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Dirk ist irritiert, als er nachts von einem wildfremden Mann angerufen wird, der ihm nur belanglose Dinge erzählt, doch dann kommt er auf den Punkt: Er sagt, dass vor Dirks Tür eine Leiche liegen würde. Der Mörder? Der mysteriöse Anrufer, wie Dirk sofort schlussfolgert. Die Leiche? Dirks bester Freund Dennis. Was hat dieser Psychopath seinem Freund angetan und warum? Ab da an lässt dieser Anrufer Dirk nicht mehr in Ruhe und treibt ihn schier in den Wahnsinn, einen blutrünstigen und verstörenden Wahnsinn! Eine moderne Dr. Jekyll und Mr. Hyde Version. Spannend und mit viel Tempo wird die Geschichte eines Verlorenen in einer ihn überfordernden, gleichgültigen Umwelt erzählt. Bereits durch die, dem Protagonisten Dirk in den Mund gelegte, Wortwahl wird seine innere Zerrissenheit und der Wandel seiner Persönlichkeit ersichtlich. Der - zu spät geführte - Kampf um ein selbst bestimmtes Leben ohne Rücksicht auf Konventionen bringt den Hauptdarsteller in extreme Situationen und über den Rand des Wahnsinns hinaus.
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Über den Autor
Kay Schornstheimer, geboren 1982 in Mainz, ist ein bekannter DJ in der Rockszene im Rhein-Main-Gebiet.
Diverse Kurzgeschichten veröffentlichte er auf seinem 2008 erstellten Autorenblog PULP LETTERS, der bis 2014 bestand. Sein erster Roman „DOPE69“ erschien 2011.
Sein zweites Buch, wurde zuerst auf Englisch mit dem Titel "Who are you?" 2016 veröffentlicht. Die Veröffentlichung der deutschen Fassung, die den Namen "Das Handy" trägt, folgte wenige Monate später.
2019 erschien sein drittes Buch „Der neugierige GEORGE und das EBOLA-VIRUS“.
Die Handlung und alle handelnden Personen, die in diesem Werk aufgeführt werden, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für
Joao Carlos (Mr. White) Oliveira Matos
Basierend auf der Kurz Geschichte:
Das Handy
Von Kay Schornstheimer, veröffentlicht 2008 auf www.pulp-letters.com
Für
Frank (ruft an) Bongartz
Ich wünschte manchmal, ich nähme ein scharfes Teppichmesser und setzte es zwischen dem großen Zeh und dem daneben an. Sodann zöge ich kraftvoll und geschickt in einem Rutsch durch bis zur Stirn.
Ich träume davon, mich aufzuklappen und aus mir selbst herauszuschlüpfen.
Endlich frei und unbeschwert sein!
Ein wundervolle Vorstellung, nicht wahr?
Hilfe suchend
Falsch Verbunden
Machtlos
Flucht
Und nun …?
Hilfe suchend II
Verschwinde von hier.
Das Ende ist noch nicht vorbei…
Nachwort
Ich stehe vor Ritas Tür.
Ich brauche ihre Hilfe, aber ich traue mich nicht anzuklopfen.
Doch welche Alternativen habe ich noch?
Mein bester Freund ist tot, andere Freunde gibt es nicht.
Geschwister habe ich keine.
Und meine Eltern? Vergiss es!
Ich habe niemanden mehr.
Rita und ich sind schon seit über vier Monaten nicht mehr zusammen.
Wir haben uns im Guten getrennt. Ich habe damals ihren Wunsch nach Trennung akzeptiert, ohne jegliches Theater zu veranstalten. Außerdem kennen wir uns schon seit Kindertagen, sie konnte sich immer auf mich verlassen.
Also wieso sollte sie mir nicht helfen?
»Überwinde dich, und tu es endlich«, sage ich zu mir selbst.
Jetzt!
Ich muss es tun. Also tu es verdammt nochmal, tu es!
Ich klopfe an. Rita öffnet die Tür, wir sehen uns kurz an, sie schmeißt die Tür wieder zu.
»Verschwinde von hier, Dirk!«, schreit sie durch die verschlossene Tür.
So habe ich mir unsere Begegnung nicht vorgestellt, aber ich kann es ihr nicht verdenken.
Ich würde mich im ersten Moment auch so verhalten.
»Komm schon Rita, lass mich rein … ich bitte dich!
“Hau ab oder ich rufe die Polizei!«, schreit sie hysterisch.
»Warum denn gleich die Polizei?«
»Willst du mich verarschen?«
Eine berechtigte Frage, wie ich unweigerlich zugeben muss. Ich kann ihr keinen Grund nennen, warum sie nicht die Polizei rufen sollte. Aber sie könnte mir wenigstens erst mal zuhören, was ich ihr zu sagen habe.
»Ich war es nicht! Das musst du mir glauben, bitte!«
»Du bist einfach abgehauen und hast ihn dort liegen lassen. Weißt du eigentlich, dass nach dir gefahndet wird? Die Kripo war bei mir und hat mich wegen dir befragt.«
So weit sind die Ermittlungen über mich also schon fortgeschritten: sie haben bereits meine Vergangenheit durchforstet. Sie kennen alle Details aus meinem Leben. Auf welcher Schule ich war, welchen Beruf ich ausübe, mit wem ich befreundet bin oder mit wem ich eine Beziehung hatte, wie viel Geld ich auf meinem Konto habe, ob ich schon mal einen Strafzettel wegen einer Geschwindigkeitsübertretung verpasst bekam, einfach alles. Ich fühle mich entblößt.
»Ich wurde reingelegt. Das musst du mir glauben!
Ich bin unschuldig! Würde ich sonst herkommen?«
Sie sagt nichts.
»Rita, ich weiß nicht, wo ich hin soll. Du bist die Einzige, die mir noch helfen kann.« Unmittelbar nachdem ich diese Erklärung abgegeben habe, merke ich, dass es der Wahrheit entsprach. Mir wird endgültig bewusst, dass sie meine letzte Chance ist, meine Unschuld zu beweisen.
Ich lege eine Pause ein und überlege, was ich als nächstes sage. In diesem Moment höre ich, wie hinter mir eine Tür geöffnet wird. Eine von Ritas Nachbarinnen, die auf dieser Etage wohnen, kommt aus ihrer Wohnung in den Hausflur. Es ist Frau Schneider, eine ältere Dame, die bereits das Rentenalter erreicht hat und alleine lebt. Die ich mehr oder weniger nur vom Sehen kenne, aus der Zeit, in der ich hier damals noch ein- und ausgegangen bin. Rita konnte sie noch nie leiden, da sie sich ständig wegen angeblicher Lärmbelästigung und anderer Dinge bei ihr beschwerte.
»Was in Herrgotts Namen ist hier los, was hat dieser Krach zu bedeuten?«, poltert sie los.
Ich werde wütend, und bevor ich mich zu ihr umdrehe schlage ich mit meinen beiden Handflächen hart gegen Ritas Tür.
»Verpiss dich, du Miststück, bevor ich dir deinen Kopf abreiße und dir in deinen Hals kotze!«, brülle ich Ritas Nachbarin an.
Erschrocken verschwindet sie rückwärts nach der Tür tastend wieder in ihrer Wohnung. Ich kann hören, wie sie mindestens zweimal abschließt und dann folgt noch die Kette.
»Und du erwartest jetzt ernsthaft von mir, dass ich dich rein lasse?«, fragt mich Rita. Obwohl ihr dieses Schauspiel mit ihrer verhassten Nachbarin eigentlich gefallen müsste. Aber selbst ich bin über mein äußerst aggressives Verhalten erschrocken.
So bin ich doch eigentlich gar nicht.
»Scheiße …«, fluche ich leise vor mich hin. Ich drehe mich wieder zu ihrer Wohnungstür um.
»Geh einfach, Dirk, verschwinde von hier!«
(Disappear Here)
»Du weißt, dass ich es nicht getan habe, du kennst mich. Du hast mich mal den liebsten Kerl der Welt genannt, und ich habe nie was getan, das dem widerspricht.«
Dieser Satz bringt einen Moment des Schweigens mit sich.
»Lass mich bitte rein, und ich erzähle dir alles, was passiert ist.«
»Du willst reden?«
»Ja.«
»Dann fang an. Aber hier kommst du nicht rein«, stellt sie klar.
»Und deine Nachbarin?«
»Ist mir egal.«
»Kannst du mich nicht bitte reinlassen?«, flehe ich sie an und merke dabei wie unangenehm mir dies ist.
»Schmink dir das ab, Dirk«, sagt sie mit einer Mischung aus Angst und Zorn in ihrer Stimme.
Ich setze mich mit dem Rücken vor ihre Tür und lehne mich an.
»Wird’s bald?«
In ihrer forschen Aufforderung bekomme ich deutlich die Ablehnung zu spüren, die sie gegen mich hegt. Und ich kann es ihr noch nicht einmal verdenken. Sorge um mich ist das Letzte was ich hier erwarten durfte. Der Mann, den sie zu kennen glaubte, wurde durch die jüngsten Ereignisse geradezu ausgelöscht. Er wurde zu einer vagen Erinnerung, die anscheinend in ihren Augen niemals der Wahrheit entsprochen hatte. Dieses neue Bild, das sie nun von mir hat, entspricht dem eines bösen Monsters. Das sie zu allem Überfluss dazu nötigt, ihm zuzuhören und ihr jegliche Art der Flucht verwehrt. Sie ist eine Gefangene in ihrer eigenen Wohnung. In ihrer kleinen Zwei-Zimmer Wohnung, ohne Balkon, im dritten Stock. Sie kann noch nicht einmal aus dem Fenster springen ohne sich auf dem harten Betonboden, auf dem sie unweigerlich landen würde, ernsthaft zu verletzen. Trotz allem hat sie ihre letzte Option die ihr geblieben ist, nämlich die Polizei zu rufen, noch nicht ausgeschöpft. Stattdessen wirft sie mir einen Knochen hin, in Form einer kleinen Chance ihr zu beweisen, dass ich wirklich unschuldig bin. Aber anstatt für dieses kleine Entgegenkommen dankbar zu sein, bin ich nur wütend und genervt von ihrem Verhalten, was sich in meiner Antwort widerspiegelt.
»Ist ja gut … Herrgott!« Der Zorn in meiner Stimme wird ihr kaum entgangen sein. Am liebsten würde ich aufspringen und ihre Tür eintreten. Was aber dem Bild des bösen Monsters, das sie von mir hat, nur Stärke verleihen würde.
Daher beschließe ich schnell weiterzusprechen und möglichst resignierend zu klingen. »Es war am Donnerstag, und es hat alles mit meinem Handy angefangen.«
»Mit deinem Handy?«, fragt sie verwirrt.
»Ja, mit meinem Handy. Jetzt halt bitte die Klappe und hör' einfach zu.« Ich klinge immer noch gereizt und genervt, allerdings in einem ruhigeren und bestimme deren Ton, der ihr mitteilen soll, mich nicht mehr zu unterbrechen.
»Es war also Donnerstag, und ...«
(Wie alles begann…)
Dennis ist zu Besuch, wir vertreiben uns die Zeit mit Saufen, Kiffen und Angry Birds zocken.
Und stellen uns die wichtigen Fragen dieser Welt:
Lebt Elvis noch, und wenn ja, in einem Altenheim?
War Jesus schwarz?
Wer ist Gobi Todic?
Ist die Zahl zweiundvierzig wirklich die Antwort auf alles?
Steht der Tag schon fest an dem alles vorbei sein wird?
Was macht Osama Bin Laden nach seinem vorgetäuschten Tod heute so?
Wann wird Mario Gomez endlich aus der Deutschen National Elf geschmissen?
Wann setzt ProSieben endlich die furchtbare Sendung Galileo ab? Und wieso wiederholen die ständig dieselben Folgen von How I Met Your Mother und The Big Bang Theory?
Und ist es eigentlich wirklich immer dasselbe?
Dreht sich tatsächlich alles nur im Kreis?
Nach einer Weile beschließt Dennis, dass er nun gehen muss. Er hat morgen ein wichtiges Treffen.
Es geht um einen Großauftrag von IBM, er muss fit und ausgeschlafen sein. Ich bringe ihn zur Tür und wünsche ihm viel Glück. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, höre ich, wie sein Handy draußen im Flur klingelt. Ich bin auf einmal hundemüde, mir wird regelrecht schwarz vor Augen und ich schaffe es gerade noch in mein Bett.
Dort falle ich direkt in einen komaartigen Schlaf.
Drei bis vier Stunden später …
Ich wache durch den Song Break Out von den Foo Fighters auf.
Wo kommt der her?
Aus meinem Handy. Ich schaue auf die Digitaluhr neben meinem Bett: es ist kurz nach zwei Uhr – früher Morgen.
Wer zum Gaier ist so hirnverbrannt und ruft mich um diese Uhrzeit an?
Ich bin sauer und greife zum Handy.
»Was ist?«
»Hallo«, sagt eine leise Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Sag mal, du Depp, weißt du eigentlich wie spät wir's haben … Wer ist da überhaupt?«
»Wer ist da?«, fragt die Stimme.
»Ich hab kein' Bock auf solche Spielchen, wenn ich geweckt werde.« Ich sehe mir das Display von meinem Handy an und lese Dennis.
»Dennis, was soll der Scheiß?«
»Hier ist nicht Dennis.«
»Ja, lustig«, sage ich genervt und lege auf.
Es klingelt wieder.
Ich gehe erneut dran.
»Sag mal, Dennis, was soll denn das, kannst du nicht schlafen vor Aufregung wegen morgen, oder bist du so besoffen?«
»Hier ist nicht Dennis«, behauptet der Anrufer nach wie vor.
Wer sollte es denn sonst sein? Bester Freund hin oder her, das hier muss wirklich nicht sein. Der hat sie doch nicht mehr alle. Erzählt mir am Abend was von wegen, er kann nicht so lange hier bleiben, damit er für morgen fit und ausgeschlafen ist. Und jetzt ruft er mitten in der Nacht mit verstellter Stimme bei mir an. Dabei gelingt es ihm noch nicht einmal seine Stimme so gut zu verstellen, ohne dass ich sie gleich erkenne. Und dann ruft er auch von seinem Handy aus an ohne die Nummer zu unterdrücken. Tja Freundchen, dumm gelaufen.
»Und warum rufst du dann von seinem Handy aus an?«
»Weil ich es gefunden habe.«
Gute Antwort, das muss ich zugeben. Aber ich bin immer noch ziemlich genervt und sauer von dieser Aktion und meine Müdigkeit macht die Sache auch nicht besser. Aber trotzdem würde ich jetzt gerne weiter schlafen, es ist mitten in der Nacht, verdammt nochmal. Bevor ich ihm antworte gehe ich kurz in mich und atme tief durch.
»Du hast das Handy also gefunden?«, frage ich noch in einem ruhigen Ton, aber dann blaffe ich:
»Dennis es reicht jetzt!«
»Ich bin nicht dieser scheiß Dennis, verflucht nochmal!«, schreit die Stimme und hört sich äußerst verärgert an, obwohl ich derjenige bin, der das Recht dazu hätte. Ungerührt von dieser Aussage zünde ich mir eine Zigarette an.
»Und wer bist du?«, frage ich und kann mich dabei einer gewissen Langeweile einfach nicht entziehen.
»Ben. Okay, ich heiße Ben.«
Ich überlege kurz, ob ich jemanden kenne der Ben heißt, mit dem Dennis womöglich unter einer Decke steckt, für diesen bescheuerten Witzanruf.
»Du bist also der Ben, und du hast das Handy von meinem Kumpel Dennis gefunden, und was willst du jetzt von mir?«
»Deine Nummer war die letzte, die gewählt wurde.«
»Und aus diesem Grund rufst du mich jetzt an, richtig?«
»Ja.«
»Gut … weißt du was, du bekommst jetzt von mir seine Festnetznummer und dann rufst du morgen bei ihm an, und ihr könnt ausmachen, wie du ihm sein Handy zurückgeben kannst«, schlage ich ihm vor, während ich nach der Wasserflasche greife, die neben meinem Bett steht, und daraus einen kräftigen Schluck nehme.
»Willst du nicht wissen, wo ich das Handy gefunden habe?«, fragt er.
»Nein«, antworte ich.
»Warum?«
»Weil ich schlafen will.«
»Ich hab es im Treppenhaus gefunden, direkt vor meiner Wohnungstür.«
»Interessiert mich nicht.«
»Warum?«
»Sag mal, willst du mich verarschen oder was, ich sagte bereits, dass ich weiterschlafen will, oder?
Bist du vielleicht schon mal auf die Idee gekommen, dass der Besitzer des Handys in deinem Haus wohnt? Wenn du es schon im Treppenhaus gefunden hast - nur so 'ne Idee.«
»Nein, der wohnt hier nicht, ich kenn' hier jeden und einen Dennis gibt es hier nicht.«
»Hast du was zu schreiben? Oder soll ich dir die Festnetznummer per SMS senden?«
»Sind Dennis und du gut befreundet?«
Also so langsam wird mein Gesprächspartner etwas unheimlich. Ich gebe mich aber trotzdem cool und vor allem angepisst, was ich ja auch bin.
»Du gehst mir auf den Sack, Mann. Was willst du eigentlich von mir?«
»Das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht so genau.«
»Was für ein Arschloch«, sage ich zu mir selbst, und halte dabei das Handy ein Stück weit weg.
»Willst du jetzt seine Festnetznummer? Ja oder Nein?«
»Ich glaube nicht, dass er es noch gebrauchen kann?«
»Was sollen das jetzt wieder heißen? Hast du es dir in den Arsch geschoben, oder drauf gewichst?«
»Nein. Der Typ sah nicht danach aus, als ob er noch imstande wäre es verwenden zu können.«
Das eben Gesagte macht mich sprachlos. Eine spontane Verwirrtheit breitet sich in mir aus, und ich bekomme ein komisches Gefühl in der Magengegend.
»Hallo, noch jemand da?«, fragt Ben in einem auffällig ruhigen Ton.
»Wie bitte?«, frage ich vorsichtig. »Du hast doch gesagt, dass du es gefunden hast, oder nicht?«
»Das stimmt auch.«
»Also, ich weiß jetzt nicht so ganz genau, auf was du hinaus willst?«
»Na ja, gefunden stimmt nicht ganz.« Er macht eine Pause. »Ich hab es aufgehoben, nachdem er es fallen ließ.«
Ich bekomme eine Gänsehaut und das komische Gefühl in meiner Magengegend verstärkt sich.
»Aha, und weiter … hast du jetzt gesehen wie er es fallen ließ und es dann aufgehoben, oder wie jetzt?«
»So ähnlich.«
»Und weshalb hast du es ihm nicht gesagt.«
»Das ging nicht.«
»Wieso?«
»Ich schätze mal, nachdem ich mit ihm fertig war, hatte er einfach nicht die Kraft noch irgendwas zu machen«, sagt er mit etwas Unheimlichem in seiner Stimme und bringt mich damit erneut für einen kurzen Moment zum Verstummen.
»Du scherzt, oder?«
»Warum sollte ich scherzen, Dirk?«
Mein Adrenalinspiegel schießt in die Höhe.
»Moment mal, woher kennst du meinen Namen?
Dennis hat mich unter Defendor mit O R! in seinem Adressbuch im Handy gespeichert?«
»Er hat es mir gesagt ... kurz bevor ich ihm seine Stimmbänder durchgeschnitten habe.«
»Du hast was? Wo ist er?«, keuche ich schon beinahe ins Handy. Die nackte Angst überkommt mich so stark, dass ich das Gefühl habe, regelrecht erstarrt zu sein. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
»Er liegt vor deiner Tür.«
Ich renne zur Tür und reiße sie auf. Dennis liegt direkt vor meinem Eingang auf dem Rücken mit durchtrennter Kehle. In einer riesigen Blutlache, die in den Teppich sickert.
Ein Muster aus Blutspritzern an der Tapete und meiner Tür. Der Schock dieses Anblicks lässt mein Inneres zu Eis erstarren. Das Gesicht von Dennis ist zu einer blassen, blutigen Horrorvision geronnen. Ich starrte in das dunkle Loch seines weit aufgerissenen Mundes über der klaffenden Wunde an seinem Hals. Er hat die Augen weit aufgerissen. Der gebrochene Blick starrt vollkommen ausdruckslos in die unendliche Leere.