Das Geheimnis der Intuition - Jan Becker - E-Book

Das Geheimnis der Intuition E-Book

Jan Becker

0,0
10,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Intuition hilft uns, auf Anhieb eine gute Entscheidung zu treffen, ohne die zugrunde liegenden Zusammenhänge im Ganzen verstehen zu müssen. Und: Intuition ist erlernbar, sie lässt sich sogar bewusst verbessern. Jan Becker zeigt in seinem neuen Buch, wie wir unsere Wahrnehmung schulen können und warum wir wieder auf uns selbst hören müssen, wenn wir unser Bauchgefühl stärken wollen. Mit zahlreichen praktischen Übungen, die unsere Fähigkeit trainieren, Eigenschaften und Emotionen in Sekundenbruchteilen unbewusst oder bewusst komplex und instinktiv richtig zu erfassen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe 1. Auflage 2014

ISBN 978-3-492-96489-0

© Piper Verlag GmbH, München 2014

Illustration: Sven Binner

Covergestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin

Covermotiv: Carsten Sander

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Vorwort

Jetzt leben – ein Plädoyer fürs Bauchgefühl

Als ich vor einer Weile auf der Durchreise in Stuttgart war, habe ich auf einer Ausstellung zufällig eine Videoinstallation des chinesischen Künstlers Yang Zhenzhong gesehen. Zhenzhong hatte über mehrere Jahre hinweg Menschen auf der ganzen Welt gefilmt. Sie alle schauten in die Kamera und sagten nur einen einzigen Satz: »I will die« – Ich werde sterben. I will die, so lautete auch der Name der Installation. Die Aufnahmen waren bereits einige Jahre alt und manche der Interviewten waren sichtlich alt. Wahrscheinlich hatte sich die Prophezeiung bereits bewahrheitet.

Ich bekam eine Gänsehaut.

Da war sie, die einzige, allumfassende Wahrheit. Ich werde sterben, das ist ein Satz, der uns alle vereint. Der auf uns alle zutrifft. Egal, wo wir uns befinden und was wir tun.

Zu Hause stellte ich mich vor den Spiegel und sah mir fest in die Augen. Dann sagte ich zu mir selbst: »Ich werde sterben!« Die Worte hallten in meinen Ohren, ich bekam ein merkwürdiges Gefühl im Bauch und gleichzeitig fühlte ich mich stark und, ja, lebendig.

Denn ich wusste: Ich werde zwar eines Tages sterben, aber jetzt, jetzt lebe ich. Ein wunderbares Kribbeln erfasste meinen ganzen Körper und ich hatte das Gefühl, von einem goldenen Licht umschlossen zu werden.

Probieren Sie es aus, Sie werden es auch spüren.

Ich wusste, dieser Satz, der auf die Endlichkeit unseres Seins hindeutet, ist ungeheuer wichtig. Das Leben ist endlich. Die einzige Chance, es zu nutzen, haben wir jetzt. In diesem Augenblick. Jede Sekunde, die wir vertun, ist unwiederbringlich verloren. Statt unseren Blick in die Zukunft zu richten oder Vergangenes zu bereuen, müssen wir die Zeit nutzen, die uns gegeben ist.

Dabei hilft uns unsere Intuition. Sie kennt den richtigen Weg. Folgen Sie ihr.

Ihr Jan Becker

Kapitel 1

Mehr als ein Gefühl: Warum Intuition eine Lebenseinstellung ist

INTUITION

Dieses Wort hat einen besonderen Klang. Da schwingt etwas Geheimnisvolles mit. Ein Versprechen. Irgendwo in dir, wispert es, liegt die tiefe Quelle der Weisheit verborgen. Sie ist mit der Weisheit der ganzen Welt verbunden. Ihre Wasser sind pure Wahrheit. Sie kennt dich ganz genau und sie weiß mehr, als du dir je vorstellen kannst. Wenn du in der Lage bist, Botschaften von ihr zu empfangen und – vor allem – zu verstehen, dann fliegt dir das Glück zu. Dann wird dein Leben ein Spaziergang. Du musst nie zweifeln. Alle deine Entscheidungen werden dich zu deinem Besten geleiten.

Und wissen Sie was? So ist es! Dabei betrifft Intuition nicht nur die großen und vermeintlich wichtigen Dinge im Leben. Sie ist eine Lebenseinstellung. So wie das Glück in den kleinen Dingen wohnt, fängt auch Intuition im ganz Kleinen an. Ich lebe danach.

Das erläutere ich Ihnen am besten einmal anhand eines ganz normalen Tages in meinem Leben – und gebe Ihnen damit gleichzeitig einen kleinen Ausblick auf das, was Sie in diesem Buch erwartet.

Mein Tag beginnt damit, dass ich vor dem Wecker aufwache. Das ist meist dann, wenn die Sonne aufgeht. Die Weisheit meines Körpers registriert das Licht und weckt mich sanft. Vielleicht würden Sie hier keine Intuition vermuten, doch sie steckt in den Genen: Menschen wachen seit vielen Millionen Jahren mit dem ersten Tageslicht auf. Unsere Spezies ist darauf programmiert, die lichten Stunden des Tages zu nutzen. Unser Körper ist darauf ausgerichtet. Es ist gesund, nach der Sonne zu leben. So bekommen wir automatisch genug Licht für unsere Seele und auch unser Körper kann das wichtige Vitamin D bilden, das unter anderem vor Depressionen schützt. Aber auch in vielen anderen Bereichen sind unsere Gene eine wichtige Quelle der Intuition – mehr dazu erläutere ich im nächsten Kapitel.

Nach dem Aufstehen folgt bald einer der wenigen festen Termine in meinem Tagesablauf: Ich bringe meinen Sohn in den Kindergarten. Eine Pflicht, die ich sehr gerne übernehme. Danach bin ich wieder frei und lasse mich im Moment treiben. Das heißt keineswegs, dass ich faulenze. Mein Unterbewusstsein kennt meinen Beruf und dessen Erfordernisse und steuert mich entsprechend – über meine Intuition. Ganz sanft und so, wie es mir entspricht. Wie das genau funktioniert, werden Sie noch erfahren. Wenn ich Lust bekomme, ein Buch über Hypnose zu lesen, dann mache ich das. Die Lust auf das Buch zeigt mir an, dass das jetzt wohl das Richtige ist. Wenn ich dagegen den Drang verspüre, an einer Nummer für mein Programm zu arbeiten, dann widme ich mich dieser Aufgabe.

Ich nehme mir das allerdings nicht vor. Ich schreibe keine To-do-Listen, ich muss mich zu nichts zwingen, alles fließt. Es kann sein, dass ich abends etwas gelesen habe, das mich noch so beschäftigt, dass ich morgens direkt wieder darauf zurückkomme. Oder ich habe plötzlich einen Einfall. Es kann zum Beispiel sein, dass mir in den Sinn kommt, lange nichts mehr von Schopenhauer gelesen zu haben. Dann greife ich in den Bücherschrank und nehme das entsprechende Buch mit in mein Stammcafé, das so etwas wie mein Außenbüro darstellt. Wenn ich schließlich dort sitze, kann es natürlich passieren, dass ich merke, dass der Schopenhauer nach einer Weile doch nicht mehr das Richtige ist. Auch an diesem Punkt höre ich auf meine Intuition. Dann lege ich das Buch eben wieder weg und nehme mir eine Zeitung. Ich komme selten in die Verlegenheit, dass ich mich nur auf eine Sache festlegen muss. Meistens kann ich auf andere Aufgaben ausweichen und damit das tun, was sich intuitiv am besten anfühlt in genau diesem Moment.

Natürlich habe ich trotzdem meine kleinen Gewohnheiten und Rituale. Das sind die wiederkehrenden Elemente, die meinem Tag bei aller Ungeplantheit Struktur geben. Sie dienen auch meinem Unterbewusstsein als Anhaltspunkte dafür, was jeweils gerade an Aufgaben ansteht. Ich gehe etwa zum Arbeiten fast immer in ein Café. Dort trinke ich dann sehr gerne schwarzen guten Kaffee. Nie käme es mir in den Sinn, einen Tee zu bestellen. Aber sobald ich etwas zu essen auswähle, lasse ich mich wieder neugierig von meiner Intuition leiten.

Falls Sie in einem Beruf arbeiten, der weniger frei gestaltbar ist als meiner, denken Sie nun vielleicht, dass ich gut reden habe. Wahrscheinlich habe ich tatsächlich mehr Möglichkeiten zu intuitiven Entscheidungen als die meisten Menschen in einem festen Job mit bestimmten Routinen. Ein Busfahrer kann nicht intuitiv eine neue Route fahren und eine Fließbandarbeiterin auch nicht mal eben intuitiv die Reihenfolge der Produktion ändern. Genauso wenig kann ich mitten in einer Hypnose auf der Bühne sagen, ach, jetzt mache ich doch lieber eine Gedankenlesenummer. Das Ändern um des Änderns willen ist auch nicht der Sinn der Intuition. Solange der Busfahrer und die Arbeiterin in ihrem Job glücklich sind, ist das völlig in Ordnung. Wenn beide allerdings jeden Morgen mit den sprichwörtlichen Magenschmerzen zur Arbeit gehen, ist das eine deutliche Botschaft der Intuition. Sie ist ein Seismograph dafür, was gut für uns ist – und registriert sofort, wenn uns etwas schadet. Wie Sie solche Botschaften vom Solarplexus entschlüsseln können, ist eins der Themen in diesem Buch. Natürlich ist es nicht in jeder Situation möglich, sofort einen ungeliebten Job zu wechseln. Die Augen nach Alternativen aufzuhalten ist aber nicht verboten. Oft tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf, wenn man seinem Bauchgefühl folgt und danach eine Entscheidung trifft. Selbst dann, wenn man noch nicht sehen kann, wo die Reise hingeht.

Vielleicht sind Sie immer noch ein bisschen neidisch auf mein freies Leben. Ich gebe es zu, mein Tagesablauf fühlt sich auch für mich luxuriös an. Ich bin sehr dankbar dafür. Der Preis, den ich für diese Freiheit zahle, ist: Niemand gibt mir Sicherheit, außer ich selbst. Ich muss mich selbst in die Pflicht nehmen. Wenn ich nichts auf die Beine stelle, verdiene ich kein Geld. Wenn etwas schiefgeht, kann ich niemand anderen verantwortlich machen. Keinen Chef, keine Kollegen. Da gibt es nur mich selbst, denn ich treffe alle Entscheidungen in meinem Ein-Mann-Unternehmen, ich kann fast nichts delegieren. Aber das ist in Ordnung, diesen Preis zahle ich gern. Dafür lebe ich ein Leben, das zu hundert Prozent zu mir passt. Ein präsentes Leben, ganz nah an meinen wahren Bedürfnissen.

Die Entscheidung dazu habe ich sehr früh getroffen.

Auch sie fiel intuitiv. Ich erinnere mich noch genau, wie ich in meinem Kinderzimmer stand. Damals war ich sieben Jahre alt. Feierlich sah ich aus dem geöffneten Fenster in die Natur mit all ihren Wundern – da waren Bäume, die sich im Wind bogen, Schmetterlinge und zwitschernde Vögel. In diesem Moment schwor ich mir, nie erwachsen zu werden. Das bedeutete natürlich nicht, nicht zu wachsen. Groß und selbstständig werden wollte ich schon. Aber das, was man gemeinhin unter »Erwachsenwerden« verstand, war für mich schon in diesem Alter mit Zwängen verbunden. Mit vorgefertigten Wegen. Langeweile. Bereits damals war mir klar, dass ich keinen normalen Beruf ergreifen könnte. Ich wollte nie aufhören zu spielen. Nie damit aufhören zu staunen. Ich wollte immer die Freiheit haben, jederzeit alles zu werden, was ich will. Ich wollte Wunder machen. Diesen Anspruch habe ich noch heute.

DIE ERINNERUNGSSTÜTZE

Auf meiner Visitenkarte steht »Wundermacher«. Genau das, was ich mit sieben Jahren werden wollte – und tatsächlich geworden bin, denn mit allem, was ich tue, schaffe ich Staunen und Wunder. Sigmund Freud sagte einmal, das Glück bestehe darin, einen Kindheitstraum zu verwirklichen. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind gesagt haben: »Wenn ich groß bin, mache ich das und das …« Solche kindlichen Vorhaben werden selten in die Tat umgesetzt, aber sie bleiben im Unbewussten registriert und verfolgen uns das ganze Leben. Lassen Sie sich doch mal Visitenkarten drucken, auf denen Ihr Name steht und ein imaginärer Beruf, der Ihr kindliches Ideal beschreibt. Zum Beispiel »Marlena Schmied – Professorin für Unsichtbarkeit« oder »Karl Runge – Meister für das Fallen nach oben« oder »Carina Kurtz – Seifenblasendesignerin« und so weiter. Schauen Sie immer mal wieder auf die Kärtchen und verteilen Sie diese unter Ihren Freunden. Bei diesem kleinen Ritual handelt es sich um einen sogenannten »psychomagischen Akt« nach Alejandro Jodorowsky. Es wird Ihre Intuition beflügeln, denn Ihr Unterbewusstsein [Eine wichtige Anmerkung : Ich verwende in diesem Buch den um­­gangssprachlichen Begriff » Unterbewusstsein « für das – wie es korrekt heißen müsste – Unbewusste.] wird Wege suchen, Ihren Traum auf irgendeine Weise wahr zu machen. Lassen Sie sich überraschen!

Hier ist der schöne Weg durch dein schönes Leben

Schon früh kristallisierte sich heraus, womit ich mein Leben wohl verbringen würde. Ich begann, mich für Hellseherei zu interessieren, für Gedankenlesen, Zauberei und Hypnose. Und ich spürte intuitiv: Das hier ist mein Weg! Diesen Weg habe ich dann kontinuierlich verfolgt. So, wie andere Menschen ihrem Wunsch nachgehen, Schauspieler zu werden oder Arzt. Bis zum Abitur bin ich dabei noch den Konventionen gefolgt. Doch nach dem Abi habe ich mich von den ausgetretenen Pfaden verabschiedet. Normalerweise beginnt man nach der Schule ja eine Berufsausbildung oder ein Studium. Später fängt man meist an, in einem auf bestimmte Weise definierten Beruf zu arbeiten. Doch das wäre mir zu eng gewesen. Ich habe mir stattdessen meinen eigenen Pfad gesucht.

Dabei bin ich dem Leitstern meines Interesses gefolgt und dort auch nur den Dingen, die mich so gepackt haben, dass sie sich nicht wie Arbeit anfühlten. Zwang unterdrückt meiner Erfahrung nach die Intuition, Freiheit beflügelt sie. Es ist für mich kein Aufwand, ein ganzes Buch am Tag zu lesen und abends noch 20 Seiten darüber zu schreiben. Ich spüre bereits im Tun eine vollkommene Erfüllung. Das ist absichtsloses Handeln. So, wie ein Kind mit größter Konzentration eine halbe Stunde lang eine Ameisenstraße beobachten kann und damit ja auch keinen Zweck verfolgt, staune ich über die Wunder, die unser Geist vollbringen kann. Das Tun und das Sein an sich zu genießen ist einer der Schlüssel zum glücklichen Leben. Eigentlich ist das nur logisch: Wenn man seine Befriedigung immer nur aus der Beendigung einer Aufgabe zieht, muss man die meiste Zeit darauf warten. Begeisterung an einer Sache ist hingegen einer der Wegweiser, die die Intuition aufstellt: Hier ist der schöne Weg durch dein schönes Leben! (Wichtig dabei: Es ist vom schönen und nicht vom steinigen Weg zum schönen Leben die Rede.)

Mir war früh bewusst, dass ich durch den Verzicht auf eine »normale« Karriere das Risiko eingehe, vielleicht später wenig Geld zu verdienen. Oder auch mal gar keins. Da trifft es sich gut, dass mir Besitz und materielle Dinge überhaupt nicht wichtig sind. Ich habe kein Auto und wohne mit meiner Familie in einer nicht allzu großen Wohnung zur Miete. Was ich dagegen liebe, sind Dinge, die mich inspirieren. Die sind mal günstig und mal teuer, aber der materielle oder modische Wert ist nicht mein Maßstab. Sie müssen zu mir passen. Ich mag es zum Beispiel, mich besonders zu kleiden. Genauso, wie ich mich früher als Kind voller Begeisterung als Cowboy oder Indianer ausstaffiert habe, habe ich auch heute noch Spaß an der Verwandlung durch Kleidung. Das Leben ist für mich ein Theaterspiel. Eine Bühne, auf der man immer wieder Neues ausprobieren kann. Aus dem Spiel wird eine Realität – das ist auch das Prinzip des Metamodelling, einer spannenden Technik des Neurolinguistischen Programmierens, mittels der jeder sein Leben neu gestalten kann. Sie ahnen es: Später wird davon noch die Rede sein.

Ich bin nicht so arrogant zu behaupten, dass mein Lebensmodell besser ist als andere. Es ist lediglich für mich besser. Ansonsten ist es nur anders, das ist alles. Andere Menschen brauchen andere und vielleicht auch mehr Strukturen. So, wie einige in ihrem Inneren intuitiv spüren, dass ein Beruf mit geregelten Arbeitszeiten das Richtige für sie ist, spüre ich intuitiv, dass für mich das Gegenteil gilt.

Intuition ist für alle da – tun Sie doch, was Sie wollen!

Das Wunderbare ist: Egal, was wir gerade im Moment tun oder in welcher Situation wir stecken, jeder kann sein Leben intuitiver gestalten und damit glücklicher und zufriedener werden. Jeder kann mit der Intuition mehr Lebensfreude in sich wecken.

Eine Voraussetzung dafür ist die Vorurteilslosigkeit. Der Verzicht darauf, die Welt und andere Menschen durch vorgefertigte Brillen zu betrachten. Vorurteile behindern die Intuition, weil sie sie aussperren. Die Intuition reagiert auf die Wirklichkeit, wie sie auf uns einströmt (ich sage absichtlich nicht »wie sie ist«, denn auch das ist von Mensch zu Mensch verschieden) und reagiert dann darauf mit einem besonderen Gefühl, das uns den Weg weist. Ein Vorurteil ist dagegen schon vor der Erfahrung fertig wie das Fast Food von der Burgerkette. Oft weiß man bei beiden nicht recht, woraus sie im Detail eigentlich entstanden sind und woher sie kommen.

Die wichtigste Voraussetzung für ein intuitives Leben ist allerdings, ab sofort Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. Nicht nur ein bisschen oder ab und zu, sondern vollständig. Wenn Sie intuitive Entscheidungen treffen, lernen Sie sich besser kennen. Sie merken, was zu Ihnen passt und was nicht. Mit jeder Entscheidung werden Sie treffsicherer. Irgendwann sprudeln die intuitiven Erkenntnisse, was in einer bestimmten Situation zu tun ist, aus Ihnen heraus. Aus Ihrem Bauch, der genau weiß, was das Beste für Sie ist. Für Sie und für niemanden anderen auf dieser Welt. Dann können Sie Ihre Beschlüsse natürlich nicht mehr auf Konventionen schieben, nicht auf »Das macht man so«, auf die Eltern, den Vorgesetzten oder auf die Umstände.

Gerade das kann im ersten Moment Angst machen. Wer Verantwortung übernimmt, macht sich zunächst angreifbar. Aber langfristig macht es stark und selbstbewusst. Denn dadurch werden Sie vollkommen unabhängig von der Meinung anderer – und stärken Ihr Gefühl für Richtig und Falsch. Plötzlich haben Sie außerdem Freunde, die wirklich zu Ihnen und Ihrer Persönlichkeit passen. Ganz einfach, weil Sie sich trauen, so zu sein, wie Sie wirklich sind. Weil Sie sich nicht verbiegen und an Leute anpassen, die Ihnen eigentlich gar nicht liegen. Sie können mit einem Mal faszinierende Dinge tun, von denen andere sagen: Das macht man aber anders! Doch Sie sagen nur: Ich wollte es genauso tun! Und dann lächeln Sie vor Glück und Lebensfreude.

Kommen Sie mit, dann zeige ich Ihnen, wie es geht.

Kapitel 2

Die verborgene Weisheit: Woher kommt Intuition?

»Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern nur im Gegensatz zu dem, was wir über die Natur wissen.«

St. Augustin

Vor einigen Jahren hatte ich zugesagt, einem bayerischen Radiosender ein Interview zu geben. Direkt zu Beginn sagte die Moderatorin: »Herr Becker, wir haben einen Ton für Sie vorbereitet, den wir extra für diese Sendung aufgenommen haben. Können Sie uns diesen Ton beschreiben?« In diesem Moment hörte ich tatsächlich in mir einen Ton. Er klang wie ein Hammer, der auf Stein schlägt, ein ganz ungewöhnliches Geräusch. Meine Ratio rebellierte sofort, was das denn nun für ein Unsinn sei. Wenn ich bewusst darüber nachdachte, erschien es mir auch wahrscheinlicher, dass die Radioleute sich etwas Musikalisches hatten einfallen lassen und ich satt daneben lag mit meiner Vermutung. Aber der Hammer auf Stein war nun einmal das, was mir spontan durch den Kopf geschossen war. Es war der Gedanke, den mir meine Intuition geschickt hatte. Also sprach ich ihn aus. Die Moderatorin bekam riesige Augen. Dann drückte sie auf die Abspieltaste. Die Aufnahme war ein Hammer, der auf Stein schlägt: Ding. Ding. Ding.

Ich habe mir in solchen Situationen über die Jahre antrainiert, mich automatisch zu entspannen und die Intuition kommen zu lassen. Die Ratio hat in diesem Augenblick nichts zu melden. Die Intuition ist wie eine Katze. Sie kommt nicht auf Befehl. Sondern nur dann, wenn sie sich sicher fühlt und die Szenerie nicht zu viel Hektik und Lärm aufweist. Also sorge ich für Ruhe in mir, auch wenn drum herum Tohuwabohu herrscht. Ich kann die Antwort ja rational gar nicht wissen. Ich kann sie nur ahnen, ich bin also auf meine Intuition angewiesen. Und die lässt mich selten im Stich. Ich bin schon in Tausenden von Situationen gewesen, in denen ich meiner Intuition gefolgt bin und Eingebungen hatte, die sich bewahrheitet haben. Das hat mein Vertrauen in sie gestärkt. Und je mehr Vertrauen ich habe, umso entspannter bin ich und umso zuverlässiger sind die intuitiven Eingebungen. Wie ich an sie gelange, ist hingegen oft auch für mich ein Mysterium – ich weiß aber, dass ich sie habe.

Wichtig ist, dass ich solche Erfahrungen zulasse, denn sonst käme ich ja nie in eine Situation, diese Treffer zu landen. Nur so kann ich immer mehr auf sie bauen. Immer wieder wollen mich Journalisten testen, das Misstrauen ist schließlich Teil ihres Berufs. Erst vor ein paar Tagen hat mich eine Journalistin während eines Interviews provozierend angesehen und gesagt: »Na, was denke ich denn gerade, Herr Becker?« Ich hatte sofort eine schwarze Katze im Sinn – und habe den Gedanken geäußert. Es stimmte und die Journalistin war für einen kurzen Moment sprachlos.

Nur, weil wir nicht wissen, woher unser Wissen stammt, ist es nicht weniger wahr

Intuition – das ist unmittelbar vorhandenes Wissen, es erscheint uns zur rechten Zeit am rechten Ort. Ohne Nachdenken. Scheinbar aus dem Nichts. Aber nichts kommt wirklich aus dem Nichts, alles hat einen Ursprung. Doch woher genau dieses Wissen stammt, ist eine Frage, die Menschen seit vielen Jahrtausenden bewegt und die nicht bis ins Letzte zu beantworten ist. Jedenfalls noch nicht. Wissenschaftler haben inzwischen bei der Erforschung bestimmter Fälle intuitiver Eingebung Antworten nicht nur gesucht, sondern auch gefunden. Gerade die Hirnforschung hat große Fortschritte in der Erkundung unseres Unterbewusstseins gemacht. Dass es das Unterbewusstsein ist, aus dem intuitive Erkenntnisse hervorsprudeln, steht für Wissenschaftler außer Frage. Aber wie es zu einer telepathischen Eingebung kommen kann, wie ich sie im Falle der Radiosendung hatte, das lässt sich bislang nicht wirklich erklären – höchstens vermuten und beschreiben. Das Unterbewusstsein scheint hier Zugang zu einer Sphäre der Information zu haben, deren Existenz noch nicht geklärt ist. Telepathie ist dabei kein Humbug. Man kann sie in wissenschaftlichen Experimenten zweifelsfrei beobachten. Es gibt sie! Es ist wie mit der Hypnose, die sich ja auch nicht bis ins Letzte erklären lässt, dabei aber sehr gut beobachtbar und beschreibbar ist.

Ich mache mich in solchen Momenten wie in jenem im Radio nicht aktiv auf den Weg zur richtigen Information. Das würde nicht funktionieren. Ich lehne mich zurück, entspanne – und lasse die Antwort zu mir kommen. Die Eingebung, die ich da hatte, war nicht die einzige, die auch mich selbst besonders verblüfft hat. Ich hatte auch schon Intuitionen, die mich in die Zukunft haben schauen lassen. Vielleicht war das Zufall. Wahrscheinlich gibt es aber bisher noch nicht aufgedeckte Kanäle der Wahrnehmung, die die Zeit durchdringt. Vielleicht hat die einsteinsche Raumzeitkrümmung etwas damit zu tun – spannend ist das allemal.

Zu meinen verblüffenden Vorhersagen gehörte unter anderem die Siegesprophezeiung für meinen damals abstiegsgefährdeten Lieblingsfußballverein Borussia Mönchengladbach in einer Fernsehshow. Dabei hatte der Klub die letzten Spiele alle vergeigt, die Chancen standen denkbar schlecht. Dennoch hat die Borussia nach einem – vor allem für mich – extrem nervenaufreibenden Spiel dann tatsächlich gewonnen.

Verblüfft hat mich auch das Zutreffen einer Vorhersage, die die Reporterin eines anderen Radiosenders von mir haben wollte. Sie hatte mich gefragt: »Was wird am Dienstag der kommenden Woche die Schlagzeile einer großen deutschen Boulevardzeitung sein?« Spontan schoss mir der beunruhigende Gedanke »Terror in einer Stadt mit B« durch den Kopf. Ich hätte gerne einen positiveren Gedanken gehabt, aber was sollte ich tun, das war nun einmal das, was meine Intuition mir eingegeben hatte. Ich kritzelte alles, wie vereinbart, auf einen Zettel. Der wurde in einem Safe bis zum Dienstag gelagert. Am Montag, dem 15. April 2013, explodierten während des Boston-Marathons zwei in Rucksäcken versteckte Sprengsätze nahe der Zielgeraden. Drei Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt. Die Schlagzeile am Dienstag lautete: »Terror in Boston« – es war unheimlich! Noch heute beschäftigen mich Fragen wie die, was ich hätte tun sollen, wenn mir nicht nur der Anfangsbuchstabe der Stadt eingefallen wäre, sondern ganz konkret der Name »Boston«. Hätte ich die Behörden alarmieren müssen? Hätte man mir geglaubt, wenn ich gesagt hätte »Hallo, hier ist Jan Becker aus Deutschland, ich bin eine Art Hellseher und habe so ein Gefühl, bei euch passiert in Kürze was Schlimmes«? Wäre ich selbst als Terrorist verdächtigt worden? Und was, wenn sich meine Prophezeiung als falsch herausgestellt hätte und durch meinen Anruf riesige Kosten entstanden wären? Viele Fragen, die mich nicht unbedingt glücklich gemacht haben. Dabei ist so eine Eingebung ein Gefühl, verbunden mit Buchstaben. Beides ist einfach plötzlich da.

Ahnungen fliegen durch Raum und Zeit

Ich frage mich immer häufiger: Gibt es überhaupt Zeit? Natürlich gibt es eine Zeit, die auf unseren Körper zutrifft, denn wir alle altern und sterben schließlich. Es gibt Jahreszeiten, Bäume wachsen, werden grün, werfen ihre Blätter ab. Aber gibt es auch eine Raumzeit? Gibt es nicht vielleicht nur Veränderung, keine Zeit? Wie bewegen wir uns in diesen Dimensionen?

Fragen über Fragen.

Dass über unsere Intuition ein Blick in die nahe Zukunft möglich ist – was auf eine zeitliche Parallelität schließen ließe – legen Experimente nahe, die der Psychologieprofessor Daryl Bem von der Cornell University im US-amerikanischen Ithaka durchgeführt hat. In einem dieser Experimente legte er einer Gruppe von Studenten eine Liste von Vokabeln vor. Diese Wörter sollten die Studenten so gut wie möglich memorieren. Anschließend wurde ihnen die Liste weggenommen. Die Probanden schrieben im ersten Schritt die Wörter nieder, an die sie sich noch erinnern konnten. Erst danach wurden per Zufallsgenerator einige Wörter aus der Wortliste ausgewählt, die die Studenten nun besonders intensiv üben sollten. Was sie auch taten.

Das Verblüffende an diesem Experiment war, dass sich die Studenten schon im ersten Schritt – also bevor der Zufallsgenerator aktiv wurde – am besten an jene Wörter erinnert hatten, die ihnen erst später zum intensiven Üben gegeben wurden. Als hätten sie ihre Fühler in die Zukunft ausstrecken können, als gebe es verschiedene Zeitebenen, die parallel existieren. Andere Wissenschaftler haben Bems Forschungen angezweifelt, weil sie die Experimente bisher nicht reproduzieren konnten. Meine Erfahrungen sagen mir allerdings, dass es so etwas wie Vorahnungen geben muss.

Auch die Experimente von Gertrude Schmeidler unterstützen diese These. Die in Harvard promovierte Psychologin hat ebenfalls auf dem Gebiet der hellseherischen Wahrnehmungen geforscht und dabei den sogenannten Sheep-Goat-Effekt entdeckt:

Für ein Experiment rekrutierte sie Menschen, die nach eigenen Angaben an übersinnliche Wahrnehmung glaubten. Das war die Sheep-Gruppe, die »gläubigen Schäfchen«. Als Kontrollgruppe suchte sie Menschen zusammen, die der Hellseherei äußerst skeptisch gegenüberstanden. Das war die Goat-Gruppe, die »störrischen Ziegenböcke«.

Alle Probanden sollten das Gleiche tun: Sie sollten in einem Kartenspiel die nächste Karte erraten. Diejenigen, die fest an ihre übersinnlichen Fähigkeiten glaubten, schnitten bei diesem Spiel besser ab als die Skeptiker. Aber das war noch nicht alles: Letztere waren nicht nur einfach ein bisschen schlechter im Erraten der nächsten Karte. Sie waren viel schlechter als die statistische Wahrscheinlichkeit es eigentlich erlaubte. Das war insofern interessant, als die Skeptiker ja der mathematischen Wahrscheinlichkeit mehr glaubten als allem anderen.

Aus diesem Experiment lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. Zum einen, dass Hellsehen wahrscheinlich funktioniert – allerdings nur, wenn man offen dafür ist. Wer allerdings Skeptiker ist, wird es wohl auch für immer bleiben, denn die Chance, vom Gegenteil überzeugt zu werden, ist gering.

Sie sind neugierig geworden? Probieren Sie Ihre Fähigkeiten, in die Zukunft zu schauen, doch einfach spielerisch selbst aus!

WELCHE FARBE HAT DIE ZUKUNFT?

Alles, was Sie brauchen, um Ihre Wahrsager-Fähigkeiten zu trainieren, ist eine Tüte Gummibärchen. Sie können auch Bonbons oder Weingummi in möglichst vielen verschiedenen Farben nehmen. Greifen Sie zunächst zur Tüte mit Süßigkeiten und schauen Sie nach, welche Farben darin enthalten sind. Nun schließen Sie vor jedem Griff in die Packung die Augen. Machen Sie eine Vorhersage, welche Farbe die nächste Süßigkeit haben wird. Dabei denken Sie nicht lange nach. Der erste Impuls zählt. Dieses Spiel können Sie auf der nächsten Urlaubsfahrt mit Ihren Kindern spielen. Wenn es nicht so viel Süßes sein soll, funktioniert das Ratespiel auch mit einem Beutel voller verschiedenfarbiger Legosteine – aber bitte nicht runterschlucken.

Sie können das Spiel der Farben natürlich noch in anderen Varianten testen. Wenn Sie gerade auf der rechten Spur der Autobahn fahren, können Sie voraussagen, welche Farbe und Marke der Wagen hat, der Sie als Nächstes überholen wird (Achtung: In den Rückspiegel schauen gilt nicht!). Sitzen Sie gerade im Café, tippen Sie, welche Farbe die Kleidung des nächsten Gastes hat, der das Lokal betreten wird. Sie können auch versuchen, vorherzusehen, ob es ein Mann oder eine Frau sein wird.

Am Anfang klappt das vielleicht noch nicht ganz so gut, aber mit ein bisschen Übung – und Glauben an Ihre Fähigkeiten – sollten Sie bald erste Erfolge verzeichnen können. Eines kann ich Ihnen vorhersagen: Spaß macht das Spiel in jedem Fall – und es ist ein spannender Zeitvertreib, wenn Sie auf jemanden warten müssen.

(Frei nach einem Spiel aus »Psychic and Other ESP Party Games« von David Hoy)

Versteckte Kanäle der Wahrnehmung

Schon oft habe ich mich gefragt, ob die Schamanen der Naturvölker in früheren Zeiten vielleicht einen besonderen Kanal genutzt haben, um zu ihren Erkenntnissen zu gelangen. In vielen Naturvölkern behandeln Schamanen nur dann einen Patienten, wenn ihnen ein Geist dazu die Erlaubnis gibt. Der Schamane versetzt sich dabei zunächst in eine Trance. In dieser Trance reist er in eine parallele Welt der Geister, wo er ein Traumwesen aufsucht und um Rat bittet. Dieses Wesen teilt ihm mit, wie er zu verfahren hat und ob eine Behandlung des Patienten Sinn macht.

Ich erkenne in dieser Vorgehensweise natürlich erst einmal eine Visualisierung des Unbewussten. Die Ratio – das Bewusstsein – ist abgeschaltet. Der Schamane erlaubt seinem Unterbewusstsein, ungefiltert zu ihm zu sprechen. Ohne den Kritiker im Kopf. Dadurch können zum Beispiel Sinneseindrücke, die er sonst nicht beachten würde, zur Quelle der Erkenntnis werden. Der Schamane spürt, ob dem Patienten zu helfen ist, auch wenn er das nicht rational erklären kann. Vielleicht wird die Wissenschaft eines Tages herausfinden, dass Schamanen unbewusst wahrgenommene Gerüche, Hormone oder andere Signale von ihren Patienten aufgefangen und ebenso unbewusst analysiert haben. Schließlich haben die Medizinmänner viele Jahre der Erfahrung gesammelt, und das ist ein Erfahrungsschatz, der zwar nicht immer bewusst zugänglich ist, aber der Intuition zur Verfügung steht.

Wenn wir uns sensibler machen für die Energien, die in uns fließen und uns umgeben, schulen wir unsere Sinne und damit die Intuition. Die folgende Übung lässt uns erfahren, dass das Universum unendliche Energie ist:

DIE ENERGIEANTENNE

Schließen Sie die Augen. Atmen Sie durch den Mund ein und durch die Nase aus. Beim Ausatmen spüren Sie, wie sämtliche Anspannung aus Ihrem Körper weicht. Atmen Sie noch einmal ein und wieder aus. Sie werden immer entspannter. Und dann noch ein drittes Mal. Nun machen Sie die Augen wieder auf und schauen in die Mitte Ihrer Handfläche. Versuchen Sie, sich dort einen Kreis vorzustellen. Stellen Sie sich vor, wie Ihr ganzer Körper von einer Energie umgeben wird, die durch den Kopf in den Körper hineinfließt und durch den Arm in die Mitte der Handfläche. Dort sammelt sie sich im Kreis wie in einem Bassin. Nun werden Sie dort ein leichtes Prickeln verspüren, das mit der Konzentration darauf zunimmt. Wenn Sie jetzt mit der Hand in wenigen Zentimetern Abstand über Ihren Körper fahren – am besten mit geschlossenen Augen –, werden Sie merken, wie sich das Energiefeld der Hand und des Körpers verändert, je nachdem, über welchem Bereich Sie sich gerade befinden. Die Energie des Körpers »spricht« mit der Ihrer Hand – und umgekehrt.

Sie können die Übung auch mit Ihrem Partner oder einem Freund/einer Freundin zusammen machen und dann wechselseitig die Energien des anderen erspüren. Wo ist das Gefühl wärmer? Wo am intensivsten? Wo gibt es Widerstand? Das stärkt Ihren sechsten Sinn und die Intuition für andere Menschen.

Das Geheimnis der magischen Orte und magischen Zeitpunkte

In Höhlenmalereien werden häufig schamanische Rituale dargestellt, in denen die Medizinmänner Menschen heilen. Man nimmt an, dass ihre Erschaffer unter Trance gemalt haben. Auch sie hatten also den Kontakt zum Unbewussten. Deswegen sind dann vermutlich Figuren entstanden, die aussehen wie Menschen mit Tierköpfen – und nicht, weil die Schamanen tatsächlich so ausgesehen hätten.

Vielleicht wurde die Intuition der Schamanen und die der Künstler der Höhlenmalereien ja auch von magischen Kräften aus Himmel und Erde beflügelt. Der Kognitionswissenschaftler und Neurologe Michael Persinger von der kanadischen Laurentian University ist zum Beispiel überzeugt, dass der Erdmagnetismus mit übersinnlichen Wahrnehmungen korreliert. Dort, wo der Magnetismus niedrige Werte aufweist, berichten Menschen eher als anderswo über telepathische oder hellseherische Fähigkeiten. Persinger experimentierte daraufhin mit niederfrequenten Magnetfeldern und kam zu dem Ergebnis, dass sie telepathische Gedankenübertragung zwischen zwei Personen fördern können. Außerdem befeuerten sie seiner Ansicht nach intuitive Einsichten.

James Spottiswoode vom Laboratorium für Kognitionswissenschaft im kalifornischen Palo Alto hat sich wiederum mit der sogenannten Sternzeit – der Local Sidereal Time (LST) – und ihrem Einfluss auf intuitive Erkenntnisse befasst. Die Sternzeit hat nichts mit Horoskopen oder ähnlichen Dingen zu tun, sondern ist die Zeitkonstruktion, mit der Astronomen rechnen. Die Sternzeit richtet sich zwar auch, wie unsere »normale« Zeit, nach der Erdrotation, allerdings nicht in Abhängigkeit von der Sonne, sondern in Abhängigkeit von den Sternen. Dabei ist ein Tag so lang wie die Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Passagen desselben Sterns über demselben Breitengrad. Auch ein sternzeitlicher Tag entspricht in etwa der Dauer einer Erdrotation, ungefähr 23 Stunden und 56 Minuten. Spottiswoodes Beobachtungen nach treten jeweils um 13.30 Uhr LST die meisten übersinnlichen Wahrnehmungen auf. Warum das so ist, ist ungeklärt – noch.

Ich schließe aus Persingers und Spottiswoodes Forschungsergebnissen: Es gibt Einflüsse da draußen, die uns intuitiver machen. Subtile Energien, die unsere Sinne schärfen und die uns Dinge in und außerhalb von uns wahrnehmen lassen, die uns normalerweise entgehen würden. Anders gesagt: Es gibt tatsächlich magische Orte und magische Zeitpunkte! Wahrscheinlich gibt es auch Menschen, die sensibler auf diese Einflüsse reagieren. Kreative Menschen berichten etwa überproportional oft von übersinnlichen Wahrnehmungen. Pianisten zum Beispiel, oder Maler. In der Kunst wird eine außergewöhnliche Wahrnehmung oft Inspiration genannt. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir alle die Fähigkeit zu außergewöhnlichen Wahrnehmungen haben. Wir müssen sie nur zulassen, trainieren und ganz genau hinhören.

Wann die Intuition aus den Genen kommt – und vielleicht sogar aus dem Universum

Bei meinem Sohn habe ich vor einiger Zeit etwas Interessantes beobachtet. Als er ganz klein war, war er im Umgang mit Hunden sehr sorglos. Kaum konnte er laufen, rannte er hinter dem Hund meiner Eltern her und war nicht zimperlich mit seinen Liebkosungen. Doch je älter er wird, umso mehr Respekt entwickelt er vor den Vierbeinern. Niemand hat ihm gesagt, dass ein Hund auch eine Gefahr sein und beißen könnte. Er hat nie schlechte Erfahrungen gemacht. Dennoch weicht er auf dem Gehweg zur Seite oder möchte auf den Arm, wenn sich ein Hund nähert. Irgendwo in seinen Genen muss die Erinnerung der Spezies Homo sapiens gespeichert sein, dass Tiere uns auch angreifen können.

Kinder haben, das wurde mir in diesem Moment bewusst, eine ganz ursprüngliche, angeborene Intuition, die sie emotional und auch praktisch schützt. Ganz kleine Babys brauchen noch kein eigenes Gefahrenbewusstsein. Sie können ohnehin nicht weglaufen oder sich verteidigen. Für sie ist es dagegen wichtig, Beschützerinstinkte zu wecken. Ein Säugling schreit nicht nur deshalb nachts, weil er Hunger hat oder die Windel voll ist. Er weiß auch intuitiv, dass er der kleinste Teil der Gruppe ist und darum muss er prüfen, ob seine Beschützer noch da sind. Er bringt sich in Erinnerung. Die Natur hat uns Erwachsenen hingegen mitgegeben, uns von Säuglingsschreien intuitiv angesprochen zu fühlen. Wir können über alle möglichen Geräusche hinweg hören, aber nicht über das Weinen eines Babys. Selbst wenn wir uns gerade noch im Tiefschlaf befanden, setzen wir uns bei den ersten Lauten automatisch in Bewegung. Auch diese Reaktion ist angeboren und intuitiv. Manchmal ist aber noch nicht einmal ein leises Krähen nötig: Mütter scheinen oft auch über Distanz zu spüren, wenn mit dem Nachwuchs etwas nicht in Ordnung ist oder das Baby etwas braucht. Die mütterliche Intuition meldet sich sogar schon lange vor der Geburt: Frauen, die schwanger sind, »wissen«, welche Lebensmittel ihrem Baby schaden könnten. In den ersten Monaten, wenn der Embryo am empfindlichsten ist, wird den meisten Schwangeren schon beim Gedanken an schädliche Stoffe wie Alkohol oder Kaffee übel und sie rühren sie deshalb nicht an. Stattdessen entwickeln sie Gelüste auf Nahrungsmittel, die Nährstoffe enthalten, die in einem spezifischen Moment der Schwangerschaft für die Entwicklung des Babys wichtig sind. Die berühmten Essiggurken mit Schokoladensauce sind da nur ein extremes Beispiel. Frauen mit Eiweißmangel bekommen oft Appetit auf Fleisch, andere verdrücken Unmengen an Obst und Gemüse und stellen damit die Vitaminversorgung sicher. All das geschieht intuitiv – die Frauen analysieren schließlich nicht erst ihre Nährstoffdefizite und stellen danach einen Ernährungsplan auf. Das würde viel zu lange dauern. Ihr Körper weiß von sich aus, was er benötigt.

Ende der Leseprobe