Das Berghotel 142 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 142 E-Book

Verena Kufsteiner

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mein Liebster kommt zu mir zurück! Fest glaubt Dorothee an die Treue ihres Freundes. Sebastian ist zum Studium nach Salzburg gezogen, doch seit ein paar Wochen werden seine Nachrichten immer seltener. Familie und Freunde warnen Dorothee, dass Sebastian sie längt vergessen hat, dass er ein Hallodri ist, doch Dorothee will davon nichts wissen. Seinen Abschiedsgruß, ein zartes Edelweiß, hütet sie wie einen Schatz. Ihre Arbeit im Berghotel lenkt sie von ihrer Einsamkeit und Sehnsucht ab.


Dort sorgt derweil ein Gast für reichlich Aufregung. Er will das Berghotel kaufen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 123

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Ein Edelweiß als Abschiedsgruß

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4740-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Ein Edelweiß als Abschiedsgruß

Roman um das einsame Herz eines Madels

Von Verena Kufsteiner

Mein Liebster kommt zur mir zurück! Fest glaubt Dorothee an die Treue ihres Freundes. Sebastian ist zum Studium nach Salzburg gezogen, doch seit ein paar Wochen werden seine Nachrichten immer seltener. Familie und Freunde warnen Dorothee, dass Sebastian sie längt vergessen hat, dass er ein Hallodri ist, doch Dorothee will davon nichts wissen. Seinen Abschiedsgruß, ein zartes Edelweiß, hütet sie wie einen Schatz. Ihre Arbeit im Berghotel lenkt sie von ihrer Einsamkeit und Sehnsucht ab.

Dort sorgt derweil ein Gast für reichlich Aufregung. Er will das Berghotel kaufen …

»Wie lange willst du denn noch auf diesen Hallodri warten?« Sofie hob die Hände, als wollte sie den Himmel selbst um Rat befragen. »Sebastian lässt dich am ausgestreckten Arm verhungern, und du scheinst es net mal zu bemerken.«

»Das ist net wahr. Sebastian weiß, dass er sich auf mich verlassen kann, und ich weiß das auch.« Ein verträumtes Lächeln huschte über Dorothees Gesicht. »Wir beide wollen heiraten, sobald er sein Studium abgeschlossen hat.«

»Was? Er hat dich um deine Hand gebeten? Das wusst ich net. Wann? Wie?«

»Noch net, aber wir haben darüber gesprochen, dass wir heiraten können, sobald er seinen Abschluss hat.«

»Also hat er dir noch nichts Konkretes versprochen?« Sofie nickte düster, als hätte Dorothee soeben ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

»Das kann er net. Es ist zu früh.« Dorothee seufzte leise. Ihre Kollegin verstand einfach nicht, wie fest das Band zwischen Sebastian und ihr war. Sie brauchten keinen äußeren Beweis für ihre Liebe, weil sie wussten, dass sie zusammengehörten.

Anlass für den kleinen Disput war die Einladung gewesen, die Dorothee ausgeschlagen hatte. Ein Hotelgast hatte sie gebeten, ihn zum Tanzabend zu begleiten, aber sie hatte abgelehnt.

»Es war net irgendein Gast, sondern Hannes Bruckner persönlich.« Sofie seufzte versonnen. »Der Star aus der Fernsehserie ›Soko Zillertal‹. Ich würde meinen großen Zeh hergeben, um von ihm eingeladen zu werden. Und du schlägst seine Einladung ohne zu zögern aus.«

»Weil ich einen Freund habe.«

»Und wann hast du das letzte Mal von ihm gehört, hm?«

»Vor zwei Wochen«, musste Dorothee zugeben.

»Vor zwei Wochen?! Im Zeitalter von SMS, E-Mails und Skype ist das ein wirklich langes Schweigen, findest du net?«

»Sebastian hat halt viel zu tun«, verteidigte Dorothee ihren Freund. »Er muss für die Uni lernen und jongliert nebenbei mit drei Nebenjobs. Wir wussten schon, bevor er nach Salzburg gezogen ist, dass er net viel Zeit für Privates haben würde. Er will seinen Abschluss in Landwirtschaft so schnell wie möglich machen. Dafür strengt er sich an. Das macht er für uns beide. Damit wir uns eine Zukunft aufbauen können.«

»Das klingt, als hättest du’s auswendig gelernt«, blieb Sofie skeptisch.

Dorothee schüttelte den Kopf. »Sebastian hat noch zwei Jahre Uni vor sich. Ich vermiss ihn schrecklich, aber da müssen wir durch. Liebe bleibt sich net nur in guten Zeiten treu.«

»Aber … eine Einladung von Hannes Bruckner!« Sofie schien es noch immer nicht fassen zu können.

»Mein Schatz ist mir wichtiger als zehn Fernsehstars zusammen. Auch dann, wenn sie gerade in unserem Hotel Urlaub machen. Außerdem wird es von unserem Chef net gern gesehen, wenn wir uns mit den Gästen verabreden.«

»Es ist aber auch net direkt verboten.«

»Das stimmt. Ich weiß, du machst dir Sorgen um mich, aber das musst du net. Mir geht’s gut. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Freund verlassen kann.« Dorothee schlug das Buch auf, das auf dem Tisch des Pausenraums lag. Darin lag, sorgsam gepresst und getrocknet, ein einzelnes Edelweiß. Sie strich behutsam mit dem Finger darüber.

Diese Blume hatte Sebastian ihr vor seinem Aufbruch nach Salzburg geschenkt. Er hatte Dorothee bei der Hand genommen und war mit ihr auf den Hexenstein geklettert. Dort oben, inmitten der grünen Einsamkeit der Berge, hatte er sie fest in den Arm genommen und ihr zugeraunt:

»Ich muss jetzt fort zum Studium, aber im Herzen werde ich Tag und Nacht bei dir sein. Mit dem Abschluss in der Tasche habe ich etwas, auf das wir aufbauen können. Wirst du auf mich warten? Für mich gibt es nur dich auf der Welt …«

»Erde an Doro. Erde an Doro.« Ein freundschaftlicher Knuff in die Seite holte Dorothee ins Hier und Jetzt zurück.

»Ich habe Sebastian versprochen, dass ich auf ihn warten werde, und genau das mache ich auch«, erklärte sie leise, aber mit fester Stimme.

»Es ist romantisch, dass ihr euch so nah seid. Wirklich. Ich finde es nur frustrierend, dass du ständig allein bist.«

»Ich bin ja net wirklich allein. Ich weiß, dass Sebastian an mich denkt und nur für uns beide so hart arbeitet. Außerdem wird sein Studium net ewig dauern. In wenigen Jahren hat er einen Abschluss und damit eine solide Basis für die Zukunft. Wäre es dir etwa lieber, ich hätte mich in einen Mann verliebt, der sorglos in den Tag hineinlebt?«

»Das nun wirklich net.« Sofie schüttelte entschieden den Kopf. »Trotzdem rate ich deinem Freund, dich net zu enttäuschen, sonst bekommt er es mit mir zu tun!«

»Das wird bestimmt net passieren.« Dorothee legte das Edelweiß behutsam zurück in das Buch und steckte dieses in ihre Handtasche. Sie trug es immer bei sich.

Ein Blick auf die Uhr mahnte sie, dass ihre Kaffeepause vorbei war. Es warteten noch die Zimmer auf zwei Stockwerken darauf, von ihnen gereinigt und für die Gäste hergerichtet zu werden.

Sie arbeiteten zusammen im Sporthotel »Am Sonnenhang« – einem bezaubernden Alpenhotel im Zillertal. Während im Winter die Skiurlauber die Zimmer füllten, kamen jetzt im Sommer vor allem Wanderer und Ausflügler. Aber auch Kurgäste suchten die Ruhe in den Bergen.

Das Berghotel stand auf einer Anhöhe und bot einen wunderbaren Blick auf St. Christoph und das Panorama der Berge. In der Nähe führte eine Kabinenbahn auf den Feldkopf – den höchsten der umliegenden Gipfel, auf dem sogar jetzt im Sommer noch Schnee in der Sonne glitzerte.

Die Sonne schien, sodass sich Dorothee überlegte, nach ihrem Feierabend schwimmen zu gehen. Im Wetterbericht war von einem Gewitter die Rede gewesen, das gegen Abend aufziehen könnte, aber danach sah es noch nicht so aus. Im Gegenteil. Der Himmel leuchtete in einem zarten Veilchenblau und verhieß weiterhin schönstes Sommerwetter.

Dorothee arbeitete seit zwei Jahren als Zimmermädchen und hatte in dieser Zeit eine hilfreiche Routine entwickelt. Zuerst lüftete sie und machte die Betten. Anschließend putzte sie das Bad, wischte Staub und saugte einmal durch den Raum. Die Vorgabe war, die Arbeit an einem Zimmer in zwanzig Minuten zu erledigen, aber Dorothee strengte sich an, um es in fünfzehn Minuten zu schaffen.

Im Zimmer 122 waren die Gäste an diesem Morgen abgereist. Auf dem Bett lagen einige Münzen, die als Trinkgeld gedacht waren. Mit einem glücklichen kleinen Lächeln schob Dorothee die Münzen in die Tasche ihrer Schürze. Sofie und sie teilten sich alle Trinkgelder.

Dorothees Anteil kam in ein Kästchen daheim in ihrem Nachttisch. Sie sparte eisern, um sich irgendwann ein Auto leisten zu können. Gebraucht und nicht zu groß sollte es sein. Damit wäre sie endlich mobil und konnte ihren Schatz in Salzburg besuchen.

Die Mozartstadt war nur 180 Kilometer entfernt, aber sie hätte sich genauso gut auf dem Mond befinden können. Von St. Christoph fuhr täglich nur dreimal ein Bus hinunter nach Mayrhofen, und von dort aus war es noch eine kleine Weltreise bis nach Salzburg – zumindest, wenn man kein Auto und immer nur einen halben Tag freihatte.

Dorothee hakte Zimmer 122 auf ihrer Liste ab. Dann klopfte sie an der Tür mit der Nummer 120. Eine Frau mit vom Schlaf zerzausten roten Locken, die lediglich ein langes T-Shirt anhatte, öffnete ihr und blinzelte.

»Da?«, fragte sie und fügte etwas auf Russisch hinzu.

Dorothee hob entschuldigend eine Hand und erwiderte, ebenfalls auf Russisch, dass sie später wiederkommen würde.

Die Urlauberin nickte gähnend und schloss die Tür wieder.

Dorothee merkte sich das Zimmer vor. Sie würde wiederkommen, sobald sie ihre Runde beendet hatte.

»Ich komme später wieder«, konnte sie inzwischen in sechs verschiedenen Sprachen sagen. Das gehörte zum Grundwortschatz in ihrem Beruf, weil morgens öfters Gäste nicht aus dem Bett fanden und sie ihre Runde danach ausrichten musste.

Dazu hatte Dorothee sich noch einige wichtige Redewendungen angeeignet. Im Berghotel stiegen viele Urlauber aus Deutschland und den Niederlanden ab, häufig auch Gäste aus Skandinavien, Russland und Japan. Und Dorothee liebte es, jeden Tag mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben.

Sie schob ihren Wäschewagen zu Zimmer 118. Die Reinigungsmittel und Duschgel-Fläschchen klapperten gegeneinander. Dorothee klopfte an und erhielt keine Antwort, deshalb öffnete sie die Tür mit ihrer Schlüsselkarte.

Das Bett war auf der rechten Seite ungemacht, ansonsten wirkte das Zimmer ordentlich und aufgeräumt. Die Tür, die auf den Balkon führte, stand offen. Die Wanderschuhe neben der Tür verrieten, dass der Gast männlich war. Und sehr ordentlich obendrein.

Dorothee hatte bereits Zimmer gesehen, durch die ein Wirbelsturm durchgefegt zu sein schien. Hier jedoch lag so gut wie nichts herum. Eine Wetterjacke hing ordentlich auf einem Bügel an der Garderobe. Der Hauch eines Aftershaves lag in der Luft. Auf dem Schreibtisch lagen einige Aktenmappen neben einem zugeklappten Laptop. Anscheinend war der Gast nicht nur zum Erholen hier. Ein Geschäftsmann, vermutete Dorothee.

Dorothee zog die Laken straff. Anschließend schüttelte sie die Betten auf.

Erik Lesser, erinnerte sie sich an den Namen des Gastes auf ihrer Liste.

Sein T-Shirt und seine Shorts lagen auf einem Stuhl. Anscheinend hatte er in den Sachen geschlafen. Dorothee faltete das Shirt zusammen und legte es ordentlich unter die Bettdecke. Anschließend angelte sie die Shorts und wollte mit ihnen genauso verfahren.

In diesem Augenblick wurde die Badezimmertür geöffnet, und der Gast kam heraus. Er war lediglich mit einem Handtuch bekleidet, das mehr enthüllte, als es verbarg. Anscheinend hatte er ihr Klopfen nicht gehört, weil er gerade unter der Dusche gestanden hatte!

Wow!, jagte es ihr durch den Kopf.

Der Gast sah aus, als würde er für ein Kalenderbild posieren: groß und mit breiten Schultern, die eine Frau förmlich einluden, sich daran zu schmiegen. Seine Haare waren dunkelblond und noch feucht von der Dusche.

Sie rahmten ein markantes Gesicht ein, das von leuchtend blauen Augen dominiert wurde. Sie erinnerten Dorothee an Bergseen – klar und dennoch unergründlich tief. Ein Drei-Tage-Bart umgab sein Kinn. Erst, als sich sein Mund zu einem schmalen Lächeln verzog, dämmerte ihr, dass sie ihn anstarrte. Verlegene Hitze schoss in Dorothees Wangen.

Er zog eine Braue hoch. »Möchten Sie vielleicht ein Foto machen?«, fragte er mit einer Stimme, die tief und rauchig war.

»Äh … ich … äh … komme … später wieder«, stammelte sie.

»Das wird net nötig sein. Ich nehme an, Sie haben alles gesehen, was es zu sehen gibt. Nun ja, fast alles.« Er kniff ein Auge zu, und die Hitze in ihren Wangen verstärkte sich. »Rücken Sie meine Unterhose freiwillig heraus? Oder muss ich sie auslösen? Mit einem Kuss vielleicht?«

»Was?« Verwirrt blinzelte Dorothee.

Himmel, dieser Mann hatte etwas an sich, das sie gehörig aus dem Konzept brachte. Als Zimmermädchen hatte sie schon allerhand gesehen. So leicht konnte sie wirklich nichts mehr überraschen. Doch dieser Gast brachte sie komplett durcheinander.

»Meine Unterhose.« Er deutete auf das Wäschestück in ihrer Hand. »Geben Sie sie mir? Oder wollen Sie einen Kuss dafür haben?«

Dorothee ließ die Shorts fallen, als hätte sie sich daran verbrannt.

»Danke, nein. Ich habe einen Freund«, erklärte sie mit Nachdruck.

»Er ist aber net hier, oder?« Der Gast schien das nicht allzu eng zu sehen.

So einer war er also. Was der Partner nicht weiß, macht ihn nicht heiß? Entrüstet funkelte Dorothee ihn an.

»Ich komme später wieder«, wiederholte sie mit Nachdruck und wirbelte herum.

Sein leises Lachen folgte ihr und sandte ihr einen Schauer über den Rücken, der sich zu ihrer Überraschung alles andere als unangenehm anfühlte.

Sie warf die Tür hinter sich zu. Im Korridor musste sie erst einmal tief durchatmen. Was für ein Ekelpaket!

Sie tastete in die Seitentasche des Wäschewagens, fand ihr Handy und rief das Foto ihres Freundes auf. Mit dem nächsten Lidschlag lächelte Sebastian sie innig vom Display an – und ihr wurde leichter zumute. Dorothee drückte das Telefon ans Herz und sann verträumt darüber nach, wann sie ihren Schatzerl wohl wiedersehen würde.

Im selben Augenblick begann ihr Telefon zu vibrieren.

Dorothees Herz machte einen Satz.

War das endlich, endlich eine Nachricht von ihrem Sebastian?

***

Sebastian fehlt mir so, liebes Tagebuch. In zwei Wochen findet der Sommertanz in unserem Dorf statt. Dort haben wir uns vor drei Jahren kennengelernt. Diesmal ist es ungewiss, ob er an dem Abend hier sein kann. Ich wünsche es mir sehr. Wir haben den Tanz noch kein einziges Mal versäumt. In diesem Jahr könnte es passieren, dass ich allein hingehen muss. Sebastian scheint so weit weg zu sein. Nicht nur räumlich. Auch in Gedanken. Er studiert, und das kann ich leider nicht mit ihm teilen. Ich habe keine Ahnung von seinen Kursen und seinen Sorgen. Hoffentlich entfremdet uns das nicht mit der Zeit voneinander. Wenn er doch schon wieder daheim wäre …

Dorothee ließ ihren Kugelschreiber sinken und seufzte leise. Ihr Handy lag neben ihrem Tagebuch auf dem Schreibtisch. Tatsächlich war an diesem Morgen eine Nachricht von ihrem Freund eingetroffen. Sebastian hatte ihr geschrieben, als hätte er gespürt, dass sie ihn gerade besonders heftig vermisste. Dorothee hatte seine Worte wieder und wieder gelesen.

Mir geht’s gut. Hab irre viel zu tun. Der Wirtschaftskurs ist ein Albtraum. Der Professor verwendet Fremdworte, die man erst nachschlagen muss. Morgen Test. Hab dich lieb. Kuss!

Dorothee hatte ihm umgehend geantwortet.

Mein lieber Schatz, wann kommst du nach Hause? Ich vermisse dich. Wirtschaft kriegst du hin. Daran zweifle ich nicht. Der Angerer verkauft wieder frischen Waldhonig von seinen Bienen. Soll ich dir ein Glas schicken? Ich liebe dich. Deine Dorothee

Seitdem waren acht Stunden vergangen. Sebastian hatte ihr noch nicht geantwortet.

Leise Enttäuschung schlich sich in ihr Herz, auch, wenn sie sich dafür tadelte.

Ich sollte mich freuen, dass mein Freund so fleißig und zielstrebig ist. Er lässt sich net hängen, sondern arbeitet hart, um seinen Abschluss zu schaffen. Ich darf ihm daraus keinen Vorwurf machen und mich auch net beirren lassen, wenn Sofie an ihm zweifelt. Er macht das alles doch nur für uns.