Das Berghotel 170 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 170 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Das Glücksgeheimnis der Goldmarie - Heiterer Sommerroman um ein Madel mit liebenswerten Fehlern


Marie Angerer ist ein Glückskind mit einem unerschütterlichen Glauben an das Gute, sie steht auf der Sonnenseite des Lebens. Doch als ihre Schwester schwer erkrankt, erhält ihr Glück einen harten Dämpfer. Hinzu kommt, dass ihr Schwager mit der pubertierenden Tochter völlig überfordert ist. Marie will helfen! Ein Urlaub im schönen Zillertal soll Nele auf andere Gedanken bringen.

Doch schon die Anreise mit der rebellischen Fünfzehnjährigen gestaltet sich als turbulent: So lernen die beiden während einer Panne mit der Zillertalbahn den Jungbauern David aus St. Christoph kennen. Der junge Mann berührt Maries Herz, und die schusselige Urlauberin, die stets sagt, was sie denkt, verzaubert auch ihn mehr, als er sich eingestehen will. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, und so fliegen zwischen ihnen nicht nur die Funken, sondern auch die Fetzen ...

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Seitenzahl: 118

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Glücksgeheimnis der Goldmarie

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: RolandStollner / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6560-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Das Glücksgeheimnis der Goldmarie

Heiterer Sommerroman um ein Madel mit liebenswerten Fehlern

Von Verena Kufsteiner

Marie Angerer ist ein Glückskind mit einem unerschütterlichen Glauben an das Gute, sie steht auf der Sonnenseite des Lebens. Doch als ihre Schwester schwer erkrankt, erhält ihr Glück einen harten Dämpfer. Hinzu kommt, dass ihr Schwager mit der pubertierenden Tochter völlig überfordert ist. Marie will helfen! Ein Urlaub im schönen Zillertal soll Nele auf andere Gedanken bringen.

Doch schon die Anreise mit der rebellischen Fünfzehnjährigen gestaltet sich als turbulent: So lernen die beiden während einer Panne mit der Zillertalbahn den Jungbauern David aus St. Christoph kennen. Der junge Mann berührt Maries Herz, und die schusselige Urlauberin, die stets sagt, was sie denkt, verzaubert auch ihn mehr, als er sich eingestehen will. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, und so fliegen zwischen ihnen nicht nur die Funken, sondern auch die Fetzen …

Der Sommer meinte es gut in diesem Jahr: Sonnige Tage reihten sich aneinander wie die Entenküken, die auf der Isar hinter ihrer Mutter herschwammen. Versonnen schaute Marie Angerer den flaumigen gelb-schwarzen Federbällen zu. Die Küken piepsten und paddelten, um mit ihrer Mutter mitzuhalten.

Marie saß mit einem Buch auf der Wiese, kam jedoch nicht dazu, sich in die Geschichte zu vertiefen, weil es immer wieder etwas Neues zu sehen gab: Bunte Schmetterlinge gaukelten von einer Löwenzahnblüte zur anderen. Kinder spielten Ball. Ein weißer Terrier jagte ihnen fröhlich hinterher. Und am Eisstand reihte sich eine Menschenschlange nach einer Erfrischung aneinander.

Ihre Sandalen hatte Marie ausgezogen. Was für eine Wohltat! Nach den langen Stunden, die sie im Café bedient hatte, schmerzten ihre Füße, als wären sie auf die doppelte Größe angeschwollen. Marie krümmte die Zehen und spürte, wie das Gras ihre Fußsohlen angenehm kitzelte. Der schrundige Stamm einer Kiefer bot ihr Schatten und Halt zugleich.

Ihr neuer Job forderte Marie – nicht nur ihr Gedächtnis, sondern auch ihren Körper, denn sie legte etliche Kilometer zwischen der Küche und den Tischen zurück. Trotzdem liebte sie ihre Arbeit und war dankbar, einen Chef gefunden zu haben, der ihre direkte Art schätzte. Denn Marie hatte einen kleinen Makel – je nachdem, wie man es nahm – sie war stets ehrlich und direkt, zu ehrlich. Noch nicht einmal die kleinste Notlüge kam ihr über die Lippen. Und damit war sie schon einige Male ins Fettnäpfchen getreten.

Marie lebte gern in München. Sie mochte den Trubel der großen Stadt. Außerdem lebte ihre Schwester mit ihrer Familie in der Nähe und … Oh, so spät schon? Vom Kirchturm wehten sechs Glockenschläge heran. Marie sprang auf, verstaute das Buch in ihrem Rucksack und schlüpfte zurück in ihre Sandalen. Sie eilte den Fußweg hinunter und kam an einer kleinen Boutique vorbei. Im Schaufenster war ein reizendes Dirndl ausgestellt: rot mit weißen Tupfen und einer himmelblauen Schürze. Marie hielt inne. Das Kleid war im Preis gesenkt und würde sich wunderbar für ihre neue Arbeit eignen.

Kurzentschlossen betrat sie den Laden und hatte Glück: Das Kleid im Schaufenster war das letzte – und es hatte ihre Größe. Marie probierte es an, und es passte wie angegossen. Kurzentschlossen kaufte sie es.

An einem Drehständer hingen Accessoires. Marie entdeckte ein bildschönes Kropfband, an dem ein Anhänger mit einer silbernen Blüte baumelte. Das Band würde wunderbar zu dem Dirndl passen, aber nach einem Blick auf das Preisschild ließ sie es so hastig los, als hätte es nach ihrem Finger geschnappt.

Sie bezahlte das Kleid und wollte den Laden gerade wieder verlassen, als sie eine leichte Hand auf ihrer Schulter spürte.

»Entschuldigen Sie, bitte?« Eine junge Frau strich unsicher über den seidigen Stoff eines dunkelblauen Trägerkleides, an dem noch ein Preisschild baumelte. Die dünnen Träger schnürten in ihre Haut ein, und die Farbe ließ sie kränklich aussehen. »Die Verkäuferin sagt, das Kleid würde mir stehen, aber ich weiß net recht. Ich trage sonst nie Kleider, aber ich brauche eines für die Hochzeit meiner Schwester. Was meinen Sie? Soll ich es nehmen?«

»Lieber net«, erwiderte Marie impulsiv. »Mit den Trägern sehen Sie aus wie ein Rollbraten.« Ihr Gegenüber zuckte zusammen. Und die Verkäuferin starrte sie so finster an, als würde sie gedanklich zwischen Arsen und Dolch schwanken.

Marie lächelte entschuldigend und deutete auf ein veilchenblaues Dirndl, zu dem eine weiße Schürze gehörte.

»Die Farbe wird zu Ihren blonden Haaren wunderhübsch aussehen, und der Schnitt schmeichelt Ihrer fraulichen Figur.«

»Meinen Sie? Dann probiere ich es einmal an.« Die Kundin verschwand mit dem Kleid in der Umkleidekabine.

»Also so was!« Die Verkäuferin funkelte Marie an, offenbar erzürnt darüber, dass sie sich eingemischt hatte. Doch als die Kundin aus der Kabine trat, nickte sie selbst. Das Trachtenkleid stand der jungen Frau ausgezeichnet. Und sie wusste es, denn sie strahlte über das ganze Gesicht.

»Nie hätte ich mich an ein Dirndl gewagt, ich dachte, das ist nichts für mich, aber es trägt sich wunderbar.«

»Sie sehen auch wunderbar aus. Am besten ziehen Sie zu der Hochzeit bequeme Schuhe an, denn die Männer werden sich darum reißen, mit Ihnen zu tanzen.«

»Haben Sie vielen, vielen Dank.«

»Gern geschehen.« Marie stöberte noch kurz in einem Wühltisch mit Strumpfhosen, ehe sie sich zum Gehen wandte.

Die andere Kundin steckte ihr eine Papiertüte zu.

»Ein Dankeschön für Sie.« Sie zwinkerte Marie zu und verließ das Geschäft.

Marie spähte in die Tüte. Darin lag das Kropfband, das ihr so gut gefallen hatte!

»Aber das ist viel zu viel!« Sie schaute hoch, aber die Kundin war bereits verschwunden. Andächtig strich sie über das Band und verstaute es wieder.

Jetzt aber schnell! Marie hatte versprochen, das Abendessen für ihren Schwager und ihre Nichte zuzubereiten. Ihre Schwester war vor zwei Tagen zur Kur gefahren. Lange hatte sich Lisa dagegen gesträubt, aber nach der anstrengenden Krebstherapie hatte ihr Hausarzt darauf gedrungen, dass sie sich bei der Reha erholte.

Bei dieser Hitze werde ich etwas Leichtes zubereiten, nahm sich Marie vor. Vielleicht werfen wir den Grill an. Würstchen, Gemüse und dazu einen bunten Sommersalat. Das müsste Hannes und Nele schmecken.

Vor ihr tauchte ein weißes Gebäude mit einem flachen Anbau auf. Davor stand ein gelbes Schild mit der Aufschrift: Tischlerei Körberl. Ein Pritschenwagen parkte vor dem Haus. Und im Hof stapelten sich Holzvorräte.

Die Motorhaube des Pritschenwagens war geöffnet. Ein bärtiger Mann Mitte dreißig beugte sich über den Motorraum und werkelte darin herum. Er trug eine braune Cordhose, eine braune Weste und einen Schlapphut.

»Verflixt nochmal!«, schimpfte er in einem kräftigen Bass, der an Gewittergrollen erinnerte.

»Hannes?« Marie stellte ihre Tüte auf der Gartenbank ab. »Ärgert dich dein Auto wieder einmal?«

»Das Auto ist meine kleinste Sorge.« Er tauchte über dem Wagen auf und wischte seine Hände an einem Lappen ab. »Viel mehr mache ich mir Gedanken um Nele.«

»Hat sie denn was angestellt?«

»Sie will die Schule hinschmeißen!«

»Ist net dein Ernst?!«

»Leider doch. Sie hat es mir vorhin gesagt.«

»Mei, dazu kommt es bestimmt net. Nele ist fünfzehn. In dem Alter war ich einmal im Monat entschlossen, alles hinzuwerfen und kein Abi zu machen.«

»Aber du hast es geschafft. Nele dagegen meint es ernst.«

»Das kann ich mir net vorstellen. Sie lernt so gern, warum sollte sie die Schule aufgeben?« Marie sah ihren Schwager ratlos mit den Schultern zucken. »Was sagt denn Lisa dazu?«

»Ich will sie damit noch net behelligen. Sie braucht die Erholung bei der Kur und soll sich net aufregen. Schlimm genug, dass ich nimmer schlafen kann.«

»Soll ich einmal mit Nele reden?«

»Das wär schön, aber du wirst net zu ihr durchdringen. Ihr Freund ist zu Besuch. Bei dem Burschen weiß man net, ob man nur die Türen verrammeln oder gleich die Polizei rufen soll.«

»Ist er wirklich so schlimm? Mit fünfzehn?«

»Er ist schon neunzehn. Schau ihn dir an. Er hat mehr Metall am Körper als meine Tante Lisbeth, und die hat zwei künstliche Hüftgelenke. Dass er unter all den Piercings net zusammenbricht, grenzt an ein Wunder«, brummte Hannes.

In diesem Augenblick drang eine Kakophonie an Tönen aus dem Haus, die Marie erst beim zweiten Hinhören als Musik erkannte.

»So geht das den halben Tag«, stöhnte er. »Mir klingeln schon die Ohren. Aber damit ist jetzt Schluss. Das hier ist auch mein Zuhause!« Er stapfte ins Haus und steuerte das Zimmer seiner Tochter an. Hannes klopfte an und rief: »Nele? Du musst noch draußen gießen. Du hast deiner Mutter versprochen, dich um den Garten zu kümmern, während sie net da ist.«

»Das mach ich später«, kam es durch die Tür zurück.

»Nein, das machst du jetzt. Dein Freund sollte jetzt gehen …«

Hannes stockte, als seine Tochter in der Tür auftauchte. Sie trug ein schwarzes Top und einen roten Minirock, der mit etlichen Sicherheitsnadeln verziert war. Das war es jedoch nicht, was dem Tischler jäh die Röte ins Gesicht trieb. Es war der Salamander, der sich über ihre linke Schulter schlängelte.

»Ein Tattoo, Nele? Dazu hab ich net die Erlaubnis gegeben.«

Die Fünfzehnjährige hob das Kinn. »Mir gefällt’s.«

»Darum geht’s net. Du darfst so was net ohne die Erlaubnis deiner Eltern stechen lassen. Ich hab dir meine net gegeben, und deine Mutter sicherlich auch net.«

»Das ist mein Körper. Darüber entscheid ich selbst.«

»Noch hast du kaum Lebenserfahrung, deshalb entscheiden wir für dich, Nele. Ich werd mir diesen Tätowierer vorknöpfen. Wo hast du das machen lassen?«

Nele grub die Zähne in die Unterlippe und schwieg.

»Na, das finde ich schon raus, und dann schicke ich ihm die Polizei ins Haus. Er darf ohne Einwilligung der Eltern bei Minderjährigen kein Tattoo stechen.«

»Die Polizei? Aber er kann nichts dafür!«

»Sicherlich kann er das.«

»Eben net. Ich … ich hab deine Unterschrift auf der Einwilligung gefälscht«, gab Nele kleinlaut zu.

»Das wird ja immer besser! Was kommt als Nächstes? Nimmst du auch Drogen?«

»Natürlich net. Nun chill doch mal dein Leben, Papa!«

»Ich soll … was?« Hannes stemmte die Hände auf die Hüften. »Also schön. Du hast Hausarrest, bis du achtzehn bist.«

»Das kannst du net machen!« Hinter Nele tauchte ein schlaksiger Bursche auf. Seine schwarzen Haare waren wie Stacheln nach oben gegelt, und sein T-Shirt wies etliche Löcher auf, die aussahen, wie mit dem Buttermesser hineingesäbelt. Seine Arme waren mit Tätowierungen übersät.

Man soll eine Wurst nie nach der Pelle beurteilen, ermahnte sich Marie und streckte ihm ihre Hand hin.

»Hallo, wir kennen uns noch net. Ich bin Marie. Neles Tante.«

Er mied ihren Blick und murmelte etwas Undeutliches.

»Wir grillen nachher im Garten. Gesellst du dich zu uns?«

Wieder ein Brummen, das unmöglich einer Sprache zuzuordnen war. Dann schob sich der Besucher an ihr vorbei. Wenig später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss.

»Timo, warte doch!« Nele schaute ihren Vater anklagend an. »Warum machst du immer so einen Druck? Nur weil Timo schon einmal verhaftet wurde, gibst du ihm keine Chance.«

»Er wurde verhaftet? Davon höre ich zum ersten Mal.« Der Kopf des Tischlers ruckte hoch. »Weswegen denn?«

»Er … also … wegen Körperverletzung«, gab Nele zu. »Das war aber net seine Schuld. Sein Kumpel hatte sein Handy geklaut. Er wollte es sich wiederholen und dabei ist er über das Ziel hinausgeschossen. Das tut ihm längst leid, ehrlich.«

»Nele, dieser Junge ist ein Schläger! Er ist kein Umgang für dich.«

»Sprich net so über ihn. Timo ist mein Freund!«

»Nur über meine Leiche. Kümmere dich jetzt um den Garten, Nele. Und diesen Schläger wirst du net wiedersehen.«

»Das entscheid ich selbst!« Nele wirbelte herum, und die Tür ihres Zimmers knallte hinter ihr zu.

Ihr Vater fuhr sich seufzend durch die dunklen Haare.

»Ich erkenn mein eigenes Kind net wieder. Nele war so ein liebes Madel und jetzt? Jetzt ist sie eine tickende Zeitbombe!«

»Das legt sich schon wieder. Spätestens, wenn sie ihren Timo heiratet«, versuchte Marie einen Scherz.

»Sag doch so was net.« Hannes stöhnte. »Was soll ich nur mit dem Madel machen?«

»Gib ihr Freiraum. Du darfst auf keinen Fall ihr Feind werden.«

»Das ist wirklich das Letzte, was ich will, aber ich kann doch net einfach zusehen, wie sie vor die Hunde geht. Dieser Bursche ist net gut für sie. Ich fürchte, er hat sie überredet, nach den Sommerferien die Schule hinzuschmeißen.«

»Bis dahin bleibt uns noch Zeit. Die Ferien haben gerade erst angefangen.«

Marie überlegte. Die Krebserkrankung ihrer Mutter hatte Nele aus der Bahn geworfen. Sie hätte ihr gern geholfen, aber wie sollte sie das anstellen?

***

»Mei, ist das eine Hitze!« Rudolf Lechner ließ sich auf seinen Stammplatz sinken und schnaufte erleichtert.

Das Café Moser am Isar-Ufer war stets gut besucht. Nicht nur wegen seiner wunderbaren Lage am Fluss, sondern auch, weil Eis und Kuchen hier legendär waren. Ein freier Platz war ein Glücksfall. Noch dazu unter freiem Himmel. Auf jedem Tisch blühte Lavendel in einem Keramikgefäß. Und aus dem Inneren des Cafés drang die Musik des Klavierspielers, der an jedem Nachmittag Kaffeehausmusik für die Gäste spielte.

»Griaß Sie, Herr Lechner.« Marie drehte den Sonnenschirm so, dass ihr Gast im Schatten saß, und lächelte ihn an. »Ein Kaffee und die Zeitung wie gestern?«

»Heute möchte ich lieber ein Glaserl Milch. Schön kühl, bitte.«

»Das bringe ich Ihnen sofort. Möchten Sie dazu ein Stück Mandarinenkuchen? Er ist ganz frisch.«

»Eigentlich sollte ich net. Meine Frau übernachtet heute bei ihrer Mutter am Starnberger See. Sie hat für mich vorgekocht. Gebratene Blutwurst.« Der Rentner schaute sehnsüchtig zum Kuchenbüfett. »Mandarinenkuchen, sagten Sie?«

»Mit besonders vielen Früchten belegt.«

»Den würde schon gern probieren, aber dann schaffe ich die Blutwurst net.«

»Ich verrate es niemandem, wenn Sie es net tun.« Marie kniff ein Auge zu.

Rudolf Lechner beugte sich vor und sagte verschwörerisch: »Ich nehme den Kuchen mit Sahne, ja?«

»Freilich.« Marie ging, um das Bestellte zu holen.