Das Berghotel 168 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 168 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Lauras unbekannte Schwester - Warum sie jahrelang ein Schattendasein führen musste


Kira steht von der Bank im Rosengarten auf. Es wird Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Während sie sich im Büro des Berghotels an den Schreibtisch setzt, denkt sie an den Brief, der vor zwei Wochen angekommen ist. Sie hat geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Doch bis jetzt weiß sie nicht, wie sie damit umgehen soll.

Unwillkürlich greift Kira nach dem goldenen Medaillon an ihrer Kette. Ein Schmuckstück, das ihr sehr wichtig ist und mit dem sie sehr viel verbindet. Ein Schmuckstück, das ihr Familiengeheimnis hütet, das nun endlich aufgeklärt werden soll ...

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Seitenzahl: 109

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Inhalt

Cover

Impressum

Lauras unbekannte Schwester

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: 4FR / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6558-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Lauras unbekannte Schwester

Warum sie jahrelang ein Schattendasein führen musste

Von Verena Kufsteiner

Kira steht von der Bank im Rosengarten auf. Es wird Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Während sie sich im Büro des Berghotels an den Schreibtisch setzt, denkt sie an den Brief, der vor zwei Wochen angekommen ist. Sie hat geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Doch bis jetzt weiß sie nicht, wie sie damit umgehen soll.

Unwillkürlich greift Kira nach dem goldenen Medaillon an ihrer Kette. Ein Schmuckstück, das ihr sehr wichtig ist und mit dem sie sehr viel verbindet. Ein Schmuckstück, das ihr Familiengeheimnis hütet, das nun endlich aufgeklärt werden soll …

Es hatte sich vieles verändert in der weißen Villa der Familie Sendler am Stadtrand von Wien.

Wenn Laura durch die Räume ging, die ihr von Kindheit an so vertraut waren wie nichts anderes auf der Welt, fehlten das Lachen, die Heiterkeit und die ordnende Hand ihrer Mutter genauso wie ihre Stimme, die so melodisch geklungen hatte wie ein Glockenspiel.

Schon als Kind war Laura nie ohne ein Gutenachtlied eingeschlafen. Ihre Mutter hatte nicht nur Gesang studiert, sondern sie war auch eine sehr begabte Pianistin gewesen.

Zeit für ihr »Wunschtöchterchen« Laura hatte sie aber immer gehabt, genauso wie für ihren Mann. Lauras Vater war der größte Bewunderer seiner Frau Elisa gewesen. Stets hatte er versucht, Aufregungen und Unruhe von ihr fernzuhalten. Auch heute, mehr als ein Jahr nach Elisas Tod, stellte er stets weiße Rosen auf den schwarzen Steinway-Flügel, an dem sie so oft gesessen hatte.

Laura öffnete die Fenster im Musikzimmer und blickte in den großen Garten hinaus.

Über den Blumenbeeten flirrte die Hitze. Selten war es Mitte Juni so heiß gewesen wie in diesem Jahr. Sandy, die kleine Yorkshire-Hündin, lag im Schatten unter dem Terrassentisch. Sie gehörte Margret Steglitzer, der langjährigen Haushälterin.

Nach dem Tod der Hausherrin hatte sich Margret sehr darum bemüht, den gepflegten Charakter des Hauses zu erhalten. Auch Laura und sogar ihr viel beschäftigter Vater taten ihr Bestes.

Dennoch schien sich jedes Zimmer irgendwie verwandelt zu haben, obwohl niemand an der Einrichtung etwas verändert hatte. Früher hatten sich viele Gäste hier aufgehalten, Elisa Sendlers Gastfreundschaft und ihre schönen Musikabende waren legendär gewesen.

Aber seitdem sie von einer kurzen Reise nach Italien nicht mehr zurückgekommen war, weil ihr ein schwerer Autounfall ausgerechnet in ihrer Lieblingsstadt Rom das Leben gekostet hatte, lud der Geheimrat Ulrich Sendler allenfalls noch ein paar gute, alte Freunde ein. Bei einem Glas Wein und allerlei Gesprächen, die sich um Gott und die Welt drehten, fand er wieder zu sich selbst.

Auch seine verantwortungsvolle und oft stressige Tätigkeit als Agrarwissenschaftler lenkte ihn ab. Dennoch vermisste Ulrich Sendler seine Frau jeden Tag. Sein Kosename für sie war »Seelchen« gewesen.

Hinter ihrer Heiterkeit hatte trotz Frohsinn und zur Schau getragener Leichtigkeit ein überaus sensibles Gemüt gesteckt. Laura war eine gelungene »Mischung« aus Vater und Mutter, teils feinfühlig und empfindsam, teils praktisch veranlagt.

Manchmal trug sie ihren Kopf ein bisschen zu hoch in den Wolken, dann flog die Fantasie mit ihr davon. Aber sie wusste, wie man nach den luftigen Ausflügen wieder gut und sicher auf dem Boden landen konnte.

Ihren Hang zum Gestalten und »Verschönern«, wie es ihr Vater nannte, wollte Laura zum Beruf machen. Erst vor Kurzem hatte sie ihre Hochschulausbildung beendet, sie durfte sich jetzt »Innenarchitektin« nennen.

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter war ihr Studium ein Weilchen ins Stocken geraten. Der Schmerz und die Trauer hatten sie so sehr gelähmt, dass sie fast krank geworden wäre. Doch ihr Vater, selbst zutiefst betroffen, war an ihrer Seite gewesen, um sie zu trösten.

Mit einer gewissen Erschöpfung hatte Laura aber immer noch zu kämpfen, sie wurde derzeit schnell müde und musste sich dazu überwinden, abends oder an den Wochenenden auch einmal etwas Kurzweiliges zu unternehmen und nicht nur ihren Gedanken nachzuhängen.

Laura und ihr Papa, das war ein eingeschworenes Team. Männer hatten es nicht leicht bei dem hübschen, dunkelhaarigen Mädchen. Insgeheim verglich sie jeden, der sich für sie interessierte und vielleicht sogar mehr wollte als nur einen Flirt, mit ihrem Vater.

Wann war Laura schon einmal so richtig verliebt gewesen? Mit allem Drum und Dran? Eigentlich gar nicht. Ein bisschen Schwärmerei, hier und da vielleicht Herzklopfen … aber echte Liebe? Fehlanzeige.

An diesem heißen Tag, der vielleicht mit einem Gewitter enden würde, war Laura bis vor einer halben Stunde Uhr unterwegs gewesen, um sich für eine Anstellung zu bewerben. Inzwischen ging es auf ein Uhr mittags zu.

Ab Herbst hätte sie in insgesamt drei Architekturbüros und in einer Design-Firma anfangen können, ihre offene und freundliche Art öffneten ihr Tor und Tür. Auch ihre Sachkenntnis und ihr vorzüglicher Abschluss waren absolut überzeugend.

Es fiel ihr jedoch schwer, sich zu entscheiden. Am liebsten hätte sie sich selbstständig gemacht. Papa würde sie unterstützen, das war klar. Er fand dennoch, dass es nicht falsch sein konnte, erst einmal als angestellte Innenarchitektin ins Berufsleben »hineinzuschnuppern«.

Margret rief die kleine Sandy ins Haus.

»Geh her, Zamperl, es wird dir zu heiß da draußen.«

Sandy war neun Jahre alt, an ihrem Fell zeigten sich schon ein paar graue Stellen. Hitze bekam ihr überhaupt nicht.

»Das Mittagessen ist gleich fertig«, rief die Haushälterin nach oben. »Laura, hast du gehört? Der Herr Geheimrat ist schon auf dem Heimweg.«

»Ich hab gar keinen Hunger bei der Hitze, Gretli.«

»Ach woher. Du musst etwas essen, Kind. Und vergiss nicht, dass dein Onkel und deine Tante heute Abend noch vorbeikommen wollen. Vielleicht ist auch dein Cousin dabei.«

Margret war bereits neunzehn Jahre im Hause Sendler, damals hatte Laura gerade erst ihren fünften Geburtstag gefeiert. Seither gehörte »Gretli« zu denjenigen Menschen, die man als unentbehrlich bezeichnen konnte, jedenfalls für die Familie Sendler.

Wenn hin und wieder Luitpold Sendler, Lauras Onkel, mit seiner Frau Gunda auftauchte, beides leider recht schwierige Persönlichkeiten, sorgte Margret mit einem guten Essen und netten Worten für eine entspannte Stimmung. Der »Onkel Poldi« fand dennoch stets mahnende Worte und deutete an, dass seine Nichte sich »nicht unter Wert« an irgendeinen dahergelaufenen Mann binden sollte.

»In unserer Familie ist es üblich, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, bildungsmäßig und beruflich«, dröhnte er immer, wobei ihm seine Frau beipflichtete.

Offenbar vergaß die Tante dabei völlig, dass sie früher Verkäuferin in einem einfachen Strickwarenlädchen gewesen war. Dagegen gab es nichts einzuwenden, aber dass sie sich jetzt als »Designerin für Haute Couture« bezeichnete, warf kein gutes Licht auf sie.

Mehr Schein als Sein, das traf auf Gunda perfekt zu. Wirklich gern waren der Onkel und sie bei Laura und ihrem Vater nicht gesehen.

Aber einfach ignorieren konnte man die beiden auch nicht, genauso wenig wie ihren Sohn, Lauras Cousin Tristan, der sich benahm wie eine Mischung aus vermögendem Märchenprinz und Frauenversteher.

Dabei war er keins von beidem, sondern eher nur das, was man allgemein als »Angeber« bezeichnete. Dass so viele Mädchen aus gutem Hause auf ihn hereinfielen, lag an seiner geschmeidigen Art, gemischt mit ein wenig »Wiener Schmäh«, und an seinem Aussehen. Er war eitler als so manche Schöne aus der Modelbranche.

Es fehlt mir noch, dass die Drei abends bei uns einfallen, dachte Laura.

Ihr Vater kam mittags immer nur dann nach Hause, wenn keine wichtigen Termine anstanden. Heute wirkte er ziemlich gestresst. Vielleicht lag es aber auch an der Hitze, die bleiern über der Stadt lag.

»Jetzt wäre ein Aufenthalt im Gebirge ideal«, sagte Ulrich Sendler bei paniertem Schnitzel und Salat zu seiner Tochter.

Seit einigen Jahren durfte er den Titel »Geheimrat« führen. Es war nicht so, dass er persönlich Wert darauf legte, aber der Titel war in vielerlei Hinsicht ein Privileg.

»Ach, Papa, du und deine Vorliebe fürs Gebirge«, murmelte Laura. »Immer wieder schwärmst du von den Bergen. Du warst doch schon oft genug auf irgendwelchen Gipfeln und in kleinen Bergdörfern mit Zwiebelturmkirchen.«

»Das ist richtig. Ich bin immer sehr gerne ins Zillertal gefahren, nach St. Christoph. Das weißt du sicher noch, mein Kind.«

Laura seufzte. »Mama wollte nicht mit. Und ich auch nicht. Na ja, du hast uns nicht damit in den Ohren gelegen, dass wir unbedingt mitfahren sollten. Mama sagte oft zu mir: Jeder, wie er mag. Wir beide eignen uns wohl nicht fürs Gebirge. Aber dein Vater schwärmte schon davon, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten.«

Geheimrat Sendler nickte. »Richtig. Deine Mutter war verständnisvoll und tolerant. Sie ließ mir meine Bergleidenschaft, während ich es ihr von Herzen gönnte, Reisen in alle möglichen Städte zu unternehmen. Das war nicht so mein Ding, allerdings begleitete ich sie manchmal. Und dann stellte ich fest, wie unterhaltsam und kurzweilig diese Städtereisen sein konnten – aber nur, weil sie bei mir war.«

Laura schwieg.

Sie wusste, wie sehr ihre Eltern sich geliebt hatten. Nur wenige Leute begriffen, dass ihre gelegentlichen, längeren Trennungen diese Liebe um keinen Deut geschmälert hatten. Der Freiraum, den sie sich gegenseitig gegönnt hatten, und das Verständnis füreinander waren unverrückbare Pfeiler in ihrer Ehe gewesen.

»Du weißt ja, Kleines, dass ich einige Wochen in St. Christoph im Zillertal verbracht habe, bevor deine Mutter und ich uns verlobt haben«, fuhr Ulrich Sendler fort. »Mir ging es damals darum, mich selbst auf den Prüfstand zu stellen. Will ich dieses entzückende Mädchen namens Elisa eines Tages heiraten?, fragte ich mich. Und will ich Karriere machen oder vielleicht auf einem Tiroler Bauernhof glücklich werden? Elisa, diese feine, sensible junge Frau, hätte sich die Augen ausgeweint, wenn ich mich für einen Bergbauernhof entschieden hätte. Die Stadt Wien mit Konzerten, Theater und Museen war ihr Dreh-und Angelpunkt, ihre Heimat.«

»Du bist hiergeblieben. Wegen Mama.«

»Richtig. Vielleicht ist mir ja auch klar geworden, dass ich bestimmte Ziele hatte und dass mein Ehrgeiz mich vorantrieb. Die Verbindung zu den Tiroler Bergen und der großartigen Landschaft habe ich aber niemals aufgegeben, auch wenn ich aus Zeitgründen schon eine ganze Weile nicht mehr dort war.«

»Irgendwann klappt es wieder, Papa.«

»Das hoffe ich. In der Zwischenzeit möchte ich dich für ein Weilchen nach St. Christoph schicken, Kind.«

»Was? Wie kommst du denn darauf?« Laura starrte ihren Vater verblüfft an. »Ich hab’s net so mit den Bergen, das weißt du doch. Und außerdem bin ich gerade damit beschäftigt, mich um eine Stelle zu bewerben!«

»Das hat Zeit.« Der Geheimrat schob seinen Teller zur Seite. »Wir werden gelegentlich noch einmal darüber reden, ob du dich vielleicht doch selbstständig machen solltest. Du bist sehr begabt, und ich denke, dass du viel Erfolg haben wirst.«

»Aber du hast doch gesagt …«

»Jaja. Dass du dir zuerst eine Stellung suchen sollst. Kein guter Rat, wie ich inzwischen finde.«

Der Geheimrat widmete sich dem Dessert, einer gut gekühlten Mascarpone-Creme mit Himbeeren, ein Rezept aus Margrets Spezialitäten-Kochbuch.

»Ich denke, dass wir geeignete Räume finden werden, in denen du dein Büro eröffnen kannst«, fuhr Ulrich Sendler fort. »Aber zuerst musst du dich erholen und Kraft tanken. Nach dem Tod deiner Mutter hast du dich in ein Schneckenhaus verkrochen. Und es ging dir gesundheitlich ziemlich schlecht. Die Bergluft wird dir guttun, glaub mir. Du brauchst jetzt einerseits Ruhe, andererseits aber auch ein bisschen Anregung. Etwas, das dich wieder mit Freude erfüllt.«

»Ich weiß nicht, Papa. Meinst du wirklich, dass Ferien im Zillertal richtig für mich sind? Berggipfel, Almen und Hütten hab ich bisher gemieden. Und ich hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern.«

»Eben, deshalb helfe ich nach«, warf der Geheimrat ein. »Es wird dir in St. Christoph gefallen. Und damit wir nicht tagelang diskutieren müssen, hab ich einfach über deinen Kopf hinweg die Entscheidung getroffen und ein schönes Zimmer im Sporthotel ›Am Sonnenhang‹ für dich angemietet.«

»Also wirklich, Papa! Du hättest mich fragen sollen!«

»Das Hotel hat einen ausgezeichneten Ruf. Es ist familiär, aber diskret und mit allem ausgestattet, was man sich als Gast wünscht. Die Küche ist ausgezeichnet und wir von allen Gästen sehr gelobt. Wellness, Sportmöglichkeiten, Feste, für jeden gibt es etwas Passendes. Du findest im Internet weitere Informationen.«

»Du hast mich also einfach angemeldet?«

»Ja, Kleines. Ab dem Wochenende. Deine Mutter würde sagen, dass ich genau das Richtige getan habe. Sie war immer sehr besorgt um dich und um deine Gesundheit.«

»Ich bin nicht krank.«

»Nein, aber ziemlich erschöpft. Sommertage in den Bergen können Wunder wirken«, überredete Ulrich Sendler seine Tochter.

»Du könntest mitkommen, Papa. Dann wär mir nicht so langweilig.«

»Kind, mir fehlt die Zeit zum Verreisen«, seufzte Lauras Vater. »Ich habe in der nächsten Zeit so viele Termine wie lange nicht mehr. Vergiss nicht, dass ich immer für dich da bin und dass sich daran niemals etwas ändern wird. Dass ich dich jetzt nach St. Christoph schicke, hat gute Gründe. Wenn du zurückkommst, wirst du vieles in einem anderen Licht sehen.«