Das Haus Zamis 113 - Susanne Wilhelm - E-Book

Das Haus Zamis 113 E-Book

Susanne Wilhelm

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Beschreibung

»Ich dachte immer, man muss seine Seele verkaufen, um eine Wohnung im Dakota zu kriegen.« Mary Eastwater lachte über ihren eigenen Scherz, bevor sie die letzte Umzugskiste auf das Sofa fallen ließ, das teurer aussah als jedes Möbelstück, das sie zuvor je besessen hatte. Sie würde dringend einen Sofaschoner kaufen müssen, damit keine Flecken auf das gute Polster kamen. Ihr Mann Mike zog einen großen Rollkoffer herein. »Oder man muss einfach den richtigen Job haben«, sagte er. Die Werbeagentur, bei der er arbeitete, hatte ihn für ein Jahr nach New York beordert. Ihr gehörte das noble Apartment. »Wohin muss der?« Mike zeigte auf den Koffer. »Ins Schlafzimmer.« Mary winkte ihn in Richtung der entsprechenden Tür. Dahinter befand sich, wie sie wusste, ein riesiges Wasserbett gleich neben einer noblen Schrankwand mit verspiegelten Türen. Sie hatte immer ein Wasserbett haben wollen, und die Spiegeltüren waren ein willkommener Bonus. »Hast du Stephen gesehen?«, rief sie ihrem Mann nach.


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

MIT SCHWARZEN SCHWINGEN ...

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt.

Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. Während eines Schwarzen Sabbats wird Asmodi von Thekla Zamis vorgeführt. Aus Angst vor seiner Rache flüchten die Zamis vorübergehend aus Wien, kehren schließlich jedoch dorthin zurück. Asmodi verlangt von Coco, seinen missratenen Sohn Dorian Hunter zu töten. Es gelingt Coco, Dorian zu becircen – doch anstatt den Auftrag sofort auszuführen, verliebt sie sich in ihn. Zur Strafe verwandelt Asmodi Dorian Hunter in einen seelenlosen Zombie, der fortan als Hüter des Hauses in der Villa Zamis sein Dasein fristet.

In Wien übernimmt Coco ein geheimnisvolles Café. Sie beschließt, es als neutralen Ort zu etablieren, in dem Menschen und Dämonen gleichermaßen einkehren. Zugleich stellt Coco fest, dass sie von Dorian Hunter schwanger ist. Coco, Michael und Toth bitten Asmodi um Hilfe gegen die Todesboten, müssen dafür jedoch das für sie jeweils Wertvollste als Pfand hinterlegen. So wird Coco ihr Ungeborenes genommen.

Mit Hilfe von Cocos Bruder Volkart gelingt es, die Todesboten zu besiegen. Doch Asmodi gibt den Fötus zunächst nicht wieder her. Mit Hilfe ihres neuen Liebhabers Damon Chacal gelingt es Coco schließlich, das Kind zu finden und es im Totenreich zu verstecken. Danach trennt sie sich wieder von Chacal, wird jedoch bald von Albträumen heimgesucht, in denen Chacal und auch sie als grausame Hexe vorkommen. Ein Anruf ihrer Freundin Rebecca kommt ihr da gerade recht. Rebecca lädt Coco zu sich nach New York ein ... Doch die schwangere Rebecca steht unter dem Einfluss der dämonischen Vanderbuilds. Als Coco bei der Voodoo-Priesterin Mama Wédo um Hilfe ersucht, fährt die Priesterin in Rebeccas Körper ... Coco kann nicht verhindern, dass das Kind im Dakota Building zur Welt kommt. Es entpuppt sich als missgestalteter Dämon mit gewaltigen Kräften. Immerhin gelingt es Coco, mit Mama Wédo aus dem Dakota zu flüchten ...

MIT SCHWARZEN SCHWINGEN ...

von Susanne Wilhelm

»Ich dachte immer, man muss seine Seele verkaufen, um eine Wohnung im Dakota zu kriegen.« Mary Eastwater lachte über ihren eigenen Scherz, bevor sie die letzte Umzugskiste auf das Sofa fallen ließ, das teurer aussah als jedes Möbelstück, das sie zuvor je besessen hatte. Sie würde dringend einen Sofaschoner kaufen müssen, damit keine Flecken auf das gute Polster kamen.

Ihr Mann Mike zog einen großen Rollkoffer herein. »Oder man muss einfach den richtigen Job haben«, sagte er. Die Werbeagentur, bei der er arbeitete, hatte ihn für ein Jahr nach New York beordert. Ihr gehörte das noble Apartment. »Wohin muss der?« Mike zeigte auf den Koffer.

»Ins Schlafzimmer.« Mary winkte ihn in Richtung der entsprechenden Tür. Dahinter befand sich, wie sie wusste, ein riesiges Wasserbett gleich neben einer noblen Schrankwand mit verspiegelten Türen. Sie hatte immer ein Wasserbett haben wollen, und die Spiegeltüren waren ein willkommener Bonus.

»Hast du Stephen gesehen?«, rief sie ihrem Mann nach.

1. Kapitel

»Draußen im Flur, glaube ich. Er wollte nicht reinkommen. Er ist wahrscheinlich immer noch beleidigt wegen der Teddybären- und Entchentapete.«

Mary seufzte. »Hast du ihm gesagt, dass wir sein Zimmer so bald wie möglich neu streichen lassen?«

»Ja, aber er behauptet, ihre Blicke folgen ihm.«

Mary Eastwater seufzte noch einmal, dann machte sie sich auf den Weg durch den Wohnungsflur mit der Designergarderobe zu der noch offen stehenden Wohnungstür. »Stephen?«

Keine Antwort. Aber dann drang seine Stimme von draußen herein. Allerdings nicht als Antwort, sondern er sagte leise etwas, als würde er mit jemandem reden. Mary lauschte auf eine Antwort von seinem Gesprächspartner, hörte aber keine.

»Stephen?« Sie lehnte sich durch die Tür nach draußen. Ihr Sohn stand mit dem Rücken zu ihr und starrte den Gang hinab. Mary runzelte die Stirn, sah sich nach rechts und links um. Niemand, und alle Türen waren geschlossen. »Stephen?«

Endlich drehte er sich zu ihr um. »Was ist denn?« Wegen der Zahnspange lispelte er ein wenig.

»Was machst du hier draußen?«

»Ich rede mit den Zwillingen.«

»Was für Zwillinge?«

Als würde das die Frage beantworten, wandte sich Stephen wieder dem leeren Gang zu. Dann hielt er einen Moment inne. »Oh. Du hast sie vertrieben.«

»Hier war niemand, Stephen.« Mary wusste, dass es ihrem Sohn schwerfiel, Freunde zu finden. Er wurde wegen der Brille, der Zahnspange und seiner Statur gehänselt. Aber war es nun so schlimm, dass er sich bereits imaginäre Freunde ausdachte?

Stephen wandte sich wieder seiner Mutter zu, öffnete den Mund, als wollte er protestieren, schloss ihn dann aber.

Mit mürrischem Gesichtsausdruck stiefelte er an ihr vorbei.

Mary angelte nach der Tür und zog sie zu. Das Echo von Fußgetrappel, das draußen vorbeihuschte, bildete sie sich bestimmt nur ein. Genauso wie den Schatten, nein, die zwei Schatten, die sich kurz vor das Licht im Gang legten.

Coco Zamis

Ich spürte die verdorbene Aura des Dakota Buildings im Nacken, während ich mit der ohnmächtigen Rebecca auf der Schulter über die Straße vor dem Gebäude rannte. Autos hupten und bremsten mit quietschenden Reifen. Mit jedem Schritt schlugen Rebeccas Beine schmerzhaft gegen meine Hüfte. Ich hetzte den Bürgersteig entlang und kümmerte mich nicht um die Blicke, die die anderen Passanten mir zuwarfen. Das hier war New York. Niemand schaute mir allzu lange nach, die Leute wechselten einfach die Straßenseite, senkten den Kopf und eilten weiter.

Ich winkte das erste Taxi heran, das ich entdeckte. Der Fahrer beobachtete besorgt, wie ich Rebeccas schlaffen Körper auf den Rücksitz bugsierte. »Geht's ihr nicht gut?«, fragte er und gewann damit den Preis für die dämlichste Frage, die ich seit Langem gehört hatte.

»Hat zu viel getrunken«, sagte ich knapp, und sofort wurde sein Blick weniger misstrauisch. Ich würde seine Erinnerungen sowieso später löschen, aber im Moment war ich froh, dass ich ihn nicht auch noch zusätzlich hypnotisieren musste. Jedes bisschen Kraft, das ich sparen konnte, zählte.

Bevor ich einstieg, warf ich einen letzten Blick zum Dakota zurück. Bisher keine Spur von Verfolgern. Offensichtlich gelang es Robin und den anderen Fledermauswesen, sie aufzuhalten. Die Frage war nur, wie lange.

»Auf die andere Seite vom Central Park«, sagte ich zu dem Taxifahrer. »Schnell.« Wir hätten auch laufen können. Das Dakota lag direkt am Central Park. Aber zuerst mussten wir unsere Verfolger in die Irre führen und abschütteln. Deshalb das Taxi.

Nun runzelte der Fahrer doch wieder die Stirn, aber er fuhr los.

Die ganze Fahrt über behielt ich die Straße und den Himmel im Auge. Irgendwann tauchte hinter uns ein Schwarm schwarzer Punkte auf. Es hätten Möwen sein können, aber genauso gut irgendwelche abscheulichen Kreaturen, die Amelia uns hinterherschickte. Oder aber Rebeccas Fledermauswesen. Ich hoffte auf Letzteres.

Ich lotste den Taxifahrer zu dem Parkplatz, in dessen Nähe sich das Versteck der Fledermäuse befand. Dann hypnotisierte ich ihn und gab ihm ein, er solle zum anderen Ende der Stadt fahren, bevor er aufwachen und sich an nichts mehr erinnern würde.

Mit Rebecca auf den Schultern brauchte ich eine Weile, um den Rhododendronbusch wiederzufinden, hinter dem der Eingang versteckt war. Ich legte Rebeccas Körper ab, um nach der Luke im Boden zu tasten. Gerade als ich die Kanten unter den Fingerspitzen spürte, raschelte es hinter mir. Ich fuhr herum, einen Zauberspruch bereits auf den Lippen.

»Ich bin's!« Ein blutiger Riss zog sich über Robins rechten Flügel, ansonsten war er unversehrt. Ringsum landeten nun auch die anderen Fledermauswesen, und fast alle von ihnen hatten Verletzungen davongetragen. Es waren nur noch erschreckend wenige. Ursprünglich hatte Rebeccas Schar fünfzig Riesenfledermäuse umfasst. Nun zählte ich nur noch eine Handvoll.

»Wir sollten hier nicht herumstehen.« Ich zog die Luke auf und war froh, als Robin Rebeccas Körper packte und hinuntertrug. So musste ich mich nicht mit dem zusätzlichen Gewicht durch die schmale Öffnung quetschen.

Absolute Schwärze legte sich um uns wie eine Decke, als die letzte Riesenfledermaus die Luke zuzog. Ich beschwor ein paar Irrlichter, deren schwaches Licht uns voraustanzte, während wir den behelfsmäßig abgestützten Gang hinuntergingen.

Schließlich legte Robin Rebecca auf einer vor Dreck starrenden Matratze ab. Sie stöhnte. Mama Wédo, die den Körper derzeit bewohnte, kam offensichtlich wieder zu sich. Ich kniete mich neben sie.

»Das Kind?«, war das Erste, was sie fragte.

Ich schüttelte mit düsterer Miene den Kopf. »Lebt.« Vielleicht hätte ich versuchen sollen, die Scheußlichkeit zu vernichten, als ich vor der Wiege gestanden war. Doch kaum hatte ich das gedacht, schauderte ich bei der Erinnerung daran, wie es meine Magie in sich aufgesaugt hätte. Ein Feuerball, den ich ihm entgegengeschleudert hätte, wäre womöglich nur ein willkommener Nachtisch gewesen. Das Kind war eine Mischung aus Vampir und Ghoul, mit Rebecca als Mutter und Ernest Vanderbuild als Vater, dessen Familie inzwischen zwar auch magische Fähigkeiten entwickelt hatte, aber ghoulische Wurzeln besaß. Doch es war deutlich mächtiger als die meisten Dämonenkinder, die ich bisher gesehen hatte.

Mama Wédo packte meinen Arm. »Wir müssen es vernichten!«

»Ich weiß«, gab ich gereizt zurück. »Aber du warst vorhin keine große Hilfe, und wir können froh sein, dass wir mit dem Leben davongekommen sind.«

»Wir müssen unsere Kräfte sammeln und dann sofort ...«, begann Mama Wédo, aber ich unterbrach sie.

»Zuerst musst du Rebecca ihren Körper zurückgeben. Dann schmieden wir weitere Pläne.«

Mama Wédo schüttelte Rebeccas Kopf. »Wir haben keine Zeit für solchen Unfug. Wir ...«

»Ich habe dir gerade das Leben gerettet! Du stehst in meiner Schuld, und du wirst den Körpertausch rückgängig machen!«

Als würden sie auf meinen Tonfall reagieren, plusterten sich die Fledermäuse ringsum auf. Sie schlugen mit den Flügeln und rückten bedrohlich näher.

Mama Wédo schnaubte. »Schulden sind etwas für Leute, die Zeit für solche Dinge wie Ehrgefühl haben.«

Ledrige Flughäute raschelten, als die Fledermäuse die Flügel ganz ausbreiteten. »Gib Rebecca ihren Körper zurück«, verlangte nun auch Robin. Die Fledermäuse ringsum bleckten drohend die Zähne.

Für einen Moment sah es so aus, als würde sich Mama Wédo ängstlich umsehen. Aber sie wusste genauso gut wie ich, dass Robin nur leere Drohungen ausstieß. Sie lachte. »Was wollt ihr tun, wenn ich mich weigere? Mich in Stücke reißen?«

Bedrohliches Zischen wurde laut. »Wenn es sein muss«, verkündete Robin.

Dumme Fledermäuse. Ich stand auf und hob die Hände. »Immer mit der Ruhe«, sagte ich. »Ihr vergesst da etwas Wichtiges.«

Tatsächlich wichen die Fledermäuse ein wenig zurück. Aber ich konnte die Anspannung in der Luft immer noch fühlen. Robins Blick huschte zwischen mir und Mama Wédo hin und her.

»Mama Wédo steckt in Rebeccas Körper«, fuhr ich fort. »Wenn ihr den in Stücke reist, wohin soll Rebecca dann zurückkehren?«

Das versetzte der gesammelten Aggression im Raum einen gewaltigen Dämpfer. Robin schlug unsicher mit den Flügeln. »Aber sie kann nicht für immer in Rebeccas Körper bleiben.«

»Wer sagt denn, dass es für ewig ist?«, stieß Mama Wédo hervor. »Aber Amelia Vanderbuild ist jetzt auf freiem Fuß, in ihrer Obhut reift eine Abscheulichkeit heran, und alles, was sie mir angetan hat, ist schon viel zu lange ungerächt geblieben!« Bei den letzten Worten verzerrte sich Rebeccas Gesicht zu einer Maske des Hasses. Mama Wédo wurde immer lauter. »Sie muss sterben! Sie muss endlich büßen! Wir haben bisher versagt!«

Nun wichen die Fledermäuse sogar vor ihr zurück. Mama Wédo tobte. »Aber das wird nicht noch einmal passieren! Ich werde sie niederstrecken, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«

Als Voodoo-Priesterin hätte Mama Wédo eigentlich wissen müssen, dass man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein sollte. Aber offensichtlich ließ die Wut auf Amelia Vanderbuild sie alle Vorsicht vergessen. Sie hatte lange unter der Familie gelitten, schon vor Jahrzehnten, als sie deren Sklavin gewesen war.

Mit so viel Wut konnte man nicht diskutieren. Ich wartete, bis Mama Wédo schwer atmend zur Ruhe kam. Es gefiel mir nicht, aber im Moment konnte ich wohl nicht mehr für Rebecca tun, als ihren Körper zu beschützen. »Sobald also deine Rache vollbracht ist, machst du den Körpertausch rückgängig?«

Meme Wédo hob die Schultern. Mehr bekam ich aus ihr nicht heraus.

Amelia Vanderbuild

Amelia Vanderbuild stellte das Telefon zurück in die Empfangsstation. Sie hatte etwas getan, das sie noch nie getan hatte. Sie hatte Pizza bestellt. Der Überraschung im Tonfall der Frau auf der anderen Seite der Leitung nach zu schließen, kam es generell nicht oft vor, dass Pizza ins Dakota geliefert wurde. Nun, einmal war immer das erste Mal.

Amelia ließ ihren Rollstuhl zu der Krippe am anderen Ende des Raums hinüberrollen. Die Kreatur darin streckte grapschende Babyhände nach ihr aus. Sie fühlte den Hunger, der ihr entgegenschlug, und hob mahnend einen Zeigefinger. »Was habe ich dir gesagt? Die Omi ist nicht zum Essen da.«

Das Dämonenbaby gab einige unzufriedene Laute von sich, aber die Hände sanken herab. Sie hatte es unter Kontrolle.

Amelia Vanderbuild beherrschte dieses kleine, nimmersatte Wesen. Es gab ihr Macht. Sie hatte lange keinen solchen Triumph mehr gefühlt.

Seit sie im Dakota festsaß, hatte sie vor allem Frust und Langeweile gekannt. Aber das war nun vorbei. Sie war wieder frei. Die Bedingungen, die der Dämon damals für ihre Freilassung festgelegt hatte, waren erfüllt. Es war ein Kind in diesem Gebäude geboren worden, dessen Seele schwärzer war als ihre eigene. Amelia freute sich schon darauf, bald wieder einen Fuß aus dem verfluchten Haus zu setzen. Aber zuerst musste der Sprössling gefüttert werden. Und dann galt es noch einige Maßnahmen zu seinem Schutz zu ergreifen.

»Noch ein bisschen Geduld«, säuselte sie weiter. »Das Essen kommt gleich, mein Kleines.«

Es klingelte.

»Siehst du, da ist es auch schon.« Amelia rollte eilig zur Tür. Sie setzte ein breites Lächeln auf, als sie öffnete.

Ein schlaksiger junger Mann in der Uniform eines Lieferdienstes stand vor der Tür und starrte eingeschüchtert vor sich hin. Er hielt eine Pizzaschachtel in der Hand, aus der es sogar noch ein wenig dampfte. »Pizza Diavolo mit extra Peperoni?«

»Ja, ja«, sagte Amelia ungeduldig. »Kommen Sie kurz rein, ich muss meine Geldbörse noch finden.«

Der Pizzabote sah sich mit großen Augen um, während er eintrat. Wahrscheinlich verdiente er im Jahr weniger, als die Pelzmäntel an der Garderobe wert waren. Ganz zu schweigen von dem Gemälde im Flur.

Amelia rollte tiefer in die Wohnung hinein und tat so, als würde sie nach ihrem Geldbeutel suchen. »Stellen Sie sie schon mal auf den Couchtisch!«, rief sie über die Schulter und verschwand im Schlafzimmer.

Sie hielt den Rollstuhl an, genauso wie ihren Atem. Da waren die zögerlichen Schritte des Pizzaboten, dann leise, schmatzende Geräusche aus der Krippe. Etwas raschelte, der Pizzakarton kratzte über das Glas des Couchtisches.

Für einen Moment Stille.

Ein erschrockenes Einatmen.

Dann ein Schrei.

Als Amelia ins Wohnzimmer zurückkehrte, schrie der Pizzabote immer noch. Er versuchte einen Tentakel zu erreichen, der sich zwischen seine Schulterblätter gebohrt hatte, aber seine Finger streiften nur immer wieder über die glitschige Oberfläche. In der Krippe gluckste das Dämonenbaby glücklich.