Das Camp der Unbegabten - Koch Boris - E-Book

Das Camp der Unbegabten E-Book

Koch Boris

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Beschreibung

Ein humorvolles, actionreiches Jugendbuch ab 12 Jahren.

17 Meter 42 – so hoch ist die Brücke über dem Fluss, von der Bjarne und sein bester Freund Luca springen, Bjarne hat schließlich extra mit dem Senkblei seines Vaters nachgemessen. Lebensmüde sind die beiden nicht, der Sprung war trotzdem eine Scheißidee, denn Bjarne bricht sich den Fuß. Dabei wollte er doch nur fliegen, schließlich würde er einfach alles dafür tun, dass sich bei ihm endlich eine übernatürliche Begabung zeigt. Stattdessen wird sie plötzlich bei Luca festgestellt. Während der nun in der Welt der „Superhelden“ lebt, landet Bjarne im Sommercamp für Unbegabte. Und da geht der Ärger erst richtig los!

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Das Buch

17 Meter 42 – so hoch ist die Brücke über dem Fluss, von der Bjarne und sein bester Freund Luca springen, Bjarne hat schließlich extra mit dem Senkblei seines Vaters nachgemessen. Lebensmüde sind die beiden nicht, der Sprung war trotzdem eine Scheißidee, denn Bjarne bricht sich den Fuß. Dabei wollte er doch nur fliegen, schließlich würde er einfach alles dafür tun, dass sich bei ihm endlich eine übernatürliche Begabung zeigt. Stattdessen wird sie plötzlich bei Luca festgestellt. Während der nun in der Welt der „Superhelden“ lebt, landet Bjarne im Sommercamp für Unbegabte. Und da geht der Ärger erst richtig los!

Der Autor

© privat

Boris Koch, geboren in einer Winternacht 1973, wuchs auf dem Land auf und lebt nun – nach den Stationen München und Berlin – mit der Autorin Kathleen Weise und ihrer gemeinsamen Tochter in Leipzig. Er schreibt Fantastisches und Realistisches, für Jugendliche wie für Erwachsene, und textet Comics. Für sein Schreiben wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Mehr über Boris Koch: www.boris.koch.de

Boris Koch auf Instagram: www.instagram.com/autorboriskoch

Der Verlag

Du liebst Geschichten? Wir bei Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH auch!

Wir wählen unsere Geschichten sorgfältig aus, überarbeiten sie gründlich mit Autoren und Übersetzern, gestalten sie gemeinsam mit Illustratoren und produzieren sie als Bücher in bester Qualität für euch.

Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

Mehr über unsere Bücher, Autoren und Illustratoren: www.thienemann.de

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Thienemannauf Instagram: www.instagram.com/thienemann_esslinger_verlag/

Viel Spaß beim Lesen!

Für die Freunde, die ich in der Schule hatte. Und die, die ich heute habe.

AM ANFANG WAR EIN SPRUNG

Wahrscheinlich begann die ganze Geschichte mit dem Camp der Unbegabten an dem Abend, als Bjarne Leander Fuchs und sein bester Freund Luca Voß von der alten Holzbrücke mit den schwarzen Bohlen sprangen.

Es war Anfang April, unangenehm kühl und dunkel wie in einem Elefantenrüssel. Dichte Wolken hingen tief am Himmel und verdeckten den schmalen Mond und die Sterne. Als Bjarne und Luca sich über das zerkratzte Geländer beugten, konnten sie die Wertach in der Finsternis unter sich nicht sehen, sie hörten nur das Plätschern des Wassers.

»Bis unten müssen es weit über zehn Meter sein«, sagte Luca. »Ich schau da bei jedem Konditionstraining runter, wenn Vater mich mit dem Moped über die Brücke hetzt.«

»Siebzehn Meter zweiundvierzig«, erwiderte Bjarne. Er hatte am Nachmittag mit einem Senkblei genau nachgemessen, um sicherzugehen, dass es höher war als der Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad. Ein Zehner war Spaß, aber zum Spaß waren sie ja nicht hier. »Plusminus zwei, drei Zentimeter, je nach Wellengang.«

»Siebzehn Meter«, wiederholte Luca ehrfürchtig.

»Zweiundvierzig«, ergänzte Bjarne.

»Hätte ich nicht gedacht.«

»Ich auch nicht. Hab extra zweimal gemessen.« Dreimal, wenn man die fehlerhafte Messung von dreizehn Metern zwölf mitzählte, und sogar viermal, wenn man den letzten Versuch einrechnete, bei dem er das Senkblei seines Vaters hatte fallen lassen und es in der Wertach verschwunden war.

Sie schwiegen, und der Wind frischte auf. Die Blätter der hohen Bäume an beiden Ufern raschelten, und der Wind flaute unentschlossen wieder ab.

»Wirklich verdammt hoch.« Mit der Handylampe leuchtete Luca in die Tiefe. Das Licht glitzerte auf den winzigen Wellen.

»Es muss so hoch sein, wenn wir fliegen wollen«, behauptete Bjarne, obwohl er es nicht sicher wusste. Es auch nicht wissen konnte, denn was die besonderen Begabungen anbelangte, die bei Jugendlichen plötzlich auftreten konnten, war alles nur Theorie. Es gab keine allgemein gültigen Regeln, wie man die Fähigkeit zu fliegen erlangte, unsichtbar zu werden oder mit einem Fingerschnippen eine kleine Flamme auf dem Daumen zu erzeugen. Doch Bjarne wollte unbedingt fliegen, und dafür würde er alles tun und alles riskieren. Dafür verließ er sich sogar auf unbewiesene Vermutungen.

»Bist du sicher, dass das klappt?«, fragte Luca.

»Nichts ist sicher.« Bjarne zuckte mit den Schultern.

Luca seufzte und schaltete das Handy aus, um es wegzulegen. »Egal, tun wir’s.«

Bjarne nickte, machte jedoch keine Anstalten, über das Geländer zu steigen. Er starrte in die Schwärze und kickte einen kleinen Stein hinab. Den Aufprall hörte er nicht. Ist wirklich verdammt hoch.

Aber er würde springen, er wollte nicht mehr nur ein ganz normaler Junge sein, der selten groß auffiel. Er hatte durchschnittliche Noten, zockte durchschnittlich gut auf der Konsole, spielte durchschnittlich Fußball und ziemlich mies Gitarre – zum Glück für seine Nachbarn aber auch ziemlich selten. Er war durchschnittlich groß, hatte unauffällig dunkelblonde Haare und graublaue Augen – durch und durch normal eben.

»Deine Ausdauer ist nicht normal«, hatte Luca mal gesagt, »und du bist härter im Nehmen als die meisten, hast Mut und Instinkt.« Aber Luca war sein bester Freund und das alles nicht richtig messbar, und so war Bjarne da nicht sicher. Sicher war dagegen, dass er nicht fliegen konnte.

Noch!

Bjarne kannte zahlreiche Theorien, wie sich diese Begabungen entwickelten, und die Somnale-Begabung-Theorie besagte, dass in jedem Einzelnen eine Begabung schlief, man musste sie nur freisetzen. Das geschah dann, wenn man die Begabung ganz dringend benötigte. Unverwundbarkeit aktivierte sich beispielsweise nicht bei einer einfachen Verstauchung, sondern wenn man von einem Zug erfasst wurde. Und die Fähigkeit zu fliegen erwachte eben bei einem Sturz aus dem Flugzeug, in eine Schlucht oder von einer hohen Brücke.

»Aber wir stürzen nicht, wir springen freiwillig«, hatte Luca am Nachmittag gesagt.

»Das weiß nur unser Kopf, und das macht nichts«, hatte Bjarne geantwortet und den Begabten-Forscher Dr. Alois Herbst zitiert. »Unseren Körper und unser Unterbewusstsein müssen wir austricksen, das reicht, denn von dort kommt die Begabung. Wenn sie in unserem Bewusstsein wäre, wären wir uns ihrer ja bewusst, oder?«

»Hä? Was?«

»Das bedeutet einfach, dass wir uns von so hoch oben fallen lassen müssen, dass es uns keinen Spaß macht, sondern Angst.«

»Tolle Theorie«, hatte Luca gemurmelt, aber er hatte nicht gekniffen, er war eben ein echter Freund.

Und darum standen sie jetzt hier auf der viel zu hohen Brücke in der Kälte und Dunkelheit. Niemand mit klarem Verstand würde hier freiwillig springen, und Bjarne hoffte, dass sein Unterbewusstsein das auch so sah. Sein Bewusstsein zumindest wollte nicht springen.

»Stell dir vor, in uns schläft eine ganz andere Fähigkeit, die aus Versehen erwacht«, sagte Luca plötzlich und lachte. »Auf dem Wasser laufen zum Beispiel, und wenn wir aufs Wasser klatschen, ist es für uns fest wie Asphalt.«

Auch Bjarne lachte. »Oder Wasser zum Kochen bringen in drei Sekunden.«

»Wasser in Gold verwandeln. Boom!«

»Auch schön. Das wäre dann die Murphy’s-Law-Theorie: Die Begabung erwacht in dem Augenblick, in dem man sie überhaupt nicht brauchen kann.«

Lucas Lachen erstarb. »Gibt’s die?«

»Klar, es gibt jede Theorie. Aber die ist wirklich nur eine Theorie, und da glauben nur Spinner dran. So was ist noch nie passiert.«

»Gut.« Luca nickte, aber er klang unsicher. »Vielleicht kannst du ja Fische magisch anlocken, wie es Die Menschliche Angel kann, und plötzlich steckst du mitten in einem Schwarm, der dich mitschleift.«

»Oder Flusskrebse, die alle nach dir schnappen …«

»Oder du verwandelst Wasser in Wein, und alle Fische sind plötzlich hackedicht.«

Sie lachten wieder laut und immer lauter, sie lachten, um ihre Angst im Zaum zu halten. Ganz vertreiben konnten sie sie nicht, und das war gut so, denn sie brauchten sie ja.

Bjarne zog die Jacke aus, hängte sie an den Fahrradlenker und hoffte, dass die Murphy’s-Law-Theorie wirklich nur Blödsinn war. Ihn fröstelte – für morgen früh waren Temperaturen um den Gefrierpunkt vorhergesagt –, trotzdem hängte er den Schal zur Jacke.

In dem Moment fing es an zu nieseln.

»Mistwetter«, kommentierte Luca und schlüpfte ebenfalls aus der Jacke.

»Ist doch gut«, widersprach Bjarne. »Je mistiger das Wetter, umso leichter tricksen wir unsere Unterbewusstseins aus.«

»Wenn du meinst.« Zweifelnd sah Luca auf sein Smartphone. Das konnte er beim Sprung ins Wasser schlecht mitnehmen. »Was ist, wenn jemand kommt, und die Handys klaut?«

»Hier kommt nachts niemand her«, sagte Bjarne, »schon gar nicht bei Regen.«

Aber dann schoben sie ihre Räder sicherheitshalber doch ins Ufergesträuch, wo sie vom Weg aus nicht gesehen wurden. Die Handys steckten sie in die Taschen der aufgehängten Jacken.

»Mann, das wird schweinekalt, wenn wir ins Wasser klatschen.« Luca kreiste die Arme, während sie zurück auf die Brücke gingen.

»Dann klatsch nicht ins Wasser, sondern flieg!«, erwiderte Bjarne. Er zitterte, und seine Angst wuchs, das war großartig.

»Pst«, zischte Luca. »Nicht, dass dich unsere Unterbewusstseins hören.«

»Tun sie nicht.« Bjarne winkte ab. »Ich habe gelesen, damit kommunizieren wir nur im Schlaf und unter Hypnose.«

Luca nickte, aber das war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. »Und wenn eine andere Begabung in mir schlummert?«

»Kommt auf die Begabung an. Wenn du fast ersäufst und es ist die Fähigkeit, unter Wasser zu atmen, dann wird sie freigesetzt.«

»Und wenn nicht?«

»Dann solltest du schnell auftauchen.« Bjarne lachte, aber der Gedanke machte ihm trotzdem Angst. »Wenn du feuerresistent bist, dann …«

»Bin ich nicht«, unterbrach Luca ihn. »Hab’s ausprobiert.«

»Stimmt, autsch.« Bjarne erinnerte sich an die roten Narben auf Lucas Unterarm.

»Ja.« Luca legte die Hände auf die Brüstung. »Unter Wasser atmen wäre was. Dann könnten wir im Meer nach Schätzen tauchen oder mit Delfinen schwimmen.«

»Ja. Aber ich würde trotzdem lieber fliegen.«

»Ich würde jede Begabung nehmen«, flüsterte Luca, und Bjarne wusste weshalb.

Vor zwei Jahren war Luca beim FC Augsburg ganz knapp aus der U13 aussortiert worden und beim Probetraining von 1860 München ebenso knapp durchgefallen, weil er mit Fieber und viel zu nervös angetreten war. Damit bekam er keinen Platz im Sportinternat, und damals hatte er Bjarne gestanden, dass er nicht mehr daran glaube, es als Profifußballer zu schaffen. Allen anderen gegenüber gab er sich kämpferisch und ließ sich von seinem Vater aufzählen, wer es alles ohne Ausbildung im Leistungszentrum in die Bundesliga geschafft hatte. Jahrelang hatten ihm seine Eltern eingetrichtert, er sei etwas Besonderes, er könne ein Star werden, und von dem Gedanken konnten sie sich nicht mehr lösen.

Neulich war angeblich ein Späher vom FC Bayern beim Spiel gewesen, und Luca hatte so gut gespielt wie lange nicht, aber niemand war danach auf ihn zugekommen, niemand hatte angerufen.

»Bestimmt passiert das noch«, sagten alle und klopften ihm auf die Schulter, und Luca lächelte dazu, aber Bjarne wusste, dass er nicht daran glaubte.

Würde er nun eine Begabung entwickeln, müsste er im Sport nichts mehr erreichen, dann wäre er etwas Besonderes und zugleich frei vom Druck.

Fast zwanzig Jahre war es her, dass die ersten Begabungen plötzlich bei verschiedenen Kindern und Jugendlichen zwischen elf und siebzehn Jahren aufgetaucht waren. Unerklärliche Kräfte, fast wie die Fähigkeiten eines Comichelden. Schon bald traten sie in Shows auf und gingen mit Promis aus, sofern sie alt genug dafür waren. Jeder wollte mit ihnen befreundet sein. Sie bekamen jede Ausbildung und jeden Job, denn jede größere Firma wollte unbedingt einen Begabten beschäftigen – allein für das positive Image, das er mit sich brachte.

Viele Begabte wurden selbstständig und lebten davon, ein Star zu sein. Sie wurden zu ihrer eigenen Marke und hatten eine Unmenge Follower, Fans und Freunde in allen sozialen Medien. Sie wurden Influencer und gingen in die Werbung, gründeten Firmen oder produzierten Merchandise oder Geschichten mit ihnen selbst in der Hauptrolle, als Comic, Buch, Game, Hörspiel, Film oder TV-Serie.

In allen Lebensbereichen hatten es Begabte bis ganz nach oben geschafft, in Politik und Wissenschaft, in Wirtschaft und Kunst. Nur im Sport nicht, dort galt jede Begabung als Doping. Schließlich ergab ein Weitsprungwettbewerb keinen Sinn, wenn ein Teilnehmer fliegen konnte. Ein Boxkampf gegen einen Unverwundbaren auch nicht.

Wäre Luca also ein Begabter, dürfte er kein Profi mehr werden. Es nicht zu werden, wäre kein Versagen, sondern die Regel – und er wäre dennoch ein Star.

Bjarne dagegen wollte fliegen. Würde ihn das zu einem Star machen, wäre das okay, aber Hauptsache, er flog.

Langsam lehnte er sich neben Luca über die Brüstung und starrte in die Nacht. Das Holz war kalt und feucht. »Weißt du, manchmal denke ich mir: Was wäre, wenn nicht nur eine einzige Begabung in einem schläft?«

»Jeder Begabte hat nur eine Begabung«, erinnerte ihn Luca. »Keiner ist Superman.«

»Ja, ich weiß. Aber was, wenn mehrere in dir verborgen sind, von denen sich eben nur eine ausbildet? Wenn in dir die Fähigkeit zu fliegen schläft, du sie aber nie entwickelst, weil du zuerst versuchst, wie ein Schwein Trüffel zu erschnüffeln, und das auch in dir steckt? Wenn dir eine langweilige Begabung bleibt, nur weil du zu feige warst, zu springen? Davor habe ich echt Angst.«

»Mann, du bist bekloppt! Eine Begabung ist eine Begabung!« Luca schlug Bjarne die Faust spielerisch gegen die Schulter. »Du solltest mit jeder glücklich sein! Manchmal erwartest du echt zu viel vom Leben.«

»Warum zu viel? Fliegen wäre besser als Trüffelschnüffeln, oder?«

»Trüffel sind ziemlich wertvoll, glaube ich.« Luca grinste, dann stutzte er. »Moment. Wie entwickelt man das Trüffelschnüffeln nach der Somnale- Begabung-Theorie? Es gibt keine Situation, in der man ganz unbedingt Trüffel braucht, oder? In der das Leben davon abhängt. Damit ist doch die ganze Theorie unsinnig!«

»Nein, nein, dafür gibt es die Multitheorientheorie. Sie besagt, dass jede Begabung sich anders entwickelt, und dass somit die verschiedenen Theorien –«

Luca stöhnte auf. »Mann, bald gibt es mehr Theorien als Begabungen.«

»Bald?« Bjarne lachte. »Wenn du alle Ernährungstheorien mitzählst, sind es schon jetzt mehr.«

»Wie kannst du dir das nur merken?«

»Ich will einfach irgendwann fliegen können.«

Luca nickte und atmete tief ein. Unter ihnen plätscherte das Wasser.

Bjarne setzte sich auf die Brüstung und ließ die Beine auf der Flussseite baumeln. Es nieselte weiter auf ihn herab. In der Ferne klingelte sein Handy, aber das interessierte ihn nicht. Er fror, aber auch das interessierte ihn nicht, das hieß nur, dass er nicht kälteresistent war – zumindest noch nicht. »Wir müssen jetzt nur noch einen Plan entwickeln, wie wir unser Unterbewusstsein am besten austricksen. Sodass es meint, wir fallen statt springen.«

»Ich glaube, ich weiß wie.« Geschickt kletterte Luca auf den Platz neben ihn.

»Wie?«

»Ganz einfach«, sagte Luca. »So!« Und er stieß ihn ohne Vorwarnung in die Tiefe und sprang dann jubelnd hinterher.

Bjarne schrie auf und stürzte taumelnd in die Schwärze. Dann lachte er und fühlte sich plötzlich leicht und frei, mutig und voller Angst zugleich. Es ging so schnell, und doch schien alles in Zeitlupe abzulaufen. Alles fiel von ihm ab, und einen winzigen Augenblick lang fühlte er sich lebendig wie nie. Er wusste nicht, ob er die Arme an den Körper pressen sollte wie Skyblue Sky, sie ausstrecken wie Superman oder weit ausbreiten wie ein Vogel. Seit Jahren dachte er über das Fliegen nach, träumte davon, stellte es sich wieder und wieder vor, doch im entscheidenden Moment wusste er nicht, wohin mit den Armen.

Egal, dachte er, und dann mit aller Kraft: Flieg! Flieg! Flieg!

Dabei sackte er in die Tiefe. Der Wind wurde stärker und rüttelte an seiner Kleidung, vielleicht kam es ihm aber auch nur so vor, weil er stürzte.

Flieg!

Irgendwo hinter, über, neben ihm schrie Luca: »Scheißidee!«

»Flieg!«, brüllte Bjarne zurück. Schneller und schneller stürzten sie hinab.

Bitte!, dachte Bjarne. Bitte, bitte, bitte, wobei er nicht wusste, wen er hier um das Fliegen anflehte. Ich muss fliegen, ich muss einfach!

Luca lachte völlig überdreht und schrie: »Trüffelschwein!«

Bjarne wollte fluchen und seine Wut hinausbrüllen, aber es war zu spät. Er schlug auf die Wertach, und Kälte umschlang ihn. Eisiges Wasser schwappte ihm in den Mund, und sein rechtes Bein schrabbte an einem scharfkantigen Stein oder einem Stück Metall vorbei, dann wurde sein Fuß zur Seite gerissen, und stechender Schmerz durchfuhr ihn.

Kaputt, dachte er, da ist was kaputtgegangen, und er schrie, doch nur sinnloses Geblubber kam aus seinem Mund. Wasser drang hinein und in die Nase, und Bjarne schoss unvermittelt durch den Kopf: Unter Wasser atmen kannst du also auch nicht!

Er wurde herumgewirbelt und wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Luft, er brauchte Luft! Der Fuß schmerzte, die rechte Hand schlug gegen einen Stein, sofort drückte er sich ab. Wo der Stein war, war unten, dort musste er fort. Er wirbelte durch die Schwärze, mehr Wasser drang ihm in die Nase, der Schmerz breitete sich aus, Angst packte ihn, dann endlich durchstieß er die Oberfläche und schnappte japsend nach Luft.

Die Dunkelheit ließ ihn nichts sehen, und er hörte nur gedämpft. Die Ohren waren voller Wasser. Die Strömung trug ihn fort, in die Wade über dem kaputten Fuß fuhr ihm ein Krampf, und das Bein gehorchte ihm nicht mehr. Die allgegenwärtige Kälte lähmte ihn.

Irgendwo hinter ihm fluchte Luca: »Kalt! Kalt! Kalt!«

Bjarne schrie: »Mein Bein! Ich kann nicht schwimmen!«

»Wo bist du?«

»Hier!« Der Schrei wurde von Wasser erstickt, das in seinen Mund strömte, als er wieder tiefer sackte.

»Wo?« Lucas Stimme schien von weit entfernt zu kommen, sie war voller Angst.

Bjarne gurgelte irgendwas Undeutliches. Er strampelte mit den Armen und dem gesunden Bein, aber die Kälte lähmte ihn, der Schmerz, die schwere Kleidung.

»Halt durch! Ich komme!«

Weiter und weiter trieb er ab, sackte unters Wasser, kämpfte sich hoch und japste: »Hier!«

Wieder und wieder stieß er irgendetwas hervor, damit Luca ihn in der Finsternis finden konnte, aber die Wertach rauschte, und Bjarne hatte Angst, sich nicht mehr lange über Wasser halten zu können, nur noch wenige Augenblicke, die vollgesogene Kleidung hing schwer an seinem Körper, es war eine dämliche Idee gewesen, zu springen, eine dämliche Theorie, und erneut ging er unter, sackte tiefer hinab diesmal, und dann war ein Schemen bei ihm, etwas packte ihn und zog ihn hoch.

Luca!

Luca hielt ihn fest und über Wasser, er zog ihn mit sich durch die Dunkelheit. Er schnaufte und keuchte vor Anstrengung, die Kälte musste auch seine Muskeln lähmen. Bjarne versuchte, ihm zu helfen, aber der Schmerz war zu groß.

Endlich spürten sie Grund unter den Füßen und fanden Halt. Aneinandergeklammert kämpften sie sich voran und erreichten zitternd und wankend das Ufer, Bjarne auf einem Bein hüpfend. Langsam löste sich der Krampf.

»Danke«, keuchte Bjarne und würgte das letzte Wasser heraus. Trotzdem hatte er das Gefühl, drei Liter Wertach und zwei Fische geschluckt zu haben. Als er versuchte, mit dem verletzten Fuß aufzutreten, durchzuckte ihn ein Schmerz, der ihn aufschreien ließ. Er taumelte und landete im Uferbewuchs, bevor Luca ihn halten konnte.

»Vorsicht, Brennnesseln«, warnte der.

Aber das hatte Bjarne schon herausgefunden; Hand und Gesicht juckten, und er fluchte. Reichte es nicht, dass sein Fuß kaputt war, musste er da landen, wo das Ufer nicht zu erklimmen war? So weit Bjarne sah, war der ganze Hang mit Brennnesseln überwuchert.

Luca half ihm auf.

»Und jetzt?«, stieß Bjarne hervor und nieste.

»Schnauze.« Das sagte Luca immer statt: »Gesundheit.«

Bjarne nieste noch einmal.

»Schnauze, hab ich gesagt.«

»Ich …« Und er nieste ein drittes Mal.

»Noch mal sag ich’s nicht«, sagte Luca, und dann nieste er selbst.

»Schnauze!«, rief Bjarne, und dann lachten sie trotz allem, trotz der Schmerzen, trotz der Kälte und obwohl sie keine Begabung entwickelt hatten.

»Komm«, sagte Luca und stützte ihn zwei Schritte zurück in die Wertach. Außerhalb der Reichweite der längsten Brennnesseln und Arm in Arm hinkten sie flussaufwärts zurück zur Brücke. Sie niesten abwechselnd und riefen laut: »Schnauze!«

An der Brücke gab es keine Brennnesseln, dort konnten sie hinauf.

»Meine Eltern haben Besuch, da will ich nicht anrufen«, sagte Bjarne, bevor sie den Aufstieg zu den Rädern und Handys in Angriff nahmen. »Können deine uns abholen?«

»Schlecht.«

»Schlecht oder nicht?«

»Eher nicht.« Luca sprach leise und sah ihn nicht an.

»Kein Problem«, sagte Bjarne und fragte nicht weiter; manchmal war das eben so. Kurz schloss er die Augen und versuchte zu fliegen, weil es jetzt wirklich hilfreich wäre, aber es klappte nicht. Also kletterte er mit Lucas Hilfe auf allen vieren hinauf. Luca fand trotz der Dunkelheit immer den richtigen Halt.

Oben holte Luca ihre Räder aus dem Gesträuch, und sie zogen die Jacken über die nasse Kleidung, die kalt auf der Haut klebte. Mühsam stieg Bjarne in den Sattel. Er würde eben nur mit einem Bein treten, und morgen würde er überlegen, wie er auch verletzt seine Begabung freisetzen konnte. Er würde fliegen!

Es hörte auf zu nieseln, doch der Wind frischte auf und blies ihnen eisig entgegen. Sie niesten gleichzeitig, und dann riefen sie wie aus einem Mund: »Schnauze!«

Bis zum Krankenhaus waren es sieben oder acht Kilometer.

GEBROCHEN

Nach einer halben Stunde erreichten sie völlig erschöpft das Krankenhaus. Der Regen war stärker und schwächer und wieder viel stärker geworden, und der Wind hatte mehrmals die Richtung gewechselt – nur von hinten war er nie gekommen. Bjarnes rechter Fuß pochte vor Schmerz, im linken Bein zuckten die überlasteten Muskeln. Sie sperrten die Räder auf dem Parkplatz ab, und Luca stützte ihn die Rampe hinauf zum Eingang und bis zur Anmeldung.

»Deine Karte«, verlangte die Frau hinter der Glasscheibe mit befehlsgewohnter Stimme. Sie sah ihn nur einen halben Augenblick lang an, dann wieder auf den Monitor vor ihr.

»Habe ich nicht dabei«, gestand Bjarne.

»Irgendeinen Ausweis?«

»Nein.« Er schüttelte den Kopf.

Sie seufzte, den Blick noch immer auf den Monitor geheftet. »Weißt du, wo du versichert bist?«

»Bei meiner Mutter.« Er nannte die Krankenversicherung, und da er hier geboren war, fand die Frau ihn in ihrem System. Sie fragte, ob die Adresse noch stimme, und er nickte.

»Und ist deine Mutter auch hier?«

»Nein, daheim.«

»Ich nehm dich auf, aber …« Sie sah ihn an, dann Luca, dann wieder ihn. Es war, als würde sie sie erst jetzt richtig wahrnehmen. »Wie seid ihr hergekommen? Er hat doch auch keinen Führerschein.«

Bjarne nuschelte: »Mit dem Rad.«

»Dem Rad?« Sie wirkte entsetzt. »Mit deinem Fuß?«

»Was hätten wir tun sollen? Ich hatte keinen Empfang, um jemanden anzurufen«, log er.

»Dann ruf jetzt deine Mutter an. Auf der Stelle. Hier haben wir Empfang.«

Bjarne tat es auf dem Weg zum Wartesaal. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sich das Radfahren von der Wertach hierher komplett sparen können.

»Alles in Ordnung?«, meldete sich Ma besorgt, weil sie immer dachte, es sei was passiert, wenn er anrief. Im Hintergrund hörte er vergnügte Gespräche und ein Lachen.

»Das meiste«, sagte er und versuchte, möglichst fröhlich zu klingen, damit sie kein Drama aus der Verletzung machen würde. »Beide Arme, der Kopf, der Körper und anderthalb Beine.«

»Was?« Sie wirkte verwirrt. »Hast du getrunken?« Nun wirkte sie erst richtig besorgt, das war wohl nach hinten losgegangen.

Die vergnügten Gespräche verstummten abrupt.

»Nein.«

»Wo bist du?«

»Im Krankenhaus, aber es ist …«

»Was?«, unterbrach sie ihn.

Leise hörte er Pa fragen: »Wo ist er?«

»Im Krankenhaus«, sagte Ma.

»Ist halb so wild«, wiegelte Bjarne ab, aber dann nieste er laut.

»Was hast du, Schatz?«, fragte Ma drängend.

Er nieste wieder.

»Oh, Gott! Ist es eine Lungenentzündung?«

»Was? Nein. Das war nur ein Niesen.«

»Red keinen Unsinn!«, rief Pa; Ma musste den Lautsprecher angeschaltet haben. »Wegen eines einfachen Niesens kommt man doch nicht ins Krankenhaus.«

»Nein«, bestätigte Bjarne.

»Also wo bist du dann?«

»Im Krankenhaus«, rief er verzweifelt. »Wegen meines Fußes. Er …«

»Was ist mit deinem Fuß?«, unterbrach Ma ihn erneut.

»Wahrscheinlich gebrochen.«

»Gebrochen?« Das Wahrscheinlich hörte Ma nicht, das hörte sie nie.

»Wahrscheinlich.«

»Was ist passiert?«

»Ich … Später, ich muss gleich zum Röntgen«, log er. »Kannst du bitte kommen und meine Versicherungskarte mitbringen?«

»Natürlich kommen wir«, sagte sie.

»Einer reicht. Ihr müsst den Besuch deswegen nicht rauswerfen.«

»Wir kommen beide«, sagte sie noch einmal mit Nachdruck.

Er seufzte und beendete das Gespräch. Dann ging er ins Wartezimmer, wo nur zwei Männer und eine Frau warteten, die zwei Männer gemeinsam, die Frau an der gegenüberliegenden Wand.

»Guten Abend«, sagte er leise, und sie grüßten knapp zurück. Dann kümmerte sich wieder jeder um sich selbst.

Der verlassene Flur mit den leichenblassen Wänden und den hell gerahmten Landschaftsbildern erinnerte Bjarne an einen Horrorfilm, den er neulich heimlich gesehen hatte. Darin war es um verfluchte Bandagen gegangen, die sich nachts selbstständig um schlafende Patienten wickelten, sie erstickten und als lebende Mumien auferstehen ließen, die eine Nachtschwester opfern wollten, um den Geist eines toten Pharaos in einem morphiumsüchtigen Chirurgen auferstehen zu lassen, weil der als Kind im Italienurlaub einen Käfer aufgespießt hatte, bei dem es sich um einen Heiligen Pillendreher gehandelt hatte. Ziemlicher Schrott und voller Plotlöcher, aber die Effekte waren okay gewesen. Er hatte es geschaut, weil Jonas Karl Huber, ein Begabter aus dem Internat Hohenfels, einen angehenden Krankenpfleger spielte, der alle rettete. Seine Begabung bestand darin, jederzeit und an jedem Ort die exakten Himmelsrichtungen bestimmen zu können, und so hatte er sich Compass genannt.

Weltweit gaben sich viele Begabte einen Begabtennamen, meist einen englischen, weil das an die berühmtesten Superhelden erinnerte und international war; und sie wollten sich international vermarkten.

Einer der Männer wurde zur Ärztin gerufen und Bjarne zeitgleich zum Röntgen geschickt. In der engen Umkleidekabine zog er die Schuhe, Socken und nasse Hose aus, dann ging er durch die andere Tür ins Röntgenzimmer. Eine nette Krankenschwester mit Augenringen und verrutschtem Namensschild begrüßte ihn knapp und bat ihn, sich auf einen glatten Tisch mit beige spiegelnder Oberfläche zu setzen. Anschließend positionierte sie Bjarnes ausgestreckten Fuß vorsichtig unter der Kamera, die von der Decke hing und wie eine große SF-Strahlenkanone aussah.

»Nicht bewegen und …«, fing sie an, dann stutzte sie. »Dein Hemd ist pitschnass. Wie lang warst du im Regen draußen?«

»Ich war in der Wertach.«

»Wieso das denn?«

»Nicht freiwillig. Ich bin gestürzt.« Er deutete auf das Bein. »Darum bin ich hier.«

»Na gut«, sagte sie, und dann: »Nicht bewegen.« Sie verließ den Raum und machte die Aufnahme. Als sie zurückkam, brachte sie Bjarne einen dicken Krankenhausbademantel mit. »Zieh den an. In der nassen Kleidung holst du dir noch den Tod.«

»Danke.« Er zog die Nase hoch, weil seine Taschentücher in der Hose im Umkleideraum waren – und sowieso durchnässt. »Kann mein Freund auch einen haben? Ich will nicht, dass er sich den Tod holt.«

»Er ist auch in die Wertach gefallen?«

»Nein. Er ist gesprungen und hat mich rausgeholt.«

»Guter Freund.« Die Schwester lächelte.

»Der beste.«

Als Bjarne im Bademantel und auf Krücken zurück in den Warteraum ging, hatte er einen zweiten Bademantel über der Schulter und die nassen Klamotten in einer Plastiktüte an einer Krücke hängen. Die Tüte schlingerte beim Humpeln hin und her wie eine Glocke, sodass er nur schwer das Gleichgewicht halten konnte.

Vor Luca standen Bjarnes Eltern, sie schienen gerade gekommen zu sein.

»Ich habe doch gesagt, einer reicht«, sagte Bjarne, und sie wirbelten herum.

»Was ist passiert?«, rief Pa aufgeregt. In seinem kurzen dunklen Haar glänzten Regentropfen, die schwarz geränderte Brille war ihm ein Stück die Nase hinabgerutscht, wie so oft. Er hielt die Hände irgendwie in die Luft, weil er wieder einmal nicht wusste, wohin mit ihnen; auf die Idee, sie einfach in die Tasche zu stecken, kam er nie.

»Geht es dir gut?«, fragte Ma zugleich. Sie schien ihn umarmen zu wollen, wusste aber wegen der Krücken nicht, wie.

»Hätte schlimmer kommen können«, versuchte Bjarne sie zu beruhigen und warf Luca den Bademantel zu. Er warf zu kurz, sodass der Mantel zu Boden fiel. »Sorry.«

»Kein Problem.« Luca hob den Mantel auf und nieste.

Bjarne sagte: »Schnauze.«

»Bjarne!«, stieß Ma hervor und schüttelte den Kopf.

»Mensch, Ma, das ist doch nur Spaß.«

»Danke«, antwortete Luca zur Bestätigung.

Der Mann und die Frau im Wartezimmer tippten weiter auf ihre Handys ein oder scrollten, aber sie taten es so konzentriert, dass Bjarne glaubte, sie würden eigentlich ihnen zuhören.

»Was ist denn nun passiert?«, hakte Pa nach.

»Lass den armen Jungen sich doch erst einmal setzen«, verlangte Ma.

Und Bjarne setzte sich, während Luca auf die Besuchertoilette verschwand, um sich umzuziehen.

»Ich bin in die Wertach gestürzt.«

»Oh, Gott!« Ma riss die Augen auf und schlug die Hand vor den Mund.

»Wie das?«, fragte Pa. Er wollte es einfach immer ganz genau wissen. Fakten, Statistiken, Zahlen und Ordnung waren sein Leben. »Doch nicht mit dem neuen Rad? Ist es kaputt?«

Ma sah Pa ungehalten an und schüttelte den Kopf. »Wie kannst du jetzt bloß an das Rad denken? Das ist nur ein Ding.«

»Dem Rad geht’s gut«, versicherte Bjarne schnell, bevor die beiden sich noch in die Haare kriegen würden. Und er erzählte, dass Luca und er sich auf das Brückengeländer gesetzt hätten, um zu reden, und dann sei er plötzlich abgerutscht und gefallen.

»Oh, Gott«, sagte Ma wieder.

»Ohne Handy?« Pa war misstrauischer. »Wann legst du das schon freiwillig ab? Und warum ist deine Jacke dann nicht nass und schmutzig, nur die andere Kleidung?«

»Ich hatte sie ausgezogen.«

»Wer zieht bei so einem Wetter die Jacke aus, um sich auf ein Brückengeländer zu setzen? Hast du getrunken?«

»Nein!«, wehrte Bjarne entrüstet ab. »Das hat Ma doch schon gefragt!«

»Hauch mich an!«