Das geheime Leben der Pflanzen - Christopher Bird - E-Book

Das geheime Leben der Pflanzen E-Book

Christopher Bird

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Beschreibung

***Das Pionierwerk über die neue Wissenschaft vom Verhalten der Pflanzen*** Durch bahnbrechende wissenschaftliche Versuche wurde inzwischen bewiesen, was Außenseiter unter den Pflanzenforschern schon vor Jahrhunderten zu behaupten wagten: Pflanzen reagieren wie Menschen! Sie haben Gefühle und Erinnerungsvermögen, nehmen optische und akustische Eindrücke wahr und unterscheiden zwischen Harmonie und Dissonanzen. Die Entdeckung der Pflanzen als beseelte Lebewesen und ihrer physischen und emotionalen Beziehungen zum Menschen eröffnet atemberaubende Perspektiven für unser gesamtes Naturverständnis. Was wir über die »Blumensprache« wissen, wie ihre Bio-Signale zu verstehen sind und wie all diese revolutionierenden Erkenntnisse sich praktisch nutzen lassen, lesen Sie alles in diesem Klassiker von Peter Tompkins und Christopher Bird.

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Seitenzahl: 295

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Christopher Bird | Peter Tompkins

Das geheime Leben der Pflanzen

Der Klassiker

FISCHER E-Books

Inhalt

Einführung1 Die sinnlichen Wahrnehmungen der Pflanzen2 Philodendren können Gedanken lesen3 Pflanzen, die Türen öffnen4 Besucher aus dem All5 Das »Langzeitgedächtnis« des Hahnenfuß6 Indien, Wiege der Pflanzenforschung7 Das Gartenspital8 Pflanzen als »Musikkritiker« und Blitzableiter9 Fernseh-Bohnen und »Lebensfelder«10 Wer das Unkraut nicht ehrt …11 Alchemie, Pendel und Radionik12 Signale von der VenusDankBibliographiePersonen- und Sachregister

Einführung

Von Aphrodite einmal abgesehen: Gibt es auf unserem Planeten etwas Lieblicheres als Blumen, etwas Notwendigeres als Pflanzen? Der grüne Teppich, in den sich Mutter Erde hüllt, ist der eigentliche Nährboden menschlichen Lebens. Ohne grüne Pflanzen könnten wir weder atmen noch essen. Auf der Unterseite jedes einzelnen Blattes öffnen und schließen sich eine Million Lippen, nehmen Kohlendioxid auf und geben Sauerstoff ab. Vierzig Millionen Quadratkilometer Blattoberfläche sind Tag für Tag damit beschäftigt, das Wunder der Photosynthese zu vollbringen, um Mensch und Tier Sauerstoff und Nahrung zu verschaffen.

Von den 375 Milliarden Tonnen Lebensmitteln, die wir jedes Jahr konsumieren, stammt der größte Teil von Pflanzen. Einen kleinen Prozentsatz liefern Tiere, die sich aber ihrerseits wieder von Pflanzen ernähren. All die Speisen, Getränke, Genussmittel und Medikamente, die den Menschen am Leben und – richtig verwendet – bei bester Gesundheit erhalten, werden uns durch die Zuckerproduktion der Photosynthese zuteil. Aus dem Zucker entstehen Stärke, Fette, Öle, Wachs und Zellulose. Von der Wiege bis zur Bahre ist der Mensch von der Zellulose abhängig; sie bildet den Grundstoff für das Dach über seinem Kopf, für seine Kleidung, seine Brennstoffe, die Werkstoffe zum Flechten, Weben, Spinnen und Nähen, für Musikinstrumente und für das Papier, auf das er seine mehr oder weniger tief schürfenden Gedanken kritzelt. Die überfülle der für den Menschen nützlichen Pflanzen lässt sich an den fast sechshundert Seiten ablesen, die J. C. Uphofs Dictionary of Economic Plants (»Lexikon der Nutzpflanzen«) umfasst. Der Anbau von Pflanzen ist – darüber sind sich die Fachleute einig – die Grundlage für den Reichtum eines Landes.

Der Mensch fühlt, dass von Pflanzen ein »gewisses Etwas« ausgeht, das ihn innerlich befriedigt und beglückt. Zu Geburt, Hochzeit und Tod gehören Blumen ebenso wie zu festlichen Mahlzeiten und Feiern. Wir überreichen Blumen als Zeichen der Liebe, Freundschaft oder Verehrung und als Dank für Gastfreundschaft. Wir umgeben unsere Häuser mit Gärten, legen in unseren Städten Parks an und stellen bestimmte Gebiete unter Naturschutz. Eine Topfpflanze oder frische Schnittblumen in einer Vase machen jedes Zimmer wohnlicher.

Aristoteles lehrte, dass die Pflanzen zwar eine Seele, aber keine Empfindung hätten. Seine Ansicht hielt sich durch das ganze Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein, als Carl von Linné, der Großvater der modernen Botanik, behauptete, Pflanzen unterschieden sich von Tier und Mensch lediglich durch ihre Bewegungsunfähigkeit. Diese Lehre wurde von dem großen Naturforscher des 19. Jahrhunderts, Charles Darwin, widerlegt. Er bewies, dass jeder Spross die Fähigkeit zu selbständiger Bewegung besitzt. Pflanzen »verwenden und zeigen diese Fähigkeit aber nur, wenn ihnen das zu einem Vorteil gereicht«, meinte Darwin.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schockierte der Wiener Biologe und Schriftsteller Raoul Francé die Naturwissenschaftler seiner Zeit, indem er erklärte, Pflanzen würden sich ebenso frei, leicht und graziös bewegen wie die geschicktesten Menschen oder Tiere, und wir würden das nur deshalb nicht bemerken, weil Pflanzen sich sosehr viel langsamer bewegten als Mensch und Tier.

Die Wurzeln der Pflanzen, sagte Francé, graben sich forschend durch das Erdreich, Knospen und Zweige schwingen in vollendeten Kreisen, Blätter und Blüten beugen und schütteln sich abwechselnd, die Ranken drehen sich suchend und strecken ihre Geisterarme aus, um ihre Umgebung abzutasten. Wir halten sie nur deshalb für bewegungs- und gefühllos, weil wir uns nicht die Zeit nehmen, sie zu beobachten.

Poeten und Philosophen wie Goethe und Rudolf Steiner, die sich die Mühe nahmen, Pflanzen zu beobachten, entdeckten, dass sie in entgegengesetzte Richtungen wachsen, teils in den Boden, wie von der Schwerkraft angezogen, teils in die Luft, als würden sie von einer Art »Leichtkraft« oder Gegenschwerkraft emporgezogen.

Wurmartige Würzelchen, in denen Darwin fast so etwas wie ein primitives Gehirn sah, graben ihre dünnen weißen Fäden unablässig in die Tiefe, verweben und verankern sich kräftig im Boden und entziehen ihm dabei Wasser und Nährstoffe. Die Schwerkraft teilt sich den Wachstumszonen der Wurzelspitzen durch leicht bewegliche Stärkekörner in den Zellen der Wurzelhaube mit.

Wenn die Erde trocken ist, suchen sich die Wurzeln feuchteren Boden. Sie finden ihren Weg in vergrabene Wasserrohre oder strecken sich, wie im Falle der violetten Luzerne (Medicago sativa), zwölf Meter tief und entwickeln eine derartige Kraft, dass sie sogar Beton durchbohren können.

Bisher hat noch niemand die Wurzeln eines Baumes gezählt. Aber die Untersuchung einer einzelnen Roggenpflanze hat eine Summe von über 13 Millionen Würzelchen ergeben – mit einer Gesamtlänge von 600 Kilometern. An jedem Würzelchen dieser Roggenpflanze wachsen feine Wurzelhärchen – schätzungsweise etwa 14 Milliarden –, was aneinandergereiht einer Länge von ungefähr 10 600 Kilometern entsprechen würde, also etwa der Entfernung von Pol zu Pol.

Weil die besonders zum Bohren dienenden Zellen der Wurzelspitzen durch die ständige Reibung im steinigen Erdreich bald zerstört sind, werden sie schnellstens durch neue ersetzt. Erreichen sie aber irgendeine Nahrungsquelle, sterben sie ab, und es wachsen dafür Zellen nach, die dazu bestimmt sind, Mineralsalze aufzulösen und die so entstandenen Lösungen aufzunehmen. Diese Grundnahrung wird von Zelle zu Zelle durch die Pflanze nach oben weitergeleitet. Jede Zelle ist eine Einheit von Protoplasma – eine mehr oder weniger dünnflüssige Masse, die als Grundsubstanz des physischen Lebens gilt.

Die Wurzel pumpt das Wasser und die durch dieses »Universallösungsmittel« gelösten Stoffe in die Blätter, auf denen die Feuchtigkeit verdunstet und wieder zur Erde zurückfällt, um von neuem als Mittler in diesen Lebenskreislauf einzutreten. Die Blätter einer gewöhnlichen Sonnenblume verdunsten am Tag bis zu einem Liter Wasser und eine einzige Birke mit etwa 200 000 Blättern kann pro Tag bis zu siebzig Liter Wasser aufnehmen und durch Verdunstung an der Blattoberfläche als kühlende Feuchtigkeit wieder abgeben.

Jede Pflanze bewegt sich, sagte Francé, denn jedes Wachstum bedeutet Bewegung. Die Pflanzen sind dauernd damit beschäftigt, sich zu beugen, zu drehen und zu schütteln. Er beschrieb, wie sich an einem Sommertag Tausende polypenartiger Arme an einer friedlichen Laube emporranken, um für ihre schweren, rasch wachsenden Stängel einen Halt zu finden. Sobald die Ranke, die in siebenundsechzig Minuten eine volle Kreisbewegung ausführt, irgendeinen Stützpunkt gefunden hat, schlingt sie sich innerhalb von zwanzig Sekunden um das betreffende Objekt. Schon nach einer Stunde »sitzt« sie so fest, dass es schwierig ist, sie wieder abzulösen. Dann beginnt sie, sich korkenzieherartig emporzuwinden und zieht so den Hauptstängel zu sich hoch.

Eine Kletterpflanze, die eine Stange braucht, bewegt sich auf die nächstbeste Stütze zu. Versetzt man diese Stütze, so ändert die Pflanze ihre Richtung innerhalb weniger Stunden dementsprechend. Kann sie den Pfahl »sehen«, oder ihn auf eine andere, noch unbekannte Weise wahrnehmen? Denn selbst wenn sie ihn – durch bestimmte Abschirmungen daran gehindert – nicht »sehen« kann, wächst sie unbeirrt auf die verborgene Stütze zu und meidet die Richtungen, in denen sie auf keinerlei Halt treffen würde.

Pflanzen sind fähig, meinte Francé, Absichten zu haben: Sie können sich nach etwas ausstrecken, sich ihren Weg und ihr Ziel selber aussuchen.

Der Sonnentau packt die Fliege mit unfehlbarer Genauigkeit, indem er seine Fangarme in Richtung Beute bewegt. Einige parasitäre Pflanzen »wittern« selbst die leiseste Spur des Geruchs ihrer Wirtspflanze und überwinden alle Hindernisse, um zu ihrem Opfer zu gelangen.

Pflanzen scheinen zu wissen, welche Ameisen ihnen ihren Nektar stehlen wollen. Sie schließen ihre Blüten, wenn diese Tiere in der Nähe sind, und öffnen sie nur, wenn auf ihren Stängeln genügend Tau liegt, um die Ameisen am Hinaufklettern zu hindern. Ein mexikanischer Strauch, Acacia cornigera, bietet in hohlen Stacheln bestimmten Ameisen Unterschlupf und Nahrung – vielleicht als Gegenleistung für einen gewissen Schutz vor anderem Getier.

Ist es Zufall, dass manche Pflanzen so wachsen, dass sie den Insekten, von denen sie bestäubt werden, »gefallen«? Sie locken diese Insekten durch besondere Farben und Düfte, belohnen sie mit ihrem begehrten Nektar und haben eine außerordentliche Technik und Mechanik des Blütenbaus entwickelt, so dass sie eine Biene in einem Kanal festhalten können, und sie erst wieder durch eine Falltüre entlassen, wenn die Bestäubung vollzogen ist.

Ist es wirklich nur ein glückliches Zusammentreffen, dass zum Beispiel die Orchidee Trichoceros parviflorus mit ihren Blütenblättern das Weibchen einer bestimmten Fliegenart so täuschend nachahmt, dass das Männchen versucht, mit der Blüte zu kopulieren und sie dabei bestäubt? Ist es bloßer Zufall, dass Nachtblüher weiße Blüten haben und dadurch Schwärmer und andere Nachtfalter anlocken, dass sie in der Dämmerung stärker duften, dass eine Stechwindenart, Smilax herbacea, die in Gegenden wächst, wo es ungewöhnlich viele Fliegen gibt, nach faulendem Fleisch stinkt, während Blumen, die sich auf Windbestäubung eingerichtet haben, keine Anstrengung darauf verschwenden, schön, duftend oder anziehend auf Insekten zu wirken, sondern ziemlich unauffällig bleiben?

Um sich zu schützen, haben die Pflanzen Dornen oder einen bitteren Geschmack, oder sie scheiden klebrige Sekrete aus, die unerwünschte Insekten festhalten und töten. Die ängstliche Mimosa pudica besitzt einen Mechanismus, der sofort reagiert, wenn ein Käfer, eine Ameise oder eine Raupe zu ihren zarten Blättern hinaufkriechen will: Sobald der Eindringling einen Blattstiel berührt, sinkt dieser plötzlich herab, die Blätter falten sich zusammen, und der Angreifer wird entweder von der unerwarteten Bewegung aus dem Gleichgewicht gebracht und fällt vom Stängel, oder er zieht sich fluchtartig zurück.

Einige Pflanzen, die an ihren sumpfigen Standorten zu wenig Stickstoff finden, verschaffen ihn sich, indem sie Lebewesen verspeisen. Es gibt über fünfhundert verschiedene Fleisch fressende Pflanzen, die – wenn sie es kriegen – jede Art Fleisch vom Insekt bis zum Rindsfilet konsumieren. Um ihre Beute zu erwischen, wenden sie unendlich listenreiche Methoden an: Tentakeln mit klebrigen Ausscheidungen, tellereisen- und trichterförmige Fallen etc. Die Tentakeln der Fleisch fressenden Pflanzen sind gleichzeitig Mäuler und Mägen auf Stängeln, die ihre Beute packen, fressen und vollständig verdauen, so dass nur noch das Skelett, der Chitinpanzer, übrig bleibt.

Der Insekten fressende Sonnentau (Drosera) reagiert nicht weiter auf Steinchen, Metallstücken oder andere Fremdkörper, die man auf seine Fangblätter legt, merkt aber rasch, dass ein Stückchen Fleisch etwas Essbares ist. Darwin fand andererseits heraus, dass man den Sonnentau schon mit einem Fadenstückchen von weniger als einem Millionstel Gramm Gewicht reizen kann. Eine Ranke, die nach den Würzelchen das empfindlichste Organ einer Pflanze darstellt, krümmt sich schon, wenn ein Stück Seidenfaden von nur 0,00025 Gramm über sie gelegt wird.

Raffiniertheit und Einfallsreichtum der pflanzlichen Konstruktionsformen übersteigen bei weitem die Phantasie unserer Ingenieure. Bauten von Menschenhand erreichen niemals die Biegsamkeit und Zähigkeit der langen Rohre, die es den Bäumen möglich machen, den fürchterlichen Stürmen zu trotzen. Pflanzenzellen wachsen zu langen Würsten oder flachen Bändern, die so fest zusammenhalten, dass sie beinahe unzerreißbare Schnüre bilden. Das Dickenwachstum der Bäume nimmt mathematisch genau im richtigen Verhältnis zur Höhe und zum Gewicht des Baumes zu.

Der australische Riesen-Eukalyptus kann seine Krone auf einem schlanken Stamm bis zu hundertfünfzig Meter über den Boden erheben – höher als die Cheopspyramide. Einige Walnussgewächse tragen bis zu hunderttausend Nüsse. Der Virginia-Knöterich (Polygonum Virginiana) schlingt seine Früchte zu Seemannsknoten, die während des Trocknens einer solchen Spannung unterworfen werden, dass sie beim Aufschnappen die Samen möglichst weit von der Mutterpflanze wegschleudern, wo sie dann herabfallen und keimen.

Pflanzen haben sogar einen Sinn für Himmelsrichtungen und für zukünftige Ereignisse. Grenzwächter und Jäger entdeckten in den Prärien des Mississippi-Tales die Kompasspflanze (Silphium lacinatum), deren Blätter genau in die vier Himmelsrichtungen zeigen. Arbus precatorius, eine indische Krautpflanze, ist derart empfindlich gegenüber allen elektrischen und magnetischen Einflüssen, dass sie als Wetterpflanze verwendet wird. Botaniker, die als Erste mit ihr im Londoner Botanischen Garten »Kew Gardens« experimentierten, fanden, dass sie ein guter »Wetterprophet« für Zyklonen, Hurrikans, Tornados, Erdbeben und Vulkanausbrüche ist.

Alpenblumen sind so auf die Jahreszeiten »programmiert«, dass sie genau wissen, wann der Frühling kommt, und sich ihren Weg durch die Altschneeflecken bahnen. Dabei entwickeln sie Eigenwärme, mit deren Hilfe sie den Schnee wegschmelzen.

Pflanzen, die so sicher, so verschiedenartig und so unmittelbar auf ihre Umwelt reagieren, müssen, so meinte Francé, irgendein Verbindungsorgan zu dieser Umwelt haben, irgendetwas, das unseren Sinnen vergleichbar oder gar überlegen ist. Francé betonte, dass Pflanzen dauernd Ereignisse und Erscheinungen beobachten und aufzeichnen, von denen der Mensch keine blasse Ahnung hat.

Während man Pflanzen gemeinhin als gefühllose Automaten betrachtet, hat man nun herausgefunden, dass sie fähig sind, Töne zu unterscheiden, die das Menschenohr nicht hören kann, und Wellenlängen farbigen Lichts, wie Infrarot und Ultraviolett, wahrzunehmen, die für das Menschenauge unsichtbar sind. Besonders empfindlich reagieren sie auf Röntgenstrahlen und die Hochfrequenzstrahlung des Fernsehens.

Das ganze Pflanzenreich, sagte Francé, lebt in Abhängigkeit von den Bewegungen der Erde, des Mondes und der Planeten unseres Sonnensystems, und eines Tages wird man nachweisen können, dass es auch von den Sternen und anderen kosmischen Körpern beeinflusst wird.

Da die äußere Gestalt einer Pflanze nach jeder teilweisen Verstümmelung wiederhergestellt wird, nahm Francé an, dass irgendeine bewusste Wesenheit die ganze Pflanze überwacht, eine Intelligenz sie führt – sei es von außen oder von innen her.

Schon vor über einem halben Jahrhundert hätte Francé, nach dessen Vorstellung Pflanzen alle Eigenschaften von Lebewesen besitzen, und auch »äußerst heftige Reaktionen bei Misshandlung und Dankbarkeit für Wohltaten« äußern, ein Geheimes Leben der Pflanzen schreiben können, aber was von ihm schon im Druck erschienen war, wurde entweder von der etablierten Wissenschaft nicht beachtet oder als Aberglaube abgetan. Am meisten schockierte die wissenschaftliche Welt seine Theorie, dass die Bewusstheit der Pflanzen ihren Ursprung in einer feinstofflichen Welt kosmischer Wesen haben könnte, die schon lange vor Christi Geburt von Hindu-Weisen als devas bezeichnet wurden, und die von hellsichtigen Kelten und anderen Sensitiven der frühen Zeit in Form von Feen, Elfen, Gnomen, Sylphen und ähnlichen Kreaturen unmittelbar gesehen und erlebt wurden. Seine Idee wurde von den Fachleuten als kindisch bzw. hoffnungslos romantisch betrachtet.

Es hat der Aufsehen erregenden Entdeckungen mehrerer Wissenschaftler in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts bedurft, um die Pflanzenwelt plötzlich wieder in den Blickpunkt weltweiter Aufmerksamkeit zu rücken. Beweismittel stützen nun das poetische und philosophische Bild von den Pflanzen als lebenden, atmenden, agierenden und reagierenden Lebewesen.

1Die sinnlichen Wahrnehmungen der Pflanzen

Eine seltsame Szene wie aus Alice im Wunderland spiegelte sich in dem verstaubten Bürofenster des Geschäftshauses am New Yorker Times Square. Allerdings sah man kein weißes Kaninchen mit rosa Augen und einer Uhr in der Westentasche, sondern einen Mann namens Backster mit einem Galvanometer und einer Zimmerpflanze namens Dracaena massangeana. Das Galvanometer befand sich dort, weil Cleve Backster Amerikas führender Lügendetektor-Experte war, die Dracaena-Pflanze, weil Backsters Sekretärin fand, in das kahle Büro gehöre unbedingt »etwas Grünes«, und Backster, weil er in den sechziger Jahren einen schicksalhaften Schritt getan hatte, der sein Leben von Grund auf veränderte.

Backsters »Pflanzentick« machte Schlagzeilen in der Weltpresse und wurde nach allen Regeln der Kunst verulkt, aber er hat für die Wissenschaft eine Büchse der Pandora geöffnet, die wohl kaum wieder geschlossen werden kann. Backsters Entdeckung, dass Pflanzen »Gefühle« zeigen, rief rund um den Erdball heftige und verschiedenartigste Reaktionen hervor. Und dies ungeachtet der Tatsache, dass Backster nie behauptete, etwas Neues entdeckt zu haben, sondern lediglich etwas längst Bekanntes, das jedoch in Vergessenheit geraten war. Klugerweise vermied er alle Publizität und konzentrierte sich darauf, wissenschaftlich zu fundieren, was später als der »Backster-Effekt« bekannt werden sollte.

Sein Abenteuer begann 1966. Backster hatte die ganze Nacht in seiner Schule für Polygraph-Experten gearbeitet. Er unterrichtete dort Polizei- und Sicherheitsbeamte aus aller Welt im fachgerechten Gebrauch von Lügendetektoren. Plötzlich hatte er eine Idee: Er befestigte die Elektroden eines seiner Lügendetektoren an einem Blatt seiner Dracaena. Die Dracaena, der Drachenbaum, ist eine tropische Pflanze, die etwas einer Palme ähnelt, mit großen, schwertförmigen Blättern und dichten Rispen kleiner Blüten. Backster war neugierig, ob das Blatt reagieren würde, wenn er die Pflanze begoss, und wenn ja, wie und wie schnell.

Als die Pflanze durstig das Wasser durch ihre Wurzeln und ihren Stamm emporsog, registrierte das Galvanometer – zu Backsters Überraschung – keineswegs einen kleineren elektrischen Widerstand, wie man das aufgrund der besseren Leitfähigkeit der feuchten Pflanze erwartet hätte. Anstelle einer ansteigenden Kurve zeigte das Diagramm eine reich ausgezackte Abwärts- linie.

Das Galvanometer ist derjenige Teil eines Polygraphen, der die Änderungen der Körperleitfähigkeit misst. Es wird mit dem Körper durch Kabel verbunden, die mit einem schwachen Strom beschickt werden. Starke Emotionen oder intensive Vorstellungen haben eine Änderung des elektrischen Widerstandes zur Folge und veranlassen dadurch einen Ausschlag der Nadel oder der Feder auf der laufenden Papierrolle. Das Galvanometer wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem Jesuitenpater Maximilian Hell, einem Hofastronomen der Kaiserin Maria Theresia, erfunden, jedoch nach dem italienischen Physiker und Physiologen Luigi Galvani (1737–1798) benannt, der die »animalische Elektrizität« entdeckt hat. Das Galvanometer wird heute in Verbindung mit einer elektrischen Schaltung verwendet, die man »Wheatstonesche Brücke« nennt – zu Ehren des englischen Physikers und Erfinders des automatischen Nadeltelegraphen, Sir Charles Wheatstone (1802–1875).

Einfach ausgedrückt werden durch die »Brücke« Widerstände so ausbalanciert, dass Schwankungen des elektrischen Potentials gemessen werden können. Bei der üblichen polizeilichen Verwendung werden einem Verdächtigen, der an den Polygraphen angeschlossen ist, sorgfältig vorbereitete Fragen in einer bestimmten Reihenfolge gestellt. Die Experten achten dann darauf, welche Fragen eine Reaktion hervorrufen und damit einen Nadel-Ausschlag bewirken. Alte Hasen wie Backster behaupten, sie könnten an der aufgezeichneten Kurve ablesen, wo der Verdächtige versucht, seine Examinatoren zu täuschen.

Backsters Drachenbaum zeigte zu seinem Erstaunen eine Reaktion, die derjenigen eines Menschen ähnelte, der kurzzeitig erregt ist. War es möglich, dass die Pflanze Gefühle hatte?

Was Backster in den nächsten Minuten erlebte, sollte sein ganzes Leben verändern.

Die Erfolg versprechendste Methode, bei einem Menschen eine Reaktion auszulösen, die stark genug ist, einen Galvanometer-Ausschlag zu verursachen, besteht darin, ihn zu bedrohen. Genau das wollte Backster mit der Pflanze tun: Er tunkte ein Blatt des Drachenbaums in die Tasse mit heißem Kaffee, die er zu jeder Tages- und Nachtzeit neben sich stehen hatte. Das Messinstrument zeigte keinen nennenswerten Ausschlag. Backster überlegte ein paar Minuten, dann dachte er: Ich will das Blatt, an dem die Elektroden angebracht sind, versengen. In demselben Augenblick, in dem er daran dachte, und noch bevor er nach einem Streichholz greifen konnte, änderte sich das Diagramm in dramatischer Weise: Die Feder beschrieb eine lang gezogene Kurve nach oben. Backster hatte sich nicht bewegt, weder in Richtung Pflanze noch in Richtung Polygraph. Sollte die Pflanze etwa seine Gedanken gelesen haben?

Backster verließ den Raum, und als er mit Streichhölzern zurückkehrte, zeigte sich, dass der Apparat einen weiteren plötzlichen Ausschlag registriert hatte – offenbar ausgelöst durch seinen Entschluss, die Drohung wahr zu machen. Zögernd begann er, das Blatt zu versengen. Diesmal erfolgte ein schwächerer Ausschlag. Als er dann etwas später nur so tat, als wollte er noch ein Blatt anbrennen, zeigte sich überhaupt keine Reaktion. Die Pflanze schien unterscheiden zu können zwischen einem echten und einem fingierten Vorhaben. (Siehe Graphik Seite 12.)

Backster wäre am liebsten auf die Straße gelaufen, um es in alle Welt hinauszurufen: »Pflanzen können denken!« Stattdessen vertiefte er sich in eine peinlichst genaue Untersuchung dieses Phänomens, um festzustellen, wie die Pflanze auf seine Gedanken reagierte und wie die Übertragung zustande kam.

Als Erstes wollte er sich davon überzeugen, ob es wirklich keine »natürliche« Erklärung für das Geschehene gab. War irgendetwas Besonderes mit der Pflanze los – oder mit ihm oder mit diesem Polygraphen?

Nachdem Backster und seine Mitarbeiter mit anderen Pflanzen und Instrumenten an anderen Orten die Probe aufs Exempel gemacht hatten und immer wieder vor den gleichen Ergebnissen standen, hielten sie es für richtig, die Sache weiterzuverfolgen. Über fünfundzwanzig verschiedene Pflanzenarten und Früchte wurden getestet, darunter auch Lattich, Zwiebeln, Orangen und Bananen. Die Beobachtungsdaten, die einander alle ähnelten, ergaben ein völlig neues Bild von »Leben« und lieferten einigen explosiven Diskussionsstoff für die Wissenschaft. Bis dahin war die Auseinandersetzung zwischen Naturwissenschaftlern und Parapsychologen über die Existenz der ASW, der außersinnlichen Wahrnehmung, vor allem deswegen recht heftig gewesen, weil es so schwierig ist, mit letzter Sicherheit festzustellen, wann man es tatsächlich mit einem solchen Phänomen zu tun hat. Prof. Dr. J. B. Rhine, der an der Duke-Universität in Durham, North Carolina, seine ASW-Experimente durchführte, gelang es lediglich nachzuweisen, dass seine Versuchspersonen öfter richtig »raten«, als man das »normalerweise« erwarten würde.

Backster betrachtete die Fähigkeit seiner Pflanzen, seine Pläne »wahrzunehmen«, zuerst auch als eine Form von ASW. Dann gefiel ihm der Ausdruck nicht mehr so recht: ASW bedeutet eine Wahrnehmung jenseits der Vermittlung durch die bekannten fünf Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Da aber Pflanzen weder Augen, Ohren, Nase oder Mund zu haben scheinen, und ihnen die Botaniker seit der Zeit Darwins nie ein Nervensystem zubilligten, schloss Backster, dass ihr Wahrnehmungssinn einfacher und grundlegender sein müsse.

Dies führte ihn zu der Hypothese, dass die fünf Sinne des Menschen hemmende Faktoren sein könnten, die eine ursprünglichere »Primär-Wahrnehmung« überlagern, die möglicherweise der ganzen Natur gemeinsam ist. »Vielleicht sehen Pflanzen ohne Augen besser«, vermutete Backster, als der Mensch mit ihnen.«

Um herauszufinden, was seine Pflanzen fühlen oder empfinden können, vergrößerte Backster sein Büro und machte sich daran, ein richtiges wissenschaftliches Laboratorium einzurichten.

Während der nächsten Monate wurden von den verschiedensten Pflanzen Diagramme gesammelt. Das Phänomen schien das gleiche zu bleiben, auch wenn das Blatt von der Pflanze abgetrennt war, ja, sogar wenn man ein Blatt völlig zerfetzte und die Stückchen zwischen den Elektrodenflächen weiter verteilte, zeigte sich immer noch eine Reaktion. Die Pflanzen reagierten nicht nur auf menschliche Drohungen, sondern auch auf andere mögliche Gefahren wie das plötzliche Auftauchen eines Hundes im Zimmer oder einer Person, die ihnen nicht wohlgesinnt war.

Backster konnte einer interessierten Gruppe an der Yale-Universität folgenden Versuch vorführen: Im gleichen Raum wie die an die Geräte angeschlossene Pflanze befand sich eine Spinne. Wenn jemand versuchte, die Spinne festzuhalten, so zeigten die Diagramme der Pflanze dramatische Ausschläge, kurz bevor die Spinne wegzulaufen begann. »Es sieht so aus«, sagte Backster, »als ob der Entschluss der Spinne, die Flucht zu ergreifen, von der Pflanze wahrgenommen würde und eine Reaktion im Blatt auslöst.«

Unter normalen Umständen dürften die verschiedenen Pflanzen aufeinander eingestellt sein, meinte Backster. Wenn sie aber mit tierischem Leben konfrontiert werden, neigen sie dazu, weniger darauf zu achten, wie es den anderen Pflanzen geht. »Von anderen Pflanzen erwartet die Pflanze zuletzt Schwierigkeiten. Solange ein Tier in der Nähe ist, scheint sie sich auf dieses zu konzentrieren. Tiere und Menschen bewegen sich und müssen deshalb sorgfältiger überwacht werden.«

Wenn eine Pflanze sich irgendwie bedroht fühlt, reagiert sie, wie Backster beobachtete, mit einer Art Selbstschutz – ähnlich wie das Opposum oder auch der Mensch: Sie stellt sich tot oder fällt in eine tiefe Ohnmacht. Dieses Phänomen wurde eines Tages entdeckt, als ein kanadischer Physiologe in Backsters Laboratorium kam, um die Reaktionen seiner Pflanzen zu beobachten. Die erste Pflanze zeigte überhaupt keine Reaktion. Auch die zweite und dritte reagierten nicht. Backster überprüfte seine Instrumente und versuchte es mit einer vierten und fünften Pflanze, immer noch ohne Erfolg. Endlich, bei der sechsten, ergab sich eine Reaktion, die deutlich genug war, um das Phänomen zu demonstrieren.

Backster wollte unbedingt herausbekommen, was mit den anderen Pflanzen losgewesen sein könnte und fragte deshalb seinen Besucher: »Haben Sie bei Ihrer Arbeit in irgendeiner Weise mit der Zerstörung von Pflanzen zu tun?«

»Ja«, antwortete der Physiologe. »Ich röste sie in einem Ofen, um ihr Trockengewicht zu bestimmen.«

Fünfundvierzig Minuten nachdem der Physiologe weg war, zeigten sich seine Pflanzen wieder höchst mitteilsam.

Diese Erfahrung zeigte Backster, dass Pflanzen von Menschen mit Absicht in einen Ohnmachtszustand versetzt, also »mesmerisiert« werden konnten.

Ein andermal bereitete Backster eine Demonstration vor für einen Mitarbeiter der Baltimore Sun. Backster, der zeigen wollte, dass Pflanzen und einzelne Zellen Signale auf dem Weg über ein unbekanntes Kommunikationsmedium aufnehmen können, hängte ein Galvanometer an seinen Philodendron und befragte dann den Journalisten, als ob dieser an den Polygraphen angeschlossen wäre.

Backster wollte herausfinden, in welchem Jahr der Reporter geboren war, und nannte der Reihe nach sieben Jahre von 1925 bis 1931. Der Reporter war instruiert worden, jedes Mal mit einem monotonen »Nein« zu antworten. Nach dem Test las Backster das richtige Jahr vom Diagramm ab: Eine besonders hohe Zacke auf dem Papierstreifen verzeichnete die Reaktion der Pflanze.

Der Psychiater Dr. Aristide H. Esser, Leiter der Forschungsabteilung am Rockland State Hospital in Orangeburg, New York, und sein Mitarbeiter Douglas Dean, Chemiker und Parapsychologe am Newark College of Engineering, wiederholten diesen Versuch. Sie arbeiteten mit einer männlichen Versuchsperson, die ihren eigenen Philodendron mitbrachte. Der Mann hatte die Pflanze aufgezogen und immer rührend für sie gesorgt.

Die beiden Wissenschaftler verbanden den Polygraphen mit der Pflanze und stellten dann ihrem Besitzer eine Reihe von Fragen. Sie hatten ihn angewiesen, einige dieser Fragen falsch zu beantworten. Die Pflanze hatte keinerlei Schwierigkeiten, durch das Galvanometer diejenigen Antworten anzuzeigen, die nicht richtig waren. Dr. Esser, der zuerst über Backsters Behauptung gelacht hatte, gab zu: »Ich muss klein beigeben und alles zurücknehmen.«

Um festzustellen, ob eine Pflanze auch eine Gedächtnisleistung vollbringen könne, wurde folgende Versuchsanordnung erarbeitet: Backster sollte den heimlichen Mörder einer Pflanze aus einer Reihe von sechs »Verdächtigen« herausfinden. Sechs von Backsters Studenten stellten sich für den Versuch zur Verfügung, darunter auch erfahrene Polizisten. Mit verbundenen Augen zogen die Studenten aus einem Hut zusammengefaltete Papierchen. Eines davon enthielt die Anweisung, von zwei Pflanzen in einem Raum eine mit den Wurzeln auszureißen, darauf herumzutrampeln und sie völlig kaputtzumachen. Der Täter hatte sein Verbrechen heimlich zu begehen; weder Backster noch einer der übrigen Studenten durfte seine Identität kennen, so dass nur die andere Pflanze im Raum Zeuge der Tat sein würde.

Backster schloss die überlebende Pflanze an einen Polygraphen an, führte die Studenten, einen nach dem anderen, diesem »Zeugen« vor und konnte so den Schuldigen ermitteln. Tatsächlich reagierte die Pflanze auf fünf der Studenten gar nicht, während sie jedes Mal, wenn der Schuldige sich ihr näherte, das Galvanometer in wilde Bewegung versetzte. Backster war so vorsichtig, darauf hinzuweisen, dass die Pflanze möglicherweise die Schuldgefühle des Täters registrierte und wiedergab; aber da der »Verbrecher« ja im Interesse der Wissenschaft gehandelt hatte und sich wohl kaum besonders schuldig fühlte, blieb die andere Möglichkeit, nämlich dass eine Pflanze fähig ist, sich an den Menschen zu erinnern und den wieder zu erkennen, der einer ihrer Mitpflanzen etwas angetan hatte, bestehen.

Bei einer anderen Versuchsreihe stellte Backster fest, dass zwischen einer Pflanze und ihrem Betreuer eine besondere Verbindung zu bestehen scheint, die unabhängig von der Entfernung ist. Mit Hilfe synchron laufender Stoppuhren konnte Backster beobachten, dass seine Pflanzen auch dann auf seine Gedanken reagierten, wenn er sich im Nebenzimmer, im Stockwerk darunter oder sogar in einem anderen Haus aufhielt. Als er von einer Fahrt nach dem vierundzwanzig Kilometer entfernten New Jersey zurückkehrte, konnte Backster anhand der Diagramme nachweisen, dass seine Pflanzen genau in dem Moment, als er sich entschloss, nach New York zurückzufahren, sozusagen aufgeatmet hatten.

Als Backster im Rahmen einer Vorlesungsreihe von seinen ersten Beobachtungen aus dem Jahre 1966 sprach, zeigte er ein Lichtbild seines Drachenbaumes. Genau zum Zeitpunkt dieser Vorführung verursachte die Pflanze zu Hause in seinem Büro einen Ausschlag der Registriernadel.

Wenn Pflanzen einmal auf eine bestimmte Person eingestellt sind, scheinen sie fähig zu sein, diese Verbindung aufrechtzuerhalten, ganz egal, wohin sich die betreffende Person begibt, selbst unter Tausenden von anderen Leuten erkennt sie ihren Herrn. In der Silvesternacht stürzte sich Backster in den Trubel auf dem Times Square, bewaffnet mit Notizbuch und Stoppuhr. Er mischte sich unter die Volksmenge und notierte alles, was er tat: gehen, laufen, Untergrundbahntreppen hinuntersteigen, beinahe überfahren werden, kleine Auseinandersetzung mit einem Zeitungsverkäufer. Ins Labor zurückgekehrt, fand er, dass alle drei Pflanzen, die er separat an Polygraphen angeschlossen hatte, unabhängig voneinander auf seine leicht gefühlsbetonten Abenteuer ähnlich reagiert hatten.

Um zu sehen, ob man auch auf viel größere Distanzen Reaktionen bei Pflanzen auslösen kann, machte er mit einer Freundin einen Versuch. Er wollte feststellen, ob ihre Pflanzen mit ihr »in Verbindung« blieben, während sie eine über tausend Kilometer weite Flugreise quer durch die Vereinigten Staaten unternahm. Durch Vergleich der synchron laufenden Uhren entdeckten die beiden, dass die Pflanzen immer dann eine deutliche Reaktion zeigten, wenn ihre Besitzerin beim Landemanöver etwas Angst empfand.

Backster hätte am liebsten die Reaktionen einer Pflanze bei noch größeren Entfernungen – Millionen von Kilometern – getestet, um zu sehen, ob der Weltraum für die »Primär-Wahrnehmung« seiner Pflanzen eine Grenze darstellt. Er hätte es deshalb gerne gesehen, wenn eine der Marssonden eine Pflanze mit einem Galvanometer auf den Planeten oder in seine Nähe gebracht hätte, um dann telemetrisch die Reaktionen der Pflanze auf emotionelle Regungen ihres Betreuers auf der Erde in der Bodenstation zu kontrollieren.

Telemetrische Radio- oder TV-Signale pflanzen sich, wie alle elektromagnetischen Wellen, mit Lichtgeschwindigkeit fort und brauchen etwa sechs bis sechseinhalb Minuten, um den Mars zu erreichen, und genauso lange wieder zurück zur Erde. Die Frage wäre nun, ob das Emotions-Signal eines Menschen auf der Erde den Mars schneller erreichen würde als die elektromagnetische Welle oder, wie Backster vermutet, sogar schon im Augenblick seiner Aussendung. Sollte beim vorgeschlagenen Versuch das Signal bereits nach sechseinhalb Minuten auf der Erde eintreffen, so würde das heißen, dass mentale oder emotionale Übermittlungen jenseits unseres Zeitbegriffs und jenseits des elektromagnetischen Spektrums stattfinden.

Backster hat keine Ahnung, welche Art von Energiestrahlung oder -wellen des Menschen Gedanken oder innere Empfindungen auf eine Pflanze übertragen könnten. Er hat versucht, der Pflanze den »Informationsstrom« abzuschneiden, indem er sie in einen faradayschen Käfig bzw. in eine Bleikammer stellte. Keine dieser Maßnahmen schien die Verbindung zwischen Pflanze und Mensch in irgendeiner Weise zu behindern oder gar zu zerstören. Das, was den Trägerwellen entspricht – was immer es auch sein mag –, muss irgendwie weit über das elektromagnetische Spektrum hinausreichen. Es scheint vom Makrokosmos bis hinunter zum Mikrokosmos zu funktionieren.

Eines Tages, als sich Backster in den Finger geschnitten hatte und ihn mit Jodtinktur betupfte, reagierte die am Polygraphen angeschlossene Pflanze sofort – offenbar auf den Tod einiger Zellen in Backsters Finger. Es hätte natürlich auch eine Reaktion auf seine Gemütserregung sein können – hervorgerufen durch den Anblick seines Blutes oder das Brennen der Jodtinktur. Aber Backster entdeckte bald, dass das Diagramm immer dann ein ganz bestimmtes Muster zeigte, wenn die Pflanze beim Absterben lebender Gewebe Zeuge war.

Die typische Kurve erschien wieder, als Backster sich eines Tages ein Glas Joghurt zurechtmachte. Das verwirrte ihn, bis ihm einfiel, dass die Marmelade, die er unter das Joghurt mischte, ein chemisches Konservierungsmittel enthielt, das einige der lebenden Joghurtbakterien abtötete. Ein weiteres, zunächst rätselhaftes Auftreten des Musters fand seine Erklärung, als man merkte, dass die Pflanzen darauf reagierten, wenn man heißes Wasser in den Ausguss schüttete: Das heiße Wasser tötete Bakterien im Abflussrohr.

Backsters medizinischer Berater, der Zytologe Dr. Howard Miller aus New Jersey, schloss daraus, dass eine Art von »zellularem Bewusstsein« allen Lebensformen gemeinsam sein müsse.

Um diese Hypothese zu erhärten, entwickelte Backster eine Methode, mit der er Aufgüsse von verschiedenen einzelnen Zellen zwischen die Elektroden praktizieren konnte, zum Beispiel von Amöben, Pantoffeltierchen, Hefepilzen, Schimmelkulturen sowie Abstriche aus dem Mund, Blut und sogar Sperma. Alle diese Zellen setzten die Feder des Polygraphen in Bewegung, und es ergaben sich ebenso interessante Kurven, wie sie die Pflanzen hervorgebracht hatten. Dabei erwiesen sich die Spermazellen als erstaunlich geschickt, denn sie schienen fähig zu sein, die Gegenwart ihres Spenders zu registrieren und darauf zu reagieren, während sie die Anwesenheit anderer Männer ignorierten. Solche Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass eine Art von totalen Gedächtnisses bis zur einzelnen Zelle hinunter vorhanden sein könnte und – daraus folgend – dass das Gehirn lediglich ein Schaltmechanismus ist und nicht unbedingt ein Gedächtnis-Speicherorgan.

»Empfindungsvermögen«, sagte Backster, »scheint es nicht nur auf zellularem Niveau zu geben. Vielleicht geht es sogar noch weiter hinunter, auf molekulares, atomares oder gar subatomares Niveau. Man wird dabei alles Mögliche mit einbeziehen müssen, was man bisher normalerweise als unbelebt betrachtete.«

Backster war überzeugt, dass er einem Phänomen auf der Spur war, das für die Wissenschaft höchst bedeutsam sein musste, und wollte seine Entdeckungen deshalb möglichst rasch in einer Fachzeitschrift veröffentlichen, damit andere Wissenschaftler seine Ergebnisse überprüfen könnten. Denn um ein wissenschaftlich hieb- und stichfestes Ergebnis zu erhalten, muss eine einmal aufgezeichnete Reaktion von anderen Wissenschaftlern an anderen Orten zu wiederholten Malen ebenfalls erzielt werden. Das machte das Problem schwieriger, als er erwartet hatte.

Zunächst merkte Backster, dass Pflanzen sich derart auf einen Menschen einstellen können, dass es nicht immer möglich ist, durch andere Experimentatoren die gleichen Reaktionen bei ihnen auszulösen. Zwischenfälle wie das »Totstellen«, das sie dem kanadischen Physiologen gegenüber praktizierten, ließen manchmal die Vermutung wach werden, so etwas wie den »Backster-Effekt« gäbe es gar nicht. Wenn jemand an einem Pflanzenexperiment persönlich beteiligt war oder nur schon im Voraus wusste, zu welchem Zeitpunkt eines geplant war, so genügte das oft schon, um einer Pflanze »einen Tipp zu geben«, und sie machte nicht mehr mit.

So stellte Backster fest, dass die Pflanzen von den Vorstellungen und Plänen, die er und seine Kollegen vor einem Pflanzenversuch entwickelten, beeinflusst wurden, obwohl die Besprechung in einem ganz anderen Raum stattfand.

Backster erkannte, dass er, wenn er sich durchsetzen wollte, eine Versuchsanordnung konzipieren musste, bei der jede menschliche Beteiligung ausgeschlossen war. Der ganze Versuch musste automatisch ablaufen. Alles in allem brauchte Backster dafür zweieinhalb Jahre und mehrere tausend Dollar, wovon einige durch die Parapsychology Foundation beigesteuert wurden, die damals noch unter der Leitung der berühmten, inzwischen verstorbenen Eileen Garrett stand. Er knobelte ein beweiskräftiges Experiment aus und entwickelte mit Hilfe mehrerer Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die dafür notwendigen vollautomatisierten Apparate.

Der Test, den Backster schließlich durchführte, bestand darin, lebende Zellen durch einen automatischen Mechanismus in einem zufällig gewählten Moment töten zu lassen, während sich niemand in oder nahe dem Büro befand, um dann zu sehen, ob und wie die Pflanzen reagierten.

Als »Opfertiere« hatte Backster Kleinkrebschen ausgesucht, wie sie als Futter für tropische Fische verkauft werden. Dabei war wichtig, dass die Opfer ausgesprochen gesund waren, denn man hatte bemerkt, dass krankes oder schon absterbendes Gewebe nicht mehr in der Lage ist, eine Art Warnung auszusenden, und darum nicht mehr als Fernreiz wirksam wird. Ob die Krebschen in guter Verfassung sind, ist leicht zu erkennen: Normalerweise bringen die Männchen ihre ganze Zeit damit zu, Weibchen zu jagen und zu begatten.

Der Mechanismus, um diese Playboywesen »auszulöschen«, bestand aus einer kleinen Schüssel, die die Tierchen automatisch in einen Topf mit kochendem Wasser kippte. Ein entsprechend programmierter Apparat löste den Kippvorgang in einem zufällig gewählten Augenblick aus, so dass Backster und seine Assistenten gar nicht wissen konnten, wann das Ereignis eintrat. Um auszuschließen, dass auf den Kurven der bloße Kippvorgang registriert wurde, ließ man zwischendurch – als Kontrollversuche – auch Schüsseln ohne Krebschen, nur mit Wasser gefüllt, auskippen.

Drei Pflanzen wurden in drei verschiedenen Räumen an drei separate Galvanometer angeschlossen. Ein viertes Galvanometer wurde mit einem unveränderlichen Widerstand verbunden, um möglicherweise zufällig auftretende Abweichungen zu registrieren, die durch Schwankungen in der Stromzufuhr oder elektromagnetische Störungen im Umfeld der Testanordnung verursacht werden könnten. Licht und Temperatur wurden für alle Pflanzen gleichmäßig gehalten, und die Pflanzen selbst wurden, als besondere Vorsichtsmaßnahme, ganz frisch ins Labor »importiert« und so befördert, dass sie vor dem Experiment kaum je eine Menschenhand berührte.

Die für das Experiment ausgewählten Pflanzen gehörten zur Art Philodendron cordatum, deren schöne große Blätter kräftig genug sind, den Druck der Elektroden ohne Beeinträchtigung auszuhalten. In den aufeinanderfolgenden Testdurchgängen wurden verschiedene Pflanzen dieser Art verwendet.

Die wissenschaftliche Hypothese, die Backster erhärten wollte, lautete – wissenschaftlich ausgedrückt –: »Bei lebenden Pflanzen existiert eine bis jetzt noch nicht definierte primäre Wahrnehmung; die Vernichtung von tierischem Leben kann als Fernreiz dienen, um dieses Perzeptionsvermögen zu demonstrieren; es kann gezeigt werden, dass diese Perzeptionsfähigkeit bei Pflanzen unabhängig von menschlicher Beteiligung funktioniert.«