Das Böse im Blut - James Carlos Blake - E-Book
SONDERANGEBOT

Das Böse im Blut E-Book

James Carlos Blake

4,7
12,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Im Herbst 1842 bricht das Unglück über die Brüder Edward und John Little herein. In Georgia ersticht der Vater der beiden Jungen einen Mann, der so unvorsichtig war, ihre Mutter zum Tanz aufzufordern. Die Familie flieht vor dem Gesetz in die Sümpfe Floridas, wo es zur Katastrophe kommt. Nach einer Bluttat, die von nun an ihre Träume beherrschen wird, brechen die Brüder nach Westen auf, um dort ihr Glück zu finden. Aber das Grenzland zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko entpuppt sich als Vorhof zur Hölle, wo Mörderbanden und blutrünstige Indianer Angst und Schrecken verbreiten. Getrieben von ihren inneren Dämonen verstricken sich Edward und John Little in ein Leben voll roher Gewalt. Doch dann werden die beiden in den Wirren des Amerikanisch-Mexikanischen Krieges getrennt und stehen sich plötzlich auf feindlichen Seiten gegenüber ... Die Abenteuer von Edward und John Little sind eine grandiose Abrechnung mit dem Mythos des Wilden Westens. James Carlos Blake erweckt eine Epoche zum Leben, ohne sie zu verklären, und führt uns so vor Augen, dass Amerika auf Hass, Gewalt und Habgier gebaut ist. Auf Das Böse im Blut.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 736

Bewertungen
4,7 (20 Bewertungen)
16
2
2
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



James Carlos Blake

Das Böse im Blut

Roman

Aus dem Englischen vonMatthias Müller

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1997 unterdem Titel In the Rogue Blood bei Avon Books, New York.

© James Carlos Blake 1997© der dt. Ausgabe: Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2013

Umschlaggestaltung: Marc Müller-Bremer, MünchenUmschlagmotiv: Bettmann / CorbisHerstellung: Sieveking · Verlagsservice, MünchenTypografie und Satz: Frese Werkstatt, MünchenDruck und Bindung: CPI — Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-95438-016-9

fürDale L. Walker

Dein Schwert, wie ist’s von Blut so rot?

Edward, Edward?

Dein Schwert, wie ist’s von Blut so rot?

Und gehst so traurig da? Oh!

AUS EINER ANONYMEN SCHOTTISCHEN BALLADE

AUS DEM MITTELALTER

Ich stand auf erhöhtem Grund

und sah, unter mir, viele Teufel

rennen und springen

und sündvoll schwelgen.

Einer blickte grinsend hoch

und sagte: »Kamerad! Bruder!«

STEPHEN CRANE

Der typische Amerikaner ist in seinem Wesen hart,

abgesondert, stoisch und mörderisch.

D. H. LAWRENCE

Lo que no tiene remedio se tiene que aguantar.

ALTES MEXIKANISCHES SPRICHWORT

I

Die Familie

II

Die Brüder

III

John

IV

Edward

V

John

VI

Edward

VII

Die Brüder

I

DIE FAMILIE

1 Im Sommer 1845 war Edward Little sechzehn Jahre alt und von ruhelosem Blut. Er kniete im Morgengrauen vor einem Baumstumpf neben dem Stall und schnitzte bedächtig an einer Rinde. Er hatte oft auf diesem Stumpf gesessen und beobachtet, wie die Sonne in die Bäume sank, und sich gefragt, wie groß die Entfernung sein mochte zwischen dort, wo er saß, und dort, wo die Sonne noch senkrecht am Himmel stand. Seine Familie war im Herbst ’42 in diese sumpfige Wildnis geflüchtet, knapp östlich des Perdido und beinahe zwei Tagesritte nördlich von Pensacola, als Daddyjack sie nach einem Aufruhr bei einem Scheunenfest aus dem Hochland von Georgia fortbrachte. Es hatte einen Toten gegeben, und der örtliche Konstabler hatte eine Untersuchung eingeleitet. Der Getötete hieß Tom Rainey. Er war ein Jugendfreund von Edwards Mutter und hatte sich erdreistet, sie zum Tanz zu bitten. Sie schüttelte den Kopf, ebenso sehr um ihn zu warnen, wie um ihn abzuweisen, doch noch bevor er sich fortwenden konnte, stand da Daddyjack schon vor ihm, die Augen vom Trinken gerötet und sehr erbost über Raineys Vertraulichkeit gegenüber seiner Frau. Harte Worten schlugen plötzlich in Handgreiflichkeiten um, und Leute stoben auseinander, als ein Tisch umstürzte, und dann starrte Rainey mit großem ungläubigem Blick auf den Messergriff, der, fest in Daddyjacks Hand, aus seinem Brustbein stak. Edward war dreizehn und hatte schon so manchen Mann unter gefällten Bäumen, nach einem Maultiertritt gegen den Schädel und mit irrem Fieberblick auf der Pritsche liegend sterben sehen, doch hier war er zum ersten Mal Zeuge eines Mordes und dessen rascher und vollkommener Endgültigkeit. Daddyjacks entschlossene Miene, als dieser die Klinge noch einmal heftig drehte, bevor er sie mit einem Ruck herauszog, brachte sein Blut in Wallung. Rainey taumelte, und sein Gesicht sackte zusammen, als er mit staunend geöffnetem Mund auf die hellrote Blüte vorne auf seinem Hemd starrte, und dann die Augen verdrehte und tot umfiel. Daddyjack brachte die Familie dort so schnell hinaus, wie die Umstehenden von der Tür zurückwichen. Der Junge war fast atemlos und hatte einen trockenen Mund, weil er gerade etwas von sich selbst gesehen hatte, etwas Schreckliches und Beglückendes und Drängendes zugleich, dem er sich nicht verweigern konnte, irgendein grimmiger Bereich seines eigenen Seins, der ihn erwartete wie der Horizont in den Badlands, rot wie die Hölle.

2 Ihr Planwagen war Richtung Florida gezockelt auf schmalen schlammigen Pfaden, die sich durch tiefe Kiefernwälder schlängelten und Marschsavannen überquerten und dunkle Sumpfgebiete säumten, wo das Moos schwer herabhing und Irrlichter im Abenddunst flackerten. Daddyjacks Pferd lief an einem Führstrick hinterher, und ihre beiden Hunde trotteten daneben. Hin und wieder war bei den seltenen Kreuzungen ein Gasthof, wo Daddyjack das Gespann festmachte und eintrat, um einen Becher des örtlichen Branntweins zu kosten, während Edward und sein Bruder John die Tiere tränkten und den Gesprächen vorbeikommender Reisender lauschten. So manche Gruppe Auswanderer, der sie begegneten, war unterwegs in die Republik Texas. Alle hatten gehört, ihre Herrlichkeit sei nicht zu beschreiben, und sie sprachen darüber, als hätten sie sie schon mit eigenen Augen gesehen — die hochragenden Kiefernwälder und das fruchtbare Tiefland, die lange geschwungene Küste und die wogenden grünen Hügel, die riesigen Ebenen, die sich über unzählige Meilen bis zu den westlichen Bergen erstreckten. Man hatte ihnen versichert, ein Mann könne in Texas gut leben, wenn er nur den Mut habe, der mexikanischen Armee und den marodierenden Banden roter Wilder die Stirn zu bieten. Es würde sowieso mit Sicherheit in Kürze ein Bundesstaat werden, zum Teufel mit mexikanischen Einwänden. Daddyjack hörte einmal einen Trupp von ihnen, und als er die Maultiere zurück auf den südlichen Pfad trieb, schüttelte er den Kopf und murmelte etwas über Dummköpfe, die meinten, sie könnten sich selber entkommen in Texas oder sonst wo.

Eines niesligen Nachmittags auf der Fahrt nach Florida, als Edward und seine Geschwister zusammen mit ihrer Mutter hinten im Wagen saßen, während Daddyjack das Maultiergespann durch den wehenden Nebel trieb und ihm das Wasser von der Hutkrempe rann, flüsterte sie ihnen zu, dass Jack Little ein mörderischer Mann sei, der niemals bewundert und dem noch weniger getraut werden dürfe. Es waren ihre ersten Worte nach über einem Jahr, und einen Moment lang war sich Edward nicht sicher, ob sie tatsächlich etwas gesagt oder ob er irgendwie ihre Gedanken gehört hatte. »Dieser Mann wird euch auffressen«, zischte sie. »Euch alle. Wenn ihr ihn nicht vorher tötet.«

Das Mädchen nickte mit zusammengepressten Lippen zustimmend und starrte seine Brüder grimmig an. Die Brüder tauschten unsichere Blicke aus. Daddyjacks raue Stimme drang in den Wagen: »Is mir lieber, du hältst gleich ganz dein Maul, als dass ich mir so’n verrücktes Weibergeschwätz anhören muss.«

Sie sagte nichts mehr, weder an jenem Abend noch für die nächsten drei Jahre, doch die Glut in ihren Augen kam Edward wie das Schimmern des Wahnsinns vor.

3 Sie war eine hellhäutige, geschmeidige Schönheit mit scharfen Zügen, doch weder Daddyjack noch die Kinder wussten — noch wusste es die Frau selber —, dass ihre aufrührerischen grünen Augen und ihr kastanienbraunes Haar das Erbe eines mörderischen Wüstlings waren, der sie an einem kalten Nachmittag in Süd-Georgia auf einem dreizehnjährigen Mädchen liegend gezeugt hatte, während seine Kumpanen die Planwagen johlend niederbrannten und die Familie des Mädchens abgeschlachtet dalag. Die kindliche Mutter erholte sich nie von dem Wahnsinn, den das Martyrium ausgelöst hatte, und für den kurzen Rest ihres Lebens sprach sie kein Wort mehr. Sie irrte tagelang im Buschwerk umher, bis ein Kesselflicker sie auflas und in seinem Wagen bis zum nächsten Ort mitnahm. Dort kam sie bei einem Ladenbesitzer und seiner Frau unter, bis diese erkannten, dass sie ein Kind trug, und sie an die unverheirateten Schwestern des Mannes weiterreichten. Einige Wochen nach der Geburt ihrer Tochter knüpfte sie sich am Balken ihrer Stube auf. Eine Zeit lang war ihr Selbstmord das Hauptgesprächsthema unter den Einheimischen, doch mit dem Tratsch wurden selbst die Umstände ihres Todes bald ebenso unsicher wie alles andere, was sie betraf. Irgendwann waren alle Geschichten, die man sich von ihr erzählte, pure Erfindung.

Der Säugling wurde von einem kinderlosen methodistischen Pastor namens Gaines und seiner blässlichen Frau unter die Fittiche genommen, die auf dem Weg waren, sich im Hochland niederzulassen. Der Reverend taufte sie auf den Namen Lilith und erzählte allen, sie sei seine Nichte, die die Cholera zum Waisenkind gemacht hatte. Sie wuchs zu einem stillen, gehorsamen Mädchen heran, das die Bibel las und Schreiben lernte, indem sie Passagen aus Salomons Lied abschrieb, das, wie die gute Frau des Reverend zu ihrer Beunruhigung erfuhr — und wodurch sich der Reverend insgeheim gekränkt fühlte —, ihr Lieblingsteil des Buchs der Bücher war. Sie hatte gerade das zwölfte Lebensjahr erreicht und leistete keinen Widerstand, als der Prediger sie eines späten Abends entjungferte, während seine schwindsüchtige Gattin in einem Nachbarraum ihr Leben forthustete. Sechs Wochen später, am Abend nach der Beerdigung seiner Frau, lag er wieder bei dem Mädchen und weinte, selbst während er unter der Mühe seiner Lust ächzte. Er sagte ihr, es sei der Wille des Herrn, dass sie sich einander fleischlich hingaben, und sie lächelte über seine Tränen und sagte, es sei wunderbar, dass der Herr etwas so Lustvolles wolle — und lachte, als ihm über so viel Schamlosigkeit der Mund offen blieb. Danach nahm er sie beinahe jede Nacht zu sich ins Bett.

Als sie vierzehn war, war sie bereits Burschen aus allen Ecken des County zu Willen im Austausch für ein wenig Bares oder wenigstens für irgendeinen Plunder aus dem General Store, der ihr gefiel. Es bereitete ihr Freude, dabei zuzusehen, wie sie sich um sie prügelten. Mit der Zeit lockte ihr Ruf durchreisende Hausierer und Krämer von der Hauptstraße. Reverend Gaines erfuhr es als Letzter. Als er entdeckte, dass er nicht mehr der alleinige Empfänger ihrer Liebesdienste war, geriet er in Zorn über ihre Niedertracht und verlegte sich darauf, allabendlich laute Gebete an den Herrn zu richten, dass Er ihre verdorbene Bastardseele retten möge. Er beschloss, sie zu verheiraten und fortzuschicken, sowie sich ein Tölpel fand, der um ihre Hand anhielt.

Und da erschien Jack Little, groß gewachsen, stämmig und schnauzbärtig, und ließ wissen, dass er aus Tennessee stamme und seines Faches Hauer sei, auf der Suche nach einer Ehefrau. Er sagte, sein Vater käme aus dem County Cork. Der Prediger lud ihn zum Abendessen ein und stellte ihm seine verwaiste »Nichte« vor. Lilith war inzwischen fünfzehn und ebenso begierig, dem Reverend und dem ganzen Bundesstaat Georgia zu entkommen, wie er es war, ihrer ledig zu sein. Und obwohl niemand auch nur eine einzige gesicherte Tatsache über Jack Little wusste, außer dass in seinem Zungenschlag wenig von Tennessee herauszuhören war, dass er gesund war und dringend auf der Suche nach einer Braut, sah sie in ihm eine günstige Möglichkeit für ihre Flucht hinaus in die Welt.

Sie heirateten drei Wochen nachdem sie einander vorgestellt worden waren. Unmittelbar nach der Zeremonie erklärte Reverend Gaines, er habe sein Haus und seinen Besitz an Jack Little verkauft und werde zu seinem früheren Wanderleben zurückkehren und die Heilige Schrift verbreiten. Noch keine Stunde später war er mit unbekanntem Ziel verschwunden. Jack Little wies verlegen zum Haus und sagte zu seiner Braut: »Wollt dich überraschen.« Ihre feuchtäugige Sprachlosigkeit deutete er als Freude. Tatsächlich war sie betäubt von der grenzenlosen Ironie der Welt und verfluchte ihr vermeintliches Glück. Ihr Gatte lächelte über ihre augenscheinliche Glückseligkeit.

Sowie Jack Little in ihrer Hochzeitsnacht die Schlafzimmertür hinter ihnen schloss, setzte sie ihre verletzlichste Miene auf und Tränen traten ihr in die Augen, als sie ihm verriet, sie sei tief betrübt und schäme sich mehr, als er sich vorstellen könne, weil sie zwei Sommer zuvor einen Unfall gehabt habe. Sie sei ausgeglitten und rittlings auf das Dollbord eines Ruderbootes gefallen und habe ihr Jungfernhäutchen entzweit und sich und auch ihn des kostbarsten Geschenkes beraubt, das eine Braut ihrem Gatten darbringen könne. Sie weinte in ihre Hände. Er warf ihr einen schmaläugigen Blick zu, beschloss aber, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er hatte in seinem Leben mit keinen anderen Frauen außer Huren verkehrt und musste glauben, dass sie aus feinerem Holz geschnitzt war, und weigerte sich daher, Misstrauen zu hegen. Im Bett erwiderte sie sein Drängen mit solcher Glut, dass er sich glücklich schätzte, mit einer Frau verheiratet zu sein, die so jung und ungehemmt begierig war, ihrem Mann zu Willen zu sein. Er meinte vielleicht sogar verliebt zu sein.

Er fand Arbeit in einem Holzfällerlager ein paar Meilen tief im Wald. John wurde im frühen Winter geboren, und ein Jahr später kam Edward. Im Sommer des folgenden Jahres war Lilith im sechsten Monat mit Margaret schwanger, als zwei missmutig dreinblickende, blondbärtige Brüder namens Klasson mit langen Flinten im Ort auftauchten und sich nach einem Mann namens Haywood Boggs erkundigten. Sie behaupteten, er sei ein Halunke, der vier Jahre zuvor ihren Onkel in West-Kentucky ermordet habe und jetzt angeblich hier in der Gegend lebe. Ihre Beschreibung von Boggs klang beunruhigend vertraut, und jemand wies sie schließlich zu dem Weg, der zu dem Holzfällerlager führte.

Drei Tage später lenkte Jack Little ein Gespann in den Ort, ausgestreckt auf den Wagenbrettern hinter ihm die steifen Leichen der Klassons. Eine Menge Bürger einschließlich des Konstablers versammelten sich, um sich den klaffenden dunklen Einschuss einer Gewehrkugel über dem glasigen linken Auge der einen Leiche anzusehen und den zertrümmerten und verunstalteten Kopf der anderen, der von dicken blauen Fliegen umschwärmt in eine erstarrte Lache aus Blut und Hirnmasse gebettet war. Der Vorarbeiter des Lagers war zu Pferde mitgekommen, um Jack Littles Bericht von dem, was sich zugetragen hatte, zu bestätigen. Die Klassons waren am Vortag früh im Lager erschienen, mit dem Gewehr in der Hand abgestiegen und hatten nach einem Mann namens Boggs gerufen. Als der Vorarbeiter vortrat und sagte, es gebe unter ihnen niemanden dieses Namens, erblickte einer der Klassons Jack Little, legte sein Gewehr an und schoss ein Loch in die hohe Krone von dessen Hut. Die Holzfäller stoben auseinander und suchten Deckung, als auch der andere Mann schoss und ebenfalls sein Ziel verfehlte. Jack Little eilte in den Seitenschuppen, wo er sein Gewehr geladen im Trockenen aufbewahrte, schnappte es sich und rannte wieder hinaus, legte an und erschoss den ersten Schützen, als dieser gerade das Gewehr hob, um ein weiteres Mal zu schießen. Er eilte zu dem zweiten Schützen, der beinahe fertig geladen hatte, schmetterte ihm die flache Seite seines Gewehrkolbens übers Gesicht, warf ihn nieder und trieb ihm dann die Schaftkappe ein halbes Dutzend Mal knirschend in den Schädel, um sich zu vergewissern, dass von ihm keine Bedrohung mehr ausging. Es war schon alles vorbei, als die übrigen Holzhauer aus dem Wald herbeigerannt kamen, um zu sehen, warum geschossen worden war.

Er habe keinen der beiden Männer je zuvor gesehen, beteuerte Jack Little, und er könne sich ihren Angriff nicht erklären. Der Konstabler kratzte sich am Kinn und zuckte die Achseln. Ohne einen Grund für ein anderes Urteil befand er, dass es sich um einen Akt der Selbstverteidigung gehandelt habe. Nach örtlichem Recht hatte Jack Little als Erster Anrecht auf den Besitz der Toten, von den Pferden bis zu den Gewehren und den Habseligkeiten in den Satteltaschen. Er behielt die Gewehre, verkaufte aber die Pferde und die Satteltaschen für einen ansehnlichen Betrag. Und damit war die Geschichte erledigt. In einer Taverne an jenem Abend waren sich alle einig, dass die Klassons Jack Little mit jemand anderem verwechselt hatten. »Haben sich bestimmt geirrt«, raunte ein Bursche und, sich mit einem Blick vergewissernd, dass Jack Little nicht in der Nähe war, fügte er hinzu: »Selbst wenn nicht!« Er erntete allgemeine Zustimmung und Lachen und viel weises Kopfnicken.

4 Elf Jahre vergingen. Das einzige Buch im Haus war eine Bibel, die Reverend Gaines zurückgelassen hatte. Die Mutter benutzte sie als Fibel, um den Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen, als sie noch recht klein waren, und sie sorgte dafür, dass sie in Übung blieben. Daddyjack unterwies die Brüder im Gebrauch von Werkzeug, sobald sie groß genug waren, ein Beil zu wägen. Als sie eine Körpergröße erreicht hatten, um ein Gewehr zu halten und damit zu zielen, brachte er ihnen mit seinem Kentucky-Steinschlossgewehr namens Roselips und den beiden Hawkens mit Perkussionsschloss, die er den Klasson-Brüdern abgenommen hatte, das Schießen bei. Beide Hawkens hatten achteckige Läufe und Doppelabzüge und fleckige Ahornkolben mit ovalen Wangenstücken. Eines war ein Halbschaft Kaliber .54 und das andere ein Kaliber .66 mit einem riesigen Vollschaft, das über zwölf Pfund wog und das, wie die Brüder mit Begeisterung erfuhren, auf eine Entfernung von zweihundert Yards eine Kugel durch eine doppelte Eichenplanke jagen konnte. Er brachte ihnen bei, wie man eine Ladung schnell abmaß, indem man sich gerade die richtige Menge Schießpulver in die Handfläche schüttete, um eine Gewehrkugel zu bedecken. Sie lachten sich gegenseitig aus, wenn der Rückschlag des großen Gewehres sie umwarf. Schon von jungen Jahren an waren sie stark und behände. Von der Arbeit mit der Axt wurden ihre Muskeln lang wie Seile. John war der Größere, Edward der Schnellere, und beide hatten Handgelenke, so breit wie der Stielkopf einer Spitzhacke. Wie ihr Vater hatten sie einen natürlichen Hang zur Gewalt und machten viel Gebrauch davon. Sie schlugen sich regelmäßig in Faustkämpfen blutig, die durch schieren Übermut ausgelöst wurden, während Daddyjack zusah und jeden gelandeten Schlag lobte. Er brachte ihnen bei, wie man jemandem ein Knie wirkungsvoll in die Eier rammt, wie man mit dem Ellbogen in die Zähne schlägt und mit der Rückfaust gegen die Kehle. Wie man einen Augapfel ausdrückt. Wie man mit einer Kopfnuss eine Nase bricht und auf einen Spann stampft und mit einem Tritt ein Knie ausrenkt.

Als sie ihn dann begleiten durften, wenn er für Besorgungen in die Stadt ging, entdeckten sie das noch größere Vergnügen, gegen andere zu kämpfen, und es dauerte nicht lange, da wurden selbst größere und ältere Jungs vorsichtiger in ihrer Gegenwart. Eines Samstags in einer Gasse in der Stadt legte sich ein sechzehnjähriger Raufbold, frisch aus North Carolina, mit John an. Der andere Junge war John dreißig Pfund und drei Lebensjahre voraus und hämmerte in den ersten paar Minuten unablässig auf ihn ein, während die umstehende Meute von Jungs zusah und nach Blut grölte. Dann zeigten Johns anhaltende Gegenangriffe Wirkung. Als er dem anderen Jungen eine Kopfnuss ins Gesicht versetzte und ihm die Nase brach, schossen dem Burschen Tränen in die Augen, und von Panik ergriffen zog er ein Schnappmesser und schnitt John übers Kinn. Edward sprang von hinten auf ihn drauf, zog ihn zu Boden, rang ihm das Messer ab und schlitzte ihm damit die abwehrenden Arme und Hände auf, während John ihm einen Tritt nach dem anderen in die Rippen versetzte und die anderen Jungs »Töten! Töten!« brüllten. Das hätten sie vielleicht auch getan, wäre nicht ein breitschultriger Ladenbesitzer erschienen, der eine Schaufel schwang und die ganze Bande in die Flucht schlug. An jenem Abend nähte Daddyjack Johns Kinn zusammen, und am nächsten Tag zeigte er ihnen, wie man ein Messer abwehrt und mit einem kämpft.

»Es gibt immer genug Gründe in dieser Welt zum Kämpfen«, sagte Daddyjack zu ihnen. »Musst dich selber und was dir gehört verflucht noch mal verteidigen, das ist schon mal das eine. Tatsache ist, man kann um alles Mögliche kämpfen. Aber eins müsst ihr euch merken: Egal, worum ihr kämpft, seid immer bereit, dafür zu sterben. Das ist der Trick dabei, Jungs. Seid ihr bereit zu sterben und der andere Bursche nicht, dann kann er sich von seinem Arsch verabschieden, glaubt mir.«

»Was, wenn’s dem anderen Burschen auch nix ausmacht zu sterben, Daddyjack?« fragte John.

»Also dann«, sagte er und bleckte die Zähne, »dann fliegen die Fetzen, und dann wird’s richtig interessant.«

Die Brüder erwiderten sein Grinsen.

Während dieser elf Jahre wusste Jack Little nichts über die liederliche Vergangenheit seiner Frau, aber eines Nachmittags reparierte er in der Werkstatt des Hufschmieds gerade einen Schleifsteinbock, als ein vorbeikommender Hausierer, der sein Pferd neu beschlagen lassen wollte, sich in der anwesenden Runde erkundigte, ob irgendeiner von ihnen wisse, was aus der kleinen rothaarigen Hure geworden sei.

»Ihr wisst doch, wen ich meine, ist etwa zehn Jahre her, als ich das letzte Mal hier war. Beinahe noch ein junges Küken, aber sie hat’s immer im Wald getan und bloß ’n halben Dollar verlangt. Das süße kleine Ding war auch mit Kleingeld zufrieden, wenn man nicht mehr hatte. Hatte die leckersten Titten und den rundesten kleinen Hintern diesseits von New Orleans. Wie zum Donner hieß sie noch?«

Die Männer warfen unruhige Blicke nach hinten in die Werkstatt, wo Jack Little den Lehrling des Schmieds bei der Ausrichtung der Schleifsteinachse beaufsichtigte und jetzt auf den Hinterkopf des Hausierers starrte. Der Schmied versuchte den Hausierer mit einem Blick zu warnen, doch der Mann streichelte seinen schütteren Knebelbart und blickte auf seine Füße, während er über dem Namen des Mädchens grübelte. »Ah ja«, sagte er, »Lily. Närrische süße kleine Lily. Also, das Mädchen hatte eine Art …«

Schon fiel Jack Little über ihn her, rammte ihm seine Faust ins Genick, schlug ihn zu Boden, trat ihm in Gesicht, Rippen und Leisten, und er hätte ihn gewiss getötet, hätte nicht eine Handvoll Männer eingegriffen und ihn festgehalten, während der Hausierer zu einem Gasthof getragen wurde, wo er sich im Verlauf der nächsten paar Tage wieder so weit erholen konnte, dass er die Zügel seines Gespanns halten und die Stadt für immer verlassen konnte. Als die Männer Jack Little losließen, funkelte er sie alle an, doch niemand wollte seinem Blick begegnen oder sagte ein Wort. Er wuchtete den Schleifstein auf den Wagen und spornte das Maultier zum Heimweg an.

Edward und John fütterten gerade die Schweine mit Abfällen, als er den Wagen in den Stall fuhr und dann mit einem aufgerollten Seil und einer Reitpeitsche erschien, die er am Fuß einer Eiche fallen ließ, und ins Haus schlich, sein Gesicht dunkel vor Wut. Einen Augenblick später hörten sie ihre Schwester schreien, und er kam heraus und schleifte mit einer Hand ihre Mutter an den Haaren hinter sich her, während er mit der anderen die zehnjährige Maggie abwehrte. Die Frau sträubte sich wie eine gefesselte Katze, und das Mädchen versuchte immerzu, in die Hand zu beißen, die an den Haaren seiner Mutter zerrte, und Daddyjack wehrte sie mit den Füßen ab. Er zerrte die Frau zu dem Baum, hielt sie mit einem Knie auf der Brust nieder und band ihre Handgelenke mit einem Ende des Seils zusammen. Das Mädchen ging wieder mit beiden Händen auf ihn los, und er versetzte ihm wieder einen Schlag mit dem Handrücken, und John kam herbeigerannt, umklammerte es fest mit seinen Armen und zog es fort. Sie schrie: »Lass sie los! Lass sie los! Lass sie los!«

Er warf das freie Ende des Seils über einen Ast, fing es auf, straffte es und zog dann die Frau an ihren gefesselten Händen gut zwei Fuß über den Boden und befestigte das Ende des Seils um den Baumstamm. Immer wieder versuchte sie, nach ihm zu treten, während er ihr Kleid am Kragen aufriss, es von ihren Armen und über ihre Hüfte zerrte und von ihren Beinen herunterzog, bis sie völlig nackt war. Sie baumelte langsam am Ende des Seils, als er die Gerte packte und begann, sie mit harten, schnellen Schlägen auszupeitschen.

Sie schrie mit jedem Streich der Gerte auf, der ihr in Rücken, Brüste und Bauch schnitt. Im Nu war ihr Leib von den Brüsten bis zu den Oberschenkeln kreuz und quer mit Blut gestreift. John sah erschüttert aus, behielt aber seine Schwester fest im Griff, die weinte und kreischte: »Hör auf! Hör auf!« Und obwohl auch Edward entsetzt war, verspürte er gleichzeitig etwas anderes, etwas, das mit dem Entsetzen verbunden und doch von ihm getrennt war, etwas, das sein zwölfjähriges Herz nicht benennen konnte, aber das ihn bis in die Knochen erregte, selbst während sich ihm die Kehle vor Scham zuschnürte.

Daddyjack peitschte sie kaum eine Minute lang und schleuderte dann die Gerte fort, umarmte ihre Hüfte und presste schluchzend sein Gesicht zwischen ihre Brüste und vermischte seine Tränen mit ihrem Blut. Dann ließ er sie behutsam hinab, befreite ihre Hände und massierte sie, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen, wischte ihr das verschwitzte Haar aus den Augen, während sie still dalag und ihn wortlos beobachtete. Er hieß Edward ein Tuch und einen Eimer Wasser holen, und als dieser das Gewünschte brachte, half Daddyjack der Frau auf die Beine und tupfte sanft das Blut und den Dreck von ihrem Rücken und Gesäß. Jedes Mal wenn er eine Wunde berührte, biss sie sich auf die Lippen, und Tränen rannen ihr Gesicht hinab.

»Gib’s mir«, sagte die Tochter und streckte die Hand nach dem Tuch aus, und Daddyjack überließ ihr die restliche Reinigung, während er die Frau stützte. Die Tochter verrichtete gründliche Arbeit, wischte selbst das Blut weg, das ihrer Mutter in die Haare zwischen ihren Beinen getropft war. Am ärgsten verletzt war die linke Brustwarze, die die Gertenspitze beinahe abgerissen hatte, und als die Tochter das Blut mit dem Tuch abtupfte, ließ die Frau zum einzigen Mal ein Wimmern vernehmen.

Dann nahm Daddyjack sie auf den Arm und trug sie ins Haus, legte sie sanft aufs Bett und bedeckte ihre Scham mit einer Decke. Er gebot dem Mädchen, ihm Nadel und Garn zu bringen, und befahl den Jungs, nicht mehr die Blöße ihrer Mutter zu betrachten, und sie verließen widerwillig den Raum. Er gab der Frau ein gefaltetes Tuch, auf das sie beißen konnte, und dann nähte er die Brustwarze wieder an, so gut er konnte, während ihm die Tochter mit der Lampe leuchtete. Die Jungs lauschten angestrengt an der Tür, aber kein einziges Mal hörten sie ihre Mutter aufschreien. Es war eine gelungene, doch unbeholfene Operation, und die Frau sollte die hässliche Narbe bis zu ihrem Tode tragen. Ihr Gesicht war blutlos bleich, als Daddyjack sein Werk schließlich vollendet hatte, doch ihre Augen waren feuerrot und sie beobachtete ihn, als er zusah, wie die Tochter vorsichtig Fett auf ihre Wunden auftrug.

Als die Frau versorgt war, nahm Daddyjack das Mädchen und die Jungs mit hinaus und ging mit ihnen zum Bachufer, wo er sie Platz nehmen ließ und erklärte, er habe ihre Mutter ausgepeitscht, weil sie eine Hure gewesen war. »Sie hat nicht nur ihre Ehre geschändet, sondern auch meine«, sagte Daddyjack zu ihnen, »und hat mich angelogen. Hat auch über euch Schande gebracht, weil ihr damit leben müsst, dass euch eine Frau geboren hat, die herumgehurt hat. Was ich mit ihr gemacht hab, war schon längst fällig.«

»Du bist doch nicht Gott!« rief Maggie plötzlich und erschreckte damit Edward und John, die sie ansahen, als hätte sie den Verstand verloren.

Daddyjack nagelte sie mit einem Starren fest. »Missy«, sagte er, »du wirst nie auch nur annähernd groß und alt genug sein, um so mit mir zu reden. Denk ja nicht, dass ich nicht auch dich da an diesem Baum aufknöpfen werde, wenn du mir nicht mehr Respekt zeigst.« Das Mädchen begegnete trotzig seinem harten Blick, doch John trat neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter, und sie hielt den Mund. In den letzten Monaten hatte John eine Beschützerhaltung gegenüber ihrer Schwester eingenommen, die Edward etwas rätselhaft vorkam, weil Maggie nie das geringste Anzeichen hatte erkennen lassen, jemandes Schutz zu wollen oder zu schätzen.

»War meine eigene Dummheit, dass ich sie geheiratet hab«, sagte Daddyjack. »Sie war so jung, und ihr Onkel, der sie großgezogen hat, war ein Prediger, da hab ich gedacht, sie kann gar nich anders als rein sein. Ein Dummkopf, der so denkt, das geb ich zu, aber trotzdem, dieser Dreckskerl hätt mir sagen sollen, dass sie eine Hure war, und hätt mich nich anlügen sollen, von wegen dass die Cholera sie zum Waisenkind gemacht hat, worüber ich dann irgendwann die Wahrheit erfahren hab von Leuten, die sie kannten. Leute von unten im Lowland, wo sie geboren worden ist. Ich hab rausgefunden, dass sie schon beschmutzt geboren wurde. Ihre Mama war eine Verrückte, die ihren Mann umgebracht und sich selbst ertränkt hat, als eure Mama noch ein kleines Mädchen war. Genau – das ist ganz genau, was sie mir gesagt haben. Hab eurer Mama nie verraten, dass ich Bescheid weiß. Dachte, das ist nicht so wichtig. Dachte, nur weil ihre Mama verrückt war, muss das nich heißen, dass sie das auch is.«

Er hielt inne, um auszuspucken und kurz den Himmel zu betrachten.

»Jetzt weiß ich, dass es wohl wichtig ist«, sagte er. »Ich denke, eure Mama hat höchstwahrscheinlich was von derselben Verrücktheit wie ihre eigene Mama. Ich sag euch das, damit ihr Bescheid wisst, dass sie nich ganz richtig im Kopf is. Schätze, das liegt in ihr’m Blut. Das ist schuld daran, dass sie zur Hure wurde und dass sie mich angelogen hat und meine Ehre befleckt hat und eure mit.« Er fixierte Maggie. »Du solltest mal lieber zu Jesus beten, dass sie das Blut nicht auch an dich weitergegeben hat, Missy, sieht allerdings allmählich verdammt danach aus.«

Maggie errötete und sah weg.

»Trotzdem ist sie immer noch eure Mama«, sagte er, »und sie ist immer noch meine Frau, und das ist ’ne Tatsache, und daran wird sich nix ändern. Ihr könnt Mitleid mit ihr haben, wenn ihr wollt. Sie kann ja nix dafür, wie sie is, genauso wie ein räudiger Hund nix andres tun kann, als was er tut, aber ich kann euch nur raten, glaubt niemals auch nur ein einziges Wort aus ihrem Mund.«

5 Er erhob nie wieder die Hand gegen sie für die restliche Zeit, die sie in Georgia lebten, doch hin und wieder betrank er sich zwei oder drei Tage lang und warf ihr dann viele böse Blicke zu und murmelte vor sich hin. Sie wiederum weigerte sich zu sprechen. Während des folgenden Jahres sprach sie mit niemandem ein Wort, obwohl sie ihre Verpflichtungen wie immer erfüllte, einschließlich ihrer ehelichen Pflichten gegenüber Daddyjack. Mit den Brüdern verständigte sie sich über Gesten und Mimik, verschaffte sich mit einem Händeklatschen die Aufmerksamkeit und wies sie mit einem Weisen des Kinns oder einem ausgestreckten Finger auf ihre Aufgaben hin. Mit einem heftig hingeworfenen Putzlappen und einem finsteren Blick setzte sie ihrer Herumtollerei im Haus ein Ende. Zunächst war Edward belustigt von ihrer hingebungsvollen Stummheit, aber er wurde ihrer bald überdrüssig und wollte dann seine Mutter manchmal schütteln und verlangen, dass sie von ihrer Torheit abließ. Er dachte, sie könnte genauso verrückt sein, wie Daddyjack gesagt hatte.

Maggie benötigte weder Gesten noch deutliche Signale, um ihre Mutter zu verstehen. Sie schien ihren Blick und ihre Gedanken ohne Worte lesen zu können. John war fasziniert von dem unheimlichen Band zwischen den beiden Frauen. Er erwähnte es eines Tages gegenüber Daddyjack, als sie gemeinsam Eichen schlugen. Daddyjack sagte, es sei ihm selber auch aufgefallen, aber er sei nicht beeindruckt. »Es gibt viel verrücktes Weibervolk, jung und alt, das so miteinander kann«, sagte er, »besonders wenn sie vom selben Blut sind. Wie die Mutter, so die Tochter, heißt es, und das ist ’ne Tatsache.«

Wenn die selbst auferlegte Stummheit seiner Frau Daddyjack störte, dann ließ er sich das nicht anmerken, außer manchmal spät in der Nacht, wenn Edward von dem Ächzen und Stöhnen ihres Paarens und dem brünstigen süßsäuerlichen Geruch von Geschlecht erwachte. Dann hörte er in der Dunkelheit, wie Daddyjack sie mit leiser und rauer Stimme aufforderte: »Los! Sag’s mir, Frau! Sag schon, wie sehr’s dir gefällt! Sag’s mir, verflucht!« Seine Mutter stöhnte leise und warf sich noch heftiger hin und her, und Augenblicke später entfuhr Daddyjack ein explosiver Atemstoß und er sank auf ihr nieder. Dann lagen sie einige Momente schwer atmend in der Dunkelheit, bevor sich jeder in seine eigene Stille zurückzog.

Während ihrer Ehe hatten Daddyjack und Lilith regelmäßig die Scheunenfeste am Samstagabend besucht, die im ganzen County veranstaltet wurden, doch nach den Peitschenhieben wollte sie nicht mehr tanzen. Daddyjack sagte, er denke nicht daran, auf sein Vergnügen zu verzichten, nur weil sie sich weigerte, das Tanzbein zu schwingen. Er sagte seiner Frau, von ihm aus könne sie auf einer Bank an der Hinterwand sitzen bleiben, bis ihr Arsch Wurzeln schlug, aber er würde sich amüsieren, verflucht noch mal. Und das tat er auch immer, tanzte mit Mädchen, die seit ihrer Kindheit von der Geschichte mit den Klassons gehört hatten und ebenso verängstigt wie aufgeregt waren, in seinen Armen herumzuwirbeln, während ihre Väter und Brüder besorgt über sie wachten und hofften, Jack Little würde sich für den nächsten Tanz anderem Frauenvolk zuwenden. Seine eigene Tochter hatte inzwischen das Alter erreicht, in dem Schönheit von Gesicht und Gestalt erblüht und Aufmerksamkeit erregt, und sie liebte das Tanzen. Doch jedem Mann und Jungen dort war bewusst, dass ihr Daddy sie scharf im Auge behielt, selbst wenn er auf der anderen Seite des Raumes tanzte, und es fanden sich nur wenige junge Burschen, die das Wagnis eingingen, sich seinen Zorn zuzuziehen, indem sie Maggie mehr als einmal an einem Samstagabend auf die Tanzfläche baten. Dann kam der Abend, als Rainey Lilith zum Tanz aufforderte und Daddyjack ihm ein Messer in die Brust rammte. Dann kam Florida.

6 Sie schlugen ihre Heimstätte im tiefen Wald auf, weit entfernt vom Hauptpfad, am Flüsschen Cowdens Creek, in der Nähe seiner Gabelung mit dem Perdido-Fluss. Der schattige Wald ragte hoch um sie herum. Sie rodeten eine Fläche und errichteten ein Blockhaus mit zwei Zimmern und einem Stall. Lilith und Maggie legten auf einer Lichtung, die einige Stunden Sonne am Tag bekam, einen Gemüsegarten an. Die Mücken waren gnadenlos, und in der Sommerfeuchtigkeit wurde die Luft zu warmem Gallert. Die Alligatoren fraßen in den ersten paar Wochen die Hunde auf. Doch an Jagdbarem mangelte es nicht, und es fehlte ihnen nie an frischem Wild oder Wildschwein, und der Creek war voll mit Katzenwels, Brassen und Schnappschildkröten. Oft erspähten sie Schwarzbären am Rand des umgebenden Waldes, und nachts hörten sie manchmal in der Nähe einen Puma schreien. Am späten Abend schwebten mit rauschendem Flügelschlag riesige, jagende Eulen wie verwunschene Geister am Haus vorbei. Nach Einbruch der Dunkelheit blieben Stall und Hühnerstall verriegelt. Sie schlugen Holz und schnitten es zurecht und schafften es auf Lastschlitten zum Creek und flößten es zum Perdido, wo etwa alle sechs Wochen ein Holzhändler mit seinem Dampfer erschien, der es ihnen abkaufte und flussabwärts beförderte, um es an die Holzfirmen weiterzuverkaufen.

»Das ist ein guter Flecken Erde hier, Jungs«, sagte Daddyjack eines Abends, als sie bei Sonnenuntergang alle auf den Verandastufen saßen und der Branntwein ihn in eine versöhnliche Stimmung versetzt hatte. »Jeder braucht ’nen Flecken Grund und Boden, den er sein Eigen nennen kann«, sagte Daddyjack. »Merkt euch das, Jungs. Ohne ein Flecken Erde, den er sein Eigen nennen kann, ist ein Mann bloß ’ne Feder im Wind.«

Doch seine Trinkerei war zur Trunksucht geworden, und seine Dämonen gewannen jetzt häufiger die Oberhand. Im Verlauf der nächsten drei Jahre beschuldigte er in seinen vereinzelten trunkenen Wutanfällen ihre Mutter, es mit diesem Idioten Rainey wie eine gewöhnliche Hinterhofkatze getrieben zu haben, mit ihm und anderen, schon damals, als sie kaum mehr als ein Kind war. »Das ganze County hat wahrscheinlich Bescheid gewusst, verflucht! Die ganzen Jahre haben sie mich ausgelacht, Jack Little ausgelacht, den Dummkopf, der die Hure geheiratet hat. Lachen wahrscheinlich immer noch!«

Sie ließ seine erbitterten Tiraden schweigend und mit ausdrucksloser Miene über sich ergehen, was seine Wut nur noch anfachte, und wenn er betrunken genug war, schlug er sie. In solchen Momenten war John hin- und hergerissen zwischen seiner Treue gegenüber Daddyjack und dem Drang, seine Mutter zu beschützen. Seine Schwester sah ihn dann so vorwurfsvoll an, dass er sich feige vorkam. Edward warnte ihn, sich nicht in den Streit seiner Eltern einzumischen, und nicht auf Maggie zu achten, die wahrscheinlich ebenso verrückt war wie ihre Mutter.

»Verrückt hat nix damit zu tun«, wandte John ein. »Sie ist unsere Mutter, verdammt! Er soll sie nich schlagen!«

»Und sie ist seine Frau«, sagte Edward. »Wir dürfen uns da nicht einmischen.«

Jetzt verurteilte Daddyjack ihre Mutter zuweilen auch schon in vollkommen nüchternem Zustand wegen ihrer Hurerei als junges Mädchen. Der Hass zwischen seinen Eltern war so giftig geworden, dass Edward meinte, ihn riechen zu können wie fauliges Obst.

Und doch paarten sie sich immer noch. Nicht mehr so oft wie zuvor, doch wilder denn je, fauchten wie Hunde über einem Knochen, als seien sie darauf aus, einander an die Gurgel zu springen. Edward wusste, dass John und Maggie sie auch hörten, auch wenn sie nie darüber sprachen. Seine Schwester war in letzter Zeit launisch und gegenüber ihren Brüdern zunehmend verschlossener geworden. Hatten sich ihre Eltern nächtens wieder einmal geräuschvoll gepaart, so war sie tags darauf sogar noch einsilbiger als üblich. Ihr Brüten bereitete John Sorgen, doch Edward tat es mit einem Achselzucken ab und erinnerte sich an Daddyjacks Ermahnung: »Wie die Mutter, so die Tochter.«

Als sie eines frühen Morgens aufwachten, war Maggie verschwunden. Sie war in der Nacht hinausgeschlüpft und hatte Daddyjacks Pferd gesattelt und sich so still wie ein heimlicher Gedanke auf und davon gemacht. Obwohl sie sein Pferd mitgenommen hatte, bewunderte Daddyjack ihre Unverschämtheit. »War nicht der geringste Mond gestern Nacht«, sagte er. »Hab im südlichen Wald ein’ Puma heulen hören, bevor ich die Lampe ausgeblasen hab. Mag sein, dass das Mädchen verrückter is wie’n zweiköpfiges Huhn, aber sie hat mehr Mumm als so mancher Mann, den ich kenne.«

Dann bemerkte er die Miene seiner Frau, die sich freute, dass das Mädchen fortgelaufen war, und seine gute Laune verschwand, und er verfluchte sie, dass sie eine wertlose Diebin von einer Tochter großgezogen hatte.

John wollte sich sofort auf die Suche machen. Er schätzte, sie war nach Pensacola gegangen, der nächsten größeren Stadt. Daddyjack pflichtete ihm bei. »Da ist sicher ein Hurenhaus, wo sie arbeiten kann«, sagte er und warf seiner Frau einen gehässigen Blick zu. Er strich sich kurz nachdenklich über den Schnurrbart, bevor er sich einverstanden erklärte, dass die Brüder sie suchen gingen. »Is mir egal, ob sie zurückkommt oder nicht, aber ich will das Pferd wiederhaben. Wenn ihr es findet, bringt ihr’s sofort heim, verstanden?«

Ein paar Minuten später saßen sie aufbruchsbereit auf den bloßen Rücken der aufgezäumten Maultiere. Sie trugen jeder einen kleinen Jutesack mit Verpflegung und ein Messer im Gürtel, und beide hatten drei Dollar in der Tasche. »Lasst euch nicht zu viel Zeit«, sagte Daddyjack. »Wenn sie da ist, müsstet ihr sie schnell finden.«

»Und wenn sie sich versteckt hat, Daddyjack?« fragte John. »Schätze, in ’ner Stadt kann man sich leicht verstecken.«

»Spielt keine Rolle, ob sie untergetaucht is oder nicht«, erwiderte Daddyjack. »Wenn sie da ist, werdet ihr sie finden. Gleiches Blut, das findet sich immer. Von mir aus kann sie am andern Ende der verfluchten Welt sitzen, ihr würdet sie finden. Gleiches Blut findet sich immer. Und jetzt macht euch auf den Weg.«

Jeglicher Ausdruck von Freude war aus dem Gesicht ihrer Mutter gewichen. Sie schlang die Arme um sich und betrachtete die Brüder mit dunkler verdrießlicher Miene, was John in seiner Sorge um Maggie nicht bemerkte und die Edward bewusst ignorierte. Wenn sie etwas sagen will, dachte er, soll sie verdammt noch mal den Mund aufmachen und es tun. »Gehn wir«, sagte er und setzte das Maultier mit leichtem Fersendruck in Bewegung.

7 Lautes Feiern erfüllte Pensacola an jenem schwülen Nachmittag, als die Brüder in die Stadt hineinritten. Es war Amerikas Unabhängigkeitstag und der erste Vierte Juli für Florida, das vier Monate zuvor ein neuer Bundesstaat geworden war. Auf dem Hauptplatz plärrte eine Blaskapelle, und von den rotziegeligen spanischen Dächern warfen Jungs Knaller hinunter auf die sandigen Straßen und lachten jedes Mal laut, wenn sie die Tiere in Angst und Schrecken versetzten. Auf den Backsteingehsteigen drängten sich uniformierte Soldaten und wettergegerbte Matrosen, breit grinsende schwarze Hafenarbeiter, Farmer mit Strohhüten, vierschrötige Waldarbeiter und fein gekleidete Herren, am Arm ihre in Rüschenkleidern aufgeputzte Damen, die unter zierlichen Sonnenschirmen Schatten suchten. Das Bier floss reichlich und kläffende Hunde jagten durch die Menschenmenge.

»Yiiihaaa! Hier ist ja ordentlich was los!« sagte John.

Edward grinste zurück. »Würde sagen, wir haben uns den richtigen Tag ausgesucht, Brüderchen.«

Auf einer hohen Holzplattform stand ein Mann in einem dunklen Anzug und weißem Backenbart und predigte über Floridas glorreiche Zukunft. Darüber flatterte die amerikanische Fahne und daneben eine Flagge in fünf bunten Farben, auf der die Worten prangten: »Lasst uns in Ruhe.« Eine salzige Brise wehte vom schimmernden Hafen her, der nur einen Häuserblock hinter dem Platz lag, und ließ die Palmenblätter rascheln, und die Brüder trieben ihre Maultiere zum Fuß eines langen Holzpiers. Sie stiegen ab und gingen hinaus auf den Kai, wo sie sich die Frachtschiffe ansahen, die dort bereitlagen, um Leichterschiffe mit Holz, Baumwolle und Schiffsbedarf zu empfangen. Ein Schwarm Pelikane segelte nur einige Fuß über dem Wasser vorbei und ein Gestöber kreischender Möwen schwebte über dem Hafen. Bei ihrer Ankunft in Florida hatten die Brüder manchmal das Meer gerochen, wenn ein starker Wind von Süden hereinwehte, aber jetzt sahen sie es zum ersten Mal. Der Gegensatz zwischen der geschlossenen und tief schattigen Welt hoher Bäume und der unendlichen blauen Weite des Ozeans und des Himmels stieg ihnen zu Kopfe.

Sie banden die Maultiere vor einer Taverne an der Ecke des Platzes an und vereinbarten, sich bei Dämmerung wieder dort zu treffen. Sie würden getrennt auf Suche gehen, Edward in den Nebenstraßen und John auf dem Platz. Während Edward sich durch die Menschenmenge zwängte, nahm er jede blonde Frau, die er entdeckte, ins Visier. Als er in eine Nebenstraße einbog, hörte er: »Hey, Süßer!« und blickte hinauf zu einem Paar hübscher Mädchen, einem sommersprossigen Rotschopf und einer dunklen Mulattin, die von einem schmiedeeisernen Balkon zu ihm herunterlächelten. Sie trugen leuchtend weißen Unterkleider, und der Anblick ihrer Beine in den eng anliegenden Pantaletten und ihrer Brüste, die sich über den Rand ihres Korsetts wölbten, brachte ihn ins Straucheln. »Mach, dass du hier raufkommst, du Schlingel, du!« rief der Rotschopf, und beide Mädchen lachten und winkten ihn herauf, wobei die Rothaarige ihre Brüste zusammenpresste und ihm eine Kusshand zuwarf.

Er ging hinein, und ein ziegenbärtiger Mann in einer karierten Weste und mit einer Pistole im Gürtel sagte ihm, für fünf Dollar könne er das Mädchen seiner Wahl bekommen und er habe eine reiche Auswahl. Er hatte einen Goldzahn, der im Licht blitzte. Edward sagte, er habe nur drei Dollar, und der Mann entgegnete, na gut, da sie im Moment nicht so schrecklich beschäftigt seien, könne er ihm einen Sondertarif von drei Dollar für zehn Minuten anbieten. Edward gab ihm das Geld und wählte den Rotschopf.

Sein erstes Mal war im Jahr davor gewesen, als er und John oben am Escambia auf Jagd gewesen waren und auf zwei Frauen stießen, die aus den glasigen Flussuntiefen Muscheln schaufelten und einen Einbaum hinter sich herzogen. Die Ältere war die Mutter der Jüngeren und bot die Dienste ihrer Tochter im Austausch für den Hirschkadaver an, den die Jungen an einer Schulterstange trugen. Die Brüder gingen schnell auf das Geschäft ein, obwohl das Mädchen geistesschwach war, mit einem unsteten Starren und einem feuchten, leeren Lächeln. Sie war jünger als Maggie und ihre Brüste waren noch Knospen. Während die Brüder sich auf ihr abwechselten, lag sie reglos im Gras der Böschung. Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit der Frau zu, die zurückscheute und Nein sagte, nur wenn sie noch etwas zum Geschäft dazugaben. Sie hatte eine dünne weiße Narbe auf einer Seite des Gesichts, sah aber trotzdem prachtvoll aus und hatte volle Brüste unter ihrem abgetragenen feuchten Hemd. Edward wollte schon sein Messer anbieten, doch John sagte, sie würden ihr nicht das Genick brechen, wie wäre das als Dreingabe? Die Frau blickte vom einen zum anderen und hieß dann das Mädchen sich in den Einbaum setzen. Sie legte sich ins Gras, zog ihre Röcke hoch, und John legte sich zu ihr. Nachdem auch Edward an der Reihe gewesen war, luden sie den Hirsch in den Einbaum und sahen zu, wie die Frauen mit den Stangen das Boot um die Flussbiegung voranstießen. Dann klatschten sie sich gegenseitig auf die Schulter und lachten.

Mit dem süßen Pudergeschmack von der Haut der Rothaarigen auf seinen Lippen und ihrem Duft an seinen Händen ging er wieder hinaus auf die Straße und fühlte sich ganz wie ein Mann von Welt. Hätte er noch Geld gehabt, hätte er sich jetzt eine Zigarre gekauft. Er suchte weiter nach Maggie, bis die zinnoberrote Abendsonne rötlich von den Dachziegeln blitzte und hinter den Palmen versank. Dann lagen die Straßen in tiefem Schatten und die ersten Gehsteiglampen wurden entzündet. Er kehrte zu den Maultieren zurück und fand John bereits dort, der niedergeschlagen aussah, weil auch er keinerlei Spur von ihrer Schwester entdeckt hatte. Edward erzählte ihm von dem Bordell und der Schar hübscher Mädchen, die dort arbeiteten, doch John machte eine missmutige Miene und sagte, sie seien gekommen, um Maggie zu finden, nicht um sich zu amüsieren. Edward sei bei einem Preis von drei Dollar sowieso betrogen worden, meinte John. Edward fragte, woher er das wisse, und John entgegnete: »Schätze, jeder weiß das außer dir.« Tatsächlich wusste John nichts dergleichen, doch er war zornig, dass sie ihre Schwester nicht gefunden hatten, und nicht in der Laune, sich Edwards Vergnügungen in einem Hurenhaus anzuhören. Edward fragte nicht nach, doch die Vorstellung, dass er betrogen worden war, machte ihn wütend.

Sie beschlossen, etwas zu Abend zu essen, bevor sie ihre Suche wieder aufnahmen, und gingen in die Taverne und bestellten zwei Teller mit gebratenen Austern, eine Scheibe Brot und einen Krug Bier. Nachdem sie ihre Teller geleert hatten, bestellte John noch einen Krug, und als sie den ausgetrunken hatten, schlug er vor, etwas mit mehr Biss zu probieren, und Edward sagte, warum nicht, und sie bestellten eine Runde Whiskey. Sie prosteten sich zu und kippten die Gläser in einem Schwung hinunter. Es war das erste Mal, dass sie etwas anderes Hochprozentiges probierten als das grauenhafte Zeug, das sie manchmal von einer Sumpfratte namens Douglas Scratchley unten am Fluss kauften, und sie stießen ihren Atem langsam aus und grinsten einander an. »Na, jetzt weiß ich, warum Daddyjack das hier so gerne trinkt.«

Bei der Erwähnung von Daddyjack verdüsterte sich Johns Stimmung wieder. »Er hat sie weggejagt, wetten? Würde mich nicht wundern, wenn sie wieder aufmüpfig war und er sie geschlagen hat. Das hätt sie sich bestimmt nicht gefallen lassen.«

Edward zuckte die Achseln und sagte, er hätte nichts dagegen, wenn John noch eine Runde spendieren würde. John sagte, sein Geld reiche nicht einmal für den Geruch eines guten Whiskeys. »Hättest du dich in dem verdammten Hurenhaus nich bescheißen lassen, hätten wir jetzt genug für noch ’ne Runde.«

Die Erinnerung entfachte wieder Edwards Zorn. »Hat dieser Gauner mich wirklich beschissen?«

John nickte, das sei wirklich der Fall gewesen. Edward sagte, er würde sich das verflucht noch mal nicht bieten lassen, und er stand so ungestüm auf, dass sein Stuhl kippte und beinahe umfiel. »Schätze, ich knöpf mir diesen Hundesohn mal vor.« John sagte, er schätze, er werde mal mitkommen.

Auf dem Hauptplatz spielte jetzt bei Fackellicht eine andere Blaskapelle für eine große dankbare Menschenmenge, und die Gehsteige wimmelten immer noch von Zechbrüdern jeder Couleur. Die Luft fühlte sich schwer und kühl an. Als sie zu dem Bordell kamen, herrschte dort mehr Betrieb als am Nachmittag. Eine Schlange von Kunden reichte bis hinaus auf den Gehsteig, und durch die offene Tür sah Edward einen anderen Mann, der, jedes Mal wenn ein Kunde die Treppe herunterkam, das Geld entgegennahm und einen anderen hinaufwies.

Er hielt einen Mann an, der aus der Tür kam, und fragte ihn, was der Tarif sei. Der Mann grinste und sagte: »Zwei Dollar, Junge, wie immer.« Er fragte, wie viel Zeit man mit dem Mädchen dafür bekam, und der Mann lachte und zwinkerte den grinsenden Umstehenden zu. »Na, genauso viel Zeit, wie du brauchst, um deine Hose leer zu machen, Junge, solange du dem Mädel nicht den verfluchten Hof machst.«

»Was hast du denn vor, Junge«, rief ein Mann in der Reihe, »mit dem Mädchen rumsitzen und Tee trinken, bevor du zur Sache kommst?« Lautes Gelächter aus der Reihe.

Edward fragte den ersten Mann, ob er einen Burschen mit einer karierten Weste, Backenbart und einem goldenen Vorderzahn kenne, und der Mann sagte: »Walton? Der ist weg, hat sich was zu essen geholt, als ich noch in der Reihe stand. Wird gleich wieder da sein.«

Die Brüder gingen die Straße hinunter, überquerten sie und kamen unauffällig zurück, bezogen Stellung unweit der Gassenmündung und hielten Ausschau in beide Richtungen. Sie hatten noch keine zehn Minuten gewartet, als sie den Mann in der karierten Weste entdeckten, der auf ihrer Straßenseite auf sie zukam. John schlenderte zum Rand des Gehsteigs, spuckte in die Straße und machte sich daran, sein Hemd abzuwischen. Gerade als Walton die Gasse überqueren wollte, sagte Edward: »Mister Walton, kann ich Sie mal kurz sprechen, Sir?«

Als Walton stehen blieb und in dem trüben Licht seinen Blick misstrauisch auf Edward richtete, umklammerte John ihn fest von hinten und zerrte ihn in die dunkle Gasse, während Edward hervorsprang und dem Zuhälter die Pistole aus dem Bund riss. Walton bockte und wirbelte herum, wobei er seinen Hut verlor, krachte durch zerbrochene Kisten und leere Fässer, fluchte und versuchte, John abzuschütteln, doch John hielt ihn fest wie eine Bulldogge. Edward packte Walton am Hemd und schlug ihm vier Mal schnell mit dem Pistolenlauf ins Gesicht. Waltons Knie gaben nach, und John ließ ihn fallen, und nun bearbeiteten alle beide seinen Kopf mit Fußtritten. Die Männer auf der anderen Straßenseite sahen jetzt herüber und einer rief: »He, zum Teufel! Was ist denn da los!« Edward durchsuchte rasch Waltons Taschen und förderte eine Handvoll Geld zutage. Als einige der Männer auf sie zuliefen, rannten die Brüder die Gasse hinunter und um die Ecke und in die Menschenmenge hinein, die auf dem Platz wogte.

Am Schanktisch der Taverne zählten sie einundzwanzig Dollar und waren sich einig, dass es genügend Entschädigung dafür war, dass der Hurentreiber Edward betrogen hatte. Der Barkeeper sagte: »Was habt ihr Jungs denn angestellt? Seid wohl plötzlich reich geworden, wie?« und lachte. Edward kaufte eine Flasche Bourbon, und die Brüder gingen hinaus, stiegen auf ihre Maultiere und ritten gemächlich über den vollen Platz, trieben ihre Maultiere auch dann nicht an, als sie vor dem Bordell eine Handvoll Raubeine entdeckten, die sich einen Weg durch den überfüllten Gehsteig bahnten. Die Männer warfen prüfende Blicke auf die Gesichter in der Menge und blickten bei jeder Schenke, an der sie vorbeikamen, zur Tür hinein. Edward zog Waltons Pistole aus seinem Gürtel, spannte den Hahn und hielt sie dicht am Bauch, während das Maultier gelassen seinem Weg durch die lärmende Straße folgte, doch keiner der Raubeine entdeckte sie, und eine Minute später befanden sie sich wieder auf der nördlichen Straße heimwärts.

8 »Wir hätten bleiben und noch länger suchen sollen«, sagte John. Die Dunkelheit war einem harten blauen Morgenlicht gewichen. Sie waren die Nacht durchgeritten und befanden sich jetzt tief in den Kiefern, abseits des Escambia-Pfades und ein gutes Stück nördlich von Pensacola, und fürchteten nicht länger, verfolgt zu werden. »Sie hätte da irgendwo sein können. Bei so vielen Menschen hätte sie da sein können und wir haben sie einfach nicht gesehen.«

»Sie war nicht da«, sagte Edward. »Wenn sie da gewesen wäre, hätten wir sie gesehen. Sie hätte sich die Musik angehört, hätte getanzt, du kennst sie doch. Würde sagen, wir haben diese Menge da ziemlich gut durchkämmt. Und außerdem hätten wir dann mit Sicherheit Ärger mit den Burschen vom Hurenhaus gekriegt.«

»Ich hab keine Angst vor denen.«

»Hab ich auch nich behauptet.«

»Dann sind die doch nich so wichtig, oder?«

Beide schwiegen eine Weile, dann sagte John: »Könnte sein, dass sie nicht draußen war. Könnte sein, sie war irgendwo drin. Vielleicht am Arbeiten.«

»Was arbeiten? Ich war in diesem Hurenhaus, Johnny. Ich hab gesehen, was die für Mädchen haben. Da hätt sie nicht arbeiten können, selbst wenn sie gewollt hätte, dafür ist noch viel zu wenig dran an ihr.«

»Was verstehst du denn davon?« sagte John mit angespannter Miene. »Warst in dei’m ganzen Leben zehn Minuten lang in ei’m verfluchten Bordell. Ich wette, einige von denen haben Mädchen, die jünger sind als sie. Außerdem hab ich nicht gemeint, dass sie ’ne Hure ist. Sie könnte auch andere Arbeit machen.«

»Verflucht, gestern bei dem Fest haben doch nur Huren und Barkeeper gearbeitet. Sie war einfach nicht da, basta.«

»Wo ist sie dann, verflucht?«

»Irgendwo im Westen, wahrscheinlich. Vielleicht unterwegs.«

John spie heftig aus und schwieg eine Weile. »Wenn Daddyjack die Flasche da sieht, wird er dir danken und alles alleine austrinken.«

Edward zog den Whiskey aus dem Jutesack und hielt ihn bewundernd gegen das Licht. »Schätze, du hast recht«, sagte er, entkorkte die Flasche, nahm einen Schluck und reichte sie seinem Bruder. Sie teilten den Whiskey so ein, dass er für den größten Teil des Rittes reichte. Den letzten Schluck nahmen sie erst, als sie zehn Meilen von der Hütte entfernt waren, und sie fragten sich gegenseitig, ob sie betrunken wirkten. Sie beruhigten einander und meinten, nicht so, dass es jemandem auffallen würde, und lachten.

9 Sie rochen den Rauch, noch ehe sie die letzte Meile des Pfades zwischen den wuchtigen Bäumen zurückgelegt hatten, und traten auf die Lichtung und in den beißenden Dunst, der über den verkohlten Resten des Hauses hing. Nur der steinerne Schornstein und ein Teil der Rückwand standen noch aufrecht in der Asche. Der Stall war unversehrt, doch der Schweinepferch stand offen und die Schweine waren fort. Die Brüder glitten von den Maultieren, schritten behutsam durch die Ruinen und traten gegen die größeren Klumpen verkohlten Holzes. Sie prüften die Asche genau und stießen auf die schaftlosen und verbogenen Überreste der Kentucky-Büchse und des kleineren Hawken, fanden aber keine Spuren von Leichen. Sie sahen sich an, und Johns Gesicht war blass und angespannt, doch Edward verspürte nur eine seltsame Erregung, die er nicht benennen konnte. Der leichte Whiskeykater in seinem Schädel war einer fiebrigen Neugier gewichen und einem Gefühl, dass sein Leben bereits grundsätzlich verändert worden war, mehr als er ahnte.

»Jungs.«

Ihre Stimme erklang hinter ihnen und sie drehten sich um und entdeckten ihre Mutter, die am Waldrand stand. John flüsterte: »Verflucht«, als er sie sah. Ihr Gesicht war zerschlagen und ein Auge blau angeschwollen. Ihre Haare waren wirr zerzaust, und der obere Teil ihres Kleides war zerrissen. Sie breitete die Arme weit aus, als wollte sie sie an ihre Brust drücken, und das zerrissene Kleid teilte sich, sodass eine bleiche Brust und die dunkel vernarbte und verdrehte Brustwarze entblößt wurden.

»Er hat sie umgebracht«, sagte sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen und schienen auf irgendein erinnertes Entsetzen gerichtet zu sein. »Er hat sich zu ihr gelegt, jawohl! Er hat seine eigene Tochter geschändet. Er hat bei ihr gelegen, sag ich! Und sie hat gedroht, sie würde es sagen, würde es ihren Brüdern sagen – euch sagen —, und er hat sie umgebracht und den Alligatoren zum Fraß vorgeworfen. Das hat er! Hat er!«

Edward sagte: »Was zum Teufel, Frau!« Er war überzeugt, sie war völlig verrückt geworden. Doch Johns Augen waren so weit aufgerissen und verzweifelt wie die der Frau und seine Fäuste bebten an seiner Seite, und Edward fand seinen Anblick schrecklicher als die verrückten Worte der Frau.

Sie kam ihnen langsam mit ausgestreckten Armen entgegen, redete schnell und atemlos. »Das hat er mir selber gesagt! Als ihr weg wart. Hat’s mir gesagt und hat mich ausgelacht und mich geschlagen und gesagt, er bringt mich auch um, und hat gesagt, ich hätt versucht, ihn im Schlaf zu ermorden. Hat mich ans Bett gebunden und geschlagen. Hat sich selber geschnitten, damit er euch zeigen kann, wie ich versucht hab, ihn zu töten. Aber ich hab mich losgerissen und bin weggerannt und hab mich im Wald versteckt und auf euch gewartet und gewartet, und er hat das Haus angezündet und ist im Wald herumgestapft und hat mich gejagt und er … o lieber Gott.«

Ihr Blick war auf etwas hinter ihnen gerichtet, und ihre Arme schlossen sich fest vor ihren Brüsten. Sie drehten sich um und sahen Daddyjack von der anderen Seite mit dem großen Hawken in der Hand aus dem Wald auf sie zuhumpeln. Seine Hose war zwischen den Beinen rot gefärbt und er sah die Brüder nicht an, sondern nur die Frau, während er jetzt heranstolperte und sie eine teuflische Hure schimpfte. Die Frau winselte und wich mit steifen Schritten zu den Bäumen zurück. Daddyjack blieb stehen, riss das Hawken hoch und feuerte. Die Kugel ging zwischen den Beinen der Frau hindurch, wölbte den Rock ihres Kleides und zog sie hinab.

Jetzt rannte John mit seinem Messer in der Hand heulend auf Daddyjack zu und Edward lief hinter ihm her und rief, dass er stehen bleiben soll. Daddyjack beobachtete, wie sie näher kamen, dann schwang er das Hawken beim Schafthals und erwischte John mit dem Lauf an der Schulter, sodass dieser auf Hände und Knie zusammensackte. Seine Augen waren wild, als er mit beiden Händen das Hawken beim Lauf packte und mit hoch überm Kopf erhobenem und in eine Keule verwandelten Gewehr auf John zuging. Edward schrie: »NEIIIIIN!« Die Pistole war in seiner ausgestreckten Hand mit gespanntem Hahn auf ihn gerichtet, der Schuss löste sich mit einem trockenen Knall und einem kleinen Rauchwölkchen, und die Kugel durchdrang Daddyjacks linkes Auge und trat in einem blutigen Gesprüh von Hirn und Knochen hinter seinem rechten Ohr wieder aus. Er fiel der Länge nach auf den Rücken, die Arme weit ausgestreckt, die Zähne gebleckt, das andere Auge ungläubig aufgerissen.

Die Frau saß auf dem Boden, während ihre Söhne mit offenem Mund auf den Leichnam von Jack Little zu ihren Füßen starrten. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, um das Lächeln zu verbergen, das aus ihren Augen leuchtete.

10 Sie trugen den Leichnam eine halbe Meile in den Wald hinein und wechselten sich ab beim Ausheben eines tiefen Grabes unter einer breiten Schwarzeiche, neben einem kleinen Flüsschen. Das Hawken lehnte am Baumstamm, Pulverbüchse und Kugeltasche lagen daneben. Edward durchsuchte Daddyjacks Taschen und fand Tabak, eine Pfeife und Zündhölzer und eine Geldtasche, die sechs Dollar in Papiergeld und Silber enthielt. Und er fand das rasiermesserscharfe Schnappmesser mit einer spitz zulaufenden Sieben-Inch-Klinge, die viele Jahre zuvor Rainey oben in Georgia getötet hatte. In die breite obere Seite der Klinge waren die Initialen »H.B.« geritzt. Edward klappte die Klinge in den Griff zurück und steckte das Messer ein.

Daddyjacks Hose war zwischen den Beinen von dickem schwarzem Blut durchtränkt, aber da war weder ein Riss im Stoff noch ein Einschussloch, und Edward konnte seine Neugier nicht bezwingen. Er öffnete Daddyjacks Gürtel und zog an seiner Hose.

»Was machst du da?« sagte John. »Lass das!«

Edward zerrte und ächzte, und schließlich rutschte Daddyjacks Hose über seine Hüfte. Sein Geschlechtsteil war in ein blutdurchtränktes Tuch gewickelt. Edward entfernte es und legte einen beinahe abgetrennten Phallus und einen aufgeschlitzten Hodensack bloß, von dem ein Hoden fehlte.

»Himmelherrgott«, flüsterte John. Dann sagte er: »Verdammt, zieh die Hose wieder hoch! Verflucht noch mal, zieh sie hoch!«

Sie ließen den Leichnam behutsam ins Grab hinab. Edward sprang ins Loch hinunter, schloss Daddyjacks verbleibendes Auge, legte ihm vorsichtig seinen Hut aufs Gesicht, kletterte dann hinaus und sie schaufelten ihn mit Erde zu. Sie arbeiteten schweigend, während hoch oben in den Ästen ein Schwarm Krähen laut krächzte. Als sie zur Ruine zurückkamen, hatte die Sonne beinahe die Baumwipfel erreicht und ihre Mutter war mit beiden Maultieren verschwunden.

11 Sie machten ein Feuer vor dem Stall, holten sich einen Hut voll Eier vom Hühnerschlafplatz und kochten sie zum Abendessen in einem kleinen geschwärzten Kessel, den sie in der Asche fanden. Edward reinigte und lud das Hawken. Er lud auch die Pistole neu, aber ihm fehlte eine Kugel von der richtigen Kalibergröße .44, und so stopfte er sie mit einer Ladung glattem Kies, den er vom Ufer geschöpft hatte.

Sie waren sich einig, dass sie das Haus aufgeben würden. Keiner von beiden wollte auf diesem verbrannten Stück Erde bleiben, das die anklagenden Gebeine ihres Vaters und die Möglichkeit barg, dass hier früher oder später die örtlichen Ordnungshüter auftauchten. Daddyjack war oft zu den nahe gelegenen Dörfern gegangen, um Vorräte zu kaufen und in den Schenken etwas Gesellschaft zu suchen, und er war jemand, den man nicht so schnell vergaß und nach dem man sich nach längerer Abwesenheit sicherlich erkundigen würde.

Sie saßen vor dem Feuer, starrten in die flackernden Flammen und lauschten den Geräuschen der Nacht, ein Rufen und Quaken hier, ein Platschen und ein plötzlicher Flügelschlag dort. Der Himmel war leicht bewölkt, das Mondlicht geisterhaft blass. Vom Creek schwebte dicker Nebel durch die Bäume herein und umgab das Feuer mit gelbem Dunst.

»Der Dreckskerl«, sagte John.

Edward warf ihm einen Blick zu, schwieg aber.

»Hör zu«, sagte John. »Ich weiß, die Frau ist wirklich halb verrückt, aber so schwer fällt’s mir nicht, einiges von dem zu glauben, was sie gesagt hat. Fällt mir nich so richtig schwer zu glauben, dass er sich ordentlich betrunken hat und ganz heiß war und sich was über Maggie in den Kopf gesetzt hat. Hat ja immer ihre Beine angestarrt, wenn sie die aufs Verandageländer gelegt hat, so wie sie das immer getan hat. Du weißt ganz genau, dass er das getan hat.«