Das gefallene Imperium 6: Trügerischer Frieden - Stefan Burban - E-Book

Das gefallene Imperium 6: Trügerischer Frieden E-Book

Stefan Burban

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Beschreibung

Neunundzwanzig Jahre sind vergangen, seit Menschen und Drizil Frieden schlossen. Aus der Asche des Krieges entsteht eine Ära des Friedens. Eine Vielzahl neuer Sternennationen werden aus den Trümmern sowohl des Imperiums als auch der Drizil-Föderation errichtet. Zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern findet reger Kontakt und umfangreicher Handel statt. Die Terranisch-Republikanische Liga steigt auf und wird zum Gegenpol des Drizil-Reiches. Doch dann wird eine von Menschen und Drizil gleichermaßen bewohnte Welt Opfer einer unprovozierten Invasion ihrer Nachbarn. Das System fällt unerklärlicherweise im Handstreich. Die Drizil drohen mit Vergeltungsmaßnahmen. Die Krise beschwört die Gefahr eines neuen großen Krieges herauf. Um einen Flächenbrand zu verhindern, entschließt sich die Republik zur Intervention. Doch die Militäroperation steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Der Feind ist überraschend gut ausgerüstet und der republikanische Angriff mutiert zur Katastrophe. Eine Gruppe Legionäre schafft es trotz aller Widrigkeiten auf die Oberfläche. Verfolgt von ihren Feinden, beginnt für die Legionäre ein Kampf ums nackte Überleben. Und inmitten der blutigen Schlacht kommen sie einem düsteren Geheimnis auf die Spur, das die Machtverhältnisse endgültig kippen könnte …

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Inhalt

Prolog

Teil I. Auf in den Kampf

1

2

3

4

Teil II. Auge in Auge

5

6

7

8

9

10

11

12

Teil III. Gefährlicher Fund

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

Epilog

Weitere Atlantis-Titel

Stefan Burban

Trügerischer Frieden

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg August 2019 Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild: Allan J. Stark Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Lektorat und Satz: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-657-7 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-685-0 Dieses Paperback/E-Book ist auch als Hardcover-Ausgabe direkt beim Verlag erhältlich. Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

Prolog

Ohne Vorwarnung Freies System Dentano17. September 2886 (29 Jahre nach dem Ende des Drizil-Krieges)

Das Dentano-System befand sich auf halbem Weg zwischen dem ehemaligen terranischen Imperium und dem Drizil-Raum. Die dortige imperiale Kolonie war während des Drizil-Krieges relativ früh gefallen. Dadurch blieb ihr die umfangreichen Zerstörungen der nächsten Kriegsphasen und des späteren menschlichen Widerstands erspart.

Nach dem Friedensschluss und der anschließenden Zerschlagung sowohl der Drizilföderation als auch des menschlichen Imperiums, siedelte sich hier der Clan der Tas’Tiai-Drizil an.

Über die nächsten neunundzwanzig Jahre verschmolzen beide Völker auf diesem Planeten technologisch, politisch und gesellschaftlich und wurden eins, ganz so, wie es Carlo Rix und Taran Stuullonor vor so vielen Jahren mit den von ihnen entworfenen Waffenstillstandsvereinbarungen beabsichtigt hatten. Menschen und Drizil kamen dadurch auf Dentano zu einem neuen Verständnis füreinander. Und Wesen, die sich gegenseitig kennen und verstehen, die führen keinen Krieg gegeneinander.

Das Experiment verlief auf Dentano und Dutzenden anderen Welten erfolgreich. Das Ergebnis war eine Ära relativen Friedens für unzählige Welten, die gleichermaßen von Drizil und Menschen bewohnt wurden.

Aus diesem Grund erfolgte der Angriff auf Dentano auch für alle dermaßen überraschend. Die Invasionsflotte fiel am Rand des Systems aus dem Hyperraum. Die Schiffe verringerten ihre Geschwindigkeit gerade weit genug, dass sie außerhalb des Schwerkraftfeldes in den Normalraum überwechseln und anschließend mit maximaler Unterlichtgeschwindigkeit ins innere System vorstoßen konnten.

Die Verteidigungsflotte von Dentano bestehend aus den einhundertzehn Kriegsschiffen der Tas’Tiai und ungefähr vierzig menschlichen Einheiten reagierte sofort und ging auf Abfangkurs. Man rechnete zwar nicht mit einem Angriff, doch eine Flotte aus mehr als zweihundertfünfzig Schiffen, die ohne Vorwarnung einfiel und sowohl Kommunikation als auch Identifikation verweigerte, konnte keine friedlichen Absichten hegen. Und so machten sich Menschen und Drizil von Dentano gleichermaßen bereit, ihre gemeinsame Heimat gegen den Eindringling zu verteidigen.

Commodore Bernadette Ward setzte sich auf ihren Kommandosessel. Ihr Schiff, der Angriffskreuzer der Ares-Klasse Hasdrubal, nahm die Führungsposition des menschlichen Verbands ein und folgte ihren Drizilverbündeten dichtauf. Wards drahtige Figur saß auf ihrem Sessel, als hätte sie einen Stock verschluckt. Sie konnte nichts dafür. Das war eben ihre Art. Sie wusste, dass ihre Leute sie insgeheim die eiserne Lady nannten. Es machte ihr nichts aus, im Gegenteil, sie sah es als Ehrenmal an.

»Irgendwelche Nachrichten vom Flaggschiff?« Sie sah zur Seite. Ihr XO, Commander Barnabas Arnold, schüttelte leicht den Kopf.

»Nicht seit der Alarmierung der Flotte«, erwiderte er ernst. »Jäger des Schwarms Esran Arallantar hat alle Einheiten angewiesen, Gefechtsformation einzunehmen. Wie es scheint, hat er vor, den Gegner anzugreifen.«

Jäger des Schwarms war das Driziläquivalent eines Admirals. Der Driziloffizier Esran Arallantar war somit der ranghöchste Militärkommandant seines Clans. Da der Tas’Tiai-Clan das Gros der Verteidigungskräfte von Dentano stellte, hatten Menschen und ihre Drizilverbündeten vor langer Zeit beschlossen, dass die Drizil das militärische Oberkommando des Systems innehatten.

Ward rieb sich langsam über die blasse Narbe auf ihrer linken Wange. Sie zog sich bis unter das Kinn und endete an ihrem Halsansatz. Ward war eine Veteranin des Krieges gegen die Drizil. Die Narbe hatte sie einem der Fledermausköpfe zu verdanken, als ihr Schiff im Solsystem während der großen Offensive geentert worden war.

Sie lächelte wehmütig. Die Bezeichnung Fledermauskopf hatte sie schon lange nicht mehr verwendet, noch nicht einmal in Gedanken. Es war kaum zu glauben, wie schnell man in alte Verhaltensmuster zurückfiel, sobald wieder Lebensgefahr drohte. Dabei wusste noch niemand, um wen es sich bei dem unbekannten Eindringling handelte. Sie hatte instinktiv angenommen, es handele sich um Drizil. Dabei verspürte sie gar keine negativen Gefühle gegen die Fledermausköpfe – jedenfalls nicht mehr. Die letzten neunundzwanzig Jahre waren die angenehmsten und friedlichsten ihres gesamten Lebens gewesen.

Wards Blick fiel auf das taktische Hologramm. Die feindliche Flotte fiel mit rapider Geschwindigkeit auf den einzigen bewohnten Planeten des Systems zu. Sie seufzte.

»Das war es dann wohl mit den friedlichen Zeiten«, murmelte sie zu sich selbst.

»Skipper?«, fragte ihr XO.

Sie schüttelte den Kopf. »Ach, nichts weiter.«

Barnabas Arnold wurde abgelenkt, als weitere Daten eintrafen. Er eilte an seine Station. Mit aschfahlem Gesicht drehte er sich um. »Commodore? Der Feind hat soeben die Forschungsstation auf dem siebten Planeten zerstört. Keine Überlebenden.«

Wards Augenbrauen zogen sich wie dunkle Wolken über ihrer Nasenwurzel zusammen. Bei der Zerstörung der Anlage handelte sich um eine sinnlose Machtdemonstration. Die vierhundert dort stationierten Menschen und Drizil waren unbewaffnet und keine Bedrohung gewesen.

Barnabas Arnold studierte erneut die eingehenden Daten. »Ma’am? Wir erhalten soeben ein Datenpaket. Die Forschungseinrichtung hat es geschafft, einen Teil der feindlichen Schiffe zu identifizieren. Ich überspiele Ihnen die Daten.«

Ward beugte sich interessiert vor. Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. »Swordmaster, Gunner, Ares … Aber das sind terranische Schiffsklassen!«

Ihr XO nickte. »Das ist korrekt. Wie es aussieht, werden wir von einer menschlichen Streitmacht angegriffen.«

Ward senkte betroffen den Blick. Ihre vorgefasste Meinung bestätigte sich nicht. Es waren keine Drizil, die den Frieden von Dentano bedrohten, sondern Menschen. Kalte Wut machte sich in ihren Eingeweiden breit. Menschen, die gerade grundlos vierhundert Leben ausgelöscht hatten. Dafür würden sie bezahlen. Ward würde sie büßen lassen für ihre Arroganz und dieses Verbrechen. Für diese Zurschaustellung brutaler Barbarei.

Barnabas Arnold trat einen Schritt zurück. »Was zum Teufel machen die hier?«, fragte er in die aufkeimende Stille auf der Brücke. »Und wo kommen die her?«

Ward zuckte die Achseln. »Das können wir die Überlebenden fragen.« Sie lächelte grimmig. »Falls es welche gibt.«

In den nächsten zwei Stunden schlossen beide Verbände weiterhin frontal zueinander auf. Die Drizileinheiten schwärmten fächerförmig aus. Aufgrund ihres Reichweitenvorteils gegenüber terranischen Waffen würden sie den ersten Schlag führen können.

Gemäß den Verteidigungsplänen für das System bezog Ward mit ihren Einheiten zu beiden Flanken der Drizilformation Verteidigungsposition. Ihre Schiffe waren schneller und flexibler als Drizileinheiten. Daher waren sie geradezu prädestiniert dafür, den Gegner an etwaigen Umgehungsmanövern zu hindern.

Falls der Feind nichts Derartiges versuchen würde, befanden sich Wards eigene Einheiten in einer perfekten Position für Flankenangriffe gegen die feindlichen Linien. Dass sie verlieren könnten, daran verschwendete Ward keinen Gedanken. Ja, der Feind war zahlenmäßig überlegen. Ja, er hatte sie überrascht. Er war auf einen Kampf vorbereitet und offensichtlich auch motiviert, von entschlossen, das Ganze durchzuziehen, einmal ganz abgesehen.

Aber auf Dentanos Seite befanden sich über hundert Drizilschiffe. Wie die meisten menschlichen Sternennationen verwendete der Feind noch Schiffe aus dem Krieg von vor dreißig Jahren. Dasselbe galt für die menschliche Population auf Dentano.

Die Drizil waren terranischen Einheiten aus jener Zeit von jeher technologisch überlegen gewesen. Und die letzten dreißig Jahre waren an der militärischen Entwicklung dieser Spezies nicht spurlos vorübergegangen. Zwar verwendeten Drizil immer noch dieselben Schiffstypen wie damals, doch die Fledermausköpfe neigten dazu, ihre Schiffe immer und immer wieder zu modernisieren und zu modifizieren. Das bedeutete, die Drizilschiffe sahen zwar aus wie ihre Pendants während des Krieges, nichtsdestoweniger waren sie weit davon entfernt, mit diesen noch vergleichbar zu sein. Sie waren weitaus leistungsfähiger. Der Angreifer reizte gerade einen Gegner, der weit über der eigenen Gewichtsklasse kämpfte.

Diese Denkweise war Menschen fremd. Im Gegensatz zu den Drizil markierte ihr Fortschritt in der Schiffsbautechnik das Auf-Kiel-Legen neuer Schiffsklassen, weshalb man davon ausgehen konnte, dass die angreifenden Schiffe sich technologisch tatsächlich überwiegend auf dem Niveau des damaligen Krieges befanden.

»Uns erreicht eine Nachricht«, meldete ihr XO. »Sie geht vom feindlichen Flaggschiff aus und wird auf allen Frequenzen übertragen, sowohl in Drizilsprache als auch in menschlicher. Kein Bild, nur Audio.«

»Lassen Sie hören«, bat Ward ihren XO.

Eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme hallte über die Brücke der Hasdrubal. »An die Schiffe direkt voraus. Hier spricht Vizemarschall Norman Jeschek von der Dornhill-Allianz. Wir fordern den Drizildreck auf, sich zu ergeben. Widerstand wird nicht erfolgreich sein. Kapitulation ist für euch der einzige Weg, euer jämmerliches, nichtswürdiges Leben zu retten. Wenn ihr kämpft, werden wir euch alle ohne Gnade umbringen. Meine nächsten Worte gelten den fehlgeleiteten menschlichen Seelen, die an der Seite der Drizil kämpfen. Stellt euch nicht gegen euer eigenes Volk. Schließt euch uns an. Wir haben geschworen, nie wieder Sklaven der Drizil zu sein. Und ihr könnt das auch. Nun habt ihr die einmalige Gelegenheit, euch vom Joch der Unterdrücker zu befreien. Kommt auf unsere Seite und werdet wahrhaft frei.«

Die Übertragung endete abrupt. Ward und Arnold wechselten einen betretenen Blick. »Fanatiker«, presste ihr XO zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Ward nickte. Sie hatte bereits von Dornhill gehört. Das war eines der Nachbarsysteme von Dentano. Eine Dornhill-Allianz war ihr allerdings völlig unbekannt. Davon hörte sie zum ersten Mal. Dornhill war ein System, das seit Ende des Krieges ausschließlich von Menschen bewohnt wurde. Sie lehnten nicht nur Kontakt jeglicher Art zu den Drizil ab, sondern auch zu allen menschlichen Welten, die Kontakte zu den Drizil pflegten. Das machte es der Bevölkerung von Dornhill enorm schwierig, in der heutigen Zeit zu überleben. So gut wie alle Systeme und Sternennationen unterhielten in der einen oder anderen Art Kontakte zu den Drizil. Der Handel florierte.

Selbst die Terranisch-Republikanische Liga, eine der wenigen Sternennationen, die ausschließlich von Menschen bewohnt wurde, unterhielt außerordentlich fruchtbare Verbindungen zu einer ganzen Reihe von Drizilwelten oder -clans.

Ward war sich der Loyalität ihrer eigenen Besatzungen bewusst. Die Männer und Frauen unter ihrem Kommando waren sich im Klaren darüber, was sie ihren Drizilfreunden zu verdanken hatten. Dennoch war ein solches Angebot überaus mächtig. Es war nicht auszuschließen, dass sich der eine oder andere davon angesprochen fühlte. »Irgendeine Reaktion von unseren Schiffen?«

Ihr XO sah sie einen Augenblick mit rätselhafter Mimik an. Ihm gefiel nicht, dass sie an ihren Besatzungen zweifelte. Er überprüfte dennoch kurz die Aufstellung der menschlichen Schiffe. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Sie bleiben alle auf Position.«

Ward kam nicht umhin, etwas wie Stolz in sich aufsteigen zu spüren. Die Männer und Frauen von Dentano blieben loyal, ungeachtet dessen, ob es sich bei den Eindringlingen um Menschen handelte oder nicht. Sie drangen in dieses System ein, um den Krieg in ihre Heimat zu tragen. Und dafür würden sie mit dem eigenen Blut bezahlen.

»Drizil eröffnen das Gefecht«, erklärte Barnabas Arnold unvermittelt. Ward konzentrierte sich erneut auf das taktische Hologramm. Die Drizilschiffe stießen mehrere Salven Energietorpedos aus. Sie nickte anerkennend. Deren Reichweite war um gut fünfundzwanzig Prozent höher als während des Krieges.

Die Drizil gingen zum Dauerfeuer über. Sie schleuderten alle zwei Minuten eine Salve auf den Gegner. Erst Dutzende, dann Hunderte von Geschossen näherten sich den feindlichen Linien. Der gegnerische Kommandant konterte mit dem Einsatz der Punktverteidigungslaser. Die menschlichen Angreifer rückten näher zusammen, um ein dichteres Abwehrnetz zu erschaffen.

Die feindlichen Batterien zerstrahlten etwa vierzig Prozent der anfliegenden Geschosse. Die übrigen durchdrangen die Abwehr und hämmerten gnadenlos auf die Eindringlinge ein. Zwei Führungsschiffe des Gegners – beides Schiffe der Swordmaster-Klasse – erlitten mehrere Volltreffer mittschiffs und unter dem Bug.

Ein Behemoth-Schlachtkreuzer wurde gleich von drei Torpedos in der Antriebssektion getroffen. Die Aggregate des Schlachtkreuzers setzten flackernd aus. Das Schiff trieb von der eigenen Massenträgheit getragen auf seinem vorherigen Kurs weiter. Es wurde noch sieben Mal getroffen. Etwa zwei Dutzend Rettungskapseln und ebenso viele Fluchtshuttles verließen das angeschlagene Schiff, bevor es von einer gewaltigen Detonation in Stücke gerissen wurde.

Des Weiteren verlor die angreifende Flotte bereits in den ersten Minuten des Feuergefechts ein halbes Dutzend Korvetten, einen Begleitkreuzer, zwei Angriffskreuzer und einen Träger. Und all das, ohne dass die Verteidiger von Dentano auch nur einen einzigen Treffer hatten einstecken müssen, ja, ohne dass der Gegner auch nur einmal hatte feuern können.

Ward rümpfte die Nase. Was auch immer diese Mistkerle im Sinn hatten oder glaubten, hier verloren zu haben, die Streitkräfte des freien Systems Dentano würden sie allesamt zur Hölle schicken.

In diesem Augenblick explodierte das Führungsschiff der Drizil. Wards Kopf zuckte hoch. In schneller Folge explodierten sieben weitere Drizilschiffe. Die Drizil fielen wie die Fliegen.

»XO? Was zum Teufel geht da vor? Bericht!«, forderte sie.

Commander Barnabas Arnold konsultierte schnell die auf seiner Station eingehenden Daten. »Ich kann es nicht sagen, Ma’am. Unsere Sensoren konnten den Abschuss eines Torpedos oder einer anderen Waffe nicht registrieren.« Arnold sah auf. »Ich … ich … weiß nicht, was ich Ihnen sonst sagen soll.«

»Feindliche Einheiten erreichen eigene effektive Gefechtsdistanz«, informierte ihr taktischer Offizier sie mit monotoner Stimme. »Gegner eröffnet das Feuer!«

»Verflucht! Auch das noch.« Sie krallte ihre Hände in die Lehnen ihres Sitzes. »Abwehrmaßnahmen einleiten. PVL auf feindliche Vektoren ausrichten und Feuer frei nach eigenem Ermessen. Wir müssen den Drizil Feuerschutz geben.«

Wards Schiffe reagierten augenblicklich, indem sie sich schützend um ihre Drizilverbündeten gruppierten. Sie hoffte, die Angreifer hätten vielleicht Skrupel, auf ihre eigene Spezies zu feuern. Sie irrte sich.

Der Geschosshagel brach gleichermaßen über Drizileinheiten wie auch über Wards Geschwader herein. Die Mannschaften, die die PVL an ihren Konsolen mit Computerunterstützung bedienten, leisteten Übermenschliches, der Feind war allerdings ebenfalls beileibe kein Anfänger. Ward verlor in weniger als vierzig Minuten fast dreißig Schiffe. Ihr Gegenangriff erzielte zwar ein paar gute Treffer. Das Ergebnis war aber nichts, was man als schlachtentscheidend bezeichnen konnte. Es gelang ihr, einen weiteren Swordmaster aus dem Rennen zu werfen, einen Behemoth sowie einen Angriffskreuzer auszuschalten und einen weiteren Träger zu zerstören.

Im Gegenzug vernichteten die gegnerischen Torpedos neunzehn weitere Drizilschiffe, die bereits zuvor schwer beschädigt worden waren.

Die Gefechtsanalytiker rätselten immer noch, was diesen verheerenden ersten Angriff durchgeführt hatte, waren sich jedoch nur in einem Punkt einig, dass weder menschliche noch Driziltechnik dazu in der Lage war. Ward löschte den Bericht der Analytiker von ihrem taktischen Plot. Das war ja ungemein hilfreich. Sie wollte nicht wissen, was den Angriff nicht durchgeführt hatte, sondern was es gewesen war und wie sie es ausschalten konnte.

Die feindliche Flotte näherte sich den dezimierten Verteidigungskräften des Dentano-Systems und ging zum Nahkampf über. Ward wollte gerade den Befehl geben, so nah an den Gegner wie nur möglich heranzurücken, als dieser seine unheimliche Geheimwaffe erneut einsetzte. Das letzte Intruder-Flaggschiff, das die Tas’Tiai-Drizil besaßen, wurde auf einen Schlag vernichtet. Im Verlauf der nächsten Minuten verloren die Drizil fünfzehn weitere Schiffe. Die Linien der Verteidiger verfielen in Chaos.

Ward biss sich auf die Unterlippe. »Alle Einheiten. Rückzug zum Planeten.«

Ihr XO warf ihr einen erschrockenen Blick zu. »Tun Sie es schon, um Gottes willen!«, herrschte sie ihn an. »Die nehmen uns auseinander. Was immer das für eine Waffe ist, wir müssen aus ihrer Reichweite.«

Arnold nickte gepresst. »Bringen Sie uns hier weg. Volle Wende!«, wies er den Navigator an. »Legen Sie ein Sperrfeuer zwischen unsere Linien und die des Gegners.«

Die Hasdrubal setzte sich elegant in Bewegung. Alle Schiffe, die noch dazu in der Lage waren, machten Anstalten, ihr zu folgen. Einige, die dies nicht mehr konnten, machten sich nützlich, indem sie beständig auf den Gegner feuerten. Sie gestalteten seinen zu erwartenden Sieg so teuer wie möglich. Ein feindlicher Angriffskreuzer explodierte und eine Korvette driftete nach unten weg. Aus einem großen Loch in der Außenhülle quoll dicker, schwarzer Qualm.

Die Hasdrubal nahm Fahrt auf. Ward gönnte sich den Luxus, so etwas wie Hoffnung zu empfinden. Wenn sie es schafften, Distanz zum Gegner aufzubauen, könnten sie vielleicht im Orbit eine ernst zu nehmende Verteidigung aufbauen. Auf dem Boden standen mehrere schwere Waffen, mit denen man auch Raumschiffe im Anflug ausschalten konnte. Wenn sie die Verluste für die Allianz zu hoch schraubten, könnten die es sich vielleicht noch einmal überlegen, eine Invasion von Dentano durchzuführen. Sie wusste selbst, dass ihr Plan zu viele Wenn und Falls enthielt. Aber diese kleine Hoffnung war alles, was ihr blieb. Der Gegner war jedoch nicht einmal bereit, ihr wenigstens dieses kleine Fünkchen zuzugestehen.

Etwas rammte ihr Schiff mit solcher Wucht mittschiffs, dass es einen Satz nach vorne machte. Ward hielt sich mit aller Kraft fest, obwohl ihr Sicherheitsgurt sie ohne Weiteres im Sessel hielt. Sie warf ihrem XO einen fragenden Blick zu.

»Feindliche Sturmboote, Ma’am! Wir werden geentert! Einheiten der Allianz dringen auf den Decks drei, acht und neun in das Schiff ein. Sie befinden sich auf dem Weg zur Brücke.«

Ward fluchte lautstark und aktivierte die Bordsprechanlage: »Achtung! Achtung! Eindringlinge an Bord. Alle Mann auf Abwehrstation!«

Sie warf einen schnellen Blick aus dem zentralen Brückenfenster. An der Hasdrubal zogen zwei Dutzend Kriegsschiffe der Drizil und ihrer menschlichen Verbündeten vorüber. Feindliches Feuer verfolgte sie, richtete zum Glück aber bloß oberflächlichen Schaden an. Und was noch wichtiger war, keines der Schiffe wurde auf einen Schlag vernichtet. Sie mussten bereits außer Reichweite der geheimnisvollen Allianzhauptwaffe sein.

Ward richtete ihr taktisches Hologramm so ein, dass es verschiedene Kameraansichten aus den Korridoren des Angriffskreuzers direkt auf ihre Station übertrug. In den engen Gängen der Hasdrubal wurde erbittert gekämpft. Marines stellten sich in ihren leichten, flexiblen Kampfanzügen dem Feind entgegen, der jedoch ähnlich gerüstet war. Ward runzelte die Stirn und vergrößerte die Ansicht, um einen der Gegner näher in Augenschein nehmen zu können. Er trug eine Rüstung, wie sie zu Zeiten des Krieges üblich gewesen war. Genauso wie die Marines der Hasdrubal. Hunderte von ihnen stürmten Wards Angriffskreuzer und lieferten sich mit den Verteidigern erbitterte Gefechte.

Die Marines bescherten den Angreifern einen guten Kampf, diese schickten indessen immer weitere Soldaten und bald schon waren Wards Männer weit in der Unterzahl. Kurz darauf wurden sie überwältigt.

»Sie stehen jetzt direkt vor der Brücke«, informierte ihr XO sie.

Ward seufzte und schnallte sich vom Sitz los. Eine neue Nachricht erschien plötzlich auf dem taktischen Plot. Die Kommandantin der Hasdrubal beugte sich interessiert vor. Mindestens einer ihrer Gefechtsanalytiker war noch am Leben und in Freiheit. Seine Nachricht enthielt eine wichtige Erkenntnis über die feindliche Hauptwaffe.

Ward lächelte und löschte die Nachricht erst vom Plot und anschließend aus dem Speicher ihrer Station. Der Feind würde das Schiff jeden Moment übernehmen und Ward wollte verhindern, dass ihm klar wurde, welch wichtige Erkenntnis die Männer und Frauen der Hasdrubal entdeckt hatten. Etwas hämmerte schwer gegen das gepanzerte Brückenschott.

Ward richtete sich zu voller Größe auf. Sie hob beide Hände in der unmissverständlichen Geste der Kapitulation. »Barnabas, verkünden Sie die Übergabe des Schiffes. Wir ergeben uns. Anschließend öffnen Sie das Schott und lassen unsere Gäste herein.« Sie sah der Reihe nach jedem Mitglied ihrer Brückenbesatzung in die Augen. »Es ist vorbei. Aber nur für heute.«

Der kohärente Energiestrahl, der sich in den Himmel zu bohren schien, war so grell, dass Captain Amanda Carter von den 2. Dentano-Füsilieren sich abwenden und die Augen schließen musste. Trotzdem tanzten mit einem Mal bunte Flecken vor ihren Augen.

Als sie es wieder wagte, die Augen zu öffnen, sank ein Angriffskreuzer brennend auf die Oberfläche nieder. Es ließ sich nicht sagen, ob es einer der eigenen gewesen war oder nicht. Sie hoffte, er gehörte zum Feind und die Schlacht entwickelte sich wieder zu ihren Gunsten. Der nächste Anblick zerschlug ihre Hoffnungen jedoch umgehend.

Die Bruchstücke eines Drizilzerstörers fielen von Flammen umrahmt der Oberfläche entgegen. Das Schiff wurde auf seiner Flugbahn von Dutzenden Landungsschiffen begleitet, die wiederum von Hunderten von Jägern umschwärmt wurden.

Amanda schloss den Helm ihrer Rüstung. Sie gab ihrem Trupp Füsiliere ein kurzes Handzeichen. Gemeinsam führten sie die Zivilisten in ihrer Obhut über die Straße und in die nächste Gasse hinein. Ihrer Einheit war die Aufgabe zuteilgeworden, die Schulen der Stadt zu räumen und die verängstigten Kinder, die Lehrer und wer sich auf ihrem Weg sonst noch einfinden mochte, außerhalb der Stadt in Sicherheit zu bringen. In ihrer Begleitung befanden sich inzwischen fast dreihundert Personen, über die Hälfte davon Kinder.

Es handelte sich um eine bunte Mischung aus Drizil und Menschen. Beide Spezies gingen auf Dentano seit geraumer Zeit gemeinsam zur Schule und beide Völker profitierten davon. Es förderte auch den Gemeinschaftssinn ihres Zusammenlebens ungemein. Der erste Schritt für jeden Erstklässler bestand darin, die Sprache des jeweils anderen Volkes zu erlernen, und zwar fehlerlos.

Amanda trat zur Seite und bedeutete allen weiterzugehen. Sie wollte nicht das Risiko eingehen, jemanden zurückzulassen. Sie befehligte gerade mal fünfzig Mann. Eigentlich viel zu wenige für diese Mammutaufgabe.

Kampfgeräusche brandeten in der Ferne auf. Amanda sah auf und stellte den Verstärker ihres Anzugs auf Maximum. Ihre Kameraden griffen die feindlichen Landezonen an, in der Hoffnung, die Invasoren dort einschließen zu können. Amanda wusste, dies war vergebliche Liebesmüh. Wenn der Gegner bereits den Raum und den Orbit kontrollierte, dann war Dentano so gut wie verloren. Man kam gegen keinen Gegner an, der die Raum- und Lufthoheit innehatte. Wie um ihre Gedanken zu bestätigen, donnerte ein Quartett Jäger über ihren Standort hinweg und warf zwei Straßenzüge entfernt Bomben ab. Sie spürte die Erschütterung unter ihren Füßen. Wenn sie noch jemanden retten wollte, dann musste sie schnell handeln. Es schien, als würde der Feind nicht mehr viel von der Stadt übrig lassen wollen.

Amanda folgte der Menschenmenge in die Gasse. Die Zivilisten machten ihr bereitwillig Platz, sodass sie die Führung übernehmen konnte. Die Menschen und Drizil eilten durch die verwinkelten Nebenstraßen der Hauptstadt.

Amanda verfolgte keinen Plan im eigentlichen Sinne. Ihr Bestreben war einzig und allein, ihre Schützlinge möglichst weit von den Kampfgeräuschen der ringsum tobenden Schlacht fortzuführen. Im Süden und Westen bestand die Umgebung aus Marschland, das irgendwann zu einem großen Sumpf im Norden und Osten wurde. Die Hauptstadt wurde von dem Sumpf fast vollständig eingeschlossen.

Sie überlegte kurz. Dort waren ihre Chancen, Schutz zu finden, am größten. Zwar gab es einige einheimische Lebensformen, die Geschmack am Fleisch von Menschen und Drizil fanden, doch sie mussten es einfach wagen. Den Invasoren in die Hände zu fallen, war mit Sicherheit weitaus schlimmer. Vor allem für die Drizil.

Dicht über den Dächern brauste plötzlich ein feindlicher Truppentransporter vorüber. Amanda folgte der Flugbahn so lange wie möglich mit der Optik ihrer Rüstung. Sie hörte ihn nicht aufsetzen. Das war auch gar nicht nötig. Kleine Schiffe dieser Art setzten ihre Truppen mitten im Flug ab. Entweder verharrten sie in einer Schwebeposition oder sie verringerten ihre Geschwindigkeit gerade genug, dass gepanzerte Infanterie aus dem Heck ins Freie springen konnte.

Sie gab dem Flüchtlingsstrom ein knappes Handsignal. Gleichzeitig bedeutete sie zweien ihrer Soldaten, als Kundschafter vorauszueilen.

Die beiden Füsiliere verschwanden im Dunkeln und waren bereits nach wenigen Schritten nicht mehr zu sehen. Amanda verfolgte deren Weg über ihr HUD. Solange sie deren grüne Symbole sehen konnte, war alles in Ordnung.

Amanda führte die Flüchtlinge weiter. Sie setzten den Weg über eine Stunde lang fort. Die Kampfgeräusche blieben irgendwann hinter ihr zurück. Die Schlacht konzentrierte sich inzwischen auf das Stadtzentrum mit dem Regierungssitz. Amanda presste die Kiefer aufeinander. Sie wäre jetzt lieber dort. Fast das komplette Regiment der 2. Füsiliere kämpfte an dieser Front. Sie hatte Freunde und Kameraden in dieser Schlacht, die genau in diesem Moment ihr Blut vergossen und starben. Dentano würde fast sicher fallen. Dessen war sie sich bewusst. Doch sie wäre lieber an der Seite ihrer Kameraden gestorben, als hier den Babysitter zu spielen und sich aus der umkämpften Stadt zu stehlen wie ein Dieb. Sie fühlte sich wie ein Feigling.

Sie bekam kaum zehn Sekunden Vorwarnzeit, um sich auf den Angriff einzustellen. Die beiden Symbole, die ihren Spähtrupp darstellten, verschwanden mit schockierender Plötzlichkeit vom Plot. Amanda hielt abrupt inne. Im selben Augenblick wusste sie, was ihnen bevorstand. Mit wenigen Handsignalen dirigierte sie ihre Soldaten in Position.

Aus zwei Seitengassen strömten mit einem Mal gepanzerte Soldaten, die eindeutig nicht zu ihrer Seite gehörten. Die Männer trugen auf ihrer Rüstung als Emblem einen blauen Kreis mit einem blutbefleckten Schwert im Mittelpunkt. Sie hatte es noch nie gesehen. Das bedeutete, sie gehörten zum Feind. Das Emblem sollte den Gegner wohl in Angst und Schrecken versetzen. Amanda hingegen machte es lediglich wütend.

Sie nahm sich einen kostbaren Augenblick Zeit, den Gegner zu mustern. Der Feind nutzte ebenso wie Dentanos menschliche Soldaten Rüstungen und Technologie aus dem letzten Krieg. Das taten fast alle menschlichen Streitkräfte der verschiedenen inzwischen existierenden Sternennationen.

Gemäß dem Friedensvertrag mit den Drizil durften die meisten menschlichen Streitkräfte ihr Militär nicht weiterentwickeln. Dies stieß beim überwiegenden Teil der Bevölkerung auf Zustimmung. Die Nationen steckten finanzielle Mittel nun eher in Handel und Wirtschaft. Lediglich der Republikanischen Liga war es gestattet, ihr Militär permanent signifikant aufzurüsten. Und sie machte davon auch reichlich Gebrauch.

Amanda rümpfte die Nase. Wenn der Feind Technologie auf ähnlichem Stand wie die Füsiliere benutzte, dann war der Kampf am Boden wenigstens ausgeglichen.

Amanda riss ihr Nadelgewehr hoch und jagte eine volle Salve durch das Helmvisier des ihr am nächsten stehenden Gegners. Den ersten vier Treffern hielt das Visier noch stand, dem fünften nicht mehr. Der Inhalt des Helms wurde zu Hackfleisch verarbeitet. Der Soldat stolperte rückwärts und fiel gegen seine nachrückenden Kameraden. Diese stießen ihn brutal zu Boden. Es spielte keine Rolle. Er war längst tot.

Das kaltschnäuzige Verhalten der feindlichen Soldaten war aber in höchstem Maße interessant. Der Feind legte augenscheinlich keinen großen Wert auf Zusammenhalt innerhalb einer Einheit. Es zählte nur der Sieg, egal um welchen Preis.

Amanda feuerte weiter. Ihre Männer bildeten eine Kampflinie vor den Zivilisten. Diese suchten eilig Deckung. Es entbrannte ein kurzes Feuergefecht. Amanda verlor vierzehn Männer innerhalb weniger Sekunden. Der Feind fast doppelt so viele.

Amanda hätte gern behauptet, die unterschiedliche Verlustrate wäre auf das Können ihrer Füsiliere zurückzuführen. Das war nur zum Teil der Fall. Der Feind war gut, keine Frage. Die Soldaten, die ihr gegenüberstanden, waren hervorragend ausgebildet. Doch sie waren nicht erfahren. Vermutlich handelte es sich hierbei um deren ersten Kampfeinsatz.

Anstatt sich auf die Füsiliere zu konzentrieren, um die unmittelbare Bedrohung auszuschalten, feuerten einige der feindlichen Soldaten auf die Zivilisten. Vor allem die Drizil wurden massiv unter Beschuss genommen und regelrecht niedergemetzelt. Das war dumm, sogar sehr dumm. Es gab den Füsilieren Zeit und Gelegenheit, die feindliche Einheit in erheblichem Umfang zu dezimieren, bevor der überhaupt klar wurde, was für einen schwerwiegenden Fehler sie begangen hatte.

Amanda verfeuerte ihr letztes Magazin in einen feindlichen Soldaten; dessen Rüstung wurde vom Scham- bis zum Brustbein perforiert. Sie ließ die nun nutzlose Waffe fallen, zog ihre beiden Kampfklingen aus der Scheide auf dem Rücken und stürzte sich mit einem Wutschrei auf den nächsten Gegner. Aufgrund ihrer Ausbildung kannte sie die Schwachstelle älterer Rüstungen. Ihre Klingen suchten sich zielstrebig eine Verbindungsstelle zwischen Hals und Kinn. Sie stieß beide Klingen tief hinein. Die Bewegungen ihres Gegners erlahmten. Blut rann an beiden Klingen herab und befleckte ihre Rüstung. Sie befreite beide Kampfmesser mit einem schnellen Ruck, wobei sie ihrem Gegner die Kehle vollends aufriss.

Sie ließ den Körper ihres unglückseligen Gegenübers achtlos zu Boden fallen und sah sich mit wildem Blick nach weiteren Opfern um. Es gab keine. Der Feind hatte erhebliche Verluste erlitten und zog sich eilig zurück. Auch das sprach für die Unerfahrenheit der feindlichen Soldaten. Eine diszipliniertere Einheit hätte vermutlich die Stellung gehalten. Sie war überzeugt, dass die Füsiliere es, ohne zu zögern, getan hätten.

Sie bückte sich und fischte das Nadelgewehr eines ihrer gefallenen Soldaten vom Boden. Mit schnellen Bewegungen überprüfte sie das Magazin. Es war fast voll.

Amanda konsultierte das HUD ihres Anzugs. Demzufolge waren nicht einmal mehr zehn ihrer Füsiliere am Leben. Sie knirschte mit den Zähnen und sah sich um. Die Zivilisten kamen wieder aus ihren Verstecken, mutig geworden durch das Ende des Schusswechsels. Auch diese Gruppe war um mehr als die Hälfte zusammengeschossen worden.

Sie gab ihren Schützlingen ein kurzes Zeichen. Die Überreste ihrer Einheit gruppierten sich um die Flüchtlinge und gemeinsam steuerten sie die Stadtgrenze an. Es dauerte noch gut zwei Stunden, bis sie endlich das Marschland erreichten. Der Sumpf dahinter war im Dämmerlicht der Nacht nur als dunkle Schatten am Horizont erkennbar. Dennoch gestattete Amanda es sich aufzuatmen. Sie hatten es beinahe geschafft.

Hinter ihr bäumte sich eine gewaltige Explosionswolke auf. Füsiliere und Zivilisten gleichermaßen wandten sich erschrocken der Stadt zu. Über den Wolkenkratzern thronte ein alter imperialer Schlachtkreuzer der Swordmaster-Klasse. Das Schiff hielt die Position wie ein stilles Monument. Zu dem Schlachtkreuzer gesellten sich noch mehrere Korvetten und zwei Angriffskreuzer. Die Schiffe wurden von Dutzenden Jägern und Bombern umschwärmt. Und zum Entsetzen aller belegten sie die Stadt mit einem verheerenden Bombenteppich.

Vom Kommandodeck des Allianzschlachtkreuzers Dornhills Rache beobachtete Vizemarschall Norman Jeschek, wie die Hauptstadt von Dentano unter ihm in Feuer und Tod versank. Eine Flammenwand zog über die gepeinigte Metropole dahin, zog durch die Straßen und verwandelte alles, was damit in Berührung kam, zu Asche. Er nickte zutiefst befriedigt.

Sein Adjutant, Major Jake Mancini, trat hinter ihn und salutierte mit einem Schlag der rechten Faust auf die linke Brustseite.

Jeschek sah leicht über die Schulter und forderte seinen Adjutanten damit zum Reden auf.

»Sir? Der Planet ist soeben gefallen. Die Regierung hat die Kapitulation ausgerufen. Teile des Stadtzentrums sind von der Feuerwalze noch nicht betroffen. Sollen die Bomber den Beschuss einstellen?«

Jeschek rümpfte die Nase. »Nein. Zeigen wir der Bevölkerung, wer hier jetzt das Sagen hat.« Der Vizemarschall lächelte süffisant. »Sobald die Hauptstadt vollständig zerstört und der Planet fest in unserer Hand ist, können wir mit unserer eigentlichen Arbeit beginnen.«

Teil I. Auf in den Kampf

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Terranisch-Republikanische Liga5. Oktober 2886

Mason Ackland, Präsident der Terranisch-Republikanischen Liga, fuhr mit dem Zeigefinger die Grenzen der Republik auf der Sternkarte nach, die die hintere Wand seines Büros vollständig einnahm.

Als der Krieg gegen die Drizil geendet hatte, war er noch ein Jugendlicher gewesen. Ein Heißsporn und unberechenbar, so wie es alle Fünfzehnjährigen seit Anbeginn der Zeit gewesen waren. Er war erfüllt gewesen von Ideen über Ruhm und Ehre im Kampf gegen die Drizil. Und beinahe hätte er sich freiwillig zur Legion gemeldet, um am letzten Kampf teilzunehmen. Notfalls hätte er auch gelogen und sich vor dem Rekrutierungsoffizier als älter ausgegeben, um angenommen zu werden.

Mason schüttelte leicht den Kopf. Er war so unfassbar dumm und naiv gewesen. Zum Glück war der Waffenstillstand unterzeichnet worden, bevor es so weit kam. Heute war er der festen Überzeugung, dass er einen Kampf mit den Drizil wohl nicht überlebt hätte. Vermutlich wäre er einer der Ersten gewesen, die gefallen wären.

Seit dieser Zeit war viel vorgefallen und die Terranisch-Republikanische Liga hatte einen weiten Weg zurückgelegt. In vielerlei Hinsicht. Der Raum des ehemaligen Imperiums und der neuen Drizilföderation glich nun einem Flickenteppich Dutzender Sternennationen. In einigen lebten nur Menschen, in anderen nur Drizil, in den allermeisten Fällen hatten sich aber Drizilclans auf menschlichen Welten angesiedelt, um in gegenseitiger Koexistenz miteinander zu leben. Das funktionierte erstaunlich gut.

Natürlich hatte es vor allem in der Anfangsphase eine Menge Chaos gegeben und Grenzstreitigkeiten waren praktisch an der Tagesordnung gewesen. Sowohl die Republik als auch die Föderation entpuppten sich dabei allerdings als bemerkenswert stabilisierende Faktoren. In einigen Fällen mit Waffengewalt, oft genug jedoch auch mit Geduld, Diplomatie und Empathie.

Mason schnaubte. Er gab es ungern zu, aber manchmal hatte es durchaus Vorteile, die eiserne Faust aus dem Samthandschuh zu nehmen. Manche Leute reagierten eben nur auf diese Sprache. Doch selbst dem glühendsten Isolationisten oder tyrannischsten Despoten verging die Lust auf Streit recht schnell mit einer republikanischen Flotte vor der eigenen Haustür.

Auf diese Weise ins Gleichgewicht gebracht, hatte der bekannte Weltraum inzwischen viele Jahre des Friedens und Wohlstands erlebt. Es wurde sogar wieder das All erforscht und neue Routen zu bisher unbekannten Systemen kartografiert. In den letzten acht Jahren waren sieben neue Kolonien gegründet worden. Zum ersten Mal seit über hundert Jahren. Drei dieser Kolonien gehörten inzwischen zur Republik.

Mason Ackland konnte nicht verhindern, dass ein stolzes Lächeln seine Mundwinkel nach oben zog. Die Republik bestand inzwischen aus achtundvierzig bewohnten Systemen, aufgeteilt in zwölf Sektoren. Der erste demokratisch gewählte Präsident der Republik, General a. D. Carlo Rix, hatte sofort nach seiner Vereidigung eine Militärreform und umfangreiche militärische Forschungen in Gang gesetzt.

Jeder Sektor der Republik wurde von einem Legionskorps geschützt, bestehend aus jeweils dreißig Legionen. Des Weiteren gab es mittlerweile die dreifache Anzahl Reservisten unter der Bevölkerung, die im Bedarfsfall problemlos innerhalb von vierundzwanzig Stunden mobilisiert und ausgerüstet werden konnten. Darüber hinaus verfügte jeder Sektor noch über die dreifache Anzahl ungepanzerter Infanterie. Diese nahmen aber kaum mehr als Garnisonsdienste und Polizeiaufgaben wahr.

Außerdem verfügte jeder Sektor über eine eigene Flotte, die aus jeweils zweihundertfünfundvierzig Schiffen bestand. Somit besaß die Republik über beinahe dreitausend einsatzbereite Kriegsschiffe. Dadurch befand sich die Republik in der beneidenswerten Lage, innerhalb weniger Tage oder maximal Wochen eine Streitmacht an jeden Ort des bekannten Weltraums entsenden zu können. Die Republik war inzwischen ein Machtfaktor, mit dem sich niemand gerne anlegte.

Die 18. Legion gab es immer noch und gehörte keinem der zwölf Korps an. Bei der 18. handelte es sich inzwischen um eine Traditionseinheit, die als eine von fünfundzwanzig Gardelegionen den Schutz der republikanischen Regierung auf Perseus sicherstellte.

Des Weiteren verfügte die Republik über zwei Schattenlegionen für Aufklärung und verdeckte Operationen. Eine dritte befand sich derzeit im Aufbau. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es sich bei der Republik um eine wehrhafte Demokratie handelte. Und die Aufrüstungen der Republik waren noch längst nicht abgeschlossen.

Die von Carlo Rix initiierten Pläne befanden sich selbst nach dreißig Jahren immer noch in einer Übergangsphase. Sie umfassten Raum- und Bodenstreitkräfte in mindestens der doppelten Stärke, als sie bisher aufgestellt worden waren. Auch die ungepanzerten Truppen sollten mittel- bis langfristig mit Rüstungen ausgestattet werden. Das alles würde vermutlich weitere dreißig bis vierzig Jahre in Anspruch nehmen. Erst dann würden sich einige Leute erlauben, sich entspannt zurückzulehnen und das angepeilte Ziel als erfüllt zu betrachten.

Carlo Rix hatte sich vor fünf Jahren nach mehreren erfolgreichen Legislaturperioden ins Privatleben zurückgezogen und sein Amt für Neuwahlen zur Verfügung gestellt. Mason Ackland hatte gewonnen.

Masons Zeigefinger fiel erst auf den Planeten Dornhill und schließlich auf Dentano. Hätte er damals gewusst, welche Prüfung ihm bevorstand, er hätte es sich wohl zweimal überlegt, ob er sich zur Wahl stellen sollte.

Die Tür öffnete sich und eine schlanke junge Frau in der Alltagsuniform der 2. Schattenlegion trat ein. Auf ihrem Revers prangte das Abzeichen eines Lieutenants.

»Herr Präsident«, sprach sie ihn mit fester Stimme an. »Sie sind hier.«

Mason seufzte. »Danke, Alice. Ich lasse bitten. Und ich will die nächste Zeit nicht gestört werden.«

Der weibliche Lieutenant nickte ernst und zog sich in den Vorraum zurück. Nur wenige Sekunden später betraten ein Drizil und zwei Menschen den Raum. Mason kannte sich auch nach vielen Jahren mit der Mimik und der Körpersprache von Drizil nicht aus, die Menschen hingegen wirkten, als würden sie zu einer Beerdigung gehen.

Bei dem Drizil handelte es sich um Atrian Weslanoor von den Mutai’Mai-Drizil. Er diente der Drizilföderation als Botschafter auf Perseus. Der Drizil gehörte einem reichen und seit Kriegsende besonders einflussreichen Clan an. Die Mutai’Mai hatten unter Führung Tarans die Seiten gewechselt und die Wende des Krieges eingeleitet, indem sie sich gegen ihr eigenes Volk gestellt hatten.

Atrian war bereits relativ alt. Er hatte im Krieg als Gefechtskommandeur gedient und einen Angriff auf eine wichtige Basis der hierarchietreuen Fledermausköpfe geführt. Der Drizil verneigte sich steif vor Mason und setzte sich auf die eigens für ihn platzierte Sitzgelegenheit.

Der ihm nachfolgende Mensch trug einen Schnurrbart, wie er neuerdings wieder in Mode kam. Er selbst hielt ihn wohl für schneidig. Mason hingegen empfand ihn bestenfalls als unpassend. Der Mann hieß Alexander Kuzov und war der Botschafter der Konföderation demokratischer Systeme. Nach der Republik und der Föderation stellte die KDS mit neunzehn angeschlossenen Systemen die nächstgrößere Sternennation. Sie war ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor im besiedelten Weltraum. Sie stand sowohl mit der Republik als auch mit der Föderation in engen Handelsbeziehungen. Außerdem existierte ein militärischer Beistandspakt mit der Republik.

Kuzov selbst war für Mason ein unbeschriebenes Blatt. Der Mann war erst seit knapp einem Jahr Botschafter auf Perseus. Mason wusste nicht allzu viel über ihn, lediglich, dass er ein reiner Politiker war. Er hatte nie eine Waffe geführt oder beim Militär gedient. Gemäß Masons Erfahrungen waren das die schlimmsten Politiker. Es fiel ihnen außerordentlich leicht, Soldaten ins Gefecht und den sicheren Tod zu schicken. Es bedeutete ihnen nur insofern etwas, als dies ihren weiteren Aufstieg sicherte – oder eben nicht.

Kuzov und Mason reichten sich neutral die Hände. Keine Miene wurde verzogen oder auch nur ein Lächeln ausgetauscht. Der Botschafter der KDS setzte sich steif und bedachte den Präsidenten der Republik mit neugierigem Blick.

Bei dem Letzten im Bunde handelte es sich um Siegfried Rauther, den Botschafter der Kooperative, eines lockeren Sternenverbunds bestehend aus sieben Systemen. Die gegenwärtige Krise berührte die Kooperative am meisten. Ihre Grenzen wurden unmittelbar durch die derzeitigen Aggressionen bedroht. Die Aufklärung der Schattenlegionen arbeitete auf Hochtouren. Gemäß den aktuellsten Berichten hatte die Kooperative Truppen und Schiffe an ihre Grenzen verlegt. Eine Menge. Und weitere Aushebungen waren dabei, sich zu formieren. Die Kooperative bereitete sich auf den Krieg vor. Es gab Stimmen, die sahen ihn schon als unausweichlich an.

Rauther ging bereits auf die neunzig zu. Dafür hielt sich der Mann immer noch bemerkenswert aufrecht. Dafür zollte Mason ihm in Gedanken Respekt. Rauther war ebenfalls nie beim Militär gewesen. Dennoch hatte er den Krieg gegen die Drizil hautnah miterlebt. Als seine Welt von den Clans überrannt worden war, hatte er bis zum Waffenstillstand im Widerstand gekämpft, war dreimal verwundet worden und gegen Ende sogar für vier Monate in Kriegsgefangenschaft geraten.

Bei einem Empfang hatte Mason mit ihm einmal ein paar wenige Worte gewechselt. Als der Krieg zum Thema wurde, hatte Rauther sich verblüffend schnell verabschiedet. Mason vermutete, dass die Erlebnisse in Kriegsgefangenschaft ihre Spuren hinterlassen hatten. Und die meisten waren sicherlich nicht körperlicher Natur. Es gab Narben, die waren sichtbarer als andere. Die Blicke, die Rauther dem Drizilbotschafter zuwarf, sprachen Bände. Sie waren nicht gerade freundlich.

Mason selbst hatte fast zwanzig Jahre bei der 5. Legion des 7. Korps gedient und war bei drei Feldzügen an den Grenzen der Republik dabei gewesen. Jedes Mal musste eine aufmüpfige neue Sternennation in ihre Schranken gewiesen werden. Man konnte sagen, er hatte maßgeblich zur Stabilität der Region beigetragen, und darauf war er stolz. Anschließend hatte er sich für eine politische Karriere entschieden und Kampfrüstung gegen Maßanzug getauscht.

Rauther reichte Mason ebenfalls die Hand und nahm Platz. Masons Blick musterte jeden seiner Gäste. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, bevor wir beginnen?«

Alle drei verneinten. Darüber war Mason insgeheim sehr froh. Im Fall des Drizil hätte eine Erfrischung darin bestanden, ihm ein lebendes Nagetier zu servieren, das dieser verspeisen konnte. Natürlich waren sie für derlei Fälle bestens ausgerüstet. Die Küche besaß ein Sortiment verschiedener für solche Fälle gezüchteter Lebewesen unterschiedlicher Welten. Nichtsdestoweniger zog Mason es vor, nicht Zeuge einer solchen Nahrungsaufnahme zu sein. Die Tischmanieren der Drizil waren für Menschen ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Mason seufzte erleichtert und setzte sich. Sein Blick glitt erneut von einem zum anderen. Niemand wollte beginnen, also blieb der Schwarze Peter wohl an ihm hängen. Er legte beide Hände vor sich auf den Tisch. Sein Haupt senkte sich leicht, bevor er es erneut hob.

»Die Republik ist sich der bedrohlichen Situation durchaus bewusst«, begann er. »Wir verfolgen die Geschehnisse auf Dentano mit großer Sorge.«

»Das ist ja sehr tröstlich – für die Menschen dort«, höhnte Kuzov. Ein strenger Blick Rauthers brachte ihn jedoch umgehend zum Schweigen.

»Und für die Drizil«, fügte Atrian hinzu. Er streifte Kuzov mit keinem Blick. Der Föderationsbotschafter betrachtete es bestimmt als Affront, dass Kuzov vor allem die menschliche Bevölkerung Dentanos am Herzen gelegen schien. »Betreibt die Schattenlegion Aufklärung in und um Dentano?« Die Stimme des Drizil blieb sorgsam neutral, wofür Mason sehr dankbar war.

Der Präsident der Republikanischen Liga widerstand dem Drang, sich zu räuspern. Den Eindruck zu vermitteln, er wäre nicht Herr der Lage – auch wenn dem natürlich so war –, wollte er tunlichst vermeiden.

»Im Rahmen ihrer Möglichkeiten«, bestätigte Mason. »Immerhin liegt Dentano nicht gerade um die Ecke. Wir sind aber über die Vorkommnisse informiert.«

»Dann wissen Sie auch, dass ein ganzer Drizilclan abgeschlachtet wurde.« Der Vorwurf in der Stimme des Botschafters war unüberhörbar. »Die Dornhill-Allianz fiel in das System ein und brachte jeden Drizil um, den sie finden konnte. Das Massaker war unbeschreiblich. Ich muss wohl nicht extra betonen, welche Bedeutung mein Volk diesem Zwischenfall beimisst. Nicht wenige fordern eine Intervention unseres Militärs.« Der Botschafter machte eine dramatische Pause. »Um es ganz genau zu sagen, sie wollen, dass wir zurückschlagen. Sie wollen Blut sehen.«

»Vielleicht können wir die Lage durch Verhandlungen beruhigen«, wagte Kuzov einen Vorstoß. Die Aussicht auf eine Drizilflotte, die Amok lief, schien ihn seine Arroganz zumindest zeitweise vergessen zu lassen.

Mason rechnete es ihm hoch an, war jedoch gezwungen, den Kopf zu schütteln. »Ich befürchte, das wird nicht funktionieren. Die Allianz ist ein Zusammenschluss der drei Systeme Dornhill, Manhattan sowie Cantor. Alle drei Welten werden ausschließlich von Menschen bewohnt und sind extrem isolationistisch und fremdenfeindlich veranlagt. Sie propagieren einen menschlich dominierten Weltraum, in dem die Drizil allerhöchstens noch geduldet werden. Die Allianz hat sich erst kürzlich formiert, wobei Dornhill wohl die Führungsrolle übernommen hat.«

»Sie wollen uns auslöschen«, meinte der Drizil. »Die Allianz ist eine direkte Bedrohung jedes Drizillebens im bekannten Weltraum.«

Kuzov und Rauther wechselten einen betretenen Blick. Sowohl in der Konföderation als auch in der Kooperative gab es einen nicht unerheblichen Anteil von Fledermausköpfen in der Bevölkerung. In beiden Sternennationen hatten sich nach dem Krieg mehrere Drizilclans angesiedelt. Das machte die Konföderation, aber vor allem auch die Kooperative als direkten Nachbarn Dentanos zu den logischen nächsten Zielen der Allianz.

Unter diesem Gesichtspunkt ergab die Generalmobilmachung, zu der die Kooperative aufgerufen hatte, durchaus Sinn. Sie bereiteten sich auf die schlimmste aller Möglichkeiten vor: eine weitere aggressive Expansion seitens der Allianz. Die ganze Angelegenheit besaß die Tendenz, zum Flächenbrand auszuufern.

Mason hob beide Hände. »Ich verstehe Ihrer aller Bedenken durchaus.«

»Es geht hier nicht um Bedenken«, begehrte der Drizil auf. »Es geht um Leben. Das Leben meiner Leute. Ich kann natürlich nicht erwarten, dass diese Leben Ihnen genauso wichtig sind wie uns.«

Kuzov und Rauther wandten beiden den Blick ab bei dieser unverblümten Anschuldigung. Masons Gesicht versteinerte und dieser hatte alle Mühe, seinen Unmut zu zügeln. Nur das Wissen, dass Atrian sich ehrlich um die Drizil sorgte, ließ ihn seine Disziplin nicht einfach über Bord werfen.

»Ich versichere Ihnen, Herr Botschafter. Es spielt in meinen Überlegungen keinerlei Rolle, ob Drizil in Gefahr sind oder Menschen. Alles, woran mir gelegen ist, ist die Beilegung der gegenwärtigen Krise.«

Der Drizil hob den Kopf. »Und wie sähe eine solche Beilegung aus?«

Mason überlegte und wählte jedes einzelne Wort mit äußerster Sorgfalt. »Wir überwachen das Dentano-System, so gut dies aus der Entfernung möglich ist.« Mit einem Nicken deutete Mason auf Rauther. »Zu diesem Zweck hat uns die Kooperative bereits erlaubt, eine Sensorphalanx auf ihrem Hoheitsgebiet zu installieren. Sobald wir nähere Daten haben, werden wir unser weiteres Vorgehen planen.«

»Das klingt ein wenig schwammig«, hielt ihm der Drizilbotschafter unverblümt vor. Damit hatte er natürlich recht. Der Drizil neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Schließen Ihre Erwägungen auch militärische Mittel ein?«

Ein kalter Schauder lief Mason über den Rücken. Der Drizil verlangte eine verbindliche Aussage – genau das also, worauf Mason sich keinesfalls hatte einlassen wollen. Sein Blick zuckte zu den beiden anderen Menschen im Raum. Diese beäugten ihn neugierig. Schließlich seufzte Mason. »Möglicherweise.«

Der Kopf des Drizil richtete sich auf. Er sagte aber kein Wort.

Mason leckte sich über die Lippen. »Diese Alternative steht in der Tat im Raum. Falls sich abzeichnet, dass die Allianzverbände, die Dentano besetzt halten, nicht vorhaben, friedlich abzuziehen, wird die Möglichkeit einer militärischen Intervention sogar in höchstem Maße wahrscheinlich. Im Moment bestehen unsere Maßnahmen noch im Ausüben wirtschaftlichen und politischen Drucks. Da die Mitgliedswelten der Allianz allerdings kaum Kontakte nach außen pflegen, sind unsere Möglichkeiten in dieser Hinsicht begrenzt.«

»Das reicht mir nicht«, hielt ihm der Drizilbotschafter ungerührt entgegen. »Es wurde das Blut eines ganzen Drizilclans vergossen. Und wenn die Menschen nicht in der Lage oder willens sind, ihr Haus sauber zu halten, dann werden die Drizil das mit dem größten Vergnügen tun.«

»Ich schätze Drohungen nicht«, entgegnete Mason.

»Genauso wenig wie ich Völkermord.« Der Drizil wich keinen Zentimeter von seiner Meinung ab.

An dieser Stelle überlegte Mason ernsthaft, sein Gegenüber daran zu erinnern, dass den Drizil der Völkermord an Menschen nicht gerade unbekannt war. Da die Mutai’Mai jedoch auf menschlicher Seite gekämpft hatten und eine solche unwillkommene Äußerung seinen Gesprächspartner wohl zum Gehen animiert hätte, entschied sich Mason dagegen. Es bestand kein Grund, zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. Nicht, wenn Mason eine Katastrophe verhindern wollte.

Er kannte Menschen wie die, die in der Allianz lebten: die ewig Gestrigen, die sich die gute alte Zeit zurückwünschten und sich nicht erinnern wollten oder konnten, dass die damalige Zeit mit ihren Kriegen, Hungersnöten und Leiden gar nicht so gut gewesen war. Die Menschen vergaßen einfach zu leicht.

Wenn aber die Drizil gegen die Allianz zu Felde zogen, wurden gleichermaßen Menschen und Drizil vor eine Entscheidung gestellt. Es würde mit Sicherheit eine Menge Menschen geben, die die Allianz als das Opfer einer erneuten Drizilaggression sehen und sich auf deren Seite stellen würden.

Sternennationen würden von innen heraus entzweigerissen, Kämpfe unter ehemaligen Verbündeten würden ausbrechen. Das Ergebnis wäre Chaos. Davon würde am Ende lediglich die Allianz profitieren. Sie würde das Chaos ausnutzen, um sich weitere Systeme einzuverleiben. Gut möglich, dass es von Anfang an deren Plan war, die Drizilföderation zu einem übereilten Schritt zu provozieren.

Mason straffte entschlossen die Schultern. Nein, es war wichtig, dass die Menschen diese Angelegenheit in den Griff bekamen. Es würde verhindern, dass die Allianz die Gelegenheit erhielt, sich selbst als Opfer der Drizil darzustellen. Die Menschen mussten Dentano befreien und sicherstellen, dass die Allianz keine Bedrohung mehr darstellte. Für niemanden.

»Herr Botschafter«, versuchte Mason es erneut höflich, aber eindringlich. »Geben Sie uns etwas Zeit, um diese Sache zu klären. Wir werden der Situation wieder Herr werden. Ich verspreche es.«

Die letzten Worte rutschten ihm fast gegen seinen Willen heraus. Damit verstieß er gegen ein grundlegendes Gesetz der Diplomatie: Gib nie eine Zusage, von der du nicht weißt, ob du sie einhalten kannst. Aber er musste dem Drizil etwas geben, damit dieser für den Augenblick zufrieden war. Daran führte kein Weg vorbei.

Der Drizil saß ihm abwartend gegenüber. Schließlich erhob er sich. »Nun gut. Ich gewähre Ihnen die Zeit. Aber beeilen Sie sich. Mein Volk gehört nicht gerade zu den geduldigen. Klären Sie die Lage – oder wir tun das.«

Ohne einen Abschiedsgruß wandte sich der Drizil um und stapfte auf den Ausgang zu. Eigentlich ein Affront, Mason war aber Diplomat genug, um den Sinn dahinter zu verstehen. Der Drizil wollte schockieren. Er wollte, dass Mason verstand, wie ernst es der Föderation mit dieser Drohung war.

Mason erhob sich und reichte erst Rauther und schließlich Kuzov die Hand. Beide verabschiedeten sich deutlich höflicher als ihr Pendant von der Föderation. Als sie den Raum verließen, unterhielten sie sich gedämpft miteinander. Mason vermutete, sie erörterten die Lage und die damit verbundenen Risiken für ihre jeweilige Nation.

Mason wartete, bis alle drei den Raum verlassen hatten. Erst dann betätigte er die Gegensprechanlage erneut. »Alice? Die anderen können jetzt eintreten.«

Es dauerte keine fünf Sekunden und eine in einer Nische versteckte Tür zu Masons Rechter ging auf. Drei hochgewachsene Offiziere und ein Mann in Zivil traten ein. Mason lächelte jedem von ihnen zu, obwohl ihm gar nicht dazu zumute war. Die drei Männer reichten ihm nacheinander die Hand und setzten sich ihm gegenüber.

Alle drei Offiziere waren in Militärkreisen eine Legende. Ganz rechts saß Lieutenant General Finn Delgado, Oberkommandierender der Schattenlegionen. Neben ihm saß General of the Legions René Castellano, der Oberbefehlshaber der republikanischen Bodentruppen. Und ganz links hatte Flottenadmiral Corben Baker Platz genommen, der Oberbefehlshaber der republikanischen Raumstreitkräfte.

Der vierte Anwesende blieb stehen und bedachte Mason mit mitfühlendem Lächeln. General a. D. Carlo Rix diente seit dem Ende seiner politischen Karriere immer noch als Berater für … nun ja, für so ziemlich alles. Der Mann hielt sich überraschend gut für sein Alter. Sein Rückgrat wirkte im Büro des Präsidenten ebenso durchgedrückt, als würde er sich auf dem Exerzierplatz seiner geliebten 18. Legion aufhalten, um eine Parade zu beaufsichtigen.

Mason lehnte sich erschöpft in seinem Stuhl zurück. »Nun? Ich nehme an, Sie haben alles vom Nebenraum aus aufmerksam verfolgt. Hat jemand dazu eine Meinung?« Sein Blick wanderte umher. »Irgendjemand?«

Keiner der Anwesenden schien so recht den Anfang machen zu wollen. Wäre die Situation nicht dermaßen ernst gewesen, sie hätte beinahe zum Schmunzeln animieren können.

Schließlich räusperte sich Finn Delgado. Der Befehlshaber der Schattenlegionen warf dem Präsidenten einen leicht verzweifelten Blick zu. »Wir sind derzeit damit beschäftigt, den Raum rund um Dentano aufzuklären. Die Besatzungstruppen der Allianz verfolgen im Moment keine Ambitionen, die über ihre jüngste Eroberung hinausgehen.«

»Den Raum rund um Dentano?«, hakte Mason nach. »Was ist mit Dentano selbst?«

Delgado schürzte die Lippen. »Im Verlauf der letzten Tage haben wir mehrere unbemannte Aufklärungssonden gestartet. Alle mit der neuesten Tarntechnologie sowie elektronischer Kriegsführung der letzten Generation ausgestattet. Zu allen verloren wir kurz nach Unterschreiten der Hyperraumschwelle innerhalb des Systems den Kontakt. Wir müssen von deren Zerstörung ausgehen.«

»Und wie wahrscheinlich ist das?«

Delgado merkte auf. »Sir?«

»Lassen Sie es mich anders formulieren: Wie wahrscheinlich sollte das sein?«

Delgado wusste sofort, worauf der Präsident hinauswollte. »Nicht sehr wahrscheinlich«, gab er unumwunden zu. »Außerhalb der Republik besitzen menschliche Populationen einen militärischen Technologielevel, der noch dem zu Kriegszeiten entspricht.

Gemäß dem Friedensvertrag ist es ihnen streng verboten, ihre Militärtechnologie weiterzuentwickeln. Die Republik ist die einzige Nation, der dies erlaubt ist. Aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Allianz die Bedingungen des Vertrags nicht anerkennt und vermutlich auch schon verletzt hat. Anders lässt es sich nicht erklären, wie Dentano so schnell fallen konnte und wie sie es schaffen, unsere Augen und Ohren außerhalb des Systems zu halten.«

»Was ziemlich gefährlich ist«, meinte Mason.

Delgado nickte. »In der Tat. Würden die Drizil davon Wind bekommen, wäre eine Konfrontation nahezu unausweichlich. Die Fledermausköpfe würden es als direkte Bedrohung ihrer Interessen ansehen.«

»Nicht ganz zu Unrecht«, mischte sich Carlo Rix erstmals ein.

»Kann mir dann jemand erklären, wie die Allianz es schaffen kann, mehrere hochmoderne Aufklärungsdrohnen abzuschießen, die sie eigentlich nicht einmal auf ihren Sensoren hätte haben dürfen?«

Betretenes Schweigen antwortete ihm. Finn Delgado rümpfte die Nase. »In diesem Zusammenhang stellt sich mir eine ganz andere Frage: Wie konnte die Allianz es schaffen, eine von einer großen Drizilpopulation bewohnte Welt relativ schnell und unproblematisch unter ihre Kontrolle zu bringen?«

»Und wie sieht Ihre Antwort darauf aus?«, wollte Mason wissen.

Delgado zuckte die Achseln. »Ich vermute, sie bedienen sich Driziltechnologie. Das ist die einzige Erklärung, die Sinn ergibt. Vielleicht haben sie ein altes Schlachtfeld gefunden und geplündert.«

Baker schüttelte den Kopf. »Die Föderation war sehr sorgfältig in der Beseitigung aller Schiffsfriedhöfe. Niemand wollte, dass wir irgendwann vor genau so ein Problem gestellt werden.«

»Man übersieht immer mal etwas«, gab Delgado zurück. »Gut möglich, dass die Allianz ein altes Trümmerfeld gefunden hat. Die hatten einfach Glück.«

»Oder Hilfe«, meinte Rix nachdenklich.

Mason sah auf. »Carlo?«

Der ehemalige Legionsgeneral neigte leicht den Kopf zur Seite. »Vielleicht rüstet auch jemand die Allianz auf. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich irgendein Möchtegerntyrann den Schwarzmarkt zunutze macht. Und dort gibt es sicherlich immer noch vieles, was einen zweiten Blick wert ist.«

»Etwas, das mächtig genug ist, eine ganze Drizilflotte in Staub zu verwandeln?« Baker runzelte die Stirn. »Ich bezweifle es.«

Mason hob beide Hände. »Meine Herren, wir drehen uns im Kreis. Tatsache ist, die Dornhill-Allianz ist in ein friedliches System eingefallen, hat die Verteidigung binnen zwölf Stunden vollständig zerschlagen und dabei einen ganzen Drizilclan über die Klinge springen lassen. Wie sie das geschafft hat, ist zwar eine interessante Frage, doch diejenige, die mich mehr beschäftigt ist, wie wir darauf reagieren.«

»Protestnoten bringen wohl nicht viel«, warf Rix süffisant ein. Der Mann hatte zuweilen einen sehr makabren Sinn für Humor.

»Sicher nicht«, gab Mason zurück. Er rieb sich angestrengt über das Kinn. »Was genau wissen wir über die Allianz?«

Rix trat einen Schritt vor. Der Mann war wie immer bestens auf solche Fragen vorbereitet. Mason hatte nichts anderes erwartet. Der ehemalige General räusperte sich. »Dornhill war immer schon ein Quell von Drohungen und Beleidigungen in Richtung der Drizil und allen, die sich mit ihnen abgeben. Das System ist isolationistisch und lehnt alles ab, was auch nur entfernt mit den Drizil zu tun hat. Genauso wie die Nachbarsysteme Manhattan und Cantor. Alle drei haben während des Krieges sehr unter den Drizil gelitten, was zwar eine Erklärung, jedoch keine Entschuldigung ist. Dornhill war ansonsten eigentlich immer von untergeordnetem Interesse. Von dort ging unserer Meinung nach nie eine Bedrohung aus.« Rix räusperte sich erneut. Das Thema war ihm sichtlich peinlich. »Da haben wir uns mächtig geirrt. Vor gut einem Jahr haben sich Dornhill, Manhattan und Cantor zur Allianz zusammengeschlossen, was insofern bemerkenswert ist, als die Bewohner aller drei Systeme sich gegenseitig mindestens genauso sehr hassen und misstrauen, wie sie die Drizil hassen. Und dann überließen sie Dornhill auch noch die Führungsrolle innerhalb der Allianz und legten ihr Militär zusammen. Niemand von uns hätte das je erwartet. Alle drei waren fast dreißig Jahre damit beschäftigt, zu zetern und ihre Hassbotschaften zu verbreiten. Ohne großen Erfolg wohlgemerkt. Dieser Schlag gegen Dentano kam völlig überraschend. Für uns alle. Wir hatten keine Ahnung, dass ihr Militär zu einer Operation dieser Größenordnung in der Lage ist.«

Mason leckte sich über die Lippen. »Dann hat der Drizilbotschafter also recht. Mit Verhandlungen und Diplomatie bekommen wir die Allianz nicht mehr aus Dentano raus.«

Rix schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Die haben eine Eroberung gemacht und setzen sich dort fest wie eine Zecke. Meiner Meinung nach hoffen sie darauf, dass die Föderation sie angreift. Sobald die Drizil sie ins Fadenkreuz nehmen, können sie sich zu Opfern hochstilisieren.«

Mason hob eine Augenbraue, als Rix unbewusst die Gedankengänge des Präsidenten wiederholte. Er nickte langsam. »Dann bleibt uns kaum eine Wahl, wollen wir eine Katastrophe verhindern. Menschen haben das Problem verursacht und Menschen müssen es wieder bereinigen.«

Castellanos Augen funkelten. »Geben Sie mir zwanzig Stunden und ich versammle eine ausreichend große Streitmacht, die das Dentano-System befreien kann. Geben Sie mir zwei Wochen und ich befördere die Allianz zurück nach Dornhill.«