsächlich vergessen“, sagt Dina.

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Anna wischt auf dem Display ihres Handys herum und seufzt. „Mama hat ihr gestern Abend extra noch eine Mail mit unserer Ankunftszeit geschickt. – Verflixt“, murrt sie, „immer noch kein Netz.“

„Das kommt mir wirklich bekannt vor!“ Conni lacht.

Paul, Daniel und Mark haben sich in Bewegung gesetzt und stellen sich zu den anderen. Das Gepäck – auch das von Phillip – haben sie mitgebracht und legen es zu den Sachen der Mädchen.

„Was wollen wir machen, wenn wirklich niemand kommt? Hier festwachsen? Oder wollen wir vielleicht unsere Zelte neben dem stillgelegten Gleis da drüben aufbauen?“ Paul zeigt auf ein verwildertes Kiesbett. Im hohen Unkraut liegt jede Menge Müll.

Conni seufzt, als sie es sieht.

„Ferien auf dem Bahnhof – yeah! Davon hab ich immer schon geträumt!“ Mark klatscht Paul ab. Phillip grinst.

Daniel nimmt seine Harry-Potter-Brille ab und bringt die runden Gläser mit einem Zipfel seines T-Shirts auf Hochglanz.

Anna hat inzwischen eine SMS an Constanze Mikesch geschrieben.

„Ich hoffe, die wird automatisch abgeschickt, sobald zufällig mal ein Empfangsbalken auftaucht“, murmelt sie und schiebt das Handy in die Seitentasche ihres Rucksacks. „Sonst müssen wir wirklich noch hier übernachten.“

„Ohne mich!“, ruft Dina entsetzt.

„Wir können ja gucken, ob vielleicht ein Bus fährt“, schlägt Conni vor. Etwas Besseres fällt ihr nicht ein.

Zelten auf dem Bahnhof kommt jedenfalls nicht in die Tüte. Das können Paul und Mark unmöglich ernst gemeint haben. Falls doch, können die beiden ihre Zelte gerne neben dem Gleis aufbauen. Sie selbst hat nicht vor, noch länger als nötig hier herumzustehen. Sie sehnt sich nach dem Reiterhof am Meer. Besonders nach den Pferden und Ponys. Und ganz besonders nach Hummel, der rotbraunen Haflingerstute. Sie kann es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen.

„Kommt jemand mit? Die Busse halten am ZOB auf dem Vorplatz. Da gibt es bestimmt auch Fahrpläne.“

Phillip ist sofort einverstanden.

„Wir müssen ja nicht alle auf einmal gehen, oder?“, meint Dina.

„Nein“, sagt Conni. „Phillip und ich schauen schnell nach. Bis gleich!“

Seite an Seite joggt sie mit Phillip los. Sie durchqueren das Bahnhofsgebäude und verlassen es über eine Treppe auf der anderen Seite. Dort bleiben sie stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde erwartet Conni fast, zwischen all den parkenden Autos und abgestellten Fahrrädern eine Pferdekutsche zu sehen. Aber nein, Fehlanzeige. Sie unterdrückt ein enttäuschtes Seufzen.

In einer Wartebucht steht nur ein einsamer Bus. Von dem Fahrer ist nichts zu sehen. Dafür entdeckt sie schräg dahinter eine Tafel mit Fahrplänen. Sie nimmt Phillips Hand und zieht ihn hinter sich her.

„Tada!“, ruft sie, als sie vor den Aushängen stehen. Sie tippt mit dem Zeigefinger auf einen der Pläne. „Hier, die Haltestelle heißt Pappelslott. Genau wie der Hof.“

„Das ist ja praktisch.“ Phillip grinst. Dass Conni immer noch seine Finger festhält, scheint ihn nicht weiter zu stören. „Und wann fährt der nächste Bus in diese Richtung?“

„Erst heute Abend.“ Conni lässt die Schultern sinken.

„So lange wollen wir aber nicht hier warten, oder?“, fragt Phillip.

„Nein, ganz sicher nicht.“ Conni lässt seine Hand los. „Aber wenn Constanze nicht bald auftaucht, bleibt uns wohl nichts anderes übrig.“

„Wir können ja ein Taxi nehmen. Da drüben ist ein Schild.“ Phillip deutet mit dem Kinn auf die gegenüberliegende Straßenseite.

„Ein Schild, stimmt. Nur leider kein Taxi weit und breit. Außerdem ist das garantiert viel zu teuer.“ Conni bläst die Wangen auf und schaut sich ziemlich ratlos um. Keine Kutsche, kein Bus, kein Taxi – diese Pferdeferien fangen ja richtig toll an!

Wenigstens lacht die Sonne, tröstet sie sich. Die Luft ist herrlich warm und der Himmel leuchtet so blau, als hätte jemand den allerschönsten Farbton aus dem Tuschkasten gewählt und das Firmament mit einem extrabreiten Pinsel angemalt.

„Wenn wir alle zusammenlegen, können wir’s uns vielleicht leisten“, widerspricht Phillip.

„Dann lass uns die anderen fragen“, schlägt Conni vor. Ihre Stimme klingt nicht sehr überzeugt.

Wie teuer so eine Taxifahrt wohl ist? Sie hat keinen Schimmer.

Zielstrebig laufen sie zurück zu ihren wartenden Freunden, die ihnen erwartungsvoll entgegenblicken.

„Na?“, fragt Dina schon von Weitem.

„Alles blöd.“ Conni schüttelt den Kopf.

Phillip berichtet, was sie herausgefunden haben, und bringt die Möglichkeit einer Taxifahrt ins Gespräch.

„Viel zu teuer“, sagt Anna sofort.

„Außerdem brauchen wir für uns alle und das ganze Gepäck garantiert zwei Taxis. Oder wenigstens einen Van“, fügt Billi hinzu.

„Stimmt. Daran hab ich nicht gedacht.“ Phillip kratzt sich am Hinterkopf.

Conni angelt das Handy aus ihrer Hosentasche. Immer noch kein Netz. Nicht mal ein halber Empfangsbalken. Wäre ja auch zu schön gewesen.

„Ich sag’s ja“, meldet sich Mark zu Wort. „Wir machen Urlaub auf dem Bahnhof!“

Keiner lacht. Alle schauen betrübt vor sich hin. Paul hebt einen staubigen Flaschendeckel auf und befördert ihn mit einem gezielten Wurf in einen Abfallkorb.

„Und wenn wir zu Fuß gehen?“, fragt Conni plötzlich. „So weit ist es nicht bis zum Reiterhof. Wir müssen nur aus der Stadt raus, der Landstraße folgen und dann immer am Deich entlanglaufen.“

„Von mir aus, klar.“ Phillip zuckt mit den Schultern.

„Zu Fuß? Mit den ganzen Sachen? Den Rucksäcken, Isomatten, Schlafsackrollen und Zelten? Das überleb ich nicht!“ Anna reißt entsetzt die Augen auf.

„Alles ist besser, als hier Wurzeln zu schlagen“, meint Dina.

„Das finde ich auch“, stimmt Daniel ihr zu.

„Wollen wir abstimmen?“, schlägt Conni vor.

Mark und Paul wechseln einen langen, wenig begeisterten Blick. Schließlich nicken sie.

„Ist doch ein Klacks“, knurrt Paul.

„Worauf warten wir dann noch?“ Conni klemmt sich den dicken Schlafsackbeutel unter den Arm und schnappt sich ihren Rucksack mit der aufgerollten Isomatte. Sie geht unter dem Gewicht kurz in die Knie und ruckelt alles zurecht. Dann nimmt sie auch noch das handlich verpackte Zweierzelt, das Anna und sie sich in den nächsten Nächten teilen wollen.

„Kommst du?“, wendet sie sich an Anna.

Die nickt zerknirscht.

„Muss ich wohl“, grummelt sie. „Ich hab jedenfalls nicht vor, allein in diesem öden Bahnhof zu übernachten.“

Conni gibt ihr einen aufmunternden Stups.

„Auf geht’s!“, ruft sie und stapft los.

Die anderen folgen ihr. Auch Anna.

Der Weg aus der Stadt kommt Conni zwar bekannt vor, aber er ist viel, viel länger, als sie ihn in Erinnerung hatte. Welche Abzweigung führte noch mal in Richtung Pappelslott? Irgendwie sieht zu Fuß alles ein bisschen anders aus, stellt sie fest. Kein Wunder, beim letzten Mal hat sie die Landschaft von einem hohen Kutschbock aus betrachtet. Und Fidelio ist auch eindeutig munterer getrabt als der müde Trupp mit seinen Rucksäcken.

In Conni keimen Zweifel auf. Hätten sie nicht doch lieber am Bahnhof bleiben und den späten Bus am Abend nehmen sollen?

Was, wenn wir uns verlaufen?, grübelt sie vor sich hin. Dann kommen wir niemals an. Und keiner weiß, wo wir abgeblieben sind.

Sie verscheucht die blöden Gedanken und biegt an der nächsten Gabelung mutig ab in der Hoffnung, dass es die richtige Entscheidung ist. Weht der Wind hier nicht viel frischer als eben noch auf dem Bahnsteig? Und riecht es nicht auch schon etwas nach Meer? Ein bisschen salzig mit einem Hauch von Seetang und Muscheln? Sie hält die Nase in die Luft und schnuppert. Doch, eindeutig.

Phillip stapft neben ihr her, den Blick fest auf den Horizont geheftet. Seine Schritte sind ganz gleichmäßig und weit ausgreifend. Conni passt sich seinem Tempo mühelos an. Direkt hinter ihnen gehen Anna und Mark, gefolgt von Paul, Billi, Daniel und Dina. Paul pfeift leise vor sich hin. Die anderen schnaufen unterdrückt. Niemand spricht. Alle konzentrieren sich auf den Weg.

„Dahinten fängt der Deich an, glaub ich“, unterbricht Phillip mit einem Mal das Schweigen.

„Was?“

„Wo?“

„Echt?“

„Ich seh schon Schafe!“

„Ist eigentlich gerade Ebbe oder Flut?“

„Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“

„Hätte ja sein können.“

Alle sind plötzlich putzmunter und reden wild durcheinander. Conni grinst zufrieden vor sich hin.

Jetzt nur noch ein Stück geradeaus, denkt sie. Dann muss schon bald auf der linken Seite die Pappelallee auftauchen, die dem Reiterhof seinen Namen gegeben hat.

Pappelslott bedeutet so viel wie Pappelschloss. Einen schöneren und passenderen Namen kann sie sich nicht vorstellen.

Sie spürt ihr Herz vor Aufregung klopfen. Ob Hummel sich noch an sie erinnert? Die süße Haflingerstute mit der langen blonden Mähne war damals ihr Ferien-Pflegepony. Pferde haben doch ein gutes Gedächtnis, oder? Doch, ganz bestimmt!

Sie malt sich in den schönsten Farben aus, wie die rotbraune Stute vor Freude wiehert und geradewegs auf sie zugaloppiert, als Anna ihr schmerzhaft in die Fersen tritt. „Autsch!“, entfährt es Conni. Sie gerät kurz ins Straucheln und kann sich gerade noch an Phillips T-Shirt festhalten.

„Entschuldigung“, sagt Anna sofort und fügt hinzu: „Hast du gerade geträumt?“

„Ja“, gibt Conni zu.

„Von mir?“, fragt Phillip frech.

„Nein. Von einem ganz besonderen Pferd.“ Conni erwidert seinen Blick und zwinkert ihm zu.

„Sind wir jetzt bald mal da?“, mault Paul von hinten.

„Ja-ha!“, rufen die anderen im Chor.

Conni spürt, dass ihr T-Shirt unter dem Rucksack am Rücken klebt, weil sie so schwitzt. „Ich hab Durst“, schnauft sie. „Wollen wir eine Pause machen?“

Die anderen sind sofort einverstanden. Sie finden ein Stück gemähte Wiese etwas abseits der Straße. Dort werfen sie ihr Gepäck ins Gras und sich daneben. Zum Glück haben alle noch genug Wasser oder Saft in ihren Trinkflaschen.

Conni zieht ihre knallrote Aluflasche aus dem Seitenfach des Rucksacks und hält sie sich kurz an die Stirn, bevor sie mit langen Schlucken trinkt. Das Wasser ist kühl und köstlich.

Um sie herum duftet es nach Heu und Klee. Hummeln und Bienen summen. Ein gelber Schmetterling flattert vorbei. In der Ferne ist das typische Tuckern eines Traktors zu hören. Irgendwo blökt ein Schaf. Ein zweites erwidert das Blöken.

Es hört sich lustig an, findet Conni. Als würden sie sich unterhalten und den neuesten Schafstratsch austauschen.

Sie setzt sich aufrecht hin und schaut sich um. Die Wiesen und Weideflächen reichen weit bis zum Horizont. Auf der anderen Straßenseite ragt der grün bewachsene Deich empor. Dahinter liegt schon das Meer. Oder das Watt. Conni hat keine Ahnung, ob gerade Ebbe oder Flut ist. Im Moment ist es ihr auch ganz egal.

„Ist das schön hier!“, ruft Billi begeistert.

„Und wie.“ Conni nickt verträumt.

Paul streckt sich lang aus, schließt die Augen und macht laute Schnarchgeräusche. Mark gibt ihm einen Knuff. Dann breitet sich zufriedenes Schweigen aus.

Als sie sich nach einer Weile entschließen, den Weg fortzusetzen, hilft Phillip Conni mit dem schweren Rucksack.

„Meine Güte“, sagt er. „Was hast du da drin? Ziegelsteine?“

„Nur meine Klamotten. Und ein paar Bücher.“ Connis Wangen werden rot.

„Bücher? Aber nicht für die Schule, oder?“ Paul verdreht die Augen. Die anderen lachen. Auch Conni.

„Natürlich nicht“, sagt sie.

„Glaubst du wirklich, dass du hier zum Lesen kommst?“, fragt Phillip. „Wir werden doch die meiste Zeit draußen sein.“

„Lesen kann man überall. In einer Hängematte, im Garten, am Strand, auf der Pferdekoppel, im Stall, abends im Zelt vor dem Einschlafen.“ Conni fallen auf Anhieb mindestens tausend geeignete Plätze ein, an denen man gut in einem Buch versinken kann.

„Okay“, meint Phillip. „Solange du die schweren Dinger selber schleppst.“ Er lächelt sein spezielles Phillip-Lächeln.

Conni spürt, dass ihre Wangen noch röter werden, falls das überhaupt möglich ist.

Alle zusammen für Joscha

Zehn Minuten später fragt Conni sich, wie sie bloß auf die blöde Idee gekommen ist, das Lesefutter mitzunehmen. Und wieso hat sie überhaupt so viele Klamotten eingepackt? Es ist Sommer, es ist warm und sie sind am Meer. Ein paar T-Shirts, Shorts, Flipflops und Badesachen hätten vollkommen genügt.

Vor ein paar Tagen hat sie sich beim Packen des Rucksacks noch darüber geärgert, dass sie aus ihren alten Reitsachen herausgewachsen ist. Jetzt ist sie ganz froh darüber. Sonst müsste sie auch noch Reitstiefel, Reithose und Helm schleppen. Anna ist die Einzige, die ihre komplette Ausrüstung mitgenommen hat. Conni und dem Rest der Bande werden Jeans und feste Schuhe reichen, wenn sie auf einen Ausritt gehen oder im Dressurviereck Reitunterricht haben. Reithelme gibt es auf Pappelslott genug. Die können sie sich für die Zeit bestimmt ausleihen.

Conni hält den Kopf gesenkt und starrt auf den schmutzig grauen Asphalt vor ihren Füßen. Die Sonne steht hoch am Himmel und brennt gnadenlos auf sie nieder. Das Gepäck auf ihrem Rücken wird mit jedem Schritt schwerer. Die Schlafsackrolle und der Zeltsack machen es nicht besser.

Hoffentlich sind wir bald da, denkt sie. Ich kann nicht mehr.

Auch Philips Schritte sind nicht mehr ganz so dynamisch wie am Beginn der Wanderung. Er hat seine Baseball-Cap aufgesetzt und tief in die Stirn gezogen. Wortlos trottet er neben ihr her.

„Pferde!“, ruft Dina plötzlich hinter ihnen.

Conni schaut nach vorn. Da ist die Allee mit den zerzausten Bäumen, die sich im Laufe der Jahre im Seewind leicht zur Seite geneigt haben. Dahinter ragt die große rote Scheune mit dem Strohdach hervor, das mit einem Storchennest geschmückt ist. Eine Ecke des hübschen Gutshauses ist auch schon zu sehen. Und die Pferde! Dina hat recht, da sind sie. Schimmel, Rappen, Füchse, Braune und ein braun-weißer Schecke stehen auf der umzäunten Hofkoppel und grasen friedlich.

Conni muss automatisch lächeln, als sie den Wallach mit dem auffällig gemusterten Fell in der Herde entdeckt. Er heißt Little Joe und gehört Joscha, Constanzes Adoptivsohn. Der Junge und sein Pferd sind ein unzertrennliches Team. Sie freut sich so darauf, die beiden wiederzusehen, dass ihre Schritte von ganz allein schneller werden.

„Hey, du hast es aber eilig!“ Phillip trabt neben ihr her. Seine Cap rutscht ihm auf die Nase. Er schiebt sie wieder zurück. Conni erwidert seine Bemerkung mit einem fröhlichen Lachen. Hinter ihrem Rücken hört sie die anderen ächzen und schnaufen.

„Was ist mit euch los?“, ruft sie über die Schulter. „Geht’s nicht ein bisschen flotter? Die Pferde warten auf uns!“

„Hilfe“, winselt Paul. „Seit wann bist du so streng?“

„Meine armen Füße“, jammert Anna.

„Ihr könnt euch morgen den ganzen Tag ausruhen“, entgegnet Conni immer noch lachend. „Und die nächsten Tage auch.“

Der Reiterhof wirkt verlassen, als sie ihn endlich erreichen. Constanzes Jeep parkt vor dem Wohnhaus. Daneben steht Joschas altes Motorrad. Conni bleibt in der Mitte des Hofplatzes stehen. Genau wie die anderen ist sie ziemlich aus der Puste. Sie legt die Schlafsackrolle und das Packzelt in den Kies, nimmt den Rucksack ab und streckt anschließend den Rücken durch. Neben ihr beugt sich Phillip schwer atmend nach vorn und schüttelt den Kopf.

„Das war anstrengender als ein Fußballtraining“, meint er und fügt anerkennend hinzu: „Du bist echt fit!“