Das Gift der Weihnachtsnacht - Sofia Morgenfeld - E-Book

Das Gift der Weihnachtsnacht E-Book

Sofia Morgenfeld

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Beschreibung

Das Gift der Weihnachtsnacht Marie Winter führt ein scheinbar perfektes Leben: Sie ist eine liebevolle Mutter, eine charmante Weihnachtsmarkthändlerin – und eine eiskalte Mörderin. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit sucht sie sich ein neues Opfer, während ihre tödliche Methode hinter der süßen Fassade ihres Standes verborgen bleibt. Als mehrere mysteriöse Todesfälle die Polizei auf den Plan rufen, nimmt der junge Kommissar Daniel Berg die Ermittlungen auf. Doch je tiefer er gräbt, desto stärker wird er von Maries dunkler Aura angezogen. Alte Familiengeheimnisse, ein gefährlicher Stalker und die Schatten ihrer Kindheit treiben Marie an den Rand des Abgrunds – bis in der Weihnachtsnacht die Wahrheit ans Licht kommt. Ein atmosphärischer Thriller voller Spannung, Intrigen und Abgründe, der zeigt: Weihnachten kann tödlich sein.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Die AutorinSofia Morgenfeld, bekannt für ihre psychologisch tiefgründigen Thriller, entführt ihre Leser

in ihrem neuesten Werk Das Gift der Weihnachtsnacht in die schaurig-schöne Welt eines Weihnachtsmarkts, der dunkle Geheimnisse birgt. Mit ihrem einzigartigen Schreibstil und ihrer Fähigkeit, die Abgründe der menschlichen Psyche auszuleuchten, schafft sie eine Atmosphäre, die gleichzeitig bezaubert und erschüttert.

Titel: Das Gift der Weihnachtsnacht

Kapitel 1: Der Duft der Verführung

Die Lichter des Weihnachtsmarkts funkelten wie Diamanten in der eisigen Dunkelheit. Der Duft von Zimt, Nelken und gebrannten Mandeln hing schwer in der Luft, vermischt mit der süßen Melodie eines kleinen Kinderchores, der „Stille Nacht“ sang. Es war ein Bild, das Wärme und Glück versprach – eine perfekte Fassade.

Marie Winter, Anfang dreißig, mit blonden Haaren, die unter einer roten Wollmütze hervorlugten, stand hinter ihrem Stand. Sie lächelte, während sie die dampfenden Papiertüten mit frisch gebrannten Mandeln füllte. Ihr Lächeln war warm, einladend, aber ihre Augen erzählten eine andere Geschichte – eine Geschichte, die nur sie kannte.

„Frohe Weihnachten!“ sagte sie mit strahlendem Gesicht, als ein junges Paar ihren Stand betrat. Sie reichte ihnen eine Kostprobe ihrer berühmten Mandelmischung. „Das Geheimrezept meiner Großmutter“, fügte sie hinzu, ihre Stimme von einer Spur Stolz durchzogen.

Niemand ahnte, dass Marie Winter mehr als nur süße Leckereien verkaufte. Der Weihnachtsmarkt war ihre Bühne, und ihr Handwerk war weit tödlicher, als es den Anschein hatte. Jedes Jahr, pünktlich zur Adventszeit, wählte sie ihre Opfer aus – sorgfältig, bedacht, und immer mit einem Plan.

Marie war Mutter zweier Kinder, Tim und Emma, acht und sechs Jahre alt. Ihre Liebe zu ihnen war echt, und sie hätte alles für ihre Kinder getan. Sie hatten keine Ahnung, dass ihre Mutter ein dunkles Geheimnis hütete. Für sie war sie die perfekte Mutter – immer liebevoll, immer stark. Sie schmückten gemeinsam den Weihnachtsbaum, backten Plätzchen, und Marie las ihnen jeden Abend Geschichten vor, in denen das Gute immer über das Böse triumphierte.

Doch in Marie lebte etwas, das sie selbst kaum kontrollieren konnte. Eine Stimme, leise und eindringlich, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit lauter wurde. Es war nicht der Hass, der sie antrieb. Es war eine Art Ritual, eine Befriedigung, die sie nur in der Perfektion ihrer Taten fand. Es begann immer gleich: ein Mann, meist alleinstehend, freundlich, und jemand, der zu vertrauen schien. Sie suchte ihn mit der Präzision einer Jägerin aus.

In diesem Jahr war es Herr Krämer. Ein geschätzter Stammkunde, der jeden Dezember an ihrem Stand erschien, um die Mandeln für seine Familie zu kaufen. Er war charmant, immer höflich, und er hatte keine Ahnung, dass seine Besuche für Marie mehr waren als nur ein Geschäft.

„Ich habe eine neue Sorte, Herr Krämer“, sagte sie und reichte ihm eine kleine Tüte. „Mit einem Hauch von Kardamom. Sie werden sie lieben.“

Er lächelte und nahm eine Handvoll. „Sie übertreffen sich jedes Jahr, Frau Winter. Es ist wirklich erstaunlich.“

Marie lächelte zurück. In ihrem Kopf lief bereits der Plan. Das Pulver, das sie in der speziellen Mischung verwendet hatte, war geruchlos, geschmacklos, und wirkte langsam. Es würde dauern, bis die Symptome auftraten – gerade lang genug, um keine Verbindung zu ihrem Stand herstellen zu können.

Während Herr Krämer sich bedankte und weiterging, stand Marie still da und sah ihm nach. Ihr Herzschlag blieb ruhig, ihre Hände zitterten nicht. Sie war die Meisterin ihrer Kunst, und sie wusste, dass niemand sie je in Verdacht ziehen würde.

„Mama, schau! Der Weihnachtsmann!“ Emma zog an ihrem Mantel und wies auf den Mann in Rot, der Kinder beschenkte. Marie kniete sich hin, strich ihrer Tochter eine Locke aus dem Gesicht und lächelte. „Dann sollten wir wohl hingehen und ihm hallo sagen, oder?“

Während sie sich in den Menschenmengen bewegte, sah niemand, was wirklich in ihr vorging. Sie war Mutter, Geschäftsfrau, und für die Welt eine liebevolle, charmante Frau. Doch für ihre Opfer war sie etwas anderes: der unsichtbare Schatten, der jedes Jahr mit dem Duft der Weihnacht kam.

Kapitel 2: Die Auswahl

Der Dezemberwind zerrte an den bunten Lichterketten, und der Weihnachtsmarkt war voller Menschen, die sich an den Ständen drängten. Marie Winter stand wie immer hinter ihrem Stand, freundlich lächelnd, die Hände in einem perfekten Tanz, während sie Mandeln rührte, Tüten füllte und Wechselgeld herausgab. Doch ihre Gedanken waren weit weg.

Es war Zeit, ihr nächstes Opfer auszuwählen.

Marie wusste, dass es nicht nur um die Tat ging – es war das Ritual, das sie erfüllte. Jede einzelne Entscheidung war wie ein Teil eines komplizierten Puzzles, das sie über Jahre hinweg perfektioniert hatte. Die Wahl des Opfers, der Zeitpunkt, der Ort – alles musste stimmen. Es durfte keine Zufälle geben, keine Spur, die zu ihr führte.

Heute hatte sie ein Auge auf einen neuen Kandidaten geworfen: Sebastian Grünwald. Ein Geschäftsmann, der jedes Jahr am 5. Dezember Mandeln kaufte, bevor er mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in die Ferien fuhr. Er war charmant, gutaussehend und äußerst selbstbewusst. Ein Mann, der nie glauben würde, dass jemand wie Marie ihn jemals ins Visier nehmen könnte.

„Frohe Weihnachten, Herr Grünwald!“ rief sie fröhlich, als er sich durch die Menge an ihren Stand schob. „Wie immer das Übliche?“

„Natürlich, Frau Winter. Ihre Mandeln sind schließlich die besten.“ Er lächelte, aber seine Augen waren abgelenkt, scannten die Menschen um ihn herum.

Marie nutzte den Moment, um ihn zu beobachten. Seine Haltung, die feinen Details seiner Mimik – sie verrieten mehr über ihn, als er ahnte. Männer wie er waren ein gefundenes Fressen für sie. Männer, die glaubten, die Kontrolle zu haben, waren die leichteste Beute.

„Vielleicht möchten Sie dieses Jahr etwas Neues probieren?“ Sie hielt ihm eine Tüte ihrer besonderen Weihnachtsmischung hin. „Ein wenig Muskat, eine Prise Sternanis – die perfekte Mischung für die Feiertage.“

Sebastian nahm die Tüte, roch daran und nickte. „Sie wissen wirklich, wie man Geschmack inszeniert.“

Marie lächelte, doch innerlich spielte sie bereits die nächsten Schritte durch. Das Gift war unauffällig, perfekt dosiert, um wie ein natürlicher Herzstillstand auszusehen. Es würde beginnen, sobald er ein paar Mandeln gegessen hatte. Vielleicht morgen Abend, wenn er allein in seinem Hotelzimmer war, während seine Familie schon schlief. Niemand würde etwas bemerken – außer, dass er plötzlich nicht mehr da war.

„Für Sie mache ich einen Spezialpreis“, fügte sie hinzu, während sie ihm die Tüte überreichte. „Es ist schließlich Weihnachten.“

Sebastian zahlte, bedankte sich und verschwand in der Menge. Marie sah ihm nach, bis sein grauer Mantel in den Menschenmengen verschwand. Sie spürte das vertraute Kribbeln in ihrem Magen, die Mischung aus Adrenalin und Befriedigung, die sie immer überkam, wenn der Plan begann, sich zu entfalten.

Plötzlich hörte sie eine vertraute Stimme. „Mama!“ Tim und Emma kamen auf sie zugelaufen, dick eingepackt in ihre Winterjacken. „Dürfen wir eine heiße Schokolade holen?“ fragte Tim.

„Natürlich, mein Schatz.“ Marie kramte ein paar Münzen aus ihrer Tasche und drückte sie ihm in die Hand. „Aber bleibt in der Nähe, ja?“

Die beiden Kinder liefen lachend davon, und Marie sah ihnen nach. Für einen Moment legte sich ein Schatten über ihr Gesicht. Sie liebte ihre Kinder mehr als alles andere, und doch lebte sie ein Leben, das sie ihnen niemals erklären konnte. Aber sie wusste, dass ihre dunkle Seite niemals zu ihnen durchdringen würde. Dieses Leben und das andere waren strikt voneinander getrennt – so wie es sein musste.

Während sie wieder begann, Mandeln zu rühren, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Frau, die sie beobachtete. Dunkel gekleidet, mit einem auffälligen roten Schal. Ihre Augen waren direkt auf Marie gerichtet. Ein kaltes, bohrendes Gefühl kroch in ihre Gedanken.

Marie lächelte, zwang sich, ruhig zu bleiben. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass etwas anders war. Jemand hatte sie bemerkt – und vielleicht war sie dieses Mal nicht die Jägerin, sondern die Gejagte.

Kapitel 3: Der Geschmack des Todes

Der Weihnachtsmarkt erstrahlte in vollem Glanz, und Marie Winter fühlte sich in ihrem Element. Die Lichter tanzten über die schneebedeckten Dächer der Stände, und der Duft von Glühwein, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte vermischte sich zu einer perfekten weihnachtlichen Melodie. Doch für Marie war dies kein Ort der Freude – es war ein Ort der Möglichkeiten.

An diesem Abend war ihre nächste Tat geplant.

Marie hatte ihn Tage zuvor ausgewählt: Jonas Wendt, ein junger Mann mit verwegenem Charme und einem Hang zur Arroganz. Er war ein Einzelgänger, jemand, den niemand wirklich vermissen würde. Er kam jeden Abend allein auf den Markt, trug immer denselben auffälligen roten Schal und hielt sich meist bei den Ständen mit Zuckerwatte und gebrannten Mandeln auf. Ein Mann mit süßem Zahn – und das machte ihn perfekt.

Marie hatte die Zuckerwatte von ihrem Nachbarstand beobachtet, wie sie in leuchtenden Pastelltönen über den Tresen ging. Zuckerwatte war zu unschuldig für Jonas. Sie wollte etwas, das die Symbolik ihrer Tat unterstrich – etwas mit mehr Substanz. Die Mandeln waren wieder an der Reihe, diesmal in einer knallroten Glasur, die sie speziell für den Abend vorbereitet hatte.

„Rot für die Liebe“, hatte sie dem ahnungslosen Käufer vorher erklärt, als er nach der neuen Farbe fragte. Doch in ihrem Inneren wusste sie, dass es für Blut stand – das Blut, das nie fließen würde, weil ihr Gift keine Spuren hinterließ.

Kapitel 3: Der Geschmack des Todes

Der Weihnachtsmarkt erstrahlte in vollem Glanz, und Marie Winter fühlte sich in ihrem Element. Die Lichter tanzten über die schneebedeckten Dächer der Stände, und der Duft von Glühwein, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte vermischte sich zu einer perfekten weihnachtlichen Melodie. Doch für Marie war dies kein Ort der Freude – es war ein Ort der Möglichkeiten.

An diesem Abend war ihre nächste Tat geplant.

Marie hatte ihn Tage zuvor ausgewählt: Jonas Wendt, ein junger Mann mit verwegenem Charme und einem Hang zur Arroganz. Er war ein Einzelgänger, jemand, den niemand wirklich vermissen würde. Er kam jeden Abend allein auf den Markt, trug immer denselben auffälligen roten Schal und hielt sich meist bei den Ständen mit Zuckerwatte und gebrannten Mandeln auf. Ein Mann mit süßem Zahn – und das machte ihn perfekt.

Marie hatte die Zuckerwatte von ihrem Nachbarstand beobachtet, wie sie in leuchtenden Pastelltönen über den Tresen ging. Zuckerwatte war zu unschuldig für Jonas. Sie wollte etwas, das die Symbolik ihrer Tat unterstrich – etwas mit mehr Substanz. Die Mandeln waren wieder an der Reihe, diesmal in einer knallroten Glasur, die sie speziell für den Abend vorbereitet hatte.

„Rot für die Liebe“, hatte sie dem ahnungslosen Käufer vorher erklärt, als er nach der neuen Farbe fragte. Doch in ihrem Inneren wusste sie, dass es für Blut stand – das Blut, das nie fließen würde, weil ihr Gift keine Spuren hinterließ.

Es war kurz nach acht, als Jonas wie gewohnt erschien. Der rote Schal um seinen Hals hob sich gegen die Dunkelheit der Nacht ab, während er lässig durch die Menge schlenderte. Marie hatte ihn erwartet. Ihre Hände waren ruhig, ihre Vorbereitungen abgeschlossen.

„Guten Abend, Jonas“, sagte sie, als er ihren Stand erreichte. Er war Stammkunde geworden, immer freundlich, immer mit einem schelmischen Lächeln, das etwas von einem Raubtier hatte.

„Marie, ich konnte nicht widerstehen. Was haben Sie heute Neues für mich?“ fragte er und musterte die rot glasierten Mandeln.

„Eine besondere Mischung für besondere Kunden“, sagte sie und schob ihm eine kleine Tüte über den Tresen. „Rot wie der Weihnachtszauber. Sie sind unglaublich knusprig – und unwiderstehlich.“

Jonas lachte und nahm die Tüte entgegen. „Das klingt nach einem guten Deal.“

Er griff hinein, nahm eine Mandel und biss hinein. Das Knacken hallte in Maries Ohren wie das Klicken eines Schlosses, das sich schloss. Ihre Maske blieb perfekt, ihr Lächeln unverändert. Doch in ihr flammte die Dunkelheit auf – das Gefühl der Kontrolle, der Perfektion ihres Plans.

„Was halten Sie von Zuckerwatte?“ fragte sie plötzlich, während er weiter aß. Ihre Stimme war leicht, fast beiläufig.

„Zuckerwatte?“ Er runzelte die Stirn. „Ich bin mehr der Mandel-Typ.“

„Dann sind Sie hier genau richtig“, sagte sie und hielt seinen Blick fest. „Aber man sollte immer ein wenig Abwechslung probieren. Gerade zur Weihnachtszeit.“

Jonas grinste, nickte und drehte sich um, um sich wieder in die Menge zu mischen. Die Tüte mit den roten Mandeln hielt er noch immer in der Hand, wie ein Zeichen ihres stillen Triumphes.

Marie beobachtete ihn, bis er in der Ferne verschwand. Die Wirkung des Gifts war verzögert, wie immer. Es würde erst einsetzen, wenn er allein war, vermutlich zurück in seiner Wohnung. Es begann mit einem leichten Brennen im Magen, kaum bemerkbar. Doch dann würde die Dunkelheit ihn einhüllen, leise, fast sanft – wie der Schnee, der jetzt über den Markt fiel.

Später am Abend, als die Stände zu schließen begannen und der Markt ruhiger wurde, fühlte Marie einen seltsamen Stich in ihrem Inneren. Sie dachte an Jonas, an den roten Schal, an die Mandeln. Es war eine saubere Tat gewesen, ohne Risiken, ohne Spuren. Doch etwas fühlte sich anders an.

Vielleicht lag es an der Frau mit dem roten Schal, die sie in den letzten Tagen mehrfach gesehen hatte. Die Beobachtungen, das fast unsichtbare Lächeln – es war, als ob jemand ihr Muster erkannt hatte. Jemand, der ihre Schritte verfolgte.

Marie schob den Gedanken beiseite. Die Nacht gehörte ihr, wie jede Nacht zuvor. Und der Weihnachtsmarkt war ihr Jagdrevier.

Kapitel 4: Der Schatten der Wahrheit

Die scharfen Lichter des Weihnachtsmarkts spiegelten sich in den tiefschwarzen Augen von Kommissar Daniel Berg. Jung, muskulös, und mit einer ständigen Zigarette zwischen den Lippen, wirkte er wie ein Mann, der aus einem Noir-Film entsprungen war. Seine dunkle Lederjacke war trotz der Kälte offen, und der Geruch von billigem Alkohol vermischte sich mit dem Duft der gebrannten Mandeln.

Daniel hasste Weihnachtsmärkte. Das kitschige Funkeln, die fröhlichen Gesichter, die falsche Wärme – es passte nicht zu ihm. Aber dieses Jahr war anders. Dieses Jahr jagte er etwas – oder vielmehr jemanden.

Ein Mörder. Still, unsichtbar, und doch so präzise wie ein Uhrwerk. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit verschwanden Menschen oder starben plötzlich. Der Arzt sprach von Herzinfarkten, von unglücklichen Zufällen. Doch Daniel glaubte nicht an Zufälle, schon gar nicht, wenn die Opfer alle eines gemeinsam hatten: Sie hatten zuletzt den Weihnachtsmarkt besucht.

Und sie hatten alle Mandeln gegessen.

Marie Winter bemerkte ihn sofort, als er ihren Stand erreichte. Männer wie er waren nicht schwer zu erkennen. Er strahlte eine rohe Energie aus, die ihn fast animalisch wirken ließ, aber seine Augen waren wachsam – zu wachsam. Sie lächelte, wie sie es bei jedem Kunden tat, doch innerlich spürte sie eine leichte Anspannung.

„Guten Abend“, sagte er mit rauer Stimme, die von unzähligen Nächten mit Alkohol und Nikotin geprägt war. „Mandeln. Was empfehlen Sie?“

„Alles hier ist ein Genuss“, erwiderte Marie und schob ihm eine Probiertüte hinüber. „Aber die Roten sind unser Highlight dieses Jahr.“

Daniel nahm die Tüte, betrachtete sie kurz und zog dann eine Mandel heraus. „Rot, hm? Sieht gefährlich aus.“

Marie lächelte. „Manchmal ist das Gefährliche das Beste.“

Er ließ die Mandel zwischen seinen Fingern kreisen, bevor er sie langsam in den Mund steckte. Sein Blick ruhte auf ihr, als ob er darauf wartete, dass sie einen Fehler machte. Doch Marie blieb ruhig, ihre Hände sicher und ihr Lächeln perfekt.

„Sie führen diesen Stand schon lange, oder?“ fragte er beiläufig, während er die zweite Mandel aus der Tüte nahm.

„Seit fünf Jahren“, sagte sie. „Ich liebe die Weihnachtszeit. Sie nicht?“

Er zog an seiner Zigarette und ließ den Rauch in die eisige Luft entweichen. „Nicht besonders. Aber ich mag Rätsel. Wissen Sie, ich bin Kommissar.“

„Das habe ich mir fast gedacht“, erwiderte sie und legte den Kopf schief. „Sie haben diesen Blick – als ob Sie immer nach der Wahrheit suchen.“

Daniel grinste schief. „Das stimmt. Und ich habe ein besonderes Interesse an Ihrem Markt hier. Es gibt da ein paar... ungewöhnliche Zufälle.“

„Zufälle?“ Sie hob eine Augenbraue, ihre Stimme klang neugierig, aber nicht beunruhigt.

„Ja, wie die Todesfälle in den letzten Jahren. Immer um diese Zeit. Immer hier in der Nähe. Wissen Sie, wie das ist – manchmal ist ein Zufall kein Zufall mehr.“

Marie spürte, wie ihre Gedanken rasten, doch sie hielt die Fassade aufrecht. „Das klingt schrecklich. Aber ein Weihnachtsmarkt ist doch ein Ort der Freude, nicht wahr?“

Daniel lachte leise, ein dunkles, raues Geräusch. „Freude, ja. Aber auch ein Ort, an dem sich Geheimnisse verstecken können. Jeder ist abgelenkt, jeder glaubt an das Gute. Ein perfekter Ort, um unsichtbar zu bleiben.“

Er warf die leere Probiertüte in den Abfalleimer neben dem Stand und trat einen Schritt zurück. „Die Mandeln sind übrigens fantastisch. Ich komme wieder.“

„Das hoffe ich“, sagte Marie mit einem strahlenden Lächeln, das ihre innere Unruhe verbarg.