Das Berghotel 217 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 217 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Die alljährliche Treibjagd des Baron von Brauneck hat Tradition. In jedem Jahr mietet sich zu diesem Anlass eine erlesene Gesellschaft im Berghotel ein. In diesem Mai wird der Onkel des Barons aus der Steiermark von seiner Enkelin Antonia begleitet. Das bildhübsche Madel ist studierte Biologin und passionierte Jägerin. Von Kindesbeinen an hat sie ihren Großvater schon in dessen Revier auf der Pirsch begleitet. Ihre selbstbewusste Art stößt bei den älteren Semestern auf Spott.
"Sag, Madel, hast du überhaupt schon mal einen Stutzen in der Hand gehabt?", fragt einer.
Damit hat er die Lacher auf seiner Seite, doch Antonia lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Es ist schließlich nicht die erste Jagd, an der sie teilnimmt. Und sie kennt die Sorte Waidmänner, für die eine Frau im Revier nichts zu suchen hat. Die ewig Gestrigen eben. Bislang hat sie es denen aber stets gezeigt. Und das hat sie auch in St. Christoph vor ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Waidmannsheil, Antonia!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9568-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Waidmannsheil, Antonia!

Wie sie ganz überraschend zur Königin der Jagd wurde

Von Verena Kufsteiner

Die alljährliche Treibjagd des Baron von Brauneck hat Tradition. In jedem Jahr mietet sich zu diesem Anlass eine erlesene Gesellschaft im Berghotel ein. In diesem Mai wird der Onkel des Barons aus der Steiermark von seiner Enkelin Antonia begleitet. Das bildhübsche Madel ist studierte Biologin und passionierte Jägerin. Von Kindesbeinen an hat sie ihren Großvater schon in dessen Revier auf der Pirsch begleitet. Ihre selbstbewusste Art stößt bei den älteren Semestern auf Spott.

„Sag, Madel, hast du überhaupt schon mal einen Stutzen in der Hand gehabt?“, fragt einer.

Damit hat er die Lacher auf seiner Seite, doch Antonia lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Es ist schließlich nicht die erste Jagd, an der sie teilnimmt. Und sie kennt die Sorte Waidmänner, für die eine Frau im Revier nichts zu suchen hat. Die ewig Gestrigen eben. Bislang hat sie es denen aber stets gezeigt. Und das hat sie auch in St. Christoph vor …

Die Morgensonne schien an diesem Maitag strahlend durchs Fenster und erfüllte den nach Osten hin gelegenen Frühstücksraum im Barockschloss der Baron von Brauneck mit ihrem goldenen Licht. Das „Schlössl“, wie es bei den Bewohnern von St. Christoph hieß, lag auf einer Anhöhe am Dorfrand und bildete mit seiner schmucken gelben Fassade und den kunstvoll verschieferten Dachflächen eine der Sehenswürdigkeiten in diesem schmalen Seitenteil des Tiroler Zillertals.

Diener Max servierte gerade frischen Kaffee und zog sich dann dezent zurück, nachdem Baronin Christine ihm gedankt hatte. Er war, wie das gesamte Personal im Schlössl, altgedient und vertrauenswürdig. Die Braunecks lebten seit vielen Generationen im Tal, besaßen neben einer großen Landwirtschaft und Forsten auch ein Pferdegestüt und waren an diversen Industriefirmen beteiligt. Wohlstand und gesellschaftliche Stellung verbanden sich seit jeher mit ihrem Namen.

Doch die Braunecks waren auch bodenständige Menschen, fest verwurzelt in ihrem Tal, auf ihrer Scholle.

An diesem Morgen war die schöne, elegante Baronin Christine damit beschäftigt, eine lange Gästeliste durchzusehen.

Als ihr Mann nun den Frühstücksraum betrat, seufzte sie leise und bekannte: „Es ist in jedem Jahr wieder ein organisatorischer Kraftakt, alle deine Jagdgäste unterzubringen. Ohne Hedis Hilfe wäre ich schlichtweg aufgeschmissen.“

Baron Markus, eine imposante Gestalt in den besten Jahren, küsste Christine zart und versicherte ihr: „Ich verlasse mich da voll und ganz auf dich, mein Herz. Du machst das schon.“

„Sicher.“ Sie bedachte ihn mit einem schrägen Blick, dann ließ sie ihn wissen: „Unsere Gästezimmer sind alle belegt, der Rest kommt im Berghotel unter. Aber Hedi musste auch ein wenig zaubern, denn es werden mehr Zimmer benötigt als ihm letzten Jahr. Ich habe den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr mehr Gäste werden. Du nicht auch?“

„Es liegt daran, dass Onkel Ferdinand und Antonia gerne im Berghotel wohnen wollen. Und die Phalstetts aus Klagenfurt haben in diesem Jahr mal wieder zugesagt. Der alte Phalstett hatte einen Infarkt, konnte deshalb letztes Mal nicht dabei sein.“

„Phalstett?“, wiederholte Christine fragend.

„Verspannungstechnik, der Großvater besaß noch eine Glashütte. Ganz nette Leute, ein bisschen zurückhaltend, aber nicht uneben.“ Der Baron atmete tief durch. „Du hast die Brüder Gross ins Berghotel gesteckt, ich danke dir, mein Herz!“

Sie musste schmunzeln. „Das war doch wohl klar nach Bernhards Auftritt im letzten Jahr. Die arme Clementine träumt heute noch manchmal voller Schrecken von dieser mitternächtlichen Erscheinung in Rüstung und Harnisch.“

Der Baron biss sich auf die Lippen. „Das war nicht lustig.“

„Ein bisschen aber schon …“ Sie lachten beide, dann fuhr sie fort: „Aber solche Mannsbilder, die in unserer Gesellschaftsjagd einen Urlaub von der Ehe mit allen Extras sehen, wollen wir doch lieber ein bisserl aus Distanz halten, net wahr? Die Kastlers haben schließlich mit jeder Sorte von Gästen Erfahrung.“

„Ich kann dir net widersprechen.“ Der Baron erhob sich. „Dann will ich mal rasch auf einen Sprung rüber ins Berghotel und die letzten Details mit Andi klären. Heut Nachmittag kommen die ersten Gäste bereits an.“

„Sag einmal, Lieber, was ist das eigentlich mit deinem Onkel? Warum mag er nicht bei uns wohnen? Er ist ein netter, alter Herr. Oder liegt es vielleicht an Antonia? Wir haben sie lange nicht gesehen, womöglich ist sie sehr verwöhnt.“

„Du meinst, unser Schlössl wäre ihr net gut genug? Nein, das ist es nicht. Den Onkel plagt das Rheuma. Er will sich gern jeden Morgen massieren lassen und scheut lange Wege. Bei den Kastlers hat er alles beisammen. So ist’s praktischer. Und was die Toni angeht, sie scheint ein sehr patentes Madel zu sein. Der Onkel hat mir so recht von ihr geschwärmt, als wir telefoniert haben. Sie ist Wildbiologin, arbeitet an ihrer Promotion und ist zudem eine passionierte Jägerin.“

„Ein Madel in deinem Revier? Geht sich das denn aus?“

„Sie begleitete den Onkel, seit sie zehn Jahre alt war. Ich geb was auf sein Urteil und bin schon gespannt auf das Madel.“

Gleich darauf verließ Baron Markus das Haus und machte sich auf den Weg zum Sporthotel „Am Sonnenhang“, das hier im Tal alle nur Berghotel nannten. In St. Christoph gab es keine großen Entfernungen, alles lag nah beisammen, sodass der Baron zu Fuß gehen konnte. Dabei genoss er den herrlichen Morgen.

Ein klarer, blauer Himmel spannte sich über das Tal von St. Christoph mit seinen sechs charakteristischen Ergebungen, von denen der Feldkopf die Höchste war. Der goldene Wetterhahn auf dem Zwiebelturm der weißen Dorfkirche funkelte im Sonnenschein. Frisch und würzig schmeckte die Bergluft, ein feiner Duft von Frühlingsblumen lag darin. Und natürlich war sie zu dieser Zeit im Jahr erfüllt vom Zwitschern der Vögel und Summen der Insekten. Es war eine rechte Lust zu leben an einem Morgen wie diesem.

Freundlich grüßte der Baron einen jeden, der ihm über den Weg lief. Er freute sich auf die einmal im Jahr stattfindende Gesellschaftsjagd. Dabei ging es freilich nicht nur darum, mit dem gezielten Abschuss die Bestandszahlen des Muffelwilds konstant zu halten, was Verbissschäden im Forst und Krankheiten unter den Tieren vermied. Die Treibjagd war einfach ein gesellschaftliches Ereignis. Man sah Freunde und Bekannte, die man lange nicht getroffen hatte, knüpfte neue Freundschaften und Geschäftskontakte und spann nicht zuletzt das viel zitierte Jägerlatein.

Wenn dann die monatlichen Treffen der Revierinhaber im Jagdstüberl des Berghotels anstanden, hatte man noch eine Menge Gesprächsstoff übers ganze Jahr.

Andi Kastler, der mit seiner Frau Hedi gemeinsam das Berghotel führte, erwartete den Baron bereits. Sie zogen sich in das Büro hinter der Rezeption zurück, wo sie ungestört waren. Es dauerte nicht lange, dann erschien auch Hedi. Während man ihren Mann kaum je anders als in kariertem Hemd und Krachledernen sah, hatte sie eine Vorliebe für fesche Dirndlkleider, die ihre üppige Oberweite zur Geltung brachten. So passten die Kastlers gut zusammen, aber natürlich nicht nur in dieser Beziehung. Sie führten eine glückliche Ehe, auch wenn ihnen Kinder versagt geblieben waren. Für sie war das Berghotel ihr „Baby“. Sie steckten all ihre Kraft und Energie in das Traditionshaus und waren damit sehr erfolgreich. Ein Haus, das praktisch rund ums Jahr ausgebucht war, sprach schließlich für sich.

„Grüß dich, Hedi“, sagte der Baron und hauchte einen galanten Kuss auf ihre Rechte. „Dein Mann sagt mir eben, dass ihr einen Engpass am grünen Veltliner habt. Das ist schad, zum Wild ist dieser Wein wie gemacht.“

„Keine Sorge, ich hab schon Abhilfe geschaffen. Hab so meine Kontakte.“ Sie lächelte verschmitzt. „Ihr werdet net auf euren Lieblingswein verzichten müssen.“

„Wunderbar. Und noch mal vielen Dank für eure Hilfe. Ich weiß, es ist ein rechter Aufwand, eine solche Gesellschaft zusätzlich zum üblichen Hotelbetrieb unterzubringen und zu bewirten.“

„Net für uns, wir sind darin mittlerweile Profis“, versicherte Andi. „Und wir betrachten es als Auszeichnung. So viele illustre Gäste haben wir selten unter unserem Dach. Das ist zudem die beste Reklame für unser Haus.“

„Wenn ihr es so seht, ist ja alles bestens. Kann ich mal einen Blick ins Jagdstüberl werfen?“

„Ich wollte es dir schon anbieten. Wir haben neu dekoriert, alles ein bisserl aufgehübscht. Ich hoffe, es gefällt dir.“

Das war tatsächlich der Fall. In der urigen Umgebung mit den rustikalen Holzmöbeln und den vielen Schnitzerein an Balken und Vertäfelung machten sich die neuen Samtbezüge der Kissen in einem freundlichen Roséton ebenso gut wie die frischen Blumen in gediegenen Vasen aus Zinn und antikem Porzellan. Der Baron war angetan und sehr zufrieden. Alles war vorbereitet, nun konnten die Gäste ruhig kommen!

Wenig später verabschiedete sich Markus von Brauneck per Handschlag von den Kastlers, um sich wieder auf den Heimweg zu machen. Vor dem Hotel wartete Thomas Baumeister auf ihn. Der junge Wildhüter war mit den Vorbereitungen für die Treibjagd beauftragt.

„Thomas, grüß dich, alles in Ordnung?“, wollte der Baron freundlich wissen.

Der junge Mann nickte. „Wenn Sie ein bisserl Zeit haben, Herr Baron, würde ich gerne mit Ihnen die Markierungen für die Treiber abfahren. Es ist fast alles befestigt, nur am Fuß vom Feldkopf war ich mir net ganz sicher, wie die Drift verlaufen soll.“

„Das schauen wir uns gleich einmal zusammen an.“

Thomas hatte seinen Jeep dabei. Der hoch gewachsene, fesche junge Bursche mit dem markanten Gesicht, das von dunklem Haar umrandet und von klugen, rehbraunen Augen dominiert wurde, arbeitete noch nicht sehr lange für die Braunecks. Dass der Baron ihm bereits die Treibjagd anvertraute, zeugte von einem großen Vertrauensvorschuss, dem Thomas unbedingt gerecht werden wollte. Er liebte seinen Beruf, war ein echter Gebirgler, der sich nicht vorstellen könnte, woanders sein Leben zu verbringen als genau hier im Tal von St. Christoph.

„Was denken Sie, Herr Baron, ist der Grambock in diesem Jahr fällig?“ Damit meinte Thomas einen alten Muffelbock, der sich als so klug und geschickt erwiesen hatte, dass ihm bislang kein Jäger auf die Schliche gekommen war.

Baron Markus hob die Schultern.

„Ich kann’s mir net denken. Der Grambock ist meiner Meinung nach unjagbar.“

Es dauerte eine Weile, bis sie das Terrain, auf dem die Treibjagd stattfinden sollte, abgeschritten hatten. Der Baron zeigte sich mit der Arbeit seines jungen Wildhüters zufrieden. Sie sprachen noch die Stellen für die letzten Markierungen ab, dann kehrte Markus von Brauneck ins Schlössl zurück, während Thomas noch im Forst blieb. Mit einem entspannten Blick schaute er sich um. Alles war vorbereitet, die Jagd konnte beginnen!

***

„Geht’s dir auch gut, Großvaterl? Sitzt du bequem?“ Antonia von Brauneck schaute Ferdinand aufmerksam an. Der alte Baron erwiderte ihren Blick mit nachsichtiger Strenge.

„Wie auch net in unserer bequemen Limousine?“, spöttelte er. „Und noch ebenso gut wie vor einer Viertelstund, als du mich zum letzten Mal gefragt hast, Tonilein.“

Das hübsche Madel mit dem herzförmigen Gesicht, den tiefblauen Augen und kastanienbraunen Locken seufzte.

„Du machst es einem net leicht, Großvaterl. Ich sorg mich doch nur um dich.“

„Dazu besteht fei kein Grund, mein Engerl. Ich hab das Reißen in den Gliedern und geh auf die achtzig zu. Aber ein seniler Greis, den man in Wolldecken packen und mit Brei füttern muss, bin ich fei noch lang net, dass du es nur weißt!“

Antonia musste kichern. „Du und Wolldecken! Dir ist’s doch niemals kalt. Und einen gesunden Appetit hast, wie drei ausgewachsene…“

„… Waldarbeiter nach Feierabend.“

Sie lachten zusammen, dann schmiegte das Madel sich liebevoll an seinen Großvater. Für Antonia war Ferdinand von Brauneck die einzige Familie, die sie kannte. Ihre Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, als sie noch ein Baby gewesen war.

Ferdinand und seine Frau Hermine hatten sich seinerzeit der kleinen Waise angenommen und sie mit viel Liebe aufgezogen. Ihnen waren eigene Kinder versagt geblieben, so hatten sie all ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung ihrer Enkeltochter geschenkt.

Als Antonia elf geworden war, hatte sie die Großmutter verloren, und seither waren sie und Ferdinand ein Herz und eine Seele. Dass der Großvater nicht mehr der starke und vitale Baum war, den kein Sturm des Lebens umwerfen konnte, machte dem Madel zu schaffen. Doch er wies ihre wohl meinende Fürsorge weit von sich und beharrte darauf, dass sich nichts zwischen ihnen änderte. Zu gern wollte Antonia daran glauben, aber sie sah auch die Zeichen der Zeit. Es würde nicht leicht, für den Großvater da zu sein, wenn er tatsächlich eines Tages hinfällig wurde …

„Hubert, wie lang dauert es noch bis zum Berghotel?“, fragte der alte Baron nun seinen Fahrer, der den eleganten Rolls in seiner staubgrauen Uniform souverän über die schmalen Bergstraßen steuerte. „Etwa eine halbe Stunde, Herr Baron“, gab er Auskunft. „Wir haben eben Schwaz hinter uns gelassen.“

„Schön ist’s hier“, stellte Antonia mit einem langen Blick auf die Umgebung fest. „Ganz anders als bei uns in der Steiermark, aber schön. Und Forsten hat’s auch net eben wenige.“

Ferdinand schmunzelte. Seit seine Enkelin ein Gewehr halten konnte, hatte sie ihn zur Jagdsaison in sein eigenes Revier nahe Graz begleitet. Antonia war trotz ihrer Jugend bereits eine erfahrene Jägerin und freute sich sehr auf die erste Gesellschaftsjagd, an der sie teilnehmen durfte.

„Der Markus hat einen festen Bestand an Muffelwild in seinem Revier, da wird mein kleines Madel gewiss zur Königin der Jagd“, scherzte der alte Baron humorvoll.

„Mei, Großvaterl, sollst mich doch net allerweil pflanzen. Dann mein ich, du nimmst mich net ernst. Und das mag ich net.“

„Sei mir net gram, Liebchen. Kennst doch meinen Humor. Ohne ein paar Spaßletten vergeht für mich kein Tag.“

„Ach, du…“ Antonia setzte sich auf und deutete aus dem Fenster. Mit einem Mal war sie ganz aufgeregt. „Da, schau, Großvaterl, dort drüben auf der Anhöhe, eine kleine Herde!“

Ferdinand folgte ihrem Wink und erkannte in der Ferne einen Bock und drei Geißen. Die charakteristische Färbung der Wildschafe und das gebogene Geweih des Bocks waren deutlich zu sehen.

„Ein schöner Anblick“, stellte er fest.

„Ob die schon zum Revier vom Onkel Markus gehören?“

„Vielleicht. Wir sind bald in St. Christoph. Das Brauneck’sche Revier zieht sich durch den Krähenwald bis zum Feldkopf. Ist zwar schon ein paar Jahre her, seit ich zum letzten Mal hier gewesen bin. Aber ich erinnere mich an einen gepflegten Forst.“

„Mei, Großvater, ich freu mich so! Jetzt kann ich einmal zeigen, was ich bei dir gelernt hab. Und es wird gewiss interessant, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.“

„Wir sind da“, verkündete Hubert, der eben die letzte Kurve der Bergstraße nahm.