Das Leben, Zimmer 18 und du - Nancy Salchow - E-Book

Das Leben, Zimmer 18 und du E-Book

Nancy Salchow

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Diagnose: Depression – Therapie: Hoffnung

Für Nancy Salchow bricht eine Welt zusammen, als binnen kürzester Zeit sowohl ihr Zwillingsbruder als auch ihre Mutter an Krebs sterben. Geschüttelt von Panikattacken, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich schließlich in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen. Hier nimmt ihr Schicksal eine entscheidende Wende: Sie begegnet ihrer großen Liebe, die ihr die Kraft gibt, aus dem Burn-out und der Depression herauszufinden. Ein Buch, das Mut macht und zeigt, dass das hellste Licht manchmal erst dann sichtbar wird, wenn man die Dunkelheit gesehen hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 252

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Für Nancy Salchow bricht eine Welt zusammen, als binnen kürzester Zeit sowohl ihr Zwillingsbruder als auch ihre Mutter an Krebs sterben. Geschüttelt von Panikattacken, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich schließlich in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen. Hier nimmt ihr Schicksal eine entscheidende Wende: Sie begegnet ihrer großen Liebe, die ihr die Kraft gibt, aus dem Burn-out und der Depression herauszufinden. Ein Buch, das Mut macht und zeigt, dass das hellste Licht manchmal erst dann sichtbar wird, wenn man die Dunkelheit gesehen hat.

Nancy Salchow

DAS

LEBEN,

ZIMMER 18

UND DU

Wie ich wieder Liebe und Hoffnung fand und meine Depression besiegte

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Dieses Buch wurde von der Autorin bereits im Eigenverlag veröffentlicht.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Taschenbucherstausgabe 05/2017

Copyright © 2017 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Anja Freckmann

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung der Motive von Fotolia.com (VRD, idesign 2000)

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-20278-1V001

www.heyne.de

Anmerkung der Autorin

Diese Geschichte ist autobiografisch und keine Fiktion. Lediglich die Namen wurden, bis auf meinen eigenen, abgeändert. Außerdem liegt mir sehr am Herzen, klarzustellen, dass dies nur meine Erfahrungen mit der Krankheit sind. Dass eine ganz besondere Begegnung einen ungeahnten Einfluss auf mein Leben hatte, entspricht ebenfalls ausschließlich meiner Erfahrung. Ich nehme mir nicht heraus, über andere depressive Menschen oder den Verlauf ihrer Krankheit zu urteilen, geschweige denn zu behaupten, dass es nur den richtigen Menschen braucht, um von einem Tag auf den anderen gesund zu werden. Nein. Aber ich nehme mir heraus zu glauben, dass nichts im Leben ohne Grund geschieht. Und genau dafür steht meine Geschichte. Nicht mehr und nicht weniger.

Vorwort

Als ich im Herbst2013 die ersten Worte zu diesem Buch schrieb, leitete mich nur eines: der Wunsch, meine Erfahrungen auf Papier zu bringen. Ich wusste nicht, ob ich den Mut haben würde, überhaupt mit jemandem über meine Erlebnisse zu reden, und ob ich den Text jemals einem anderen Menschen zeigen würde.

Heute, vier Jahre später, hat meine Geschichte den Weg in ein gedrucktes Buch gefunden, das hinaus in die Welt möchte, um möglichst vielen Menschen in die Hände zu fallen, die Ähnliches erlebt haben oder einfach nur offen sind für die Wunder, die das Leben zu bieten hat.

Umso wertvoller und wichtiger sind mir meine einleitenden Worte von damals:

Ich weiß nicht genau, wohin diese Worte führen werden, ob ich sie jemals jemandem zeigen werde oder für immer für mich behalte. Ich weiß nur eines: Momentan durchlebe ich die wichtigste Zeit in meinem bisherigen Leben. Eine Zeit, die so einschneidend ist und auf so unerklärliche Weise fast schon einem Wunder nahekommt, dass ich sie unbedingt zu Papier bringen muss. Ich will, muss und werde sie festhalten, schon allein aus Angst, irgendwann ein Detail zu vergessen.

Solange ich denken kann, habe ich Geschichten geschrieben, mir Handlungen und Helden ausgedacht, deren Schicksal ich selbst festgelegt und gelenkt habe, nur um jetzt festzustellen, dass die besten und tiefgründigsten Geschichten immer noch das Leben selbst schreibt. Niemals hätte ich gedacht, dass es mein eigenes Leben sein könnte, das eine solche Geschichte bereithält.

Natürlich denke ich auch darüber nach, diese Worte – sollte es mir gelingen, sie lückenlos aufs Papier zu bringen – mit der Welt und vor allem mit jenen Menschen in meinem Leben zu teilen, die sich gefragt haben, warum ich diesen Weg gegangen bin und bestimmte Entscheidungen getroffen habe. Ich möchte aber auch denen Mut machen, die Angst davor haben, vertraute Wege zu verlassen. Denjenigen, die den Glauben an das Schicksal verloren haben oder ihn bisher noch nie kennenlernen durften. Und denen, die die Hoffnung auf ein gutes Ende in ihrem Leben nicht mehr spüren können.

Es gibt dunkle Zeiten, sehr dunkle. Heute jedoch glaube ich, dass man das ganz große Glück vor allem dann findet, wenn man vorher ganz am Boden war. Vielleicht ist man erst dann in der Lage, das wirklich Wichtige im Leben zu sehen, zu suchen und zu halten.

Je länger ich darüber nachdenke: Ja, ich glaube, ich schreibe diese Zeilen tatsächlich für die Öffentlichkeit. Und ja, ich möchte sie mit allen Menschen teilen. Ich will es hinausrufen, das Wunder, das ich erlebt habe, mit all seinen Farben, auch und gerade weil es Farben sind, die Außenstehende vielleicht nicht sehen können.

Prolog

Der Flur erstreckt sich vor uns in unbestimmte Ferne. Wie ein Licht aus einer anderen Welt schleicht sich ein schmaler Streifen Sonne durch das schmutzige Fenster am Ende des Ganges und legt den staubigen Boden frei.

Der unbenutzte Krankenhausflügel. Wie sind wir hier gelandet?

Instinktiv greife ich nach seiner Hand, während wir nebeneinander an den offenen Türen vorbeigehen. Türen, die den schmalen Blick auf leere Zimmer preisgeben. Hier und da unterbrechen die Überreste eines bunten Fensterbildes die graue Leere der Räume.

Ein Schritt.

Zwei Schritte.

Mein Herz schlägt bis zum Hals, während ich seine Hand fester umklammere. Warm und schützend legen sich seine Finger um meine. Auf einer der Türen ergeben die letzten verbliebenen Buchstaben eine Ahnung des Wortes »Pumpstation«. Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir uns auf der ehemaligen Geburtsstation befinden.

Ein flüchtiges Grinsen huscht über meine Lippen. »Ganz schön still für eine Babystation.«

Er lacht leise.

Am Ende des Ganges angekommen, bleiben wir neben einer offenen Zimmertür stehen. Da ist es wieder, das wohlig warme Gefühl, das meinen Magen in einen Schwarm wild gewordener Hummeln verwandelt. Fast kommt es mir so vor, als stünde der lange staubige Flur als Metapher für die letzten Monate, die uns, so fern voneinander, den Blick auf die Sonne verstellt haben, nur damit wir, am Ende des Ganges angekommen, endlich das lang ersehnte Licht finden.

Er führt seine Hand zur Tür und schiebt sie langsam auf.

»Zimmer 18«, flüstere ich.

»Zimmer 18«, wiederholt er lächelnd.

»Meinst du, sie finden uns hier?«, frage ich, als ich meinen Fuß zögernd über die Schwelle setze.

»Sie haben uns nicht gesehen«, antwortet er, und während ich mich fragend zu ihm umdrehe, weiß ich, dass es die einzige Antwort ist, die wir brauchen.

1

Dritte Stufe von unten

Ich sitze auf der dritten Stufe von unten. Warum ich mich ausgerechnet daran erinnere, weiß ich nicht, denn eigentlich nehme ich in diesem Moment wenig wahr. Alles, was ich fühle, ist eine endlose Leere. Eine Leere, die ich nicht kenne und die eine solche Macht entwickelt, dass ich nicht weiß, ob ich weinen, mich übergeben oder einfach in Ohnmacht fallen soll.

Alles ist in diesem Moment egal. Nicht nur alles, auch jeder. Und gerade dieses Gefühl bereitet mir die meiste Angst. So viel Angst, dass ich befürchte, keine Luft mehr zu bekommen.

Nein, diese Leere passt nicht zu mir. Ich wusste nie, wie es ist, keinen Sinn mehr zu erkennen. Was auch immer ich erlebt oder getan habe, welche Schicksalsschläge auch immer sich in meinem Leben ereigneten, ich war stets in der Lage, einen Sinn zu sehen. Selbst wenn er noch so klein war. Irgendeinen Lichtblick gab es immer.

In diesem Moment jedoch, auf der dritten Stufe von unten, ist er vollkommen verschwunden, dieser Lichtblick. Ich kann ihn weder sehen noch in Worte fassen, weder fühlen noch den Antrieb finden, nach ihm zu suchen.

Wo ist die Liebe für meine Familie? Wo die Freude am Schreiben? Und wo der Trost, der sonst in den kleinen alltäglichen Dingen liegt?

Ich suche nach Luft, die meine Lungen und meine Seele mit Leben füllt, doch alles, was ich finde, sind Tränen. Viele Tränen.

Ich weine, und ich bin froh, dass ich es kann, denn am Ende rütteln genau diese Tränen meine Umgebung und mich selbst endlich wach. Endlich bekommt meine Stimmung ein Gesicht, meine Gefühle ein Ventil und meine Krankheit einen Namen: Depression.

Es ist der Morgen des 24. Februar 2013. Dieser Zeitpunkt auf der dritten Stufe von unten ist nicht der Anfang der Krankheit, aber in diesem Moment wird mir klar, dass ich Hilfe brauche.

Wie viele Menschen in dieser Situation habe ich versucht, meine lähmende Traurigkeit mit mir allein auszumachen und selbst ein Ventil zu finden, so wie ich es stets in schweren Zeiten getan habe, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Denn irgendwo war sie immer, die Hoffnung. Manchmal besser versteckt als sonst, aber gefunden habe ich sie grundsätzlich. Und jedes Mal schaffte ich es ohne fremde Hilfe, allein durch meinen Glauben an einen guten Ausgang.

Aber dieses Mal will es mir nicht gelingen. Aus der Traurigkeit wurde Leere. Eine Leere, die mich wünschen lässt, zur normalen Traurigkeit zurückkehren zu können. Diese Leere bringt mich letztendlich dazu, meine Schwiegermutter anzurufen.

Viola kennt die Krankheit, weil sie selbst betroffen ist. Wie lange die Antidepressiva gebraucht haben, um ihre Wirkung zu entfalten, frage ich sie mit zitternder Stimme. Zwei Tage zuvor hat meine Psychiaterin mir die Tabletten verschrieben, und nun hoffe ich auf ein Wunder, obwohl mir jeder sagt, dass die Tabletten mindestens ein bis zwei Wochen brauchen, um zu wirken.

Ich erzähle Viola am Telefon von meinen Panikattacken und von meiner Angst, dass mich eine weitere überkommt. Von der Leere, die auf die Attacken folgt, und ich frage sie, ob es ihr ähnlich ging.

Viola will nicht telefonieren. Sie kommt direkt zu uns nach Hause. Als sie mich in meinem Zustand vorfindet, überlegt sie nicht lang und ruft die Bereitschaftsärztin an. Auch ihr Sohn, mein Mann David, der vergeblich versucht hat, mich zu beruhigen, erkennt, dass dies der beste Schritt in dieser Situation ist. Hilfe. Ja, endlich kommt Hilfe.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Ärztin zu mir nach Hause kommt. Wenige Tage zuvor, nach meiner zweiten Panikattacke, habe ich selbst schon einmal eine Notärztin gerufen. Dieselbe Ärztin, die wenig später zu meiner Psychiaterin wurde und mir Antidepressiva verschrieb. Diesmal jedoch ist uns allen klar, dass es nur auf eines hinauslaufen kann: Ich muss in die Klinik. Die Wartezeit auf die Wirkung der Antidepressiva kann ich allein nicht mehr überstehen, zusätzlich lähmt mich die Angst, ob sie überhaupt wirken. Und einen Termin bei einem Therapeuten, der unterstützend zu den Tabletten notwendig wäre, bekomme ich frühestens in drei Monaten.

Als die Ärztin bei uns eintrifft, sitze ich mit zitternden Beinen auf dem Sofa. Sie spricht mir Mut zu, redet lange mit mir und schlägt schließlich vor, mir eine Einweisung in die psychiatrische Klinik zu geben. Dies begründet sie mit einem Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: »Schlechter als jetzt kann es Ihnen nicht gehen.«

Während sie das sagt, liegt ihre Hand auf meinem Knie, und ich merke, dass ich zum ersten Mal seit Langem Hoffnung empfinde. Echte Hoffnung. Denn sie hat recht: Schlechter als jetzt kann es mir nicht gehen. Von hier an kann es nur noch bergauf gehen. Und da will ich hin, über den Berg. Über die Angst hinweg. Zurück ins Leben.

Die Einsicht, dass es tatsächlich nur noch besser werden kann, beflügelt mich für den Moment. Meine Tasche fürs Krankenhaus packe ich beinahe schon euphorisch. Jetzt wird alles gut.

Ich schaue ein letztes Mal auf das Foto meines Zwillingsbruders, das im Wohnzimmer steht. Ich bin überzeugt davon, dass es sein Tod war und der Tod meiner Mutter nur wenig später, die mich in diese Lage gebracht haben. Dass die Antwort sehr viel komplizierter ist, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Aber das muss ich auch nicht.

Gerade die Ahnungslosigkeit ist einer meiner wichtigsten Wegweiser. Aber das erfahre ich erst später. Nicht jetzt. Nicht am 24. Februar.

Ich nehme meinen Kater Poldi auf den Arm und verabschiede mich. Dann steigen David, Viola und ich ins Auto. Ziel: Hanse-Klinikum Wismar. Station: Allgemeine Psychiatrie.

2

Der Fahrstuhl

Ich erinnere mich an diesen einen Moment vor dem Fahrstuhl. Der Fahrstuhl der Klinik, die ich besser kannte, als mir lieb war. Ich hatte an diesem Tag meine Mutter auf ihre Station gebracht, wo sie ihre Chemotherapie erhalten sollte, war danach an die Rezeption am Haupteingang zurückgekehrt, um sie anzumelden, und stand wenig später vor besagtem Fahrstuhl. Ich wollte auf eine andere Station fahren, die, auf der mein Bruder lag, der kurz zuvor am Kopf operiert worden war. In diesem einen Moment, in dem ich darauf wartete, dass der Fahrstuhl kam, ertappte ich mich dabei, dass ich den Faden verlor. Für den Bruchteil eines Augenblicks wusste ich nicht mehr, woher ich kam und wohin ich wollte.

Hatte ich meine Mutter schon angemeldet?

Ja, hatte ich, besser gesagt, ich hatte eine Nummer gezogen, die aufgerufen würde, sobald ich im Rezeptionsbereich an der Reihe war. Dass dies bis zu einer Stunde dauern konnte, wusste ich von den vorherigen Malen. Genügend Zeit also, um zwischendurch meinen Bruder auf der anderen Station zu besuchen. Während ich auf den Fahrstuhl wartete, war jedoch alles weg. Jeder Gedanke, jedes Vorhaben.

Befand ich mich auf Station zwei oder drei? Auf welcher Station lag Martin? War ich bei meiner Mutter gewesen oder wollte ich zu ihr? Und hatte ich schon eine Nummer an der Rezeption gezogen?

Ach ja, die Nummer. 24. Oder war es die 26? Ich kramte in meiner Hosentasche nach dem Zettel. 26. Ja, natürlich.

Während die Gedanken langsam wieder in meinen Kopf zurückkehrten, wurde mir die Absurdität der Gesamtsituation bewusst. War das alles wirklich wahr? Geschah das wirklich unserer Familie?

Der eigene Zwillingsbruder erkrankt an einem unheilbaren Hirntumor. Bei der eigenen Mutter wird kurz darauf Lungenkrebs diagnostiziert. Beide im selben Krankenhaus, zur selben Zeit. Mit derselben Prognose: dass es nicht gut ausgehen wird.

Während man uns bei Martin mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er noch ein, maximal zwei Jahre unter uns weilen würde, überließ man es uns bei meiner Mutter Anita selbst, ob wir uns einem unbegründeten Optimismus hingeben oder uns besser gleich auf das Schlimmste einstellen wollten.

Aber jener Augenblick vor dem Fahrstuhl war nur ein Moment von vielen, ein symbolischer Moment, stellvertretend für die lähmende Angst, die uns von Juli 2010 bis zum Mai 2012 pausenlos begleiten sollte. Wie ein einziger tiefer Atemzug, der mit dem Einatmen, der Diagnose meines Bruders im Sommer 2010, begann und erst mit dem Ausatmen, dem Tod meiner Mutter am 27. Mai 2012, abgeschlossen war.

Martins Kampf endete bereits im Januar 2012, bis dahin und bis zum Tod meiner Mutter führte unser Weg in viele Krankenhäuser, Rehakliniken und fremde Betten. Betten, wo wir auf den Kanten saßen, um Hände zu halten, Trost zu spenden und die eigene Angst zu überspielen. Betten, in denen Schmerzen, Lähmungen, Krämpfe und viele Tränen drohten, den letzten Funken Hoffnung zu zerstören. Hoffnung, die wir uns doch niemals ganz nehmen ließen. Hoffnung, die trotz der verlorenen Kämpfe irgendwie niemals sinnlos war.

Diese verzweifelte Suche nach Hoffnung hat Spuren hinterlassen. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, dass er mich stärker gemacht hätte, der Kampf, den ich bei Martin und meiner Mutter beobachtet und den ich irgendwie auch selbst führen musste. Bis mir irgendwann klar wurde, dass ein Kampf sinnlos ist, wenn man nicht weiß, gegen wen man kämpft. Denn wer war mein Gegner? Die Krankheit? Die Angst? Das Leben selbst?

Ich schreibe für mein Leben gern. Schon als ganz junges Mädchen liebte ich es, mir Geschichten und eigene Titelhelden auszudenken. Schon immer war es mein Traum, eines Tages ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Aber all die Jahre fehlte mir die Ausdauer, ein Buchprojekt bis zum Ende durchzuhalten, nicht zuletzt auch, weil ich meine schriftstellerischen Fähigkeiten nicht als ausreichend empfand. Nach der Diagnose meines Bruders begann unterbewusst die Suche nach einem Mittel zur Ablenkung, das ich schließlich im Schreiben fand.

Beinahe jede Minute, die ich nicht in Krankenhäusern verbrachte, widmete ich dem Schreiben – und tatsächlich, es gelang mir sogar, mit zwei Manuskripten einen Literaturwettbewerb auf der Autorenplattform einer großen Verlagsgruppe zu gewinnen. Ein Sieg, der zum Startschuss einer Reihe von E-Books werden sollte, die ich im Selfpublishing sowie bei jener Verlagsgruppe veröffentlichte.

Im Laufe der Monate fanden sich mehr und mehr Leser, die sich auf und über meine Bücher freuten, es folgten Angebote vom Verlag für Auftragsarbeiten, die ich nur zu gerne annahm. Was als Ablenkung begonnen hatte, wurde zur Erfüllung eines lang gehegten Traums, erst recht, als ich den ersten Vertrag für eine Veröffentlichung im Print unterschrieb.

Das war die andere Seite des Blatts, das einzig Positive in dieser dunklen Zeit: meine neue Fähigkeit, Ausdauer beim Schreiben zu entwickeln und an meine eigenen Qualitäten zu glauben. Das Schreiben bewahrte mich vor der ungeheuren Gewalt der Trauer um meine Familie und der Flut an schmerzlichen Gedanken. Und es sorgte dafür, dass ich mich zumindest zeitweise, nämlich während der Arbeit an einem Manuskript, gut fühlte. Dass diese Leidenschaft jedoch zum Fluchthelfer wurde, der mich blind und taub für jeden Schmerz, jede Erinnerung, jede Angst machte und den Zusammenbruch nur hinauszögerte, anstatt ihn zu verhindern, erkannte ich erst, als ich so tief in der Depression steckte, dass ich von selbst nicht mehr herauskam.

Als ich im Februar 2013 mit einer Angina zu Hause im Bett liege, beherrschen mich die Angst, dass mich schon wieder jemand im Büro vertreten muss, und der Gedanke an die Meinung meiner Kollegen und Familie. Ich befinde mich zwar auf dem Weg der Besserung, aber irgendwie will mein Körper nicht so recht nach meinen eigenen Regeln arbeiten. Ich versuche mit aller Kraft, mich zu entspannen, es will mir einfach nicht gelingen.

Dann geschieht es, ein mehr als unangenehmes Gefühl im linken Arm. Kein Schmerz im eigentlichen Sinne, vielmehr ein leichtes Taubheitsgefühl, aber selbst diese Umschreibung trifft es nicht genau. Ich bekomme Panik. Der linke Arm? Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich habe Angst um mein Herz und steigere mich in die Befürchtung hinein, eine ernsthafte Krankheit zu haben.

Mein Mann David, der neben mir im Bett liegt, erklärt mir, dass es nichts Schlimmes ist. Eine Vermutung, die einer Feststellung gleichkommt, immerhin kennt er meine Angst vor Krankheiten und meine Neigung, die Flöhe husten zu hören, wenn es um meinen Körper geht. So bin ich zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel schon seit Längerem felsenfest davon überzeugt, dass ich ebenfalls einen Hirntumor wie mein Zwillingsbruder habe, schließlich habe ich seit Monaten einen unerklärlichen Kopfschmerz an einer ganz bestimmten Stelle auf der linken Seite. Deswegen zum Arzt gehen? Unvorstellbar! Viel zu groß ist die Angst vor der Diagnose.

Mein linker Arm wird immer mehr zum Fremdkörper. Die Panik wächst. Ich denke an die Beruhigungstabletten, die mein Arzt mir kurz nach der Diagnose meines Bruders erstmals verschrieben hat, und seine Erklärung dazu, ich solle sie nicht regelmäßig nehmen, da sie abhängig machen können. Ein Gedanke, der mich zusätzlich lähmt, immerhin habe ich die Tabletten in letzter Zeit häufiger genommen als in den Monaten zuvor. Warum eigentlich? Ich versuche, mich zu erinnern. Schlaflosigkeit, innere Unruhe. Traurig war ich eigentlich nicht, nein. Oder doch? Viel zu groß ist doch eigentlich die Freude über den Taschenbuchvertrag, der mir gerade erst von meinem Verlag angeboten wurde. Eine Neuigkeit, die ich in naher Zukunft mit der Öffentlichkeit werde teilen dürfen.

Nein, eine Tablette kann ich nicht schon wieder nehmen. Es muss diesmal ohne gehen. Ich bin doch eigentlich müde, also werde ich auch schlafen können.

Doch die Panik in mir weiß es zu verhindern. Mein Herz schlägt so laut, dass ich es beinahe hören kann, mein Blut scheint in meinen Venen zu kochen. Ist das noch mein Körper? Werde ich verrückt?

Ganz sicher, ich drehe durch! Die ganze Zeit über habe ich darauf gewartet, dass sich mein Körper für den ununterbrochenen Stress in der Krankheitsphase meiner Familie rächt, jetzt scheint es endlich so weit zu sein. Mein Puls rast. Ich schwitze. Und immer noch scheint das Blut in mir zu kochen.

David versucht, mich zu beruhigen, aber endlich erkennt auch er, dass diese Angst nichts mit meiner gewohnten Überängstlichkeit zu tun hat.

Ich ahne, dass es eine Panikattacke ist. Irgendwann habe ich von ähnlichen Symptomen gelesen, und als ich ein paar Monate zuvor nach meiner Gallenoperation im Krankenhaus glaubte, dass mir die Thrombose-Strümpfe die Beine abschnüren, hatte ich ein ähnliches Gefühl der Panik. Nur weitaus weniger schlimm.

Ich entscheide mich doch für eine Tablette, die glücklicherweise wirkt. Irgendwann wird die Müdigkeit stärker. Doch schon am Abend darauf holt mich die nächste Attacke ein.

Nein, du kannst nicht schon wieder eine Tablette nehmen, rede ich mir ein.

Von da an wird der Sumpf, in den mich die Attacken reißen, immer tiefer. Das Schlimmste jedoch ist das Gefühl zwischen den Attacken: die Angst, wieder in Panik zu verfallen. Eine Angst, die das schlimmste Symptom der Attacken zum Vorschein bringt: das Gefühl endloser Leere.

Denn wie kann ein Leben mit diesen Ängsten einen Sinn haben? Wie kann ich gegen mich selbst ankämpfen? Ich sehe ein, dass es ein hoffnungsloser Kampf sein muss, wenn ich selbst mein Gegner bin.

Nach der bis dato schlimmsten Panikattacke rufe ich die Bereitschaftsärztin, zum damaligen Zeitpunkt eine für mich fremde Frau, zum ersten Mal an. Glücklicherweise ist sie Psychiaterin und nimmt mich sofort in ihre Kartei auf, nachdem sie mir versichert hat, dass ich an diesen Symptomen nicht sterben werde. Ja, dieser Gedanke war mir wirklich gekommen, so absurd es auch klingt. Dieser Ärztin verdanke ich einen ersten Anflug von Hoffnung, nicht zuletzt, weil sie mir bei meinem ersten Termin in ihrer Praxis zum ersten Mal Antidepressiva verschreibt.

Doch nur zwei Tage später ist meine Hoffnung vollkommen verblasst. Es ist der Morgen des 24. Februar. Und ich sitze auf der dritten Stufe von unten.

Ich senke die Stimme. Das war sie, meine Geschichte, die Entstehung meiner Krankheit in groben Umrissen. Der Arzt schaut mich mit nüchternem Blick an, den er zwischendrin immer wieder auf die Tastatur seines Computers richtet, um meine Angaben in einen Fragebogen zu tippen. Er kennt Geschichten wie diese vermutlich zur Genüge, hat viele Schicksale kennen- und zu deuten gelernt.

Sein nüchterner Blick ist es letztendlich auch, der mich beruhigt. Seine Gelassenheit suggeriert mir, selbst Gelassenheit zu empfinden. Schließlich bin ich jetzt hier. Hier, wo mir geholfen wird. Hier, wo man meine Krankheit kennt.

Er erklärt mir in monotoner Stimme, dass ich in erster Linie hier bin, um auf die Medikamente eingestellt zu werden. Bis zur Wirkung der Antidepressiva wird man mich unter ärztlicher Aufsicht mit Beruhigungsmitteln über Wasser halten, die die Ängste und innere Unruhe dämpfen sollen. Danach, sobald ich stabiler bin, werde ich mich für eine geeignete Therapie entscheiden können, die meine Krankheit dauerhaft bekämpfen soll.

Von ihm erfahre ich auch, dass es von Vorteil ist, dass ich mich bereits nach den ersten Panikattacken habe einliefern lassen. Auf diese Weise hatte die Krankheit noch nicht die Gelegenheit, tiefer in mir zu verwurzeln.

Wieder wird sie in mir wach, die Hoffnung. Nicht zuletzt dank der ersten Beruhigungstablette, die man mir bereits bei meiner Ankunft gegeben hat.

Als ich in mein Zimmer zurückkehre, das zu dem Zeitpunkt glücklicherweise ein Einzelzimmer ist, warten Viola und David auf mich. Wir werten das Arztgespräch aus, und Viola, die sich bereits mit dem Aufnahmeprozedere auskennt, spricht mir Mut zu.

Dass ich mich von jetzt an auf der geschlossenen Psychiatrie befinde, macht mir nichts aus. Auch später, wenn andere Patienten mir von ihrer Angst berichten, auf der geschlossenen Station untergebracht zu werden, kann ich dieser Station nichts Negatives abgewinnen. Nachdem mein Leben erst einmal angefangen hat, seinen Sinn zu verlieren und jede Aktion in Freiheit aufgrund mangelnder Zuversicht ohnehin unmöglich geworden ist, spielt es auch keine Rolle mehr, ob ich auf der geschlossenen oder offenen Station liege. Letztendlich habe ich ohnehin die Möglichkeit im Hinterkopf, mich jederzeit wieder ausweisen zu lassen, da ich freiwillig ins Krankenhaus gekommen bin. Auch wenn ich bereits weiß, dass ich von dieser Option keinen Gebrauch machen werde.

David und Viola fahren nach Hause. Ich bleibe mit einem mulmigen Gefühl zurück.

Das Mittagessen, das auf mein Zimmer gebracht wurde, als ich beim Arztgespräch war, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Alles, woran ich mich erinnere, sind Erbsen. Vermutlich auch das Einzige, was ich davon gegessen habe.

Abendessen gibt es um kurz vor halb sechs, sagt mir irgendjemand.

Halb sechs. Seniorenzeit, aber passend zur Situation. Irgendwie.

Ich starre an die Decke.

Es ist nachmittags. Wie spät genau, weiß ich nicht. Aber bis zum Essen ist noch genügend Zeit, um eine Weile die Augen zu schließen. Endlich kann ich schlafen. Seit Langem. Und ohne dabei zu weinen.

Das Abendessen schmeckt nicht. Nicht weil es nicht schmeckt, sondern weil ich es nicht schmecke. Ein Schicksal, das es seit Tagen mit jeglichen Lebensmitteln teilt. Erst recht, seitdem ich in der Klinik bin.

Neben mir sitzen zwei junge Frauen, eine von ihnen schätzungsweise Anfang dreißig wie ich, die andere wohl etwas jünger. Sie unterhalten sich über Massagen.

Jennifer, die Frau in meinem Alter, hat ein Händchen für Rücken, erklärt sie. Oder erklärt es die andere Frau, die neben ihr sitzt? Meine Tabletten präsentieren sich bereits am ersten Tag gänzlich ungeschönt: Gesichter bleiben nur noch vage im Gedächtnis, Handlungsstränge verschwimmen, Gespräche verlieren an Bedeutung oder ganz und gar an Existenz.

An das Gespräch über die Massage erinnere ich mich jedoch. Und daran, dass ich mich mit diesen beiden Frauen schnell vertraulich unterhalte. Denn diese Krankheit, das wird schnell klar, verbindet. Niemand muss sich hier schämen, niemand muss hier schweigen. Und wenn er es doch tut, dann nur, weil er das noch nicht weiß.

Ich selbst bin seit Monaten mehr als verspannt. Falsche Haltung bei der stundenlangen Arbeit am Netbook, zu wenig ausgleichende Bewegung. Als Jennifer mir anbietet, mich zu massieren, nehme ich das Angebot mehr als dankbar an.

Wir gehen auf mein Zimmer. Die andere junge Frau, Carmen, begleitet uns. Von da an reißt der Erinnerungsfaden ab. Wenig später liege ich auf meinem Bett. Jennifer, eine Stunde zuvor noch eine völlig Fremde, hält mich im Arm, während ich geradezu brüllend weine. Wieder Tränen. So viele Tränen. Zu viele, um den Grund für die Tränen noch ausmachen zu können.

Carmen sitzt auf dem zweiten Bett im Zimmer und spricht mir Mut zu. Genau wie Jennifer, die eine außergewöhnliche Begabung für das Trösten zu haben scheint. Woher hat sie diese Gabe? Und wer tröstet sie? Immerhin wird sie doch auch nicht grundlos in der Klinik sein. Oder?

Ich weine. Ich rede von Martin und meiner Mutter. Von meiner Angst. Und ich weine. Immer und immer wieder, bis der Faden für den Rest des Tages reißt. Alles wird blass. Bis das Blasse grau wird – und das Graue schwarz.

Diesem ersten gesichtslosen Tag folgen viele weitere dieser Art. Es sind die Tabletten, die mich so ruhig werden lassen, dass ich, wenn ich gerade nicht schlafe, sogar an meinem Manuskript, einem Teil meiner Wildrosen-Serie, arbeite. Und es macht sogar Freude, zumindest daran erinnere ich mich.

Ansonsten ist im Rückblick nicht mehr viel da.

Ich weiß, dass die Psychologin, Frau Geiss, mit mir gesprochen hat. Ich habe noch ihr Gesicht vor Augen, weiß, dass ich ihr gegenübergesessen habe. Aber wo? In einem Büro? In meinem Zimmer? Dass die fehlende Erinnerung an die ersten Tage den Tabletten zuzuschreiben ist, erklärt man mir später. Vielleicht ist es auch ganz gut so.

Ich erinnere mich jedoch an den Drang, meinen Draht zur Welt nicht zu verlieren. In dieser Zeit bekomme ich nur von meinem Vater Albert und meinem Mann David Besuch. Andere Gesichter würden mich überfordern. Stattdessen gebe ich hin und wieder Lebenszeichen im Internet, vorzugsweise auf Facebook, von mir. Lebenszeichen, die ich in die Welt schicke und deren Echo mir neuen Mut zuspricht. Das Echo von Menschen, die mir fremd und vertraut zugleich sind.

Irgendwie, das wird mir ansatzweise klar, bin ich doch nicht allein. Oder?

Mein Vater behandelt mich noch mehr als sonst wie ein Kind. Sein kleines Mädchen muss beschützt werden. Sein naturgegebener Optimismus macht mir Hoffnung. Und jeder seiner Besuche. Er erzählt mir von seinem Hund Harkon und seiner Katze Emmi, die ich beide so vermisse. Auch an meinen Mann David klammere ich mich. Er ist Familie, Vertrautheit, Sicherheit. Irgendwie das letzte bisschen Normalität in meinem Leben.

Wenn mein Vater und David nicht da sind, schlafe ich viel. Mein Körper scheint sich das, was er braucht, von selbst zu holen.

Mein Zimmer teile ich mittlerweile mit Hanna, einer sehr amüsanten Zeitgenossin, Mitte zwanzig, kräftig gebaut, mit blonder Kurzhaarfrisur, die über beinahe jeden Satz aus meinem Mund lacht. Ein Umstand, der mich in meinem alten Leben genervt hätte. Hier ist es jedoch genau das Richtige. Die perfekte Begleitung auf meinem Weg, das wird mir schnell klar. Niemand gibt so unbewusst so viel Hoffnung wie Hanna.

Die Tage und Nächte gehen fast nahtlos ineinander über. Dazwischen wieder der Schlaf, eine Leidenschaft, die ich mit Hanna teile. Eine Tatsache, die sie zur perfekten Zimmermitbewohnerin macht.

Schlaf. Viel Schlaf. Ein endloses Band, das nur von den Mahlzeiten unterbrochen wird. Mahlzeiten, bei denen nach und nach aus einer Viertelscheibe Brot eine halbe wird, aus einer halben eine ganze und aus einer ganzen irgendwann sogar zwei.

Hoffnung.

Statusmeldung, 1. März 2013

Liebe Freunde,

ich weiß, ich mache mich gerade etwas rar. Ich bin noch immer im Krankenhaus, was wohl noch eine Weile so bleiben wird. Noch geht es mir nicht sehr viel besser, was es mir schwer macht, darüber zu reden. Aber im Grunde stehen alle Chancen auf baldige Genesung, was mich hoffen lässt, dass es auch mir bald besser geht. Ich möchte euch von Herzen für die lieben Grüße danken und euch sagen, dass mir eure Worte sehr geholfen haben und noch immer helfen. Ihr seid ein kleiner, aber wichtiger Draht zur Welt. Danke. Nancy

Ich mache Fortschritte, das merken auch die Ärzte. Meine anfängliche Lethargie ist einer beinahe schon guten Laune gewichen.

Ich schreibe. Ich rede. Ich esse. Anlass zur Hoffnung.

Ich habe angefangen, an den Therapien teilzunehmen. Therapien, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe stärken sollen wie auch generell das Bewusstsein jedes Einzelnen von uns, nicht allein zu sein.

Ergotherapie, Bewegungstherapie. Alles läuft. Und ich laufe mit.

Ein Grund für die Ärzte, mich von der Gruppe A, der geschlossenen Station, in die Gruppe B, die offene Station, zu verlegen. In der Gruppe B gibt es mehr Therapien, mehr Gespräche, mehr Bewegung. Irgendwie mehr von allem.