Das Berghotel 203 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 203 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Falsches Spiel
Sanft wie ein Engel, täuschte sie alle
Von Verena Kufsteiner

An einem sonnigen Montag im Oktober steht Hotelier Andreas Kastler an der Rezeption, als ein neuer Gast eincheckt. Er stellt sich als Dr. Leander Bruckner vor und ist Psychologe in Wien. Groß und schlank, mit einem gut geschnittenen Gesicht, dunklem Haar und klugen Augen macht er einen sympathischen Eindruck. Der Hotelchef will Dr. Bruckner gerade den Zimmerschlüssel aushändigen, als dieser mit einer Bitte an ihn herantritt und unauffällig einen Geldschein über die Theke schiebt. Der Psychologe erklärt, er sei auf der Suche nach einem blonden Madel Mitte zwanzig. Andi Kastlers Miene vereist urplötzlich. Solche Mannsbilder hat er gerne! Professionell weist er den Gast daraufhin, dass er aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben darf. Dr. Bruckner setzt zu einer Erklärung an, doch der Hotelier beendet das Gespräch höflich und blickt dem neuen Gast kopfschüttelnd hinterher. Diesen Schürzenjäger wird er auf jeden Fall im Auge behalten!
Einen Tag später beginnen urplötzlich Diebstähle im Berghotel. Schmuck und Bargeld verschwinden spurlos ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Falsches Spiel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Wolf

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8665-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Falsches Spiel

Sanft wie ein Engel, täuschte sie alle

Von Verena Kufsteiner

An einem sonnigen Montag im Oktober steht Hotelier Andreas Kastler an der Rezeption, als ein neuer Gast eincheckt. Er stellt sich als Dr. Leander Bruckner vor und ist Psychologe in Wien. Groß und schlank, mit einem gut geschnittenen Gesicht, dunklem Haar und klugen Augen macht er einen sympathischen Eindruck. Der Hotelchef will Dr. Bruckner gerade den Zimmerschlüssel aushändigen, als dieser mit einer Bitte an ihn herantritt und unauffällig einen Geldschein über die Theke schiebt. Der Psychologe erklärt, er sei auf der Suche nach einem blonden Madel Mitte zwanzig. Andi Kastlers Miene vereist urplötzlich. Solche Mannsbilder hat er gerne! Professionell weist er den Gast daraufhin, dass er aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben darf. Dr. Bruckner setzt zu einer Erklärung an, doch der Hotelier beendet das Gespräch höflich und blickt dem neuen Gast kopfschüttelnd hinterher. Diesen Schürzenjäger wird er im Auge behalten!

Einen Tag später beginnen urplötzlich Diebstähle im Berghotel. Schmuck und Bargeld verschwinden spurlos …

In einem ruhigen Seitental des bekannten Zillertals lag die kleine Gemeinde St. Christoph. Nur eine schmale, kurvenreiche Bergstraße, von dichtem Forst gesäumt, führte hierher. Erst kurz vor dem Ziel trat der Wald zurück und gab den Blick frei auf die sechs imposanten Erhebungen, die St. Christoph gleichsam beschützend umgaben wie Wächter aus Stein.

Der höchste Berg war der Feldkopf. An seinem Fuß lag ein Wanderparkplatz, von dem aus eine Kabinenbahn auf den Gipfel hinauffuhr. Droben gab es eine regionale Restauration und Übernachtungsmöglichkeiten. Berüchtigt war der Feldkopfgletscher wegen seiner gefährlichen Spalten. Immer wieder reizte das unwegsame Terrain Kraxler, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Dann war die Bergwacht gefragt, die in der Sommersaison häufig zu Rettungseinsätzen ausrücken musste.

Rechts neben dem Feldkopf ragte der Hexenstein mit seinen beiden Gipfeln in den Himmel. Um seinen Fuß schmiegte sich der Krähenwald. Links des Feldkopfs fand sich das Frauenhorn, daneben Achenkegel, Rautenstein und Beerenhalde.

All diese Erhebungen sorgten für ein geschütztes Klima, nur selten gab es im Frühling noch Spätfröste. Die Landwirtschaft bescherte den Menschen ihr tägliches Brot und prägte die Region ebenso wie das grandiose Panorama der Tiroler Alpen.

St. Christoph mit der weißen Dorfkirche und den gepflegten Bauerngehöften, von denen viele schon seit Generationen im Familienbesitz waren, bot den Menschen aber noch etwas, das in der heutigen Zeit ebenso rar wie kostbar geworden war: Ruhe.

Hier gingen die Uhren noch anders, Stress und Hektik der Metropolen waren ebenso ein Fremdwort für die Talbewohner wie Gleichgültigkeit oder Anonymität. Man kannte und schätzte sich, man half sich gegenseitig und hielt auf die Dorfgemeinschaft, in der jeder sich aufgefangen und daheim fühlen konnte. Freilich lag St. Christoph aber nicht hinter dem Mond. Die Segnungen der modernen Zeit hatten auch hier längst Einzug gehalten, der Bauer nutzte seinen Melkcomputer ebenso wie das mobile Internet die ganze Welt auf Knopfdruck in die gute Stube brachte.

Die Menschen in St. Christoph nutzten all das genauso selbstversändlich wie jeder andere. Doch ihre Bodenständigkeit verhinderte, dass ihnen diese Dinge wichtiger wurden als ihr traditioneller Lebensstil.

St. Christoph war und blieb ein echter Geheimtipp für Individualreisende. Menschen, die Ruhe und Entspannung suchten, kehrten immer wieder gerne hierher zurück und stiegen dann im Sporthotel „Am Sonnenhang“ ab, das bei den Einheimischen nur Berghotel hieß.

Auf einer Anhöhe gelegen, überschaute das im tradionsreichen Gebirgsstil errichtete Gebäude das schöne Tal von St. Christoph. Vor wenigen Jahren hatten die Besitzer, Hedi und Andi Kastler, das Haus grundlegend modernisieren lassen. Schon von außen betrachtet wirkte es sehr heimelig und ansprechend.

Vor den zahlreichen Holzfenstern blühten im Sommer die roten Geranien, das Dach war mit Schindeln eingedeckt, so wie man es hier schon immer hielt, das ganze Gebäude passte sich in die Umgebung, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken. Es schaute vielmehr aus wie ein großer, besonders schöner Bauernhof. In der großzügig bemessenen Hotelhalle wurde der Reisende freundlich empfangen und erlebte gleich vom ersten Moment seines Aufenthaltes an einen Rundumservice, der das Wohl des Gastes an erste Stelle rückte. Die Einzel- und Doppelzimmer, sowie die Appartements waren freundlich und hell eingerichtet. Überall duftete es nach dem heimischen Zirbelholz.

Das Berghotel hatte alles zu bieten, was der verwöhnte Gast sich wünschen konnte. Das Restaurant genoss einen hervorragenden Ruf, die Köche verstanden ihr Handwerk und zauberten vom Candle-Light-Diner für zwei bis zum umfangreichen Bankett alles, was gewünscht wurde. Auf der großen Panoramaterrasse konnte man sein Essen zudem mit Aussicht auf die herrliche Bergwelt genießen. Die Auswahl der besten Tiroler Weine war groß, in Bar und Jagdstüberl durfte der Gast unter fast allen Getränken wählen, die es gab. Ein Barmixer ging hier ebenfalls seiner kreativen Tätigkeit nach. Außerdem fand sich hinter dem Hotel ein Biergarten, wo man im Sommer unter alten Kastanien deftige Tiroler Schmankerln genießen konnte.

Im Untergeschoss gab es ein großes Hallenbad, Ruheräume, Sauna und Fitnessbereich, sowie eine Schönheitsfarm, wo man sich von der Kosmetikerin Gerti Wachter behandeln lassen konnte. Besonders beliebt waren Massagen mit sehr wohl riechenden Wildrosenöl.

Lukas Einrieder war für den sportlichen Bereich zuständig. Der fesche Sunnyboy gab Tennis- und Schwimmstunden, lehrte seine Schützlinge das Kraxeln oder Freeclimbing und bot für die Wagemutigen sogar Kurse im Drachenfliegen an.

Freilich standen die Tennisplätze und der große Außenpool den Gästen auch ohne Fitnesstrainer zur Verfügung. Wer wollte, konnte sich hier in der Tiroler Sonne aalen und den Duft des nahen Rosengartens genießen, der Domäne von Hedi Kastler.

Die fesche Hotelbesitzerin mit dem blonden Haar und den lichtblauen Augen liebte nämlich Rosen. Ebenso wie sie jeden Tag ein zünftiges Dirndl trug, legte sie Wert darauf, dass im Sommer zur Rosenzeit stets ein frischer Strauß ihren Schreibtisch schmückte. Franz Kroneder, der sich um die Außenanlagen und die Pools des Berghotels kümmerte, pflegte die Rosen mit besonderer Hingabe und brachte sie in jedem Jahr zu einer üppigen Blüte.

Auch Hedis bessere Hälfte Andi mochte den Anblick eines schönen Rosenstraußes, obwohl ihm seine Hedi noch lieber war. Der bodenständige Hotelier war meist in Kniebundhosen und kariertem Hemd unterwegs. Er war die Freundlichkeit in Person und ließ es sich nie nehmen, auch ein wenig mit den jungen und hübschen Gästen weiblichen Geschlechts zu schäkern. Freilich nur zum Spaß, denn sein Herz, das gehörte Hedi. Und er konnte noch sehr eifersüchtig werden, wenn ein anderer ihr gegenüber zu nett und freundlich wurde.

Sie hatten sich von Herzen lieb, die Kastlers. Kinder waren ihrer harmonischen Ehe leider versagt geblieben. Und so betrachteten sie das Berghotel als ihr „Baby“.

Die beiden wohnten ganz in der Nähe des Hotels in einem gemütlichen Tiroler Haus, die meiste Zeit aber verbrachten sie im Hotel. Oft standen sie hinter der Rezeption, wenn die Hausdame Gerda Stahmer frei hatte. Oder Andi löste den Nachtportier ab. Nichts wurde den Kastlers zuviel, wenn es darum ging, ihre Gäste zu verwöhnen. Aber auch das Stammpersonal schätzte den familiären Umgang im Berghotel. Ob die Köche Rosi Stadler und Leo Hofbacher, der Hoteldiener Kilian Garnreiter, der auch als Hausmeister fungierte, Küchenhilfen und Stubenmädchen, sie alle fühlten sich im Berghotel wie eine große Familie. Man lebte Wange an Wange, arbeitete Hand in Hand und zog stets an einem Strang, zum Besten der Gäste. Und die vielen Stammgäste, die jedes Jahr wieder ins Berghotel kamen, zeigten, dass die Kastlers und ihre Angestellten alles richtig machten.

Freilich war in der warmen Jahreszeit stets mit den meisten Gästen zu rechnen. Aber auch im Frühling und Herbst war das Berghotel gut besucht. Und die Gäste, die den Wintersport liebten, sorgten für gute Belegung des Hauses im Winter.

So hatte man rund ums Jahr genug zu tun, das Berghotel schrieb schwarze Zahlen und war als Institution in St. Christoph und Umgebung nicht mehr wegzudenken.

An diesem sonnigen, aber schon recht frischen Oktobertag war Hedi bemüht, einmal ganz pünktlich Feierabend zu machen, denn sie und ihre bessere Hälfte hatten noch etwas vor.

Am Abend waren die Kastlers bei Andis Cousin Bertl in Schwaz eingeladen, der einen runden Geburtstag feierte. Andi hielt viel auf seine Verwandtschaft und verstand sich mit den meisten hervorragend. Bertl, der Bankangestellte, bildete da keine Ausnahme. Die beiden Mannsbilder im ähnlichen Alter kamen gut miteinander aus und liebten die Gemütlichkeit.

Hedi musste nun aber ein Auge darauf haben, dass ihr Mann es mit der Gemütlichkeit nicht übertrieb. Denn während sie wie verabredet ihre Büroarbeit beendete, stand Andi noch an der Rezeption und hielt ein angeregtes Schwätzchen mit mit dem Nachtportier. Wieder einmal schien er die Zeit vergessen zu haben. Die dralle Blondine trat neben ihre bessere Hälfte und schenkte ihm ein bezeichnendes Lächeln.

Andi lächelte zurück, wie es seine Art war. Dann aber fiel ihm siedend heiß ein: „Oje, wir sind ja heut beim Bertl eingeladen. Ist’s denn schon spät? Ich hab net so genau darauf geachtet.“

Hedi seufzte. „Wie immer, aber dafür hast ja mich, Anderl.“

„Ein Glück.“ Er zwinkerte ihr zu. „Net nur deshalb…“

„Ja, mei, ich schlag vor, du behältst dir noch ein paar Schmeicheleien für später übrig“, spöttelte sie. „Jetzt müssen wir los, sonst wird’s doch noch zu spät.“

„Freilich, Spatzl.“ Er besprach sich noch kurz mit dem Portier und folgte Hedi dann, die bereits die Hotelhalle verlassen hatte und nach draußen getreten war.

Sie knöpfte eben ihre Trachtenstrickjacke zu, denn der Wind, der auf Nord gedreht hatte, war empfindlich kühl. Mit einem skeptischen Blick zum Feldkopf meinte sie: „Hoffentlich bleibt’s wenigstens trocken. Morgen kommen unsere Wandervögel vom Rennsteig. Die haben eine längere Bergwanderung vor.“

„Morgen ist morgen. Und heut haben wir Feierabend“, erinnerte Andi sie nonchalant, stahl ihr ein Busserl und nahm ihre Hand. „Und wer trödelt jetzt?“

Hedi lachte. „Ich net. Dass du mir nur net wieder ein Wettsaufen mit dem Bertl startest. Ich hab nämlich keine Lust, ein Schnapsleicherl heimzuschauffieren.“

Der Hotelier gab sich konsterniert. „Was du immer von mir denkst. Als ob ich schon jemals …“

„Schon öfter“, erinnerte sie ihn.

„Diesmal net, da wird alles ganz gesittet zugehen. Schließlich wird man nur einmal im Leben fünfzig. Der Bertl, der alte Mann, genießt gewiss nur noch Kamillentee.“

„Gewiss.“ Hedi grinste. „Darauf wette ich …“

***

Wie Hedi es vorausgesehen hatte, wurde es ein feucht fröhlicher Abend. Andi übertrieb es nicht, doch er war trotzdem froh, dass seine bessere Hälfte die Rückfahrt nach St. Christoph übernahm. Das Wetter hatte sich ein wenig gebessert, die grauen Regenwolken, die sich am frühen Abend über dem Feldkopf zusammen geballt hatten, waren verschwunden. Der Nachthimmel war klar und tiefschwarz, neben der silbernen Mondsichel flimmerten ungezählte Sterne am Firmament. Majestätisch zeichneten sich davor die Berge ab, die vertrauen Gipfel und in der Ferne die Tiroler Alpen.

„Nett war’s“, meinte Andi entspannt. „Der Bertl ist ein rechter Scherzkeks, obwohl er beruflich allerweil nur Erbsen zählen muss.“

„Geldscheine“, verbesserte Hedi ihn langmütig.

„Na, Schatzerl, das ist so eine Spaßlette zwischen uns. Ich nenn’ ihn allerweil Erbsenzähler, dafür schimpft er mich einen Bettenbaron.“ Er lachte leise.

„Ihr habt einen seltsamen Humor.“ Sie setzte den Blinker und bog auf die schmale Bergstraße Richtung St. Christoph ab.

„Heutzutag nimmer gar so sehr. Früher, als Buben, da haben wir uns ständig gepflanzt. Was meinst, haben wir uns alles einfallen lassen, um den anderen zu ärgern? Klebstoff in der Pausenmilch, ein Stückerl Löschpapier statt Käse auf der Semmel …“

„Andi! Ich bitt dich.“

„Es war aber so, glaub mir nur. Da fällt mir noch ein Geschichterl ein, das …“

„Was ist denn das da vorne?“ Hedi ging vom Gas und schaltete das Fernlicht ein.

Vor ihnen beschrieb die Bergstraße eine enge Kurve. Sie hatten das Dorf fast erreicht, noch eine Biegung, denn kam das erste Haus, das dem Gendarmen Sirch gehörte, schon in Sicht. Am Straßenrand lag etwas. Im hellen Licht des Autoscheinwerfers schimmerte es silbern. Als sie näher kamen, entpuppte es sich als Fahrradreifen. Er war eingebeult. Das Rad lag halb auf der Straße, halb im Graben.

Hedi stoppte und meinte: „Da ist wohl jemand gestürzt. Lass uns nachsehen, vielleicht können wir was helfen.“

Die Kastlers stiegen aus und traten zu dem Fahrrad.

„Hast du das schon mal gesehen?“, fragte Andi. „Gehört es vielleicht jemandem, den wir kennen?“

Hedi schüttelte den Kopf. „Da ist noch was.“

Sie bückte sich und zog einen schmalen Koffer aus abgeschabtem Leder aus dem Graben. Jemand hatte einen Gurt darum gebunden, weshalb er sich bei dem Aufprall nicht geöffnet hatte. An einer Ecke klebte feuchte Erde.

„Der war gewiss am Gepäckträger festgemacht“, vermutete Andi.

„Aber wem gehört er?“, fragte seine Frau ratlos.

„Wart, ich hol eine Taschenlampe, dann können wir uns ein bisserl genau umschauen.“

Gleich darauf leuchtete der Hotelier die Umgebung aus. Zunächst war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Dann aber, als Andi Kastler sich vom Auto entfernte, riss der Strahl der Taschenlampe einen hellen Schuh aus der Dunkelheit. Und gleich darauf ein Madel, das wie leblos im Straßengraben lag.

Andi erschrak heftig und starrte einen Moment lang auf das blonde Haar, das wie ein Fächer ausgebreitet um das blasse Gesicht mit den geschlossenen Augen lag. Für ein paar schlimme Sekunden meinte er, das Madel sei tot. Dann aber blinzelte sie.

„Hedi, da!“, rief er hastig und winkte ihr.

Sie näherte sich und prallte dann ebenfalls erschrocken zurück.

„Ja, Madel, was machst denn du für Sachen?“, rief sie und streckte der Verunglückten beide Hände hin. Das Madel wollte danach greifen, aber Andi gab zu bedenken: „Vielleicht sollte sie besser liegen bleiben. Ich ruf den Bergdoktor.“

Seine Frau überlegte kurz und nickte dann.

„Mach das. Und den Sirch auch.“ Sie kletterte in den Graben, ging neben dem Madel in die Knie und fragte freundlich: „Kannst du mich verstehen? Wie bist du denn hierher gekommen? Und was ist passiert?“

Die Unbekannte fuhr sich mit einem leisen Stöhnen an den Kopf und murmelte: „Mir tut alles weh. Ich weiß gar net, wie es dazu hat kommen können. Ich wollte doch nur …“ Sie kniff die Augen zusammen, als versuche sie, sich zu erinnern. Doch es schien ihr schwer zu fallen.

„Wie heißt du?“

„Ich … weiß es nimmer. Mein Kopf tut so weh und ist wie leer. Bitte, wo bin ich hier?“

„Kurz vor St. Christoph. Hast hier jemanden besuchen wollen?“

Das Madel hob die Schultern.

„Entschuldige. Ich will dich nimmer mit Fragen quälen, auf die du keine Antwort hast. Meinst, du kannst aufstehen? Es wäre besser, du setzt dich zu uns ins Auto. Hier ist es kalt und nass. Wir warten dann zusammen auf den Doktor und die Polizei, einverstanden?“

„Polizei? Aber ich hab doch nix Unrechtes getan.“