Das Berghotel 154 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 154 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Mila steht am Kopf des Skihangs und atmet tief die klare Bergluft ein. Herrlich! Die Aussicht auf die verschneiten Gipfel ist atemberaubend, das Tal rund um St. Christoph ist ein weißer Märchentraum. Die junge Frau stemmt die Stöcke in den Schnee, rückt Mütze und Sonnenbrille zurecht und nimmt Schwung. Sie spürt den Fahrtwind auf ihrem Gesicht und fühlt sich zum ersten Mal seit Langem so frei und leicht. Nur kurz lässt sie sich treiben und schließt für einen Moment die Augen.

Da hört Mila plötzlich einen Warnruf. Sie reißt die Augen auf und sieht einen anderen Skifahrer, dessen Abfahrt sie zu kreuzen droht. Sie will noch ausweichen, doch es ist schon zu spät: Sie prallt gegen den anderen Fahrer, und beide stürzen in den Schnee. Kurze Zeit später rappelt sich Mila prustend auf. Noch ganz benommen dreht sie den Kopf und versinkt geradewegs in wunderschönen haselnussbraunen Augen. Halt, halt, halt!, mahnt sich Mila im gleichen Atemzug. Hat sie sich nicht geschworen, ihr verletztes Herz vor einer neuen Liebe zu hüten?

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Seitenzahl: 118

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Inhalt

Cover

Impressum

Bei dir wird mir ganz warm ums Herz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: SolStock / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5691-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Im idyllischen St. Christoph, dort, wo auch der »Bergdoktor« lebt und praktiziert, liegt das Hotel »Am Sonnenhang«. Es ist ein Haus, in dem sehr viel Wert auf Tradition und Gastlichkeit gelegt wird – und sich für die Gäste so mancher Traum erfüllt.

Bei dir wird mir ganz warm ums Herz

Besinnlicher Roman um den Zauber der Liebe

Von Verena Kufsteiner

Mila steht am Kopf des Skihangs und atmet tief die klare Bergluft ein. Herrlich! Die Aussicht auf die verschneiten Gipfel ist atemberaubend, das Tal rund um St. Christoph ist ein weißer Märchentraum. Die junge Frau stemmt die Stöcke in den Schnee, rückt Mütze und Sonnenbrille zurecht und nimmt Schwung. Sie spürt den Fahrtwind auf ihrem Gesicht und fühlt sich zum ersten Mal seit Langem so frei und leicht. Nur kurz lässt sie sich treiben und schließt für einen Moment die Augen.

Da hört Mila plötzlich einen Warnruf. Sie reißt die Augen auf und sieht einen anderen Skifahrer, dessen Abfahrt sie zu kreuzen droht. Sie will noch ausweichen, doch es ist schon zu spät: Sie prallt gegen den anderen Fahrer, und beide stürzen in den Schnee. Kurze Zeit später rappelt sich Mila prustend auf. Noch ganz benommen dreht sie den Kopf und versinkt geradewegs in wunderschönen haselnussbraunen Augen. Halt, halt, halt!, mahnt sich Mila im gleichen Atemzug. Hat sie sich nicht geschworen, ihr verletztes Herz vor einer neuen Liebe zu hüten?

Die Sonne war schon vor einigen Stunden untergegangen. Der Abend breitete seinen dunklen Mantel über Heidelberg aus, und die Temperaturen sanken weit unter die Null-Grad-Marke. Ein bitterkalter Wind fauchte durch die Straßen und Gassen der alten Universitätsstadt. Die Mauern des Heidelberger Schlosses wurden von Lampen angestrahlt, ebenso der Weg, der vom Tor der alten Brücke hinaufführte. Die vereinzelten Lichter schimmerten sacht durch den Schneefall herüber.

Unwillkürlich zog Mila Wegener ihre Wollmütze ein wenig tiefer ins Gesicht, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie hatte ihre Arbeit für diesen Tag beendet und bummelte nun über den Flohmarkt. Ihre Finger waren trotz der warmen Wollhandschuhe eiskalt, deshalb rubbelte sie ihre Hände vor ihrem Körper aneinander. Auch ihre Zehen spürte sie trotz der Stiefel kaum noch. Später daheim ein warmes Schaumbad – darauf freute sie sich schon sehr!

An einem Schmuckstand erstand Mila eine Brosche in der Form eines keltischen Flechtmotivs. Das Schmuckstück war mit farbigen Schmucksteinen besetzt. Ihre beste Freundin liebte das Mittelalter und würde sich zu Weihnachten sicherlich darüber freuen. Der Verkäufer packte ihr die Brosche in eine Papiertüte ein und verschloss diese mit einem Wachssiegel. Mila bezahlte und bummelte weiter.

Am nächsten Stand wurden Dekorationsartikel angeboten. Milas Blick fiel auf eine weiße Laterne, die mit Glaskugeln und Lichtern gefüllt war.

Wie hübsch!, dachte sie. Das wäre genau das Richtige, um Georgs Korridor ein bisschen weihnachtlich zu gestalten. Was die Dekoration angeht, spart er wirklich am falschen Ende. Seine Wohnung ist spärlicher eingerichtet als ein Musterwohnzimmer im Möbelgeschäft. Niemand, der ihn besucht, würde glauben, dass er sein Geld mit dem Einrichten von Wohnungen und Geschäftsräumen verdient.

»Hast du was Schönes gefunden?«

Ein bärtiges Gesicht tauchte hinter dem Ladentisch auf. Warm eingepackt in einen blauen Anorak, Kapuze und Handschuhe zwinkerte der Verkäufer Mila zu. Sie kaufte fast immer etwas bei ihm, wenn sie den Flohmarkt besuchte.

»Servus, Ignaz. Ich möchte gern die Laterne für meinen Freund mitnehmen.«

»Fein. Er ist ein glücklicher Mann. Hoffentlich weiß er das.«

»Na ja, ich denk schon.« Mila lächelte verschämt.

»Ach, wenn ich doch nur zwanzig oder dreißig Jährchen jünger wäre …« Sein Lächeln grub zahlreiche Falten um seine Augen ein, wie die Landkarte eines gelebten Lebens.

Er stellte seinen dampfenden Teebecher auf einem Karton ab und nahm ihr die Laterne ab, um sie in eine Lage Papier einzuwickeln.

»Ich habe dir übrigens was aufgehoben. Es haben schon zwei Kunden danach gefragt, aber ich habe es nicht hergegeben. Ich weiß ja, wie gern du diese Dinge hast.«

Er wedelte geheimnisvoll mit der Hand, dann bückte er sich und holte einen alten Nähmaschinentisch hervor. Der Fuß war aus schwerem Gusseisen, und die Platte mit Intarsien verziert. Erwartungsvoll sah der Händler auf.

Mila besah sich das Möbelstück und schlug begeistert die Hände vor der Brust zusammen.

»Das ist großartig! Einfach perfekt! Ich wüsste auf der Stelle drei Aufträge, für die ich den Tisch verwenden könnte. Was möchtest du dafür haben?«

Ignaz nannte ihr einen Preis, bei dem sie die Augen aufriss.

»Du machst mich ja arm. Die Hälfte kann ich dir bezahlen.«

»Das deckt nicht einmal meine Kosten, aber weil du es bist, begnüge ich mich mit …« Er schabte sich das bärtige Kinn. Dann senkte er den ursprünglichen Preis ein wenig, und Mila schlug ein. Sie bezahlte ihre Einkäufe und überlegte. Der Tisch war schwer und sperrig. Sie würde ihn nicht erst mit nach Hause schleppen, sondern lieber noch einmal zum Büro zurückgehen und ihn dort lagern.

»Servus!«, verabschiedete sie sich von dem Händler.

Er zwinkerte ihr zu. »Wenn wieder was Schönes hereinkommt, werde ich an dich denken, Mila.«

»Tausend Dank! Du bist ein Schatz.«

»Schön, dass es dir aufgefallen ist.« Ein Lachen schwang in seiner Stimme mit.

Mila stellte die Lampe auf dem Nähmaschinentisch ab, dann stemmte sie ihn hoch. Er war noch schwerer, als er aussah, deshalb musste sie alle paar Minuten stehen bleiben und ihn absetzen, um wieder zu Atem zu kommen. Zum Glück lag ihr Büro nur wenige Gehminuten entfernt.

Mila arbeitete im Geschäft ihres Freundes mit. Georg hatte sich auf die Einrichtung hochwertiger Büroräume spezialisiert, und Mila gestaltete alle anderen Aufträge: Die Inneneinrichtung von Privathäusern und Geschäften war ihr tägliches Brot. Dafür bummelte sie gern über Flohmärkte und erstand für ihre Kunden liebevolle Kleinigkeiten, die aus einem Haus erst ein Zuhause machten.

Außerdem arbeitete sie eng mit Zimmerleuten und Tischlern zusammen, die spezielle Möbelwünsche umsetzen konnten. Ein Bücherregal für die letzte freie Ecke im Wohnzimmer? Kein Problem! Ein Schuhschrank für das leere Plätzchen unter der Treppe? Wird gemacht! Mila liebte ihre Arbeit und ging stets mit Feuereifer ans Werk.

Die Büroräume ihres Freundes waren in einem modernen Geschäftshaus untergebracht. Hier hatten etliche Unternehmen ihren Sitz.

Mila blieb vor dem Eingang stehen, setzte ihre Einkäufe ab und kramte in ihrer Umhängetasche nach dem Schlüssel. Die Tasche war vollgestopft mit allerlei Kleinigkeiten: Lipgloss, Taschentücher, ein zerlesener Krimi, eine Taschenlampe …

Georg verdrehte regelmäßig die Augen, wenn er sie mit ihrer Tasche sah. Er behauptete, dass sie nicht einmal mehr selbst wusste, was sie alles mit herumschleppte. Das war natürlich übertrieben, aber zugegeben, ein Körnchen Wahrheit steckte in seinen Worten.

Mila schloss auf und durchquerte die hohe Eingangshalle. Ein roter Samtteppich dämpfte jeden Schritt. Georgs Geschäftsräume waren in der ersten Etage untergebracht. Als Mila die Glastür aufschloss, bemerkte sie Licht, das aus einer lediglich angelehnten Bürotür im hinteren Bereich fiel. Offenbar war ihr Freund noch bei der Arbeit.

Noch so fleißig! Milas Herz machte einen Satz. Sie hatte ihren Freund auf einer Fachmesse kennengelernt, an der sie beide teilgenommen hatten. Damals war Mila frisch von der Uni gekommen und hatte den Kopf voller Pläne gehabt. Georg hatte diese Träume geteilt: Selbstständigkeit, ein eigenes Büro, sich selbst eine Zukunft aufbauen. Dazu sein attraktives Äußeres und die warme Zuneigung, mit der er sie überschüttet hatte. Wie hätte sie sich nicht in ihn verlieben können?

Sie hatten vieles gemeinsam und waren seit anderthalb Jahren glücklich miteinander. Obwohl … Ein leises Ziehen breitete sich in ihrer Brust aus. In letzter Zeit sahen sie einander immer seltener. Und wenn sie sich unterhielten, sprachen sie meisten über die Arbeit miteinander.

Georg war tagsüber oft unterwegs und besuchte Kunden; abends fiel er todmüde ins Bett und war höchst selten zu einem Gespräch aufgelegt – oder gar zu Zärtlichkeiten. Mila vermisste die Nähe, die sie früher geteilt hatten.

Vielleicht sollten wir das Büro einfach mal ein oder zwei Wochen schließen und zusammen verreisen, sann sie. Irgendwohin, wo es schön ist. Wir könnten zum Beispiel in die Berge fahren. Zum Skifahren und Entspannen.

Sie stellte den Nähmaschinentisch im Lager ab. An diesem Morgen hatte ein Zahnarzt sie damit beauftragt, sein Wartezimmer zu gestalten. Der Nähmaschinentisch würde eine zauberhafte Blumenbank abgeben. Mit Moos und Pflanzen dekoriert, könnte sie damit ein Stück Natur hereinholen. Das Grün würde auf die Patienten sicherlich entspannend wirken. Mila nickte kaum merklich vor sich hin. Ich könnte auch …

Sie kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, denn hinter der angelehnten Bürotür ihres Freundes drang ein helles Juchzen hervor. Mila erstarrte.

Georg war offenbar nicht allein.

Eine Kundin? So spät noch? Das war ungewöhnlich.

Mila wandte sich ein wenig unschlüssig dem zweiten Büro zu und spähte hinein. Schlagartig verkrampfte sich alles in ihr zu einem schmerzhaften Knoten.

Das war keine Kundin. Definitiv nicht.

Ihr Freund saß auf seinem Bürostuhl und hielt die Augen geschlossen. Auf seinem Schoß räkelte sich aufreizend eine dunkelhaarige Frau. Sie hatte die Beine um ihn geschlungen. Ihr Rock war hochgerutscht und ließ lange Beine in kniehohen Stiefeln sehen.

Mila musste ein leiser Laut herausgerutscht sein, denn die Fremde drehte plötzlich den Kopf zu ihr und stieß ein »Huch!«, aus.

Georg riss die Augen auf, entdeckte Mila und zerbiss einen Fluch auf den Lippen. Er schob die Frau so hastig von sich, dass sie mit dem Po auf den Boden plumpste.

»Hey!«

Doch Georg achtete nicht auf sie. Stattdessen sprang er auf, zog seine Hose hoch und verschloss den Gürtel. Doch das erkannte Mila nur noch am Klappern der metallischen Schließe. Sie ertrug den Anblick nicht länger und wandte sich ab. Ihr Blut schien wie Eis durch ihre Adern zu fließen, und ihre Beine fühlten sich bleischwer an. Sie taumelte zu ihrem Büro und lehnte die glühend heiße Stirn gegen die kühle Fensterscheibe.

Nein, nein, nein!, hämmerte es verzweifelt in ihrem Kopf.

Von dem sanften Flockenwirbel draußen bemerkte Mila nichts. Stattdessen kreiselte das Bild ihres Freundes mit der anderen Frau auf dem Schoß vor ihrem inneren Auge. Ein metallischer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus.

Georg stapfte herein und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Gesicht war düster. Seine blonden Haare standen nach allen Seiten ab. Mila konnte sich schon denken, wer mit den Händen hindurchgefahren war und sie zerzaust hatte.

»Es tut mir wirklich leid, Mila.« Seine Stimme klang so dumpf, als würde er durch eine dicke Nebelwand zu ihr sprechen. »Ich wollte net, dass du es so erfährst.«

»Es?«, echote sie leise.

»Das mit Viktoria und mir. Ich wollte es dir sagen. Ehrlich.«

»Ehrlich?« Mila lächelte schwach.

Das Wort aus seinem Mund zu hören, schien reiner Hohn zu sein. Milas Augen brannten, aber sie konnte nicht weinen. Noch nicht jedenfalls. Zahlreiche Fragen drängten sich auf ihrer Zunge, aber der Schock lähmte sie. Sie brachte keine Einzige davon über die Lippen.

Warum habe ich das nicht kommen gesehen? Wie lange läuft das schon mit ihm und … mit ihr? Und was fange ich jetzt bloß an? Was ist mit unserem gemeinsamen Leben? Unserer Zukunft? Nur noch Scherben?

»Nun ist die Katze also aus dem Sack.« Georg klang beinahe erleichtert. »Ich wollte dir net wehtun, aber ich … na ja, Viktoria und ich haben uns ineinander verliebt. Es ist so, dass sie gerade einen Job braucht. Ich habe ihr versprochen, dass sie hier anfangen kann.«

»Ich soll mit deiner Geliebten und dir zusammenarbeiten?« Mila sah ihn ungläubig an.

»Net direkt«, wand er sich. »Meine Einkünfte reichen leider nicht für zwei Assistentinnen.«

»Assistentin? Das siehst du also in mir? Deine Assistentin?«

»Was denn sonst?«

»Deine Partnerin. Wir sind gleichberechtigt. Ich übernehme genauso viele Aufträge wie du, Georg. Nein, genau genommen, sogar mehr, wenn man sich die Abrechnungen anschaut.«

»Nun fang nicht an, Gift zu verspritzen, Mila. Lass uns das doch bitte gütlich aus der Welt schaffen.«

Mila biss sich auf die Lippen, weil sie nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte. Verlangte er gerade wirklich von ihr, widerstandslos das Feld zu räumen und seiner Geliebten nicht nur den Platz in seinem Bett, sondern auch den Job zu überlassen?

Sie kniff sich verstohlen in den Handrücken. Autsch!

Kein Traum. Leider nicht.

Mit einem Mal konnte sie nicht mehr atmen.

Ich halte das nicht aus! Ich muss hier raus! Auf der Stelle!

Sie schob sich wortlos an ihrem Freund vorbei und taumelte aus dem Büro. Hinter ihr rief Georg ihren Namen. Sie drehte sich nicht um. Als sie aus der Tür ins Freie wankte, kamen die ersten Tränen und mischten sich auf ihren Wangen mit den Schneeflocken.

***

Die Türklingel schrillte.

Mila ignorierte das Läuten. Sie saß auf ihrem Bett, hatte die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen. Ihre Augen brannten, und in ihrem Kopf pochte es, als würde ihr Herz puren Schmerz durch ihren Körper pumpen. Sie fühlte sich hundeelend. Wie viel Zeit war seit jenem schrecklichen Abend eigentlich vergangen, an dem sie ihren Freund mit dieser anderen Frau erwischt hatte?

Ein paar Tage musste das inzwischen her sein.

Mila war seitdem nicht mehr vor die Tür gegangen. Warum sollte sie auch? Einen Job hatte sie nicht mehr, und etwas zu Essen einzukaufen, lohnte sich nicht, weil sie ohnehin keinen Hunger hatte und sich nur hin und wieder ein paar Bissen hinunterzwang, die meist postwendend die Rückreise antraten.

Wieder klingelte es.

Mila zog sich die Decke über den Kopf und ignorierte das Läuten. Sie wollte nichts mehr sehen oder hören von der Welt. Die Bilder von Georg und seiner neuen Flamme schienen sich in ihre Netzhäute eingeätzt zu haben wie Säure. Wann immer sie ihre Augen schloss, sah sie alles wieder vor sich.

Und es tat weh. Es tat so schrecklich weh …

Jemand hämmerte draußen energisch gegen ihre Tür. Der Besucher war offensichtlich nicht bereit, so einfach aufzugeben und wieder zu gehen.

Mila stöhnte. Widerstrebend stand sie auf und tappte barfuß durch den Korridor. Als sie die Wohnungstür aufzog, kam ihr ein erleichtertes Aufatmen entgegen.

»Du bist ja doch zu Hause!«