Das Juwel des Bücherwurms - Rebecca Betzinger - E-Book

Das Juwel des Bücherwurms E-Book

Rebecca Betzinger

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Beschreibung

Man mag es kaum glauben! Unter der Erde gibt es ein ausgeklügeltes Verkehrssystem - die Regenwürmer haben es gebaut. Ihre Gänge sind Einbahnstraßen für jede Kriechrichtung. Gekennzeichnet werden die Richtungen durch Stopp-Kiesel, die in der Dunkelheit der Erde sichtbar sind. Es gibt Bergungsgänge, um im Notfall Verletzten schnellstmöglich helfen zu können. Jeder Gang ist mit Schwefel gestrichen worden, um die Erdbewohner bei steigendem Grundwasser rechtzeitig vor der Gefahr zu warnen: Schwefel riecht wirklich scheußlich, wenn er feucht wird! Außerdem benutzen die Regenwürmer Phosphor. Der leuchtet bei Nässe. Ein guter Hinweis für Rettungsgänge, die im Ernstfall zur rettenden Erdoberfläche führen. Florian, der kleine Regenwurm, verursacht unabsichtlich ein großes Verkehrschaos. Die Wurmpolizei erwischt ihn und bringt ihn nach Hause. Besonders arg getroffen hat es den Bücherwurm, Herrn Ringelnatz. Der liegt im Krankenhaus. Florian muss dem Verletzten nun im Haushalt helfen. Sein bester Freund Chris steht ihm zur Seite und gemeinsam finden sie eine Schatzkarte. Auf ins Abenteuer!

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Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Verstopfte Straßen

Ich mach's wieder gut

Aufräumen

Eine Schatzsuche wird geplant

Auf dem Weg

Zu Besuch bei Herrn Maiworm

Ab ins Watt

Noch ein Zwischenstopp

Wir werden verfolgt!

Der Schatz ist nah

Ein faires Angebot

Ein Abenteuer geht zu Ende

Geheimschrift

Verstopfte Straßen

„Jetzt kriechen Sie doch wenigstens ein Stück zur Seite!“

„Ich denke nicht daran, kriechen Sie doch zurück!“

„Ja, bin ich etwa falsch abgebogen oder Sie?!“

Im Rettungsgang nebenan luden die Sanitäter gerade einen Regenwurm auf eine Bahre, die sie dann auf ihrem Rücken zum Krankenhaus schleiften. Der Wurm stöhnte vor Schmerzen.

„Bitte bleiben Sie ruhig liegen“, mahnte der Sanitäter. „Sie möchten doch nicht noch von der Liege stürzen.“

Wütende Aufschreie und Flüche waren zu hören.

Die Wurmpolizei hatte alle Hände voll zu tun, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Es ist zum aus der Haut fahren!“, beschwerte sich einer der Polizisten.

„Das ganze Verkehrssystem liegt brach! Egal, wohin man kriecht!“

„Bloß gut, dass wir unsere Bergungsgänge haben“, seufzte einer der Sanitäter. „Sonst kämen wir mit den ganzen Notfällen nie beim Krankenhaus an!“

„Puh, das kann dauern, bis wir die ganzen Würmer entwirrt und umgeleitet haben“, sagte der Polizist, „die sind alle aufgebracht und wollen keine Umwege kriechen.“ Er schüttelte den Kopf und schnaubte.

Als endlich alle Regenwürmer da angekommen waren, wo sie hingewollt hatten und der Verkehr wieder kroch, machten sich die Polizisten daran, die Ursache für das Problem zu finden.

„Wo fangen wir an?“, wollte ein Wurmpolizist wissen.

„Am besten wird es sein, wenn wir uns die Hauptkreuzung zuerst vornehmen. Da war das Chaos am größten“, gab ein anderer zurück.

Sie schlängelten sich durch die Gänge und suchten nach Anhaltspunkten. Aufmerksam schauten sie sich um.

„Hmm. Der Wurmstraßentrupp stellt doch normalerweise leuchtende Kiesel auf, damit kein Wurm in der Einbahnstraße in die falsche Richtung kriecht – die sind weg! Schaut!“

„Tatsächlich!“

„Du“, wies der Einsatzleiter einen Wurm an, „bleibst hier und regelst den Verkehr, sonst haben wir in einer halben Stunde wieder dasselbe in Beige.“

„Jawohl!“

Ein Sauberwurmtrupp kroch vorbei und räumte auf. Die Polizisten suchten weiter. Da hörten sie ein leises Schniefen. Ganz in der Nähe! Ein kleiner Regenwurm hockte zitternd in einer Nische.

„Potzblitz! Was machst du denn hier?“

Der kleine Wurm schluckte und machte große Augen.

„Wie heißt du denn?“

„Ich.., ich bin Florian.“

„Warum bist du denn noch hier? Alle anderen sind längst fort.“

Der kleine Wurm wurde noch kleiner und wäre am liebsten mit dem Kopf durch die Wand. Aber im Angesicht mit den Polizisten entschied er sich für die Wahrheit: „Ich habe Angst.“

„Angst? Wovor?“

Florian ließ den Kopf hängen.

Der Polizist wartete und blickte streng. Er war jetzt doch neugierig.

„Ich dachte, ich mache was Lustiges...“ Florian druckste herum.

Der Polizist sah ihn an: „Und dann hast du die Kiesel entdeckt?“

Florian nickte. „Dass dann so was dabei herauskommt, hab ich bestimmt nicht gewollt!“

Der junge Wurm begann zu weinen.

„Nun, nun. Ich bringe dich jetzt heim und dann schauen wir mal“, sagte der einsatzleitende Polizist. Und zu den anderen gewandt: „Ihr seht zu, dass ihr dem Wurmstraßentrupp Bescheid gebt und unseren Wurm an der Kreuzung ablöst, bis alles wieder seine Ordnung hat!“

Florian verwünschte sich im Geiste. Was würde der Opa dazu sagen? Und erst seine Mama, wenn sie aus der Spätschicht im Krankenhaus zurückkam?

„Das ist alles gar nicht gut“, dachte er.

Ich mach's wieder gut

Florian und der Polizist erreichten schließlich Florians Zuhause. Opa Willibald öffnete die Tür. Er staunte nicht schlecht, als er seinen Enkel in dieser Begleitung sah.

„Was hat er denn nun schon wieder angestellt?“,

entfuhr es ihm.

„Entschuldigen Sie die Störung, Herr Tümmel.

Dürfen wir hereinkommen?“

„Aber natürlich.“

„Ihr Florian hat Ihnen etwas zu sagen...“

Florian sank in sich zusammen und nahm sich vor, besser gleich alles zu sagen. „Ich hab ein paar Stopp-Kiesel verschoben... Und dann ging plötzlich alles drunter und drüber...“, gestand er mit erstickter Stimme.

Der Polizist und der Opa wechselten einen ernsten Blick. Der Opa bot dem Polizisten etwas zu Trinken an.

„Vielen Dank. Ich muss schon wieder zurück aufs Präsidium. Ich denke, Sie können die Sache allein klären“, winkte der Polizist ab und verabschiedete sich.

Florian kroch hinein und der Opa sah ihn fragend an.

Der kleine Wurm schlug die Augen nieder.

„Florian, was hast du dir nur dabei gedacht?“

„Ich weiß es nicht. Ich dachte erst, es wäre lustig, ein kleiner Streich und dann kam alles anders.“ Er fing wieder an zu weinen. „Herr Ringelnatz liegt sogar im Krankenhaus.“

„Wurm, wurm, wurm!“ Opa Willibald wurde wirklich böse. „Leute sind verletzt worden! Was wäre gewesen, wenn plötzlich das Grundwasser gestiegen wäre und alle nach oben gemusst hätten? Florian, das kannst du doch nicht machen, so was. Ich bin jetzt wirklich enttäuscht.“ Er schüttelte erneut den Kopf.

„Aber es tut mir doch leid...“ Florian war ganz verzweifelt.

Opa Willibald drückte ihn. Er wusste, im Grunde war Florian ein ganz lieber Junge; nur eben ab und zu ein kleiner Rabauke. „Jetzt wasch dich erst mal und dann legst du dich ins Bett und überlegst dir, was du tun kannst. Deine Mama kommt gleich nach Hause. Mit der möchte ich dann noch ein Wörtchen alleine reden. Die hat bestimmt auch noch eine Meinung dazu. Immerhin hat sie im Krankenhaus bestimmt einiges mitgekriegt.“

Florian nickte stumm und verkroch sich dann leise mit hängendem Kopf in sein Zimmer. „Wenn er schon sagt, dass er enttäuscht ist, dann ist es ernst.“ Florian war tieftraurig und hatte ein richtig schlechtes Gewissen.

Er ließ sich in sein Bett fallen und weinte sich in den Schlaf.

Schweiß gebadet wachte Florian auf. Er hatte doch länger geschlafen, als er gedacht hatte. Es war kurz vor der Frühstückszeit und er beeilte sich, an diesem Morgen selber Frühstück zu machen.

„Vielleicht ist dann wenigstens der Opa weniger böse“, sagte er sich. Der kleine Wurm nahm Blätter und Keimlinge und vermengte alles zu einem leckeren Salat.

Er war gerade mit allem fertig, als der Opa in die Küche kam. „Guten Morgen, Opa“, wünschte Florian etwas schüchtern, „ich hab Frühstück gemacht.“

„Morgen. Danke, das sieht gut aus.“

Opa Willibald setzte sich zu Florian und sie aßen gemeinsam. Nach einer Weile traute sich Florian zu fragen: „Und, was hat Mama gesagt?“

„Nun, du kannst dir vorstellen, dass sie nicht sehr begeistert war. Ich habe lange mit ihr geredet und wir haben uns darauf geeinigt, dass du zu Herrn Ringelnatz ins Krankenhaus kriechst und dich bei ihm entschuldigst. Außerdem solltest du ihm deine Hilfe anbieten.“ Der Opa sah Florian eindringlich an: „Aber nur so ein dahin genuscheltes 'Schulligung' reicht nicht.“ Florian nickte. „Mach ich.“

„Und noch etwas“, verkündete der Opa, als er ein Blatt hinuntergeschluckt hatte, „für heute bist du Müllbeauftragter. Gleich kommt der Nachrichtenkäfer und du schiebst mir bitte den Müll soweit zusammen, dass er ihn dann auch ordentlich mitnehmen kann.“

Florian atmete auf. „Das geht ja alles noch!“,

dachte er.

„Klar, Opa, wird erledigt!“

„Na dann sieh mal zu, er kommt gleich schon!“

Der Nachrichtenkäfer war dem Opa immer sehr wichtig. Von ihm erfuhr er, was sich über der Erde so tat. „Man muss immer wissen, was so passiert“, betonte der alte Wurm stets. „Dafür geb ich ihm auch gern den Hausmüll.“

Diesen rollte der Nachrichtenkäfer als Kugel vor sich her, um ihn dann an seine Kinder zu verfüttern. Opa Willibald nannte ihn ab und zu 'den ollen Mistkäfer', aber das durfte Florian nie laut sagen, wenn der Käfer in der Nähe war.

„So, fertig“, beschloss der kleine Wurm und kroch nach draußen. Am Nachmittag würde er im Krankenhaus bei Herrn Ringelnatz vorbeischauen.

„Nun geh schon.“

Das Krankenhaus war eine riesige Höhle mir vielen kleinen Kammern, in denen kranke Würmer untergebracht waren. Krankenschwestern und Ärzte huschten durch die Gänge. In einer Besuchshalle unterhielten sich leise ein paar Patienten mit ihren Besuchern.

Opa Willibald stupste Florian nach vorn.

Der junge Regenwurm kroch beklommen auf die Krankenhöhle des Herrn Ringelnatz zu. „Ich warte dann hier auf dich“, sagte der Opa und ringelte sich an einem der Warteplätze vor dem Zimmer zusammen. „Ist gut“, antwortete Florian. Er schluckte, klopfte an die Tür, nahm all seinen Mut zusammen und ging hinein.

Er sah einen ältlichen Wurm auf einem Blätterbett liegen. Dieser trug eine Brille mit dicken Gläsern und sein Ende war dick eingepackt und mit Grashalmen verbunden. Der kranke Wurm blickte auf.

„Nanu, wer bist denn du?“

„Hallo“, sagte Florian etwas schüchtern, „ich bin Florian.“

„Hallo, Florian. Was möchtest du denn von mir, dass du mich besuchst? Wir kennen uns doch gar nicht.“

„Ich...äähh... ich wollte mit Ihnen reden.“

„Reden? Soso. Dann komm erst mal richtig rein.

Du brauchst doch nicht an der Tür stehen zu bleiben!“

Florian kroch auf den Herrn Ringelnatz zu. Dieser schien zumindest nicht ganz so ein Griesgram zu sein, wie er befürchtet hatte.

„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, fing Florian an.

„Entschuldigen? Wofür?“ Herr Ringelnatz war verwirrt.

„Naja“, fuhr Florian nach einer kurzen Pause fort, „ich bin schuld daran, dass Sie jetzt verletzt sind und hier im Krankenhaus bleiben müssen..“ Der junge Regenwurm stockte. Herr Ringelnatz runzelte die Stirn und fragte nach: „Wie, du bist für das ganze Durcheinander von gestern verantwortlich?“

„Ja“, kam es kleinlaut zurück. „Ich habe ein paar Kiesel weggenommen... Dass es dann alles so kommt hätte ich nie gedacht... Es tut mir wirklich leid, Herr Ringelnatz.“ Florian sah den Bücherwurm reumütig an. Mehr brachte er in diesem Moment einfach nicht heraus. Herr Ringelnatz merkte, wie leid es dem kleinen Wurm tat und wie viel Mühe es ihn kostete, ihm das alles zu erzählen.

„Nun, nun“, sagte er, „Ich bedanke mich erst mal bei dir, dass du überhaupt hergekommen bist. Das hätte nicht jeder Wurm getan. Hast du denn großen Ärger bekommen?“