8,99 €
Das atemberaubende Finale der "Geheimnis von Nox"-Trilogie! "Halt dich fern von der Nacht, für Taglinge ist der Tag gemacht!" Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten. Doch dann kam Fill. Vernoxt! Tagling Fill und Nachtling Issa sind ratlos: Immer wieder verschwinden Nachtwesen. Was ist da los? Issa will ermitteln. Heimlich schmuggelt sie sich mit Fill in die Schule des Tags. Das ist verboten und gefährlich – und der Plan geht schief: Auf einmal ist auch Issa weg! Fill und Lenny müssen sie retten. Die Suche führt Fill durch den Unendlichen Wald bis in die Hauptstadt Luxea – vorbei an fiesen Raboisen und hungrigen Flederwesen. Und plötzlich geht es für Fill und seine Freunde um mehr als die verschwundenen Nachtwesen – es geht um das größte Geheimnis von Tag und Nox! • Geheimnisse, Gefahren und eine Sonnenfinsternis, die alles verändert! • Spektakuläres Finale voll überraschender Wendungen • Ein aufregender Mix aus Magie, Freundschaft und Abenteuer Eine Welt, in der Tag und Nacht streng getrennt sind! Der Tag: hell, warm, sicher … vertraut. Die Nacht: unbekannt, geheimnisvoll, gefährlich … verboten! Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten. Doch als Fill diese Regel bricht, erlebt er Abenteuer so episch wie eine Sonnenfinsternis! Band 3 der fantastischen Nox-Reihe für Jungs und Mädchen ab 9 Jahren Mit Schmökergarantie und bezaubernden Bildern von Lisa Forsch Die digitale Ausgabe ist ausschließlich als Fixed Format verfügbar und eignet sich deshalb nur für Tablets und Smartphone-Apps.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Claudia Scharf
Das Geheimnis von Nox
Freunde, Feuer – Ungeheuer!
Mit Bildern von Lisa Forsch
„Halt dich fern von der Nacht, für Taglinge ist der Tag gemacht!“
Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten.
Doch dann kam Fill.
Vernoxt! Tagling Fill und Nachtling Issa sind ratlos: Immer wieder verschwinden Nachtwesen. Was ist da los? Issa will ermitteln. Heimlich schmuggelt sie sich mit Fill in die Schule des Tags. Das ist verboten und gefährlich – und der Plan geht schief: Auf einmal ist auch Issa weg! Fill und Lenny müssen sie retten.
Die Suche führt Fill durch den Unendlichen Wald bis in die Hauptstadt Luxea – vorbei an fiesen Raboisen und hungrigen Flederwesen. Und plötzlich geht es für Fill und seine Freunde um mehr als die verschwundenen Nachtwesen – es geht um das größte Geheimnis von Tag und Nox!
Buch lesen
Personenvorstellung
Viten
Tag – die Welt unter der Sonne
BORRE BRONKY
Fills ältester Sandkastenkumpel. Kennt die besten Nox-Gruselgeschichten. Eltern: Berno und Elka Bronky, Wirtsleute im Gasthof Goldener Hahn.
HAGEN
Lehrer im Ruhestand, Leiter des Vivariums. Liebt alle Krabbel- und Schleimtiere.
DIE RABOISEN
Skrupellose Räuberbande aus dem Unendlichen Wald. Tipp: Nicht schnappen lassen.
MISS MORTY
Lehrerin Tier- und Wesenkunde. Zu ihr kommen Kinder, wenn sie ein Problem haben.
DIE HEINZELMEISTERCHEN
So etwas wie die Hausmeister der Rundelschule. Sie arbeiten nur im Verborgenen.
Sonnenpixie Bodi
Ärgert gern den Sonnenelfen aus dem Brombeerhag.
LENIA LOBO
Superklug und Fills beste Freundin. Mutter: Leonora Lobo, Ministerin im Parlament der Taglinge. Vater: Tüftler. Selten anzutreffen.
FILL WILLEKIN
Liebt Sonnenball und Comics und wenn was los ist.
Vater: Glenn Willekin, Quaschelbauer in 21. Generation.Mutter: lebt nicht mehr.
DER MAGISCHE DREIRAT
Die alte Buringel, Mancox, der Krallenfüßige, und das Wesen Nummer 3 – die Magischen Drei, mächtige Zauberer.
TAX-TIRI-TUM-TAVI-TUCK
Quinxmodon, fünfköpfiges Drachenwesen, seine Abenteuer sind legendär. Geboren aus den fünf Elementen. Gilt als eines der magischsten Wesen unter Sonne und Mond.
Nox – die Welt unter dem Mond
GLYXI
Glühwurmmädchen mit Hang zum Abenteuer. Spielt gern Verstecken.
DER MAGISCHE DREIRAT
Er wacht über die Trennung von Tag und Nacht.
ISSA ULLOSSO
Mutig und abenteuerlustig. Die Tagwelt fasziniert sie.
KATER TATZ
Fills Kater. Schräg – denn eigentlich sind Katzen doch Nachtwesen …
LIKKY, AMAFEE UND TALIS
Issas beste Freunde. Die vier gehen zusammen in die Schule der Nacht.
MÜMMELINGE
Kleine pelzige Nachtkobolde, sehr anpassungsfähig, leben überall in Nox, unter anderem im Quaschelhain.
SALVINIA
Issas Katze. Hat Samtpfoten – es sei denn, du heißt Fill …
TORFTROLLE
Leben und jagen im Moor. Verwandeln sich tagsüber in Torfhaufen.
Halt dich fern von der Nacht,für Taglinge ist der Tag gemacht.
So lautet die Regel.
Der Tag gehört den Taglingen,
Sonnenelfen, Schmetterlingen, Singvögeln
und vielen anderen Tagwesen.
Nach Sonnenuntergang jedoch erwacht Nox, das Reich der glitzernden Sterne und funkelnden Glühwürmchen, Heimat der Nachtlinge, der Makikobolde, der Füchse und Igelinge und unzähliger anderer Kreaturen der Dunkelheit.
Die Magischen, mächtige Zauberer, wachen über die Trennung von Hell und Dunkel.
Kein Tagling betritt Nox, so war das zu allen Zeiten.
Und dann kam Fill.
„Denn der Mond hat seine eigene Magie. Unwiderstehlich ist sie, selbst das mächtige Meer kann sich ihrem Bann nicht entziehen und tanzt seinen Tanz in ewigen Wellen. Und genauso zieht der Mond auch alle anderen Wesen der Nacht an und lässt sie nie wieder los. In allen Wesen der Nacht ist darum etwas Wildes, das wir Magischen nie ganz werden zähmen können. Die Wesen des Tages jedoch können wir leiten – und darum sind die Welten von Hell und Dunkel zu trennen und zu bewahren bis ans Ende der Zeit.“
aus: Kleines Handbuch für Magische,
Kapitel 2: „Nox“
Am Rande des Tagling-Städtchens Rundeling lag ein verwunschener Garten. Am Tag erntete hier eine fleißige Taglingsfamilie die kostbaren Quaschelfrüchte für die Magischen – in der Nacht jedoch gingen zwischen den alten Bäumen Fledermäuse auf die Jagd, Rotfüchse schlichen um die knorrigen Stämme und aus gut versteckten Baumhöhlen und Erdgruben spitzten kleine pelzige Nachtkobolde, die Mümmelinge.
Es war eine herrliche, sternenklare Sommernacht gewesen. Nun senkte sich der Mond und hinter den Bergen im Osten leuchtete es. Bald würde die Sonne aufgehen.
Die Mümmelinge huschten in ihre Schlafhöhlen unter die Erde und rollten sich zusammen.
„Erzähl uns eine Geschichte aus dem Moor, Omma, bitte!“, bettelten die kleinen Mümmelinge wie jede Nacht.
Die Alte lächelte. Sie hatte lang im Lichtermoor gelebt. Die Sümpfe waren voller Geschichten – die meisten von ihnen endeten traurig. Aber für die kleinen Fellwesen gab es nichts Schöneres, als sich behaglich einzukuscheln und sich ein bisschen zu gruseln. Also schmiegte die alte Mümmeling sich tiefer ins Nest und fing mit blitzenden roten Äuglein an zu sprechen.
„Was ich euch heute erzähle, ist schon viele Jahre her. Es war eine Sommernacht wie die heutige. Ich war jung damals, schnell wie eine Sternschnuppe, und machte mir einen Spaß daraus, den Torftrollen zu entwischen. Das Moor glitzerte unter dem vollen Mond. Überall flackerten Verwirrlichter, Moornixen sangen ihre Lieder und lockten arglose Wandersleute in den tödlichen Sumpf. Die zwei Nachtlinge aber, die nun den schmalen Pfad entlanggingen, waren vorbereitet: In ihren Ohren steckte Muffelmoos, das die gefährlichen, hohen Nixen-Töne fernhielt.
Gegen das unentwegte Geplapper des einen Nachtlings jedoch konnte das Moos nichts ausrichten. Seine Begleiterin stöhnte auf. ‚Heiliger Monddrache, Fillis, halt endlich die Klappe! Im Lichtermoor muss man leise sein. Es gibt keine Deckung, wir dürfen keine Jäger anlocken!‘
‚Ja, ja, ist ja gut. – Hey, Stella, schau, auf dem Stein, ganz junges Mondweb! So gutes findest du im ganzen Silberwald nicht!‘ Er beugte sich hinunter, kratzte mit seiner Sichel den grünen Glibber ab und steckte ihn in den Lederbeutel, der quer über seiner Brust hing. ‚Ha! So viel hatten wir noch nie, die anderen Witzwichtel werden platzen vor Neid. Beim nächsten Mondnachtfest tanzen alle Mädchen nur mit mir, wetten?‘
‚Fillis …‘
‚Mama hat früher immer gesagt, wenn ich mit der Schule der Nacht fertig bin, darf ich nach Noxea fahren. Und das mach ich jetzt auch! Und dann …‘
‚FILLIS! RUNTER! Ein Greifer!‘ Die Stimme der Nachtling überschlug sich, während sie sich schützend über ihren jüngeren Bruder warf.
Ein Schatten senkte sich über die beiden. Da schoss es vom Himmel herab, das riesige Scheusal. Sein gewaltiger, schrundiger Leib verdunkelte das Moor. Der Greifer stimmte ein triumphierendes Siegesgeheul an, während gigantische Klauen die schreiende Nachtling packten.
Schon stieg der Räuber wieder auf, verzückt kreischend wegen der unverhofften Beute so kurz vor Tagesanbruch.
Entsetzt brüllte ihr Bruder ihr nach. ‚Stella!‘
Aber der Greifer war längst in den Sternen verschwunden – und die Nachtling mit ihm.“
Die Stimme der alten Mümmeling verstummte.
Die Kleinen schauten ihre Großmutter gebannt an. „Was ist dann passiert, Omma?“
Die Mümmeling zuckte mit den Schultern. „Die Nachtling wurde das Morgenessen des Greifers. Das passiert, wenn man nicht hören will.“
Die kleinen Fellwesen strahlten begeistert. „Noch eine Geschichte!“, riefen sie.
„Nein, ihr Mümmelchen, nun ist Schlafenszeit. Bald bricht der Tag an, voller Gefahren für uns Mümmelinge. Seid leise, damit uns niemand hört in unserer dunklen, sicheren Höhle. Denkt nur daran, was mit dieser Nachtling geschah. Mit Stella …“
Die Mümmelinge nickten eifrig und kniffen die kleinen roten Augen fest zusammen. Und als die ersten Sonnenstrahlen die Erde über ihnen betasteten, schlummerten sie längst tief und fest.
Nuss Nummer Drei
„Socken?“, stieß Fill Willekin fassungslos hervor.
Der junge Tagling kniete im Garten hinter seinem Haus. An den Bäumen um ihn herum hingen kugelrunde, prallbunte Früchte, die Quascheln – eine der wichtigsten Zutaten in magischen Zaubertränken. Aber nicht die Quascheln waren es, die ihn interessierten, schließlich war er kein Magischer.
Nein, vor ihm wuchs ein zartes Walnussbäumchen und daran hing eine leuchtende, magische Zaubernuss – und die hatte er gerade geknackt …
„Minisocken. Na toll.“
Tatsächlich, in der Nussschale waren winzig kleine gelbe Socken mit winzig kleinen pinken Herzen darauf, die nun rasant größer wurden, bis sie exakt Fills Schuhgröße erreicht hatten. „Hä?“
Also gut. Fill streifte seine Turnschuhe und die alten Socken ab und zog die Herzchensocken über.
„Hm.“
Nichts passierte.
War ja klar.
Fill seufzte. Warum hatten diese Wundertüten-Nüsse keine Gebrauchsanweisung?
„Ich geh zu Lenny und frag sie“, murmelte Fill vor sich hin – als ihn ein Wirbelsturm erfasste. Es brauste in Fills Ohren, die ganze Welt schien an ihm vorbeizufliegen – und im übernächsten Moment stand er vor Lennys Haustür. „Hä?“, machte Fill noch mal. Er sah sich um. Der Quaschelgarten war verschwunden, stattdessen stand er oben auf der Engelshöhe, dem Hügel, auf dem sich das prächtige Herrenhaus von Lennys Familie befand.
„Ist ja ein Ding“, stammelte Fill. Wie war er denn hierhergekommen? Erst dann spürte er, dass seine Füße ganz warm waren, und sah an sich hinunter.
„Ich glaub’s nicht … Das sind Siebenmeilensocken!“ Sein Herz raste vor Aufregung. „Okay. Socken – bringt mich zurück in den Quaschelgarten.“
Swusch! Schon ratterten seine Füße los und transportierten Fill zurück – direkt vor die geöffnete Nussschale.
Der Tagling lachte laut auf. Das war ja supercool! „Socken – ich will zum Goldenen Hahn!“
Keine Minute später stand Fill im Bräugarten, wo sein bester Freund Borre gerade Tonkrüge zu einer Pyramide stapelte.
Ehe Borre ihn entdeckte, war Fill schon weitergezogen, kreuz und quer durch das Städtchen Rundeling, runter zum Fluss Ooka, wo ein alter Tagling badete, schnell wieder weg und hinauf zu der Pferdeweide, einmal der alten Berta durch die Mähne gewuschelt und dann ein kleiner Abstecher zum Rathausmarkt, wo der Bürgermeister gerade den Hühnerstall des Stadthahns ausmistete. Rüber zur Rundelschule, die heute am Samstag verlassen dalag – die aber, wie Fill wusste, nachts zur „Schule der Nacht“ wurde.
Denn Fill Willekin hatte ein Geheimnis: Beinahe jeden Abend besuchte er Nox, die verbotene Welt der Nacht. Das sprechende Glühwürmchen Glyxi begleitete ihn, wenn er seine Nachtlingsfreundin Issa traf, wenn sie gemeinsam in die Schule der Nacht gingen und sich von sagenumwobenen magischen Nachtwesen in den Geheimnissen der Welt unterrichten ließen …
Moment! Fill strahlte. Das war die beste Idee überhaupt! Mit den Siebenmeilensocken konnte er nachts ratzfatz nach Silberhag flitzen, zur Stadt der Nachtlinge! Er konnte damit blitzschnell das gefährliche Wildrosental durchqueren, ohne sich Sorgen um Bubobubos, Flederratten oder irgendwelche anderen Jäger der Nacht zu machen! „Das ist die beste Zaubernuss aller Zeiten!“, jubelte Fill. „Socken, bringt mich zu Lenny!“
***
Die Haushälterin der Familie Lobo bedachte Fills Füße mit einem missbilligenden Blick. Zum Glück war Lennys superstrenge Mutter nicht da. Sie war Abgeordnete im Parlament der Taglinge und mal wieder in der Hauptstadt Luxea unterwegs. Bestimmt waren magische Socken in ihrem Haus verboten – wie ungefähr alles andere auch.
Fills Füße ratterten die Treppe hoch und sausten rein in Lenias Zimmer, das eher einem Ballsaal glich. „Schau mal!“, rief er ohne Begrüßung. „In meiner neuen magischen Nuss waren Siebenmeilensocken!“
Lenia, die gerade an einem kaputten ferngesteuerten Velomobil herumgeschraubt hatte, sprang vom Stuhl auf. „Nicht dein Ernst! Ich dachte, die gibt’s nur im Märchen! Zeig her!“ Sie ging auf alle viere und sah sich die Socken aus der Nähe an. „Renn mal rüber zum Fenst…“
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da stand Fill schon auf der anderen Seite des Raumes. „Wow!“ Lenia staunte. „Kannst du die bei unserem nächsten Sonnenball-Turnier anziehen?“
Fill lachte und streifte die Socken ab. „Klar, aber heute Abend flitze ich erst mal superschnell nach Nox …“
„Ach, Fill.“ Lenia seufzte besorgt. Sie kannte sein gefährliches Geheimnis …
Fill grinste unsicher. „Komm doch mal wieder mit! Dann lass ich die Socken natürlich zu Hau…“
„Nein.“ Seine Freundin sah ihn ernst an. „Ich gehe nie wieder nach Nox, Fill. Nie wieder.“
KAWUMM!
Eine Erschütterung ging durch das Haus. Lenias Edelsteinsammlung klirrte. „Was war das?“
Fill sah verblüfft auf. „Besuch von einem Rumpelriesen?“
Sie stürmten die Treppe hinunter. In der großen Eingangshalle war alles wie immer – bis auf einen seltsam vertrauten Geruch, der Fill in die Nase stieg …
Da stolperte Lenias Vater mit verstrubbelten Haaren die Kellertreppe hoch. Verwirrt sah er seine Tochter und Fill an. „Alles in Ordnung, Kinder, das war nur … ein kleines Experiment!“
„Hast du dir wehgetan, Papa?“, fragte Lenia besorgt.
Mr Lobo winkte ab. „Aber nein, mein Schatz, geht spielen!“ Gedankenverloren griff er in seine Hosentasche und zog eine Münze heraus. „Hier, kauft euch ein Honigbonbon!“ Und schon schob er die beiden verdutzten Freunde zur Tür hinaus.
Rums!
Tür zu.
Wieder schnupperte Fill. „Macht dein Vater immer noch Parfüms?“
Lenia sah auf die Münze und grinste. „Soll er doch – wir plündern jetzt jedenfalls Mr Hullys Honigladen. Komm, geben wir Borre Bescheid!“
***
Beim Abendessen schob Fill seinen Quaschel-Quark weg. „Mir ist schlecht“, ächzte er, den Bauch bis obenhin voll mit Zimtstangen, Sonnendrops und Lakotzschnecken. „Ich esse nie wieder was.“
Sein Vater grinste. „Daran erinnere ich dich am Samstag auf Lennys Geburtstag.“
Beim Gedanken an die legendären zehnstöckigen Sahnetorten drehte sich Fill beinahe der Magen um. „Schlaf schön, Papa“, ächzte er, kugelte in sein Zimmer und ließ sich aufs Bett plumpsen.
Draußen war es noch hell, es waren die längsten Sonnentage des Jahres. Morgen noch mal Schule – und dann hatten sie zwei Wochen lang Sonnwendferien. Fill freute sich schon auf das große Sonnwendfest. Und auf übermorgen, auf Lennys Geburtstag, klar.
Vernoxt. Wenn er nur ein Geschenk hätte! Fill starrte an die Decke. Er war mal wieder viel zu spät dran. Es war aber auch schwer – Lenny besaß bereits jedes Spielzeug unter der Sonne. Fill wollte ihr so gern irgendwas Besonderes schenken – schließlich war sie seine allerbeste Freundin, ja, sie hatten einander sogar gegenseitig das Leben gerettet!
Und doch gab es etwas, über das Fill nicht mit ihr sprach. Seine geheimsten Gedanken, die Fragen, die immer wieder in ihm aufstiegen, gefährliche Fragen.
Warum kehrte er immer wieder zurück nach Nox – an einen Ort, vor dem sich jeder anständige Tagling fürchtete?
Warum fühlte er sich so wohl in der Dunkelheit?
Warum hatte seine verstorbene Mutter eine Decke aus Mondschafwolle besessen?
Warum war ihr Medaillon, das Fill immer um den Hals trug, aus Mondstein – einem Material, das es nur in der Nacht gab?
Warum erzählte sein Vater ihm nicht, was in der Nacht passiert war, als Fills Mutter gestorben war – draußen in Nox?
Warum? Warum? Warum?
Und da waren sie wieder, die ungeheuerlichen, verbotenen Fragen, die ihm immer öfter den Schlaf raubten: War seine Mutter aus Nox gewesen?
War er selbst ein halber Nachtling?
Monderbsen
„Sag mal, Glyxi, wie schnell kannst du eigentlich fliegen?“ 1, 2, 3 und 5, 6, 7 – im Sauseschritt wirbelte Fill los, die dunkle Straße hinunter.
„Warte, Fillokinni!“ Das Glühwürmchen Glyxi, das in Nox immer an Fills Seite war, bekam gerade noch dessen T-Shirt zu fassen und klammerte sich fest.
Nun trugen die magischen Socken sie beide durch das nächtliche Rundeling, vorbei an den verschlossenen Häusern, an den verrammelten Fenstern und Türen. Schon überquerten sie die Brücke und waren im Wildrosental. Fill setzte über ein Mäuerchen, sprang – 1, 2, 3 – über die gurgelnde Ooka und auf der anderen Seite des Flusses ging es ab in den Wald.
„Au!“
Zu schnell. Fill rieb sich die Stirn und sah den Ast der alten Eiche empört an.
„Zu schnell, Fillokin!“, ächzte Glyxi erschöpft. Aber „langsam“ ging nicht – die Siebenmeilensocken kannten nur zwei Befehle: STOPP und LOS.
