Das Buch der Freude - Dalai Lama - E-Book
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Das Buch der Freude E-Book

Dalai Lama

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  • Herausgeber: Lotos
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Zwei weise Männer, eine Botschaft

Sie sind zwei der bedeutendsten Leitfiguren unserer Zeit: Seine Heiligkeit der Dalai Lama und Erzbischof Desmond Tutu. Obwohl ihr Leben von vielen Widrigkeiten und Gefahren geprägt war, strahlen sie eine Freude aus, die durch nichts zu erschüttern ist.

Im Buch der Freude vereinen die „Brüder im Geiste“ ihre immense Lebenserfahrung und die Weisheit ihrer Weltreligionen zu einer gemeinsamen zentralen Erkenntnis: Nur tief empfundene Freude kann sowohl das Leben des Einzelnen als auch das globale Geschehen spürbar zum Positiven wandeln. Unabhängig von allen Herausforderungen und Krisen, mit denen wir täglich konfrontiert werden, können wir diese Energie in uns entfalten und weitergeben. So wird die Freude zur Triebkraft, die unserem Dasein mehr Liebe und Sinn verleiht – und zugleich Hoffnung und Frieden in unsere unsichere Welt bringt.

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Seitenzahl: 477

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Das Buch

„Manchmal kann das Leben Herausforderungen mit sich bringen, und wir können uns verloren fühlen. Doch die Samen der Freude keimen in jedem von uns. Wir laden Sie ein, uns dabei zu unterstützen, mehr von dieser Freude in unsere Welt zu bringen.“

Erzbischof Desmond Tutu und Seine Heiligkeit der Dalai Lama

Im April 2015 besuchte Desmond Tutu den Dalai Lama, um mit ihm dessen achtzigsten Geburtstag zu feiern – und um eine der wichtigsten Fragen überhaupt zu ergründen: Wie können wir innere Freude finden trotz des Leides in der Welt?

Fünf Tage lang tauschten die beiden Freunde ihre außergewöhnlichen Lebenserfahrungen aus. Sie lachten und weinten miteinander. Sie blickten gemeinsam in den Abgrund der Angst und scheinbaren Hoffnungslosigkeit, vor dem sich viele Menschen heutzutage sehen. Und sie zeigten, wie wir – unabhängig von allen Herausforderungen und Krisen, mit denen wir täglich konfrontiert werden – eine positive innere Kraft entfalten können, die unserem Leben Sinn und Erfüllung schenkt.

Das Buch der Freude lässt uns diese wegweisende Begegnung zweier der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Zeit hautnah miterleben.

Die Autoren

Tenzin Gyatso, Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, ist das geistliche Oberhaupt der Tibeter und des tibetischen Buddhismus. Geboren 1935, floh er nach der Besetzung Tibets 1959 nach Indien, wo er seitdem im Exil lebt. Seine spirituelle Arbeit, seine Bemühungen um die politische, religiöse und kulturelle Identität Tibets sowie sein Einsatz für den Weltfrieden finden Anerkennung in der ganzen Welt. 1989 wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Desmond Mpilo Tutu, geboren 1931, ist emeritierter Erzbischof der Anglikanischen Kirche in Südafrika. Als wichtigste Symbolfigur neben Nelson Mandela im Kampf gegen die Apartheid erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis. Seine Politik der Vergebung und Aussöhnung wurde zum leuchtenden Beispiel für gewaltfreie Konfliktlösung. Auch im Alter von 85 Jahren setzt sich Erzbischof Tutu unermüdlich weltweit für Frieden und Menschlichkeit ein.

Douglas Abrams ist Lektor, Autor, Literaturagent und seit mehr als zehn Jahren Koautor von Desmond Tutu. Er engagiert sich besonders für Projekte, die das Ziel verfolgen, mehr Weisheit, Gesundheit und Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.

DALAI LAMA

DESMOND TUTU

& Douglas Abrams

DAS BUCH DER

FREUDE

Aus dem amerikanischen Englisch übertragen

von Helmut Dierlamm und Friedrich Pflüger

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »The Book of Joy. Lasting Happiness in a Changing World« im Verlag Avery, einem Imprint von Penguin Random House LLC, New York, USA.

Abbildungsnachweis:

Coverfoto, Bild 1, Bild 2, Bild 3: © by Miranda Penn Turin

Alle weiteren Bilder: © by Tenzin Choejor

Copyright © 2016 by The Dalai Lama Trust, Desmond Tutu und Douglas Abrams

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016 by Lotos Verlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Redaktion: Ralf Lay

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

Umschlagfoto: © by Miranda Penn Turin

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-19191-7V004

www.ansata-integral-lotos.de

www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata

INHALT

Einladung zur Freude

Einleitung

Ankunft: Wir sind zerbrechliche Geschöpfe

TAG 1

DAS WESEN DER WAHREN FREUDE

Warum bist du nicht verdrossen?

Schönes entsteht nicht ohne ein wenig Leiden

Hast du dem Vergnügen abgeschworen?

Unsere größte Freude

Mittagessen: Es ist wunderbar, wenn zwei schelmische Menschen zusammentreffen

TAG 2 UND 3

HINDERNISSE AUF DEM WEG ZUR FREUDE

Ein Meisterwerk im Entstehen

Furcht, Stress und diffuse Ängste: Ich war sehr nervös

Wut und Ärger: Ich habe geschrien, wenn ich wütend wurde

Traurigkeit und Kummer: Harte Zeiten schweißen uns enger zusammen

Verzweiflung: Die Welt ist in einem solchen Chaos

Einsamkeit: Es ist nicht nötig, sich vorzustellen

Neid: Jetzt fährt dieser Kerl schon wieder mit seinem Mercedes hier vorbei

Leiden und Schicksalsschläge: Schwierigkeiten überstehen

Krankheit und Todesfurcht: Lieber möchte ich in die Hölle kommen

Meditation: Jetzt verrate ich euch ein Geheimnis

TAG 4 UND 5

DIE ACHT SÄULEN DER FREUDE

1. Blickwinkel: Es gibt viele verschiedene Sichtweisen

2. Bescheidenheit: Ich versuchte, demütig zu wirken

3. Humor: Zu lachen und zu scherzen ist viel besser

4. Akzeptanz: Der einzige Ort, an dem die Veränderung beginnen kann

5. Vergebung: Sich von der Vergangenheit befreien

6. Dankbarkeit: Was für ein Glück, dass ich lebe!

7. Mitgefühl: Wir wollen mitfühlend sein

8. Großzügigkeit: Wir sind von Freude erfüllt

Die Feier: Tanzen auf den Straßen Tibets

Abreise: Ein letztes Lebewohl

Übungen der Freude

Dank

Über die Autoren

EINLADUNG ZUR FREUDE

Aus Anlass eines besonderen Geburtstags haben wir in Dharamsala eine Woche lang gemeinsam unsere Freundschaft genossen und dabei, wie wir hoffen, auch ein Geburtstagsgeschenk für andere geschaffen. Wahrscheinlich gibt es nichts Schöneres als die Geburt, und doch verbringen wir so viel Zeit unseres Lebens in Trauer, Leid und Anspannung. Wir beide hoffen, mit diesem bescheidenen Buch zu mehr Freude und Lebensglück einzuladen.

Nicht düsteres Schicksal bestimmt unsere Zukunft – wir bestimmen sie selbst. Tag für Tag, in jedem Augenblick können wir nicht nur unser eigenes Leben, sondern auch die Lebensqualität anderer Menschen auf unserem Planeten formen und erneuern. Wir verfügen über diese Macht. Freude und Glück lassen sich nicht erlangen, indem man eigenen Zielen und Erfolgen nachläuft. Auch in Reichtum und Ruhm sind sie nicht zu finden, sondern nur im Geist und im Herzen des Menschen, und wir hoffen, dass jeder dort Freude und Glück findet.

Douglas Abrams hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, uns bei diesem Vorhaben zu unterstützen, und er führte im Verlauf einer Woche zahlreiche Gespräche mit uns beiden. Wir hatten ihn darum gebeten, unsere Stimmen zusammenzuweben und seine eigene als Erzähler hinzuzufügen. Auf diese Weise können wir nicht nur unsere Ansichten und Erfahrungen teilen, sondern auch das, was beispielsweise Wissenschaftler über den Ursprung der Freude herausgefunden haben.

Natürlich müssen Sie uns nicht alles glauben. Nichts von dem, was wir sagen, ist als Glaubensgrundsatz gedacht. Wir möchten nur weitergeben, was wir beide als Freunde, die aus sehr verschiedenen Welten kommen, in unserem langen Leben erfahren und gelernt haben. Wir hoffen, die Leser werden am Beispiel ihres eigenen Lebens zu dem Schluss kommen, dass sich unsere Erkenntnisse als wahr erweisen.

Jeder Tag ist eine Gelegenheit, wieder neu zu beginnen. Jeder Tag ist unser Geburtstag.

Möge dieses Buch allen empfindsamen Geschöpfen und allen Kindern Gottes ein Segen sein – Sie als Leser mit eingeschlossen.

TENZIN GYATSO, Seine Heiligkeit der Dalai Lama

DESMOND TUTU, emeritierter Erzbischof, Südafrika

EINLEITUNG

VON DOUGLAS ABRAMS

Als wir auf dem kleinen Flugplatz vor der imposanten Kulisse der schneebedeckten Ausläufer des Himalajas unter dem Heulen der Triebwerke die Maschine verlassen hatten, fielen sich zwei alte Freunde in die Arme. Der Erzbischof berührte zärtlich die Lippen des Dalai Lama, und dieser spitzte den Mund, als würde er dem Erzbischof einen Kuss zuwerfen. Es war ein Augenblick voller Zuneigung und Freundschaft. Während der etwa ein Jahr dauernden Vorbereitungen war uns die Bedeutung dieses Treffens für die Welt durchaus bewusst gewesen, aber wir hatten nicht damit gerechnet, was die gemeinsame Woche für die beiden bedeuten würde.

Mit dem Privileg, den bemerkenswerten Austausch während dieser Woche als Gäste im Exil des Dalai Lama im indischen Dharamsala zu vermitteln, ging eine mindestens ebenso große Verantwortung einher. Ich hoffe, in diesem Buch dem vertraulichen Dialog der beiden mit dem scheinbar endlosen Lachen und den vielen rührenden, liebevollen und bisweilen auch traurigen Augenblicken gerecht zu werden.

Im Verlauf von etwa einem Dutzend vorangegangener Begegnungen hatten Erzbischof Tutu und der Dalai Lama eine enge Verbindung geknüpft, die weit über diese kurzen Treffen hinausging, und jeder betrachtete den anderen als seinen »schelmischen Bruder im Geiste«. Die Gelegenheit, ihre Freundschaft so intensiv zu genießen, würde sich künftig wohl kein weiteres Mal bieten, das war beiden klar.

In allen unseren Gesprächen klangen die pochenden Schritte der menschlichen Vergänglichkeit mit. Zweimal mussten die Reisepläne geändert werden, damit der Erzbischof bei Begräbnissen von Freunden zugegen sein konnte. Die aktuelle Weltpolitik und die Gesundheit haben Begegnungen der beiden zu oft verhindert, als dass man auf ein weiteres derartiges Treffen hoffen dürfte.

So saßen wir eine Woche lang zusammen und wurden dabei von fünf Videokameras gefilmt – in sorgsam gedämpftem Licht, um die empfindlichen Augen des Dalai Lama zu schonen. Die Suche nach dem Ursprung der Freude führte uns zu den tiefgreifendsten Fragen des Lebens. Es ging dabei um die wahre, nicht von den Wechselfällen der äußeren Umstände abhängende Freude, und wir mussten uns dabei auch den Hindernissen widmen, die den Weg zur Freude erschweren. Während des Dialogs erörterten die beiden acht tragende Säulen der Freude – vier Säulen des Geistes und vier Säulen des Herzens. Trotz aufschlussreicher Meinungsverschiedenheiten waren sich die zwei großen Vordenker bei den Grundprinzipien einig und erarbeiteten Möglichkeiten, wie jeder Einzelne von uns in dieser sich ständig wandelnden und häufig schmerzlich erlebten Welt dauerhaft Glück finden kann.

Täglich genossen wir köstlichen Darjeeling und teilten das Brot – typisches tibetisches Fladenbrot. Bei diesen Pausen zur Mittags- und zur Teezeit war immer das ganze Filmteam mit eingeladen. An einem Morgen ließ der Dalai Lama den Erzbischof in seinen Privatgemächern an seinen morgendlichen Meditationsübungen teilhaben, und Tutu erteilte seinem Freund die Kommunion – ein Sakrament, das sonst Christen vorbehalten bleibt.

Am Ende der Woche feierten wir dann den Geburtstag des Dalai Lama im tibetischen Kinderdorf, einem der ehemals in Tibet beheimateten Internate, wo die chinesische Regierung eine Erziehung auf Grundlage der tibetischen Kultur nicht mehr zulässt. Noch heute werden Kinder von dort mit Führern über die Gebirgspässe zu den Schulen des Dalai Lama geschickt – häufig schon im Alter von fünf Jahren. Das Leid dieser Eltern und Kinder, die sich, wenn überhaupt, dann vielleicht erst ein Dutzend Jahre später wiedersehen, ist kaum vorstellbar.

Gerade vor diesem traumatischen Hintergrund lässt sich vielleicht die Begeisterung der Schüler und ihrer Lehrer ermessen, als ihr spirituelles Oberhaupt – dem als buddhistischem Mönch das Tanzen eigentlich versagt ist – angespornt durch Desmond Tutus unwiderstehlichen Boogie ebenfalls schüchtern zu wippen begann.

Der Dalai Lama und der Erzbischof zählen nicht nur zu den großen spirituellen, sondern auch zu den moralischen Orientierungspersönlichkeiten unserer Zeit. Sie gehen beide weit über ihre eigenen Traditionen hinaus und bewahren den Blick auf die Menschheit als Ganzes. Mit ihrem Mut, ihrer zähen Widerstandskraft und ihrer unerschütterlichen Hoffnung sind sie für Millionen ein leuchtendes Vorbild, denn sie stellen sich der überall wachsenden Verzweiflung und dem grassierenden Zynismus entschlossen entgegen. Ihre Freude und ihre Zuversicht sind ganz klar nichts Einfältiges oder Oberflächliches, sondern geschmiedet mit dem Feuer des Widerstands, der Unterdrückung und des Kampfs. Der Dalai Lama und Erzbischof Tutu erinnern uns daran, dass Lebensfreude unser Geburtsrecht und sogar noch fundamentaler ist als Glück.

»Freude«, erklärte der Erzbischof im Verlauf der Woche, »ist sehr viel umfassender als Glück, das doch häufig von äußeren Umständen abhängt, im Gegensatz zur Freude.«

Dies ist intellektuell wie gefühlsmäßig sehr nah an der Überzeugung des Dalai Lama wie des Erzbischofs darüber, was unser Leben beseelt und ihm letztlich Bedeutung und Erfüllung gibt.

In den Dialogen ging es um das, was der Dalai Lama den eigentlichen »Sinn des Lebens« genannt hat – das Ziel, Leiden zu vermeiden und dauerhaftes Glück zu finden. Beide teilten einander und uns ihre Erfahrungen mit, wie es sich angesichts der unvermeidlichen Bekümmernisse des Lebens in Freude leben lässt. Gemeinsam erkundeten sie, wie wir die Freude von einem vorübergehenden Zustand in ein beständiges Merkmal unseres Daseins umwandeln können, von einem flüchtigen Gefühl zu einer dauerhaften Daseinsform.

Dieses Buch war gleich von Anfang an als eine Art dreischichtige Geburtstagstorte gedacht.

Die erste Schicht bilden die Lehren des Dalai Lama und des Erzbischofs über die Freude: Ist es wirklich möglich, Freude zu empfinden trotz der Schwierigkeiten des Alltags – vom Ärger über den morgendlichen Berufsverkehr bis zu existenziellen Ängsten über die Versorgung unserer Familie, von der Wut über erlittenes Unrecht bis zur Trauer über den Verlust naher Angehöriger, von den Prüfungen durch Krankheit bis zum Abgrund des Todes? Wie können wir die Realität unseres Daseins akzeptieren, ohne sie zu leugnen, und Schmerz und Leid überwinden, denen wir nicht entgehen können? Und selbst wenn wir ein gutes Leben haben – wie können wir Freude empfinden, wenn so viele andere leiden; wenn ihnen bittere Armut jede Zukunft raubt, wenn in den Straßen Gewalt und Terror herrschen und wenn die Verwüstung der Umwelt die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten zerstört? Dieses Buch ist der Versuch, solche und viele andere Fragen zu beantworten.

Die zweite Schicht bilden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Freude und alle anderen Umstände, die beide für dauerhaftes Glück als unerlässlich erachten. Neue Erkenntnisse der Gehirnforschung und der experimentellen Psychologie geben uns tiefe Einblicke in die Art und Weise, wie menschliches Leben gedeihen kann.

Zwei Monate vor der Reise traf ich mich zum Mittagessen mit dem Neurowissenschaftler Richard Davidson, einem der Pioniere auf dem Gebiet der Erforschung des Glücks. Wir saßen im Außenbereich eines vietnamesischen Restaurants in San Francisco, und der allgegenwärtige Wind fuhr in die grauschwarzen Locken seines jugendlichen Haarschnitts. Wir waren gerade bei den Frühlingsrollen, als Professor Davidson mir erzählte, was der Dalai Lama ihm verraten habe: Ihn inspiriere die wissenschaftliche Bestätigung, dass Meditation dem Gehirn guttut, sehr – vor allem dabei, aus dem Bett zu kommen und sich hinzusetzen. Wenn schon dem Dalai Lama die Wissenschaft dabei hilft, sich für seine geistigen Übungen zu motivieren, dann hilft sie uns wahrscheinlich noch viel mehr.

Nur allzu oft sehen wir Spiritualität und Wissenschaft als antagonistische Kräfte, die einander an die Kehle wollen. Doch Erzbischof Tutu ist überzeugt von der Bedeutung einer von ihm so genannten »sich selbst bestätigenden Wahrheit«: Auf vielen Wissensgebieten gibt es Erkenntnisse, die zu denselben Schlüssen führen. Und auch der Dalai Lama wollte unmissverständlich klarstellen, dass dies kein buddhistisches oder christliches, vielmehr ein universelles Buch ist, das nicht nur auf persönlichen Ansichten und Traditionen beruht, sondern ebenso auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. (Offen gesagt: Ich bin jüdischen Glaubens, sehe mich aber auch als säkular – das Projekt mag also ein wenig nach einem Witz der Art »Treffen sich ein Buddhist, ein Christ und ein Jude …« klingen.)

Die dritte Schicht der Geburtstagstorte bilden die Schilderungen der mit dem Dalai Lama und Erzbischof Tutu in Dharamsala verbrachten Woche. In diesen sehr persönlichen Kapiteln laden wir den Leser zu unserer Reise mit ein, und zwar von der ersten Umarmung bis zum Abschied.

Am Ende des Buchs haben wir eine Auswahl von Übungen zur Freude angeführt. Beide Lehrer ließen uns an den täglichen Übungen teilhaben, die ihrem emotionalen und spirituellen Leben Halt geben. Sie sind nicht so sehr als etwas wie ein »Rezept für ein Leben in Freude« gedacht, sollen aber einige Methoden und Überlieferungen vorstellen, die dem Dalai Lama, dem Erzbischof und vielen anderen seit Jahrtausenden nützlich sind. Wir hoffen, diese Übungen werden den Lesern dabei helfen, die Lehren, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Schilderungen in ihr eigenes Leben zu tragen.

Es ist mir eine besondere Ehre, mit bedeutenden geistigen Führungspersönlichkeiten sowie wissenschaftlichen Pionieren zusammengearbeitet zu haben und ihre Erkenntnisse hier wiedergeben zu können. Viele dieser Wissenschaftler haben mit ihrer Forschung großzügig zu diesem Buch beigetragen.

Mein eigenes Interesse für das Thema »Freude« – nun gut: meine Besessenheit – hat ihren Ursprung wahrscheinlich darin, dass ich in einer zwar intakten, aber von Depressionen überschatteten Familie aufgewachsen bin. Menschliches Leid, das aus unserem eigenen Kopf und Herzen erwächst, ist mir daher aus frühester Kindheit vertraut; und die Woche in Dharamsala war für mich in dieser Hinsicht Höhepunkt und Herausforderung zugleich. So war ich fünf Tage lang sozusagen als Abgesandter der Menschheit bei diesen Gesprächen zugegen und durfte dabei den beiden mitfühlendsten Menschen dieser Welt in die Augen blicken. Ich bin sehr skeptisch gegenüber Berichten von magischen Empfindungen in Gegenwart spiritueller Führer, muss jedoch zugeben, dass es vom ersten Tag an in meinem Kopf kribbelte. Es war verblüffend, aber vielleicht nur ein Beispiel dafür, wie meine Spiegelneuronen das verarbeiteten, was mir die Augen dieser beiden außergewöhnlich liebevollen Menschen sagten.

Glücklicherweise lastete die Verantwortung, die Weisheit der beiden in Worte zu fassen, nicht allein auf meinen Schultern. Thupten Jinpa, ein buddhistischer Gelehrter, der seit mehr als dreißig Jahren für den Dalai Lama als Übersetzer tätig ist, stand mir von Anfang bis Ende zur Seite. Er hat viele Jahre als buddhistischer Mönch gelebt, dann aber das Gewand abgelegt, geheiratet und in Kanada eine Familie gegründet, was ihn zum perfekten Vermittler zwischen den Welten wie auch den Sprachen macht. Wir waren beide bei den Gesprächen zugegen, doch Jinpa half mir auch, die Fragen zu formulieren und die Antworten zu übertragen. Bei der gemeinsamen Arbeit sind wir enge Freunde geworden.

Es war aber nicht nur an uns, Fragen zum Thema »Freude« zu stellen. Wir hatten die ganze Welt zur Beteiligung aufgerufen. Und obwohl uns nur drei Tage blieben, diese zu sammeln, erhielten wir mehr als tausend Einsendungen. Zu unserem großen Erstaunen war die häufigste Frage nicht, wie wir die Freude für uns selbst entdecken können, sondern wie man in Freude leben soll in einer Welt voller Leid.

Im Verlauf dieser Woche wedelten Erzbischof Tutu und der Dalai Lama nur allzu häufig in scherzhaftem Widerspruch mit dem Zeigefinger, doch ebenso oft fassten sie sich voller Freundschaft an den Händen. Beim ersten Mittagessen erzählte Tutu von einem Vortrag, den die beiden zusammen gehalten hatten. Sie sollten gerade gemeinsam die Bühne betreten, als der Dalai Lama – der Inbegriff für Mitgefühl und Frieden – so tat, als wolle er seinen älteren Bruder im Geiste erwürgen. Tutu wandte sich daraufhin zum Dalai Lama um und sagte: »He, die Kameras laufen, du musst dich jetzt wie ein heiligerMann benehmen.«

Die beiden Männer erinnern uns daran, dass es die Wahl unseres Verhaltens ist, die zählt. Heilige Männer müssen sich wie heilige Männer benehmen: ernst und streng, fromm und zurückhaltend – so erwarten wir das. Und doch begegnen diese zwei der Welt und einander völlig anders.

Erzbischof Tutu hat nie so etwas wie Heiligkeit für sich reklamiert, und der Dalai Lama sieht sich selbst als einfachen Mönch. Beide bieten uns die Reflexion eines wirklichen, von Schmerz und Aufruhr erfüllten Lebens, in dem sie für sich ein Maß an Frieden, Mut und Freude gefunden haben, das auch wir anstreben können. Sie wollen uns mit diesem Buch nicht nur ihre Weisheit, sondern auch ihre Menschlichkeit vermitteln. Das Leid lässt sich nicht vermeiden, erklärten sie während der gemeinsamen Woche, aber wie wir dem Leid begegnen, das ist unsere eigene freie Entscheidung. Keine Besatzung oder andere Unterdrückung kann uns dieser Freiheit berauben.

Fast bis zur letzten Minute vor der gemeinsamen Woche war nicht sicher, ob die Ärzte Desmond Tutu die Reise überhaupt gestatten würden. Der Prostatakrebs war wieder aufgetreten, und diesmal sprach er nur langsam auf die Behandlung an. Derzeit kommt bei ihm eine neuartige Behandlungsmethode zum Einsatz, und es bleibt zu hoffen, dass die Krankheit eingedämmt werden kann.

Bei der Landung in Dharamsala erstaunte mich vielleicht am meisten die Erregung und Freude, vermischt vielleicht mit einem Hauch von Sorge, die aus dem breiten Lächeln und den funkelnden blaugrauen Augen des Erzbischofs zu lesen waren.

ANKUNFT

WIR SIND ZERBRECHLICHE GESCHÖPFE

»Wir sind zerbrechliche Geschöpfe, und wir können zur wahren Freude finden – nicht trotz, sondern wegen dieser Schwäche«, sagte Erzbischof Tutu, als ich ihm seinen feinen schwarzen Gehstock mit dem silbernen Knauf in Form eines Windhunds reichte. »Das Leben ist voller Herausforderungen und Widrigkeiten«, fuhr er fort. »Die Furcht lässt sich ebenso wenig vermeiden wie der Schmerz und der Tod. Und was die Rückkehr des Prostatakrebses angeht – nun, es sorgt jedenfalls dafür, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.«

Müdigkeit war eine der Nebenwirkungen seiner Medikamente, und er hatte fast während des gesamten Flugs nach Indien geschlafen, die beigefarbene Decke über den Kopf gezogen. Eigentlich hatten wir uns unterhalten wollen, aber der Schlaf war wichtiger gewesen, und nun teilte er mir seine Gedanken mit, während wir auf Dharamsala zuflogen.

Wir hatten in Amritsar einen Zwischenhalt eingelegt und dort zu seiner Schonung die Nacht verbracht. Außerdem war der Flughafen in Dharamsala nur wenige Stunden täglich geöffnet. Noch an diesem Morgen hatten wir den berühmten Goldenen Tempel besucht, den heiligsten Ort der Sikh-Religion. Die Obergeschosse des Harmandir Sahib sind mit Blattgold belegt, woher sein volkstümlicher Name rührt. In den Gurdwara – die Gebets- und Schulstätte der Sikhs – führen vier Tore zum Zeichen der Offenheit gegenüber allen Menschen und Religionen – einem passenderen Ort hätten wir im Vorfeld des bevorstehenden tiefen Dialogs zwischen zwei Weltreligionen, dem Christentum und dem Buddhismus, kaum unseren Respekt zollen können.

Der Anruf erreichte uns inmitten des Zuges der schier endlosen Menge von Menschen, die den Tempel täglich besuchen. Wir erfuhren, dass der Dalai Lama beschlossen hatte, Bischof Tutu schon am Flughafen zu treffen – eine besondere Ehre, die er nur wenigen aus dem endlosen Strom der Würdenträger zuteilwerden lässt. Es hieß, er sei schon unterwegs. Wir mussten also zurück zum Flughafen und schoben Bischof Tutu in seinem Rollstuhl in aller Eile aus dem Tempel. Mit dem für die Besucher dieser Stätte obligatorischen orangefarbenen Tuch auf dem Kopf wirkte er fast wie ein Pirat im Neon-Dress.

Mühsam schob sich unser Kleinbus in einem Konzert von Autohupen durch die Straßen Amritsars, die durch Massen von Autos, Fußgängern, Fahrrädern, Motorrollern und Tieren verstopft waren. Überall an den Straßen ragte als Zeichen beständiger Expansion Bewehrungsstahl aus den unvollendeten Betonbauten. Schließlich erreichten wir doch noch den Flughafen und bekamen die Maschine. Nun machten wir uns Sorgen, ob der Dalai Lama in Dharamsala wohl schon auf dem Flugfeld warten würde, und wünschten, wir hätten den zwanzigminütigen Flug bereits hinter uns.

»Es tut mir leid, das zu sagen«, meinte Erzbischof Tutu, als wir gerade in den Sinkflug übergingen, »aber wenn wir mehr Freude finden, bewahrt uns das nicht vor Not und Kummer. Möglicherweise müssen wir sogar eher weinen, aber dafür fällt uns auch das Lachen leichter. Vielleicht sind wir einfach nur lebendiger. Dafür können wir, wenn wir mehr Freude finden, dem Leid in einer Weise begegnen, die uns erhebt, anstatt uns zu verbittern. Wir erleben Not, ohne dass sie uns verhärtet. Wir erleben Kummer, ohne daran zu zerbrechen.«

Ich hatte die Tränen wie auch das Lachen des Erzbischofs nur allzu oft erlebt – mehr Lachen als Tränen, genau genommen, aber sie fließen doch häufig um dessentwillen, was noch nicht erlöst ist, nicht geeint ist. Ihm ist alles wichtig, und alles berührt ihn tief. Seine Gebete, die auch mich eingeschlossen haben, gehen hinaus in die Welt zu allen in Not und Leid. Nachdem der Enkel eines seiner Verleger erkrankt war, kam auch das Kind auf die lange Liste der Fürbitten des Erzbischofs. Als der Verleger mehrere Jahre später erneut um geistliche Fürsprache für seinen Enkel bat, weil die Krankheit wieder aufgeflammt war, erklärte Erzbischof Tutu, er habe nie aufgehört, für den Jungen zu beten.

Vor dem Fenster zogen nun die schneebedeckten Berge vorüber, die aus der Heimat des Dalai Lama im Exil eine Postkartenidylle machen. Als der Dalai Lama und die anderen Flüchtlinge aus Tibet nach dem Einmarsch der Chinesen nach Indien kamen, wurden viele Tibeter zunächst im indischen Tiefland angesiedelt, wo die ungewohnte Hitze und die Moskitos ihrer Gesundheit sehr zusetzten. So bestimmte die indische Regierung das höher gelegene und kühlere Dharamsala zum Wohnsitz des Dalai Lama, wofür dieser sehr dankbar war. Im Laufe der Zeit ließen sich viele Tibeter hier nieder, und die vertraute Bergkulisse half ihnen ein wenig über das Heimweh hinweg. Am wichtigsten aber war, dass sie ihrem geistigen und politischen Führer hier nahe sein konnten.

Dharamsala liegt im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh, und schon während der Kolonialzeit hatten die Engländer hier vor der gnadenlosen Hitze des indischen Sommers Zuflucht gesucht. Bereits beim Anflug auf die ehemalige britische Sommerfrische war der leuchtend grüne Flickenteppich aus Feldern und Kiefernwäldern zu sehen. Nur allzu oft hüllt sich der kleine Flughafen in Nebel oder Gewitterwolken – so auch bei meinem vorigen Besuch. Heute aber strahlte der Himmel blau, und die Bergketten hielten feine, ferne Federwolken im Zaum. Dann ging es steil zur Landung hinab.

»Eine große Frage bestimmt unser Dasein«, hatte der Dalai Lama vor unserer Reise erklärt. »Was ist der Sinn des Lebens? Nach vielen Überlegungen bin ich davon überzeugt, der Sinn des Lebens ist, Glück zu finden. Dabei spielt es keine Rolle, ob man wie ich Buddhist ist oder ein Christ wie der Erzbischof – oder einer anderen Religion angehört oder überhaupt keiner. Vom Augenblick der Geburt an möchte jedes menschliche Wesen Glück finden und Leid vermeiden. Weder kulturelle Unterschiede noch unsere Erziehung haben einen Einfluss darauf. Aus dem Innersten unserer Existenz heraus erstreben wir nichts als Freude und Zufriedenheit. Aber nur zu oft sind diese Gefühle flüchtig und schwer zu erreichen, wie ein Schmetterling, der sich kurz auf uns niederlässt und dann wieder davonflattert.

Die Quelle des Glücks liegt in uns selbst. Nicht in Geld, Macht oder Status. Manche meiner Freunde sind Milliardäre, und doch sind sie sehr unglückliche Menschen. Macht und Geld bringen keinen inneren Frieden. Äußerliche Erfolge bringen keine wahre innere Freude. Wir müssen nach innen schauen.

Leider erschaffen wir viele Dinge selbst, die unser Glück und unsere Freude untergraben. Häufig hat dies seinen Grund in negativen Neigungen unseres Verstandes, in emotionalen Reaktionen oder der Unfähigkeit, unsere eigenen Ressourcen zu schätzen und zu unserem Nutzen einzusetzen. Das Leid, das eine Naturkatastrophe mit sich bringt, können wir nicht kontrollieren, wohl aber das Leid, das unsere täglichen ›Katastrophen‹ verursachen. Das meiste Leid bereiten wir uns nämlich selbst; also ist es eigentlich logisch, dass wir auch die Fähigkeit besitzen, mehr Freude zu schaffen. Dabei kommt es einfach auf die Haltung an, die Perspektive und unsere Reaktion auf die verschiedenen Situationen sowie auf unsere Beziehung zu anderen Menschen. Was das persönliche Glück anbelangt, kann jeder Einzelne von uns sehr viel tun.«

Als die Bremsen an den Rädern zupackten, wurden wir nach vorn gerissen. Die Maschine holperte, schüttelte sich und kam auf der kurzen Landebahn alsbald zum Stehen. Durchs Fenster konnten wir den Dalai Lama schon unter einem großen gelben Schirm auf dem Flugfeld stehen sehen. Er trug seine rotbraune Robe, einen roten Schal, und an seiner ärmellosen Weste war ein safrangelber Punkt zu sehen. Er war umgeben von einer Entourage von Mitarbeitern und Flughafenpersonal in Anzügen. Für die Sicherheit sorgten indische Soldaten in kakifarbenen Uniformen.

Medienvertreter hatte man vom Flughafen ferngehalten, denn bei diesem freundschaftlichen Wiedersehen sollte nur der persönliche Fotograf des Dalai Lama Bilder machen. Erzbischof Tutu in seinem blauen Blazer und der unverkennbaren Prinz-Heinrich-Mütze auf dem Kopf humpelte die steile Fluggasttreppe hinunter, und der Dalai Lama kam heran. Der Dalai Lama lächelte, und seine Augen funkelten hinter der großen, eckigen Brille. Er verbeugte sich tief, Erzbischof Tutu breitete die Arme weit aus, und dann umarmten sie sich. Sie lösten die Umarmung, hielten sich an den Schultern und sahen sich in die Augen, als müssten sie sich vergewissern, dass sie tatsächlich wieder vereint waren.

»Ich habe dich lange nicht gesehen«, sagte Tutu, legte dem Dalai Lama behutsam die Fingerspitzen an die Wange und drehte sein Gesicht herum, um es zu mustern. »Du siehst sehr gut aus.«

Der Dalai Lama hielt den Erzbischof immer noch an den schmalen Schultern und spitzte die Lippen, als wollte er ihm einen Kuss zuwerfen. Tutu hob die linke Hand mit dem glänzenden goldenen Ehering und fasste den Dalai Lama am Kinn, wie man es vielleicht bei einem geliebten Enkelkind tut. Dann beugte sich Tutu vor und küsste ihn auf die Wange. Der Dalai Lama, der sonst bei der Begrüßung wohl eher nicht geküsst wird, zuckte ein wenig zusammen, lachte aber beglückt auf und stimmte in das hohe Gekicher des Erzbischofs mit ein.

»Du magst keine Küsse«, sagte der Erzbischof und verpasste ihm noch einen auf die andere Wange. Ich fragte mich, wie viele Küsse der Dalai Lama in seinem Leben wohl bekommen hatte. Schon im Alter von zwei Jahren war er von seinen Eltern getrennt worden und in einem abgesonderten Umfeld fern von allen Küssen aufgewachsen.

Dann folgte die in Tibet zur Begrüßung und Ehrung übliche förmliche Übergabe der Khata, eines weißen Schals. Der Dalai Lama verbeugte sich mit vor dem Herzen aneinandergelegten Händen, eine Grußgeste, die unsere Verbundenheit ausdrückt. Tutu nahm die Mütze ab und verbeugte sich ebenfalls. Der Dalai Lama legte ihm den weißen Seidenschal um den Hals. Über den im Hintergrund immer noch dröhnenden Flugzeugmotoren flüsterten sie sich gegenseitig in die Ohren. Der Dalai Lama nahm Bischof Tutu an der Hand, und wie die beiden so lachten und miteinander scherzten, wirkten sie eher wie Acht- als wie Achtzigjährige. Sie begaben sich zum Terminal, mit dem gelben Schirm vor der Sonne geschützt.

Obwohl der weiße Schal dem Erzbischof großzügig um den Hals drapiert war, hing er doch fast bis zum Boden herunter. Die Größe einer Khata ist ein Zeichen für die Wertschätzung des Empfängers, und die längsten sind den hohen Lamas vorbehalten. Diese Khatawar die längste, die ich je gesehen habe. Als man Tutu im Verlauf der Woche eine Khata nach der anderen um den Hals legte, scherzte er immer wieder, er käme sich vor wie ein menschlicher Garderobenständer.

Man führte uns in den Aufenthaltsraum des kleinen Flughafens, wo mehrere ausladende braune Sofas bereitstanden für den Fall, dass der Dalai Lama wegen der hier oft verspäteten oder abgesagten Flüge wieder einmal warten musste. Draußen vor dem Gebäude drängten sich die versammelten Journalisten und Fotografen an den Glasscheiben und warteten auf eine Gelegenheit, zu fotografieren oder eine Frage zu stellen. Nach all den Ablenkungen durch die umfangreichen Vorbereitungen wurde mir jetzt wieder die historische Bedeutung dieser Reise bewusst: Das Zusammentreffen der beiden war ohne Zweifel ein Ereignis von Weltrang, was man bei all der Logistik und dem Drumherum schon mal vergessen konnte.

In der Flughafenlounge entspannte sich der Erzbischof auf einer Couch, während der Dalai Lama auf einem großen Stuhl neben ihm saß. Neben dem Erzbischof hatte sich seine Tochter Mpho niedergelassen. Sie trug ein Kleid in leuchtend grünem und rotem afrikanischem Stoffdruck mit passendem Kopftuch. Als jüngstes von vier Kindern war Mpho ihrem Vater ins Kirchenamt gefolgt und wirkte nun als Geschäftsführerin der Desmond and Leah Tutu Legacy Foundation. Im Verlauf dieser Reise ließ sich Mpho vor ihrer Partnerin Marceline van Furth auf die Knie und machte ihr einen Heiratsantrag, und nur wenige Monate nach der Reise sollte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten seine aufsehenerregende Entscheidung zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe bekannt geben. Tutu hatte sich jedoch schon jahrzehntelang für die Rechte von Schwulen und Lesben eingesetzt. Er sagte, er würde sich weigern, in einen homophoben Himmel zu kommen. Viele – und besonders diejenigen, die sich durch seine moralische Kritik angegriffen fühlen – vergessen, dass er sich immer und überall gegen Unterdrückung und Diskriminierung jeder Art ausgesprochen hat. Kurz nach der Hochzeit wurde Mpho gezwungen, ihr Priesteramt niederzulegen, da die südafrikanische anglikanische Kirche die Ehe Gleichgeschlechtlicher nicht anerkennt.

»Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, zu deinem Geburtstag zu kommen«, sagte der Dalai Lama, »aber eure Regierung sah da einige Schwierigkeiten. Du hattest dich damals mit sehr starken Worten geäußert«, sagte er und legte dem Erzbischof die Hand auf den Arm. »Und ich schätzte das sehr.« – »Starke Worte« war eine Untertreibung.

Der Plan, in Dharamsala gemeinsam den Geburtstag des Dalai Lama zu feiern, hatte seinen Ursprung vier Jahre zuvor bei der Feier zum achtzigsten Geburtstag von Erzbischof Tutu in Kapstadt. Der Dalai Lama war als Ehrengast eingeladen, aber die südafrikanische Regierung hatte ihm unter dem Druck der chinesischen Diplomatie das Einreisevisum verweigert. China ist ein bedeutender Abnehmer südafrikanischer Mineralien und Rohstoffe.

Tutu war im Vorfeld der Feierlichkeiten täglich in den Schlagzeilen der Zeitungen Südafrikas gewesen und hatte das perfide, doppelzüngige Spiel der Regierung seines Landes scharf angeklagt. Dabei verglich er den regierenden Afrikanischen Nationalkongress ANC – die Partei, für deren Belange und ihre inhaftierten und exilierten Vertreter er jahrzehntelang gekämpft hatte – mit dem verhassten Apartheid-Regime. Sie seien sogar schlimmer, denn die Niederträchtigkeit des Apartheid-Regimes sei wenigstens offensichtlich gewesen

»Ich versuche immer, Unannehmlichkeiten zu vermeiden«, meinte der Dalai Lama grinsend und deutete dann auf Tutu, »aber ich war sehr froh, dass jemand anders wagte, unbequem zu sein. Ich war sehr glücklich darüber.«

»Ich weiß«, antwortete der Erzbischof. »Du benutzt mich. Das ist das Problem. Du benutzt mich, und ich lerne nichts daraus.«

Dann streckte Tutu die Hand aus und ergriff die des Dalai Lama.

»Dass dich die Südafrikaner nicht zu meinem achtzigsten Geburtstag kommen ließen, machte das ganze Ereignis noch bedeutsamer, weil unsere Unterhaltung über Google lief, was das Interesse der Presse enorm verstärkte. Aber es spielt keine Rolle, denn das Interesse ist immer gewaltig, ganz egal, wo du bist. Ich bin deswegen nicht neidisch.

Weißt du noch, damals in Seattle, als sie nach einem Ort suchten, der groß genug war für all die Leute, die dich sehen wollten, und am Ende brauchten sie ein Fußballstadion? Siebzigtausend wollten diesen Mann sehen und hören, und dabei spricht er nicht einmal anständig Englisch!«

Der Dalai Lama musste herzhaft lachen.

»Das gefällt mir nicht«, fuhr Tutu fort. »Du musst wirklich mal dafür beten, dass ich auch ein bisschen berühmter werde, so wie du.«

Jemanden zu necken ist ein Zeichen für Vertrautheit und Freundschaft, das auf dem Wissen um ein Reservoir aus Zuneigung gründet, aus dem wir uns als fröhliche und fehlerhafte Menschen alle nähren. Zielscheibe der Späße waren stets sie selbst statt der jeweils andere; nie wurde der andere dabei herabgewürdigt. Ganz im Gegenteil: Sie verstärkten damit nur das Band ihrer Freundschaft.

Dann dankte Tutu den Menschen, die diese Reise möglich gemacht hatten, und stellte sie nacheinander vor: seine Tochter Mpho, die Philanthropin und Friedensaktivistin Pam Omidyar und mich. Aber der Dalai Lama sagte, er kenne uns alle schon. Dann stellte Tutu meine Ehefrau Rachel als seine amerikanische Ärztin vor, Pat Christian, eine Kollegin von Pam aus der Omidyar-Gruppe, und Marceline, die künftige Verlobte seiner Tochter, Kinderärztin und Professorin für Epidemiologie in Holland. Das letzte Mitglied unserer Gruppe, den ehrwürdigen Lama Tenzin Dhonden, brauchte er als Angehörigen des Klosters Namgyal des Dalai Lama nicht vorzustellen.

Der Dalai Lama strich Bischof Tutu liebevoll über die Hand, was er im Verlauf der Woche noch häufig tun sollte. Sie unterhielten sich über die Flugroute und unseren Aufenthalt in Amritsar. »Das ist sehr gut. Ausruhen ist nötig«, sagte der Dalai Lama. »Ich schlafe jede Nacht acht oder neun Stunden.«

»Aber du stehst doch sehr früh auf, nicht wahr?«, fragte Tutu.

»Das stimmt. Um drei Uhr.«

»Um drei?«

»Jeden Tag.«

»Und dann betest du fünf Stunden lang?« Tutu reckte fünf Finger in die Höhe.

»Ja.«

Der Erzbischof blickte auf und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist zu viel.«

»Manchmal meditiere ich auch über die Natur des Seins nach der sogenannten ›siebenfachen Analyse‹«, sagte der Dalai Lama. Jinpa erklärte später, dass es sich dabei um eine buddhistische Übung der Kontemplation handelt, bei der man der wahren Natur des Seins nachspürt, indem man die Verbindung zwischen sich selbst und den physikalischen und geistigen Gesichtspunkten unseres Körpers und Geistes analysiert. »Zum Beispiel«, fuhr der Dalai Lama fort, »wenn ich dich jetzt ansehe und analysiere, dann sehe ich, dass dies mein lieber und verehrter Freund Bischof Tutu ist. Nein, es ist sein Körper, nicht er selbst. Es ist sein Geist, aber nicht er selbst.« Zur Betonung dieses paradoxen Rätsels, das so alt ist wie der Buddhismus selbst, beugte sich der Dalai Lama vor. »Aber wo ist das Wesen von Bischof Tutu? Wir können es nicht finden.« Er tätschelte dem Erzbischof liebevoll den Arm.

Dieser blickte etwas verblüfft drein und meinte verwirrt: »Wirklich?«

»Und inzwischen«, fuhr der Dalai Lama fort, »kommen sie in der Quantenphysik zu einer ganz ähnlichen Sichtweise. Jeder beliebige Gegenstand existiert nicht wirklich. Letztlich lässt sich nichts finden. Dies ist der analytischen Meditation sehr ähnlich.«

Bischof Tutu schlug bestürzt die Hände vors Gesicht. »Ich könnte das nicht tun.«

Der Dalai Lama mochte behaupten, dass ein wirklicher Bischof Tutu nicht anwesend sei, aber gleichzeitig war da doch eine Person, ein Freund, der ihm, der allen freundlich gesinnt war, in seiner Einzigartigkeit besonders viel bedeutete. Jinpa und ich erörterten, was an dieser Beziehung so bedeutend sein mochte. Tutu und der Dalai Lama besitzen beide nur wenige wahre Freunde. Der Klub der moralischen Vordenker der Welt hat einfach zu wenige Mitglieder. Ihr Leben ist angefüllt mit Menschen, die sie als Symbole verehren. Da muss es einfach angenehm sein, jemanden zu haben, der nicht vor allem auf ein Erinnerungsfoto aus ist. Zweifellos achten sie beide dieselben Werte an der Stelle, wo sich alle Religionen treffen, und natürlich verfügen sie beide über einen außerordentlichen Sinn für Humor. Mehr und mehr wurde mir klar, wie wichtig Freundschaft und Beziehung im Allgemeinen für unser Erleben von Freude sind. Dieser Gesichtspunkt trat im Verlauf der gemeinsamen Woche immer wieder zutage.

»Ich sage den Leuten«, fuhr Bischof Tutu fort, »vielleicht das Beste an dir sei deine Gelassenheit. Und ich sage ›Weißt du, da verbringt er jeden Morgen diese fünf Stunden mit Meditation, und das merkt man daran, wie er diesen fürchterlichen Dingen begegnet, dem Leid in seinem Land und dem Leid in der Welt.‹ Wie ich schon sagte, versuche ich das auch, aber fünf Stunden sind einfach zu viel.« In seiner typischen Bescheidenheit tat Tutu seine eigenen Gebete – immerhin über drei oder vier Stunden täglich – als geringfügig ab. Es ist wahr, er schläft … bis um vier! Was bringt diese geistigen Führer dazu, fragte ich mich, dass sie so früh aufstehen, um zu beten oder zu meditieren? Offensichtlich gehen sie auf diese Weise ihren Tag völlig anders an. Als ich zum ersten Mal hörte, dass der Dalai Lama morgens um drei aufsteht, ging ich von einem weiteren Fall von außerordentlicher menschlicher Hingabe aus und erwartete, dass er nachts nur zwei oder drei Stunden schläft. Daher vernahm ich mit Erleichterung, dass er dafür sehr früh zu Bett geht, meist gegen neunzehn Uhr. Für Menschen, die Kinder füttern und zu Bett bringen müssen, mag das nicht besonders praktisch sein, aber für die meisten ist es doch machbar, eine Stunde früher zu Bett zu gehen und dafür eine Stunde früher aufzustehen. Konnte man auf diese Weise geistig wachsen? Und mehr Freude empfinden?

Der Dalai Lama führte Tutus Hand an seine Wange. »Und jetzt gehen wir zu mir nach Hause.«

Beim Verlassen des Gebäudes drängte sich sofort die Menge um die beiden Männer und rief ihnen Fragen über die Reise des Erzbischofs zu. Tutu blieb stehen und nutzte die Aufmerksamkeit der Medien, um die Ungerechtigkeit anzuprangern. Unter dem Klicken der Kameras erklärte er: »Ich bin sehr froh, mit meinem lieben Freund zusammen zu sein. Immer wieder hindern uns Umstände oder Menschen daran zusammenzukommen, aber die Liebe füreinander und die Güte des göttlichen Universums machen es möglich, dass wir uns dennoch treffen. Als ihm bei seinem geplanten Besuch zu meinem achtzigsten Geburtstag die südafrikanische Regierung das Einreisevisum verweigerte, fragte ich ihn: ›Über wie viele Divisionen verfügt deine Armee? Warum hat China solche Angst vor dir?‹ Und genau das ist es, was mich überrascht – vielleicht ist das ja richtig, und man muss einen spirituellen Führer sehr ernst nehmen. Wir hoffen, dass diese Welt Gottes zu einem besseren Ort wird, an dem Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit und menschliches Zusammenleben willkommen sind; dass uns Konflikte wie der zwischen Russland und der Ukraine erspart bleiben oder das, was mit ›IS‹ geschieht oder in Kenia oder Syrien. Gott weint darüber.« Tutu wandte sich ab, hielt jedoch noch einmal inne und beantwortete die Frage eines Journalisten nach dem Zweck der Reise. »Wir treffen uns hier nur, um unsere Freundschaft zu genießen und über die Freude zu reden.«

Dann wurden die beiden von der bereitstehenden Fahrzeugkolonne fortgebracht. Die Fahrt zum Wohnsitz des Dalai Lama dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Die Straßen waren schon für die Fahrt des Dalai Lama zum Flughafen gesperrt worden, und nun standen zahlreiche Tibeter, Inder und auch einige Touristen am Straßenrand und hofften, einen Blick auf ihn und seinen besonderen Gast zu erhaschen. Jetzt begriff ich auch, warum der Dalai Lama nur selten zum Flughafen fährt – es ist eine sehr aufwendige Unternehmung, bei der eine Hauptverkehrsader gesperrt werden muss, was sich auf die ganze Stadt auswirkt.

Wir waren hergekommen, um über Freude im Angesicht der Herausforderungen des Lebens zu sprechen, und gleichzeitig wurden wir in Dharamsala auf Schritt und Tritt daran erinnert, wie sehr diese Gemeinschaft durch Unterdrückung und das Exil traumatisiert war. Die Stadt scheint sich förmlich an die gewundenen Bergstraßen zu klammern, und überall ragen kleine Handwerksstätten über fast senkrechte Abgründe. Wie im übrigen Indien und den anderen Entwicklungsländern wird die Bautätigkeit weniger durch Bauordnung und Sicherheitsvorschriften bestimmt als vielmehr durch den Druck einer explodierenden Bevölkerung. Wie würden diese Gebäude wohl ein Erdbeben überstehen? Mir kam es vor, als drohte die ganze Stadt in einem solchen Fall von den Bergrücken geschüttelt zu werden wie ein Blatt von einem erwachenden Tier.

Die Kolonne schob sich durch immer dichtere Reihen von frommen Menschen. Manche verbrannten Weihrauch, andere hatten Mala-Ketten um ihre zum Gebet zusammengelegten Hände geschlungen. Für Nichttibeter ist es kaum zu ermessen, wie viel der Dalai Lama und ganz besonders seine Exilgemeinschaft seinem Volk bedeutet. Er ist gleichermaßen Symbol ihrer nationalen und politischen Identität wie auch die Verkörperung ihrer spirituellen Sehnsüchte. Als Verkörperung des Bodhisattva des Mitgefühls hat er eine ähnliche Bedeutung wie Jesus Christus. Es ist schwer vorstellbar, wie der Dalai Lama diese Verantwortung trägt und gleichzeitig darauf verweist, »nichts Besonderes« zu sein, ein Mensch wie sieben Milliarden andere auch.

Obwohl die Straßen immer enger wurden, fuhren die Fahrzeuge sehr schnell durchs dichte Gedränge und bremsten nur, wenn sich eine heilige Kuh auf die Straße verirrt hatte, vielleicht um die beiden heiligen Männer besser in Augenschein nehmen zu können. Die rasche Fahrt mochte in der Sorge um die Sicherheit begründet sein oder dem Bestreben, die Straße so rasch wie möglich wieder freizugeben – ich hielt den ersten Grund für wahrscheinlicher.

Wie ganz Indien ist auch diese Stadt geprägt durch die beständige und fast tektonische Reibung und Verzahnung verschiedener kultureller Schichten, was sich in schillernden und bisweilen beunruhigenden Demonstrationen von Hingabe und Gruppenzugehörigkeit manifestiert.

Diesem Bild gemäß repräsentiert die tibetisch-buddhistische Bergsiedlung McLeod Ganj, auch Upper Dharamsala genannt, nur eine weitere Sedimentschicht, die über der indisch-hinduistischen Stadt liegt. Dharamsala – oder Dharamshala, wie es auf Hindi ausgesprochen wird – bedeutet »Haus des Dharma« beziehungsweise Pilgerherberge. Für einen derart von Pilgerschaft geprägten Ort könnte der Name kaum passender sein.

Wir eilten durch die einfachen Metalltore der Residenz des Dalai Lama, wo seine Amtsräume wie auch die Privatgemächer liegen, und hielten an einer Auffahrt, die halbkreisförmig ein prächtiges Beet voller Frühlingsblumen darbot. Ich war schon im Januar in Dharamsala gewesen, um mit Mitarbeitern des Dalai Lama Einzelheiten des Treffens zu besprechen. Damals war es eiskalt gewesen, und die ganze Stadt hatte sich in Wolken gehüllt. Jetzt reckten sich die Blumen der strahlenden Sonne in einer Weise entgegen, wie es für die kurze Wachstumsperiode in großer Höhe typisch ist, wenn das Leben nur kurz währt und jeder einzelne Tag mit großer Dringlichkeit ausgeschöpft werden muss.

Nun rückten die Gespräche immer näher, und meine Nervosität wuchs immer mehr an. Mir war allerdings klar, dass es nicht allein mir so ging. In einem vorbereitenden Telefongespräch hatte es mich tief berührt, als Desmond Tutu mir anvertraute, er sehe dem geistigen Austausch mit dem Dalai Lama in einiger Besorgnis entgegen. »Er ist sehr viel mehr verstandesorientiert als ich«, hatte er gesagt und sich dabei auf die Lust des Dalai Lama auf Diskussionen, intellektuelle Nachforschungen und wissenschaftliche Untersuchungen bezogen. »Ich bin viel instinktiver veranlagt«, erklärte er; und ich erinnerte mich an seine früheren Worte, an allen wichtigen Wendepunkten seines Lebens und seinem Kampf für ein Ende der Apartheid habe er sich immer vom intuitiven Empfinden und der Hingabe im Gebet leiten lassen. Eine Reise ins Unbekannte lässt offenbar auch große spirituelle Führer nicht kalt.

Nach einem Ruhetag für den Erzbischof sollten dann die Gespräche über das Wesen wahrer Freude beginnen.

TAG 1

DAS WESEN DER WAHREN FREUDE

WARUM BIST DU NICHT VERDROSSEN?

Zu Beginn fragte ich den Erzbischof, ob er nicht mit einem Gebet ins Gespräch einsteigen wolle, wie er es bei wichtigen Anlässen zu tun pflegte.

»Ja, danke«, antwortete er. »Ich brauche immer alle Hilfe, die ich bekommen kann. Wir wollen für einen Augenblick schweigen. ›Komm, Heiliger Geist. Fülle die Herzen deiner Getreuen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Sende deinen Geist, auf dass sie erneuert werden und auf dass du den Glauben der Erde erneuerst. Amen.‹«

»Amen«, fügte der Dalai Lama an. Dann bat ich ihn, uns von seinen Hoffnungen für diese gemeinsame Zeit zu erzählen.

Der Dalai Lama lehnte sich zurück und rieb die Hände. »Wir leben jetzt im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wir versuchen, die Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts weiter zu optimieren, und arbeiten nach wie vor daran, unsere Welt zu verbessern. Noch immer gibt es viele arme Menschen, denen es an Nahrung mangelt, aber im Großen und Ganzen ist der Globus nun hoch entwickelt. Das Problem liegt darin, dass sich unser Alltag und unsere Erziehung ausschließlich auf äußerliche, materialistische Werte beschränken. Um innere Werte kümmern wir uns nicht hinreichend. Wer in dieser Geisteshaltung aufwächst, führt ein materialistisches Leben, und so wird schließlich die ganze Gesellschaft materialistisch. Diese Kultur ist leider nicht in der Lage, die menschlichen Probleme zu lösen. Das Problem liegt in Wahrheit hier.«Während er dies sagte, zeigte der Dalai Lama auf seinen Kopf.

Und der Erzbischof tippte sich mit den Fingern auf die Brust, um die Bedeutung des Herzens zu betonen.

»Und hier«,echote der Dalai Lama. »Verstand und Herz. Die materialistischen Werte verschaffen uns keinen Seelenfrieden. Deshalb müssen wir uns wirklich auf die inneren Werte besinnen, auf die wahre menschliche Natur. Nur so können wir persönlich Frieden finden – und mehr Frieden in unserer Welt schaffen. Viele unserer Probleme haben wir selbst geschaffen, wie beispielsweise Krieg und Gewalt. Im Gegensatz zu Naturkatastrophen sind diese Probleme von uns Menschen erzeugt.

Ich sehe da einen großen Widerspruch«, fuhr der Dalai Lama fort. »Wir sind sieben Milliarden Menschen, und keiner möchte Probleme haben und Leid ertragen müssen, aber trotzdem gibt es viele Probleme und viel Leid, das wir uns selbst schaffen. Warum?« Er wandte sich direkt an den Erzbischof, der zustimmend nickte. »Weil etwas Wichtiges fehlt. Als einer dieser sieben Milliarden Menschen glaube ich, dass jeder die Aufgabe hat, eine glücklichere Welt zu entwickeln. Letztlich muss jeder von uns mehr Sorge für das Wohlbefinden der Mitmenschen tragen. In anderen Worten – was jetzt fehlt, sind Güte und Mitgefühl. Wir müssen mehr auf unsere inneren Werte horchen. Wir müssen nach innen schauen.«

Er drehte sich zum Bischof um und presste die Hände in einer Geste der Achtung aneinander. »Und jetzt du, Erzbischof Tutu, mein langjähriger Freund.« Er streckte ihm die Hand hin. Tutu ergriff sie und hielt sie mit beiden Händen fest. »Ich glaube, du hast ein großes Potenzial …«

»Potenzial?«, erwiderte der Erzbischof mit gespieltem Entsetzen.

»Großes Potenzial, ja. Weißt du, großes Potenzial, um eine glücklichere Menschheit zu schaffen.«

Tutu warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ach so!«

»Wenn die Menschen in dein Gesicht sehen«, fuhr der Dalai Lama fort, »dann sehen sie dich lachen. Du bist immer fröhlich. Das ist eine sehr positive Botschaft.« Wieder reckte sich der Dalai Lama herüber, fasste die Hand des Erzbischofs und streichelte sie.

»Manche politischen oder spirituellen Führer machen ein sehr ernstes Gesicht.« Er setzte sich aufrecht und blickte sehr ernst drein. »Das lässt einen dann zögerlich werden. Aber wenn sie dein Gesicht sehen …«

»Das liegt an meiner großen Nase«, meinte Tutu, und beide mussten kichern.

»Deshalb bin ich so froh, dass du zu diesem Gespräch gekommen bist«, fuhr der Dalai Lama fort. »Wenn wir unseren Geist entwickeln wollen, müssen wir tiefer hineinblicken. Jeder ist auf der Suche nach Glück und Freude – die meisten sind es aber nur äußerlich: Freude durch Geld, Macht, ein großes Auto oder ein großes Haus. Sie kümmern sich wenig um die wahre Quelle für ein glückliches Leben, die in uns liegt und nicht außerhalb unser selbst. Sogar die körperliche Gesundheit hat ihre Quelle innen, nicht außen.

Es mag einige Unterschiede zwischen uns beiden geben. Du betonst immer, dass der Glaube wichtig ist. Auch für mich als Buddhisten ist der Glaube sehr wichtig. Aber gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass eine Milliarde von sieben Milliarden Menschen nicht gläubig sind. Wir dürfen sie jedoch nicht ausschließen. Eine Milliarde ist eine ziemlich große Zahl. Auch diese Menschen sind unsere Brüder und Schwestern. Sie haben ebenfalls das Recht, glücklicher zu sein und gute Mitglieder der menschlichen Familie zu sein. Also darf man sich nicht auf den religiösen Glauben verlassen, wenn man unsere inneren Werte entwickeln will.«

»Es ist nicht einfach, deinen tief greifenden Erklärungen zu folgen«, begann der Erzbischof. »Ich dachte, du würdest sagen, dass wir das Glück nicht finden werden, wenn wir ihm nachjagen. Denn es ist sehr flüchtig. Man findet es nicht, indem man sagt: ›Ich werde mich um nichts anderes mehr kümmern und nur noch das Glück verfolgen.‹ Es gibt ein Buch von C. S. Lewis mit dem Titel Überrascht von Freude, in dem recht gut erklärt wird, wie es funktioniert, finde ich.

Viele Menschen sehen dich an«, fuhr der Erzbischof fort, »und sie denken an all das Schreckliche, was dir widerfahren ist. Nichts kann schlimmer sein, als wenn man aus seiner Heimat vertrieben wird, fort von allem, was einem teuer ist. Aber wenn die Menschen dir begegnen, erleben sie jemanden, der auf wunderbare Weise gelassen ist, über großes Mitgefühl verfügt und dem offensichtlich der Schalk im Nacken sitzt …«

»Das sind die richtige Worte«, warf der Dalai Lama ein. »Ich halte nicht viel von Förmlichkeit.«

»Unterbrich mich nicht!«, gab Tutu zurück.

»Oh!« Der Dalai Lama musste über den Tadel lachen.

»Es ist schön zu entdecken, dass wir eigentlich gar nicht nach Glück suchen, denn so würde ich es auch nicht nennen. Ich würde eher von Freude sprechen. Freude schließt Glück mit ein. Freude ist viel umfassender. Denk doch nur an eine Frau, die gebären wird. Fast alle von uns versuchen, Schmerzen zu entgehen. Werdende Mütter wissen aber genau, dass sie bei der Geburt Schmerzen ertragen müssen, große Schmerzen. Aber sie nehmen das hin. Doch selbst nach den schmerzhaftesten Wehen lässt sich die Freude einer Mutter nicht ermessen, wenn das Baby geboren ist. Es ist eines der unglaublichsten Phänomene, dass aus Leiden so rasch Freude entstehen kann.

Eine Mutter kann von der Arbeit todmüde sein«, spann Tutu den Gedanken weiter, »und von all den anderen Dingen, die ihr Sorgen bereiten. Aber wenn dann ihr Kind krank ist, wird sie keinen Gedanken an ihre Erschöpfung verschwenden. Sie wird die ganze Nacht am Bett des kranken Kindes sitzen, und wenn es dem Kind wieder besser geht, dann ist da auch wieder diese Freude.«

Was ist diese Freude und wie ist es möglich, dass sie so ein breites Spektrum von Gefühlen hervorrufen kann? Wie kann es sein, dass die Freude von den Freudentränen über die Geburt über das unbändige Lachen über einen Witz bis zum heiteren und zufriedenen Lächeln bei der Meditation reichen kann? Die Freude scheint einen ungeheuren Bereich der Gefühle abzudecken. Dem berühmten Psychologen und Experten für nonverbale Kommunikation Paul Ekman zufolge, einem langjährigen Freund des Dalai Lama, ist Freude verbunden mit so verschiedenen Gefühlen, wie wir sie mit unseren fünf Sinnen erleben:

●Vergnügtheit (vom Kichern bis zum herzhaften Lachen),

●Zufriedenheit (eine stille Form der Befriedigung),

●Erregung (als Reaktion auf etwas Neues oder eine Herausforderung),

●Erleichterung (die auf ein anderes Gefühl wie Angst, Anspannung oder auch Vergnügen folgt),

●Staunen (über etwas Verwunderliches, Bewunderungswürdiges oder etwas, was unsere Vorstellungskraft übersteigt),

●Ekstase oder Glückseligkeit (wenn wir außer uns sind vor Entzücken),

●Jubel (wenn wir eine schwierige oder gefährliche Aufgabe gemeistert haben),

●strahlender Stolz (wenn unsere Kinder Erfolge feiern),

●erhebende Gefühle (angesichts eines Akts von großer Güte,Großzügigkeit oder großem Mitgefühl),

●Dankbarkeit (wenn uns uneigennützige Hilfe zuteilwird),

●aber auch Schadenfreude (das ungesunde Sichergötzen am Leid anderer).

In seinem Buch Glück (Knaur 2009, S. 67 f.) hat der buddhistische Gelehrte und ehemalige Genforscher Matthieu Ricard drei weitere überschwängliche Arten von Freude beschrieben:

●begeisterte Anteilnahme am Glück der anderen (von Buddhisten Mudita genannt),

●Entzücken (Zufriedenheit, die nach außen strahlt) und

●die strahlende Freude spiritueller Verwirklichung (eine stille, heitere Freude, die Ausdruck tief gehenden Wohlbefindens und großen Wohlwollens und eher ein andauernder Zustand als eine flüchtige Emotion ist).

Dieses Spektrum vermag einen Eindruck von der Freude in ihrer ganzen Komplexität und Subtilität zu vermitteln. Auch im Beispiel des Erzbischofs ging es um mehr als das reine Vergnügen, sondern eher um etwas wie die Erleichterung, das Erstaunen und die Verzückung anlässlich einer Geburt. Die Freude schließt all diese menschlichen Erfahrungen mit ein, aber dauerhafte Freude als Lebensform, wie Bischof Tutu und der Dalai Lama sie vorleben, kommt wohl am ehesten einer strahlenden Freude spiritueller Verwirklichung nahe, die auf tiefem Wohlbefinden und Güte beruht.

Ich wusste, dass wir hier zusammengekommen waren, um genau diese Komplexität der Freude zu erforschen – und ganz besonders die Möglichkeit, sie uns auch unter schwierigen Umständen zu erhalten. Am Institut für Neurowissenschaften und Psychologie der Universität von Glasgow kam man zu dem Schluss, dass es im Prinzip nur vier grundlegende Gefühle gibt, von denen drei negativer Natur sind: Furcht, Wut und Trauer. Das einzige positive Gefühl ist Freude oder Glück. Die Erforschung der Freude ist nichts anderes als die Suche nach dem, was die menschliche Existenz positiv und befriedigend macht.

»Ist die Freude ein Gefühl, das kommt und uns überrascht?«, fragte ich. »Oder ist sie eher eine verlässliche Art zu leben? Bei Ihnen beiden scheint sie etwas sehr Dauerhaftes zu sein. Ihre spirituellen Übungen haben Sie nicht traurig und ernst werden lassen, sondern eher noch fröhlicher. Wie können auch andere Menschen einen solchen beständigen, über ein vorübergehendes Gefühl hinausgehenden Zustand der Freude für sich entwickeln?«

Der Erzbischof und der Dalai Lama blickten sich an, und Tutu wies auf seinen Freund. Dieser drückte ihm die Hand und sagte: »Ja, es stimmt. Freude ist etwas anderes als Glück. Wenn ich von Glück spreche, dann meine ich so etwas wie Befriedigung. Manchmal erleben wir eine schmerzliche Erfahrung, aber wie du am Beispiel der Geburt geschildert hast, kann diese große Befriedigung und Freude mit sich bringen.«

»Da muss ich dich etwas fragen«, warf der Erzbischof ein. »Du bist doch im Exil … seit mehr als fünfzig Jahren?«

»Sechsundfünfzig.«

»Sechsundfünfzig Jahre fern von einem Land, das du mehr als alles andere liebst. Warum bist du trotzdem nicht verdrossen?«

»Verdrossen?«, fragte der Dalai Lama, weil er das Wort nicht verstand.

Jinpa beeilte sich, es ins Tibetische zu übersetzen, und Tutu erklärte: »Traurig.«

Der Dalai Lama fasste die Hand des Erzbischofs, als wolle er ihn trösten, während er die schmerzlichen Ereignisse Revue passieren ließ. Die oft erzählte Geschichte von seiner Entdeckung als Reinkarnation des Dalai Lama hatte zur Folge, dass er mit zwei Jahren von seinem bäuerlichen Zuhause in der Provinz Amdo im Osten Tibets zum Potala-Palast in der Hauptstadt Lhasa mit seinen tausend Räumen übersiedeln musste. Dort wuchs er in einer opulenten Abgeschiedenheit zum künftigen spirituellen und politischen Führer Tibets heran, als gottgleiche Inkarnation des Bodhisattva des Mitgefühls. Durch die chinesische Invasion in Tibet im Jahr 1950 wurde der junge Dalai Lama jäh auf das Feld der Politik geworfen und vorübergehend zum Herrscher über Tibet erkoren. Im Alter von fünfzehn Jahren fand er sich plötzlich in der Rolle des Oberhaupts von sechs Millionen Menschen und sah sich mit einem ebenso erbitterten wie aussichtslosen Krieg konfrontiert. Bis zur Annexion des Landes versuchte er neun Jahre lang, zum Wohl seines Volkes mit dem kommunistischen China zu verhandeln und eine politische Lösung zu finden. Als 1959 ein Aufstand zu einem Massaker auszuarten drohte, entschied er sich schweren Herzens, ins Exil zu gehen.

Es bestand nur eine sehr geringe Chance, unversehrt nach Indien zu entkommen. Aber um weitere Auseinandersetzungen und ein Blutbad zu vermeiden, machte er sich nachts als gemeiner Soldat verkleidet auf den Weg. Um nicht erkannt zu werden und weil allein schon die Vorstellung eines Soldaten mit schwacher Sehkraft abwegig war, musste er die Brille abnehmen, was seine Furcht und Unsicherheit noch steigerte, während er sich mit seinen Gefährten an der Garnison der Volksbefreiungsarmee vorbeischlich. Auf der Flucht hatten sie Sand- und Schneestürme zu überstehen und mussten während ihrer dreiwöchigen Flucht fast sechstausend Meter hohe Bergketten überqueren.

»Eine meiner Übungen stammt von einem alten indischen Lehrer«, begann der Dalai Lama seine Antwort auf Tutus Frage. »Er hat mich gelehrt, wenn man eine tragische Situation erlebt, dann soll man über diese Situation nachdenken. Wenn sich die Tragödie nicht überwinden lässt, dann hat es keinen Sinn, sich viele Sorgen darüber zu machen. So mache ich es auch.« Der Dalai Lama bezog sich hier auf den buddhistischen Meister Shantideva, der im achten Jahrhundert schrieb: »Wenn sich etwas an der Situation ändern lässt, warum dann niedergeschlagen sein? Und wenn sich nichts daran ändern lässt, was nutzt es, wenn man niedergeschlagen ist?«

Der Erzbischof kicherte, möglicherweise weil es zu unwahrscheinlich war, dass sich jemand einfach deshalb keine Sorgen machte, weil es offensichtlich keinen Zweck hatte.

»Ja, aber ich glaube, der Verstand sagt den Menschen genau dasselbe.« Er legte beide Zeigefinger an den Kopf. »Wir wissen, dass es nichts nutzt, sich zu sorgen. Und dennoch sorgen wir uns.