Das Berghotel 172 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 172 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Die schönste Überraschung - Warum Lottas Geburt ein Wunder ist


Hedi Kastler ist überrascht, als urplötzlich ihre Cousine Anna aus dem Tessin vor ihr steht und ein Zimmer verlangt. Hedi sieht auf den ersten Blick, dass die junge Frau völlig am Ende ist. Anna erzählt Hedi von ihrem Kummer: Nachdem sie erfahren hat, dass sie vermutlich keine Kinder bekommen kann, hat sich ihr Mann mehr und mehr von ihr entfernt. Wolfgangs Affäre hat nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Ihre Ehe scheint am Ende!

Hedi ist bestürzt und rät ihrer Cousine, sich erst einmal Zeit für sich zu nehmen. Während sich Anna also in St. Christoph erholt, leidet sie zunehmend an Beschwerden, die sie sich nicht recht erklären kann. Ein Besuch beim Bergdoktor gibt Anna die unglaubliche Gewissheit: Sie ist schwanger! Die junge Frau kann ihr Glück kaum fassen, doch gleichzeitig verspürt sie einen tiefen Schmerz, wenn sie an Wolfgang denkt. Nun wird sie das Kind wohl allein großziehen müssen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die schönste Überraschung

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6754-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Die schönste Überraschung

Warum Lottas Geburt ein Wunder ist

Von Verena Kufsteiner

Hedi Kastler ist überrascht, als urplötzlich ihre Cousine Anna aus dem Tessin vor ihr steht und ein Zimmer verlangt. Hedi sieht auf den ersten Blick, dass die junge Frau völlig am Ende ist. Anna erzählt Hedi von ihrem Kummer: Nachdem sie erfahren hat, dass sie vermutlich keine Kinder bekommen kann, hat sich ihr Mann mehr und mehr von ihr entfernt. Wolfgangs Affäre hat nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Ihre Ehe scheint am Ende!

Hedi ist bestürzt und rät ihrer Cousine, sich erst einmal Zeit für sich zu nehmen. Während sich Anna also in St. Christoph erholt, leidet sie zunehmend an Beschwerden, die sie sich nicht recht erklären kann. Ein Besuch beim Bergdoktor gibt Anna die unglaubliche Gewissheit: Sie ist schwanger! Die junge Frau kann ihr Glück kaum fassen, doch gleichzeitig verspürt sie einen tiefen Schmerz, wenn sie an Wolfgang denkt. Nun wird sie das Kind wohl allein großziehen müssen …

Hell und golden stieg die Sommersonne am klaren Himmel empor und tauchte das Tal von St. Christoph in einen milden Schein. Die kleine Tiroler Gemeinde lag ein wenig versteckt in einem idyllischen Winkel des bekannten Zillertals.

Hier tickten die Uhren noch anders, Stress und Hektik waren für die Menschen Fremdworte. Bodenständig und im besten Sinne traditionell dachte man, war fest verwurzelt auf der Scholle seiner Vorfahren. Schöne Bauerngehöfte reihten sich an der Hauptstraße wie Perlen auf einer Schnur. Den Mittelpunkt des Dorfes bildete freilich die weiße Kirche mit dem Zwiebelturm, auf dessen Spitze ein goldener Wetterhahn blitzte.

Auf der Westseite des Dorfes erhob sich an einem sanft geschwungenen Hügel der gelbe Barockbau des sogenannten Schlössels. Hier residierten seit dreihundert Jahren die Barone von Brauneck, die ebenso bodenständig waren wie alle anderen Talbewohner. Doch man lebte nicht allein von der Landwirtschaft. Auch für den Fremdenverkehr war St. Christoph durchaus sehr attraktiv. Neben langen, gut ausgebauten Rundwanderwegen, Höhentouren und leichten bis anspruchsvollen Kraxelrouten am Feldkopf, dem höchsten von sechs Bergen rund um das Dorf, erwartete das Sporthotel »Am Sonnenhang« den Gast.

Das imposante, im Gebirgsstil erbaute Haus, das im Tal nur als Berghotel bekannt war, passte perfekt in die Umgebung. Es fand sich gegenüber dem Schlössel, überschaute gleichsam das Tal und lud mit freundlicher Atmosphäre und allen erdenklichen Bequemlichkeiten zum Bleiben ein.

Andi und Hedi Kastler, das Besitzerehepaar, empfingen ihre Gäste mit der sprichwörtlichen Tiroler Gastfreundschaft und schufen stets eine so angenehme und entspannte Stimmung, dass sich hier jeder wohlfühlen konnte und gerne wiederkam.

Hinter dem Hotel fand sich ein gepflegter Blumengarten, der mit Sorgfalt und Sachverständnis bepflanzt war und den ganzen Sommer über herrliche Blüten zu bieten hatte.

Auch einen Biergarten, beschattet von alten Kastanien, suchte man nicht vergeblich. In angenehm kühler und frischer Atmosphäre konnte man hier selbst an einem heißen Sommertag echte Tiroler Schmankerln genießen, zubereitet von den beiden Köchen Leo Hofbacher und Rosi Stadler, die sich auf lukullische Genüsse verstanden.

Ein großer Außenpool und zwei Tennisplätze fügten sich harmonisch in die Gesamtanlage ein.

Im Untergeschoss des Berghotels gab es ein Hallenbad, Ruheräume und einen Fitnessbereich. Die Rosenstube, eine kleine Beauty-Farm, wurde von Gerti Wachter, der versierten Kosmetikerin des Berghotels, geführt. Besonders beliebt waren hier Behandlungen mit reinem Wildrosenöl.

Die Gastzimmer waren im alpinen Charakter eingerichtet, Holzdecken, Vertäfelungen und Möbel aus der einheimischen Zirbelkiefer schufen nicht nur ein warmes Ambiente, sondern verwöhnten auch mit ihrem würzigen, sehr angenehmen Duft.

Neben mehreren Sälen für kleinere und größere Feiern, Jubiläen oder Familienfeste bot das Berghotel eine Weinstube, ein Jagdstüberl und auch eine elegante Bar.

Das ganze Jahr über gab es die verschiedensten Veranstaltungen von Tanzabenden über Sommerfeste, Spezialitätenwochen im Restaurant bis hin zu Konzerten und Sportevents. Es war immer etwas los im Berghotel. Das Wichtigste aber waren für die Kastlers neben ihren Angestellten freilich die Gäste. Man legte großen Wert auf ein gutes Miteinander, ein angenehmes Arbeitsklima, das sich freilich auf die Zufriedenheit der Gäste auswirkte. Und dafür taten Hedi und Andi viel.

Das Berghotel war sozusagen ihr Baby. Sie wohnten ganz in der Nähe im eigenen Haus, doch die meiste Zeit verbrachten sie im Hotel. Sie hatten keine eigenen Kinder und steckten ihre ganze Zeit und Energie deshalb in ihr Hotel. Und das zahlte sich aus.

Eine zufriedene Belegschaft und viele Stammgäste, die immer wieder nach St. Christoph kamen, sprachen für sich.

An diesem frühen Sommermorgen lagen die meisten Gäste noch im seligen Schlummer, während die guten Geister bereits fleißig im Hintergrund wirkten. Nicht nur Stubenmädchen, Küchenpersonal und Zulieferer taten ihre Arbeit, auch die Kastlers waren schon auf den Beinen und frisch am Werk.

Hedi, wie immer adrett im feschen Dirndl, saß im Büro hinter der Rezeption und kümmerte sich um die aktuellen Buchungen, während ihr Mann eben den Nachtportier am Empfang abgelöst hatte.

Andi Kastler war ein echter Gebirgler. Auch wenn er sich durchaus auf die Umgangsformen der gehobenen Gesellschaft verstand, bei jedem Gast stets den rechten Ton traf, war und blieb er doch ein Tiroler, geboren und aufgewachsen in St. Christoph. Niemals hätte er woanders leben wollen. Er war überzeugt, dass es auf der ganzen weiten Welt keinen Platz geben konnte, der schöner war als sein Heimattal. Und er trennte sich auch nur äußerst ungern von seinen geliebten Lederhosen und dem karierten Hemd. Nur zu offiziellen Anlässen schlüpfte er in den guten Loden. Die zünftige Kleidung aber lag ihm ebenso am Herzen wie sein Tirol.

Er hatte sich gerade ein Haferl Kaffee und ein Busserl bei seiner Hedi abgeholt, als jemand die Halle betrat. So früh kam selten ein Gast. Und der Besucher war auch kein Urlauber, der im Berghotel absteigen wollte, sondern Ludwig Sirch, der Dorfgendarm.

Der Sirch kümmerte sich seit vielen Jahren in St. Christoph um Recht und Ordnung. Er war eine imposante Erscheinung, recht beleibt, aber flink, wenn es darauf ankam. Und im Hirnkasterl arbeitete es bei ihm eh permanent im Schnelldurchgang.

»Kombinieren« nannte er das, was allgemein als polizeiliche Ermittlungsarbeit bezeichnet wurde. Der Sirch war im Dorf meist zu Fuß unterwegs. Für weitere Strecken nutzte er statt seines Streifenwagens lieber das Motorrad. An diesem schönen Sommermorgen war er freilich auf Schusters Rappen zum Berghotel gekommen.

»Grüß dich, Andi«, sagte er freundlich.

»Grüß dich, Ludwig«, erwiderte der Hotelier. »Was führt dich denn schon so früh zu uns?« Er zwinkerte. »Es wird doch nix passiert sein? Oder sind es eher die Nussecken von der Rosi? Sie hat gestern ein Blech voll gebacken. Der Lukas hat bereits welche abgestaubt, als sie noch warm waren, der Hallodri …«

Ludwig Sirch war für seine Vorliebe im Dorf bekannt. Er konnte keiner süßen Verlockung widerstehen. Kurz wurde sein Blick verträumt, denn die Backkünste von Rosi Stadler waren einfach phänomenal. Selbst den jungen Fitnesstrainer des Hotels, Lukas Einrieder, zog es regelmäßig in die Küche, wenn Rosi wieder einmal eine ihrer süßen Kreationen gezaubert hatte.

Doch dann räusperte sich der Gendarm, setzte seine Amtsmiene auf, die zwischen streng und strafend schwankte, und erklärte betont sachlich: »Ich bin fei net zum Vergnügen da. Es geht um eine polizeiliche Fahndung.«

»Oha, das klingt kriminell«, entfuhr es Andi Kastler.

Hedi, die im Büro die Unterhaltung der beiden Mannsbilder mit angehört hatte, trat nun neben ihren Mann, grüßte den Gendarmen freundlich und wollte wissen: »Was ist denn los, Ludwig?«

Der schaute sich erst einmal um, ließ seinen Blick über die Hotelhalle schweifen, um sicherzugehen, dass sie nicht belauscht wurden, und räusperte sich dann nachdrücklich.

»Es geht um eine Hoteldiebin. Ihr Name ist Sybille Kaiser. Die Kollegen in Wien sind ihr schon seit einer ganzen Weile auf der Spur. Leider schafft sie es immer wieder, im letzten Moment zu entkommen. Und es gibt nun Hinweise, dass sie auf dem Weg nach St. Christoph ist.« Ludwig schnaubte. »Da hat sie sich allerdings den falschen Ort ausgesucht. Denn hier werden bei ihr endgültig die Handschellen klicken!«

»Aber wenn sie doch so clever und gerissen ist …«, wagte die blonde Hotelbesitzerin einzuwenden. »Wie willst du es denn anstellen, sie zu verhaften? Sie wird dich gewiss austricksen.«

Der Sirch bedachte sie mit einem sehr strengen Blick und stellte klar: »Mich trickst keiner aus. Meine Ausklärungsquote liegt bei hundert Prozent. Und die lasse ich mir net kaputt machen, schon gar net von so einer Dahergelaufenen!«

Andi musste schmunzeln und gab zu bedenken: »Die »Verbrechen«, von denen du da redest, waren aber doch net wirklich schwerwiegend, oder?«

»Willst du vielleicht meine Autorität anzweifeln?«

»Das käme mir fei nie in den Sinn! Trotzdem wird es bestimmt net leicht, diese Dame dingfest zu machen, oder wie das heißt.«

»Stimmt schon. Ich kann dir net widersprechen, Andi. Das Problem besteht in erster Linie darin, dass es kein gescheites aktuelles Foto von ihr gibt. Und sie taucht in jedem Hotel in neuer Verkleidung auf. Bis die Kollegen dann auf der richtigen Spur sind, hat sie bereits zugeschlagen und ist weitergezogen, verstehst?«

»Das klingt gar net gut.« Hedi überlegte laut: »Vielleicht sollten wir einen Aushang machen und unsere Gäste warnen.«

»Eben net!« Der Gendarm atmete tief durch und bat Hedi: »Könnte ich vielleicht ein Haferl Kaffee und ein, zwei, drei Nussecken …«

Diese lächelte vielsagend. »Freilich, kommt sofort.«

Als sie dann allein waren, bat der Gendarm den Hotelier: »Du musst das Ganze unbedingt geheim halten. Hier ist ein altes Foto von Sybille Kaiser, aufgenommen nach ihrer Verhaftung vor zehn Jahren. Es wird dir aber net groß weiterhelfen. Du musst dir ab sofort all deine weiblichen Gäste sehr genau anschauen. Ich verlasse mich auf deine Menschenkenntnis, Andi. Du kannst mir eine große Hilfe in diesem Fall sein, wenn du die Augen offen hältst. Magst das für mich tun?«

»Freilich, das mach ich gern. Wie alt ist die Dame denn?«

»So Mitte vierzig. Aber das wird dir auch net helfen. Sie kann da als Teenie auftauchen oder als Greisin. Sie ist eben eine Meisterin der Verwandlung.«

»Und wohl auch eine Meisterdiebin?«, fragte Andi unbehaglich.

Der Sirch nickte seufzend. »Auch in dem Punkt kann ich dir leider net widersprechen, Andi …«

***

Hedi musterte ihre bessere Hälfte skeptisch.

»Schmeckt’s dir net?« Sie deutete auf seinen Teller, wo die kalte Jause zum Nachtmahl noch fast unberührt war. »Hast vielleicht Beschwerden? Magen, Galle, Leber? Soll ich den Bergdoktor anrufen?« Sie bekam schmale Augen. »Oder verheimlichst was vor mir?«

Andi lächelte ihr versöhnlich zu, schob den Block, auf den er sich unablässig Notizen gemacht hatte, beiseite, und begann sich seinem Abendessen mit Hingabe zu widmen.

»Ich fühl mich pumperlgesund, mein Herzerl«, versicherte er ihr kauend. »Und es schmeckt wie immer hervorragend.«

»Aber? Da kommt doch noch was. Ich wette, es hängt mit deiner »Geheimkonferenz« heut Morgen zusammen. Hat der Sirch dich etwa zum Hilfsgendarmen ernannt? In verdeckter Mission?«

Sie lachte perlend, weil ihm plötzlich ein Stück Semmel gar nicht mehr zu schmecken schien. Jedenfalls wurde seine Miene schlagartig sauer wir frische Zitronen.

»Ich kann net drüber reden, es soll keiner wissen.«

»Was, dass du nach dieser Sybille Kaiser Ausschau halten willst? Mei, Andi, ich prophezeie dir eine Bauchlandung, wenn du versuchst, diese Frau zu entlarven.«

»Was soll das heißen?«, fragte er verdutzt und trank einen Schluck Weißbier. »Willst du damit vielleicht zum Ausdruck bringen, dass du deinen Mann für einen Deppen hältst?«

»Ganz gewiss net. Denn einen Deppen hätte ich freilich net geheiratet.« Sie drückte ihm ein versöhnliches Busserl auf die Wange und ihre Augen sprühten dabei so übermütige Funken, dass sein Ärger gleich wieder verflog. Er konnte seiner besseren Hälfte eben nicht böse sein. »Allerdings halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass du sie enttarnen kannst. Wenn die Polizei in Wien es net geschafft hat, ihrer habhaft zu werden, mit all den professionellen Hilfsmitteln, die ihr zur Verfügung stehen, wie willst du das zustande bringen?«

»Ja, mei, ich denk mir, dass was dran ist an dem, was der Sirch gesagt hat. Wir sind hier schließlich auf dem Land. Die Zahl unserer Gäste ist überschaubar. Momentan sind viele Stammgäste darunter. Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, diese Dame zu erkennen, ist da recht hoch. Höher jedenfalls als in einem riesigen Hotel in der Landeshauptstadt, verstehst?«

Hedi hob die runden Schultern.

»In der Theorie klingt es net schlecht«, gestand sie ihm zu. »Aber wie soll das praktisch aussehen? Selbst wenn du alle bekannten Gesichter ausschließen kannst, bleiben noch viele Gäste übrig. Und du weißt, wie leicht man ins Fettnapferl treten und jemanden vergraulen kann. Bei aller Hilfsbereitschaft dem Ludwig gegenüber, kein Hotel kann es sich leisten, Gäste schlecht zu behandeln. So was spricht sich heutzutage in Zeiten von Internet leider sehr, sehr schnell herum. Und am End haben wir dann den Schaden.«

»Keine Sorge, Herzerl, ich werde jedes mögliche Fettnapferl umschiffen und mich überaus geschickt anstellen«, versprach er. »Ich werde zum Diplomaten in Sachen polizeilicher Recherche. Na, wie klingt das?«

Er musterte sie so erwartungsvoll, dass sie es sich nicht verkneifen konnte, zu spötteln: »Tut mir leid, aber das klingt nun wirklich ein bisserl deppert …«

Andi fiel daraufhin die Kinnlade auf den Hemdkragen. Ehe er aber zu einer beleidigten Erwiderung kam, klingelte es.

»Na, wer ist denn das noch um diese Zeit?«, wunderte Hedi sich und stand auf. »Bleib nur sitzen und iss auf, ich schau nach.«

»Hoffentlich hat die Diebin drüben net schon zugeschlagen …«

Als Hedi gleich darauf die Haustüre öffnete, war sie einen Moment lang so überrascht, dass sie kein Wort herausbrachte.

Die hübsche junge Blondine, die vor ihr stand, lächelte ein wenig, doch ihre verweinten Augen erreichte dieses Lächeln nicht. Und als sie sprach, klang ihre Stimme brüchig. »Grüß dich, Cousinerl. Das ist eine Überraschung, gelt?«

»Anna! Ja, das gibt’s doch net! Wie lang haben wir zwei uns nimmer gesehen. Das letzte Mal muss bei deiner Hochzeit gewesen sein, das ist ja schon an die fünf Jahre her, net wahr?«

»Das kann hinkommen.« Die junge Ärztin seufzte leise. Da erst bemerkte Hedi die kleine Reisetasche in ihrer Hand. »Hast du ein Zimmer im Hotel für mich? Ich …« Sie brach ab und biss sich auf die Lippen, die verdächtig zu zucken begannen.