Das Evangelium des fliegenden Spaghettimonsters - Bobby Henderson - E-Book

Das Evangelium des fliegenden Spaghettimonsters E-Book

Bobby Henderson

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Beschreibung

Am Anfang war die Nudel – und Bobby Henderson ist ihr Prophet

Eine fulminante Satire über religiösen Dogmatismus und die Evolutionstheorie.

Zahllose Menschen sind überzeugt zu wissen, wer die Welt erschuf und unsere Geschicke lenkt: Es ist das Fliegende Spaghettimonster. Die Glaubenssätze seiner Anhänger sind klar und überzeugend: Der Pastafarianismus steht für alles, was gut ist. Was lehnt er ab? Alles, was nicht gut ist. Und es ist ein Glaube, der sich im Einklang mit der Wissenschaft befindet. Ob Evolution, Schwerkraft oder globale Erwärmung – das vorliegende Evangelium hält für alles eine bestechend logische Erklärung bereit.

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Seitenzahl: 198

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Bobby Henderson

Das Evangeliumdes Fliegenden Spaghettimonsters

Aus dem Amerikanischenvon Jörn Ingwersen

Buch

Wenn man sich unsere Erde, das Universum und den ganzen Rest genau betrachtet, ist eines offensichtlich: Das alles kann nicht zufällig entstanden sein. Von der Entstehung des Menschen bis zu den Geheimnissen der Schwerkraft offenbart sich hier der Plan einer höheren Intelligenz. In anderen Worten: Hier waltet ein brillanter Schöpfer. Doch wer ist dieses geniale Wesen? Es ist das Fliegende Spaghettimonster.

Das vorliegende Evangelium enthält alle Details zur Lehre des FSM, einen Führer durch die Feiertage, eine Geschichte der Irrlehren und der entscheidenden Momente der FSM-Historie, des Weiteren zahlreiche unwiderlegbare Gottesbeweise, dazu »Die Heilige Nudel« inklusive der Schöpfungsgeschichte und der Zehn Gebote – genauer gesagt der Acht »Am Liebsten Wäre Mirs« – und vieles mehr, was eine Religion heutzutage braucht. Für Zweifel bleibt kein Platz mehr: Das Fliegende Spaghettimonster ist der wahre Schöpfer, und der Pastafarianismus ist wohl die beste Religion, die es je gab.

Autor

Bobby Henderson ist Ende zwanzig und lebt in Corvallis, Oregon. Er hat einen Studienabschluss in Physik und arbeitet momentan als Vollzeitprophet. Seine religiöse Berufung erhielt er, als ihm das Fliegende Spaghettimonster erschien und sich ihm als Schöpfer des Universums zu erkennen gab. Sofort verfasste Bobby Henderson einen Brief an die Schulbehörde von Kansas und bat darum, neben der Evolutionslehre und der Theorie vom »Intelligent Design« auch den FSMismus in den Unterricht aufzunehmen. Leider blieb das Schreiben unbeantwortet. Daraufhin veröffentlichte Bobby Henderson den Brief auf seiner Website und hörte bald von anderen Pastafariern. Mittlerweile schätzt man, dass weltweit 30 Millionen Menschen die Nudeligen Anhängsel des Fliegenden Spaghettimonsters gespürt haben.

Mehr zum Fliegenden Spaghettimonster finden Sie unter:

www.venganza.info und www.venganza.org

Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »The Gospel of the Flying Spaghetti Monster« bei Villard Books, an imprint of The Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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1. Auflage

Taschenbuchausgabe Dezember 2008 Copyright © der Originalausgabe 2006 by Bobby Henderson Copyright © deutschsprachigen Ausgabe 2007 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagillustration: Copyright © Bobby Henderson Piratenfisch-Design © by Niklas Jansson AB · Herstellung: Str.

eISBN: 978-3-641-18222-9V001

www.goldmann-verlag.de

www.randomhouse.de

Am Anfang war das Wort,und das Wort war »Arrrgh!«

PIRATICUS 13:7

Inhaltsverzeichnis

Buch und AutorCopyrightAnmerkung - Ein Brief von Bobby HendersonHIER IRRT DIE WISSENSCHAFT
Die Notwendigkeit alternativer TheorienEin alternativer BlickwinkelAuf dem Weg zur neuen SuperScienceEvolution – was steckt dahinter?
Eine nähere Betrachtung der natürlichen AusleseVom Piraten zum MenschenDie Evolution wird sexyDie SpaghettigottheitFSM und die anderen Religionen
Eine alternative VisionDas FSM und die Schöpfungsgeschichte – eine unmögliche Allianz
Die Kontroverse: Kollegiale RückendeckungWenn nicht Es, wer dann?Unwiderlegbare Beweise
Kommunionstest
InhaltHintergrundMethodeErgebnisseAddendum
Die einheitliche Spaghettifeld-TheorieWeitere Beweise
Leben auf dem CampusGeld
Kiwis: flugunfähig?
Mit dem Müllwagen über die Klippe
ERKLÄRUNG DES PASTAFARIANISMUS
Eine kurze Weltgeschichte
Vor fünftausend Jahren: der BeginnVor zweitausendfünfhundert Jahren: die goldene Zeit der Piraten1700 bis heute: von Pasta und Piraten
Entscheidende Momente der FSM-HistorieBobby antwortet auf die Großen FragenWWEPT?
1. EIN PIRAT WÜRDE GROG TRINKEN.2. EIN PIRAT WÜRDE SICH EINEN PAPAGEI ZULEGEN3. SUCHEN SIE SICH EINE RÄUBERBANDE4. KÖNNEN SIE KEINS KLAUEN, BAUEN SIE SICH EINS5. SUCHEN SIE SICH EIN WEIB!6. IM ZWEIFEL PLÜNDERN!7. ARRRGH!!!
Die Heilige Nudel
Der erste Tag: das LichtDer zweite Tag: die FesteDer dritte Tag: das PflanzenreichDer vierte Tag: Sonne, Mond und SterneDer fünfte Tag: Der UrknallDer Olivengarten EdenDie SintflutDer Turmbau zu DönerMoseyDie Acht »Am Liebsten Wäre Mirs«
Eine Geschichte der Irrlehren
AristotelesLeonardo Da VinciGiordano BrunoCharles DarwinJohn Scopes: das Äffchen der Amerikanischen BürgerrechtsunionDolly, das Schaf: »Sie war eine Hure!«
PROPAGANDA
Ein Führer durch die Pastafarianische Propaganda
Die Verbreitung seiner BotschaftInteraktion mit Gläubigen anderer ReligionenBobbys abschließende Bemerkung zu Zwergen
PamphleteBeute
Wie man seine eigene Piratenfisch-Schablone basteltWie man sich ein Ebenbild des Fliegenden Spaghettimonsters bastelt
SpendenEin Führer durch die FeiertageInstitut für Erleuchtung
Was für die Kirche der makellosen Induktion sprichtEine teleologische TheseVon Pinguinen und PastaFSM TheologebraPiraten und der GlaubeBeweise für den Großen BäckerPiraterie zur Vermeidung tropischer ZykloneLeben, Kolmogorov-Komplexität und leckere SpaghettiEin ontologischer Gottesbeweis aus dem 21. JahrhundertMathematischer Beweis für das FSMUnternehmerischer Nachweis für das Fliegende Spaghettimonster
Abschließende Worte von Bobby Henderson und seinem Team
DanksagungBildnachweisAbdruckgenehmigungen

Anmerkung

Der Pastafarianismus mag zwar die einzige Religion sein, die auf empirischen Beweisen beruht, doch sollte nicht vergessen werden, dass es in diesem Buch um Glaubensfragen geht. Aufmerksame Leser werden im Text zahlreiche Lücken und Widersprüche finden; vielleicht sogar dreiste Lügen und Übertreibungen. Diese wurden eingefügt, um den Glauben des Lesers auf die Probe zu stellen.

Hinweis zu Liliputanern1

Unsere Religion möchte niemanden kränken oder diskriminieren, besonders nicht die Zu-Kurz-Geratenen, die – wenn man sie provoziert – aus heiterem Himmel auftauchen und über einen herfallen können. Zur Sicherheit regen wir Folgendes an:

Um zu verhindern, dass kleine Leute böse werden, schlagen wir vor, dieses Buch ganz oben ins Regal zu stellen.

Lieber Freund,

willkommen in der wunderbaren Welt der Religion!

Jetzt ist die beste Zeit für Glaubensbekenntnisse – Politiker führen Kreuzzüge, Nationen führen Gotteskriege, und die Wissenschaft2 verkümmert. Umwälzungen dieser Art bergen ungeheure religiöse Möglichkeiten, wie wir sie seit der Reformation nicht mehr gesehen haben … zumindest nicht, seit sich die Verfolgten Europas auf Schiffe flüchteten, um sich zu dem großen Demokratie-Revival zu versammeln, das heute als »Vereinigte Staaten von Amerika« bekannt ist.

Vor diesem Hintergrund würden wir Ihnen gern die »Kirche vom Fliegenden Spaghettimonster« (FSM) etwas näherbringen. Wir möchten Ihnen alles über unseren Himmel erzählen. Wir möchten sehen, wie Ihnen die Sachen stehen, die Es für uns ausgesucht hat: die Kluft der Piraten. Wir möchten, dass Sie den Freitag als den von Ihm erwählten Feiertag genießen. Vorher jedoch sollten Sie etwas mehr über uns erfahren.

Wofür stehen wir? • Alles, was gut ist.Was lehnen wir ab? • Alles, was nicht gut ist.

Klingt doch okay, oder? Ganz so einfach ist es natürlich nicht, und aus diesem Grunde brauchen wir ein Buch. Hat nicht jede Religion ihr eigenes Buch? Die Juden haben die Bibel (Das Alte Pergament), die Christen auch (Das Neue Pergament), die Moslems haben den Kormoran, die Buddhisten das Bananarama, die Hindus den Hindukusch, die Sufis das Soufflé, die Donaldisten ihre Sammlung Micky-Maus-Hefte. Wäre das hier ein Manifest, ein Pamphlet, ein Flugblatt, ein Artikel oder irgendein Verwirrter, der an der Straßenecke steht und predigt, würden Sie, verehrter Leser, den FSMismus3 möglicherweise für einen miesen, kleinen Kult unter vielen halten. Wir sind jedoch kein Kult. Momentan sind wir eher eine kleine, feine Qualitätsreligion, und dieses Buch kann es ohne weiteres mit allen anderen aufnehmen – zumindest was die gnadenlose Plausibilität angeht, wenn nicht sogar hinsichtlich literarischer Finessen und revanchistischer Enthauptungen und Entleibungen. Je mehr Sie über uns erfahren, desto eher werden Sie überzeugt sein: Das Fliegende Spaghettimonster ist der wahre Schöpfer, und FSMismus möglicherweise die beste Religion. Die. Es. Je. Gab.

Jetzt kommen Sie schon – probieren Sie es einen Monat! Bei Nichtgefallen nimmt Ihre alte Religion Sie höchstwahrscheinlich wieder auf. Außer vielleicht die Donaldisten, deren Gefühle sehr schnell verletzt sind.

RAmen.

BOBBY HENDERSON

Prophet

HIER IRRT DIE WISSENSCHAFT

Bildung bedeutet auch, die Menschenmit unterschiedlichen Lehrmeinungen zu konfrontieren.

GEORGE W. BUSH, heimlicher Pastafarianer

Die Notwendigkeit alternativer Theorien

Die Wissenschaft steckt in der Krise. Seit Jahren versucht das wissenschaftliche Establishment, ein schmutziges, kleines Geheimnis zu wahren. Dass nämlich zahllose unbewiesene Theorien den Menschen als Tatsachen präsentiert werden. Dank des heroischen Einsatzes einer Handvoll tief schürfender Denker weht nun der frische Wind der Wahrheit übers Land.

Nehmen wir die Evolution. Den Fürsprechern des »Intelligent Design« muss man zugute halten, dass sie zu Recht argumentieren, ihre alternative Theorie verdiene dieselbe Aufmerksamkeit wie die der Evolution, da schließlich beide unbewiesen sind. Nicht nur die Evolutionstheorie steht auf tönernen Füßen.

Es kommt einem doch merkwürdig vor, dass lediglich die Evolution als »blanke Theorie« gilt, obwohl doch so viele wissenschaftliche Ideen reine Spekulation sind und trotzdem als Tatsachen verkauft werden. Aber die Einwände gegen die Evolutionstheorie machen eines deutlich: Man muss alternative Theorien lehren, um jungen Menschen eine breite Wissensbasis mit auf den Weg zu geben. Als schlagendes, absolut legitimes Argument führen die Kreationisten an, dass eine Theorie so gut wie die andere ist, solange sich keine davon beweisen lässt.

Betrachten wir die Schwerkraft, also die Anziehungskraft, die physische Massen auf einander ausüben. Wir wissen manches über ihre Wirkung und Eigenschaften, aber rein gar nichts über ihre Ursache. Warum ziehen sich Massen gegenseitig an? Bis wir eine beweisbare Antwort auf diese Frage gefunden haben, ist es unverantwortlich, Studenten etwas beizubringen, das reine Theorie ist. Wollen wir uns jedoch mit der Schwerkraft beschäftigen, scheint es nur vernünftig, allen Theorien ein gleiches Maß an Aufmerksamkeit zu widmen, da sie allesamt bisher weder bewiesen noch widerlegt sind. Ich behaupte hiermit in aller Form, dass hinter dieser sonderbaren und oftmals missverstandenen Kraft das Fliegende Spaghettimonster steht.

Was, wenn Es uns in Wahrheit mit seinen Nudeligen Anhängseln auf die Erdoberfläche drückt? Vergessen Sie nicht, dass Es unsichtbar und selbst mit Hilfe modernster Messverfahren nicht aufzuspüren ist. Es wäre also theoretisch möglich. Und da die schwerkraftmäßige Macht des Spaghettimonsters bisher nicht widerlegt wurde, ist sie sogar in höchstem Maße wahrscheinlich. Wir können nur vermuten, was Seine Motive sein mögen. Aber es wäre doch logisch, davon auszugehen, dass Es schon Seine Gründe haben wird, wenn Es sich solche Mühe macht. Möglicherweise möchte Es verhindern, dass wir von der Erde ins All entschweben. Oder vielleicht macht es Ihm einfach nur Spaß, uns anzufassen. Wir werden es vielleicht nie erfahren.4

Es mag wohl stimmen, dass wir keine empirischen Beweise für diese Theorie haben. Bedenken Sie jedoch den Präzedenzfall, den die Anhänger des Intelligent Design geschaffen haben. Nachprüfbare Beweise sind demnach nicht erforderlich, wenn man eine neue Theorie in den Lehrplan aufnehmen möchte. Es genügt schon, die etablierte Theorie leise anzuzweifeln. Im erwähnten Beispiel der Schwerkraft findet sich nirgends ein Hinweis auf die Quelle dieser Kraft. Man präsentiert lediglich etwaige Auswirkungen. Ich gehe also davon aus, dass die FSM-Theorie zur Frage der Erdanziehungskraft schon sehr bald Einzug in die anerkannte Wissenschaft halten wird, und zwar mit einem Minimum an bürokratischem Unsinn und ohne sinnlose Gutachten so genannter Experten.

Um weitere Belege für den wahren Grund der Erdanziehung zu finden (nämlich dass Seine Nudeligen Anhängsel uns am Boden halten), müssen wir uns nur historische Aufzeichnungen ansehen. Vor zweitausend Jahren betrug die Durchschnittsgröße des Mannes etwa 1,70 m, heute liegt sie bei 1,78 m. Für sich allein betrachtet mag diese Information sinnlos erscheinen, doch gewinnt sie an Bedeutung, sobald wir sie im Zusammenhang mit der Weltbevölkerung betrachten. Die Menschen – offensichtlich kopulationsfixiert – haben sich im Lauf der Jahre erheblich vermehrt. Kontra-intuitiv stellen wir fest, dass eine kleine Population mit kleineren Menschen korreliert, die größere Population dagegen mit größeren Menschen.5 Dieser Umstand ergibt nur im Licht der FSM-Schwerkraft-Theorie einen Sinn. Da heutzutage mehr Menschen auf der Erde leben, stehen pro Exemplar weniger Nudelige Anhängsel zur Verfügung, sodass jeder von uns weniger Berührung und damit weniger Druck auf die Erdoberfläche erfährt. Aufgrund dieses geringeren Drucks wiederum sind wir gewachsen.

Offensichtlich erfuhr der Urmensch erheblich mehr Nudelige Berührung als sein moderner Nachfolger.

Wir können davon ausgehen, dass der Mensch durch weiteres Bevölkerungswachstum und somit abnehmende Erdanpressung durch das FSM immer größer werden wird. Entsprechend steht zu erwarten, dass eine weltweite Seuche die Verringerung unserer Durchschnittsgröße nach sich ziehen dürfte. Dieses Phänomen lässt sich mit Hilfe historischer Aufzeichnungen belegen. Wir stellen fest, dass es in Gegenden, in denen es zu gesundheitlichen Schieflagen kommt, auch kleinere Menschen gibt – ein entscheidender Beweis dafür, dass die Theorie stimmig ist.

Niemand behauptet, dass die FSM-Theorie der Schwerkraft unbedingt wahr sein muss. Aber zumindest steht sie auf einem soliden wissenschaftlichen Fundament und ist so glaubhaft, dass sie gemeinsam mit anderen unbewiesenen Theorien in den Lehrplan aufgenommen werden könnte. Bis die momentan verbreitete Gravitationslehre – als »Newtonsches Gesetz« bekannt – bewiesen wird, sollten auch Alternativen unterrichtet werden.

Die in ungewöhnlicher Höhe angebrachte, prähistorische Höhlenmalerei führt man auf den natürlichen Schutz zurück, den Höhlen vor Seinen Nudeligen Anhängseln boten.

Ein alternativer Blickwinkel

Offener Brief von

Ferris P. Longshanks, County Sheriff, Mitglied im Schulbeirat, BesorgterBürger

Mal ehrlich, liebe Mitbürger: Ich verstehe überhaupt nicht, was der ganze Aufstand soll. Wir behaupten doch nicht, dass die biblische Schöpfungsgeschichte wahrer wäre als die Idee von der Evolution oder sonst irgendeine unausgegorene Entstehungstheorie. Wir wollen den Menschen doch nur die Wahl lassen.

Ist das nicht das Fundament Amerikas?

Republikaner oder Demokrat McDonald’s oder Burger King Woolworth oder Wal-Mart Coke oder Pepsi

Und noch etwas, das man bedenken sollte:

Der Liebe Gott, unser Herr und Hirte oderEwige Verdammnis in der Hölle

Letztlich ist es gar nicht so wichtig, wofür man sich entscheidet, schließlich sind wir alle Amerikaner. Ein echter Amerikaner aber wird für sein unveräußerliches Recht auf Entscheidungsfreiheit einstehen – und zwar mit allen Mitteln. Was sind denn Völker ohne freie Wahl? Kommunisten! Und dennoch gibt es Leute, die der Öffentlichkeit eine offene und ehrliche Diskussion über »Intelligent Design« vorenthalten wollen, über ein wissenschaftliches Konzept, das so klar und logisch ist, dass es sowohl Baptisten als auch intellektuell anspruchsvolle Motorsportfans anspricht.

Angesichts solcher Scheinheiligkeit kann ich nur den Kopf schütteln.

Zugegeben – wir haben es hier mit umstrittenen Themen zu tun. Und auch vernunftbegabte Menschen sind sich in der Frage nicht einig, ob wir das Leben einem wohlmeinenden, allwissenden Schöpfer zu verdanken haben (Theorie des Intelligent Design und Kreationismus) oder einem willkürlichen, herzlosen Machtkampf, allgemein bekannt als »Überleben des Stärkeren« (Evolutionstheorie).

Erlauben Sie mir die Verwendung einer schlichten Analogie, um diese beiden Versionen der Schöpfung zu erklären:

Nehmen wir an, Sie wollen einen dieser beliebten neuen Flat-screen-Fernseher kaufen. Gemäß den konkurrierenden Theorien von Intelligent Design und Evolution könnten Sie diesen Fernseher auf zwei sehr unterschiedliche Weisen erwerben:

Sie könnten mit einigem Recht davon ausgehen, dass die Schöpfer bei Sony, Toshiba und Sharp aktiv damit beschäftigt sind, neue und bezahlbare 42-Zoll-High-Definition-Flatscreen-Fernseher herzustellen, die dann verpackt und zum nächsten Wal-Mart gekarrt werden, damit Sie ihn dort kaufen können. Oder …Sie könnten ein paar Millionen Jahre darauf warten, dass sich ein neuer Flatscreen-Fernseher spontan entwickelt, und zwar in einer »Ursuppe«, die aus Schlamm, DNA und Ersatzteilen für Fernsehgeräte besteht. Wenn das endlich geschieht, könnten Sie versuchen, Ihren neuen Fernseher aus dem Sumpf zu zerren und in Ihr Haus (wohl eher Ihre Höhle) zu schleppen, bevor ein Fremder vom nächsten Baum hechtet, Sie und Ihre Kinder erschlägt und Ihre Frau mit seinem Samen befruchtet.

Wie Sie sehen, ziehen beide Theorien dramatische, gesellschaftliche Konsequenzen nach sich. Ich behaupte nicht, dass ein Szenario plausibler ist als das andere, möchte aber darauf hinweisen, dass die Option des Intelligent Design zuerst da war. Der Fairness halber muss ich einräumen, dass bei der Evolution (der natürlichen Auslese) Ihre Frau von einem Mann vergewaltigt wird, der auf einem Baum wohnt. Beide Theorien bieten also eine ganz eigene Herausforderung.

Wenn Sie über die Alternativen nachdenken, sollten Sie überlegen, welche eher zu Ihrem Lebensstil passt. Und fragen Sie sich bitte auch, von wem die jeweiligen Argumente eigentlich vorgebracht werden:

Die Kreationisten haben diverse Wissenschaftler aufzubieten, die ihre Thesen vertreten – tapfere Männer, die bereit sind, sich beim Namen nennen zu lassen. Sicher haben Sie die heldenhaften Fürsprecher des Intelligent Design schon in Ihrem Fernseher gesehen – der im Übrigen, wie wir mit Sicherheit annehmen dürfen, von Ingenieuren entworfen und im Laden erworben wurde. Ein weiterer Beweis. Sie wurden Zeuge, wie diese Männer auf bösartige Weise von juristischen Aktivisten, liberalen Medien und einem gewissen Bobby Henderson attackiert wurden.

Doch wo sind die Männer der Wissenschaft, die im Namen der Evolution sprechen? Mehrere Wissenschaftler wurden zur Verteidigung der Evolutionstheorie zitiert, doch betrachten wir sie näher, wird ein verstörendes Muster erkennbar. Namen wie Darwin, Einstein, Carl Sagan, Stephen Jay Gould, Ernst Meyer und zahlreiche andere Wissenschaftler, von denen fünfundneunzig Prozent der Bevölkerung noch nie gehört haben, werden uns als Männer verkauft, die von der Evolution überzeugt waren. Und doch haben Sie noch nie gesehen, dass einer dieser so genannten Wissenschaftler seine Theorie verteidigt hätte. Warum?

Antwort: Weil sie alle tot sind.

Tot.

Ein bloßer Zufall? Wenn sich die pro-evolutionäre Bewegung auf tote Wissenschaftler berufen muss (denen heutzutage vermutlich etwas warm sein dürfte, wenn Sie verstehen, was ich meine), fragt man sich doch, wie gut ihre Argumente eigentlich sind. Was kommt als Nächstes? Holen sie Aristoteles (übrigens ein Homosexueller) und Ptolemäus (längst vergessen) zurück, damit sie uns erklären, die Erde sei eine Scheibe? Würde mich nicht wundern.

Wir erleben derzeit, dass Richter im Rahmen dieser hochwissenschaftlichen Diskussion ihre Gesetzestexte schwenken. Allerdings sage ich voraus, dass die gut präparierten Kreationisten unter den Wissenschaftlern dafür sorgen werden, dass den liberalen Gesetzesaktivisten der A**** auf Grundeis geht. Solche Richter sind erheblich besser dafür geeignet, gleichgeschlechtliche Ehen zu sanktionieren. Die meisten sind obendrein alt und leicht zu verwirren. Ignorieren Sie deren große Sprüche einfach, denn sie ermüden schnell.

Auch die liberalen Medien haben sich auf das Thema eingeschossen und mussten sich daran erinnern lassen, dass sie nur überschätzte Wetterfrösche mit schicken Frisuren, tiefen Stimmen und kurzen Schwänzen sind. Für Letzteres habe ich keine abschließenden Beweise, aber wenn ich mir diese Leute ansehe, bin ich mir meiner Sache ziemlich sicher. Machen Sie sich keine Sorgen um die Medien. Die verlieren das Interesse, sobald die nächste Waldbrandsaison beginnt.

Neben toten Wissenschaftlern, Gesetzesaktivisten und liberalen Medien hat sich ein Mann als Fürsprecher der Evolutionisten hervorgetan. Und wenn er auch nicht unbedingt für die Evolution spricht, so will er sich doch zumindest über die kreationistische Bewegung lustig machen. Wir wissen nur wenig über diesen Mann, der sich »Bobby Henderson« nennt. Es liegt mir fern, den ersten Stein zu werfen, doch kursieren beunruhigende Gerüchte über ihn. Im Internet habe ich gelesen, dass er gar kein Wissenschaftler ist. Außerdem berichtet eine verlässliche Quelle, er hätte hinsichtlich seiner Militärzeit nicht die Wahrheit gesagt. Man hört, er sei dreimal geschieden und schlafe in einer Gruft. Nicht alle Gerüchte sind verifiziert, doch wenn wir einem verlogenen Scheidungsfrevler, bei dem es sich möglicherweise um einen Vampir handelt, eine führende Rolle in dieser entscheidenden Debatte überlassen, kann ich für dieses Land nur um Erlösung beten.

Abschließend möchte ich zu meinem anfänglichen Argument zurückkehren: Das Volk muss die Wahl haben. Und wir dürfen nicht zulassen, dass diese linke Clique aus Wissenschaftlern, Juristen, Bobby Henderson und den Medien diese Wahl ins Lächerliche zieht. Schreiben Sie Ihren Kongressabgeordneten und fordern Sie, dass Intelligent Design an den Schulen unterrichtet wird! Schreiben Sie Ihren religiösen Führern und fordern Sie sie auf, sich an Ihre Kongressabgeordneten zu wenden! Wenn wir nicht sofort handeln, wird der Tag kommen, an dem man Medien und Justiz ihre Freiheit lässt! Sie werden dann ohne Rücksicht auf den aufgebrachten Mob agieren können. Man wird Gesetze erlassen und ihre Anwendung allein der Justiz überlassen. Die Medien werden Nachrichten verbreiten, ohne Strafandrohung fürchten zu müssen. Unverblümt gesagt: Die gottlosen Kommunisten werden endgültig gesiegt haben.

Ich frage mich, ob sie wohl Bobby Henderson zu ihrem Diktator ernennen werden.

Auf dem Weg zur neuen SuperScience

Spannende Zeiten stehen uns bevor, in denen die Forschung nicht mehr auf rein naturwissenschaftliche Erklärungen beschränkt bleibt. Wer kann schon sicher sein, dass nicht übernatürliche Kräfte am Werk sind (manche sprechen von »Magie«) und alles lenken, was um uns herum geschieht?

Unter dem Druck der Öffentlichkeit und staatlicher Organe wird unsere Wissenschaft empfänglich für Theorien aller Art – natürlich oder »übernatürlich«. Eine derart aufgeschlossene Wissenschaft gab es seit dem Mittelalter nicht mehr.

Was ist denn Wissenschaft in Wirklichkeit? Manche bezeichnen sie als empirische, deskriptive, experimentelle oder theoretische Erklärung von Phänomenen. Deswegen glauben viele Menschen, übernatürliche Theorien hätten in der Wissenschaft keinen Platz, da sie schließlich keine nachprüfbaren Behauptungen aufstellen. Eine solche Überzeugung ist jedoch kurzsichtig. Wissenschaft ist eine Sammlung von Werkzeugen, deren Sinn und Zweck es ist, der Menschheit bei Problemlösungen zu helfen. So gesehen können übernatürliche – magische, metaphysische, irreale oder sonst wie geartete – Theorien hilfreich sein. Vielleicht sogar hilfreicher als die der Naturwissenschaften, die wir in den vergangenen zweihundert Jahren angewendet haben. Sollte es nicht in unserem Interesse liegen, der Forschung so viele Instrumente wie möglich an die Hand zu geben?

Niemand sagt, dass man für sämtliche Phänomene übernatürliche Erklärungen finden muss. Aber sie sollten doch zur Verfügung stehen, wenn nichts anderes mehr geht. Oder wenn es aus politischen Gründen opportun scheint. Und vergessen wir nicht: Das ist keine neue Erkenntnis! Was allein die Zeitspanne angeht, in der die übernatürliche und unberechenbare Wissenschaft – die SuperScience, wenn man so will – angewandt wurde, so schlägt sie die konventionelle Wissenschaft um Längen. Es muss seinen Grund haben, dass es sie schon gab, bevor die Masche mit der empirischen Forschung überhaupt aufkam. Könnte es sein, dass sie sogar produktiver ist als die berechenbare?

ENTDECKTE LANDFLÄCHE

UNBERECHENBARE WISSENSCHAFT

Zeitspanne 1400–1600

14,5 Mio. km2

BERECHENBARE WISSENSCHAFT

Zeitspanne 1800–2000

0,3 Mio. km2

Man denke nur an die Entdeckung und Erschließung neuer Länder, ein wahrlich bedeutendes wissenschaftliches Unterfangen. Vergleichen wir eine Zeitspanne, in der die unberechenbare Wissenschaft die Norm war (nehmen wir die Jahre 1400–1600 A.D.6), mit einer Zeit, in der man die berechenbare Wissenschaft bevorzugte (beispielsweise die Jahre 1800–2000). Dabei zeigt sich eindeutig, wie hinderlich rein empirische Forschung sein kann.

Der Entdecker Christoph Kolumbus wurde von einer höheren Macht geleitet.

Hier zieht die berechenbare Wissenschaft bei allen technologischen Vorteilen den Kürzeren. Trotz Satellitenbildern und GPS-Navigation waren Wissenschaftler, denen die Empirie Fesseln anlegte, kaum in der Lage, auch nur lausige drei Prozent der Menge an Neuland zu entdecken, die ihre unberechenbaren Gegenspieler in einer entsprechenden Zeitspanne entdeckt hatten. Wissenschaftler und Entdecker in den Jahren 1400–1600 besaßen kaum Karten zur Navigation, nur Kompass, Jakobsstab oder Astrolabium – und außerdem keinerlei motorisierte Transportmittel. Trotz dieser Nachteile gelang es ihnen, mehr als 14 Millionen Quadratkilometer neuen, nutzbaren Landes zu entdecken. Fraglos hatte ihr Erfolg etwas mit der Bereitschaft zu tun, sich mit übernatürlichen Kräften zu befassen.

Werfen wir nun einen Blick auf die Medizin. Es mag aberwitzig klingen, wenn man behauptet, die Medizin des Mittelalters sei der heutigen überlegen. Doch betrachten wir diesen Punkt einmal näher. Die mittelalterliche Medizin war von religiösen Anschauungen beherrscht, und Krankheiten galten gemeinhin als Strafe für Sünden, sodass ihre Behandlung selten über Gebete hinausging. Man kann jedoch nicht leugnen, dass die »antiquierten« Methoden so erfolgreich waren, dass sie mittlerweile nicht mehr gebraucht werden. Der Aderlass ist bei der heutigen, angeblich so überlegenen Ärzteschaft als barbarisch verrufen. Aber wer weiß schon, ob diese Prozedur nicht besser geholfen hat als die moderne Medizin? Entsprechenden Texten aus dem Mittelalter zufolge7 sind zahlreiche Gebrechen – vom Kopfschmerz bis zum Krebs – auf böse Geister zurückzuführen. Heutzutage wissen wir natürlich, dass es vielerlei Gründe für diese Leiden gibt, nicht nur böse Geister. Doch wird aus den Texten deutlich, dass sie ein entscheidender Faktor für Krankheiten waren. Dieser Faktor existiert heute nicht mehr, da der Aderlass so durchschlagenden Erfolg hatte, dass die Geister vollständig bezwungen sind. Ähnlich wirkungsvoll kann man heute Kinderlähmung mit hoch dosiertem Vitamin C heilen. Wer dieser Argumentation nicht folgen kann, muss sich fragen lassen: Wann hatten Sie zuletzt eine von Dämonen ausgelöste Fieberattacke? Sehen Sie?