Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Loch in der Wand ist die düstere Erzählung einer Besessenheit. Der Bühnenautor Thimm Anders kauft sich ein abgelegenes Haus, in dem er an seinem neuen Erfolgsstück schreiben möchte. Doch aus seinem Arbeitszimmer, genauer gesagt, hinter einer der Wände dort, hört er ein seltsames Geräusch, gleich einem unheimlichen Stöhnen, das dem feinsinnigen Dichter zuerst den Schlaf, dann allmählich aber auch seine Seelenruhe raubt. Unter Aufbietung aller Mittel möchte er dem fürchterlichen Wimmern auf den Grund gehen und entdeckt die Geheimnisse der Vorbesitzer des Hauses, bevor er schließlich ins Bodenlose stürzt. Eine beängstigende, psychedelische Geschichte, die in ihrer Wirkung an die klassische Schauerliteratur, etwa eines Edgar Allan Poe, erinnert. Eindrucksvoll in Szene gesetzt von der Wiener Künstlerin Diana Deu.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 20
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Norman T. Grant
Erzählung
Mit Illustrationen von Diana Deu
Norman T. Grant, geboren 1957 in Danville, USA, wo er auch lebt. Als Student schrieb er ein Buch über die berühmtesten Walfangkapitäne seiner Heimatregion; er betreibt seit Jahren ein B&B mit seiner Ehefrau. Im Kyrene.Literaturverlag erschienen von ihm die Bildgeschichten „Groar macht der Bär“ (2010) und „Das Tödlein und das Mädchen mit den roten Haaren“ (2011).
Diana Deu lebt und arbeitet in Wien und Graz, www.dianadeu.com.
1. Auflage 2013Kyrene Verlag Innsbruck-WienAlle Rechte vorbehaltenÜbersetzung: H. R. TomkiSatz & Korrektur: Joe RablUmschlag: Carina HaberlPrinted in the EUISBN: 978-3-902873-19-4eISBN: 978-3-902873-28-6www.kyrene-verlag.com
Er zog den Vorschlaghammer, ratternd wie eine Thompson, von der Ladefläche seines Pick-ups und ging damit in das Zimmer zurück. Noch einmal tastete er die Wand ab und klopfte wie ein Lungenfacharzt mit den Knöcheln seines Mittel- und Zeigefingers an die Stelle, hinter der es hohl geklungen hatte. Ein dumpfer Widerhall war zu hören, und Thimm war sich nun sicher, eine Entdeckung gemacht zu haben.
Das Kaufangebot hatte er nicht ausschlagen können. Die Versuchung, an diesen Ort zurückzukehren und im eigenen Haus dort wohnen zu bleiben, war einfach zu groß gewesen, um Nein zu sagen. Außerdem hatte er mit dem letzten Bühnenstück zum ersten Mal nicht nur einen Kritikererfolg landen können, sondern damit auch richtig viel Geld verdient, was, wie ein altes Sprichwort schon sagt, noch mehr Geld anzog, und in seinem Fall bedeutete, dass er in der harten Währung eines lukrativen Drehbuchvertrages mit einer großen Filmproduktionsfirma belohnt wurde. Und weil das Skript zudem auf seiner bereits in den Kultstatus erhobenen Komödie beruhen sollte, die er vor zwei Jahren, während eines goldfarbenen Sommers, in dem Haus geschrieben hatte, das er sich jetzt leisten wollte, sah er die Anschaffung gewissermaßen auch als ein gutes Omen für die eigene Zukunft an und brachte daher sein Angebot ein.
Der Kies in der Auffahrt knirschte unter seinen Füßen, als er ausstieg und ihm die Maklerin zur Begrüßung die Hand reichte.
– Sie haben es gleich wiedergefunden?, fragte sie und entblößte dabei ihre gelben, großen Zähne wie ein Pferd, das aufgeregt wieherte.