Dämonennächte - Nina MacKay - E-Book
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Dämonennächte E-Book

Nina MacKay

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Beschreibung

Der zweite Band um die gefährlichsten Nächte des Jahres! Die Dämonentage sind vorüber, das jedenfalls glaubt die ganze Welt. Nur Adriana und ihre Freunde befürchten, dass Luzifer einen Weg gefunden hat, die Höllenpforten jede Nacht zu öffnen. Natürlich wollen weder Behörden noch das Militär davon etwas hören. Stattdessen werden abendliche Festlichkeiten für die Bevölkerung Portlands vorbereitet. Können Adriana und Cruz Luzifer stoppen und das Unausweichliche verhindern? Bleibt zunächst die Frage, ob und zu welchem Preis Adriana Cruz aus der Hölle befreien kann. Wird sie Luzifer als letzten Ausweg um einen Pakt bitten, wie er es vorhergesagt hat? Und schafft sie es rechtzeitig alle Halbdämonen und Engel aufzutreiben, um die Weissagung des Höllenfeuerlieds zu erfüllen?

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Inhalt

Cover & Impressum

Widmung

Zitat

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Danksagung

Widmung

Für Gerd, den besten Chef der Welt.

Danke, dass du immer Verständnis für meine Autorenkarriere hast!

Zitat

Only in the darkness can you see the stars

Martin Luther King jr.

2

Nachdem er das Gespräch mit Adriana beendet hatte, wischte sich Rico müde über die Augen. Dabei versuchte er seine Gedanken zu sortieren. Tequila winselte neben ihm, schnüffelte dann an Ricos Hosenbeinen, auf Höhe der Stelle, wo vor fünf Nächten ein Delta-Dämon zugebissen hatte. Mit einer Hand knüllte Rico den Zettel mit Adrianas Nachricht zusammen und ließ ihn zu Boden fallen. Einen Moment später bückte er sich danach, um ihn wieder aufzunehmen. Nicht weit entfernt würde er sicher einen Mülleimer finden. Nur weil heute Nacht vermutlich Dämonen außer der Reihe auf Menschen losgehen würden, musste hier nicht alles in Anarchie und Chaos versinken. Gedankenverloren drehte Rico den Papierfetzen zwischen den Fingern. Sie konnten das immer noch hinbiegen, Lösungen finden, Menschen in Sicherheit bringen. Am wichtigsten war es jetzt, logisch vorzugehen, nicht in Panik ausbrechen und alle wichtigen Erledigungen der Reihe nach abzuarbeiten.

Tequila beobachtete aufmerksam das Spielzeug in Ricos Hand. Da der Hund schon mal da war und Rico Tequila nirgendwo abladen wollte, musste er ihn mitnehmen. Aber zuerst würde er die Nachricht auf Social Media verbreiten, dass die Menschen heute Nacht sicherheitshalber noch einmal Bunker oder geweihten Boden aufsuchen sollten. Danach stellte sich nur die Frage: Als Nächstes zum Militär? Oder doch zur Waldkapelle, um Pryatt Hershley abzuholen, der sich dort wahrscheinlich gerade fragte, warum niemand vorbeikam. Im Laufen wählte er die Nummer des Halbdämons. Kein Piepton ertönte. Also immer noch kein Netz … Seufzend tippte Rico eine E-Mail an den Feuerwehrmann aus Kalifornien und danach eine Warnung an seine Familie.

Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf stellte die Forderung auf, dass er auch Dakota suchen könnte, die vermutlich irgendwo von den Dämonen eingesperrt worden war. Cruz, Savannah und dieser Drym mussten sich dagegen in der Hölle aufhalten. Ein Problem weniger, um das sich Rico kümmern musste. Tequila begann eindringlicher zu winseln. Mit der freien Hand wischte sich Rico über die Augen, hob seine Brille dabei an. Er konnte nur hoffen, dass die drei Halbdämonen in der Hölle selbst an einem guten Plan arbeiteten, um Luzifer aufzuhalten. Seufzend zog er sein Handy wieder heraus und öffnete die erste Social-Media-App.

 

Adriana zuckte zusammen, machte vor Schreck einen Satz rückwärts. Drei Delta-Dämonen sprangen zähnebleckend auf sie zu, hielten erst knapp vor ihr an. Grüner Geifer tropfte an ihren Lefzen zu Boden. Waren das die Wachhunde im Palast? Zumindest trugen alle grüne Halsbänder.

Sie schluckte, versuchte sich ihre Angst vor den rottweilerähnlichen Höllenhunden mit ihren Alligatorgebissen nicht anmerken zu lassen. Hunde, beziehungsweise Dämonen, die bellten und nicht sofort angriffen, würden es auch später nicht tun, richtig?

»Brave Deltas … Ich will nur mit Luzifer, eurem Boss, etwas besprechen. Er braucht mich lebend …« Der Delta ganz links schnappte nach ihrem Knöchel. Daraufhin setzten die anderen beiden zum Sprung an, wollten ihr ganz offensichtlich die Kehle durchbeißen.

Alarmiert tauchte Adriana hinter einer gold gesprenkelten Statue ab. Leider kein besonders sicheres Versteck. Blöderweise klemmte sie nun auch noch mit ihrem Rucksack zwischen Statue und Wand fest. Fantastisch. In Adrianas Ohren rauschte es, während sie in ihrem Kopf mehrere Fluchtoptionen durchging. Eine weniger vielversprechend als die andere.

Doch da tauchte wie aus dem Nichts eine Gestalt auf und schnellte mit unmenschlicher Geschwindigkeit nach vorn. Zwei rote Hände legten sich um die Halsbänder der Deltas und rissen sie zurück. Der dritte Delta-Dämon sah sich nach dem Neuankömmling um und winselte dann.

Immer noch rann Adriana ein eiskalter Hauch von Abscheu die Wirbelsäule entlang, als sie sich von der Statue losriss, den Kopf hob und Ahel direkt ins Gesicht sah. Ahel, der rote Dämon, Sohn von Luzifer. Einer der mächtigsten seiner direkten Nachkommen und sein Lieblingssohn, zumindest behauptete das Cruz gewöhnlich.

»Hallo Adriana, schön, dich wiederzusehen.« Der Dämon lächelte. Seine ungewöhnlich dünnen Lippen verzogen sich fast bis zu den Ohren und seine Wangen legten sich bei dieser Bewegung in Falten. »Unerwartet, aber ich beklage mich nicht.«

Wieder beschwor sich Adriana, nicht zurückzuweichen und keine Angst zu zeigen. Selbst vor Ahels scharfem Körpergeruch nicht. Am liebsten hätte sie jedoch das Atmen eingestellt, um das herb stinkende Odeur nicht inhalieren zu müssen. Sie fand es kein bisschen schön, den Dämon wiederzusehen. Merkte man ihr vermutlich auch an. Doch Luzifers Sohn lächelte ihr einfach nur entgegen. Kommentarlos.

»Fort mit euch!« Die Nasen der Höllenhunde zuckten. Gleichzeitig bewegten sich ihre Lefzen so heftig auf und ab, dass es aussah, als würden sie kauen.

Winselnd trollten sich letztlich zwei der Hunde davon. Lediglich der mittlere hielt den Blickkontakt mit Ahel, stieß sogar einen Schnaublaut aus.

Sobald Ahel jedoch die Zähne bleckte, stolzierte auch dieser Delta von dannen. Womöglich waren das Luzifers persönliche Schoßhündchen, wenn dieser Delta so viel Selbstbewusstsein besaß …

In einer übertrieben ausholenden Geste wandte sich Ahel Adriana zu. »Was führt dich hierher, in unser bescheidenes Heim?« Wieder dieses breite Lächeln, während seine Lippen fast ganz in seiner roten Gesichtshaut versanken. »Und an diesem ungewöhnlichen Datum?« Er schnüffelte, wobei ihm ein Faden Sabber aus dem Mundwinkel rann, wenn sie das richtig erkannte. »Erster Januar?«

»Nun ja«, antwortete Adriana leichthin, »das Höllentor stand offen und ich habe etwas mit deinem Vater zu klären. Halbdämonen wie ich können wohl doch die Grenze übertreten. Ihr müsst euch geirrt haben.« Bei ihren Worten zwang sie sich, dem Dämon fest in die Augen zu sehen. Hoffentlich bemerkte er ihre Gänsehaut nicht.

Ahel neigte den Kopf aufmerksam zur Seite. Bei jeder Bewegung schien seine rote Haut zu schimmern. Wo sie eben noch rot wirkte, konnte man genau denselben Fleck Haut plötzlich als violett bezeichnen. Besonders auf seinen ausgeprägten Armmuskeln.

»Interessant. Du bist interessant … Luzifer also …?« Kurz schien er innezuhalten, doch dann streckte er eine Hand nach ihr aus, fuhr mit seinen Fingern über ihr Kinn. »Du bist viel zu schade für seine Halbdämonen-Experimente.«

Nie hätte sie geglaubt, dass nicht zurückweichen sich als so schwierig erweisen könnte. Jede Faser ihres Körpers schrie bei Ahels Berührung. Und diesen selbstgefälligen Blick, mit dem er sie dauernd von Kopf bis Fuß musterte, ertrug sie keine Sekunde länger. Zwei dunkle Augen, deren Blick viel zu intensiv auf ihr ruhte.

Mit so viel Kraft, wie sie aufbringen konnte, schlug sie seine Hand weg, unterbrach den Blickkontakt dabei nicht.

»Experimente? Nein, ich bin hier wegen … des Verdunklungsplans.« Besser, er erfuhr erst mal nichts von Cruz. Wenn er die Verbindung durchschaute, könnte Ahel dieses Wissen am Ende zu seinem Vorteil nutzen. Nur … Adriana runzelte die Stirn. Von welchen Halbdämonen-Experimenten hatte Ahel gesprochen?

Doch bevor sie den Gedanken weiter ausführen konnte, hörte Adriana den Schrei. Cruz’ Schrei. Eindeutig. Und es klang, als würde ihm jemand bei lebendigem Leib die Haut abziehen.

Eine dunkle Vorahnung legte sich wie ein eiskalter Handschuh um ihre Kehle.

»Ich muss los«, rief sie Ahel über ihre Schulter hinweg zu, dann rannte sie in die Richtung, aus der Cruz’ anhaltende Schreie kamen, ohne sich noch einmal umzusehen.

 

Major Dwight starrte Rico aus zusammengekniffenen Augen an. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, während er an seinem Schreibtisch lehnte, der die beiden voneinander trennte. Rico betrachtete die silberne Militärmarke, die an einer Kette um den Hals des Majors baumelte und das Sonnenlicht reflektierte. Es grenzte fast an ein Wunder, dass er ihn überhaupt empfangen hatte. Miss Twerbeed hatte sich für ihn eingesetzt. Die Sekretärin hatte etwas übrig für Kinder und erst recht für Tequila, der gerade bei ihr im Vorzimmer saß und sich die Keksdose vornahm.

»Du erwartest nicht wirklich, dass ich dir das glaube, Harry Potter?«

»Sehen Sie«, versuchte er es noch einmal mit Vernunft bei Major Dwight. »Die Dämonen sind unheimlich intelligente Wesen. Was glauben Sie? Dass sie sich für immer und ewig damit zufriedengeben, nur an fünf Tagen im Jahr auf der Erde zu jagen? Sie wollen die Tore dauerhaft öffnen. Es wird einen Krieg geben, wie damals!« Bloß ohne Engel. Außer, sie fanden sie rechtzeitig.

Immer noch wirkte der Major nicht überzeugt. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht glauben.

»Wollen Sie etwa schuld daran sein, wenn heute Nacht Hunderttausende Menschen ihr Leben verlieren? Wenn nicht Millionen? Sie müssen General Whittaker davon in Kenntnis setzen und der muss die ganze BKOD, am besten auch gleich das Militär und die Presse informieren.«

Die Nasenflügel des Majors bebten. »Der General wird dir erst recht nicht glauben, wenn ich es schon nicht tue.«

»Aber das Foto …«

»So einen Effekt mache ich dir mit jedem drittklassigen Bildbearbeitungsprogramm«, unterbrach ihn der Major.

Langsam meldete sich ein Kopfschmerz wie graue Wolken in Ricos Kopf. Er betrachtete den Bildschirm seines Handys. Mehr als einen blauen Schimmer konnte man auf den Fotos, die Adriana geschickt hatte, wirklich nicht erkennen. Trotz mehrerer Versuche ihrerseits. Ob man als Mensch einfach nicht mehr von dieser dämonischen Magie erkennen konnte? Generell nie?

»Gut. Dann spreche ich mit der Presse. Dadurch wird zwar niemand Schutzmaßnahmen errichten, weil sie mich nicht ernst nehmen werden. Aber morgen nach dem Angriff wird dann jeder wissen, dass die BKOD mir nicht glauben wollte und deshalb viele Unschuldige ums Leben kamen. Auf Facebook und anderen Medien habe ich die Info bereits gestreut. Morgen werden sie alle über den Jungen berichten, der die Katastrophe vorhergesagt hatte, aber dem Sie nicht glauben wollten.« Rico sah seinem Gegenüber fest in die Augen. »Ihr Name wird fallen.«

Stöhnend löste der Major seine verschränkten Hände und legte sie auf die Stuhllehne. »Also gut, ich spreche mit General Whittaker und verbreite unter allen Militärs die Nachricht, dass wir zu erhöhter Vorsicht in der kommenden Nacht raten.«

»Und der Presse sagen Sie, dass heute Nacht zumindest eine Übung stattfindet. Dass die Menschen zu Hause bleiben sollen. Verhängen Sie eine Ausgangssperre mit der Begründung, dass Sie eine neue Waffe gegen die Dämonen testen wollen. Oder etwas in der Art. Weltweit.«

Der Major presste die Lippen aufeinander. Der Stuhl unter seinen Fingern knarrte, sobald er ihn ein paar Fingerbreit in Richtung Schreibtisch schob. Vier Stuhlbeine kratzten über den Boden, dass es in den Ohren wehtat. »Ist ja gut, Harry Schlotter. Mach dir nicht ins Hemd.«

 

Adriana nahm den Gang, der ganz rechts von der Ruhmeshalle abzweigte und aus dem auch Ahel gekommen sein musste. Während sie lief und Cruz schrie, rasten ihre Gedanken. Es klang so, als würde er gefoltert, womit ihre schlimmsten Befürchtungen wahr wurden. Hoffentlich kam sie nicht zu spät! Und was zum Teufel hatte Ahel damit gemeint, dass sie zu schade für Luzifers Halbdämonen-Experimente sei? Konnte das bedeuten, dass er in ebendiesem Moment ein grausiges Experiment an Cruz durchführte? Ihr Herz donnerte so heftig gegen ihre Rippen, dass Adriana glaubte, es würden Abdrücke auf dem Herzmuskel zurückbleiben. Ihr graute davor, was sie gleich zu sehen bekommen würde. Sollte das der Grund dafür sein, weshalb Luzifer nicht nur sie, sondern auch Cruz unbedingt in seinen Besitz bringen wollte? Er hatte wirklich alles darangesetzt, dass Cruz seinen Höllenpakt schloss. Nein, halt. Adriana dagegen brauchte er allem Anschein nach wegen der Informationen ihrer Mutter. Oder hing beides zusammen? Aus irgendeinem Grund schien das oberste Priorität für den Herrn über die Unterwelt zu haben. Doch Adriana machte sich nichts vor. Luzifer würde sie danach nicht laufen lassen. Nicht, wenn sie so ein wertvolles Studienobjekt für den Höllenfürsten darstellte. Und wie wertvoll, beziehungsweise speziell sie tatsächlich war, wusste er ja noch nicht einmal. Solange ihr nicht plötzlich Engelsflügel wuchsen, würde sie dieses Geheimnis hoffentlich verbergen können.

Auf einmal verstummten die Schreie, schienen zwei Sekunden danach aus einer völlig anderen Richtung zu kommen. Adrianas Kopf flog herum. Wie zum Teufel …? Bewegten sich die Zimmer im Schloss ebenso wie die Bereiche in der Hölle umher?

Ein schmerzerfüllter Schrei hinter ihr. Sie fuhr herum und lief zögernd in diese Richtung. Der Schrei riss ab und sie stand schwer atmend, lauschend da, drehte sich langsam um sich selbst. Da! Wieder schrie er. Sie hätte seine Stimme überall erkannt. Schlitternd gelangte sie an eine Abzweigung, in deren Mitte ein Springbrunnen stand, der mit Teer statt Wasser gefüllt war. Es stank erbärmlich, schien allen Sauerstoff aus diesem Gang zu tilgen. Adriana hustete. Nach kurzem Zögern, während dem sie sich an der roten Marmorwand abstützte, um nach Luft zu schnappen, nahm sie auch hier den rechten Gang. Cruz’ Schreie wurden lauter und Adriana zwang sich, noch schneller zu laufen. Sie musste ihn erreichen, bevor er wieder verschwand.

Schon beim nächsten Schrei, der ganz offensichtlich aus Cruz’ Kehle stammte, schüttelte sie all ihre Erschöpfung ab. Rannte stattdessen schneller und schneller, sodass das Rauschen ihres eigenen Blutes ihre Ohren heiß pochen ließ.

Und dann bog sie in den Flur ein, aus dem die Schreie kamen. Hier irgendwo musste es sein. Der Ort, an dem Cruz festgehalten wurde. Bei ihrem Abbiegemanöver hätte sie beinahe den zierlichen Springbrunnen umgeworfen, der etwas wie zähen, vielleicht sogar ätzenden Schleim ausspuckte. Gelb leuchtend, sodass sie lieber einen großen Bogen darum machte. Sofort danach fand sie sich in einem dunklen Gang mit zahllosen Türen wieder, aber sie wusste sofort, welche es sein musste. Eine massive Stahltür, ziemlich angerostet, aber doppelt so breit wie die anderen Türen aus Holz. Kurz darauf fuhr ihr ein gequälter Schrei aus Cruz’ Kehle durch den Leib. Diese Bestien! Das würden sie bereuen.

Ihre Hand zitterte, als sie sie auf die Türklinke legte. Mit aller Kraft drückte und zerrte sie daran, doch das Schloss wollte einfach nicht nachgeben. Kein bisschen. In einem Anflug von Wahnsinn überlegte sie, ob ihre Engelskräfte wohl etwas nützen konnten, doch sie hatte keine Ahnung, was genau sie imstande war zu tun, und wie man irgendwelche Kräfte einsetzen konnte, war ihr ungefähr so vertraut wie eine Straßenkehrmaschine in Taiwan.

Adriana sah sich in dem Gang um. Dann ging sie zurück zu dem kleinen Brunnen und versuchte ihn anzuheben. Das Ding wog weniger als gedacht und die kleine Schale ließ sich ohne Probleme von der Halterung brechen. Kurz darauf schmetterte sie das steinerne Gebilde samt dem hoffentlich säurelastigen Schleim gegen die Tür. Es zischte und dampfte, als das widerliche gelbe Zeug sich in die Stahlplatten fraß.

Fast hätte sie einen wilden Jubelschrei ausgestoßen, aber es war wohl noch zu früh, um sich zu freuen, denn das Zischen ließ bereits wieder nach.

Als Nächstes nahm sich Adriana eine Tonfigur mit einem grinsenden Dämonengesicht von einem Sockel und warf es gegen die Tür. Die Figur zersplitterte und ein halber Grinsemund blieb vor Adrianas Füßen liegen.

»Aufmachen!«, schrie sie. »Macht sofort auf, ihr verdammten feigen Missgeburten!«

Das Schreien hinter der Tür ebbte ab.

»Da draußen ist wer«, sagte eine kratzige Stimme und Adriana war alles recht, Hauptsache, sie ließen endlich von Cruz ab.

»Ganz recht, hier draußen ist wer!«, rief sie zurück. »Sofort die Tür aufmachen oder ich zerschlage hier jeden einzelnen verblödeten Zimmerbrunnen und sämtlichen Kram in eurer großen Halle! Für eure dämlichen Deckengemälde könnt ihr schon mal den Restaurator bestellen!«

»Adriana? Bist du das wirklich?« Cruz’ Stimme klang erstickt, rau, als hätte er seit Tagen nichts getrunken. »Bitte dreh sofort wieder um. Das ist kein Ort für dich.«

Bevor sie antworten konnte, zerriss ein Peitschenknall die Stille, dann ertönte ein elektrisches Knacken und Zischen. Ein Beta-Dämon gluckste, so wie es sich anhörte.

Als sie Cruz’ Knurren vernahm, ein Knurren, das er sicher nur ausstieß, um nicht zu schreien, damit sie vor der Tür nicht allzu viel von der Folter mitbekam, bohrte sie ihre Fingernägel in ihre Handballen.

»Also gut, ihr wollt es anscheinend so!« Wild sah sie sich um. Sie brauchte eine Brechstange oder etwas Ähnliches. Vielleicht in der großen Halle? Voller Wut in ihrem Herzen drehte sie sich um und prallte gegen eine harte Brust, fühlte Haut von der Temperatur einer finnischen Sauna auf ihrer. Angewidert wich sie zurück und starrte in ein wohlbekanntes Gesicht.

»Einen wunderschönen guten Morgen, Adriana Astara. Schön, dass du doch noch meiner Einladung gefolgt bist.« Der Teufel persönlich.

Adriana musste sich zusammenreißen, um nicht wie Cruz zu knurren. Sie durfte nichts von ihren Gefühlen offenbaren, tief in sich drin wusste sie das. Und auch mit keiner Silbe erwähnen, wer sie wirklich war. Sich mit keiner unbedachten Äußerung verraten. Wenn er es nicht sowieso schon wusste.

Bitte, lass es ihn nicht wissen!

»Meine Diener sagten mir, dass du auf dem Weg zu mir bist. Um etwas mit mir zu besprechen? Mir vielleicht ein attraktives Angebot zu machen?« Bei dem Wort »attraktiv« glitt sein Blick von unten nach oben über sie und dann über den Scherbenhaufen am Boden. »Wie schön. Du bist in der Lage, dir die Zeit zu vertreiben, wenn es drauf ankommt. Wusstest du, dass sechsundsiebzig Prozent der Menschen sich in ihrem Leben regelmäßig langweilen? Also ich finde das bedenklich. Und ziemlich undankbar. Nicht wahr?«

»Ich wüsste nicht, was an einer frei erfundenen Statistik bedenklich sein sollte«, entgegnete Adriana.

In diesem Moment setzten Cruz’ Schreie wieder ein und sie brauchte all ihre Selbstbeherrschung, um sich nichts anmerken zu lassen, zumal Luzifer ihr Gesicht studierte, offenbar gierig auf eine emotionale Regung oder ein Zeichen der Qual. Sein erwartungsfrohes Grinsen verflüchtigte sich, als Adriana seinem Blick weiter standhielt.

»Was ist jetzt?«, fragte sie. »Machst du hier Small Talk oder gehörst du zu den zweiundachtzig Prozent der Höllenkreaturen, die den ganzen Tag vor Langeweile andere quälen und sich kindische Statistiken ausdenken?«

Sie musste jetzt durch diese Tür, die Luzifer blockierte, und Cruz sehen. Sofort!

Über Luzifers Gesicht schien ein Schatten zu ziehen und Adriana glaubte, die Gefahr körperlich spüren zu können. Ihr war durchaus bewusst, dass sie nur noch unversehrt hier stand, weil er etwas von ihr wollte. Aber sie durfte den Bogen nicht überspannen.

»Wenn du einen Pakt mit mir schließen willst, hättest du dir wirklich nicht die Mühe machen müssen, den weiten Weg hierher zu reisen«, unterbrach Luzifers Stimme ihre Gedanken. »Ich hätte zu dir kommen können. Du weißt doch, wie diese Beschwörung funktioniert, nicht wahr? Du bist ein kluges Mädchen, du hast herausgefunden, wie Molly Svensson es getan hat.«