Conni & Co 2: Conni und der Neue - Dagmar Hoßfeld - E-Book

Conni & Co 2: Conni und der Neue E-Book

Dagmar Hoßfeld

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Beschreibung

Ein neues Schuljahr beginnt. Es geht gleich aufregend los: Die Vorbereitungen für ein Zeltlager halten Conni und ihre Freundinnen auf Trab. Und dann ist da auch noch der Neue in der Klasse ... Dieser Phillip ist wirklich unglaublich arrogant und eingebildet. Aber er hat auch was. Das findet leider nicht nur Conni! Die Serie Conni & Co: - Aufregendes und warmherziges Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren - Ganz dicht an den Bedürfnissen von Preteens - Schule, Freundschaft, erste Liebe, Familie - lebensnahe Themen - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang - Bereits über 1 Million verkaufte Bücher der Erfolgsserie!

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Dagmar Hoßfeld: Conni und der Neue (Band 2)

Mit Illustrationen von Barbara Korthues

Ein neues Schuljahr beginnt. Es geht gleich aufregend los: Die Vorbereitungen für ein Zeltlager halten Conni und ihre Freundinnen auf Trab. Und dann ist da auch noch der Neue in der Klasse … Dieser Phillip ist wirklich unglaublich arrogant und eingebildet. Aber er hat auch was. Das findet leider nicht nur Conni!

Wohin soll es gehen?

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  Vita

Aller Anfang ist gar nicht so leicht

„Das gibts doch nicht!“

Conni wirft einen verzweifelten Blick auf das Chaos auf ihrem Schreibtisch: Stifte, Hefte, Bücher, zwei Speichersticks, eine CD, Briefpapier, bunte Urlaubspostkarten von Billi, Anna und Paul – es ist ein einziges Durcheinander!

„Irgendwo muss dieser blöde Zirkelkasten doch sein“, jammert sie und schiebt einen Karton mit Buntstiften und Pinseln zur Seite. Darunter kommt nur ihr alter Tuschkasten zum Vorschein. Auch in den Schubladen, die sie durchwühlt, ist der Zirkelkasten nicht. Dafür findet Conni aber das Geodreieck, das sie neulich vermisst hat, und ein altes Tagebuch.

„Mama!“, ruft sie über die Schulter. „Hast du zufällig meinen Zirkel gesehen?“

Connis Mutter steckt ihren Kopf ins Zimmer.

„Nein, hab ich nicht“, antwortet sie. Sie lässt ihren Blick durch das Zimmer wandern und runzelt die Stirn. „Aber wie wärs, wenn du ein bisschen aufräumen würdest? Dann stünden die Chancen, dass du ihn findest, bestimmt besser.“

„Ja, ich weiß.“ Conni lässt sich seufzend aufs Bett fallen.

Kater Mau, der zusammengerollt auf der bunten Tagesdecke gelegen hat, springt erschrocken auf und macht einen Buckel. Schnell streicht Conni ihm übers Fell. Mau fängt sofort an zu schnurren. Behaglich kuschelt er sich an sie und verengt die Augen zu schmalen Schlitzen.

„Wo hast du den Zirkel denn zuletzt gesehen?“, erkundigt sich Mama.

„In der Schule natürlich“, brummt Conni. „Wir haben doch gerade mit Geometrie angefangen, und der Lindwurm hat gesagt, dass wir im neuen Schuljahr genau da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“

Bei dem Gedanken, dass morgen die Schule wieder anfängt, verdüstert sich ihre Laune gewaltig. Warum müssen Ferien immer so kurz sein? Ätzend ist das und ungerecht. Kaum hat man sich ans Ausschlafen und Faulenzen gewöhnt, heißt es schon wieder Ranzen packen und büffeln.

Moment mal! Ranzen packen? Conni springt auf.

„Ich Dummi! Der Zirkelkasten ist bestimmt in meinem Schulrucksack!“

Kater Mau funkelt sie böse an und ergreift die Flucht. Wie soll man denn ruhig schlafen können, wenn dauernd jemand auf dem Bett rumhopst?

„Na, dann ist ja alles gut.“ Connis Mama schaut auf ihre Uhr. „Ach herrje, schon fast halb drei? Dann muss ich aber los!“

„Musst du denn heute noch mal in die Praxis?“, fragt Conni erstaunt. „Ich dachte, heute ist dein freier Nachmittag?“

Annette Klawitter dreht sich noch einmal um. „Ich bin mit der Impfsprechstunde dran. Es kann also ausnahmsweise später werden“, sagt sie. „Jakob ist beim Kinderturnen. Papa holt ihn nachher ab. Und was hast du noch vor an deinem letzten Ferientag?“

„Zuerst muss ich mal meinen doofen Rucksack finden“, meint Conni. „Das kann dauern. Und um drei bin ich mit Billi, Anna und Dina in der Stadt verabredet. Wir müssen noch ein paar neue Hefte und Ordner besorgen.“

„Dann macht euch einen schönen Nachmittag und geht ein Eis essen, als Sommerferien-Abschlussfeier sozusagen.“

Connis Mama zieht ihr Portemonnaie aus der Tasche und reicht Conni einen Geldschein. „Hier, ich spendiere euch eine extragroße Portion. Mit Schokostreuseln und Sahne.“

Conni gibt ihr einen Kuss. „Danke, Mama. Das ist super von dir!“

Wenig später rollt der Wagen aus der Einfahrt und Conni ist allein. Mitten im Zimmer steht sie, beide Hände in die Hüften gestemmt, und versucht, sich daran zu erinnern, wo sie ihren Schulrucksack zuletzt gesehen hat.

„Aus den Augen, aus dem Sinn“, sagt Connis Oma immer.

Conni ist sich ziemlich sicher, dass sie ihre Schulsachen nach dem letzten Schultag vor den Ferien ganz besonders weit aus dem Sinn haben wollte.

An seinem Stammplatz – griffbereit neben dem Schreibtisch – ist der Rucksack schon mal nicht. Auch nicht am Haken hinter der Tür oder auf dem Regal. Und leider auch nicht im Kleiderschrank, in den Conni einen prüfenden Blick wirft – obwohl sie sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, ihre Schulsachen ausgerechnet zwischen Socken, Jeans und Sweatshirts versteckt zu haben. Plötzlich schlägt sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie kniet sich vors Bett und späht in die Dunkelheit.

Da, ganz hinten an der Wand liegt der Ranzen! Conni hat ihn selbst dorthin geschoben.

„Aus den Augen, aus dem Sinn“, murmelt sie und macht den Arm ganz lang. Mit den Fingerspitzen erwischt sie einen der Träger und zieht den Rucksack unter dem Bett hervor. Er ist ein bisschen eingestaubt in den letzten Wochen und Conni muss niesen.

„Gesundheit!“, sagt sie zu sich selbst und grinst. Sogar der Zirkelkasten ist noch da, wie sie nach einem kurzen Blick ins Seitenfach zufrieden feststellt.

Perfekt, das neue Schuljahr kann beginnen!

„Stellt euch vor“, mümmelt Billi. „Morgen kommen wir schon in die sechste Klasse! In die sechste!“ Sie versenkt ihren Löffel in dem hohen Eisbecher, der vor ihr steht, und angelt die letzte Kirsche heraus. „Ist das nicht der Wahnsinn?“

Conni und ihre Freundinnen sitzen auf der Terrasse des kleinen Eiscafés am Marktplatz. Ein bunter Sonnenschirm steckt in der Mitte des Tisches und spendet angenehm kühlen Schatten. Kleine Windräder, die an hübsch bepflanzten Blumenkübeln befestigt sind, drehen sich ratternd im Wind.

Vor genau einem Jahr haben wir auch hier zusammengesessen, denkt Conni. Allerdings mit dem Unterschied, dass wir alle ein Jahr jünger waren und noch nicht wussten, was auf der neuen Schule auf uns zukommt. Unglaublich, was inzwischen alles passiert ist!

Anna stimmt Billi über den Rand ihrer Brille hinweg zu: „Ja, endlich sind wir nicht mehr die Babys am Gymnasium!“

Conni leckt sich genüsslich einen Rest Sahne von den Lippen. „Hauptsache, wir kriegen nicht so viele neue Fächer“, sagt sie. „Ich finde, unser Stundenplan ist schon voll genug.“

„Kommt dein kleiner Bruder nicht auch bald in die Schule?“, erkundigt sich Dina.

Conni nickt. „Ja, aber erst nächste Woche. Die Kleinen haben noch Schonfrist.“ Sie grinst und fühlt sich schon ganz schön groß, wenn sie an Jakob denkt, der erst in die erste Klasse kommt.

Anna seufzt. „Ach, die haben’s gut! Ich würde gerne mit ihm tauschen und noch mal zur Grundschule gehen. Da war alles noch so schön einfach.“

„Findest du nicht, dass du für eine Erstklässlerin mit Schultüte und allem Drum und Dran vielleicht schon etwas zu groß bist?“, wirft Billi ein. „Also, ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ich freu mich auf das neue Schuljahr, und auf die neuen Fächer auch. Ich melde mich zur Physik-AG an! Da kann man coole Experimente machen!“ Billis Augen funkeln vor Begeisterung.

Dina hat als Einzige kein Eis gegessen. Stattdessen rührt sie gedankenverloren mit einer Kuchengabel in ihrem Kakao und zaubert mit der anderen Hand eine kleine Bleistiftzeichnung auf eine Papierserviette.

„So, und jetzt ratet mal, wer das sein soll“, sagt sie nach einer Weile und hält die Serviette hoch.

Conni, Billi und Anna prusten augenblicklich los.

„Der Lindwurm!“, platzt Conni heraus. „Eindeutig!“

Grinsend mustert sie die überaus gelungene Karikatur ihrer Klassenlehrerin Frau Lindmann, die wegen ihrer Reptilaugen auch liebevoll „Lindwurm“ genannt wird.

Anna nimmt ihr die Serviette aus der Hand und bewundert Dinas Kunstwerk.

„Wie ich dich beneide“, sagt sie seufzend. „Es muss toll sein, so gut zeichnen zu können!“

„Ach, es macht mir einfach nur Spaß“, wehrt Dina verlegen ab.

Das schrille Läuten von Fahrradklingeln lässt die Mädchen herumfahren. Drei Jungs rauschen auf Mountainbikes quer über den Marktplatz und machen knapp vor ihrem Tisch eine so scharfe Vollbremsung, dass der Kies zur Seite spritzt.

„Na, Mädels? Veranstaltet ihr ein nettes Kaffeekränzchen?“, fragt einer von ihnen. Er beugt sich vor und versucht, eine Eiswaffel von Connis Teller zu schnappen. Als sie ihm kräftig auf die Finger haut, lacht er nur.

„Ach, hallo, Mark“, erwidert Anna lässig. „Wie ich sehe, hast du deine Babysitter dabei?“ Sie zeigt auf die anderen Jungs, die sich auf die Lenker ihrer Räder stützen. Sie kommen sich anscheinend ziemlich cool vor mit ihren Sonnenbrillen und den Baseballcaps. Conni und Billi kichern, während Dinas Wangen einen zartrosa Farbton annehmen. Sie wendet sich schnell ab und sucht in ihrem Rucksack etwas ungemein Wichtiges.

„Hi, Conni!“ Einer der Jungs nimmt seine Brille ab. Seine weißen Zähne blitzen auf, als er Conni anlächelt.

Conni verschluckt sich fast an einem Stück Eiswaffel.

„Paul?!“, stottert sie.

Sie weiß, dass ihr bester Freund während der Sommerferien bei seinem Patenonkel in München gewesen ist. Sie haben sich sechs Wochen nicht gesehen. Aber dass sie ihn nach der langen Zeit kaum wiedererkennen würde, damit hat sie nun wirklich nicht gerechnet.

Sag was, Conni!, denkt sie verzweifelt.

„Hattest du gute Ferien?“, fragt sie schließlich.

Mit der Spitze seines Turnschuhs kickt Paul einen Kieselstein zur Seite.

„Hm, ja“, murmelt er. „Waren ganz okay.“

Conni bringt ein schiefes Lächeln zustande und schafft es, sich für die Ansichtskarte von dem Fußballstadion zu bedanken, die Paul ihr geschickt hat. Paul nickt nur und starrt haarscharf an Connis linkem Ohr vorbei.

„Los, kommt, Leute. Lasst uns abhauen“, brummt Mark ungeduldig. „Hier ist doch nichts los!“

Die Jungs schieben ihre Räder ein Stück, bevor sie sich in die Sättel schwingen und losbrausen. Paul dreht sich noch einmal um.

„Dann bis morgen in der Schule!“, ruft er über die Schulter und winkt. Mit einer lässigen Handbewegung schiebt er die Sonnenbrille zurück auf die Nase und beeilt sich, die Freunde einzuholen.

„Ja“, murmelt Conni. „Bis morgen.“

Einen Moment lang ist es ganz still am Tisch.

„Was sagt man nun dazu?“, bricht Anna schließlich das Schweigen.

„Wozu?“, erkundigt sich Dina freundlich.

Anna schiebt ihre Brille zurecht. „Die Jungs werden langsam erwachsen.“

Conni runzelt die Stirn.

„Findest du?“, fragt sie, während sie der Kellnerin winkt, um zu bezahlen. „Ich finde sie noch genauso albern wie vor den Ferien.“

Billi zieht die Augenbrauen hoch. „Auch Paul?“

„Natürlich auch Paul“, erwidert Conni bestimmt. Sie fragt sich insgeheim, ob sie und Anna, Billi und Dina sich im Sommer vielleicht auch verändert haben. Vielleicht nur ein kleines bisschen und ohne dass sie es gemerkt haben?

Ein kurzer Seitenblick auf ihre Freundinnen genügt. Nein, sie sind wie immer: vier ganz normale elfjährige Mädchen, die einfach nur ihren letzten Ferientag genießen.

Nachdem sie sämtliche Papier- und Schreibwarengeschäfte der Stadt abgeklappert und alle notwendigen Hefte, Stifte, Mappen und sonstigen Utensilien für die Schule gekauft haben, verabschieden sich die Freundinnen voneinander.

Anna seufzt. „Seid ihr wirklich sicher, dass morgen die Schule wieder anfängt? Vielleicht haben wir uns ja im Datum geirrt?“, fragt sie hoffnungsvoll.

Conni schüttelt den Kopf. „Nee, leider nicht“, erwidert sie. „Morgen fängt der Ernst unseres armen Schülerlebens wieder an, so wahr ich Conni Klawitter heiße.“

„Erste Stunde Englisch“, murmelt Billi.

„Bei unserem geliebten Lindwurm“, fügt Dina düster hinzu. Dina und Conni gehen noch ein Stück zusammen, während Billi und Anna in die andere Richtung verschwinden.

„Ob’s sehr schwer wird?“, fragt Dina.

Conni sieht sie verwundert an. „Was meinst du?“

Dina bleibt stehen. „Na, das neue Schuljahr“, sagt sie zögernd. „Ehrlich gesagt, hab ich ein bisschen Schiss vor den neuen Fächern. Wir bekommen ja auch neue Lehrer. Wer weiß, wie die so sind?“

Conni legt Dina eine Hand auf die Schulter. „Mach dich doch nicht schon vorher verrückt, Dina. Wir schaffen das schon, keine Panik.“

Die sechste Klasse ist bestimmt kein Zuckerschlecken! Jetzt seufzt Conni auch. Dass Dina sich aber auch immer solche Sorgen machen muss!

„Ach, was!“, sagt sie dann aber mit besonders viel Nachdruck. „Wird schon schiefgehen. Tschüs, Dina. Wir sehen uns morgen. Wer zuerst da ist, hält vier Plätze frei!“

Am Abend ist Conni nicht besonders gesprächig. Mit der Gabel rollt sie kleine Fleischklößchen über den Teller. Hin und her, vor und zurück. Dabei gehören Fleischklößchen in Tomatensoße eigentlich zu ihren Lieblingsgerichten.

„Willst du mit den Dingern Golf spielen“, fragt Papa amüsiert, „oder willst du sie noch essen? Falls nicht, darfst du sie gern mir überlassen.“

Conni hört abrupt auf, Klößchen von A über B nach C zu rollen, und nimmt den Blick von ihrem Teller.

„Wie? Was?“, fragt sie irritiert.

Jakob kichert. Papa deutet wortlos auf Connis Teller.

„Ach so, die“, sagt Conni. „Nein, du kannst sie gerne haben. Ich hab irgendwie keinen richtigen Hunger.“ Sie schiebt Papa ihren Teller hin und meint: „Ich hab wohl zu viel Eis gegessen.“

Mit großem Appetit vertilgt Connis Vater die zweite Portion. „Und ich dachte schon, die Ferien sind dir vielleicht nicht bekommen.“ Er zwinkert Conni zu. „Waren die zwei Wochen Familienurlaub auf Norderney nicht genug Erholung für meine große Tochter?“

„Doch, Papa“, versichert Conni. „Norderney war echt klasse!“

Wenn wir doch nur dageblieben wären, denkt sie. Weit weg von der Schule und dem Lindwurm, von Janette, der doofen Kuh, und den neuen Lehrern. Sie muss daran denken, was Dina gesagt hat, und schüttelt den Kopf.

So ein Quatsch!, schimpft sie mit sich selbst. Jetzt lass ich mich auch noch verrückt machen!

„Ich geh dann mal in mein Zimmer“, sagt sie und gähnt demonstrativ. „Ich muss noch meine Sachen für morgen packen.“

„Okay“, sagt Papa. „Ich schicke Mama dann hoch, wenn sie aus der Praxis kommt.“

Er räumt mit Jakob den Tisch ab und stellt das Geschirr in die Spülmaschine. Mit Begeisterung stopft Jakob das Besteck in das dafür vorgesehene Fach.

Nicht mehr lange, und er ist ein Erstklässler. Aber trotzdem bleibt er immer mein kleiner Bruder, denkt Conni. Sie nimmt Kater Mau auf den Arm, der schnurrend um ihre Beine geschlichen ist, und verschwindet mit ihm in ihrem Zimmer. Anna hat ihr eine neue CD ausgeliehen, die sie sich unbedingt anhören will. Die melancholischen Gitarrenklänge sind zwar nicht ganz nach ihrem Geschmack, wie Conni schnell feststellt, aber wenigstens machen sie schön müde. Sie legt sich aufs Bett und schließt die Augen.

Schon bald träumt sie von einem Land, in dem es keine Schule gibt. Nur Ferien, weite Strände mit schneeweißem Sand und kristallklarem Wasser, in dem man mit Delfinen um die Wette schwimmen kann.

Ein Herzchen für den Klassensprecher

Lautes Stimmengewirr empfängt Conni, als sie am nächsten Morgen die Schule betritt. Einzelne Schüler und kleine Grüppchen schieben sich rücksichtslos an ihr vorbei und machen ein Durchkommen fast unmöglich. Conni stöhnt auf. Warum muss der Unterricht nach den Ferien eigentlich für alle Klassen zur gleichen Stunde anfangen?

Die Luft ist zum Schneiden dick. Alle reden durcheinander.

„Und wo warst du in den Ferien?“, „Wow, cool!“, „Echt wahr?“. Conni schnappt vereinzelte Gesprächsfetzen auf, aber sie hört gar nicht richtig hin. Mühsam versucht sie, sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen, während sie gleichzeitig nach einem bekannten Gesicht Ausschau hält. Endlich entdeckt sie Billis Haarschopf in der Menge.

„Billi!“, ruft Conni und quetscht sich an zwei älteren Jungs vorbei.

Aber als sie sie erreicht und ihr eine Hand auf den Arm legt, stellt sie erschrocken fest, dass es weder ein Mädchen noch Billi ist. Vor ihr steht ein Junge aus der Parallelklasse!

„Sorry“, murmelt Conni verlegen.

„Macht nichts“, erwidert der Junge und lächelt sie an.

Zu ihrem Entsetzen merkt Conni, dass sie rot wird. Auch das noch! Rasch dreht sie sich um und verdreht die Augen. Meine Güte, ist das peinlich! Aber dann hört sie plötzlich ihren Namen.

„Conni!“, ruft eine Stimme, die unverkennbar Anna gehört. „Hier oben!“

Conni fährt herum und sieht Anna und Billi auf der Empore stehen, die zur Aula führt. Anna winkt hektisch. „Hier, hier sind wir!“, ruft sie noch einmal.

Conni winkt zurück und schiebt sich in entgegengesetzter Richtung gegen den Schülerstrom.

„Ciao, Conni“, ruft der Junge, den sie für Billi gehalten hat, laut hinter ihr her. „Man sieht sich!“

Auweia, denkt Conni, bloß nicht!

„Mensch, wo bleibst du denn?“, wird sie von Anna in Empfang genommen. „Gleich klingelt es zur ersten Stunde, und wir haben noch nicht mal Plätze!“

Conni starrt Anna an. Was ist denn mit der los?

„Tut mir leid“, faucht sie, „dass ich nicht fliegen kann. Aber es ging wirklich nicht schneller!“

Billi kichert. „Ist doch egal, oder? Hauptsache, jetzt sind alle da. Moment mal!“ Sie zieht die Stirn kraus. „Wo ist Dina?“

„Wahrscheinlich in der Klasse, um unsere Plätze frei zu halten“, knurrt Conni, obwohl Billi ihr gar nichts getan hat. „So war es nämlich ausgemacht: Wer zuerst in der Schule ist, reserviert vier Plätze nebeneinander.“

Anna schultert ihren Rucksack und geht schon voraus. „Worauf warten wir dann noch?“

Billi und Conni wechseln einen kurzen Blick. Billi zuckt mit den Schultern.

„Der erste Schultag setzt bei manchen Stresshormone frei, hab ich irgendwo gelesen“, kichert sie und zieht Conni mit sich ins Gewühl.

Als Conni und Billi den Klassenraum der 6a erreichen, herrscht dort helle Aufregung. Offenbar hat sich jemand einen kleinen Ferienspaß erlaubt und Tische und Stühle in mühevoller Kleinstarbeit zu einer einzigen kunstvollen Pyramide aufgetürmt. Das komplette Klassenmobiliar steht übereinander, nebeneinander und aufeinander in einer Ecke. Alle Möbel sind dermaßen miteinander verkeilt, dass es nicht möglich ist, auch nur einen einzigen Stuhl herauszubekommen.

Dina kommt auf Conni zu.

„Du, tut mir leid“, sagt sie, „aber ich konnte beim besten Willen keine Plätze frei halten.“

„Ach was! Das seh ich auch.“ Conni lacht und setzt sich auf die Fensterbank. Mit der flachen Hand klopft sie neben sich. „Los, schnell, bevor die besten Plätze besetzt sind!“

Dina und Billi setzen sich rechts und links neben Conni. Auch Anna hat sich wieder beruhigt und quetscht sich noch dazwischen.

„Seht euch das mal an!“ Sie nickt in Richtung der Möbelpyramide.

„Ich weigere mich zu glauben, dass ich in eine so bescheuerte Klasse gehe!“, schnaubt Janette mit hochrotem Kopf. Sie zieht vergeblich an einem Tisch und bricht sich dabei fast die pink lackierten Fingernägel ab.

„Die Einzige, die hier bescheuert ist, ist sie selbst!“, raunt Conni den anderen zu. „Sieht sie denn nicht, dass alles zusammenkracht, wenn sie weiter an dem Tisch zieht?“

Janette lässt den Tisch los und fährt herum. Wütend funkelt sie Conni an.

„Ach, sieh mal an“, sagt sie mit gefährlich leiser Stimme. „Glaub ja nicht, dass ich nicht genau gehört habe, was du eben geflüstert hast! Du riskierst ja eine ziemlich dicke Lippe. Hast du in den Ferien ein Selbstbehauptungstraining absolviert?“

Ariane und Saskia, Janettes beste Freundinnen und Mitglieder ihres Zickenklubs, lachen gehässig.

Zu Connis Erleichterung klingelt es genau in diesem Augenblick und nur wenige Sekunden später kommt ein lauter Ruf von der Tür: „Achtung, Lindwurm-Alarm!“

Conni und ihre Freundinnen bleiben einfach auf der Fensterbank sitzen. Solange die Bänke noch nicht sortiert und aufgestellt sind, ist das sowieso der beste Platz in der Klasse.

Als Conni das vertraute, energisch näher kommende Knarzen von Frau Lindmanns Schuhen auf dem Linoleumboden hört, bekommt sie tatsächlich eine Gänsehaut. Sie atmet noch einmal tief durch und strafft die Schultern.

Und dann steht der Lindwurm in der Tür. Das heißt, ist das überhaupt der Lindwurm?

Conni kneift die Augen zusammen. Sie stellt fest, dass Frau Lindmann sich in den Ferien ganz schön verändert hat. Richtig gut erholt sieht sie aus und irgendwie jünger. Schlank und braun gebrannt steht die Lehrerin vor der Klasse und schmettert ein fröhliches „Good morning, girls and boys!“ in den Raum. Sogar ihre Haare sind anders. Ein flotter Schnitt und eine Haartönung im vormals mausgrauen Haar verleihen dem verkniffenen Gesicht einen fast freundlichen Ausdruck.

Wozu Ferien doch gut sind, denkt Conni. Besonders für Lehrer!

Beim Anblick der Chaospyramide erlischt das nette Begrüßungslächeln der Lehrerin allerdings jäh.

„Was ist denn hier los?“, zischt Frau Lindmann, als sie sich argwöhnisch dem Möbelturm nähert. Sie muss dabei aufpassen, dass sie nicht auf Paul und Mark tritt, die es sich auf dem Fußboden bequem gemacht haben.

„Wer war das?“, fragt sie scharf.

Jetzt ist sich Conni absolut sicher, dass es immer noch der alte Original-Lindwurm ist, der da vor ihr steht. Nur der kann seiner Stimme nämlich einen so kalten Klang verleihen, dass einem das Herz in die Hose rutscht und das Blut in den Adern gefriert.

„Das war schon so“, meldet sich Dina tapfer zu Wort.

Frau Lindmann mustert sie wie ein lästiges Insekt.

„So?“, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Also, das ist doch wirklich unglaublich! Und wie soll ich jetzt in diesem … in diesem …“, sie macht eine weit ausholende Geste und sucht nach den richtigen Worten, „in diesem katastrophalen Wirrwarr meinen Unterricht abhalten, bitte schön?“

Dina zieht die Schultern hoch. Woher soll sie das wissen? Das ist nun wirklich nicht ihr Problem!

Als es an der Tür klopft, drehen alle gleichzeitig ihre Köpfe herum. Ein blonder Junge lehnt im Türrahmen.

„Sorry“, sagt er und unterdrückt ein Gähnen. „Ist das hier ein Kindergarten oder die Sechste von Frau Lindmann? Ich soll mich hier melden. Ich bin der Neue, Phillip Graf.“ Er deutet eine halbe Verbeugung an, wobei ihm seine halblangen Haare ins Gesicht fallen. In der Klasse ist es mucksmäuschenstill. Sogar Frau Lindmann schweigt verblüfft.

„Wow!“, hört Conni jemanden flüstern, und sie ist ziemlich sicher, dass es nur Janette sein kann. „Sieht der süß aus!“

„Was ist das denn für ’n Angeber?“, kommt es unterdrückt aus der Ecke der Jungs.