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Wir schreiben das Jahr 1961.
Was es heißt, für die Einhaltung der Menschenrechte zu kämpfen, erleben auch heute noch, immer wieder die Ärmsten der Armen in vielen Ländern dieser Erde. Für sie bedeutet es oft; der Kampf ums nackte Überleben.
Christian fährt mit seinem Vater, dem Entwicklungshelfer, der Vorrichtungen zur Trockenlegung von Sümpfen bauen soll, nach Südamerika. Ihnen wird vermittelt, dass dies notwendig sei, um neue Dörfer und Städte errichten zu können. Was beide jedoch anfänglich nicht wissen, wovor Christians Vater sogar vehement die Augen verschließt; durch die Trockenlegung der Sümpfe sollen die Schlupfwinkel der Guerilleros vernichtet werden. Keinem anderen Ziel dient diese Aktion.
Christian, der direkten Kontakt zur Bevölkerung hat, auch sehr schnell deren Sprache lernt, erkennt bereits nach kurzer Zeit, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Er versucht der in Bedrängnis geratenen Bevölkerung auf seine völlig selbstlose Weise zu helfen und schreibt einen Brief an AMNESTY INTERNATIONAL. Er verdrängt konsequent alle möglichen Folgen für sich und seinen Vater. Doch damit begibt er sich selbst in größte Gefahr, denn Spitzel, die selbst vor den Entwicklungshelfern nicht Halt machen, gibt es überall …
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Lotte Betke
Das Lied der
Sumpfgänger
- Kampf um Einhaltung der Menschenrechte -
Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Claudia Westphal, 2024
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
www.baerenklauexklusiv.de
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Das Lied der Sumpfgänger
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
Weitere Romane von Lotte Betke sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Wir schreiben das Jahr 1961.
Was es heißt, für die Einhaltung der Menschenrechte zu kämpfen, erleben auch heute noch, immer wieder die Ärmsten der Armen in vielen Ländern dieser Erde. Für sie bedeutet es oft; der Kampf ums nackte Überleben.
Christian fährt mit seinem Vater, dem Entwicklungshelfer, der Vorrichtungen zur Trockenlegung von Sümpfen bauen soll, nach Südamerika. Ihnen wird vermittelt, dass dies notwendig sei, um neue Dörfer und Städte errichten zu können. Was beide jedoch anfänglich nicht wissen, wovor Christians Vater sogar vehement die Augen verschließt; durch die Trockenlegung der Sümpfe sollen die Schlupfwinkel der Guerilleros vernichtet werden. Keinem anderen Ziel dient diese Aktion.
Christian, der direkten Kontakt zur Bevölkerung hat, auch sehr schnell deren Sprache lernt, erkennt bereits nach kurzer Zeit, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Er versucht der in Bedrängnis geratenen Bevölkerung auf seine völlig selbstlose Weise zu helfen und schreibt einen Brief an AMNESTY INTERNATIONAL. Er verdrängt konsequent alle möglichen Folgen für sich und seinen Vater. Doch damit begibt er sich selbst in größte Gefahr, denn Spitzel, die selbst vor den Entwicklungshelfern nicht Halt machen, gibt es überall …
***
- Kampf um Einhaltung der Menschenrechte -
Lotte Betke
Am 28. Mai 1961 erschien auf der Titelseite einer englischen Zeitung ein Aufruf von Journalisten, Wissenschaftlern und Juristen. Er war an die Menschen der ganzen Welt gerichtet. Durch eine große Kampagne sollte erreicht werden, dass alle Regierungen ihre Gewissensgefangenen freiließen. Dieser Aufruf gab den Anstoß zur Gründung von Amnesty International.
Inzwischen ist Amnesty International eine weltweite Bewegung geworden. In London ist das Sekretariat. Dort werden Informationen aus der ganzen Welt zusammengetragen. Zum Beispiel: wo es derartige Gefangene gibt, wie sie behandelt werden, wie die Situation in den Gefängnissen des jeweiligen Landes ist.
Amnesty International setzt sich für alle Menschen ein, die wegen ihrer religiösen oder politischen Gesinnung gefangen gehalten werden. Liegen genügend Angaben über einen Gewissensgefangenen vor, wird er von Amnesty International adoptiert. Die Organisation betreut jedoch keine Menschen, die Waffen tragen oder Bomben legen.
Für adoptierte Gewissensgefangene bemüht sich Amnesty International um Freilassung oder zumindest eine Verbesserung der Lebensbedingungen.
Der Wind pfeift. Alles ist grau in grau. Ich starre vom Heck in die Strudelfurche, die der Frachter ins Wasser schneidet. Sie reicht weit ins Meer hinaus. Dieses düstere Meer, das sich unter den Wolken hebt und senkt. Der Wind kommt von achtern. Er fährt mir, mit rauen Stößen ins Gesicht. Pfeift. Ich könnte mich ja in der Kajüte in die Koje hau’n. Aber da ist Martin. Seit wir Valençon verlassen haben, sind wir stumm umeinander herumgegangen. Kein Wort. Mich friert ’s. Da bleibt nur eins: Dem Wind den Rücken kehren.
Beim Umdrehen sehe ich Martin. Weit hinten. Er ist aus der Kajüte gekrochen und kommt über das Deck auf mich zu. Martin geht langsam. Und während er auf mich zukommt, hab ich das Lied im Ohr, und die Zeit spult sich zurück – Schritt für Schritt, bis zu dem Tag, an dem alles anfing.
Als ich nach Hause kam, war es schon Abend. Es roch nach angebranntem Speck. Martin stand in der Küche und wusch Geschirr ab. »Hast du wenigstens die Makkaroni besorgt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Du solltest sie doch kochen.«
Ich sagte nichts. Das Geld hatte ich im Klambom verspielt. Martin trocknete sich die Hände ab, hängte das Handtuch auf und zündete sich eine Zigarette an. Dann stieß er die Balkontür auf.
»Sieh mal, es ist Mai«, sagte er.
Ich ging an ihm vorbei auf den Balkon.
»Ja«, sagte ich. Aber ich konnte den Mai nicht finden. Ich sah bloß ’ne Brandmauer und ’ne Unzahl Balkons, graue kleine Käfige, die an grauen Hauswänden klebten.
Ich fasste in meine Hosentasche. Der Brief knitterte. Gerade wollte ich ihn rausziehen, da hörte ich, wie Martin hinter mir einen Seufzer ausstieß. »Junge, ich hab’s geschafft!«
»Was?« Ich zählte die erste Reihe Balkons links gegenüber in der Senkrechten.
»Sie nehmen mich bei der Entwicklungshilfe.«
»Nein!«
»Doch! Stell dir das vor! Sie brauchen gerade noch einen; der Nette vom Arbeitsamt, weißt ja, hat mich hingeschickt. Nur sechs Wochen Ausbildung. Ich soll Lagerverwalter werden. Unterkunft und Verpflegung und so … hör mal! Du sagst ja gar nichts? Freust du dich denn nicht?« Martin redete wie ’n aufgezogenes Klosett.
»Naja, wir müssen uns trennen. Das geht mir auch an den Nerv. Aber, das musst du selbst zugeben, das war doch zuletzt kein Zustand mehr. Immer der Stress. Immer verkaufen, verkaufen. Die wollten doch immer mehr, die in der Firma. Und um dich konnte ich mich überhaupt nicht kümmern. Ist doch wahr. Kein Wunder, wenn du – na ja. Aber jetzt!«
»Was jetzt?«
Martin drückte den Zigarettenstummel aus, drehte sich um und warf ihn in den Abguss. Dann zündete er sich eine neue Zigarette an. Er inhalierte tief, dann: »Es wird schon gehen. Ich muss eben alles zusammenkratzen. Drüben in Südamerika habe ich ja, was ich brauche. Außer Zigaretten brauche ich mir fast nichts zu kaufen. Kriege ja alles. Ich hab schon mit dem Herrn Hallwachs, der leitet drüben den ganzen Kram – also mit dem zusammen hab ich schon ’n Überschlag gemacht. Es geht. Es reicht für ’n Internat.«
Martin sah mich erwartungsvoll an. Ich brachte kein Wort raus. Internat. So. Ich denke ja gar nicht dran! Das versuch nur. Das. Verbissen zählte ich die zweite Reihe Balkons von oben nach unten.
Vier-fünf-sechs.
»Junge, was machst du denn für ’n Gesicht? Ich dachte …« Martin ging in die Küche zurück und um den Tisch herum. Manchmal blieb er stehen. »Sieh mal, das ist doch viel besser für dich. Du bist ’n aufgeweckter Kopf. Du sollst es mal weiterbringen als ich. Im Internat arbeiten die mit dir. Und wo du so begabt bist, für Sprachen …«
Internat. Internat. Martin, du hast ja gar keine Ahnung. Ich hab da ’n Brief in meiner Hosentasche. »Internat ist Käse«, sagte ich laut. »Und du brauchst mich auch.«
»Ja«, sagte Martin, »aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass du was Richtiges wirst. Deine Mutter war so intelligent, Christian, und du hast das von ihr geerbt, bloß …«
»Dass ich faul bin. Den Sermon kenn ich schon. Glaub bloß nicht, dass sich das im Internat bessert.«
»Ja, wenn du von Anfang an bockbeinig bist! Aber wenn du ’n bisschen guten Willen hast …«
»Ich will aber da nicht hin«, sagte ich.
»Diesmal bleibe ich hart, Christian!« Martin zündete sich die dritte Zigarette an.
»Das nützt dir ’n Stiebel!«, sagte ich und langte den Brief aus der Tasche.
»In deinem Internat werden sie mich gar nicht nehmen.« Ich hielt ihm den Knitterbrief hin.
»Was ist das?«
»’n blauer Brief, siehst du doch«, sagte ich.
»Das ist doch ein eingeschriebener Brief? Wie kommst du dazu?«
»Der Briefträger hat ihn mir gegeben. Ich hab den Zettel unterschrieben.«
»Und aufgemacht ist er auch schon! Was fällt dir eigentlich ein?«
Ich zuckte die Achseln. Es war nicht der erste Brief, den ich aufgemacht hatte. Aber dies war der erste, den ich Martin ablieferte.
»Ich hatte mir diesen Abend anders vorgestellt.« Martins Stimme klang belegt. Immer, wenn er sich aufregt, rutscht ihm die Stimme sonst wohin. Er tat mir leid. Umständlich fummelte er an dem Umschlag rum. Endlich hatte er den Brief rausgeholt, glattgestrichen, nun fing er an zu lesen. Ich konnte sehen, wie er Zeile für Zeile mit den Augen abgraste. Als er damit fertig war, ließ er sich auf den Küchenhocker fallen, biss sich auf die Lippen und starrte gegen die Kirchendecke. Der Brief hing in seiner rechten Hand zwischen den Knien. Mir war gesteigert mies.
»Sie haben dich der Schule verwiesen«, murmelte er. »Sie haben dich der Schule verwiesen!«
»Was ’n Blech!«, sagte ich wütend. »Red doch nicht so geschwollen! Rausgeschmissen haben sie mich, einfach rausgeschmissen. Das war schon lange fällig«
»So. Und du scheinst auch noch stolz darauf zu sein.«
Ich gab keine Antwort. Martin zündete sich hastig eine neue Zigarette an und starrte wieder auf den Brief. Als er den Kopf hob, sah er vollkommen abgeschlafft aus. »In was für Lokalen hast du dich rumgetrieben? Antworte! Hier steht, du bist in fragwürdigen Kneipen gesehen worden. Wo war das?«
»Was weiß ich? Vielleicht in einem von diesen Jazzkellern. Oder in so ’nem Spielautomaten-Klambom. Was ist schon dabei.«
»So, du findest nichts dabei! Und dass du mindestens sechsmal verwarnt worden bist, wegen Schulschwänzen, dass du mir mindestens ebenso viele Briefe unterschlagen hast, die ich hätte unterschreiben sollen …« Wieder starrte er gegen die Decke.
Wenn er mich doch angeschrien hätte! Dieses wortlose An-die-Decke-starren konnte einen völlig fertigmachen. Vor lauter Nervosität fing ich an, mir die Nägel abzureißen.
»Morgen früh fahren wir.« Martin stand auf und ging in sein Zimmer. Ich zählte die dritte Reihe Balkons.
Am anderen Tag fuhren wir mit Martins Schepperkasten nach Saalheim. Es war noch irre früh. Nachmittags musste Martin wieder in seinen Entwicklungsladen und »spanische Umgangssprache« pauken. Martin schien einigermaßen guter Laune zu sein. Hin und wieder zeigte er mir ’ne Lerche, die gerade hochstieg.
War mir doch schnurz. Aber als er mir erzählte, wie er den Leuten in der Firma den ganzen Kram vor die Füße geschmissen hatte, da fand ich ihn gesteigert gut.
»Stell dir vor, Christian«, sagte er und gab automatisch mehr Gas, »da komme ich rein zu meinem Chef. ›Herr Hauser‹, sage ich,›ich kündige.‹
›Was …?‹, fragt er, ›Sie kündigen?‹
›Ja‹, sage ich.
›Warum? Haben Sie sich das auch richtig überlegt?‹
›Hab ich‹, sage ich. ›Und hundert Mark mehr, wie wäre das?‹
›Nein‹, sage ich, ›daran liegt’s nicht.‹
›Sondern?‹
›An dem ewigen Getrieze: Umsatz, Umsatz, noch mehr Umsatz. Und an dem Getrete von oben runter. Und die, die unten sind, die kleinen Vertreter, so wie ich, liegen schließlich vor lauter Fußtritten platt auf dem Bauch. Nein, danke, Herr Hauser, und wenn Sie’s genau wissen wollen, das widert mich schon lange an!‹«
»Mensch, Martin, das war ’n Hammer!« Ich schlug mir selber aufs Knie. »Das hättest du schon lange machen sollen!«
»Man muss es sich leisten können, Junge. Aber sag nicht immer Martin zu mir. Ich bin immer noch dein Vater.«
Ich guckte raus aufs Feld. Ich hätte gern auch mal so ausgepackt bei Martin, wie er bei seinem Chef. »Martin«, hätte ich gesagt, »wir beide hausen wie die Kumpel. Du brauchst mich mindestens so sehr wie ich dich. Im Gegenteil: in manchen Dingen seh’ ich besser durch als du. Aber du reitest auf dem Vater rum. Warum?« Ich guckte aufs Feld und sagte nichts. Nein, man konnte Martin nicht so auseinandernehmen, wie wir Jungs im Klambom das manchmal taten. Bei ihm musste man Angst haben, dass er dabei in die Brüche gehen könnte. Da hielt ich lieber den Mund.
»Ich glaube übrigens, dass es mit meinem neuen Job besser klappt«, fing Martin wieder an. Er schob mir sein Päckchen Zigaretten hin. »Zünd dir mal eine an! Willst nicht?