Das magische Buch 1 - Verzwickte Liebespuppen - Inez Gavilanes - E-Book

Das magische Buch 1 - Verzwickte Liebespuppen E-Book

Inez Gavilanes

4,8

Beschreibung

Cecilie bekam genau das, was sie sich gewünscht hatte: Liebespuppen, die dafür sorgen, dass jedes Verliebtsein in Erfüllung geht. Auch wenn es nur eine heimliche Verehrung ist und der Andere noch nichts davon weiß. Aber dann passiert das Schlimmste. Cecilies reiche, hübsche und von allen gemochte Freundin Helena verrät, dass sie auf Kasper steht. Der coole, liebe Kasper, in den auch Cecilie verliebt ist. Und es wird noch schlimmer, denn Julie, ihre gemeinsame Freundin, ist auf Helenas Seite und findet Cecilie und sie sollten ihr helfen Kasper, zu bekommen. Es gibt nur eine Möglichkeit der Katastrophe zu entrinnen: Magie! Die drei Mädchen kaufen sich magische Liebespuppen, die die Jungs dazu bringen können, sich in sie zu verlieben. Leider gibt es auf dem Weg zur wahren Liebe einige Komplikationen. Am Ende MUSS Cecilie das Magische Buch ganz einfach stehlen, um das entstandene Chaos von Liebe und Ärger mit den besten Freundinnen wieder ins Lot zu bringen. Nur macht es das Leben nicht leichter für Cecilie – ganz im Gegenteil. Die Magie wird zur schwarzen Magie und die Liebespuppen zu Voodoopuppen. Und dann fängt plötzlich auch noch die Beziehung ihrer Eltern an, zu bröckeln... UNGEKÜRZTE AUSGABEPRESSE"Ein Schmunzeln, so wie Spannung sind bis zum Schluss garantiert. Genau, wie bei einem guten Western, nur ohne Pferde und Pistolen... Liebesbedürftigkeit und Gefühle zeigen sich in ihrer wahren Gestalt." - Steffen Larsen, Politiken (Dänische Zeitung), 4 Herzen"Ein wirklich gutes Mädchen-Buch über die erste Verliebtheit sein, Schwierigkeiten zwischen Freundinnen, die ersten Partys, Make-Up und Magie. Mädchen ab 10 Jahren wird der Handlungsverlauf gefallen, da sie sich mit den Themen des Buches identifizieren können. Das Buch ist unterhaltsam und hat einen die Zielgruppe ansprechenden Ton, gleiches gilt für seine Illustrationen. Die Autorin Anne-Marie Donslund ist bereits durch weitere Mädchenbücher bekannt." - Lektorat: Merete TrapAUTORENPORTRÄTAnne-Marie Donslund, geboren 1966 in Ikast, ist eine dänische Autorin. Sie hat Philosophie und Kultur studiert. Heute arbeitet sie als Rektorin der seeländischen Jugend-Autorenschule. Inez Gavilanes, geboren 1977 in Frederiksberg, ist eine dänische Autorin und populäre Sängerin. Gemeinsam haben Donslund und Gavilanes bisher insgesamt sechs 'magische Bücher' geschrieben. Die ersten zwei sind ins Deutsch übersetzt und bei SAGA Egmont erschienen.Die Serie DAS MAGISCHE BUCH erzählt die Geschichte von Cecilie. Sie musste das Magische Buch einfach stehlen um zu versuchen das entstandene Chaos von Liebe und Ärger mit den besten Freundinnen wieder zu ordnen. Nur macht es das Leben nicht leichter für Cecilie – ganz im Gegenteil. Die Magie wird zur schwarzen Magie und die Liebespuppen zu Voodoopuppen. Und dann fängt plötzlich auch noch die Beziehung ihrer Eltern an zu bröckeln...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 186

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
13
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Anne-Marie Donslund und Inez Gavilanes

Das Magische Buch 1„Verzwickte Liebespuppen“

 

 

Saga

Die Jungs

Einfach total typisch Helena. Super schicke Geburtstagseinladungen! Mit einem abgefahrenen Bild, das sie in einem richtigen Atelier hat machen lassen – so richtig mit professionellem Fotografen, Stylist und allem drum und dran.

Ihre Eltern fanden nämlich nicht, dass dieser Amateur von Schulfotograf ihre Schokoladenseite richtig getroffen hatte. Ich konnte nicht so genau sehen, was sie damit meinten. Also bis jetzt. Auf diesem Bild hier sieht sie aus wie ein Model; genau wie im echten Leben. Gerade jetzt geht Helena wie auf dem Catwalk durch das Klassenzimmer und verteilt Einladungen an alle Mädchen, die sich vor Neid auf die Lippen beißen.

Julie und ich sehen uns an. Wir sind nicht neidisch. Wir sind Helenas beste Freundinnen und Freundinnen sind nicht neidisch darauf, dass die eine zum Beispiel grade dabei ist, Fotomodel zu werden.

Helenas Mutter hat die Fotos nämlich auch an die „First Models“- Agentur geschickt.

„Jetzt muss ich nur warten und sehen, ob sie anrufen“, sagte Helena als sie uns davon erzählte während sie ein Hollywood-Lächeln aufsetzte. Ich habe keine Ahnung, wie sie das anstellt. Immer wenn ich es versuche, fühlt es sich so an, als wäre mein Mund aus Wachs.

Die rufen garantiert an, also die Model-Agentur. Helena eignet sich garantiert super zum Modeln. Sie posieren super; sowohl vor der Kamera als auch vor der Klasse.

Endlich ist sie fertig mit dem Verteilen der Einladungen und wir rechnen damit, dass sie sich wieder hinsetzt. Aber dem ist nicht so. Sie bleibt stehen, wirft einen Blick über die Schulter und lächelt Julie und mich an.

Und dann beginnt sie, Umschläge an die Jungs zu verteilen… Das gibt´s doch nicht!

„Kommen die Jungs auch?“, flüstere ich Julie zu.

„Das war bestimmt das Geheimnis, von dem sie uns nichts verraten wollte.“, flüstert Julie zurück.

Irgendwie stört mich das unglaublich. „Ich dachte, es hätte mit etwas anderem zu tun; irgendwas mit dem, was wir an ihrem Geburtstag machen sollten.“

„Ja, aber das hier ist doch soooo viel besser“, kichert Julie.

Und darin hat sie natürlich Recht. Es wird doch total genial, mit den Jungs zusammen auf einer Party zu sein. Besonders wegen Kasper, in den ich verliebt bin. Das Problem ist nur, dass ich mich nicht getraut habe, Julie und Helena davon zu erzählen, bevor es zu spät war.

Verliebt

Alles fing damit an, dass ich nicht von Helena und Julie geärgert werden wollte, weil ich dachte, sie fänden, dass Kasper ein Nerd oder einfach etwas zu brav ist. Er ist nämlich super intelligent und auch immer extrem höflich: Er redet mit den Lehrern, wie es sich gehört, und flucht fast nie. Aber er kann auch unglaublich lustig sein und alle anderen aufziehen - und dann ist er noch ein richtig guter Skateboardfahrer. Eigentlich glaube ich, er ist in allem gut. Basket- und Fußball, Laufen – you name it. Aber er ist es auf eine gute Art und Weise, ohne dass er jemals damit angeben würde. Es fällt ihm einfach natürlich, der Beste zu sein und trotzdem so zu tun, als wäre er einfach so ein Junge, der albern, kindisch und immer am rumspielen ist, und mit Radiergummis schießt. Da bemerkt man es auch nicht so schnell. Uns ist es auf jeden Fall nicht so schnell aufgefallen. Keine von uns war nämlich schon mal vorher in ihn verknallt.

Letztes Jahr war Julie in Kenneth aus der Parallelklasse verliebt und Helena fand Hannes ganz toll. Das hatte sich allerdings innerhalb einer Pause erledigt, in der er ihr einen Schneeball, fast gänzlich aus Eis, direkt gegen den Kopf schmetterte. Ich war damals in niemanden verknallt. Also nicht wirklich. Ich behauptete zwar, ich fände Sophus ganz in Ordnung, aber das war eigentlich nur, um dazuzugehören.

Helena ist fertig damit, Einladungen zu verteilen und wirft sich auf den Stuhl zwischen Julie und mir.

„Na, wie findet ihr das Bild?“

„Es ist abgefahren schön“, sage ich. „Du siehst aus, wie „Germany´s Next Topmodel“.

Helena umarmt mich und drückt mir einen Schmatzer auf die Wange. Julie nickt.

„Ja, und überhaupt, wie cool ist es nicht, dass die Jungs mit von der Partie sind?“ Es ist deutlich an ihrer Stimme zu hören, wie sehr sie sich freut.

„Ja, das ist genial, oder?“, kichert Helena. „Ich wollte euch damit überraschen.“

„Und dann an einem Samstag! Abends. Das ist einfach nur cool!“ Julie kann sich gar nicht einkriegen.

Helena lächelt zufrieden. Sie ist stolz. Verständlicherweise!

Ich lasse ihre extrem schicke, megafetzige Einladung in meiner Tasche verschwinden. Es besteht gar kein Zweifel daran, dass es eine tolle Party werden wird. Ich wünschte nur, ich hätte die Idee gehabt, die Jungs einzuladen; dann wäre alles anders gewesen.

Liebespuppen

Ich hatte letzten Monat Geburtstag und habe natürlich nur mit den Mädchen gefeiert. Nachmittags. Ich glaube, an einem Mittwoch. Und es hat geregnet. Dabei hatte ich mir extra viel Mühe mit allem gegeben. Aber verglichen mit all dem, was Helena veranstaltet, ist mir schon klar, dass es in Wirklichkeit nichts Besonderes war.

Meine Einladungen, zum Beispiel, waren offensichtlich so last year. Kurz bevor ich sie austeilte, hat Helena erzählt, dass sie ihre pinke Tasche aussortiert und eine graue gekauft hat, weil Pink jetzt einfach total out ist.

Meine Einladungen waren natürlich pink. Ich hatte sie selbst gemacht und mit dem neuen Drucker auf Papas Arbeit ausgedruckt.

Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste, wenn man das so nennen kann, war, dass ich von Helena und Julie genau das bekam, was ich mir gewünscht hatte. Dadurch kam nämlich erst die ganze Sache mit Kasper ans Licht.

Ich hatte mir ein paar Liebespuppen gewünscht aus einem Laden, der Kult heißt. Das ist der abgefahrenste Hokus-Pokus-Laden überhaupt und wir, Helena, Julie und ich, lieben ihn. Manchmal, nach der Schule, stöbern wir stundenlang dort herum und glotzen Pendel, magische Zeichen und ausgefallene Tücher an und stellen uns vor, dass wir einem richtigen Hexenkult angehören, der bei Vollmond zaubert und allerhand Kräuter über einem Feuer zusammenbraut.

An so einem Tag entdeckten wir auch die Liebespuppen. Sie waren ganz schlicht aus Filz und ohne Gesicht. In die eine sollte man etwas von seinen eigenen Klamotten tun. Und in die andere sollte man etwas Kleidung von demjenigen, in den man verliebt ist, stopfen. Aber Julie und Helena lachten nur und fanden es eine sinnlose Idee, zumal ich ja noch nicht mal in jemanden verliebt wäre. Das war meine erste Gelegenheit, ihnen das mit Kasper zu sagen, aber die habe ich verpasst.

An meinem Geburtstag zogen mich Helena und Julie dann mit ins Bad. Die anderen Mädchen spielten „Wahrheit oder Pflicht“ im Wohnzimmer.

Wir saßen zum Geschenke auspacken auf dem Boden. Es waren Sterne auf dem Papier und ein Duft von Lavendel, den ich aus dem KULT-Laden wiedererkannte.

„Ich liebe euer Badezimmer“, sagte Helena. „Diese Fliesen sind jetzt wieder der letzte Schrei. Und es ist immer so schön sauber hier. Unser Au-pair ist einfach zu faul. Das meint meine Mutter auch. Bist du nicht total gespannt?“

Noch bevor ich das Papier ganz abhatte, holten die beiden ihre eigenen Puppen hervor. So saßen wir also da mit sechs flachen Stoffpuppen, die darauf warteten, gefüllt zu werden.

„Jetzt müssen wir sagen, in wen wir verliebt sind“, sagte Helena und wurde so knallrot im Gesicht, dass Julie und ich zu lachen anfingen. Helena war sonst nichts peinlich, sie musste richtig verliebt sein.

Das war ich auch. Jedes Mal, wenn ich Kasper ansah, schlug mein Herz höher und in meinem Bauch kribbelte es ganz irrsinnig. Seine leuchtend grünen Augen und das zerzauste Haar, wenn er mit dem Skateboard unter dem Arm von der Pause hereinkam - das hatte schon was.

„Also ich finde, Sophus und Cille passen gut zusammen“, lenkte Helena ab. „Ihr seid beide so lieb und fröhlich mit euren Locken und den braunen Augen.“

„Er ist aber überhaupt nicht mein Typ“, sagte ich. Und das ist er auch nicht.

Sophus ist schon nett, aber zum verlieben? Forget it!

„Ok, aber Julie und Hannes passen gut zueinander. Er ist schon ziemlich süß, nicht, Julchen?“, machte Helena einfach weiter.

„Nee, überhaupt nicht“, sagte Julie und zupfte etwas an ihren Puppen rum. „Aber du stehst so was von auf Kasper, Helena!“ rief sie dann und lachte ganz laut und ich lachte mit. Aber nicht richtig, mein Lachen war falsch und meine Zunge fing plötzlich an zu jucken. Helena versteckte ihr Gesicht hinter ihren Puppen, weil sie so extrem rot geworden war, aber sie nickte und kicherte.

„Oh nein. Fällt das wirklich so dolle auf?“, quietschte sie dann und ließ sich auf den Rücken fallen, beinahe mit dem Kopf gegen die Kloschüssel.

Es fühlte sich so an, als hätte ich Juckpulver im Hals und als Helena und Julie wieder zu den anderen gingen, blieb ich noch im Bad, um ganz viel Wasser zu trinken.

Ich hatte es also nicht fertig gebracht, ihnen zu sagen, dass ich auch in Kasper verliebt bin und das, obwohl wir sonst nie Geheimnisse voreinander haben. Aber es ist auch ganz egal; ich kann ihn genauso gut vergessen. Ich hätte niemals eine Chance, weil alle doch wissen, dass Helena eine ganz andere Liga ist. Sie bekommt immer, was sie will und es wäre einfach nur lächerlich, wenn ich, nachdem sie es gesagt hat, sagen würde, dass ich auch verrückt nach ihm bin.

Aber so leicht ist das nicht, ihn zu vergessen. Ich sehe ihn ja jeden Tag in der Schule und ich kann überhaupt nicht aufhören, an ihn zu denken.

Deshalb ist es eben auch nicht so toll für mich, wenn die Jungs auch bei Helenas Geburtstag dabei sind. Sie wird garantiert versuchen, auf der Party mit ihm zusammen zu kommen. Und das wird sicherlich ein leichtes Spiel für sie.

Kult

„Geht ihr heute mein Geschenk kaufen?“, fragt Helena ganz unschuldig und zeigt ihr schönstes Lächeln mit glänzend weißen Zähnen. Sie ist immer unglaublich neugierig.

„Hm, vielleicht“, antwortet Julie geheimnistuerisch.

„Dann gebe ich euch besser meinen Wunschzettel mit.“ Helena kramt ein Stück Papier aus ihrer Federtasche und wedelt es dann dicht vor meiner Nase hin und her. Es riecht nach einem teuren neuen Parfüm. Ganz was anderes, als die uncoolen Parfüms, die ich im Supermarkt kaufe, wenn sie im Angebot sind. Ich unterbreche sie; plötzlich habe ich keine Lust mehr, ihren Wunschzettel zu sehen. Ich weiß eh, was drauf steht, es ist ja immer das Gleiche.

Ich schuppse ihre Hand weg. „Den brauchen wir gar nicht!“ Julie und Helena starren mich verwundert an. Wir geben einander immer Wunschzettel und gewöhnlich bin ich nie so selbstsicher.

„Du möchtest doch bestimmt etwas ganz Besonderes haben, oder?“ Ich blinzele Julie zu, die mich immer noch fassungslos ansieht.

„Ähm, schon, aber wir geben uns doch immer…“

„Julie und ich haben uns etwas ganz tolles ausgedacht“, lüge ich. „Du wirst dich total darüber freuen, du weißt es nur noch nicht.“

Es sind viele aus der Schule im „Central“, dem großen Einkaufszentrum der Stadt, unterwegs, aber wir sind die einzigen im Kult.

„Und was hast du dir jetzt ausgedacht?“, fragt Julie. Sie ist mir einfach wie ein Hund nachgedackelt. Jetzt steht sie da und spielt an den Pendeln rum. Die Wahrheit ist: ich habe keine Ahnung.

„Nichts.“ Plötzlich ist meine Stimme sehr unsicher. Aber nicht Julies, ihre ist messerscharf.

„Was? Wieso hast du es dann gesagt?“

„Ich weiß nicht.“

„ Also ganz ehrlich! Dann hätten wir doch ihren Wunschzettel nehmen sollen!“

„Wir finden etwas, hier im Kult. Das ist doch viel besser als diese dämlichen Marken-Tops, die sie sich ständig und andauernd wünscht.“

Ich kann Julie ansehen, dass sie mir recht gibt, aber sie sagt nichts. Sie steht weiterhin an den Pendeln und gibt einem so einen dollen Schubs, dass es wie wild hin- und herschwingt.

„Da gibt´s aber ein kleines Problem, an das du nicht gedacht hast: Alles, was sie sich von hier wünscht, hat sie sich schon gekauft.“

Julie hat recht. Helena bekommt so viel Taschengeld, sie kann sich immer das kaufen, worauf sie gerade Lust hat. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich war nur der Wunschzettel des Mädchens, das alles hat und alles bekommt, leid.

„Was ist mit dem Tuch hier?“ Ich habe ein wirklich hübsches lilanes, mit schwarzem Muster gefunden. Es ist das einzige dieser Art unter den vielen anderen am Ständer. Ob es Kasper gefallen würde?

„Auf keinen Fall! Du hättest es vielleicht selbst gerne.“ Julie lacht und schüttelt den Kopf. „Helena zieht doch keine Sachen aus diesem Laden an.“

Ich antworte nicht, aber sie hat wieder recht. Helena würde nie etwas ohne Markenzeichen tragen. Alles, was sie hat, ist besonders schön oder teuer und irgendwie setzt mich das ganz schön unter Druck. Überhaupt läuft es nicht so super, seitdem sie das mit Kasper gesagt hat. Jetzt ist es so, als ob nur sie in seiner Nähe sein darf. Wenn ich mich gerade mit ihm unterhalte (was auch gar nicht so furchtbar oft passiert) kann es vorkommen, dass sie sich einfach einmischt und mich fast schon wegschuppst.

„Was ist denn, wenn wir ein Geschenk für sie zusammenstellen, so mit Räucherstäbchen, Steinen und so?“ Ich höre selbst schon, dass es ist nicht die beste Idee ist.

„Im Ernst, Cecilie. Du hast ihr gesagt, sie bekommt etwas ganz besonderes. Da geht es doch nicht mit einem albernen Sammelsurium an Kleinkram, den sie eh schon hat. Sie will mit Sicherheit lieber ein großes, ein richtiges Geschenk haben. Du weißt doch, wie sie ist. Diesen Schnickschnack hier würde sie hassen.“

„Kann ich euch Mädchen heute vielleicht irgendwie behilflich sein?“

Die Inhaberin vom Kult steht plötzlich hinter mir. Ich habe sie überhaupt nicht kommen hören. Manchmal kommt es mir so vor, als würde sie uns beobachten. Sie hat dunkle Augen und schwarzes Haar und trägt immer irgendwelche Strickjacken.

„Wir suchen ein großes und fantastisches Geburtstagsgeschenk für unsere Freundin“, sagt Julie. „Die, die sonst auch immer hier mit ist.“

„Ah, ja“, sagt die Frau, „dachte ich’s mir schon, dass sie ist Zwilling ist.“

Julie und ich starren die Frau an, als wäre sie gerade vom Mond gefallen. Wie in aller Welt konnte sie wissen, dass Helena Zwilling ist?

„Woher wussten Sie das?“ fragt Julie und ihre Stimme klingt ganz sonderbar.

„Hm, ein fantastisches Geburtstagsgeschenk“, sagt die Frau, ohne auf Julies Frage einzugehen.

Aber na klar, jetzt verstehe ich es. Wenn sie weiß, wie alle Sternzeichen im Jahr verteilt sind, ist es nicht mehr schwer, das auszurechnen. Wir haben es ja gerade gesagt; wir suchen ein Geburtstagsgeschenk.

„Kommt mal mit“, sagt die Frau. Wir folgen ihr zum Kassentresen.

„Wartet hier.“ Sie verschwindet im Hinterzimmer.

Das Buch

Sie kommt mit einem großen Buch zurück.

„Das ist das letzte, das ich habe“, sagt sie. „Es ist eine Art magisches Manual.“

„Ein was?“, fragt Julie.

„Ein magisches Handbuch“, erklärt die Frau und schlägt eine zufällige Seite auf.

Ich kann gerade noch eine Überschrift sehen, bevor Julie sich über das Buch schmeißt. „Wie man Dinge repariert, die kaputt gegangen sind“, stand da.

Julies Augen leuchten während sie durch die Seiten blättert.

„Wie genial“, japst sie. „Helena wird sich wie verrückt freuen. Hör mal: So bekommst du den, den du liebst…“

Ich habe ein spontanes Stechen im Bauch. Eigentlich finde ich nicht unbedingt, dass Helena das Buch haben sollte.

„Was kostet es denn?“, frage ich.

„99, 99 Euro, aber weil ihr es seid, 70 Euro.“

„Hier gibt es ein Rezept für Liebeskuchen“, kichert Julie.

„So viel habe ich aber nicht“, flüstere ich und zupfe Julie am Ärmel. Die Frau kann es natürlich trotzdem hören.

„In Ordnung. Obwohl es wirklich ein gutes Angebot ist“, sagt sie und klappt das Buch vor Julies Nase zu. „Aber ich habe auch gerade dieses Creme zum Selbermachen-Set reinbekommen.“

„Aha, ok“, sagt Julie. „Damit kann man seine eigene Creme machen?“

„Das ist wirklich gut und man kann sowohl Gesichtscreme als auch Bodylotion machen und selbst bestimmen, wie sie riechen soll. Kostet 32, 90 Euro.“

Es ist nicht einmal die Hälfte vom Buchpreis und obwohl es immer noch eine Menge Geld für mich ist finde ich, es wäre endlos peinlich, wenn ich schon wieder sage, es ist zu teuer.

„Hast du 17 Euro?“, fragt Julie und holt ihre Visa-Karte aus der Tasche.

„Ja, ja“, sage ich schnell, dabei stimmt es gar nicht. Ich habe nur 10 Euro von Mama für das Geschenk bekommen. „Du kannst ja erstmal auslegen.“

Julies Idee

Julie streckt auch noch ein Softeis vor. So etwas essen wir nicht, wenn Helena dabei ist. Nicht wegen dem Geld, sondern weil Helena solche Sachen nur zu bestimmten Anlässen isst. Sie achtet auf ihre Figur, sagt sie. Besonders seitdem sie diese Modellbilder hat machen lassen.

„Uh, mir kommt gerade die weltbeste Idee überhaupt“, sagt Julie mit dem Mund voller Eis.

„Mmm. Was denn?“ Ich denke immer noch an das Buch aus dem Kult und höre nicht richtig zu. Wenn wir nur etwas mehr Zeit gehabt hätten, es anzusehen, also das Buch. Es sah unglaublich spannend aus. Wenn ich doch nur genug Geld hätte, es für mich selbst zu kaufen. Aber das ist undenkbar. 70 Euro habe ich überhaupt nicht und das nächste Taschengeld schulde ich jetzt schon Julie.

Auf eine Art bin ich ganz froh, dass Helena das Buch nicht von uns bekommt. Dann hätte sie nur schon wieder eine supercoole Sache mehr, die ich nicht haben kann.

„Hey, hör mir doch mal zu!“ Julie zupft an meinem Ärmel. „Cecilie?“

„Ja, ja, ich höre zu.“

„Es ist einfach eine grandiose Idee! Wir klauen Klamotten von Kasper und packen sie für Helena ein. Für ihre Liebespuppe!“ Julies Augen strahlen vor Begeisterung über ihren eigenen Erfindungsgeist. Mir rutscht das Eis beinahe in den falschen Hals.

„Wie bitte? Das können wir doch nicht machen.“

„Doch, und wie wir das können“, sagt Julie. Sie kann gar nicht mehr still stehen und tanzt ein paar eigenartige Schritte hin und her. „Das ist ein mordsmässiges Geschenk! Verstehst du das nicht?! Helena traut sich ja nicht, selbst etwas zu klauen. Aber wenn wir das für sie machen und es ihr als Geburtstagsgeschenk geben, dann kann sie es in ihre Liebespuppen tun. Und dann kann sie bei der Party sehen, ob es klappt.“

„Dann hätten wir 32,90 Euro sparen können“, murre ich.

„Hör auf, so geizig zu sein. Helena kauft immer riesige Geschenke für uns.“

Sie hat ja recht. Aber das ist es ja gerade, was es so verflixt mit Helena macht. Eigentlich ist sie super lieb und deshalb kann man nicht wirklich sauer auf sie sein. Aber sie bekommt halt immer alles und nun sollen wir ihr obendrein auch noch dabei helfen, Kasper zu kriegen.

„Wir haben morgen Sport. In der großen Pause, wenn die Jungs an der Rampe sind, stibitzen wir Kaspers benutztes T-Shirt“, fährt Julie fort.

„Dann ist es auch voller Kasper-Schweiß“, flüstere ich so leise, dass ich es fast selbst nicht hören kann. „Dann klappt es bestimmt noch viel besser.“

„Ich bin einfach genial, wenn ich mir nur etwas Mühe gebe“, feiert sich Julie selbst und tanzt noch ein paar weitere bizarre Ballettschritte in Richtung H&M.

„Kommst du mit rein? Ich will nur mal gucken, ob sie noch diese silberne Bluse haben, die ich mir wünsche.“

Basketball

Wir spielen Basketball im Sportunterricht. Natürlich macht Helena bei den Mädchen die meisten Körbe, während es Kasper bei den Jungs ist. Ich selber treffe den Korb kein einziges Mal. Auch weil ich so müde bin. Die ganze Nacht musste ich an Julies Idee denken. Wenn Helena Kaspers T-Shirt in ihre Liebespuppe tun kann, will ich das auch. Alles andere wäre total unfair. Nur weil sie laut gesagt hat, dass sie auf ihn steht, hat sie doch nicht mehr Anspruch auf ihn als ich, oder?

Jetzt sitzen wir mit nassen Haaren im Biologieunterricht bei Hinkeheiner alias Herr Hain. Er fabelt wie gewöhnlich über das wilde Tierreich in Deutschland und macht dabei auch vor dem kleinsten Insekt nicht halt. Er will uns schon wieder klar machen, dass unsere Natur genauso beeindruckend und wild ist, wie die Afrikas, auch wenn wir keine Elefanten und Löwen haben – wir müssen nur einzoomen. Gerade geht es um die Feldmaus.

Helena, Julie und ich machen gleichzeitig unsere Mathehausaufgaben. Heimlich. Dann brauchen wir uns darum am Wochenende nicht mehr kümmern. Obwohl Julie irgendwie nicht die Aufgaben macht. Sie malt T-Shirts in mein Matheheft.

„Was ist das denn?“, flüstert Helena. Sie glaubt, wir haben ihr ein T-Shirt gekauft und hört gar nicht mehr auf damit, Marken zu raten. Sie ist unerträglich neugierig.

„Abercrombie&Fitch, Esprit, Dolce & Gabana, oder eins aus dem Skateladen in der Stadt?“

„Können sich die Damen vielleicht dazu bewegen, zuzuhören?“, meckert Hinkeheiner.

Wir sitzen in der einen Ecke der U-Anordnung der Tische. Auf der anderen Seite sitzen Kasper und die anderen Jungs und machen Blödsinn. Ab und an streift uns sein Blick, dann lacht er und wirft mit Radiergummies und Kreide. Mir ist aufgefallen, dass Helena sich den Kram in die Tasche steckt. Sie sammelt ihn, um ihn in ihre Liebespuppe zu tun, da bin ich mir ganz sicher. Ich konnte nur ein einziges Stückchen einstecken.

„Die Herren sind natürlich auch herzlich eingeladen, mitzumachen“, sagt Hinkeheiner. „Kasper, kannst du uns vielleicht sagen, was du über die Feldmaus weißt?“

„Äh“, sagt Kasper. „Naja, es ist die gewöhnlichste Maus bei uns, aber ganz harmlos. Und die können ganz viele Jungen kriegen. Ich glaube, so sieben Würfe im Jahr, mit jeweils ungefähr fünf Jungen.“

Hannes klopft Kasper auf den Rücken, lacht laut und macht das Sex-Zeichen mit den Fingern.

Fast alle fangen an zu lachen. Kaspers Wangen werden etwas rot. Es steht ihm.

„Ja, die müssen sich ranhalten“, sagt Hinkeheiner.

„Was ist eigentlich ihr Lieblingstier, Herr Hein?“ unterbricht ihn Helena. Das ist so eine Taktik, die sie hat, um die Lehrer dazu zu kriegen, über andere Sachen zu reden.

„Meins? Ja, also ich war schon immer schwer vom Zaunkönig fasziniert. Er ist eigentlich ein recht unscheinbarer kleiner Vogel, aber doch irgendwie sehr besonders. Er singt ganz herrlich und baut beeindruckende Nester. Ja, wir ihr wisst, habe ich meine Abschlussarbeit über ihn geschrieben und…“

Ich merke Julies Mund an meinem Ohr und lege eine Hand über mein Heft. Ich saß da und habe Herzen und Skateboards gezeichnet, ohne es richtig zu bemerken.

„Guck mal, Kaspers Sportsachen…“ Sie nickt rüber zu Kaspers ReWe-Beutel auf dem Boden. Er sieht dreckig und schon recht mitgenommen aus und Kaspers Basketballsachen fallen fast schon raus. „Wenn du Helena in der Pause ablenkst, dann schnappe ich sein T-Shirt.“