Das Berghotel 186 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 186 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Wenn Schürzenjäger Urlaub machen
Markus verdreht den Madeln in St. Christoph reihenweise den Kopf
Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel herrscht auch zur Frühlingszeit wieder Trubel - ausgebuchte Zimmer und ausgelassene Stimmung. Da sorgt einer der Urlauber für weiche Knie und Herzklopfen bei der Damenwelt: Markus Feldner. Er ist ein Frauenschwarm, wie er im Buche steht. Klug, witzig und charmant fliegen ihm die Herzen der Madeln nur so zu.
Doch nicht nur das Hotelpersonal ist hin und weg von dem Charmebolzen, auch im Dorf hat Markus bereits eine Bekanntschaft gemacht. Dana, die Tochter des Ambacher-Bauern. Im Hotel bandelt er unterdessen mit Urlauberin Vroni an. Und auch Zitherspielerin Ramona, die im Weinstüberl ein Konzert gibt, hat es dem Burschen angetan. Mit welcher soll er denn nun zum Frühlingstanz gehen? Er kann sich einfach nicht entscheiden und lädt gleich alle Madeln ein ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn Schürzenjäger Urlaub machen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: laflor / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7696-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn Schürzenjäger Urlaub machen

Markus verdreht den Madeln in St. Christophreihenweise den Kopf

Von Verena Kufsteiner

Im Berghotel herrscht auch zur Frühlingszeit wieder Trubel – ausgebuchte Zimmer und ausgelassene Stimmung. Da sorgt einer der Urlauber für weiche Knie und Herzklopfen bei der Damenwelt: Markus Feldner. Er ist ein Frauenschwarm, wie er im Buche steht. Klug, witzig und charmant fliegen ihm die Herzen der Madeln nur so zu.

Doch nicht nur das Hotelpersonal ist hin und weg von dem Charmebolzen, auch im Dorf hat Markus bereits eine Bekanntschaft gemacht. Dana, die Tochter des Ambacher-Bauern. Im Hotel bandelt er unterdessen mit Urlauberin Vroni an. Und auch Zitherspielerin Ramona, die im Weinstüberl ein Konzert gibt, hat es dem Burschen angetan. Mit welcher soll er denn nun zum Frühlingstanz gehen? Er kann sich einfach nicht entscheiden und lädt gleich alle Madeln ein …

Dana Ambacher beugte sich tiefer über den Rücken ihres Pferdes. Mit sanftem Druck ihrer Fersen trieb sie es an. Der Hengst machte sich lang und preschte über die Wiese hangaufwärts, dass der Wind ihre Wangen peitschte.

Weiter, nur weiter!, spornte sie sich in Gedanken an. Dabei wusste sie genau, wie gefährlich der schnelle Ritt im Dunkeln war. Ihr Pferd brauchte nur mit einem Huf in ein Kaninchenloch zu geraten, dann würde es straucheln, stürzen. Trotzdem drängte Dana ihn, schneller und schneller zu laufen. Das Adrenalin rauschte wild durch ihren Körper und gab ihr das Gefühl, lebendig zu sein. Nur wenn sie an ihre Grenzen ging – und darüber hinaus – empfand sie etwas anderes als die lähmende Schwere der Trauer.

Plötzlich zeichnete sich vor ihr ein dunkles Band ab, das sich quer über die Wiese schlängelte. Der Mühlbach! So weit war sie schon gekommen? Im Dunkeln hatte Dana die Entfernung falsch eingeschätzt. Ihr Reittier galoppierte geradewegs auf den Bach zu! Ein falscher Tritt und es war vorbei!

Rasch drängte sie ihm die Fersen in die Flanken und trieb ihn zu einem Sprung an. Mit einem Satz sprang ihr Hengst über den Bach und landete sicher auf der anderen Seite. Das war knapp gewesen.

Sie ließ ihr Pferd anhalten und tätschelte seinen Hals. Er dankte es ihr mit einem leisen Schnauben. Dana glitt geschmeidig aus dem Sattel. Dabei schoss ein ziehender Schmerz durch ihr rechtes Bein und erinnerte sie an einen der schlimmsten Augenblicke ihres Lebens. Er lag noch gar nicht lange zurück und hatte alles verändert.

Hastig drängte Dana die unliebsamen Gedanken zurück. Den Zügel nehmend, führte sie ihr Pferd bergan. Silberhuf war von tiefdunkler Farbe, bis auf eine silberfarbene Blesse und die ebenso hellen Fesseln. Diese Besonderheit hatte ihm seinen Namen gegeben.

Längst war die Sonne untergegangen. Die Luft hatte abgekühlt. Tagsüber war es frühlingshaft mild, aber abends breitete sich kalte Luft im Zillertal aus und erinnerte daran, dass sich der Winter in den höheren Regionen noch beharrlich mit Schnee und Eis hielt. Die Gipfel leuchteten weiß im Mondlicht. Unten im Tal reckte sich das erste Grün aus dem Boden.

Noch vor wenigen Wochen hatte sich Danas Leben um ihr Training und die Wettkämpfe gedreht. Sie war Biathletin gewesen. Mit eiserner Disziplin und härtestem Training hatte sie sich an die Spitze vorgearbeitet und war auf dem besten Weg gewesen, eines Tages an Olympia teilzunehmen. Doch dann hatte ein schwerer Sturz im Schnee all ihre Träume platzen lassen. Seitdem verließ sie den Hof ihrer Familie nur noch, wenn sie ausritt, und das tat sie bevorzugt bei Nacht. Sie mochte keinen Menschen sehen und weder mitleidige noch neugierige Blicke ertragen müssen. Die Dorfbewohner in St. Christoph fühlten mit ihr, das wusste sie, aber das machte den Verlust nicht weniger schmerzhaft.

Schlimmer als die körperlichen Verletzungen war das Wissen, nicht mehr gut genug zu sein. Nicht für Björn. Ausgerechnet der Mann, dem sie vorbehaltlos vertraut hatte, hatte sie fallengelassen. Die Erinnerungen an die bitteren Tage nach dem Unglück ließen sie leise aufstöhnen. Ohne ihre Familie hätte sie sich gewiss aufgegeben. Ihre Eltern hatten sie ermuntert, wieder mit den Tieren auf dem Hof zu arbeiten, und das gab ihr Halt. Dana sorgte gern für die Kühe. Die Tiere betrogen nicht und machten keine falschen Versprechungen. Das Leben schien für sie so viel einfacher zu sein.

Danas Mutter ermunterte sie seit einiger Zeit, wieder auszugehen. Unwillkürlich machte Dana nun eine abwehrende Kopfbewegung, obwohl niemand es sehen konnte.

Eine Verabredung kam für sie nicht infrage.

Wie sollte sie jemandem vertrauen, nachdem ihre Menschenkenntnis sie schon einmal so im Stich gelassen hatte? Sie hatte an Björn geglaubt, aber er hatte nur die erfolgreiche Sportlerin an seiner Seite gewollt. Für eine gescheiterte Verletzte war in seinem Leben kein Platz.

Nun, sie hatte ihre Lektion gelernt. Fest presste sie die Lippen zusammen. Sie würde sich schützen und niemanden mehr in ihr Herz lassen. Noch immer schmerzten die harten Worte ihres früheren Freundes. Zum Abschied war er so kalt gewesen wie ein Fremder …

Aus dem Augenwinkel erhaschte sie ein helles Aufleuchten weiter oben auf dem Berg. Es flammte mehrmals auf und erlosch wieder. Genauer gesagt: Es leuchtete dreimal kurz auf, dann dreimal lang und wieder dreimal kurz. Und von vorn. Dana stutzte. War das nicht ein Morsecode? SOS? Ein Notsignal!

Jemand schien da oben Hilfe zu brauchen!

Sie schaute noch kurz zu und vergewisserte sich, dass sie sich nicht täuschte. Dann schwang sie sich auf den Rücken ihres Pferdes und ritt über die Wiese bergauf. Hohe Kiefern säumten den sanft geschwungenen Weg, der auf den Hausberg ihres Heimatdorfes führte. Die beiden schrundigen Gipfel des Hexensteins hatten früher Anlass für abenteuerliche Sagen gegeben, an diesem Abend schien hier oben tatsächlich ein Mensch in Not zu sein!

Als Dana weiterritt, hörte sie eine dunkle Stimme rufen.

„Hier drüben! Hier bin ich!“

Vor ihr tauchte eine breitschultrige Gestalt auf. Ein Mann Mitte zwanzig war es. Er stand verkrümmt da und schien irgendwo festzustecken, denn er versuchte verzweifelt, seinen linken Fuß zu befreien. Seine dunklen Haare waren feucht. Er trug ein kariertes Trachtenhemd, Wanderhosen und Wanderschuhe. Auf seinem Rücken hatte er einen Rucksack. Dana kannte ihn nicht. Ein Urlauber, vermutlich.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Sie ließ ihr Pferd anhalten und sprang aus dem Sattel – ein Fehler, der sich mit einem stechenden Schmerz in ihrem verletzten Bein rächte. Sie biss die Zähne so fest zusammen, dass es in ihren Ohren knirschte.

„Dich schickt der Himmel.“ Der Unbekannte stieß den Atem aus. „Ich war spazieren und hab mir nix Böses gedacht. Als ich dieses Gitter überqueren wollte, gab es auf einmal unter mir nach. Ich bin steckengeblieben und bekomme meinen Fuß nimmer frei.“

„Oh, das klingt nicht gut!“ Dana verzog mitleidig das Gesicht.

Das Viehgitter bildete eine metallene Sperre für das Weidevieh im Boden. Links und rechts führte ein Elektrozaun davon weg und sicherte die Weide. Das Gitter bestand aus quer zur Fahrtrichtung angeordneten Metallstäben, zwischen denen große Spalten lagen. Die Kühe fanden darauf keinen Halt und konnten die Weide deshalb nicht verlassen. Von Fahrzeugen und Wanderern konnten diese Gitter dagegen problemlos passiert werden. Normalerweise. Die Stäbe mussten jedoch durchgerostet sein, denn einer hatte nachgegeben, und durch eine unglückliche Fügung steckte der Fuß des Wanderers nun fest.

„Haben Sie schon versucht, den Schuh auszuziehen?“

„Ja, aber ich steck zu fest. Ich bekomm ihn net ab.“

„Dann werd ich einmal schauen, ob ich helfen kann.“ Dana bückte sich und versuchte, die Stäbe zu verschieben, aber diese hatten sich so verkeilt, dass sie sich nicht einmal einen Millimeter rührten. „Das sieht net gut aus.“ Sie richtete sich wieder auf. „Ohne Werkzeug werde ich Sie net freibekommen. Stecken Sie hier schon lange fest?“

„Seit einer Weile. Ich weiß ehrlich gesagt net, wie lange. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.“ Er ließ seine Taschenlampe sinken. „Zuerst dacht ich, ich könnte mich selbst befreien, aber irgendwann dämmerte mir, dass das net möglich sein wird. Ich bin sehr froh, dass du gekommen bist.“

Dana band ihr Pferd am schrundigen Stamm einer Zirbe fest. Dann schaute sie sich suchend um.

„Ich brauch einen Ast. Irgendwas, das ich als Hebel einsetzen kann … Ja, hier, der müsste gehen. Halten Sie sich bereit. Ich werd versuchen, die Stäbe so weit auseinanderzuschieben, dass Sie Ihren Fuß herausziehen können. Sie müssen sich aber beeilen, ich weiß net, wie lange ich sie halten kann.“

„Alles klar. Mach ruhig. Ich bin bereit.“

Ein Lächeln huschte über sein gebräuntes Gesicht. Er war unbestreitbar attraktiv mit seinen warmen braunen Augen, dem wachen Funkeln im Blick und dem markant geschnittenen Gesicht. Eine kleine Narbe zeichnete sich an seinem Kinn ab, aber die tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Im Gegenteil: Sie machte ihn sogar noch interessanter.

Dana hob den Ast auf, den sie entdeckt hatte, und versuchte, ihn zu verbiegen. Er schien stabil genug zu sein für ihr Vorhaben, also schob sie ihn zwischen die Stäbe, stemmte einen Fuß dagegen und wuchtete sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen.

„Jetzt!“

Der Urlauber zerrte an seinem Fuß, kam frei und taumelte rückwärts, ehe er das Gleichgewicht wiederfand und hörbar aufatmete.

„Ich danke dir vielmals. Um ehrlich zu sein, hab ich mich schon heute Nacht hier heroben campieren sehen.“

„Haben Sie denn kein Handy dabei? Damit hätten Sie Hilfe rufen können.“

„Bei der Arbeit brauch ich es ständig. Im Urlaub wollt ich einmal meine Ruhe haben, deshalb hab ich es im Berghotel zurückgelassen.“

„Das war leichtsinnig. Sie sollten es wenigstens im Rucksack haben. Für Notfälle. Lassen Sie es halt ausgeschaltet, wenn es Sie stört. Hauptsache, Sie haben es dabei.“

„Kein schlechter Rat.“ Er humpelte zu einem Baumstumpf, ließ sich darauf nieder und drehte seinen Fuß prüfend hin und her. „Fühlt sich ganz gut an. Scheint nix gebrochen zu sein.“

„Sie hatten Glück. Die festen Schuhe haben das Schlimmste verhindert. Trotzdem wird der Fuß ein paar Tage lang wehtun.“

„Dann hab ich ja was, worauf ich mich freuen kann: wenn der Schmerz endlich nachlässt.“ Er zwinkerte ihr zu, und sein Lächeln schien für ein paar Sekunden sogar das Mondlicht zu überstrahlen. „Solche stabilen Schuhe werde ich in mein Sortiment aufnehmen.“

„Was für ein Sortiment?“

„Ich leite eine Firma, die Sportartikel herstellt. Wir suchen ständig nach neuen Produkten, die wir entwickeln und herausbringen können. Solche Schuhe fehlen uns noch. Mein Name ist übrigens Markus. Markus Feldner.“

„Ich bin Dana. Ambacher.“

„Dana? Ein ausgefallener Name. Und … machst du auch Urlaub hier?“

„Nein, meine Familie betreibt einen Bauernhof. Net weit von hier.“

„Was ein Glück. Du kannst hier leben. Das Tal ist traumhaft schön. Ich wohne in München und muss froh sein, wenn der Wind gut steht und ich die Berge in der Ferne wenigstens erahnen kann. Es muss herrlich sein, hierher zu gehören.“ Er stand wieder auf und wurde ein wenig blasser. Dana ahnte, dass ihm sein Fuß Schmerzen bereitete.

„Sie wohnen im Berghotel?“, fragte sie. „Das ist ein ganzes Stück weg. Sie können mit mir reiten, wenn Sie wollen.“

„Das wär großartig. Vielen Dank. Aber sag mal: Wollen wir net Du zueinander sagen?“

Dana nickte und hielt ihr Pferd ruhig, während er aufstieg. Dann schwang sie sich selbst in den Sattel, nahm den Zügel und lenkte ihr Reittier zurück zum Dorf. In St. Christoph gab es nur ein einziges Hotel. Das Sporthotel „Am Sonnenhang“. Es stand auf einer Anhöhe und bot einen zauberhaften Ausblick auf das Tal mit den hell erleuchteten Bauernhöfen.

Als sie näher ritten, wehten von einem Balkon verträumte Zitherklänge herüber. Jemand spielte eine romantische Heimatmelodie. Das Lied machte Dana das Herz weit. Sie verlor sich in dem wundervollen Gefühl der starken Arme ihres Begleiters an ihrer Taille und seiner Wärme. Sein männlicher Duft weckte bittersüße Empfindungen in ihr. Sie hatte beinahe vergessen, wie es sich anfühlte, einem Mann so nah zu sein …

„Zu schade, dass wir schon angekommen sind“, raunte er an ihrem Ohr. Sein Atem streifte ihre empfindliche Halsbeuge und ließ sie erschauern. „Ich würde gern endlos mit dir weiterreiten.“

„Das wär wohl kaum empfehlenswert.“

„Doch, ich glaub schon.“ Ein leises Lächeln schwang in seiner Stimme mit. „Sehen wir uns einmal wieder?“

„Tja, das lässt sich in einem so kleinen Dorf wohl net vermeiden.“

„Wenn das so ist, dann ist das hier kein Lebwohl, sondern ein Auf Wiedersehen. Ich freu mich schon darauf.“ Er glitt aus dem Sattel und legte eine Hand auf den Hals des Pferdes. „Ich dank dir von ganzem Herzen für deine Hilfe.“

„Gute Nacht“, wünschte Dana ihm mit kratziger Stimme.

„Dir auch, Dana. Träum was Schönes.“

Markus zwinkerte ihr zu, als würden sie ein gemeinsames Geheimnis teilen. Und sie begann zu ahnen, dass er später durch ihre Träume geistern würde …

Hastig wendete sie ihr Pferd und lenkte es nach Hause. Markus blieb hinter ihr zurück. Das Herzklopfen jedoch, das er in ihr geweckt hatte, verfolgte sie noch lange.

***

Pling! Mit dem gedämpften Ton kündigte ihr Computer den Erhalt einer E-Mail an. Hotelchefin Hedi Kastler rief die Nachricht auf und schüttelte im nächsten Moment den Kopf. Schon wieder eine Buchungsanfrage für den Mai! Ausgerechnet! Für diesen Monat war ihr Hotel schon lange ausgebucht. Der Mai verhieß schönstes Wanderwetter, und das wollten zahlreiche Urlauber nutzen. Hedi schaute trotzdem sicherheitshalber nach, aber … nein, es war tatsächlich nichts mehr frei. Sie würde ihre Gäste enttäuschen müssen – und das tat sie nur äußerst ungern.

Bedauernd schrieb sie eine Absage, bot jedoch eines der letzten freien Zimmer für den Juni an. Vielleicht mochten ihre Gäste die Gelegenheit nutzen?

Flink schickte sie die Nachricht ab.

Hedi stand seit dem frühen Morgen am Empfang. Eigentlich hatte sie seit einer halben Stunde Feierabend, aber die Korrespondenz zog sich hin, deshalb blieb sie länger. Sie leitete das Sporthotel „Am Sonnenhang“, auch liebevoll Berghotel genannt, zusammen mit ihrem Mann Andi. Ein familiär geführtes Hotel mit gemütlichen Zimmern, einem Schwimmbad und einem Restaurant war immer ihr Traum gewesen – und den hatten sie sich erfüllt. Ihr Hotel war beliebt, und Hedi war dankbar für die gute Auslastung. Gleichzeitig stießen sie immer öfter an ihre Grenzen. Es gab weitaus mehr Anfragen für Buchungen als sie freie Zimmer hatten.

Wir müssten anbauen, um alle Gäste aufnehmen zu können, grübelte sie. Warum eigentlich net? Womöglich sollten wir einmal darüber sprechen und alles durchrechnen. Platz hätten wir auf der angrenzenden Wiese genug. Ein Anbau oder ein kleines Gästehaus wären denkbar. Womöglich zwei, drei Blockhütten, die zu unserem rustikal-romantischen Ambiente passen würden. Es wäre ein großes Projekt, aber machbar.

Während Hedi noch überlegte, setzte sich die verglaste Drehtür in Bewegung. Einer ihrer Gäste kehrte von einem Ausflug zurück. Markus Feldner war vor zwei Tagen angereist und verbrachte seine Zeit am liebsten im Freien. Er war ein sportlicher junger Mann, deshalb entging es Hedi nicht, dass er plötzlich leicht humpelte. Erschrocken schlug sie die Hände vor der Brust zusammen.

„Guten Abend, Herr Feldner. Sagen Sie, haben Sie sich verletzt?“

„Leider ja. Ich bin mit dem Fuß in ein Viehgitter geraten.“

„Jessas, das hört sich schmerzhaft an.“