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Richie Zender übernimmt einen Fall als Privatdetektiv, der keine große Herausforderung darstellt. Eine Frau möchte ihren Mann observieren lassen. Keine aufwendige Sache denkt er und sieht sich schon am Abend zur Einweihungsfeier eines außergewöhnlichen Gebäudes. Doch dann gerät alles aus dem Ruder und er findet sich in einer Gefängniszelle wieder. Dank seines Teams wird er schnell aus dieser misslichen Lage befreit. Bei der Aufarbeitung der Fehler und Analyse der Erkenntnisse stoßen sie auf einen Mann, der eine Blutspur durch Sachsen-Anhalt zieht. Was will er hier? Warum verlässt ein Mann, der im sowjetischen Geheimdienst KGB diente seine Unscheinbarkeit und führt einen offenen Kampf? Oder läuft er Amok? Und welche Rolle spielt das achte Weltwunder bei der ganzen Geschichte? Richie kommt einer scheinbar riesigen Sache auf die Spur, die ihn und sein Team vor eine gewaltige Herausforderung stellt, und in längst vergangenen Zeiten ihren Ursprung hat.
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Seitenzahl: 541
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Roberto Schöne
Das Geheimnis der Toten von Zerbst
1. Teil
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Inhaltsverzeichnis
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Impressum neobooks
Als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte wartete er noch zwei Sekunden, dann nahm er den Hörer ab. „Zender, Richie Zender. Was kann ich für Sie tun?” „Klingt ja wie Bond”, vernahm er eine rauchige Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. „Dann hätten Sie aber das Telefonbuch von der anderen Seite beginnen müssen. Oder haben Sie sich verwählt?” „Wenn Sie Privatdetektiv sind bin ich wohl richtig.” „Ja, und was kann ich als solcher dann für Sie tun?” „Die Antwort wollen Sie doch nicht hier am Telefon? Ich wohne in Dresden-Hellerau, wann können Sie hier sein?” „In einer Stunde”, gab er spontan zurück, notierte sich noch die genaue Adresse und legte auf. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hing ein Stadtplan, wo er sich flüchtig die Fahrtroute und die Örtlichkeit der Wohnlage einprägte. Dann angelte er seine Jacke vom Haken und verschloss die Tür zum Büro. In der Julius-Otto-Straße hatte Zender sein Auto stehen. Schon vom weiten erkannte er seinen weinroten Skoda Felicia und betätigte die Fernverriegelung. Verdammt. Es schoss ihm die Warnung seines Bruders Anton durch den Kopf, die vielen separat eingebauten Extras mit Bedacht zu nutzen. Schließlich handelte es sich um kein gewöhnliches Fahrzeug. Und eine Fernverriegelung hatte das serienmäßige Felicia Model nicht. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass nur noch fünfzig Minuten bis zu der Verabredung blieben. Richie legte großen Wert auf exakte Zeiteinhaltung. Bis nach Hellerau sollte es in einer halben Stunde zu schaffen sein, auch bei der Verkehrslage in den späten Vormittagsstunden. Zügig fädelte er sein Fahrzeug in den fließenden Verkehr ein und fuhr mitten durch die Stadt in Richtung Norden. An einigen Ampeln waren die Wartezeiten überdurchschnittlich, doch gelangte er im vorhandenen Zeitlimit an sein Ziel. Seine Klientin bewohnte eine Jugendstil-Villa mit großem Garten. Da er auf dem privaten Gelände bis vor das Haus fuhr bekam er einen Eindruck von der Größe. Es roch hier förmlich irgendwie nach Geld, fand er. Und großer Garten war untertrieben. Doch das machte keinen Eindruck auf den Privatdetektiv. Es sah so aus als würde er von der Besitzerin persönlich an der Tür empfangen. Kaum das er seinen Skoda abgestellt hatte erschien eine Frau in den Vierzigern. Modisch geschnittenes Kostüm, lange, blonde Haare, die gewellt bis auf die Schulter fielen. „Frau Darkow, wie ich annehme?”, sprach Richie sie sofort an. „Ja, Susanne Darkow, nennen Sie mich doch einfach Susi”, entgegnete sie kurzer Hand und forderte ihn mit einladender Geste zum Eintreten auf. Zender huschte an ihr vorbei. Die Darkow warf noch einen verächtlichen Blick auf sein Auto, rümpfte die Nase und folgte ihm ins Haus. „Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?”, fragte die Hausherrin, als sie eine Art Empfangszimmer erreicht hatten. „Bier, Wein oder einen Saft, da Sie ja mit dem Fahrzeug hier sind?” „Ein Wasser genügt mir.” Die Einrichtung war vom feinsten. Wie eigentlich alles was er bisher gesehen hatte. „Setzen Sie sich doch”, meinte die Darkow, als sie Richie das Wasser reichte, und deutete auf ein Sitzmöbel das Zender argwöhnisch musterte. Es sah aus wie ein zu klein geratenes Sofa, oder aber ein überdimensionaler Sessel. Der Detektiv ließ sich hinein plumpsen, wie es so seine Art war, und wurde vollkommen von den Polstern aufgenommen. Er musste sein ganzes Geschick aufbringen um das Wasser nicht zu verschütten. Es gelang ihm. Susanne Darkow grinste, nahm auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz und schlug die Beine übereinander. Mit einem Fingerzeig in Zenders Richtung sagte sie: „Ein Geschenk meines Mannes. Stammt aus Sri Lanka.” Richie nickte nur leicht und versuchte ein dauerhaftes Gleichgewicht in diesem Sessel zu finden. „Müssen Sie alles hier selbst sauber halten, oder haben Sie Unterstützung?”, fragte Zender, als er fand dass die Pause zu lang wurde. „Ich habe meinem Reinigungspersonal frei gegeben damit wir uns in Ruhe unterhalten können.” „Na dann lassen Sie mal die Katze aus dem Sack.” „Ich stehe nicht auf Haustiere.” Eine seltsame Frau, dachte Zender. Sieht blendend aus, wirkt aber irgendwie einsam. Bestimmt hat sie keine Kinder. Oder Freunde, Freundinnen? Was geht mich das überhaupt an? Susannes Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. „Ich hatte eigentlich die Absicht ihren Dienst in Anspruch zu nehmen…, bin mir aber gar nicht mehr so sicher ob das was bringt.” „Wegen meinem Auto?” „Wieso?” „Glauben Sie ich habe Ihren verächtlichen Blick nicht bemerkt?” „Das haben sie gesehen?” Die Darkow war peinlich berührt. „Kommen wir jetzt zur Sache oder soll ich mein Glas austrinken und gehen? Auf das Spielchen Kleider machen Leute habe ich heut keine Lust”, tat Richie gereizt. „Ich denke, ich hab Sie falsch eingeschätzt.” „Na, dass es auch mal jemand zugibt. Bevor wir erst lange um den heißen Brei herumreden. Sie möchten meine Dienste in Anspruch nehmen? Gut. Das kostet 50 000 DM. 20% Anzahlung, dann nehme ich meine Arbeit auf. Der Rest wird bei Ergebnislieferung fällig. Geht das Unternehmen durch mein Verschulden schief, kriegen sie die Anzahlung zurück und ich werde mich entschuldigen. Nun sagen Sie mir endlich was für ein Problem Sie haben.” „Donner Wetter das war direkt. Aber wenn ich ehrlich sein soll - das gefällt mir.” Unglaublich, dachte Zender, der Susanne Darkow während seiner Rede scharf im Auge behalten hatte. Nicht das geringste Zucken in ihrem Gesicht verriet ihre Gefühle beim Nennen der hohen Geldsumme. „Ich möchte dass Sie meinen Mann beschatten.” „So was habe ich mir schon gedacht. Haben sie einen begründeten Verdacht oder soll es eine Routineüberprüfung werden.” Der Blick der Frau war wie gebannt auf Richie gerichtet, doch gedanklich schien sie abwesend. „Wenn ich etwas wüsste, bräuchte ich Ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen.” „Und worauf bauen Sie Ihren Verdacht auf?” „Ich möchte ganz einfach Klarheit über die ständige Abwesenheit meines Mannes. Er ist in letzter Zeit kaum noch zu Hause. Laufend auf Reisen. Kommt vormittags zurück und geht nachmittags schon wieder auf Tour. Ohne über Nacht hier zu sein. Ich will wissen was er die ganze Zeit treibt.” „Was arbeitet Ihr Mann eigentlich?” „Er ist Handelsvertreter.” „Und bei welcher Firma?” „Das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Ich habe mich bisher nicht um seine Angelegenheiten gekümmert.” „Wie lange sind Sie mit ihm schon zusammen?” „Ich glaube das wird dieses Jahr schon zwanzig Jahre sein.” Mann oh Mann, dachte Zender, und da weiß die nicht was ihr Mann arbeitet. Zumindest nicht konkret. Hat immer schön das Geld abgefasst und den Alten ackern lassen. „Tja Frau Darkow…” „Susi”, fiel sie ihm ins Wort. „Ja, Susi, Sie sehen mich jetzt echt etwas verblüfft. Sie leben die ganze Zeit mit einem Mann zusammen, sind vielleicht sogar verheiratet und wissen nicht was dieser Mensch, der Ihnen am nächsten steht, den ganzen Tag treibt. Das finde ich dann schon komisch. Keine Andeutungen über Kollegen oder Freunde, nichts?” „Bevor Sie noch eine Reihe dämlicher Fragen stellen so viel in aller Kürze. Geheiratet haben wir 1977, Hochzeitsreise Sotchi Schwarzes Meer. Was anderes ging leider nicht. 1991 haben wir die Reise wiederholt. Ein Monat Hawaii. War ein bisschen kurz, aber schön. Bis zum Anfang unserer zweiten Hochzeitsreise war ich arbeiten, danach hat mein Mann genügend verdient, so dass ich mich dann anderen Dingen widmen konnte. Kinder gibt es keine und ich glaube da haben wir auch nichts verpasst. An den Wochenenden sind wir über Land gefahren, haben mit den Nachbarn gefeiert. Regelmäßige Theaterbesuche, ab und zu Kino. Dreimal die Woche Essen gegangen, wenn mein Mann zu Hause war. Also sie sehen schon, ein normales Leben wie andere Familien auch”, ratterte sie emotionslos, wie auswendig gelernt herunter und blickte Richie aufsässig an. „Dann müssen die Familien die ich kenne aber alle unnormal sein. Aber das ist sicher eine Frage des Blickwinkels. Wenn alles so schön war wie Sie schildern, ab wann kamen dann Ihre ersten Zweifel?” Susanne Darkows Blick schweifte zur Zimmerdecke während sie angestrengt nachdachte. Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht zwei Jahre. Ja, vor zwei Jahren wurde es dann anders. Mein Mann blieb nicht nur ein zwei Tage weg. Immer öfter wurde eine Woche daraus.” Aus ihrem Blick war bei den letzten Worten das Feuer gewichen, was Zender sich einbildete die ganze Zeit gesehen zu haben. „Haben Sie Ihren Mann darauf hin angesprochen?” „Natürlich habe ich das. Es ist aber nichts dabei herausgekommen. Er hat nur immer wieder abgewiegelt und standardmäßig gesagt: Ohne Geschäfte lässt sich das alles hier nicht halten und das Leben ist verdammt teuer geworden. Das fordert nun mal seinen Preis.” „Damit dürfte er aber Recht haben”, konnte Zender sich nicht verkneifen zu sagen. „Wenn diese Zustände, wie Sie sagen Frau Darkow…” „Susi…”, säuselte sie und Zender hob leicht verärgert über die Unterbrechung die Augenbrauen sprach leise weiter: „…Susi, schon seit zwei Jahren so daher gehen, wieso wollen Sie gerade jetzt das Ihr Mann unter Beobachtung gestellt wird? Gibt es einen besonderen Grund für den jetzigen Zeitpunkt, oder war die Entscheidung eher spontan?” „Weil er trotz allem an den Wochenenden zu Hause war, oder blieb. Jetzt kommt er Sonnabendvormittag nach Hause und will Nachmittag schon wieder los. Das war schon die beiden vergangenen Wochenenden so und nun reicht es mir aber. Ich will wissen woran ich bin, verdammt noch mal.” „Hat die vermehrte Abwesenheit Ihres Mannes Auswirkungen auf Ihr Liebesleben?” Susanne Darkow blitzte Richie übertrieben entsetzt an. „Sex? Das geht Sie gar nichts an.” „Hätte ja einen Aufschluss geben können”, meinte Richie mit einem sparsamen Lächeln. „Ich denke wir können es für heute bei dem gesagten belassen. Wenn mir noch Fragen einfallen komme ich noch einmal vorbei, oder rufe einfach an.” Bei den letzten Worten federte er aus dem Sessel hoch, was erstaunlich leicht ging. Es hatte fast den Eindruck, dass selbst das Sitzmöbel froh war, dass die Fragestunde beendet war. Der Darkow konnte man die Erleichterung regelrecht ansehen. „Noch etwas geschäftliches. Da wir heute schon Donnerstag haben und ich am Sonnabend aktiv werden soll, müssen Sie sich mit der Überweisung der 20% aber sputen.” Er holte eine Karte aus der Brusttasche seines Hemdes und überreichte sie Susanne Darkow, die sie lächelnd wegsteckte, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. „Da steht auch die Bankverbindung mit drauf.” Susanne schien gar nicht zuzuhören. Sie war an den kostbar, verzierten Sekretär getreten, welcher neben dem Kamin stand, zog ein Fach auf, entnahm zwei Bündel mit Geldscheinen und warf sie aus dem Handgelenk Richie zu. Lässig fing er sie auf. „Brauchen Sie eine Quittung?” „Bei einem Gentleman wie Ihnen wird das wohl nicht nötig sein, oder?” „Na dann lassen Sie mich mit der Arbeit beginnen.” Frau Darkow war Richie durch die Diele vorausgegangen, öffnete die Haustür und wies nach draußen. Sie selbst blieb aber im Türrahmen stehen. Das war provokant, erkannte Zender auf den ersten Blick und beschloss das Spiel mitzumachen. Er drängelte sich einfach an ihr vorbei. Rücksicht nahm er dabei nicht. Die Jacke des Kostüms war nicht mehr geschlossen, so das Richie deutlich die Konturen der Brustwarzen unter dem Stoff erkennen, und beim Vorbeigehen mit dem rechten Oberarm spüren konnte. So ein Biest, dachte er. Lies sich nichts anmerken, verabschiedete sich, sprang in seinen Skoda und verließ das Gelände. Richie war noch keinen Kilometer unterwegs, als eine rote Ampel seine Fahrt unterbrach. Wie ein Blitz zuckte die Erkenntnis durch seinen Kopf etwas vergessen zu haben. Ich hab sie nach keinem Bild ihres Mannes gefragt, sagte er in Gedanken zu sich. Egal, vergangen, vorbei. Wie kann ich es effektiv ausbügeln? Wenden! Gedacht. Getan. Vollgas, Einhundert achtzig Grad Drehung und schon ging es zurück. Zum Glück spielte die Ampelfarbe mit. Und der anfahrende Trabant auf der Gegenspur kam eh nicht in die Gänge. So bin ich letztens gut durch Bangkok gekommen, warum soll der Fahrstil nicht auch für Deutschland reichen? Da hatte er auch schon Susanne Darkows Nummer gewählt. Als sie abhob sagte er nur: „Zender hier, hab was vergessen.” „Ich warte”, hauchte sie durch die Leitung und legte auf. Als er erneut vorfuhr stand die Darkow schon in der Eingangstür und wartete tatsächlich schon auf ihn. Sofort registrierte Richie die Veränderung. Sie trug einen weißen Bademantel. „Das wir uns so schnell wiedersehen hätte ich nicht gedacht”, sprach sie während Zender das Auto verließ. „Ich habe Sie doch wohl nicht von einer wichtigen Tätigkeit abgehalten?” „Doch, ich wollte gerade schwimmen gehen.” „Das tut mir aber leid.” Als Richie vor ihr zu stehen kam, reichte sie ihm ein Foto. Er staunte. „Woher wussten Sie…?” „Lag schon bereit, Sie fragten nicht danach und ich hab dann auch nicht mehr daran gedacht.” Zender steckte das Foto ein ohne es weiter zu betrachten. „Was fährt Ihr Mann eigentlich für einen Wagen?” „Ja was wohl?” „Silbergrau?” „Genau.” „Na dann viel Spaß beim Schwimmen und immer einen Finger breit Luft unter der Nase.” Er verließ das Grundstück zum zweiten Mal. Hatte die Darkow bei der Abfahrt ihm zu gewunken? Das Handzeichen hätte aber auch alles bedeuten können. Da das Wetter nun immer besser wurde, beschloss Richie Zender seine vorbereitenden Arbeiten von hier aus zu veranlassen und nicht in sein stickiges Büro zurückzufahren. Außerdem konnte er in der Natur besser nachdenken. So steuerte er den Skoda auf einen Waldweg auf dem Heller. Als er sein Handy in die Hand nahm klingelte dieses. „Zender”, meldete er sich kurz. „Hier auch Zender.” „Hallo Benno, alles in Ordnung?” „Bei mir schon. Ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass es am Sonnabend reicht wenn du um 15.00 Uhr hier in Copitz bist. Der eigentliche Empfang beginnt 17.00 Uhr.” Richie hielt den Atem an. „He, Bruder bist du noch dran?” „Scheiße”, brach es aus Richie hervor. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.” „Sag bloß du Trottel hast den Einweihungstermin unserer Kommandozentrale vergessen?” „Das hättest du aber auch netter sagen können.” „Volltrottel!” „Mensch Benno, da ist jetzt ein Termin dazwischen gekommen, aber halbe Sache. Eh ihr dort alle richtig betrunken seid bin ich auch da. Nur eine kurze Observierung, paar Fotos und Ruck Zuck bin ich beim Fest.” „Kannst du nicht verschieben…?” „Nein geht leider nicht, ist Termingebunden.” „Dann läuft die Feier ohne dich. Nimm dir ruhig Zeit, wir kommen schon ohne dich klar.” Dann war die Leitung tot. So ein dämlicher Mist, das ist jetzt voll schief gegangen. Da wurde in Pirna-Copitz seit drei Jahren an ihrer neuen Zentrale gebaut mit Technik vom feinsten, zur besseren Koordinierung ihrer Einsätze und ich bin nicht in der Lage einen einzigen wichtigen Termin zu halten. Ob er mir das jemals verzeihen wird? Doch alles Jammern und Klagen hilft jetzt auch nicht. Ich habe einen Job zu machen. Und bei Susanne Darkow abzusagen, kam für Richie Zender nicht in Frage. Egal, Blick nach vorn. Er wählte die Nummer von Rufus Maier. Dieser hatte eine eigene Privatdetektei und Mitarbeiter, die Richie sich von Zeit zu Zeit gegen ordentliche Bezahlung ausborgte. Er selbst war ja nur Einzelkämpfer und das Unternehmen nur zur Tarnung. Rufus galt als Dino in der Branche. Er hatte die 60 auch schon überschritten. Doch an Ruhestand oder ähnliches verschwendete er keinen Gedanken. „Maier.” „Hallo Rufus, alte Kanalratte.” „Mensch Richie alte Schnorchellaus, in welchem Pelz sitzt du denn dieses Mal?” „Immer da wo es warm ist und gut riecht. Aber mal Spaß beiseite. Ich brauche für Sonnabend 3 Leute für eine Observation. Geht das?” „Du weißt doch, dass ich für dich alles möglich mache. Du kannst mit den Leuten rechnen. Wann sollen sie wo sein?” „13.00 Uhr Auffahrt Nord in Richtung Berlin. Danke Rufus.” „Keine Ursache. Man hört voneinander.” Richie lehnte sich im Fahrersitz zurück und schloss die Augen. Was muss ich noch in die Wege leiten damit am Sonnabend alles seinen Gang läuft? Sie würden die Beschattung mit 4 Fahrzeugen absichern. Technisch waren die Mitarbeiter von Rufus Maier auf dem gleichen Niveau wie Richie. Auch hatten sie bei einigen früheren Fällen schon miteinander gearbeitet. Also dürften keine Probleme im Weg stehen. Richies Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an. „Ja.” „Hallo Richie, Reinhard hier.” Na prima. Wenn hier die ganzen Geschwister durchtelefonieren dann stehen ja noch 2 Telefonate aus. Jetzt hatte er seinen Bruder Reinhard in der Leitung, der Staatsanwalt beim Amtsgericht Dresden ist. „Rufst du jetzt auch wegen Sonnabend an? Keine große Debatte, ich bin der Trottel und gut.” „Was willst du jetzt von mir? Oder hast du einen getrunken? Ich wollte dich fragen, ob du im Moment verfügbar bist um einen Fall anzunehmen. Es geht um Mord und Kunst -Diebstahl oder umgekehrt. Ist Brandaktuell und von hoher Brisanz.” „Besteht die Gefahr dass der Fall in 2 Tagen gelöst ist?” „Wohl kaum.” „Dann lass uns am Montag darüber reden wenn ich mein neustes Projekt abgeschlossen habe. Im Moment gehen mir andere Dinge im Kopf herum.” „Ja, oder am Sonnabend…” „Deswegen der Trottel… lass es dir von Benno erklären. Ich melde mich wenn ich zurück bin.“ Richie unterbrach die Leitung. Er hatte heute das Zeug es sich mit allen zu verderben. Und plötzlich spürte er seinen Magen. Mann hab ich einen Hunger, dachte er. Erst mal ordentlich essen gehen, dann sieht die Welt schon viel freundlicher aus.
Neuer Tag, strahlender Sonnenschein, eine leichte Brise Westwind. Das Thermometer kratzt an der 20 Grad Grenze. Das hat mit Aprilwetter gar nichts zu tun. Ostern war dieses Jahr zeitig, schon Ende März. Aber das Wetter ist jetzt Klasse. Da habe ich nichts gegen den Klimawandel, dachte Zender und sah, dass es erst 12.00 Uhr war. Sein Team kommt ja erst in einer Stunde. Er stellte MDR - Radio Sachsen ein und döste noch ein etwas vor sich hin. Es war noch keine 13.00 Uhr. Da fuhr Daniela Straube auf ihrer Honda neben Richie auf den Parkplatz an der Autobahnauffahrt Nord. Zender erkannte die Motorradfahrerin trotz Integralhelm, da er bei früheren Einsätzen bereits mit ihr zusammengearbeitet hatte. Und auch privat waren sie sich näher gekommen. Vielleicht mehr als nahe, doch komischerweise kannten sie sich beide dennoch nicht. Ich glaube sie ist 29 Jahre alt, versuchte er sich zu erinnern. Ihre super Figur ließ sich trotz der schweren Motorradkombi erkennen. Mit ihren 1,68 war sie für Zenders Begriffe etwas klein geraten, der sie mit seinen 1,85 deutlich überragte. Sie nahm ihren Helm ab, schwenkte ihren Kopf um die Frisur zu richten. Das wäre aber gar nicht notwendig gewesen, denn sie trug eine dieser modischen Igelfrisuren. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie noch langes schwarzes Haar, was ihr irgendwie einen rassigen Ausdruck verliehen hatte. Als sie gerade zu ihm herüber kommen wollte, hielt mit einem rasanten Bremsmanöver ein schwarzer BMW neben ihrer Maschine. Der Junge der ausstieg, Zender taufte ihn insgeheim Baby Face, schritt zügig auf Daniela zu und begrüßte sie mit Handschlag. „Hallo Ric”, sagte sie zu Richie und zeigte auf Baby Face. „Das ist Andreas Wollmer… unser neuer Mann.” „Hallo”, sagte auch Wollmer und setzte einen Blick auf wie Zender ihn vor zwei Tagen bei der Darkow gesehen hatte, als diese sein Auto abschätzend einer Wertung unterzog. Ein Blick auf die Uhr. „Es ist 13.00 Uhr, kommt noch jemand?”, fragte Richie Daniela, als er ausstieg. „Ja, Mike. Er wollte eigentlich schon hier sein. Wartest du schon lange?” „Nein, ich bin auch erst kurze Zeit hier.” Na das Mike Hartig die Zeit nicht unbedingt einhält brauchte Richie keiner zu sagen. Mike war auch im Jahr 1960 geboren. Sie hatten sich das erste Mal auf der Polizeischule getroffen. Nach der Grundausbildung verloren sie sich aus den Augen. Später sind sie sich bei verschiedenen Anlässen wieder über den Weg gelaufen. In letzter Zeit hatten sie wieder einige Einsätze zusammen. Mike war ein Mann auf den man sich verlassen konnte. Einziger Makel, er kam fast nie pünktlich. Mit 10 Minuten Verspätung fuhr er dann mit seinem weißen Mazda auch schon vor. „Hallo Ric, altes Haus. Von mir aus kann es los gehen.” „Wird wohl noch eine Weile dauern bis der Coup startet. Ich musste aber so einen zeitigen Termin anberaumen, da ich nicht wusste mit wie viel Verspätung du eintreffen würdest”, frotzelte er, um die kleine Kritik unauffällig anzubringen. Damit war alles gesagt. Und keiner sprach das Thema mehr an. Stattdessen äußerte sich Andreas Wollmer zu dem Auto von Richie. Mit einem Kopfnicken in Richtung Zenders Skoda fragte er: „Du willst doch wohl die Observierung nicht mit dem Auto fahren? Das fällt doch auseinander wenn du 100km/h überschreitest.” Das war ein dicker Hund. So war Zender schon lange nicht mehr angegangen worden. Doch er blieb ganz die Ruhe in Person. Na, ein bisschen Dampf ablassen gönnte er sich schließlich doch. „Als ich mit wesentlich schlimmeren Autos Einsätze gefahren habe, hast du noch in den Windeln gelegen. Und wenn du deine Tomaten von den Augen nehmen würdest und dir das Fahrzeug mal etwas genauer anschaust, dann würdest du bestimmt erkennen, was Sache ist. Schon mal etwas von Unauffälligkeit gehört? Ich glaube, ich kann schon froh sein das du deinem BMW nicht noch Rally Streifen verpasst hast. Im Übrigen ist der Skoda eine Sonderspezialanfertigung. Der Rahmen ist verstärkt wie bei einem Tourenrennauto, die Türen kompakter als beim Original. Der Motor ist getunt und schafft 290 km/h. Und den Rest haben wir bei James Bond abgekupfert. Wenn dir das immer noch nicht reicht dann lass uns eine Wettfahrt machen. Verlierst du sowieso.” Das hatte aber gesessen. Wollmer murmelte ganz kleinlaut eine Entschuldigung und zog sich in den Hintergrund zurück. „Wie wär’s wenn du uns nun mal sagst was anliegt?”, erkundigte sich Daniela bei Richie. „Oder willst du noch einen Fachvortrag halten?” Zender grinste. Er holte eine Mappe aus dem Skoda und reichte jedem ein DinA4 Blatt mit der Scankopie eines Fotos. „Das ist Wilfried Darkow, der heut hier die Hauptrolle spielt”, sagte Richie Zender und warf die Mappe zurück in sein Auto. Er legte seinen 3 Mitstreitern die Sachlage klar, und wies sie in ihre Aufgaben ein. „Sind bis hierher Fragen, dann stellt sie.” Ein Blick in die Runde zeigte dass alles soweit verstanden wurde. „Wie die Observation im Einzelnen aussieht brauche ich euch ja nicht zu erklären. Wir wissen nicht ob der Vogel, Funksprache, in der Lage ist eine Verfolgung zu erkennen. Dennoch ist äußerste Vorsicht geboten. Fahrt nicht zu weit auf, denkt aber auch daran das Ampelschaltungen kurz sein können. Und… wenn der Vogel weg ist, ist er weg. Es wird kein Kopf und Kragen riskiert, es geht nicht um Leben oder Tod. Wird jemand geblitzt so trage ich die Kosten. Für die Punkte in Flensburg ist jeder selber verantwortlich. Sollte irgendetwas in der Richtung schief gehen, dass wir uns verlieren, der Funk ausfällt und so weiter, schlägt sich jeder Eigenständig nach Hause durch. Wir treffen uns zur Auswertung dann am Montag, 10 Uhr, am Wasaplatz in meinem Büro. Voraussichtlich fährt der Vogel einen silbergrauen Mercedes. Wir machen noch eine kurze Funkprobe und dann begibt sich jeder an seinen Ausgangsort. Und denkt daran, Funkdisziplin. Jetzt Fragen? Dann los.” Sie testeten den Funk. Alles I.O. Zender hatte den weitesten Weg zu seinem Stellplatz. Er stand unweit der Einmündung, wo die Straße von dem Grundstück der Darkows auf die Hauptstraße stieß. Zu seiner Erleichterung hatte Richie am rechten Sandsteintorpfosten eine Miniaturkamera angebracht, die den Vorplatz des Hauses abdeckte. Am gleichen Platz wo er vor 2 Tagen den Skoda geparkt hatte, stand heute der silbergraue Mercedes. Von den Darkows selbst war nichts zu sehen. Richie ging zu seinem Auto zurück, setzte sich ans Steuer, fuhr den kleinen Bildschirm am Armaturenbrett aus und stellte die Funkverbindung zur Mini Cam her. Bild lag an, nur etwas klein. Deshalb, schob er eine Vergrößerungsscheibe vor den Bildschirm. So war es schon besser. Ein Blick auf die Uhr, 14.10 Uhr, und das Warten begann. Als Zender wieder zur Uhr sah waren 2 Stunden vergangen. In Gedanken ging er die Stellplätze seiner Partner nochmals ab. Am einfachsten hatte es Wollmer gehabt. Er konnte nämlich da bleiben wo sie sich getroffen hatten. Da für lange Warterei ein Motorrad etwas ungeeignet war, hat Richie Daniela und Mike in Ränitz postiert. So konnte Daniela die Wartezeit mit Mike im Auto verbringen. Der wird bestimmt schon wieder an der Matratze horchen, so wie Richie ihn kannte. Ein kleines Zeichen zur Aufmunterung konnte da sicher nicht schaden. „Pik 7 an alle, der Vogel sitzt noch im Nest.” „Pik 1 verstanden”, das war Wollmer. „Pik 3 und 5 verstanden”, gab Daniela als 3 ihr Zeichen. Na klar da schläft Mike wieder. „Pik 5 Frage: Wie viel Eier sind im Nest?” Na als ob er meine Gedanken erraten hatte. „Pik 7, da muss ich zählen gehen.” Und auf dem Vorplatz tat sich noch immer nichts. Er zwang sich nicht ständig auf die Uhr zu sehen. Davon wurde es auch nicht besser. Als dann irgendwann seine Beine eingeschlafen waren schaute er doch wieder zur Uhr. Donner Wetter schon 18.00 Uhr. Und noch immer nichts. Müsste es nicht langsam dunkel werden? Ach Sommerzeit. Hatte die Darkow nicht gesagt ihr Mann wollte Nachmittag abfahren? Ist eben alles relativ. Zender musste sich noch eine ganze Stunde in Geduld üben ehe auf seinem kleinen Bildschirm etwas in Bewegung kam. Der Herr Darkow stellte einen kleinen schwarzen Aktenkoffer auf die Rückbank seines Mercedes und setzte sich selbst ans Steuer. Hatte wohl noch Abendbrot gegessen. Komisches Date, wenn es überhaupt eines war. Susi, so sollte er sie ja nennen, stand in der Tür und winkte kurz zum Abschied. Es ging also endlich los. „Pik 7, der Vogel fliegt“, gab Richie über Funk durch. Für seine Kollegen das Zeichen sich bereit zu halten. Es war Punkt 19.00 Uhr, das nur fürs spätere Protokoll. Richie konnte den Mercedes jetzt aus dem Grundstück fahren sehen, startete seinen Skoda und hängte sich mit sicherem Abstand dran. Noch war über die Richtung nichts klar. Sein Handy klingelte. „Ja.” „Er ist jetzt losgefahren”, hörte er Susanne Darkow mit ihrer unverkennbaren Stimme am anderen Ende der Leitung sagen. „Ich weiß, wo will er hin?”, entgegnete Richie mit einem tiefen Atemzug. „Arbeiten.” „Na dann noch schönes Wochenende.” Zender unterbrach die Leitung. Wilfried Darkow hatte die Radeburger Straße erreicht, setzte den Blinker links und musste warten, da der Verkehr um diese Zeit noch beträchtlich war. „Vogel fliegt Richtung Zentrum. Mercedes Ken DD WD a53f.” Während Richie die Meldung absetzte war er etwas langsamer gefahren. Nun musste er sich aber beeilen um zu dem Mercedes aufzuschließen, da er nach Möglichkeit an dem Darkow dran bleiben wollte. Doch dazu kam er nicht mehr. Ein gelber Ford Mustang mit blauen Rally Streifen überholte ihn haarscharf und setzte sich in die Lücke. Als der Mercedes abfuhr rollte der Ford nur langsam bis an die Radeburger Straße und hielt. Idiot blöder, murmelte Zender vor sich hin. Erst drängeln und dann nicht fahren. „Vogel Freiflug”, rief Richie über Funk. Der Ford stand immer noch. Verdammt, schon drei Autos hinter Darkow. Richie musste die aufkommende Panik bekämpfen. Der Ford Fahrer duselte immer noch vor sich hin und dröhnte mit lauten Bässen durch die Gegend. „Pik 5, übernehme, Vogel in Sichtweite.” Gott sei Dank, dachte Richie. Das hätte schief gehen können. Da zog der Ford mit quietschenden Reifen an, hätte fast einen Motorradfahrer in den Graben gedrängt und zog ab wie eine Rakete. Endlich war Richie auch auf der Radeburger Straße als ihm bewusst wurde das der Motorradfahrer Daniela Straube war. Das war alles verdammt knapp. Dürfte aber das Pech ihrer Aktion nun vollkommen aufgebraucht haben, dachte Zender. „Vogel fliegt A4 West”, gab Mike durch den Funk. Na wenn der Darkow weiter so gemächlich fuhr war auf der Autobahn erst mal Durchatmen angesagt. Endlich waren sie auf der A4 als Mike Hartig durchgab: „130 Formation.” Das besagte das der Mercedes konstant 130 fuhr und kein Grund zur Sichtablösung bestand. Wenn Richie alles mitbekommen hatte, fuhren sie in loser Reihe hinter dem Objekt her. Mike Hartig mit Sichtkontakt, dann Daniela Straube, und nun sah Zender auch Andreas Wollmer aufschließen. Sie hatten den tiefsten Punkt der Dresdner Autobahn erreicht und mussten nun wieder aus dem Elbtal heraus. Durch die sich stellenweise überholenden LKW am Berg fiel die Geschwindigkeit auf 100 km/h. Richie rechnete mit einem Anstieg der Geschwindigkeit eigentlich erst nach dem Tanneberger Loch, das seit jeher einen Unfallschwerpunkt darstellte. Da der Herr Darkow alle Abfahrten ungenutzt ließ, war der nächste kritische Punkt das Autobahndreieck Nossen. Hier hielt er sich rechts, also mögliche Fernziele, Leipzig, Halle, Magdeburg oder Hannover, oder gar noch weiter. Sie fuhren weiter in Formation, da die Fahrt des Mercedes exakt bei 130 lag. Kurz vor dem Autobahnrast- und Parkplatz Hansens Holz sagte Mike über Funk: „Vogel dreht ab. Ich gehe voraus. Ende.” Das bedeutete das Darkow eine Rast einlegte, Hartig aber weiterfuhr. Mit der Anzahl Fahrzeuge konnte man derartige Spielchen leicht bewältigen. Richie fuhr auf den Parkplatz als Darkow seinen Mercedes neben einen dunkelgrünen Audi abstellte. Er schaltete sofort die Videokamera ein, deren Linse im linken Scheinwerfer eingebaut war. Das aufgenommen Bild kontrollierte Richie auf dem kleinen Bildschirm. Als Darkow sein Fahrzeug verlassen hatte stieg aus dem Audi eine Frau. Richie schätzte sie Anfang dreißig. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung. Schnell zoomte Richie ran. Das ersparte lange Personenbeschreibungen. Die Frau hatte rötlich, glänzendes Haar das auf ihrem Hinterkopf mit einer Spange zusammengehalten wurde. Über einem weißen Pullover trug sie eine braune Lederweste, blaue Jeans. Die Füße waren nicht sichtbar. Na also, dachte Zender. Wie ich vermutet hatte. Der Alte fährt zu einem Schäferstündchen. Alles auf Band. Beweismaterial genug. Er blickte zur Uhr, obwohl die Videoaufzeichnungen Datum und Zeit anzeigten. 19.43 Uhr und die Sonne tauchte am Horizont ein. Ob er noch zur Einweihungsfeier kam? Wer weiß. Richtig geküsst hatten sie sich ja nicht. Aber das konnte ja noch etwas werden. Vielleicht später. Wilfried Darkow holte seinen Aktenkoffer vom Rücksitz, verschloss sein Auto und stieg bei der Rothaarigen ein. Die startete umgehend. Kein Techtelmechtel am Steuer. Zender ordnete an: „Pik 7 schickt Pik 1, Vogel fliegt ab. Neu Audi grün BTF AI 175f.” „Pik 1, Abflug bestätigt.” Wollmer setzte sich hinter den grünen Audi. Als die Honda mit Daniela den Parkplatz verlassen hatte startete auch Richie seinen Skoda und folgte den anderen. Als sie die Ausfahrt Döbeln-Ost passierten hängte sich Mike Hartig, der vorausgefahren war, mit seinem Mazda wieder an. Die Rothaarige fuhr etwas zügiger, 150, aber ohne Kapriolen. Also kein Problem für das Kleeblatt. 20.14 fuhr der Audi am Schkeuditzer Kreuz auf die A9 Berliner Ring in Richtung Norden. Das konnte als Ziel bedeuten das es nach Dessau ging, oder gar Berlin? Man wird sehen. Auf Sichtkontakt fuhr jetzt Daniela mit ihrer Honda. Beim Rasthof Köckern kam die Funknachricht: „Vogel dreht ab. Ich geh voraus. Ende.” Daniela fuhr voraus um bei der nächsten Abfahrt auf ihre Partner zu warten. Ein Randstreifenstopp kam nicht in Frage. Das wäre viel zu auffällig. Als Richie auf den Parkplatz auffuhr sah er trotz beginnender Dämmerung den grünen Audi sofort. Er stand neben einem schwarzen Nissan Pickup. Richie hatte zu der Videokamera im Scheinwerfer noch eine zweite im rechten Außenspiegel aktiviert. Die beiden Personen aus dem Audi waren ausgestiegen und unterhielten sich mit einem Mann, der am Pickup lehnte. Sie hatten sich zuvor mit Handschlag begrüßt. Die Rothaarige schien den Darkow mit dem anderen Mann bekannt zu machen. Da der Skoda einen günstigen Winkel zu der Dreiergruppe hatte hielt er einfach an und schaltete das Licht aus. Normalerweise müsste er Warnleuchte setzen, aber das erschien ihm zu auffällig. Eine Beschreibung des Pickup Fahrers dürfte trotz des günstigen Winkels verdammt schwer werden, da er bislang stets irgendwie im Schatten blieb. Richie konnte nur hoffen das die Kameras in seinem Wagen, oder aber seine beiden Partner zu günstigeren Ergebnissen kommen konnten. Die Pause war nur von kurzer Dauer. Darkow holte seinen Aktenkoffer und stieg zu dem Unbekannten in den Pickup. Die Rothaarige schwang sich hinter das Steuer ihres Audis. Dann fuhren beide gleichzeitig rückwärts und zogen in Richtung A9 davon. „Pik7 Order, Pik5 an Audi. Pik 1 Sicht.” Das Nummernschild des Pickup war nicht erkennbar. Also hart dran bleiben. Richie startete durch und folgte. Doch jetzt ging die Post ab. Der Nissan mit den beiden Männern fuhr als erster auf die Autobahn auf, gefolgt von der Rothaarigen mit ihrem Audi. Dann folgten Hartig, Wollmer und als Dritter Zender. Der Unbekannte fuhr gleich weiter auf die zweite Spur und beschleunigte zügig. Andreas Wollmer hatte zu tun mit seinem BMW aufzuschließen, schaffte es aber dann. „Pik 1, Vogel fliegt 170.” Die Rothaarige fuhr nur 110 km/h, was für Mike Hartig kein Problem darstellte. Richie musste aber nun zusehen das er dem Pickup folgte. Das bedeutete den Mazda und den Nissan zu überholen. Auf gleicher Höhe mit der Rothaarigen verhielt Zender kurz bei 110 km/h. Mehr ließ auch der Verkehr vor ihm nicht zu. Vom BMW und Pickup war nichts mehr zu sehen. Plötzlich wurde vor Zender die Straße frei, da gleich drei PKW auf die rechte Fahrspur wechselten. Er wurde langsam immer schneller um nicht mit einem Raketenstart unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem war nicht klar ob die Rothaarige nach eventuellen Beschattern Ausschau halten sollte. Nun hatte er schon auf 180 km/h beschleunigt. Zwischen den LKWs auf der rechten Fahrspur erkannte Richie die Ankündigung der Abfahrt Dessau Süd. Plötzlich musste Richie an Daniela denken. Als sie die Abfahrt nach Bitterfeld passiert hatten war von ihr nichts zu sehen gewesen. „Pik 7, an Pik 3. Wo bist Du?” Nach kurzer Pause hörte Richie Danielas Stimme. „Pik 3 steht Dessau Süd, hatte Abfahrt Bitterfeld verpasst.” Als Wollmer aufgeregt dazwischen sprach: „Pik 1, Vogel dreht ab, ich weg.” Dann überschlugen sich die Ereignisse. Wer ist dran, fragte sich Zender. Noch einen Kilometer bis zum Abzweig. Ein LKW nach dem anderen. Und Zender fuhr immer noch mit 180 km/h. Da die Lücke und durch, auf dem Randstreifen weiter. Rechts Begrenzung, links LKWs, dann die Überführung, dahinter die Ausfahrt. Vollbremsung. Fünfzehn Meter Rutschen, dann Beschleunigung und ordentlich in die Rechtskurve getragen. Das war knapp. Aus den Augenwinkeln sah er Daniela. Sie stand an der Autobahnauffahrt, bereit in die weitere Verfolgung einzugreifen. Sie musste nun aber wenden, da sie mit der Abfahrt nicht gerechnet hatte. Hier erwies sich das Zweirad als beweglichere Variante. Als sie die B 184 erreichten war von dem Pickup keine mehr Spur zu sehen. Rechts ging es nach Dessau und links nach Bitterfeld. Richie entschloss sich kurzer Hand für Dessau, was für Daniela bedeutete dass sie links abdecken sollte. Er zog zügig an, als sein Handy klingelte. Ein Blick auf das Display sagte das sein Bruder Benno anrief, dann schaltete sich das Handy selbstständig aus. Richie hatte die Autobahn überquert. Sah die Auffahrt aus Richtung Dessau und registrierte rechts ein Schild, das auf eine Abfahrt Richtung Zörbig hinwies. Die sollte links sein. Dann sah er in der Ferne rote Bremslichter. Im Unterbewusstsein stellte er die Scheinwerfer ab, startete die Videokameras im Nachtsichtmodus und setzte sich selbst ein Nachtsichtgerät auf, um trotz der Dunkelheit sehen zu können. Zum Glück hatte er es schon nach der Abfahrt vom Parkplatz Köckern bereitgelegt. Den Wagen ließ er nur noch ausrollen. Um seinen Mitstreitern Bescheid zu geben das er den Vogel wieder eingefangen hatte, betätigte Richie das Funkgerät. Es ging nicht. Er konnte sich aber nicht weiter damit befassen, da die Konturen des Pickup nun deutlich mit dem Nachtsichtgerät erkennbar wurden. Zum Glück war es ein Spezialgerät das einfallendes Licht automatisch abschwächte, sonst hätten die Rücklichter des Pickup zur Verblendung der Augen geführt. Zender bekam gerade noch mit wie der Unbekannte Darkow vom Beifahrersitz zerrte und zu Boden stieß. Dann sah er plötzlich übergroß den Revolver in der rechten Hand des Mannes. Ohne zu zielen schoss er Darkow eine Kugel in den Kopf. Sofort nach dieser Tat verschwand die Waffe, wahrscheinlich in ein Schulterhalfter. Der Unbekannte schlug die Beifahrertür zu. Rannte um das Auto, sprang hinter das Lenkrad und fuhr mit quietschenden Reifen in Richtung Dessau davon. Zenders Gedanken überschlugen sich. Dann hatte er sich entschieden. Zuerst wollte er nach Darkow sehen. Erste Hilfe leisten hatte Vorrang. Schnelle stellte Richie fest das kein Puls mehr vorhanden war. Im schwachen Schein seiner Stiftaschenlampe erkannte er den größer werdenden Blutfleck. Hier kam jede Hilfe zu spät. Also zusehen dass er den Unbekannten im Pickup noch erwischte. Auf dem Weg in sein Auto ging es ihm durch den Kopf: Warum eigentlich? Sein Auftrag liegt dort am Straßenrand und damit Basta. Doch wer Zender kannte wusste, dass es nicht sein Ding war mit halben Sachen aufzuhören. Denn seine eigentliche Aufgabe war nicht die Männer reicher Frauen, oder umgekehrt, zu beschatten, sondern die Verbrechensbekämpfung im allgemeinen Sinn.
Zender legte einen Formel 1 reifen Start hin. Von 0 auf 100 in 4 Sekunden. Das konnte sich sehen lassen. Er hatte noch keinen Kilometer zurückgelegt, als er rund dreihundert Meter vor sich ein rotes Licht auf und ab bewegen sah. Die Kelle einer Verkehrskontrolle. Polizei! Der erste Gedanke war einfach weiterzufahren. Wir sind hier doch nicht im Wilden Westen. Eher im Wilden Osten. Doch so was kam nicht in Frage. Außerdem wäre es sowieso nicht möglich gewesen, da der zweite Polizist am Steuer seines Wagens saß und notfalls mit dem Fahrzeug eine Blockade errichtet hätte. Also runter bremsen, schnell noch das Nachtsichtgerät im Geheimfach hinter der Mittelkonsole verschwinden lassen, Minifernseher im Armaturenbrett einrasten und deaktivieren der Sonderextras. So jetzt war das Auto normal. Zender stoppte bei dem Polizisten mit der Kelle. „Allgemeine Verkehrskontrolle, haben Sie Alkohol getrunken? Sie sind zu schnell gefahren. Bitte Führerschein und Zulassung.” Zender reichte beides in der Hoffnung schnell weiter zu kommen. Er verzichtete diesmal sogar auf seine üblichen Bemerkungen. Auch Kritik, die Beamten hatten sich nicht vorgestellt, verkniff er sich. Er musste Darkows Ermordung melden. Der nächste Satz ließ Zenders Hoffnungen aber leider nicht wahr werden. „Bitte stellen Sie den Motor ab, und steigen Sie aus.” Zender tat was man von ihm verlangte. Innerlich kochte er vor Wut, hielt es aber unter Kontrolle. Der zweite Polizist hatte inzwischen seinen Streifenwagen verlassen und postierte sich schräg hinter Zender und hatte die rechte Hand auf seine Pistole gelegt. „Also Sie sind zu schnell gefahren…” „Woher wollen Sie das wissen?” „Das haben wir gesehen, was Micha?” Der Zweite nickte. „Und gemessen?”, fragte Zender. „Brauchen wir nicht, dass war so schnell genug.” „Da hätten Sie aber den Wagen vor mir auch anhalten müssen.” „Welchen Wagen?” Stopp, dachte Zender, sind die überhaupt echt? Der Pickup war eh weg. Also schau ich mir mal die Polizisten an. Beide Hauptwachtmeister. Bestimmt Revier Dessau. Bevor er noch irgendetwas entgegnen konnte übergab der Polizist mit der Kelle Zenders Papiere an seinen Kollegen, den er mit Micha angeredet hatte. Zu Zender sagte er: „Sie werden uns begleiten müssen.” Richie wollte aufbegehren, aber unterließ es. In dem Moment als die beiden Zender auf den Rücksitz des Polizeiwagens verfrachten wollten, fuhr an ihnen Daniela mit ihrer Honda vorüber. Ihre Geschwindigkeit war auch nicht langsamer als seine vorher. Die Beamten reagierten überhaupt nicht. Sie knallten hinter Richie die Tür zu und Micha klemmte sich hinter das Steuer. Der andere holte den Skoda. Der Schlüssel steckte ja noch. „Wohin geht’s?”, erkundigte sich Zender beiläufig und rechnete mit keiner Antwort. „Aufs Revier natürlich, oder wollten Sie mit uns Essen fahren?” Das war erstaunlich. Die beiden Fahrzeuge starteten und fuhren die Landstraße in Richtung Dessau. Von Daniela oder dem Nissan Pickup war nicht die geringste Spur zu sehen. Sie hatten Richie keine Handschellen angelegt, da die Sicherheit des Fahrers durch ein Gitter zwischen den Sitzreihen getrennt war. Was sollte ich als nächstes unternehmen, fragte sich Richie und kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Er hatte im Moment nicht die Hauptrolle im Spiel, und das war nicht sein Ding. Er musste schnellstens wieder die Handlung übernehmen und erhoffte sich eine Wendung auf dem Revier. Er betete zu Gott, dass seine Partner, wenigstens über Funk verbunden, die Angelegenheit in den Griff bekamen. Doch viel gab er nicht darauf. Wenn Daniela den Unbekannten mit dem Pickup finden sollte, dann sollte sie Lotto spielen. Da standen die Chancen auch nicht schlechter. Sie hielten vor dem Polizeirevier in Dessau-Kochstedt. Die Tür neben Zender wurde aufgerissen und der Kellen Schwenker starrte ihn mit düsterer Miene an. „Los aussteigen”, wurde er angeblafft. Sie betraten den Dienstraum. Ein Polizeimeister, der an einem PC saß, stand umgehend auf und fragte: „Wen bringt Ihr denn da zu später Stunde?” „Ein Raser. Setzten ihn erst mal fest. Gehen den Doktor holen und müssen noch zur Gartenstraße. Sind gleich wieder da.” Das war Micha, der zu dem Mann am PC gesprochen hatte. „Craner, Du kannst schon mal die Daten aufnehmen”, sagte der Kellen Schwenker zu seinem Kollegen, als Richie endlich hinter Gitter saß. „Und lass den lieber da drin, ist sicherer.” Craner grinste und stellte den Karton mit Richies Sachen in den Schrank. Das war dann doch eine kleine Abwechslung am Sonnabendabend. „Warum bin ich hinter Gittern?”, fragte Zender als die anderen beiden weg waren. „Alles zu seiner Zeit”, gab Polizeimeister Craner zur Antwort. „Erst nehmen wir mal Ihre Personalien auf.” „Ich möchte Telefonieren”, sagte Richie, der sich kurzer Hand entschlossen hatte doch auf Hilfe von außen zu setzen. Diese blöde Geschichte kam doch raus. So oder so. „Wen wollen Sie anrufen? Ihren Anwalt?” „Ja.” „Sie sind doch noch wegen gar nichts beschuldigt worden.” „…aber sitze hinter Gittern wie ein Schwerverbrecher.” „Gognik und Franzke werden schon ihre Gründe haben.” „Ich möchte ihren Vorgesetzten sprechen.” „Der ist bestimmt schon im Bett.” „Dann wecken Sie ihn, verdammt noch mal.” „Alles zu seiner Zeit”, sprach Craner. „Erst nehmen wir mal Ihre Daten auf.” Das sind die Beamten die wir brauchen, dachte Zender. Behalten in jeder Lage einen kühlen Kopf und Arbeiten die Vorschriften ab. Richie hoffte das der Arzt bald eintraf und er dann etwas in Gang bringen konnte. Doch zunächst hatte ihn Craner in seinen Krallen. Der hatte sich einen Laptop geholt und setzte sich vor Richies Zelle. Richie kochte vor Wut. „Name?” „Zender.” „Vorname?” „Richie.” „Wie schreibt man das?” „Wegen mir kannst du auch 3 Kreuze machen.” „Komm mir ja nicht blöde.” „Das wird nicht mehr nötig sein. Richie geschrieben und Ritschie gesprochen.” „Geburtsdatum?” „01.11.1960.” „Alter?” „Als ich Polizeimeister war konnten wir das noch im Kopf rechnen. Oder stimmt der Witz doch, dass ein Polizist nur ein ganzer Kerl ist, wenn er seinen Hund dabei hat. Und Hunde sehe ich hier aber nicht.” Craner guckte wie eine Gans wenn es blitzte. Dann sah Richie Wut über seine Äußerung im Blick des Polizeimeisters. Als es so aussah das er jeden Moment explodierte, fing er sich wieder und stotterte. „Wir, wir sind Kollegen?” „Ich Ex und außer dem später eine andere Richtung.” Polizeimeister Craner war aus dem Konzept gekommen. Dazu klingelte nun auch noch das Telefon. Er stellte den Laptop ab und ging telefonieren. Und das dauerte. Ganz Sachsen-Anhalt schien gerade eben die Polizei anzurufen. Da die Tür zum Zellentrakt nur angelehnt war, konnte Richie die Stimme von Polizeimeister Craner deutlich hören. Doch er gab sich keine Mühe zu erraten was die Telefonpartner von der Polizei wohl wollten. Stattdessen versuchte er sich eine Strategie für sein weiteres Vorgehen zurechtzulegen. Und Nachdenken ist wichtig. Was ist hier nur die ganze Zeit gelaufen? Einfacher, überschaubarer Auftrag und nun ist die Hauptperson tot. Wieso hatten die Polizisten den Pickup nicht gesehen? Hatten sie am Straßenrand geschlafen und sind durch das Vorbeirauschen munter geworden? Dann den nächstbesten gegriffen? Gut er war auch etwas zügig unterwegs als die Verkehrsordnung besagte. Und dann der Funk. Er hatte nicht mehr überprüfen können ob sein Gerat kaputt war oder eine Netzstörung vorlag. Und wieso fuhr Daniela Straube in Richtung Dessau? Hatte sie das selbst entschieden oder mit Mike Hartig abgestimmt? Der wird ja wahrscheinlich der Rothaarigen gefolgt sein. Und nach deren Nummernschild zu urteilen musste sie nach links, wenn sie nach Hause wollte. Weiter konnte er seinen Gedanken nicht nachhängen, da der Arzt kam. Er hatte Gognik und Franzke im Schlepptau, oder umgekehrt. Richie sah auf die Uhr. Tolle Leistung. Sie hatten eineinhalb Stunden gebraucht um den Doktor zu holen. In dieser Zeit hätte Zender es ja bis zurück nach Dresden geschafft. „Guten Abend. Ich bin Doktor Berkley und werde Ihnen jetzt etwas Blut abnehmen. Bitte machen Sie den linken Arm frei.” „Wenn Sie meine Blutgruppe wissen wollen können Sie sich die Arbeit sparen, Doktor. Die steht in meinem Blutspenderausweis.” „Schön für Sie, aber das ist nicht meine Aufgabenstellung. Und nun machen Sie mal hin, ich will mir nicht den ganzen Abend versauen wegen Ihnen. Die Unterbrechung reicht schon.” „Wegen mir hätten Sie nicht kommen brauchen”, sagte Richie und streckte den entblößten linken Arm hin. Der Doktor verstand seinen Job. Keine Minute und zwei Röhrchen mit Blut waren abgezapft. Richie sah ein, dass er auch hier nichts anzusprechen brauchte. Der Arzt war schon genervt genug wegen der Unterbrechung am Sonnabendabend. „Viel Spaß bei der Dopingüberprüfung”, konnte sich Richie nicht verkneifen zu sagen. Doktor Berkley ging und Franzke schaltete das Licht aus und schloss die Tür zum Zellentrakt. Nur die Notbeleuchtung spendete einen schwachen Lichtschimmer. Zender legte sich auf die Pritsche und verschlang seine Arme hinter dem Kopf. So das war‘s dann für heute, dachte er. Soviel Pech hatte er schon lange nicht mehr. Wenn er es sich so richtig überlegte war dies in den letzten Jahren der erste Fall den er ohne seinen Bruder Benno angegangen war. Das hieß, wenn er in der Gegend zu tun hatte. Was selten genug der Fall war. Hongkong, Riga, Belgrad, Kapstadt, Novosibirsk, Bahia, L.A. und Bogota. Um nur einige seiner Orte zu nennen. Rund um den Globus haben ihn die Jagden nach diversen Verbrechern schon geführt. In der letzten Zeit hatte er sich mehr den schweren Jungs in Deutschland, speziell in Sachsen gewidmet. Seiner Heimat. Denn die Zeiten als die großen Coups weit weg geschahen sind vorbei. Das Geschäft mit der Sicherheit hat auch Deutschland erreicht. Und in den nächsten Jahren wird dieser Trend weiter anhalten. Dessen war Richie sich vollkommend sicher. Und der Plan eine schlagkräftige Truppe aufzubauen und von hier aus zu leiten, hatte er schon lange im Hinterkopf. Sein Bruder Benno und er arbeiten schon länger zusammen. Benno saß zwar im Rollstuhl, aber kontrollierte im Hintergrund die Einsätze. Und das hatte bislang immer zum Erfolg geführt. Die alte Zentrale in Pirna Zehista wurde von ihnen aufgegeben, dafür eine Neue in Pirna Copitz errichtet. Die sollte der Hammer sein. Richie war noch nie da. Heute wäre die Premiere gewesen. Und was machte er stattdessen? Lies sich einbuchten. Es war zum heulen. Hätte er lieber den Einsatz verschoben, dann wäre das sicher nicht so gelaufen. Mit Benno lief die Sache einfach immer glatt, irgendwie. Nun werde ja nicht Abergläubisch, dachte Richie. Da er davon ausgehen konnte das hier erst mit der Dienstübergabe am Sonntagmorgen 8.00 Uhr wieder etwas Entscheidendes passieren könnte, entschied er sich zu schlafen. Das konnte nie schaden, zumal er auch gerade nichts anderes vor hatte.
Als er erwachte war es draußen noch dunkel. Er hatte den Umständen entsprechend gut geschlafen. Eigentlich stellte er keine großen Ansprüche an Schlafkomfort. Die Hauptsache er konnte liegen. Ein Blick auf die Uhr zeigte an, dass die Dienstübergabe erst in 2 Stunden sein würde. Darum dämmerte er noch mal leicht ein, bis durch den Krach im Dienstzimmer nach zu urteilen, die Übergabe in vollem Gange sein musste. Das lies neue Hoffnung aufkommen. Es sollte doch wohl möglich sein, dass wenigstens ein halbwegs vernünftiger Beamter in dieser Dienststelle anzutreffen ist. Als ob sein Wunsch erhört worden wäre ging die Tür auf und ein unbekannter Polizeimeister erschien vor dem Zellentrakt. „Los mit kommen”, knurrte der Polizist, während er Richies Zelle aufschloss. Zender stand auf und folgte dem Mann. Er wurde in einen separaten Dienstraum gebracht, wo ein aufs feinste gekleideter Mann hinter einem riesigen Schreibtisch saß. Er trug keine Uniform. „Bitte nehmen sie doch Platz”, wandte er sich freundlich an Richie, als der Polizeimeister die Tür zum Dienstzimmer geschlossen hatte. Der Beamte hinter dem Schreibtisch vertiefte sich wieder in irgendwelche Unterlagen die vor ihm lagen und es schien, als hätte er Richie fast vergessen. Tatsächlich jedoch beobachte er Richie und versuchte sich ein Bild von ihm zu machen. Zender war mit dieser Taktik vertraut und versuchte seinerseits den Mann einzuschätzen. Altersmäßig war er so um die dreißig, hatte sein Haar nach hinten gekämmt, ohne Scheitel, was seinem Kopf eine gewisse Fülle verlieh. Die Gesichtsform war eher schmal. Ohne die Frisur hätte er wahrscheinlich wie ein Tropfen ausgesehen. Er hatte sich für den Dienst frisch rasiert und roch nach Aftershave. Die Marke kannte Richie nicht. Seine Hände waren sehnig und lagen ruhig auf dem Tisch. Doch was sind schon Äußerlichkeiten. Er strahlte Ruhe aus. Die Körpergröße schätzte Richie auf 1,75 Meter, wenn der Umriss harmonisch wirken sollte. Sitzende Personen ließen sich schon immer schwer in ein Größenprofil einordnen. Er war genau der Typ den man sich wünscht, um mit seinen Problemen einen Gesprächspartner zu finden. So, dachte Richie, jetzt müsstest du aber das Gespräch beginnen mein Freund, ansonsten hast du deine Chance vertan. „Ich bin Kommissar Koschinski und heute hier der leitende Diensthabende. Sie haben die Nacht bei uns verbracht? Ich hoffe doch sie hatten keine Unannehmlichkeiten?” „Hab schon lange nicht mehr so entspannt geschlafen, wo doch der lange Arm des Gesetzes über mich gewacht hat.” Beide lächelten sich an. „Und warum sind Sie hier, Herr…” „…Zender. Wenn Sie das nicht wissen, dann wird es aber Zeit das Sie mich gehen lassen.” „Warum sind Sie mit so hoher Geschwindigkeit auf der Landstraße unterwegs gewesen?”, fragte der Kommissar, ohne auf Richies Bemerkung einzugehen. „Mit wie hoher Geschwindigkeit?”, fragte Richie zurück. „Ich bei keiner Geschwindigkeitskontrolle dokumentiert worden, woher will da jemand wissen wie schnell ich gefahren bin?” „Sie streiten doch die Tatsache nicht ab…” „…das ich zügig gefahren bin, weil ich einen Unfall gesehen hatte und Hilfe holen wollte.” „Davon steht hier nichts.” „Weil Ihre Kollegen das gar nicht wissen wollten. Wahrscheinlich liegt der Mann immer noch am Straßenrand und wartet auf Hilfe.” Die wahren Umstände und den Tathergang verschwieg Zender. „Wo…?”, fragte Koschinski nur ohne den Satz zu vollenden. Richie beschrieb die Stelle. Danach telefonierte der Kommissar und schickte einen Streifenwagen dorthin. Dann warf er wieder einen Blick auf die Papiere die er vor sich liegen hatte. „Warum fahren Sie eigentlich zu nachtschlafender Zeit hier durch Sachsen-Anhalt?”, erkundigte sich Kommissar Koschinski. Richie musste stark an sich halten um nicht vom Stuhl zu fallen. „Herr Kommissar, das ist so die dämlichste Frage die ich in den letzten Jahren zu hören bekommen habe. Ob Sie es mir glauben oder nicht. Und selbst wenn ich einen Grund hätte ginge es Sie nichts an. Oder verplempern Sie die Steuergelder neuerdings, indem Sie recht schaffende Bürger von der Straße weg fangen um eine gemütliche Talkrunde zu veranstalten?” Um eine Entgegnung kam Koschinski herum, da das Telefon klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen. Schüttelte mehrmals mit dem Kopf und legte schließlich, mit einem eigenartigen, nachdenklichen Blick auf. „Tut mir leid Zender, aber Ihr Alibiunfall hat nicht stattgefunden. Kein Verletzter, niemand der etwas gesehen hat. Kein Blut. Auch in die Krankenhäuser in der Gegend wurde niemand eingeliefert. Falls Sie mir jetzt auch noch eine Leiche unterjubeln wollen, vergessen Sie’s.” Nun verstand Richie aber gar nichts mehr. „Wenn der Bericht des Arztes über die Blutuntersuchung nicht vorliegen würde, hätte ich doch auf Alkohol oder Drogen getippt, aber so…?” „Wollen Sie damit sagen ich habe gelogen?”, ereiferte sich Zender, der die ganze Sache auch nicht verstand. „Schließlich war ich dienstlich unterwegs, da träumt man nicht vor sich hin.” „Dienstlich…?”, griff Koschinski die Information von Richie auf, welcher in seine Brusttasche griff und seine Detektivlizenz vor dem Kommissar auf den Tisch legte. „Ach ein Schnüffler.” „Ach ein Bulle”, konterte Zender leicht gereizt über die Reaktion seines Gegenüber. Wie weit gehst du? Überlegte Richie. Was gibst du für Informationen Preis? Er wurde einer Entscheidung enthoben, da sich plötzlich alles ganz anders entwickelte, als er es sich vorstellen konnte. Im Nachbarzimmer wurde es auf einmal laut. Dann wurde die Tür ohne zu klopfen aufgerissen und der Polizeimeister erschien im Rahmen und stotterte: „Herr Koschinski, hier ist….” „Ich kann mich selber vorstellen”, donnerte eine laute Stimme von draußen und ein Mann in Richies Größe, der gut einhundert Kilo auf die Waage brachte, schob den Polizeimeister bei Seite und trat an den Schreibtisch heran. „Ich bin Doktor Strobel und vertrete den Herrn Zender, den ich jetzt mitnehme. Oder haben Sie etwas dagegen, Herr Kommissar? Ich denke Sie hatten lange genug Zeit sich über alles auszutauschen. Ansonsten nehmen Sie meinen Protest über die Verfahrensweise entgegen, wie hier mit unschuldigen Bürgern umgegangen wird. In den nächsten Tagen setzt sich wegen der Beschwerde die Kanzlei Binger aus Dresden mit Ihnen in Verbindung. Und wenn Sie denken, Sie könnten jetzt noch irgendwas Inszenieren, dann schicke ich gleich noch eine Dienstaufsichtsbeschwerde hinterher. Und die hat sich gewaschen, das verspreche ich Ihnen. So, Herr Zender, was hält Sie hier noch? Dann lassen Sie uns verschwinden. Es reicht schließlich, dass Ihnen das halbe Wochenende versaut wurde.” Richie griff sich noch schnell seine Lizenz vom Schreibtisch und folgte diesem Doktor Strobel, ohne ein Wort der Verabschiedung an Koschinski. Zurück ließen sie einen verdutzt drein blickenden Kommissar. „Wo sind meine Sachen?”, herrschte Richie den Polizeimeister hinter dem Tresen an. Er bekam sie umgehend ausgehändigt. Zumindest das, was man ihm abgenommen hatte. Der Ton den Strobel angeschlagen hatte erwies sich hier in Dessau als Tür und Tor öffnend. Als die beiden Männer auf den Hof kamen sahen sie Richies Skoda sofort stehen. Allem Anschein nach unbeschädigt. „Ich danke Ihnen für die tatkräftige Befreiung meiner Person”, wandte sich Richie an Strobel. „Kann ich jetzt noch etwas für sie tun?” „Natürlich können Sie das. Ich muss zurück nach Dresden. Ich glaube wir haben da den gleichen Weg. Also nehmen Sie mich mit?” Richie staunte nicht schlecht. Wie ist denn der Strobel von Dresden nach Dessau gekommen. Doch bestimmt nicht mit der Bahn. „Also steigen Sie schon ein, in einer Minute geht es los.” Strobel nahm auf dem Beifahrersitz Platz, lehnte sich genüsslich zurück und machte keine Anstalten noch etwas zu sagen. Also schwieg auch Richie. Überraschend gut fand er den Weg zurück auf die B 184. Als er die Stelle erreicht hatte wo er am Vorabend den Mord, oder was auch immer, an Darkow gesehen hatte, hielt er das Fahrzeug an. „Kurze Pause”, sagte er zu Strobel, der nur nickte. Richie ging auf die andere Straßenseite zu der Stelle wo Darkow letzte Nacht lag. Blut fand er keines. Nur eine große Öllache. Er ging zum Skoda zurück und holte eine Plastiktüte, sowie eine kleine Schaufel, aus dem Kofferraum. Er hob ein größeres Stück mit Öl getränkte Erde aus und füllte es vorsichtig in den wieder verschließbaren Beutel. Dann setzten sie die Fahrt fort. Auf der Autobahn fuhr Richie konstant 130 km/h und hing wie Strobel seinen Gedanken nach. Als sie am Skeuditzer Kreuz die A9 verlassen hatten und die A14 in Richtung Dresden fuhren, unterbrach Richie das gleichmäßige Summen des Motors mit der Frage: „Hat mein Bruder Sie geschickt?” „Welcher?”, fragte Doktor Strobel zurück. „Benno oder Reinhard.” „Keiner von beiden”, grinste Strobel vor sich hin und schien sich über Richie zu amüsieren. Der ließ eine Pause entstehen, während er angestrengt nachdachte. Komischer Kauz dieser Strobel. Und gesprächig ist er auch nicht. Und wieso saß er jetzt hier im Auto? Ja wieso war er überhaupt hier? Woher wusste er eigentlich dass ich im Knast bin? „Sagen Sie mal, woher wussten Sie von meinem kleinen Missgeschick? Dann kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Sie so mir nichts dir nichts hier aufkreuzen. Und wie sind Sie eigentlich nach Dessau gekommen? Oder fahren Sie als umweltbewusster Beamter mit der Bahn?” „Bisschen viele Fragen auf einmal und wer sagt denn, dass ich Beamter bin?”, hielt Strobel dagegen. „Und im Übrigen bin ich mit dem Hubschrauber nach Dessau geflogen. Der musste leider sofort weiter, so dass ich jetzt mit Ihnen diese hübsche Spritztour machen darf.” „Dann sind Sie entweder ein ganz großes Tier oder bei der Mafia.” „Und wo muss ich dann die Familie Zender einstufen? Ich glaube mich zu erinnern in Ihrem neuen Domizil einen Landeplatz für Helikopter gesehen zu haben.” „Sie waren gestern Abend zur Einweihungsparty?” „Ja, zwar nicht eingeladen aber trotzdem war’s nicht schlecht.” Die A14 war eine hundsmiserable Autobahn, was Richie daran hinderte seine bisherige Geschwindigkeit beizubehalten. Zudem ein Bauprojekt der Deutsche Einheit. Es wurde ja überall gebaggert und betoniert. Ja wenn die mal fertig würde. Aber das konnte dauern. Nur gut, dass das Verkehrsaufkommen nicht dem der A4 entsprach und außerdem noch Sonntag war. So ging es ja wenigstens noch voran. „Wollen Sie über Ihr Projekt in Dessau reden?”, nahm dieses Mal Strobel den Faden des Gespräches wieder auf und ließ die vorher gestellten Fragen unbeantwortet. „Warum sollte ich? Ich kenne Sie gerade mal zwei Stunden. Okay, Sie haben mich da raus geholt. Aber wahrscheinlich wäre ich jetzt auch ohne Ihr zutun wieder auf freiem Fuß.” „Das kann man nie wissen. Ohnehin schon seltsam genug. Sie hätten nicht mal festgesetzt werden dürfen. Jeder Randalierer wird zum feststellen seiner Personalien auf das Amt geholt aber im Anschluss daran wieder laufen gelassen. Und Sie hält man wegen ein paar km/h mehr gleich fest. Da steckt mehr dahinter.” „Sie sind ja ein richtiger Schlaumeier. Wollen Sie mir jetzt noch weiß machen dass Sie gerade zufällig vorbeigekommen sind und ganz nebenbei den kleinen Richie aus der Klemme befreit haben?” „Ich kann ja verstehen Zender, dass Sie frustriert sind so wie die Sache gelaufen ist. Ich kann mich nicht daran erinnern in den letzten Jahren von einem derartigen Missgeschick im Zusammenhang mit Ihrer Person gehört zu haben.” „ Ach Sie haben Erkundigungen über meine Person eingezogen?” „Wundert Sie das? Bei Ihrem Ruf in den Kreisen der Verbrechensbekämpfung? Dazu noch, dass Ihnen keine Arbeit zu dreckig ist, wie Ihr letzter Fall. Und vor allem die Übernahme Ihrer Aufträge mit Erfolgsgarantiezusage. Das ist schon einmalig.” Sie setzten ihren weiteren Weg nun schweigend fort. Strobel, weil er alles gesagt hatte und Zender über dieses nachdenkend. Er kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Als sie die Abfahrt Wilsdruff passiert hatten, fragte Zender: „Wo möchten Sie aussteigen, Herr Strobel? Als kleine Gegenleistung setze ich Sie zu Hause ab.” „Fahren Sie nur wie Sie möchten, ich schließe mich Ihrem Fahrziel an.” „Sie laden sich schon wieder selbst ein?” „Nun weswegen ich gestern in Copitz aufgeschlagen bin, ist noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Da gilt es heute weiter zu machen. Oder hören Sie Neuerdings auf halbem Weg auf?” Richie antwortete auf diese Frage nicht. Er überlegte, ob es nicht besser wäre Benno über ihre Anfahrt zu unterrichten. Denn sie beabsichtigten ihren Stützpunkt in Pirna-Copitz nicht in die Öffentlichkeit zu stellen. Nicht unbedingt Geheimniskrämerei, doch ein unbekannter Rückzugsort kann nie falsch sein. „Haben Sie zufällig ein Handy dabei? Bei meinem ist der Akku leer.” „Natürlich”, gab Strobel zurück und holte ein neues Siemens - Model aus der Tasche. Drückte eine Taste und lies die Selbstwahl laufen. Sieh an, dachte Richie, sogar unsere Nummer ist schon eingespeichert. Die hab ich ja noch nicht mal. „Ja, Doktor Strobel hier. Richie möchte Sie sprechen.” Er reichte Richie das Handy. „Rick hier, Benno?” Nun sagte Zender gute drei Minuten gar nichts und hörte seinem Bruder nur zu. „Können wir das nicht besprechen, wenn ich da bin? Okay, ich bin in einer halben Stunde da. Und bringe Doktor Strobel mit. Ist das in Ordnung? Na wenn du das sagst. Bis gleich.” Richie gab Strobel das Handy zurück. „Alles in Ordnung?”, erkundigte sich dieser.