Das Attentat des Herrn Hauber - Heinz Keller - E-Book

Das Attentat des Herrn Hauber E-Book

Heinz Keller

4,9

Beschreibung

1938, Reichsparteitag in Nürnberg: Adolf Hitler und die Führungsriege der NSDAP inszenieren ihre Herrschaft. Was Millionen begeistert, soll für einen deutschen Exilanten der Schlusspunkt seines tollkühnen Plans werden: den Diktator töten, mit einem Flugzeug, mitten auf der Rednertribüne zum Absturz gebracht. Doch er wird verraten und muss um sein Leben fürchten ... Nach einer wahren Begebenheit erzählen Viktor Glass und Heinz Keller einen berührenden Roman um den unbekannten Attentäter Martin Hauber, der erst gezwungen ist, Deutschland zu verlassen, in der Schweiz zum Nazi-Gegner wird und schließlich als Kamikazepilot die Welt vom Irrsinn seiner Zeit erlösen will.

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VIKTOR GLASS / HEINZ KELLER

DAS ATTENTAT DES HERRN HAUBER

VIKTOR GLASS / HEINZ KELLER

DAS ATTENTATDES HERRN HAUBER

  ROMAN  

Von Viktor Glass liegen bei Rotbuch außerdem vor:

Goethes Hinrichtung (2009)Diesel (2. Aufl. 2008)

Dank gilt folgenden Institutionen, die ihre Magazinefür Recherchen im Fall Martin Hauber öffneten:

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, BerlinBundesarchiv, BerlinBayerisches Hauptstaatsarchiv, MünchenSchweizerisches Bundesarchiv, Bern

eISBN 978-3-86789-578-1

1. Auflage© 2011 by BEBUG mbH / Rotbuch Verlag, BerlinUmschlaggestaltung: Buchgut, BerlinUmschlagabbildung: Fotopostkarte vonHitler (H. Hoffmann): picture alliance /akg,Flugzeug: LuftArchiv.de, Bert Hartmann

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:Rotbuch Verlag GmbHAlexanderstraße 110178 BerlinTel. 01805 / 30 99 99

(0,14 Euro/Min., Mobil max. 0,42 Euro/Min.)

www.rotbuch.de

  PROLOG  

Es liegt etwas Bedrohliches in der Luft, etwas, das man nicht fassen kann und dennoch mit jeder Faser seines Körpers zu fühlen glaubt, etwa so wie in der Sekunde vor einem großen Unglück, das einen im nächsten Augenblick treffen wird und das man mit untrüglicher Gewissheit schon einen Atemzug früher spürt, bereits wissend, dass es nicht mehr abzuwenden ist.

Martin Hauber ist in Schweiß gebadet, als er aufwacht, obwohl es kühl im Zimmer ist. Er hat einen Angsttraum gehabt, den er schon im Erwachen vergisst. Er steht auf, geht als Erstes hinaus zur Toilette und bleibt, als er zurückgekehrt ist, vor der Spiegelkommode stehen. Das Wasser in der Waschschüssel, das er gestern Abend schon bereitgestellt hat, ist kalt. Er wirft sich zuerst zwei Hände voll ins Gesicht, um richtig wach zu werden, dann wäscht er sich sorgfältig. Er trocknet sich ab, setzt seine Nickelbrille auf und tritt ans Fenster. Draußen wartet das Versprechen eines heiteren Septembertages, die Sonne ist gerade erst aufgegangen, der Frühdunst liegt noch in der Luft, und er entschließt sich, den Samstagmorgen zu einem Spaziergang durch Friedrichshafen zu nutzen, eine langjährige Gewohnheit.

Eine halbe Stunde später tritt er aus dem Haus Seestraße 31 ins Freie. Er wendet kurz den Blick, um an der dunkelroten Backsteinfassade zu seinem Fenster hinaufzusehen. Gut. Er hat daran gedacht, das Fenster zu schließen, das er zum Lüften für einen Moment geöffnet hatte. Das vergisst er oft, neulich hat der hereingewehte Regen seine Küche in ein Schwimmbad verwandelt.

Die Sonne gibt um diese Zeit nur wenig Wärme, doch Hauber mag es gerade so. Am liebsten ist er in der Frühe am See, wo er sich, fest in seinen Mantel gehüllt und den Hut auf den Kopf gepresst, gegen Wind und Regen stemmen kann. Damit ist heute wohl nicht zu rechnen. Er macht einen Rundgang durch die Stadt, die seine Heimat ist. Geboren ist er ganz in der Nähe, in Langenargen, aber die meiste Zeit seines Lebens hat er hier in Friedrichshafen zugebracht. Er liebt diese Stadt, die ihm in den Zeppelinwerken seinen Broterwerb bietet, bis zum Maschinenbaufacharbeiter hat er es dort geschafft. Er ist ein angesehener Bürger und war einige Zeit lang zweiter Ortsvorsitzender der sozialdemokratischen Partei. Man kennt ihn, man grüßt ihn, besonders wenn er durch die Altstadt geht oder am Ufer des Bodensees entlang, wo an Samstagen immer ein Wochenmarkt stattfindet, der von Seefischern und vielen Bauern aus der Umgebung beliefert wird. Doch heute hat er keinen Sinn für das Gedränge auf dem Markt, er braucht Luft zum Atmen, braucht die Weite des Sees, um den Angstschweiß der Nacht zu vergessen.

Als er an diesem heiteren Morgen im September 1932 die Uferstraße entlangspaziert, kommt ihm ein Mann entgegen, der ihm bekannt scheint, der aber seinen Gruß nicht erwidert, sondern ihn mit finsterer Miene anblickt. Gerade will Hauber an ihm vorbei, da fällt dem Fremden ein Notizbuch aus der Tasche, so unglücklich, dass es direkt vor Haubers linkem Schuh landet. Hauber kann seinen Schritt nicht rasch genug abbremsen, und so schleudert sein Fuß das kleine Buch mehrere Meter weit über den Gehweg. Hauber läuft, um es aufzuheben, doch der andere hat blitzschnell eine Kehrtwende gemacht und läuft ebenfalls dem Buch nach. Sie erreichen es beide gleichzeitig, bücken sich und können gerade noch vermeiden, dass sie mit den Köpfen zusammenstoßen. Hauber ist es, der das Notizbuch in die Hand bekommt, er will nichts weiter, als höflich sein und es dem Mann überreichen.

Doch dieser zischt ihn an: »Her damit, aber zack, zack! Was fällt Ihnen ein!«

»Na, na«, sagt Hauber, »nicht so stürmisch. Ich gebe es Ihnen ja. Hier, bitte.« Nachträglich bedauert er es, dass er keine Gelegenheit hatte, diesem unwirschen Kerl ganz zufällig einen Stoß vor den Kopf zu verpassen.

Der Mann reißt ihm das hingehaltene Büchlein aus der Hand. »Will ich auch meinen. Erlauben Sie sich das nicht noch einmal.«

Hauber schüttelt verwundert den Kopf, geht weiter, ohne noch auf den Mann zu achten, und hört hinter sich die Drohung: »Wir kriegen euch noch. Alle! Lasst uns nur erst an der Macht sein, dann werdet ihr schon sehen, wohin euch eure Frechheiten führen.«

Jetzt fällt Hauber ein, wo er diesen Mann schon einmal gesehen hat. Es war bei einer Kundgebung im vergangenen Jahr, von den Sozialdemokraten veranstaltet. Plötzlich kamen Nazis anmarschiert, in Reih und Glied, und vertrieben mit aggressivem Gegröle den größten Teil der Teilnehmer. Und dieser Mann war in der vordersten Reihe dabei gewesen. Hauber weiß es plötzlich wieder genau. Er hat ihn ohne Uniform nur nicht sofort erkannt.

  ERSTER TEIL  

  1  

Sanft, fast lautlos gleitet das riesige Schiff durch die Dünung der Nordsee. Das Geräusch der Motoren ist für die Passagiere, die sich auf dem Hauptdeck der Bremen, des Flaggschiffs des Norddeutschen Lloyd, drängen, kaum zu hören. Das Geräusch der leichten Brise, die um die Aufbauten streicht, wird vom Lärm der Möwen übertönt, die sich mit habgierigem Kreischen um diejenigen scharen, die nach Futter aussehen – die wohlgenährte Engländerin zum Beispiel, ein bescheidenes Abbild der Queen Victoria. Die Dame hat ein französisches Stangenbrot vom Frühstücksbüfett stibitzt, um es an ihre Lieblinge zu verfüttern: Sie hält es Bröckchen für Bröckchen mit der einen Hand hoch, zuckt zusammen, wenn die Möwen im Sturzflug auf sie zu jagen, und lacht, wenn einer der großen Vögel das Brot geschickt schnappt, ohne ihre Hand auch nur zu berühren. Dann das nächste Stück und das nächste. Die Vögel versuchen, sich gegenseitig die Beute abzujagen. Zum Fressen müssen sie sich damit auf den Planken des Decks niederlassen, und das ist die Gelegenheit für die Zukurzgekommenen. Sie zanken sich zuerst alle um den größten Brocken, dann um den nächstkleineren – immer nur um einen, ganz systematisch, selbst unter der Gefahr, dass dann das restliche Brot in den Schnäbeln der Artgenossen verschwunden ist.

Es ist voll an Deck. Seit einer Stunde kommen immer mehr Leute aus ihren Kabinen. Alle haben gepackt, und einige ganz Ungeduldige haben bereits ihre Koffer nach oben verbracht, obwohl es noch mindestens vier Stunden bis zum Ziel sind.

Ein junger Mann, der an der Wand eines der Aufbauten lehnt, um der Menschenansammlung an Deck aus dem Weg zu gehen, beobachtet die Szene. Er ist Mitte oder Ende zwanzig, vielleicht auch jünger, so genau kann man ihm das Alter nicht ansehen. Schlank, sportlich trainiert, hochgewachsen, blond, mit ordentlich getrimmtem Haar und blauen Augen, stellt er das Idealbild eines Germanen dar, wie man ihn sich in diesen Zeiten vorstellt.

Ihn hat es auch nicht mehr in seiner Kabine gehalten, aber er ist immerhin so klug gewesen, zunächst sein Gepäck zurückzulassen. Er stößt sich von der weiß gestrichenen Wand ab und schiebt sich zwischen den Menschen hindurch an die Reling. Aus den Bordlautsprechern kommt die Ansage, dass sie sich gerade nördlich der Insel Spiekeroog befinden, die aber am Horizont nicht auszumachen ist, die Fahrrinne ist zu weit entfernt. In wenigen Minuten wird das Leuchtfeuer Roter Sand in Sicht kommen, das erste Gebäude auf offener See und zugleich der berühmteste Leuchtturm der Welt.

Hasso von Nicolasee, der große Blonde, spürt eine gewisse Ergriffenheit, selbst wenn er sich nach außen gelassen zeigt. Die Ankunft in seiner neuen Heimat steht unmittelbar bevor. Rund zwei Stunden sind es jetzt noch von hier bis Bremerhaven, dem Ziel der Bremen auf dem Weg von New York. Immer öfter kommen ihnen nun andere Schiffe entgegen, die Fahrrinne verengt sich, wendet sich nach Süden. Jedes entgegenkommende Schiff wird mit einem Hornsignal begrüßt, der Gruß erwidert. Das erste Stück Land, das man erkennen kann, ist nur ein schmaler Streifen am Horizont: die Insel Wangerooge.

Auf die Reling gestützt, denkt Hasso von Nicolasee an das, was ihn in der neuen Heimat erwartet. Er hat vor, sich der Bewegung der Nationalsozialisten anzuschließen, die in aller Munde ist. Vielleicht macht er ein wenig Karriere, doch allzu viel verspricht er sich nicht davon. Ihm ist es in erster Linie wichtig, dem, was hinter ihm liegt, heil entkommen zu sein.

Er ist Argentinier, als Sohn deutscher Einwanderer dort geboren und aufgewachsen. Seine Jugend hat er nicht weit von Rosario auf einer Estanzia zugebracht, dem Landgut seines Vaters, war dann in die Hauptstadt gezogen, um dort eine Ausbildung zum Polizeioffizier zu machen. Sein gesellschaftlicher Status hätte ihm eine glänzende Zukunft geboten: Bei den Kontakten, die sein Vater hatte, wäre er rasch in die höchsten Führungskreise befördert worden. Bei einem Einsatz gegen einen Mädchenhändlerring in La Boca, dem Tango- und Vergnügungsviertel von Buenos Aires, hatte er Berufliches und Privates nicht voneinander trennen können und den Boss der Organisation getötet. Es war Rache, und es hatte wie eine Hinrichtung ausgesehen. Das konnte sich selbst in einer Diktatur, wie sie in Argentinien herrschte, ein Polizeioffizier nicht leisten. Ihm war nur die Flucht geblieben, bevor man ihn verhaftete.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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