Conni & Co 5: Conni, Billi und die Mädchenbande - Dagmar Hoßfeld - E-Book

Conni & Co 5: Conni, Billi und die Mädchenbande E-Book

Dagmar Hoßfeld

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Beschreibung

Conni wehrt sich gegen Mobbing an der Schule Connis Freundin Billi weiß nicht, was sie Tanja getan hat. Trotzdem hat das Mädchen aus der Parallelklasse es eindeutig auf sie abgesehen. Tanjas Gemeinheiten und Drohungen führen dazu, dass Billi immer weniger unternehmen möchte, ständig ängstlich ist und sich schließlich sogar verletzt. Conni ist sauer, dass sie so wenig gegen Tanjas Tyrannei ausrichten kann. Mithilfe von Phillip tüftelt sie einen Plan aus, wie Billi doch noch geholfen werden kann. Dem Mobbing muss ein Ende gesetzt werden! Die Serie Conni & Co: - Aufregendes und warmherziges Lesefutter für Mädchen ab 10 Jahren - Ganz dicht an den Bedürfnissen von Preteens - Schule, Freundschaft, erste Liebe, Familie - lebensnahe Themen - Mit tollen Rezepten zum Kochen und Backen im Anhang - Bereits über 1 Million verkaufte Bücher der Erfolgsserie!

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Dagmar Hoßfeld: Conni, Billi und die Mädchenbande (Band 5)

Mit Illustrationen von Barbara Korthues

„Was war denn los?“, raunt Anna Conni zu. „Warum kommt ihr so spät? Und warum sieht Billi aus, als hättet ihr eine Freifahrt in der Geisterbahn hinter euch?“

Tanja aus der Parallelklasse tyrannisiert ihre Mitschülerinnen und Mitschüler - und es scheint, als habe sie es besonders auf Billi abgesehen. Was kann Conni tun?

Zum Glück gibt es ja noch Anna und Dina. Und Phillip. Der taucht immer dann auf, wenn Conni ihn am nötigsten braucht …

Wohin soll es gehen?

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Billi und die fiesen Schulhof-Zicken

„Mensch, Conni! Wo bleibst du denn?“ Anna tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Beeil dich mal, sonst kommen wir zu spät!“

„Ja, ja“, murrt Conni. Sie schiebt ihr rotes Mountainbike in den Fahrradunterstand und schließt es ab. Als sie sich umdreht, taucht ein blonder Haarschopf zwischen den Reihen der Fahrräder auf.

„Ups … Hallo, Phillip!“ Conni lächelt und schiebt sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Dass Anna aufstöhnt und einen demonstrativen Blick auf ihre Armbanduhr wirft, ignoriert sie.

„Guten Morgen!“ Phillip reibt die Hände aneinander und haucht hinein. „Ganz schön kalt heute, was? Und das nennt sich Frühling!“

Conni nickt fröhlich, während Anna mit den Augen rollt.

„Ich geh jetzt“, funkelt sie Conni durch ihre schmalen Brillengläser an. „Wenn ihr zu spät kommen wollt – bitte, selber schuld!“

„Hi, Anna. Hast du gut geschlafen?“, erkundigt sich Phillip mit einem strahlenden Lächeln.

Anna wird knallrot und presst ein knappes „Ja, danke“ hervor. Conni kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mit langen Schritten stapft sie mit Phillip hinter Anna her und betritt das Lessing-Gymnasium. Die warme, stickige Luft, der Lärm und das morgendliche Gedränge in der Pausenhalle rauben ihr fast den Atem. Sie will die breite Treppe hinaufgehen, als Phillip sie am Jackenärmel festhält.

„Lass uns mal kurz auf den Vertretungsplan schauen“, sagt er und nickt mit dem Kopf in Richtung des Sekretariats. „Heute oder morgen ist SV-Versammlung.“

Conni runzelt die Stirn. Phillip ist Klassensprecher der 6a. Dass er zu den Sitzungen der Schülervertreter geht, ist klar. Aber was hat sie damit zu tun?

Phillip bemerkt ihr Zögern.

„Laura war gestern krank“, erklärt er. „Wenn sie bis zur Versammlung nicht wieder da ist, musst du für sie einspringen.“

Conni hält die Luft an. Phillip hat recht: Als zweite Klassensprecherin müsste sie Laura im Krankheitsfall vertreten.

Meine erste SV-Sitzung, denkt sie. Das ist ja spannend!

„Wir kommen gleich nach!“, ruft sie Anna zu. Aber die hat inzwischen Billi und Dina in dem Getümmel entdeckt und winkt nur flüchtig zurück.

Fast ehrfürchtig folgt Conni Phillip zu dem Schwarzen Brett, um das sich bereits ein paar Schüler drängen, die die Aushänge studieren.

„Da, morgen in der Fünften.“ Phillip tippt mit dem Finger auf einen leuchtend gelben Zettel.

„In der fünften Stunde?“, wundert sich Conni. „Aber da haben wir Mathe!“

Phillip dreht sich zu ihr um. Es hat zum Unterricht gegongt.

„Für SV-Sitzungen werden Klassensprecher vom Unterricht freigestellt“, sagt er grinsend.

Conni grinst zurück. „Das ist ja praktisch!“

„Klar“, meint Phillip. „Irgendwelche Vorteile muss es schließlich haben, wenn man Klassensprecher ist.“

Conni spürt ein aufgeregtes Kribbeln in ihrem Bauch. Am liebsten würde sie Phillip mit ganz vielen Fragen löchern.

Worum es in der Sitzung gehen wird, zum Beispiel. Oder wie so eine Veranstaltung überhaupt abläuft. Aber als Herr Albers und ein paar andere Lehrer aus dem Lehrerzimmer kommen, beschließt sie, ihre Fragen auf später zu verschieben.

„Wir sollten uns beeilen“, sagt sie zu Phillip. „Sonst kommen wir echt noch zu spät!“

Drei Stufen auf einmal nehmend schaffen sie es, knapp vor ihrem Deutschlehrer in das Klassenzimmer zu schlüpfen. Sie lassen sich auf ihre Plätze fallen, als Herr Albers den Raum betritt.

„Guten Morgen“, sagt der junge Lehrer und hievt seine Aktentasche auf das Pult. „Bitte holt eure Hefte raus. Wir schreiben einen Test über unsere Klassenlektüre.“

Durch die 6a läuft ein einstimmiges Aufstöhnen.

„Muss das sein?“, murmelt Bohdan. Er ist neu in der Klasse. Phillip und Paul kennen ihn vom Fußballverein, wo sie mit ihm in einer Mannschaft spielen.

„Ja“, erwidert Herr Albers.

Bohdan rauft sich die Haare.

„Hey, ich weiß genau, wie du dich fühlst, Kumpel.“ Paul klopft ihm auf die Schulter.

Phillip zwinkert Conni zu. Mit einem kleinen Lächeln wühlt Conni ihren Füller aus dem Federmäppchen und versucht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Als es endlich zur Pause gongt und Herr Albers die Hefte einsammelt, atmet Conni erleichtert auf. Sie holt ihr Schulbrot und ein Päckchen O-Saft aus ihrem Rucksack und geht mit Anna, Billi und Dina nach draußen, um frische Luft zu schnappen.

„Hach, muss Liebe schön sein!“ Billi beißt in ihr belegtes Brötchen und grinst von einem Ohr zum anderen. Annas Kopf schießt herum.

„Wen meinst du?“, fragt sie.

„Och“, meint Billi vielsagend, „da würden mir schon ein paar nette Kandidaten einfallen …“ Sie deutet auf Phillip, Mark, Paul und Tim, die ein paar Schritte vor ihnen hergehen. Mark dreht sich auffällig oft zu Anna um und stolpert dabei über seine eigenen Füße.

Billi, Dina, Anna und Conni kichern.

„Hey, zisch ab!“ Ein dunkelhaariges Mädchen drängelt sich von hinten heran und rempelt Billi an. Billi zuckt erschrocken zusammen. Das Mädchen macht eine abfällige Geste und wirft ihr im Vorbeigehen einen finsteren Blick zu.

„Was fällt der denn ein?“, fragt Conni empört. „Wer war das überhaupt?“

„Tanja“, murmelt Billi. „Aus der Parallelklasse.“

Mit gerunzelter Stirn sieht Conni dem Mädchen hinterher, das sich laut lachend einer Gruppe von Mitschülerinnen anschließt.

„Entschuldigen kann die sich wohl nicht?“ Anna schüttelt den Kopf. „Oder war das etwa Absicht?“

„Ach, lass sie doch“, wehrt Billi ab.

„Tanja ist immer so“, mischt sich Dina ein. „Ich kenne sie aus der Grundschule. – Leider“, fügt sie seufzend hinzu.

Conni zieht die Augenbrauen hoch. Gemeinsam mit ihren Freundinnen schlüpft sie durch die weit geöffnete Tür auf den Schulhof und blinzelt in die Sonne.

„Sie kann mich nicht leiden“, sagt Billi und zeigt auf Tanja, die sich inmitten einer Mädchengruppe prächtig zu amüsieren scheint. Immer wieder wirft sie den Kopf in den Nacken, schüttelt ihre glatten schwarzen Haare und lacht.

„Woher willst du wissen, dass sie dich nicht mag?“, fragt Conni und steckt einen Trinkhalm in ihren Saft.

Billi hebt die Schultern. „Sie wohnt bei uns um die Ecke und sagt es mir jedes Mal, wenn sie mich sieht.“

„Blöde Kuh!“, bringt Anna es auf den Punkt.

Billi lächelt ihr dankbar zu.

Die Freundinnen schlendern über den Schulhof und suchen sich ein ruhiges Plätzchen. Conni hockt sich auf die Lehne einer Bank. Die Sitzfläche ist noch zu feucht.

„Ist die immer so zickig?“, erkundigt sie sich bei Billi.

„Ja, meistens“, nickt Billi. „Besonders wenn sie ihren Fanklub bei sich hat. Sie nennen sich ‚Die Schulhof-Zicken‘.“ Mit dem Kinn deutet sie auf die Mädchengruppe. Schon wieder wirft Tanja die langen Haare über die Schulter nach hinten und kichert schrill. Die anderen Mädchen scheinen regelrecht an ihren Lippen zu kleben und schauen bewundernd zu ihr auf. Conni kann Janette, Ariane und Saskia aus ihrer Klasse erkennen und ein paar Mädchen aus der Parallelklasse.

„Der Name passt“, findet Anna.

Die anderen stimmen ihr zu.

Als es zur Stunde gongt, versenkt Conni ihre leere Safttüte in einem Papierkorb und wirft das Brotpapier gleich hinterher. Im Vorbeigehen schaut sie noch einmal zu Tanja hinüber. Sie und die anderen Mädchen machen keinerlei Anstalten, dem Klingeln zu folgen. Als hätte die Pause gerade erst angefangen, stehen sie auf dem Schulhof, albern herum und unterhalten sich. Plötzlich guckt Tanja genau in Connis Richtung und mustert sie von oben bis unten. Ohne den Blick abzuwenden, fragt sie Janette etwas. Die rümpft die Nase und flüstert etwas zurück. Die beiden Mädchen lachen verächtlich.

Conni läuft es eiskalt den Rücken herunter. Sie hat das Gefühl, von Tanjas Blick durchbohrt zu werden. So schnell sie kann, läuft sie hinter den anderen her und mischt sich unter den Schülerstrom. Sie ist froh, als sie wieder auf ihrem Platz sitzt und die nächste Stunde anfängt.

Bis zum Schulschluss gelingt es Conni, den Vorfall aus ihren Gedanken zu verdrängen. Auch Billi erwähnt Tanja mit keinem Wort mehr. Conni verabschiedet sich von ihr und den anderen und fährt mit Anna und Paul nach Hause. Sie haben mit ihren Rädern gerade die große Kreuzung erreicht, an der Anna abbiegen muss, als es hinter ihnen klingelt. Conni dreht sich um. Phillip kommt auf seinem silbernen Rennrad angebraust. Er nimmt beide Hände vom Lenker und ruft: „Hey, wartet auf mich!“

Der hat’s aber eilig, denkt Conni amüsiert und hält an. Anna rollt langsam weiter.

„Tschüs!“, ruft sie. „Ich muss mich beeilen. Meine Mutter hasst es, mit dem Essen auf mich zu warten.“

„Tschüs, mach’s gut!“, ruft Conni zurück.

Phillip ist vollkommen außer Puste, als er sie und Paul erreicht. „Die Hockey-AG ist ausgefallen“, schnauft er.

Paul zieht eine Augenbraue hoch. „Ist doch kein Grund, gleich einen neuen Hochgeschwindigkeitsrekord im Rennradfahren aufzustellen.“

Phillip wischt sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn und strahlt Conni an. Auf Paul achtet er gar nicht.

Conni zeigt auf die Ampel. „Grüner wird’s nicht“, stellt sie trocken fest und radelt los.

Die beiden Jungs gucken sich verdutzt an. Bevor die Ampel wieder auf Rot springt, schalten sie einen Gang höher und sprinten hinter Conni her.

Phillip rollt wie selbstverständlich mit seinem Rad an Connis Seite. Paul hat das Nachsehen und muss auf dem schmalen Radweg hinter den beiden herradeln. Er zieht die Nase hoch und macht ein verdrießliches Gesicht.

„Kommst du heute Nachmittag zum Fußball?“, ruft er Phillips Rücken zu.

„Weiß ich noch nicht“, ruft Phillip zurück, ohne sich umzudrehen.

Conni guckt geradeaus. Ein kleines Lächeln spielt um ihre Mundwinkel. Als vor ihnen ein Bus um die Ecke biegt, sieht sie Billis Gesicht hinter einer der Scheiben aufblitzen. Sie winkt, aber Billi scheint sie nicht zu sehen. Schade.

Während Conni, Paul und Phillip durch den Stadtpark radeln, presst Billi ihre Stirn an die Scheibe des Busses und starrt angespannt hinaus. Drei Reihen hinter ihr sitzt Tanja mit ihren ständigen Begleiterinnen Eileen, Nazan und Irina aus der 6c. Ariane ist auch dabei.

Billi zuckt zusammen, als Tanja einen Witz erzählt und laut zu lachen anfängt. Sie ist sich nicht sicher, ob die Mädchen sie schon gesehen haben, und rutscht vorsichtshalber ein bisschen tiefer in ihren Sitz. Sie hat Angst, dass Tanja sie nicht in Ruhe lassen wird, wenn sie sie erst mal entdeckt hat. Die Mitschülerin wohnt seit Kurzem in Billis Gegend, und Billi ist ihr bisher nur ein paarmal begegnet, auf dem Spielplatz, beim Einkaufen und im Park. Sie kann sich nicht erklären, was das ältere Mädchen gegen sie hat, schließlich haben sie bisher kaum mehr als ein paar Worte miteinander gewechselt. Trotzdem fängt Tanja jedes Mal an, hämisch zu grinsen, wenn sie Billi sieht, und zischt ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit irgendwelche Gemeinheiten ins Ohr. Billi hört schon gar nicht mehr hin. Sie mag Tanja nicht und geht ihr am liebsten aus dem Weg.

Als der Bus an ihrer Haltestelle hält, überlegt Billi, ob sie eine Station weiter fahren soll. Nicht nur sie, auch Tanja muss hier aussteigen. Aber dann springt sie kurz entschlossen auf und klettert aus dem Bus. Sie denkt gar nicht daran, wegen der blöden Kuh zu spät zum Mittagessen zu kommen. Kommt ja gar nicht in die Tüte!

„Hey!“, ruft im selben Moment eine laute Stimme hinter ihrem Rücken. „Wohin so schnell?“

Billis Nackenhaare stellen sich auf. Sie spürt, dass ihr Gesicht heiß wird.

Nicht umdrehen, denkt sie. Einfach weitergehen. Sie macht ein paar zögernde Schritte und wundert sich, dass Tanja nicht noch einmal ruft, als plötzlich jemand schreit: „Aua, du tust mir weh! Lass mich los!“

Billi dreht sich um. An der Bushaltestelle steht Tanja. Sie hält einen kleineren Jungen an der Jacke fest. Billi kennt ihn. Es ist ein Fünftklässler aus ihrer Schule. Er heißt Mesut. Tanja reißt ihm seine Cap vom Kopf und stopft sie in den Abfalleimer an der Haltestelle. Das Gesicht des Jungen ist puterrot, als er versucht, die Cap wieder aus dem Mülleimer zu angeln. Tanja zerrt immer noch an seiner Jacke.

„Lass das!“, ruft Mesut. „Hau ab!“

Ein paar Erwachsene gehen vorbei, werden langsamer und bleiben schließlich stehen.

„Was glotzt ihr so blöd?“, fährt Tanja sie an, ohne Mesut loszulassen. „Das ist mein Cousin!“

Die Passanten schütteln die Köpfe und gehen weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Billis Magen krampft sich zusammen. Warum hilft denn keiner? Sie steht auf dem Gehweg neben der Straße und ballt die Hände zu Fäusten. Der Bus ist längst weitergefahren. Die paar Schulkinder, die mit ihr ausgestiegen sind, ziehen die Köpfe ein und verdrücken sich.

Billi wird wütend. Entschlossen stapft sie auf Tanja und Mesut zu und ruft: „Lass ihn sofort los!“ Ihre Stimme zittert, so aufgeregt ist sie.

Tanja fährt herum und starrt sie an. Für Bruchteile von Sekunden lockert sich ihr Klammergriff. Mesut nutzt die Gelegenheit und reißt sich los.

„Danke!“, ruft er Billi zu und flitzt davon, so schnell er kann. Billi schaut ihm hinterher.

„Was sollte das denn?“ Tanjas Stimme ist so leise, dass Billi sie kaum verstehen kann. Ihre Augen sind zu schmalen Schlitzen verengt.

Billi schluckt.

„Lass ihn in Ruhe, okay? Du hast kein Recht, ihn anzugreifen“, sagt sie mutig. Sie will sich schon umdrehen und weitergehen, als Tanjas Hand blitzschnell vorschießt und sie am Kragen ihrer Jacke packt.

„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“, faucht Tanja. Sie zieht die viel kleinere Billi mühelos an sich heran.

Billis Herz klopft zum Zerspringen. Ganz kurz wünscht sie sich, sie hätte ihre Tigerhose an. Wenn sie die anhat, fühlt sie sich irgendwie stark und mutig, fast unverwundbar. Aber die Hose passt ihr schon lange nicht mehr. Und außerdem könnte ihr eine simple Hose mit Tigerstreifen in dieser Situation auch nicht weiterhelfen. Da müsste schon ein echter, ausgewachsener Sibirischer Tiger kommen, die Zähne fletschen und Tanja seinen stinkenden Atem ins Gesicht blasen. Billi kichert leise bei dieser Vorstellung.

Tanja starrt sie verblüfft an, bevor sie ihren Würgegriff um eine weitere Umdrehung verstärkt.

„Du findest es witzig, dich mit mir anzulegen?“, fragt sie leise.

Bevor Billi es sich anders überlegen kann, hat sie schon genickt. Im selben Augenblick bereut sie es. Tanja ist tausendmal stärker als sie. Sie stehen sich gegenüber wie David und Goliath, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Billi keine Steinschleuder bei sich hat, um sich zu wehren.

„Lass mich los“, sagt sie und reckt sich auf die Zehenspitzen, um wenigstens ein kleines bisschen größer zu sein.

„Warum sollte ich?“, fragt Tanja zurück. Um ihre Mundwinkel zuckt es spöttisch. „Von mir aus können wir stundenlang hier stehen bleiben. Oder vermisst die kleine Billi etwa ihre Mami? Hat die kleine süße Billi Angst?“

Zwei Handwerker in Arbeitsoveralls treten aus einem Haus und bleiben stehen.

„Gibt’s ein Problem?“, erkundigt sich der eine bei Billi.

Billi nickt schwach. Aus ihrem Hals kommt nur ein Krächzen. Tanja schnürt ihr langsam, aber sicher die Luft ab.

„Verfatz dich!“, schleudert Tanja dem Mann entgegen.

„Hey, lass sofort die Kleine los!“, mischt sich der andere, größere Handwerker ein. Er baut sich vor Tanja auf.

Seine Schultern sind ziemlich breit, stellt Billi beruhigt fest, und sein Gesicht sieht sehr grimmig aus. Sie wirft ihm einen dankbaren Blick zu.

„Wird’s bald?“, fordert der Mann Tanja auf.

Tanjas Gesicht wird blass vor Zorn. Ein letztes Mal dreht sie Billis Kragen zusammen, dann lässt sie endlich los.

Billi atmet erleichtert auf.

„Vielen Dank“, krächzt sie den Männern zu.

Die nicken freundlich.

„Geh nach Hause“, sagt der Kleinere zu Billi, und an Tanja gerichtet: „Und du, verschwinde! Lass dich ja nicht noch einmal dabei erwischen, wie du Kleinere drangsalierst!“

Tanja kaut auf ihrer Unterlippe und unterdrückt einen Fluch. Billi kann sehen, dass es in ihr brodelt.

„Ich krieg dich!“, flüstert Tanja ihr zu, als sie sich umdreht und weggeht. „Du bist erledigt!“

Billi spürt einen Kloß im Hals. Ihre Augen brennen. Am liebsten würde sie weinen.

Die beiden Handwerker erkundigen sich, wo sie wohnt und ob sie sie nach Haus begleiten sollen.

Billi schüttelt den Kopf.

„Nein, vielen Dank“, sagt sie. „Ich wohn gleich hier um die Ecke.“ Sie zeigt in eine vage Richtung.

„Na, dann“, sagt der Größere. „Alles Gute.“

„Und halte dich von dem Mädchen fern“, rät der andere. „Die scheint ein echtes Problem zu haben.“ Er lässt einen Zeigefinger neben seiner Schläfe rotieren. „Alles klar?“

„Alles klar.“ Billi lächelt tapfer. „Und vielen Dank noch mal!“

Die Männer nicken ihr zu und steigen in einen Kombi. Sie winken noch einmal, dann fahren sie davon.

Billi bleibt stehen und holt tief Luft. Ihr Herz pocht wie verrückt und ihre Knie zittern. Sie sieht sich um, ob Tanja vielleicht hinter einer Ecke auf sie lauert, aber die Luft scheint rein zu sein. Schnell dreht sie sich um und läuft auf kürzestem Weg nach Hause.

Totenköpfe und gekreuzte Knochen

Nachdem Phillip in die Fürst-Pückler-Allee abgebogen ist, wo er mit seinem Vater in einer alten Villa lebt, radeln Conni und Paul weiter. Sie unterhalten sich über alles, was ihnen in den Sinn kommt: die Schule, das aktuelle Kinoprogramm, sogar über Pauls Lieblingsthema Fußball. Im Ahornweg rollt Paul mit seinem Rad direkt bis in eine Garage. Conni verschwindet in der Einfahrt des Nachbarhauses. Über eine niedrige Hecke hinweg, die die Gärten der Einfamilienhäuser voneinander trennt, winken sie sich zu.

Conni ist froh, direkt neben Paul zu wohnen. Jeden Tag alleine zur Schule und zurück zu fahren, stellt sie sich ziemlich langweilig vor. Paul und sie sind schon zusammen in die Grundschule gegangen; genau wie jetzt Jakob und Marie, ihre jüngeren Geschwister.

Sie nimmt die paar Stufen bis zur Haustür mit einem Satz, steckt ihren Schlüssel ins Schloss und will gerade aufschließen, als die Tür von innen aufgerissen wird.

„Mama ist krank“, verkündet Jakob anstelle einer Begrüßung.

Mit gerunzelter Stirn folgt Conni ihrem kleinen Bruder in den Flur. Sie stellt den Rucksack ab und schlüpft aus ihren Turnschuhen und dem roten Anorak.

„Was hat sie denn?“

Jakob zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Bauchweh und Durchfall, glaub ich. Sie kotzt andauernd.“

„Es heißt erbrechen oder sich übergeben“, erklärt Conni ihm.

Jakob starrt sie an, als würde sie eine fremde Sprache sprechen. Conni schiebt ihn beiseite und geht ins Wohnzimmer. Jakob folgt ihr auf Zehenspitzen.

Mama liegt auf dem Sofa, bis zum Kinn in eine Decke eingemummelt, und lächelt schwach. Neben dem Sofa steht ein Eimer. Conni erschrickt, als sie sieht, wie blass ihre Mutter ist.

„Ich hab mir anscheinend diesen gemeinen Magen-Darm-Virus eingefangen, der überall umgeht“, seufzt Mama und richtet sich ein wenig auf. „Tut mir leid, aber ihr müsst euch heute selbst um das Mittagessen kümmern. Mir wird schon übel, wenn ich nur daran denke.“

Conni setzt sich auf die Sofakante. Kater Mau streicht um ihre Beine und schnurrt leise.

„Mach dir mal keine Sorgen“, sagt sie. „Jakob und ich schaffen das schon.“

Jakob nickt bestätigend und nimmt Mau auf den Arm.

„Brauchst du irgendwas?“, fragt Conni ihre Mutter. „Soll ich zur Apotheke fahren?“

Mama schüttelt den Kopf. „Nein, danke. Ich hab alles, was ich brauche. In der Praxis hab ich mich krankgemeldet. Ich bleibe einfach liegen und ruhe mich aus. Vielleicht kann ich ein bisschen schlafen.“

„Wie wär’s mit Tee und Zwieback?“, schlägt Jakob vor. „Oder mit einer Wärmflasche?“

„Gute Idee“, findet Conni. „Die kriegen wir schließlich auch immer, wenn wir krank sind. Setz schon mal das Wasser auf.“

Jakob flitzt in die Küche. Conni hört ihn mit dem Wasserkocher hantieren.

„Danke, ihr Lieben“, sagt Mama und schließt die Augen. „Aber mit Tee und Zwieback warten wir lieber noch ein bisschen.“

„Okay“, meint Conni. „Ich kümmere mich dann mal um das Mittagessen.“

Mama nickt müde. „Es sind noch Nudeln da. Die brauchst du nur warm zu machen. Und im Kühlschrank ist Salat. Ich hab Papa angerufen. Er kommt heute früher nach Hause und bringt alles für das Abendessen mit.“

Conni steht auf und geht zu Jakob in die Küche. Als sie ihrer Mutter wenig später die Wärmflasche bringen wollen, schläft sie tief und fest. Mit ernster Miene und äußerst behutsam legt Jakob die Gummiflasche auf die Wolldecke, dorthin, wo er Mamas Bauch vermutet. Conni strubbelt ihm lächelnd durch die Haare.

„Komm“, sagt sie. „Du kannst mir beim Kochen helfen.“

Nach dem Mittagessen verschwindet Jakob in seinem Zimmer. Conni brütet über ihren Hausaufgaben, als ihr Handy melodisch klingelt. Der eingeschaltete Vibrationsalarm lässt es langsam über den Schreibtisch wandern. Mau, der auf der Fensterbank gesessen und sich geputzt hat, unterbricht seine Fellpflege. Mit großen Augen und gespitzten Ohren betrachtet er das merkwürdige Ding misstrauisch. Sein Schwanz zuckt hin und her. Zwischen den Zähnen des Katers blitzt die rosa Zunge auf. Conni lacht, als sie es sieht. Kurz bevor das Handy die Tischkante erreicht und herunterfällt, fängt sie es ein und meldet sich: „Hallo?“

Billi meldet sich. „Hi, Conni. Ich bin’s. Ich muss dir unbedingt was erzählen!“

Mau springt auf den Schreibtisch und maunzt. Conni schiebt ihr Mathebuch beiseite und krault ihn hinter den Ohren. Aufmerksam hört sie zu, als Billi von ihrem Erlebnis mit Tanja berichtet. Billis Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung.

Conni zieht die Stirn kraus. Die Falte über ihrer Nasenwurzel wird immer tiefer, je länger sie zuhört. Als Billi ihren Bericht schließlich beendet, schnappt sie nach Luft.

„Mensch, Billi“, stößt sie hervor. „Das gibt’s doch gar nicht!“

„Doch“, erwidert Billi kleinlaut. „Leider.“

Conni ist außer sich.

Inhalt

Cover

Dagmar Hoßfeld: Conni, Billi und die Mädchenbande (Band 5)

Wohin soll es gehen?

1 Billi und die fiesen Schulhof-Zicken

2 Totenköpfe und gekreuzte Knochen

3 Schleichende Drachitis

4 Ein Stoß mit Folgen

5 Ein italienischer Nachmittag

6 Ein Schweinchen namens Billi

7 Ein Tiger aus Ton

8 Richtige und falsche Freundinnen

9 Zusammenhalten ist das Wichtigste

10 Stark wie ein Tiger

11 Dafür sind Freunde da

12 Eine Falle für Tanja

13 Ein Grund zum Feiern

14 Cantuccini und Katzenflöhe

15 Tausend verrückte Schmetterlinge und ein kleiner Stern

Billis Rezept für leckere Mandel-Cantuccini

Hallo, liebe Conni-&-Co-Fans!

Dagmar Hoßfeld

Barbara Korthues

Impressum