1,99 €
Das Römische Imperium der Cäsaren ist eine ebenso umfassende wie faszinierende Sammlung, die die vielschichtige Geschichte und Kultur des antiken Rom beleuchtet. Diese Anthologie vereint eine Vielzahl literarischer Stile und Rollen, die von erzählerischen Darstellungen bis hin zu analytischen Betrachtungen reichen. Illustriert mit kunstvollen Abbildungen, zieht sie den Leser in die komplexe Welt der römischen politischen, sozialen und militärischen Entwicklungen hinein. Höhepunkte der Sammlung umfassen detaillierte Schilderungen der römischen Schlachten sowie tiefgreifende Analysen der Verwaltungskunst der Cäsaren, die die Macht und den Einfluss des Imperiums verdeutlichen. Die herausragenden Historiker Theodor Mommsen und Leopold von Ranke sind die zentralen Architekten dieser Anthologie. Ihre Arbeiten sind geprägt von einer akribischen Recherche und einer unvergleichlichen Tiefe, welche die wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften des Römischen Reiches beleuchten. Mommsens nuancierter Blick auf die römische Rechtsverwaltung und Ranke's umfassende Erzählkunst zur römischen Geschichte bieten ein reichhaltiges Geflecht an Perspektiven, welches das bestehende Verständnis des römischen Erbes erheblich erweitert. Diese Sammlung spiegelt die historische und literarische Strömung wider, die sich im 19. Jahrhundert in der Geschichtsschreibung etablierte. Dieses Buch ist eine Einladung an den Leser, in die Welt des Römischen Reiches einzutauchen und von dessen Komplexität und Errungenschaften zu lernen. Es bietet eine einzigartige Verbindung von historischen und kulturellen Erkenntnissen, die in einem Band selten so lebendig zusammengeführt werden. Leser, die sich für Geschichte, Kultur und die Dynamik historischer Imperien interessieren, finden hier eine wertvolle Ressource, die zum Nachdenken anregt und den Dialog zwischen den Epochen und Kulturen fördert. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Im Zentrum steht die Frage, wie sich unter den Casaren Macht, Recht und Gesellschaft zu einem dauerhaft handlungsfe4higen Imperium verschre4nkten. Das Rf6mische Imperium der Ce4saren (Mit Illustrationen) ffchrt Leserinnen und Leser zu diesem Kern, indem es zwei pre4gende Stimmen der deutschen Geschichtsschreibung zusammenbringt: Theodor Mommsen und Leopold von Ranke. Beide lenken den Blick auf die politischen, rechtlichen und kulturellen Bedingungen rf6mischer Herrschaft. Die Ausgabe ist so konzipiert, dass sie historische Substanz und anschauliche Vermittlung verbindet, ohne an Ernst zu verlieren. Sie bietet damit einen fundierten Einstieg in eine Epoche, deren Ordnungen und Konflikte bis heute nachwirken.
Das Buch gehf6rt zum Genre der historiografischen Darstellung und verortet sich im Schauplatz des rf6mischen Imperiums unter den Ce4saren, vom Zentrum Rom bis in die Provinzen des Mittelmeerraums. Die zugrunde liegenden Texte stammen aus dem 19. Jahrhundert und tragen die Handschrift zweier wegweisender Historiker: Mommsen, der 1902 den Nobelpreis ffcr Literatur erhielt, und Ranke, ein Begrfcnder moderner, quellenkritischer Geschichtsschreibung. Die hier vorliegende illustrierte Ausgabe vermittelt diese klassischen Deutungen einem heutigen Publikum und he4lt dabei den Fokus auf Pre4zision, Kontext und Lesbarkeit. Wo die Originalpublikationen zeitlich zu verorten sind, bleibt der Zugriff auf die Epoche konsequent.
Die Ausgangssituation ffchrt in die Strukturen eines Reiches ein, das unter kaiserlicher Autorite4t Verwaltung, Milite4r und Recht bfcndelte und seine Vielfalt politisch organisierte. Das Leseerlebnis ist zweistimmig: Mommsens energische, an Staats- und Rechtsgeschichte geschulte Darstellung trifft auf Rankes methodische Nfcchternheit und Quellenorientierung. Der Stil bleibt klar, die Stimme ernst und sachlich, zuweilen plastisch in der Schilderung von Institutionen und Handlungsspielre4umen. Die Stimmung ist intellektuell anregend statt pathetisch; sie zielt auf Verste4ndnis von Prozessen, nicht auf Anekdote. So entsteht ein konzentrierter Zugang, der Komplexite4t nicht scheut, aber Schritt ffcr Schritt aufschliedfbar macht.
Im Vordergrund stehen Themen, die das Imperium trugen: Legitimation und Ausfcbung von Macht, die Architektur der Verwaltung, das Wechselspiel von Zentrum und Provinzen sowie die Ordnungsleistung des Rechts. Dazu kommen Fragen nach Loyalite4t, Integration und Kontrolle, nach wirtschaftlichen Ressourcen und der Rolle milite4rischer Gewalt. Die Texte beleuchten, wie Institutionen Erwartungen formten und Konflikte kanalisieren sollten, und wie politische Sprache Herrschaft verste4ndlich machte. Ohne dramaturgische Zuspitzung entfalten sie ein Bild von Kontinuite4t und Wandel, das die Spannungen zwischen Tradition und Innovation im Prinzipat sichtbar werden le4sst.
Die methodische Spannweite der beiden Autoren gibt der Lektfcre Profil. Rankes quellengese4ttigte, streng differenzierende Vorgehensweise sche4rft den Blick ffcr Kontext und Proportion, we4hrend Mommsens Sinn ffcr juristische Strukturen und politische Dynamiken Zusammenhe4nge pointiert. Diese Gegenfcberstellung erzeugt geistige Reibung, die zu eigenem Urteil ermutigt. Argumente werden fcberprfcfbar entwickelt, Kausalite4ten vorsichtig gezogen, Begriffe genau verwendet. Wer sich auf dieses Verfahren einle4sst, erlebt eine Schule historischer Urteilskraft, in der die Antike nicht als Folie ffcr Gegenwartsdebatten dient, sondern als Gegenstand, der fcber seine Quellen selbst zu Wort kommt.
Die Illustrationen stfctzen die Orientierung, indem sie Schauple4tze, Objekte und Konstellationen vergegenwe4rtigen und damit die Distanz zu Raum und Zeit des Imperiums verringern. Sie rhythmisieren die Lektfcre, bieten Ankerpunkte ffcr komplexe Passagen und erleichtern es, institutionelle oder geografische Zusammenhe4nge gedanklich zu verorten. Visuelle Beigaben ersetzen keine Analyse, doch sie vertiefen den Eindruck von Dichte und Konkretion, den die Texte anstreben. So entsteht ein Zusammenspiel von Bild und Wort, das die argumentative Strenge nicht schme4lert, sondern die Aufnahmefe4higkeit ff6rdert und neugierig macht, genauer hinzusehen.
Ffcr heutige Leserinnen und Leser ist dieses Buch relevant, weil es Grundfragen politischer Ordnung berfchrt: Wie wird Autorite4t legitimiert, Vielfalt integriert, Stabilite4t gesichert, ohne Dynamik zu ersticken? Die rf6mische Erfahrung zeigt Mf6glichkeiten und Grenzen von Zentralisierung, Rechtssetzung und Verwaltung fcber grodfe Re4ume hinweg. Die Kombination aus klassischer Gelehrsamkeit und zuge4nglicher Aufbereitung regt dazu an, Macht und Institutionen reflektiert zu betrachten. Wer das Imperium als historische Werkstatt politischer Formen liest, findet hier eine disziplinierte, anregende Begleitung fcr kritisches Denken fcber Vergangenheit und Gegenwart.
Das Buch zeichnet in quellennaher, klar gegliederter Darstellung den Aufstieg und die Struktur des römischen Kaiserreichs von Caesar bis zu den Reformen der Spätantike nach. Politische Ereignisse werden mit administrativen, militärischen und gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft, während die Erklärung von Institutionen und Verfahren im Mittelpunkt steht. Antike Texte, Inschriften und archäologische Befunde dienen als Grundlage, um Entscheidungen, Machtverhältnisse und langfristige Trends nüchtern zu erläutern. So entsteht ein Überblick, der das Funktionieren des Imperiums, seine Tragfähigkeit und seine Anpassungsfähigkeit sichtbar macht. Der Band folgt der zeitlichen Abfolge und betont markante Zäsuren wie ebenso prägende Kontinuitäten.
Ausgangspunkt ist die Krise der späten Republik, in der konkurrierende Eliten, sozioökonomische Spannungen und militärische Klientelpolitik die Ordnung erschüttern. Julius Caesar nutzt militärisches Prestige und politische Koalitionen, um Reformen anzustoßen: Entschuldung, Kalenderreform, Neuordnung der Provinzen und Erweiterung des Bürgerrechts. Seine Diktatur bündelt Kompetenzen und demonstriert die Möglichkeiten personaler Herrschaft, löst jedoch Widerstände im Senat aus. Die Ermordung Caesars erzeugt ein Machtvakuum, das Bürgerkriege befeuert. Das Buch skizziert Koalitionen, Propaganda und Rechtsakte dieser Übergangsphase, ohne einzelne Akteure zu idealisieren, und zeigt, wie institutionelle Schwächen die Verschiebung hin zur Monarchie begünstigen. Gleichzeitig werden die Rollen der Armeen als politische Faktoren klar herausgearbeitet.
Auf diese Umbruchszeit folgt die Konsolidierung unter Augustus, der seine Stellung über rechtliche Arrangements und symbolische Kommunikation absichert. Das Werk erläutert die Siedlung von 27 und 23 v. Chr., die Kompetenzen des Princeps, die Rolle des Senats sowie die Einrichtung der Prätorianergarde. Provinzverwaltung, Zensus und Steuersystem werden neu geordnet, Straßen und Flotten sichern Herrschaft und Handel. Gleichzeitig stabilisieren Ehe- und Sittengesetze gesellschaftliche Normen. Expansion bleibt selektiv, doch die Integration lokaler Eliten wird intensiviert. Die Darstellung betont, wie verfassungsähnliche Fiktionen Loyalität stiften und das prätorische Militärgleichgewicht eine neue Balance zwischen Zentrum und Peripherie schafft. Auch die Kultpolitik erhält einen strukturellen Rahmen.
Die julisch-claudische Dynastie zeigt die Spannungen eines erbnahen, doch formal republikanischen Systems. Tiberius konsolidiert Finanzen und Grenzverteidigung, während Gerichtsverfahren und Denunziationen das Senatsleben prägen. Caligulas kurzfristige Experimente mit Sakralmacht markieren die Grenzen kaiserlicher Inszenierung. Unter Claudius wird die Verwaltung professionalisiert, Freigelassene gewinnen Einfluss, und Britannien wird erobert. Neros Regierungszeit vereint höfische Kulturförderung mit Konflikten um Autorität und Provinzpolitik. Die Darstellung konzentriert sich auf Nachfolgeregeln, das Verhältnis von Hof, Senat und Armee sowie auf die Bedeutung urbaner Massen. So werden Funktionslogiken und Risiken persönlicher Herrschaft sichtbar gemacht, ohne psychologisierende Erklärungen zu überdehnen. Aufstände in Judäa und Gallien werden als Indikatoren struktureller Spannungen gelesen.
Das Vierkaiserjahr offenbart die Rolle der Legionen als Legitimationsfaktor. Galba, Otho und Vitellius scheitern an fehlender Verankerung und Ressourcenknappheit. Vespasian setzt sich durch, reorganisiert Finanzen, stärkt die Provinzloyalität und bindet kommunale Eliten ein. Die Flavier konsolidieren die Reichsverteidigung am Rhein und in der Donauzone, fördern Infrastruktur und bauen in Rom monumentale Zeichen von Stabilität. Zugleich wird die Kontrolle über die Prätorianer neu austariert. Das Buch zeigt, wie fiskalische Disziplin, militärische Disposition und öffentliche Kommunikation zusammenwirken, um nach Bürgerkriegserfahrungen Ordnung herzustellen, ohne die latenten Interessengegensätze zwischen Zentrum, Armee und Provinzen zu beseitigen. Provokationen an der Peripherie bleiben Prüfsteine der Stabilität.
Unter den Adoptivkaisern erreicht das Imperium eine Phase relativer Berechenbarkeit. Nerva leitet einen geordneten Übergang ein, Trajan erweitert die Grenzen bis Dazien und in den Orient und etabliert ein leistungsfähiges Alimentarsystem. Hadrian konsolidiert, bereist die Provinzen, stärkt Limes und Verwaltung. Antoninus Pius pflegt Kontinuität, während Marcus Aurelius angesichts Grenzkrisen und Epidemien auf Mobilisierung und Rechtspflege setzt. Das Werk betont Professionalisierung, rechtliche Systematisierung und die Einbindung städtischer Eliten. Wirtschaftliche Integration, Urbanisierung und lokale Kulte stützen Loyalitäten. Gleichzeitig zeigt sich, dass Expansion Grenzen hat und defensive Strategien zur nachhaltigen Sicherung von Ressourcen bevorzugt werden. Die Provinzialverwaltung gewinnt an Kontinuität und Expertise.
Die Krise des dritten Jahrhunderts wird als Kette externer Bedrohungen, innerer Usurpationen und monetärer Erosion analysiert. Germanische Verbände und das neupersische Reich setzen Druck auf die Grenzen, während rasch wechselnde Soldatenkaiser auf Loyalität der Truppen angewiesen sind. Entwertung der Währung, Steuerlast und Seuchen schwächen Städte und Handel. Teilreiche wie das Gallische Sonderreich illustrieren die Fragmentierung, doch lokale Verwaltungen erhalten vielerorts die Grundfunktionen. Die Autoren zeigen Mechanismen der Resilienz: regionale Selbsthilfe, flexible Kommandostrukturen und pragmatische Arrangements. Zugleich werden Grenzen der Belastbarkeit sichtbar, die eine umfassende Neuordnung von Armee, Finanzen und Verwaltung erforderlich machen. Legitimation wird zunehmend militärisch vermittelt.
Mit Diokletian setzt eine systematische Reformagenda ein. Die Tetrarchie verteilt Verantwortung, stärkt die Präsenz an den Grenzen und verdichtet die Bürokratie. Steuererhebung wird vereinheitlicht, das Heer in mobile und stationäre Einheiten gegliedert. Preis- und Berufsregelungen sollen Versorgung sichern, bleiben aber umstritten. Konstantin knüpft daran an, fördert die Christianisierung, gründet Konstantinopel und nutzt das Kreuz als Legitimationszeichen. Recht und Verwaltung werden kodifiziert und stärker hierarchisiert. Die Darstellung hebt Kontinuitäten zur Principatsordnung hervor, zeigt jedoch die Verlagerung zu klareren Kommandoketten und symbolischer Sakralität. So werden Grundlagen geschaffen, die spätere Reichsteile unterschiedlich ausprägen. Konflikte um Kult, Steuerlast und Rekrutierung bleiben als Strukturprobleme bestehen.
Abschließend bündelt das Buch sein Ergebnis: Das römische Imperium erscheint als anpassungsfähige, rechtlich geprägte Herrschaftsordnung, deren Stabilität auf Armee, Verwaltung, städtischen Netzwerken und symbolischer Kommunikation beruht. Veränderungen werden durch Krisen und Reformen ausgelöst, doch vielfach über Kontinuitäten vermittelt. Die Autoren verbinden Ereignisgeschichte mit Strukturanalyse, um Mechanismen von Integration, Romanisierung und Grenzsicherung zu erklären. Illustrationen und Karten veranschaulichen Räume, Akteure und Institutionen. Die zentrale Botschaft lautet, dass römische Macht weniger auf spektakulärer Expansion als auf organisationsfähiger Routine beruhte, deren Grenzen in Überdehnung, Ressourcenknappheit und Konkurrenz um Loyalität sichtbar wurden. Die Langzeitwirkung zeigt sich in Recht, Infrastruktur und politischer Begrifflichkeit und Verwaltungspraxis.
Das Buch bewegt sich im Raum des Mittelmeerraums zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr., als Rom vom republikanischen Stadtstaat zur monarchisch organisierten Weltmacht wurde. Der geographische Horizont reicht von Britannien und dem Rhein-Limes über Hispanien, Gallien und Italien bis nach Kleinasien, Syrien, Ägypten und Nordafrika. Infrastruktur – Straßen, Häfen, Aquädukte – und zweisprachige Verwaltung (Latein/Griechisch) prägen die römische Ordnung. Urbanisierung, Recht und Militär sind die zentralen Träger imperialer Integration. Das Werk nutzt – Mommsen und Ranke folgend – epigraphische, numismatische und juristische Zeugnisse, um Orte, Zeiten und Institutionen des „Cäsarenreichs“ in ihrer historischen Konkretion sichtbar zu machen.
Die Krise der späten Republik bildet die Ausgangslage: Tiberius (Tribun 133 v. Chr.) und Gaius Gracchus (123–122 v. Chr.) scheitern mit Agrarreformen, was politische Gewalt normalisiert. Der Bundesgenossenkrieg (91–88 v. Chr.) endet mit dem Bürgerrecht für die italischen Verbündeten (Lex Iulia 90 v. Chr.), verändert aber das Machtgefüge. Marius’ Heeresreformen und Sullas Diktatur (82–79 v. Chr.) mit Proskriptionen markieren die Militarisierung der Politik. Das Buch verknüpft diese Fakten mit der Diagnose struktureller Überdehnung der republikanischen Ordnung; Mommsen deutet hier die Erosion senatorialer Steuerung, während Ranke die institutionelle Logik staatlicher Autorität und deren Zerfall herausarbeitet.
Julius Caesars Aufstieg konzentriert die Umbrüche: Gallischer Krieg (58–50 v. Chr.), Sieg über Vercingetorix bei Alesia (52 v. Chr.), der Rubikon-Übergang (49 v. Chr.), Pharsalos (48 v. Chr.), die Diktatur (46–44 v. Chr.) und die Ermordung an den Iden des März 44 v. Chr. stehen für den Übergang von Oligarchie zu Monarchie. Das Buch – im Geist Mommsens – betont Caesars administrative Reformen (Kalender, Provinzialverwaltung, Schuldenpolitik) als Antwort auf Systemkrisen. Zugleich wird, Ranke folgend, die Spannung zwischen persönlicher Herrschaft und rechtlicher Kontinuität sichtbar, die den weiteren Verlauf der „Cäsarenzeit“ prägt.
Mit Octavian/Augustus setzt sich die Monarchie verfassungsrechtlich durch: Actium (31 v. Chr.), der „Augustus“-Titel und die Neuordnung 27 v. Chr., die „zweite Regelung“ 23 v. Chr., der Aufbau des stehenden Heeres und der Praetorianergarde, das Aerarium militare (6 n. Chr.) und die Res gestae als Herrschaftsprogramm. Pax Romana und Provinzverwaltung stabilisieren das Reich bis zum Tod des Augustus 14 n. Chr. Das Buch zeigt, wie Augustus’ geschickte Verschmelzung republikanischer Formen mit faktischer Alleinherrschaft ein paradigmatisches Modell schuf; Mommsens Staatsrechtsanalysen und Rankes Sinn für Staatsräson strukturieren die Darstellung dieser epochalen Verfassungsgründung.
Die Konsolidierung und Integration der Provinzen bilden den imperialen Alltag: Varusschlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. begrenzt Expansion in Germanien, Germanicus’ Feldzüge (14–16 n. Chr.) sichern die Rheinfront. Unter Trajan (98–117) entstehen maximale Ausdehnung und neue Provinzen (Dakien 106, Arabia 106), Hadrian (117–138) konsolidiert (Hadrianswall 122). Die Constitutio Antoniniana des Caracalla 212 n. Chr. verleiht nahezu allen Freien das Bürgerrecht. Das Buch betont Verwaltung, Steuer- und Rechtsintegration als Werkzeuge imperialer Einheit; Münzen, Inschriften und Edikte dienen als Belege für die Verflechtung von Zentrum und Peripherie.
Die „Reichskrise“ des 3. Jahrhunderts (235–284) bringt Militärkaisertum, Sezessionen und Wirtschaftsverwerfungen: Nach der Ermordung des Severus Alexander (235) folgen rasche Herrscherwechsel; Kaiser Valerian gerät 260 n. Chr. in persische Gefangenschaft (Schapur I). Zeitweilige Abspaltungen (Gallisches Sonderreich 260–274, Palmyra unter Zenobia 270–272) zersplittern die Herrschaft, Aurelian (270–275) vereinigt das Reich, befestigt Rom (Aurelianische Mauer) und reformiert die Währung. Das Buch interpretiert diese Zäsur als Kulmination struktureller Spannungen und als Vorstufe zu tiefgreifenden Reformen, die den Charakter der Cäsarenherrschaft dauerhaft transformieren.
Diokletian (284–305) etabliert die Tetrarchie (293), verdichtet Verwaltung (Diözesen), reformiert Steuern (capitatio-iugatio) und versucht Preisregulierung (Edikt von 301). Die Große Verfolgung (303) kontrastiert mit Konstantins Wende: Sieg an der Milvischen Brücke (312), Toleranzedikt von Mailand (313), Konzil von Nicäa (325) und die Gründung Konstantinopels (330) ordnen Religion, Recht und Herrschaft neu; der Solidus stabilisiert Finanzen. Das Buch verknüpft diese Daten mit der Herausbildung einer sakral legitimierten Monarchie; Ranke hebt die institutionelle Verschränkung von Kirche und Staat hervor, während Mommsen auf Rechts- und Quellenbasis die Verwaltungsreformen kontextualisiert.
Als zeitgenössische Kritik liest sich das Werk, insofern es römische Autokratie, Bürgerrecht und Verwaltung als Spiegel der politischen Probleme des 19. Jahrhunderts nutzt. Mommsens positive Würdigung Caesars und die Betonung wirksamer Zentralgewalt reflektieren Erfahrungen von 1848 und der deutschen Einigung, zugleich warnt die Darstellung vor plebiszitärer Diktatur und Militarisierung. Ranke sensibilisiert für die Grenzen historischer Machtpolitik und für die Bedeutung rechtsstaatlicher Kontinuität. So macht das Buch Klassenkonflikte (optimates/populares), Provinzialpolitik, Minderheitenbehandlung und Steuerlast sichtbar und kritisiert, im Gewand römischer Geschichte, die sozialen Spannungen, Nationalitätsfragen und Bürokratisierung seiner eigenen Epoche.
Cäsar (trajanisch). Rom, Konservatorenpalast
Rom, Ara pacis Augustae Prozession der Südwand (Florenz, Uffizien)
Gehe durch die Welt und sprich mit JedemFirdusi
Das römische Imperium
Die Geschichte der römischen Kaiserzeit stellt ähnliche Probleme wie diejenige der früheren Republik.
Was aus der literarischen Überlieferung unmittelbar entnommen werden kann, ist nicht bloß ohne Farbe und Gestalt, sondern in der Tat meistens ohne Inhalt. Das Verzeichnis der römischen Monarchen ist ungefähr ebenso glaubwürdig wie das der Konsuln der Republik und ungefähr ebenso instruktiv. Die den ganzen Staat erschütternden großen Krisen sind in ihren Umrissen erkennbar; viel besser aber als über die Samnitenkriege sind wir auch nicht unterrichtet über die germanischen unter den Kaisern Augustus und Marcus. Der republikanische Anekdotenschatz ist sehr viel ehrbarer als der gleiche der Kaiserzeit; aber die Erzählungen von Fabricius und die vom Kaiser Gaius sind ziemlich gleich flach und gleich verlogen. Die innerliche Entwickelung des Gemeinwesens liegt vielleicht für die frühere Republik in der Überlieferung vollständiger vor als für die Kaiserzeit; dort bewahrt sie eine wenn auch getrübte und verfälschte Schilderung der schließlich wenigstens auf dem Markte Roms endigenden Wandelungen der staatlichen Ordnung; hier vollzieht sich diese im kaiserlichen Kabinett und gelangt in der Regel nur mit ihren Gleichgültigkeiten in die Öffentlichkeit. Dazu kommt die ungeheure Ausdehnung des Kreises und die Verschiebung der lebendigen Entwickelung vom Zentrum in die Peripherie. Die Geschichte der Stadt Rom hat sich zu der des Landes Italien, diese zu der der Welt des Mittelmeers erweitert, und worauf es am meisten ankommt, davon erfahren wir am wenigsten. Der römische Staat dieser Epoche gleicht einem gewaltigen Baum, um dessen im Absterben begriffenen Hauptstamm mächtige Nebentriebe rings emporstreben. Der römische Senat und die römischen Herrscher entstammen bald jedem andern Reichsland ebensosehr wie Italien; die Quiriten[1] dieser Epoche, welche die nominellen Erben der weltbezwingenden Legionäre geworden sind haben zu den großen Erinnerungen der Vorzeit ungefähr dasselbe Verhältnis wie unsere Johanniter zu Rhodos und Malta und betrachten ihre Erbschaft als ein nutzbares Recht, als stiftungsmäßige Versorgung arbeitsscheuer Armen. Wer an die sogenannten Quellen dieser Epoche, auch die besseren geht, bemeistert schwer den Unwillen über das Sagen dessen, was verschwiegen zu werden verdiente und das Verschweigen dessen, was notwendig war zu sagen. Denn groß Gedachtes und weithin Wirkendes ist auch in dieser Epoche geschaffen worden; die Führung des Weltregiments ist selten so lange in geordneter Folge verblieben und die festen Verwaltungsnormen, wie sie Cäsar und Augustus ihren Nachfolgern vorzeichneten, haben sich im ganzen mit merkwürdiger Festigkeit behauptet, trotz allem Wechsel der Dynastien und der Dynasten, welcher in der nur daraufblickenden und bald zu Kaiserbiographien zusammenschwindenden Überlieferung mehr als billig im Vordergrunde steht. Die scharfen Abschnitte, welche in der landläufigen durch jene Oberflächlichkeit der Grundlage geirrten Auffassung die Regierungswechsel machen, gehören weit mehr dem Hoftreiben an als der Reichsgeschichte. Das eben ist das Großartige dieser Jahrhunderte, daß das einmal angelegte Werk, die Durchführung der lateinisch-griechischen Zivilisierung in der Form der Ausbildung der städtischen Gemeindeverfassung, die allmähliche Einziehung der barbarischen oder doch fremdartigen Elemente in diesen Kreis, eine Arbeit, welche ihrem Wesen nach Jahrhunderte stetiger Tätigkeit und ruhiger Selbstentwickelung erforderte, diese lange Frist und diesen Frieden zu Lande und zur See gefunden hat. Das Greisenalter vermag nicht neue Gedanken und schöpferische Tätigkeit zu entwickeln, und das hat auch das römische Kaiserregiment nicht getan; aber es hat in seinem Kreise, den die, welche ihm angehörten, nicht mit Unrecht als die Welt empfanden, den Frieden und das Gedeihen der vielen vereinigten Nationen länger und vollständiger gehegt als es irgendeiner anderen Vormacht je gelungen ist. In den Ackerstädten Afrikas, in den Winzerheimstätten an der Mosel, in den blühenden Ortschaften der lykischen Gebirge und des syrischen Wüstenrandes ist die Arbeit der Kaiserzeit zu suchen und auch zu finden. Noch heute gibt es manche Landschaft des Orients wie des Okzidents, für welche die Kaiserzeit den an sich sehr bescheidenen, aber doch vorher wie nachher nie erreichten Höhepunkt des guten Regiments bezeichnet; und wenn einmal ein Engel des Herrn die Bilanz aufmachen sollte, ob das von Severus Antoninus beherrschte Gebiet damals oder heute mit größerem Verstande und mit größerer Humanität regiert worden ist, ob Gesittung und Völkerglück im allgemeinen seitdem vorwärts-oder zurückgegangen sind, so ist es sehr zweifelhaft, ob der Spruch zugunsten der Gegenwart ausfallen würde. Aber wenn wir finden, daß dieses also war, so fragen wir die Bücher, die uns geblieben sind, meistens umsonst, wie dieses also geworden ist. Sie geben darauf so wenig eine Antwort, wie die Überlieferung der früheren Republik die gewaltige Erscheinung des Rom erklärt, welches in Alexanders Spuren die Welt unterwarf und zivilisierte.
Ausfüllen läßt sich die eine Lücke so wenig wie die andere. Aber es schien des Versuches wert, einmal abzusehen von den Regentenschilderungen mit ihren bald grellen, bald blassen und nur zu oft gefälschten Farben wie auch von dem scheinhaft chronologischen Aneinanderreihen nicht zusammenpassender Fragmente, und dafür zu sammeln und zu ordnen, was für die Darstellung des römischen Provinzialregiments die Überlieferung und die Denkmäler bieten, der Mühe wert durch diese oder durch jene zufällig erhaltene Nachrichten, in dem Gewordenen aufbewahrte Spuren des Werdens, allgemeine Institutionen in ihrer Beziehung auf die einzelnen Landesteile, mit den für jeden derselben durch die Natur des Bodens und der Bewohner gegebenen Bedingungen durch die Phantasie, welche wie aller Poesie so auch aller Historie Mutter ist, nicht zu einem Ganzen, aber zu dem Surrogat eines solchen zusammenzufassen. Über die Epoche Diocletians habe ich dabei nicht hinausgehen wollen, weil das neue Regiment, welches damals geschaffen wurde, höchstens im zusammenfassenden Ausblick den Schlußstein dieser Erzählung bilden kann; seine volle Würdigung verlangt eine besondere Erzählung und einen anderen Weltrahmen, ein bei schärferem Verständnis des einzelnen in dem großen Sinn und mit dem weiten Blick Gibbons durchgeführtes selbständiges Geschichtswerk. Italien und seine Inseln sind ausgeschlossen worden, da diese Darstellung von der des allgemeinen Reichsregiments nicht getrennt werden kann. Die sogenannte äußere Geschichte der Kaiserzeit ist aufgenommen als integrierender Teil der Provinzialverwaltung; was wir Reichskriege nennen würden, sind gegen das Ausland unter der Kaiserzeit nicht geführt worden, wenngleich die durch die Arrondierung oder Verteidigung der Grenzen hervorgerufenen Kämpfe einige Male Verhältnisse annahmen, daß sie als Kriege zwischen zwei gleichartigen Mächten erscheinen, und der Zusammensturz der römischen Herrschaft in der Mitte des dritten Jahrhunderts, welcher einige Dezennien hindurch ihr definitives Ende werden zu sollen schien, aus der an mehreren Stellen gleichzeitig unglücklich geführten Grenzverteidigung sich entwickelte. Die große Vorschiebung und Regulierung der Nordgrenze, wie sie unter Augustus teilweise ausgeführt ward, teilweise mißlang, leitet die Erzählung ein. Auch sonst sind die Ereignisse auf einem jeden der drei hauptsächlichsten Schauplätze der Grenzverteidigung, des Rheins, der Donau, des Euphrat, zusammengefaßt worden. Im übrigen ist die Darstellung nach den Landschaften geordnet. Im einzelnen fesselndes Detail, Stimmungsschilderungen und Charakterköpfe hat sie nicht zu bieten; es ist dem Künstler, aber nicht dem Geschichtschreiber erlaubt, das Antlitz des Arminius zu erfinden. Mit Entsagung ist dies Buch geschrieben und mit Entsagung möchte es gelesen sein.
Germanicus[4] (aus Gabii) Paris, Louvre
Die römische Republik hat ihr Gebiet hauptsächlich auf den Seewegen gegen Westen, Süden und Osten erweitert;[1q] nach derjenigen Richtung hin, in welcher Italien und die von ihm abhängigen beiden Halbinseln im Westen und im Osten mit dem großen Kontinent Europas zusammenhängen, war dies wenig geschehen. Das Hinterland Makedoniens gehorchte den Römern nicht und nicht einmal der nördliche Abhang der Alpen; nur das Hinterland der gallischen Südküste war durch Cäsar[2] zum Reiche gekommen. Bei der Stellung, die das Reich im allgemeinen einnahm, durfte dies so nicht bleiben; die Beseitigung des trägen und unsicheren Regiments der Aristokratie mußte vor allem an dieser Stelle sich geltend machen. Nicht so geradezu wie die Eroberung Britanniens hatte Cäsar die Ausdehnung des römischen Gebiets am Nordabhang der Alpen und am rechten Ufer des Rheins den Erben seiner Machtstellung aufgetragen; aber der Sache nach war die letztere Grenzerweiterung bei weitem näher gelegt und notwendiger als die Unterwerfung der überseeischen Kelten, und man versteht es, daß Augustus[3] diese unterließ und jene aufnahm. Dieselbe zerfiel in drei große Abschnitte: die Operationen an der Nordgrenze der griechisch-makedonischen Halbinsel im Gebiet der mittleren und unteren Donau, in Illyricum; die an der Nordgrenze Italiens selbst im oberen Donaugebiet, in Rätien und Noricum; endlich die am rechten Rheinufer, in Germanien. Meistens selbständig geführt hängen die militärisch-politischen Vornahmen in diesen Gebieten doch innerlich zusammen, und wie sie sämtlich aus der freien Initiative der römischen Regierung hervorgegangen sind, können sie auch in ihrem Gelingen wie in ihrem teilweisen Mißlingen nur in ihrer Gesamtheit militärisch und politisch verstanden werden. Sie werden darum auch mehr im örtlichen als wie zeitlichen Zusammenhang dargelegt werden; das Gebäude, von dem sie doch nur Teile sind, wird besser in seiner inneren Geschlossenheit als in der Zeitfolge der Bauten betrachtet.
Das Vorspiel zu dieser großen Gesamtaktion machen die Einrichtungen, welche Cäsar der Sohn, so wie er in Italien und Sizilien freie Hand gewonnen hatte, an den oberen Küsten des Adriatischen Meeres und im angrenzenden Binnenland vornahm. In den hundertundfünfzig Jahren, die seit der Gründung Aquileias verflossen waren, hatte wohl der römische Kaufmann von dort aus sich des Verkehrs mehr und mehr bemächtigt, aber der Staat unmittelbar nur geringe Fortschritte gemacht. An den Haupthäfen der dalmatinischen Küste, ebenso auf der von Aquileia in das Savetal führenden Straße bei Nauportus (Ober-Laibach) hatten sich ansehnliche Handelsniederlassungen gebildet; Dalmatien, Bosnien, Istrien und die Krain galten als römisches Gebiet, und wenigstens das Küstenland war in der Tat botmäßig[8]; aber die rechtliche Städtegründung stand noch ebenso aus wie die Bändigung des unwirtlichen Binnenlandes. Hier aber kam noch ein anderes Moment hinzu. In dem Kriege zwischen Cäsar und Pompeius hatten die einheimischen Dalmater ebenso entschieden für den letzteren Partei ergriffen wie die dort ansässigen Römer für Cäsar; auch nach der Niederlage des Pompeius bei Pharsalos und nach der Verdrängung der pompeianischen Flotte aus den illyrischen Gewässern setzten die Eingeborenen den Widerstand energisch und erfolgreich fort. Der tapfere und fähige Publius Vatinius, der früher in diese Kämpfe mit großem Erfolg eingegriffen hatte, wurde mit einem starken Heere nach Illyricum gesandt, wie es scheint, in dem Jahre vor Cäsars Tode und nur als Vorhut des Hauptheeres, mit welchem der Diktator selbst nachfolgend die eben damals mächtig emporstrebenden Daker niederzuwerfen und die Verhältnisse im ganzen Donaugebiet zu ordnen beabsichtigte. Diesen Plan schnitten die Dolche der Mörder ab; man mußte sich glücklich schätzen, daß die Daker nicht ihrerseits in Makedonien eindrangen, und Vatinius selbst focht gegen die Dalmater unglücklich und mit starken Verlusten. Als dann die Republikaner im Osten rüsteten, ging das illyrische Heer in das des Brutus über, und die Dalmatiner blieben längere Zeit unangefochten. Nach der Niederwerfung der Republikaner ließ Antonius, dem bei der Teilung des Reiches Makedonien zugefallen war, im J. 715 (39 v. Chr.) die unbotmäßigen Dardaner im Nordwesten und die Parthiner an der Küste (östlich von Durazzo) zu Paaren treiben, wobei der berühmte Redner Gaius Asinius Pollio die Ehren des Triumphes gewann. In Illyricum, welches unter Cäsar stand, konnte nichts geschehen, solange dieser seine ganze Macht auf den sizilischen Krieg gegen Sextus Pompeius wenden mußte; aber nach dessen glücklicher Beendigung warf Cäsar selbst sich mit aller Kraft auf diese Aufgabe. Die kleinen Völkerschaften von Doclea (Cernagora) bis zu den Japuden (bei Fiume) wurden in dem ersten Feldzug (719 [35 v. Chr.]) zur Botmäßigkeit zurückgebracht oder jetzt zuerst gebändigt. Es war kein großer Krieg mit namhaften Feldschlachten, aber die Gebirgskämpfe gegen die tapferen und verzweifelnden Stämme und das Brechen der festen zum Teil mit römischen Maschinen ausgerüsteten Burgen waren keine leichte Aufgabe; in keinem seiner Kriege hat Cäsar in gleichem Grade eigene Energie und persönliche Tapferkeit entwickelt. Nach der mühsamen Unterwerfung des Japudengebiets marschierte er noch in demselben Jahre im Tal der Kulpa aufwärts zu deren Mündung in die Save; die dort gelegene feste Ortschaft Siscia (Sziszek), der Hauptwaffenplatz der Pannonier, gegen den bisher die Römer noch nie mit Erfolg vorgegangen waren, ward jetzt besetzt und zum Stützpunkt bestimmt für den Krieg gegen die Daker, den Cäsar demnächst aufzunehmen gedachte. In den beiden folgenden Jahren (720, 721 [34, 33 v. Chr.]) wurden die Dalmater, die seit einer Reihe von Jahren gegen die Römer in Waffen standen, nach dem Fall ihrer Feste Promona (Promina bei Dernis oberhalb Sebenico) zur Unterwerfung gezwungen. Wichtiger aber als diese Kriegserfolge war das Friedenswerk, das zugleich sich vollzog und zu dessen Sicherung sie dienen sollten. Ohne Zweifel in diesen Jahren erhielten die Hafenplätze an der istrischen und dalmatinischen Küste, so weit sie in dem Machtbereich Cäsars lagen, Tergeste (Triest), Pola, Iader (Zara), Salonae (bei Spalato), Narona (an der Narentamündung), nicht minder jenseits der Alpen, auf der Straße von Aquileia über die julische Alpe zur Save, Emona (Laibach), durch den zweiten Julier zum Teil städtische Mauern, sämtlich städtisches Recht. Die Plätze selbst bestanden wohl alle schon längst als römische Flecken; aber es war immer von wesentlicher Bedeutung, daß sie jetzt unter die italischen Gemeinden gleichberechtigt eingereiht wurden.
Der Dakerkrieg[6] sollte folgen; aber der Bürgerkrieg ging zum zweitenmal ihm vor. Statt nach Illyricum rief er den Herrscher in den Osten; und der große Entscheidungskampf zwischen Cäsar und Antonius warf seine Wellen bis in das ferne Donaugebiet. Das durch den König Burebista geeinigte und gereinigte Volk der Daker, jetzt unter dem König Cotiso, sah sich von beiden Gegnern umworben – Cäsar wurde sogar beschuldigt, des Königs Tochter zur Ehe begehrt und ihm dagegen die Hand seiner fünfjährigen Tochter Julia angetragen zu haben. Daß der Daker im Hinblick auf die von dem Vater geplante, von dem Sohn durch die Befestigung Siscias eingeleitete Invasion sich auf Antonius Seite schlug, ist begreiflich; und hätte er ausgeführt, was man in Rom besorgte, wäre er, während Cäsar im Osten focht, vom Norden her in das wehrlose Italien eingedrungen, oder hätte Antonius nach dem Vorschlag der Daker die Entscheidung statt in Epirus vielmehr in Makedonien gesucht und dort die dakischen Scharen an sich gezogen, so wären die Würfel des Kriegsglücks vielleicht anders gefallen. Aber weder das eine noch das andere geschah; zudem brach eben damals der durch Burebistas kräftige Hand geschaffene Dakerstaat wieder auseinander; die inneren Unruhen, vielleicht auch von Norden her die Angriffe der germanischen Bastarner und der späterhin Dacien nach allen Richtungen umklammernden sarmatischen Stämme, verhinderten die Daker in den auch über ihre Zukunft entscheidenden römischen Bürgerkrieg einzugreifen.
Unmittelbar nachdem die Entscheidung in diesem gefallen war, wandte sich Cäsar zu der Regulierung der Verhältnisse an der unteren Donau. Indes da teils die Daker selbst nicht mehr so wie früher zu fürchten waren, teils Cäsar jetzt nicht mehr bloß über Illyricum, sondern über die ganze griechisch-makedonische Halbinsel gebot, wurde zunächst diese die Basis der römischen Operationen. Vergegenwärtigen wir uns die Völker und die Herrschaftsverhältnisse, die Augustus dort vorfand.
Makedonien war seit Jahrhunderten römische Provinz. Als solche reichte es nicht hinaus nördlich über Stobi und östlich über das Rhodopegebirge; aber der Machtbereich Roms erstreckte sich weit über die eigentliche Landesgrenze, obwohl in schwankendem Umfang und ohne feste Form. Ungefähr scheinen die Römer damals bis zum Haemus (Balkan) die Vormacht gehabt zu haben, während das Gebiet jenseits des Balkan bis zur Donau wohl einmal von römischen Truppen betreten, aber keineswegs von Rom abhängig war. Jenseits des Rhodopegebirges waren die Makedonien benachbarten thrakischen Dynastien, namentlich die der Odrysen, denen der größte Teil der Südküste und ein Teil der Küste des Schwarzen Meeres botmäßig war, durch die Expedition des Lucullus unter römische Schutzherrschaft gekommen, während die Bewohner der mehr binnenländischen Gebiete, namentlich die Besser an der oberen Maritza Untertanen wohl hießen, aber nicht waren und ihre Einfälle in das befriedete Gebiet so wie die Vergeltungszüge in das ihrige stetig fortgingen. So hatte um das J. 694 (60 v. Chr.) der leibliche Vater des Augustus Gaius Octavius und im J. 711 (43 v. Chr.) während der Vorbereitungen zu dem Kriege gegen die Triumvirn Marcus Brutus gegen sie gestritten. Eine andere thrakische Völkerschaft, die Dentheleten (in der Gegend von Sofia) hatten noch in Ciceros Zeit bei einem Einfall in Makedonien Miene gemacht, dessen Hauptstadt Thessalonike zu belagern. Mit den Dardanern, den westlichen Nachbarn der Thraker, einem Zweig der illyrischen Völkerfamilie, welche das südliche Serbien und den Distrikt Prisrend bewohnten, hatte der Amtsvorgänger des Lucullus Curio mit Erfolg und ein Dezennium später Ciceros Kollege im Konsulat Gaius Antonius im J. 692 (62 v. Chr.) unglücklich gefochten. Unterhalb des dardanischen Gebiets unmittelbar an der Donau saßen wieder thrakische Stämme, die einstmals mächtigen, jetzt herabgekommenen Triballer im Tal des Oescus (in der Gegend von Plewna), weiterhin an beiden Ufern der Donau bis zur Mündung Daker oder, wie sie am rechten Donauufer mit dem alten auch den asiatischen Stammgenossen gebliebenen Volksnamen gewöhnlich genannt wurden, Myser oder Moeser, wahrscheinlich zu Burebistas Zeit ein Teil seines Reiches, jetzt wieder in verschiedene Fürstentümer zersplittert. Die mächtigste Völkerschaft aber zwischen Balkan und Donau waren damals die Bastarner. Wir sind diesem tapferen und zahlreichen Stamm, dem östlichsten Zweig der großen germanischen Sippe, schon mehrfach begegnet. Eigentlich ansäßig hinter den transdanuvianischen Dakern jenseits der Gebirge, die Siebenbürgen von der Moldau scheiden, an den Donaumündungen und in dem weiten Gebiet von da zum Dniester befanden sie sich selber außerhalb des römischen Bereichs; aber vorzugsweise aus ihnen hatte sowohl König Philipp von Makedonien wie König Mithradates von Pontus seine Heere gebildet, und in dieser Weise hatten die Römer schon früher oft mit ihnen gestritten. Jetzt hatten sie in großen Massen die Donau überschritten und sich nördlich vom Haemus festgesetzt; insofern der dakische Krieg, wie ihn Cäsar der Vater und dann der Sohn geplant hatten, ohne Zweifel der Gewinnung des rechten Ufers der unteren Donau galt, war er nicht minder gegen sie gerichtet wie gegen die rechtsufrigen dakischen Moeser. Die griechischen Küstenstädte in dem Barbarenland Odessos (bei Varna), Tomis, Istropolis, schwer bedrängt durch dies Völkergewoge, waren hier wie überall die geborenen Klienten der Römer.
Zur Zeit der Diktatur Cäsars, als Burebista auf der Höhe seiner Macht stand, hatten die Daker an der Küste bis hinab nach Apollonia jenen fürchterlichen Verheerungszug ausgeführt, dessen Spuren noch nach anderthalb Jahrhunderten nicht verwischt waren. Es mag wohl zunächst dieser Einfall gewesen sein, welcher Cäsar den Vater bestimmte, den Dakerkrieg zu unternehmen; und nachdem der Sohn jetzt auch über Makedonien gebot, mußte er allerdings sich verpflichtet fühlen, eben hier sofort und energisch einzugreifen. Die Niederlage, die Ciceros Kollege Antonius bei Istropolis durch die Bastarner erlitten hatte, darf als ein Beweis dafür genommen werden, daß diese Griechen wieder einmal der Hilfe der Römer bedurften.
In der Tat wurde bald nach der Schlacht bei Actium[5] (725 [29 v. Chr.]) Marcus Licinius Crassus, der Enkel des bei Karrhae gefallenen, von Cäsar als Statthalter nach Makedonien gesandt und beauftragt, den zweimal verhinderten Feldzug nun auszuführen. Die Bastarner, welche eben damals in Thrakien eingefallen waren, fügten sich ohne Widerstand, als Crassus sie auffordern ließ, das römische Gebiet zu verlassen; aber ihr Rückzug genügte dem Römer nicht. Er überschritt seinerseits den Haemus, schlug am Einfluß des Cibrus (Tzibritza) in die Donau die Feinde, deren König Deldo auf der Wahlstatt blieb, und nahm was aus der Schlacht in eine nahe Festung entkommen war mit Hilfe eines zu den Römern haltenden Dakerfürsten gefangen. Ohne weiteren Widerstand zu leisten unterwarf sich dem Überwinder der Bastarner das gesamte moesische Gebiet. Diese kamen im nächsten Jahr wieder, um die erlittene Niederlage wettzumachen; aber sie unterlagen abermals und mit ihnen, was von den moesischen Stämmen wieder zu den Waffen gegriffen hatte. Damit waren diese Feinde von dem rechten Donauufer ein für allemal ausgewiesen und dieses vollständig der römischen Herrschaft unterworfen. Zugleich wurden die noch nicht botmäßigen Thraker gebändigt, den Bessern das nationale Heiligtum des Dionysos genommen und die Verwaltung desselben den Fürsten der Odrysen übertragen, welche überhaupt seitdem unter dem Schutz der römischen Obergewalt die Oberherrlichkeit über die thrakischen Völkerschaften südlich vom Haemus führten oder doch führen sollten. Unter seinen Schutz wurden ferner die griechischen Küstenstädte am Schwarzen Meer gestellt und auch das übrige eroberte Gebiet verschiedenen Lehnfürsten zugeteilt, auf die somit zunächst der Schutz der Reichsgrenze überging; eigene Legionen hatte Rom für diese fernen Landschaften nicht übrig. Makedonien wurde dadurch zur Binnenprovinz, die der militärischen Verwaltung nicht ferner bedurfte. Das Ziel, das bei jenen dakischen Kriegsplänen ins Auge gefaßt worden war, war erreicht.
Allerdings war dieses Ziel nur ein vorläufiges. Aber bevor Augustus die definitive Regulierung der Nordgrenze in die Hand nahm, wandte er sich zu der Reorganisation der schon zum Reiche gehörigen Landschaften; über ein Dezennium verging mit der Ordnung der Dinge in Spanien, Gallien, Asien, Syrien. Wie er dann, als dort das Nötige geschehen war, das umfassende Werk angriff, soll nun erzählt werden.
Italien, das über drei Weltteile gebot, war, wie gesagt, noch keineswegs unbedingt Herr im eigenen Hause. Die Alpen, die es gegen Norden beschirmen, waren in ihrer ganzen Ausdehnung von einem Meer zum andern angefüllt mit kleinen wenig zivilisierten Völkerschaften illyrischer, rätischer, keltischer Nationalität, deren Gebiete zum Teil hart angrenzten an die der großen Städte der Transpadana – so das der Trumpiliner (Val Trompia) an die Stadt Brixia, das der Camunner (Val Camonica oberhalb des Lago d’ Iseo) an die Stadt Bergomum, das der Salasser (Val d’ Aosta) an Eporedia (Ivrea), und die keineswegs friedliche Nachbarschaft pflogen. Oft genug überwunden und als besiegt auf dem Kapitol proklamiert, plünderten diese Stämme, allen Lorbeeren der vornehmen Triumphatoren zum Trotz, fortwährend die Bauern und die Kaufleute Oberitaliens. Ernstlich zu steuern war dem Unwesen nicht, so lange die Regierung sich nicht entschloß, die Alpenhöhen zu überschreiten und auch den nördlichen Abhang in ihre Gewalt zu bringen; denn ohne Zweifel strömten beständig zahlreiche dieser Raubgesellen über die Berge herüber, um das reiche Nachbarland zu brandschatzen. Auch nach Gallien hin war noch in gleicher Weise zu tun; die Völkerschaften im oberen Rhonetal (Wallis und Waadt) waren zwar von Cäsar unterworfen worden, aber sind auch unter denen genannt, die den Feldherren seines Sohnes zu schaffen machten. Andererseits klagten die friedlichen gallischen Grenzdistrikte über die stetigen Einfälle der Räter. Eine Geschichtserzählung leiden und fordern die zahlreichen Expeditionen nicht, welche Augustus dieser Mißstände halber veranstaltet hat; in den Triumphalfasten sind sie nicht verzeichnet und gehören auch nicht hinein, aber sie gaben Italien zum erstenmal Befriedung des Nordens. Erwähnt mögen werden die Niederwerfung der oben erwähnten Camunner im J. 738 (16 v. Chr.) durch den Statthalter von Illyricum und die gewisser ligurischer Völkerschaften in der Gegend von Nizza im J. 740 (14 v. Chr.), weil sie zeigen, wie noch um die Mitte der augustischen Zeit diese unbotmäßigen Stämme unmittelbar auf Italien drückten. Wenn der Kaiser späterhin in dem Gesamtbericht über seine Reichsverwaltung erklärte, daß gegen keine dieser kleinen Völkerschaften von ihm zu Unrecht Gewalt gebraucht worden sei, so wird dies dahin zu verstehen sein, daß ihnen Gebietsabtretungen und Sitzwechsel angesonnen wurden und sie sich dagegen zur Wehr setzten; nur der unter König Cottius von Segusio (Susa) vereinigte kleine Gauverband fügte sich ohne Kampf in die neue Ordnung.
Der Schauplatz dieser Kämpfe waren die südlichen Abhänge und die Täler der Alpen. Es folgte die Festsetzung auf dem Nordabhang der Gebirge und in dem nördlichen Vorlande im J. 739 (15 v. Chr.). Die beiden dem kaiserlichen Hause zugezählten Stiefsöhne Augusts, Tiberius, der spätere Kaiser, und sein Bruder Drusus, wurden damit in die ihnen bestimmte Feldherrnlaufbahn eingeführt – es waren sehr sichere und sehr dankbare Lorbeeren, die ihnen in Aussicht gestellt wurden. Von Italien aus das Tal der Etsch hinauf drang Drusus in die rätischen Berge ein und erfocht hier einen ersten Sieg; für das weitere Vordringen reichte ihm der Bruder, damals Statthalter Galliens, vom helvetischen Gebiet aus die Hand; auf dem Bodensee selbst schlugen die römischen Trieren[7] die Boote der Vindeliker; an dem Kaisertag, dem 1. August 739 (15 v. Chr.) wurde in der Umgegend der Donauquellen die letzte Schlacht geschlagen, durch die Rätien und das Vindelikerland, das heißt Tirol, die Ostschweiz und Bayern, fortan Bestandteile des römischen Reiches wurden. Kaiser Augustus selbst war nach Gallien gegangen, um den Krieg und die Einrichtung der neuen Provinz zu überwachen. Da wo die Alpen am Golf von Genua endigen, auf der Höhe oberhalb Monaco, wurde einige Jahre darauf von dem dankbaren Italien dem Kaiser Augustus ein weit in das Tyrrhenische Meer hinausschauendes noch heute nicht ganz verschwundenes Denkmal dafür errichtet, daß unter seinem Regiment die Alpenvölker alle vom oberen zum unteren Meer – ihrer sechsundvierzig zählt die Inschrift auf – in die Gewalt des römischen Volkes gebracht worden waren. Es war nicht mehr als die einfache Wahrheit, und dieser Krieg das, was der Krieg sein soll, der Schirmer und der Bürge des Friedens.
Schwieriger wohl als die eigentliche Kriegsarbeit war die Organisation des neuen Gebietes; insbesondere auch deshalb, weil die inneren politischen Verhältnisse hier zum Teil recht störend eingriffen. Da nach Lage der Dinge das militärische Schwergewicht nicht in Italien liegen durfte, so mußte die Regierung darauf bedacht sein, die großen Militärkommandos aus der unmittelbaren Nähe Italiens möglichst zu entfernen; ja es hat wohl bei der Besetzung Rätiens selbst das Bestreben mitgewirkt, das Kommando, welches wahrscheinlich bis dahin in Oberitalien selbst nicht hatte entbehrt werden können, definitiv von dort wegzulegen, wie es dann auch zur Ausführung kam. Was man zunächst erwarten sollte, daß für die in dem neugewonnenen Gebiet unentbehrlichen militärischen Aufstellungen ein großer Mittelpunkt am Nordabhang der Alpen geschaffen worden wäre, davon geschah gerade das Gegenteil. Es wurde zwischen Italien einer-und den großen Rhein-und Donaukommandos andererseits ein Gürtel kleinerer Statthalterschaften gezogen, die nicht bloß alle vom Kaiser, sondern auch durchaus mit dem Senat nicht angehörigen Männern besetzt wurden. Italien und die südgallische Provinz wurden geschieden durch die drei kleinen Militärdistrikte der Seealpen (Dep. der Seealpen und Provinz Cuneo), der cottischen mit der Hauptstadt Segusio (Susa) und wahrscheinlich der graischen (Ostsavoyen), unter denen der zweite von dem schon genannten Gaufürsten Cottius und seinen Nachkommen eine Zeitlang in den Formen der Klientel verwaltete am meisten bedeutete, die aber alle eine gewisse Militärgewalt besaßen und deren nächste Bestimmung war, in dem betreffenden Gebiet und vor allem auf den wichtigen dasselbe durchschneidenden Reichsstraßen die öffentliche Sicherheit zu erhalten. Das obere Rhonetal dagegen, also das Wallis, und das neu eroberte Rätien wurden einem nicht im Rang, aber wohl an Macht höher stehenden Befehlshaber untergeben; ein relativ ansehnliches Korps war hier nun einmal unumgänglich erforderlich. Indes wurde, um dasselbe möglichst verringern zu können, Rätien durch Entfernung seiner Bewohner im großen Maßstab entvölkert. Den Ring schloß die ähnlich organisierte Provinz Noricum, den größten Teil des heutigen deutschen Österreich umfassend. Diese weite und fruchtbare Landschaft hatte sich ohne wesentlichen Widerstand der römischen Herrschaft unterworfen, wahrscheinlich in der Form, daß hier zunächst ein abhängiges Fürstentum entstand, bald aber der König dem kaiserlichen Prokurator wich, von dem er ohnehin sich nicht wesentlich unterschied. Von den Rhein-und Donaulegionen erhielten allerdings einige ihre Standlager in der unmittelbaren Nähe einerseits der rätischen Grenze bei Vindonissa, andererseits der norischen bei Poetovio, offenbar um auf die Nachbarprovinz zu drücken; aber Armeen ersten Ranges mit Legionen unter senatorischen Generalen gab es in jenem Zwischenbereich so wenig wie senatorische Statthalter. Das Mißtrauen gegen das neben dem Kaiser den Staat regierende Kollegium findet in dieser Einrichtung einen sehr drastischen Ausdruck.
Nächst der Befriedung Italiens war der Hauptzweck dieser Organisation die Sicherung seiner Kommunikationen mit dem Norden, die für den Handelsverkehr von nicht minder einschneidender Bedeutung war wie in militärischer Beziehung. Mit besonderer Energie griff Augustus diese Aufgabe an, und es ist wohl verdient, daß in den Namen Aosta und Augsburg, vielleicht auch in dem der julischen Alpen der seinige noch heute fortlebt. Die alte Küstenstraße, die Augustus von der ligurischen Küste durch Gallien und Spanien bis an den Atlantischen Ozean teils erneuerte, teils herstellte, hat nur Handelszwecken dienen können. Auch die Straße über die cottische Alpe, schon durch Pompeius eröffnet, ist unter Augustus durch den schon erwähnten Fürsten von Susa ausgebaut und nach ihm benannt worden; ebenfalls eine Handelsstraße, verknüpft sie Italien über Turin und Susa mit der Handelshauptstadt Südgalliens Arelate. Aber die eigentliche Militärlinie, die unmittelbare Verbindung zwischen Italien und den Rheinlagern führt durch das Tal der Dora Baltea aus Italien teils nach der Hauptstadt Galliens Lyon, teils nach dem Rhein. Hatte die Republik sich darauf beschränkt, den Eingang jenes Tals durch die Anlegung von Eporedia (Ivrea) in ihre Gewalt zu bringen, so nahm Augustus dasselbe ganz in Besitz in der Weise, daß er dessen Bewohner, die immer noch unruhigen und schon während des dalmatinischen Krieges von ihm bekämpften Salasser, nicht bloß unterwarf, sondern geradezu austilgte – ihrer 36 000, darunter 8000 streitbare Männer, wurden auf dem Markt von Eporedia unter dem Hammer in die Sklaverei verkauft und den Käufern auferlegt, binnen zwanzig Jahren keinem derselben die Freiheit zu gewähren. Das Feldlager selbst, von dem aus sein Feldherr Varro Murena im J. 729 (25 v. Chr.) sie schließlich aufs Haupt geschlagen hatte, wurde die Festung, welche, besetzt mit 3000 der Kaisergarde entnommenen Ansiedlern, die Verbindungen sichern sollte, die Stadt Augusta Praetoria, das heutige Aosta, deren damals errichtete Mauern und Tore noch heute stehen. Sie beherrschte später zwei Alpenstraßen, sowohl die über die graische Alpe oder den kleinen St. Bernhard an der oberen Isère und der Rhone nach Lyon führende wie die, welche über die pöninische Alpe, den großen St. Bernhard, zum Rhonetal und zum Genfer See und von da in die Täler der Aar und des Rheins lief. Aber für die erste dieser Straßen ist die Stadt angelegt worden, da sie ursprünglich nur nach Osten und Westen führende Tore gehabt hat, und es konnte dies auch nicht anders sein, da die Festung ein Dezennium vor der Besetzung Rätiens gebaut ward, auch in jenen Jahren die spätere Organisation der Rheinlager noch nicht bestand und die direkte Verbindung der Hauptstädte Italiens und Galliens durchaus in erster Reihe stand. In der Richtung auf die Donau zu ist der Anlage von Emona an der oberen Save auf der alten Handelsstraße von Aquileia über die julische Alpe in das pannonische Gebiet schon gedacht worden; diese Straße war zugleich die Hauptader der militärischen Verbindung von Italien mit dem Donaugebiet. Mit der Eroberung Rätiens endlich verband sich die Eröffnung der Straße, welche von der letzten italischen Stadt Tridentum (Trient) das Etschtal hinauf zu der im Lande der Vindeliker neu angelegten Augusta, dem heutigen Augsburg, und weiter zur oberen Donau führte. Als dann der Sohn des Feldherrn, der dieses Gebiet zuerst aufgeschlossen hatte, zur Regierung gelangte, ist dieser Straße der Name der claudischen beigelegt worden. Sie stellte zwischen Rätien und Italien die militärisch unentbehrliche Verbindung her; indes hat sie infolge der relativ geringen Bedeutung der rätischen Armee und wohl auch infolge der schwierigen Kommunikation niemals die Bedeutung gehabt wie die Straße von Aosta.
Die Alpenpässe und der Nordabhang der Alpen waren somit in gesichertem römischen Besitz[2q]. Jenseits der Alpen erstreckte sich östlich vom Rhein das germanische Land, südwärts der Donau das der Pannonier und der Moeser. Auch hier wurde kurz nach der Besetzung Rätiens, und ziemlich gleichzeitig nach beiden Seiten hin, die Offensive ergriffen. Betrachten wir zunächst die Vorgänge an der Donau.
Das Donaugebiet, allem Anschein nach bis zum J. 727 (27 v. Chr.) mit Oberitalien zusammen verwaltet, wurde damals bei der Reorganisation des Reiches ein selbständiger Verwaltungsbezirk Illyricum unter eigenem Statthalter. Er bestand aus Dalmatien mit seinem Hinterland bis zum Drin, während die Küste weiter südwärts seit langem zur Statthalterschaft Makedonien gehörte, und den römischen Besitzungen im Lande der Pannonier an der Save. Das Gebiet zwischen dem Haemus und der Donau bis zum Schwarzen Meer, welches kurz zuvor Crassus in Reichsabhängigkeit gebracht hatte, sowie nicht minder Noricum und Rätien standen im Klientelverhältnis zu Rom, gehörten also zwar nicht zu diesem Sprengel, aber hingen doch zunächst von dem Statthalter Illyricums ab. Auch das noch keineswegs beruhigte Thrakien südlich vom Haemus fiel militärisch in denselben Bereich. Es ist eine bis in späte Zeit bestehende Fortwirkung dieser ursprünglichen Organisation gewesen, daß das ganze Donaugebiet von Rätien bis Moesien als ein Zollbezirk unter dem Namen Illyricum im weiteren Sinne zusammengefaßt worden ist. Legionen standen nur in dem eigentlichen Illyricum, in den übrigen Distrikten wahrscheinlich gar keine Reichstruppen, höchstens kleinere Detachements; das Oberkommando führte der aus dem Senat hervorgehende Prokonsul der neuen Provinz, während die Soldaten und die Offiziere selbstverständlich kaiserlich waren. Es zeugt von dem ernsten Charakter der nach der Eroberung Rätiens beginnenden Offensive, daß zunächst der Nebenherrscher Agrippa das Kommando im Donaugebiet übernahm, dem der Prokonsul von Illyricum von Rechts wegen sich unterzuordnen hatte, und dann, als Agrippas plötzlicher Tod im Frühjahr 742 (12 v. Chr.) diese Kombination scheitern machte, im Jahre darauf Illyricum in kaiserliche Verwaltung überging, also die kaiserlichen Feldherren hier das Oberkommando erhielten. Bald bildeten sich hier drei militärische Mittelpunkte, welche dann auch die administrative Dreiteilung des Donaugebiets herbeiführten. Die kleinen Fürstentümer in dem von Crassus eroberten Gebiet machten der Provinz Moesien Platz, deren Statthalter fortan in dem heutigen Serbien und Bulgarien die Grenzwacht hielt gegen Daker und Bastarner. In der bisherigen Provinz Illyricum wurde ein Teil der Legionen an der Kerka und der Cettina postiert, um die immer noch schwierigen Dalmater im Zaum zu halten. Die Hauptmacht stand in Pannonien an der damaligen Reichsgrenze, der Save. Chronologisch genau läßt sich diese Dislokation der Legionen und Organisation der Provinzen nicht fixieren; wahrscheinlich haben die gleichzeitig geführten ernsthaften Kriege gegen die Pannonier und die Thraker, von denen wir gleich zu berichten haben werden, zunächst dazu geführt, die Statthalterschaft von Moesien einzurichten, und haben erst einige Zeit nachher die dalmatischen Legionen und die an der Save eigene Oberbefehlshaber erhalten.
Wie die Expeditionen gegen die Pannonier und die Germanen gleichsam eine Wiederholung des rätischen Feldzugs in erweitertem Maßstab sind, so waren auch die Führer, welche mit dem Titel kaiserlicher Legaten an die Spitze gestellt wurden, dieselben; wieder die beiden Prinzen des kaiserlichen Hauses Tiberius, der an Agrippas Stelle das Kommando in Illyricum übernahm, und Drusus, der an den Rhein ging, beide jetzt nicht mehr unerprobte Jünglinge, sondern Männer in der Blüte ihrer Jahre und schwerer Arbeit wohl gewachsen. – An nächsten Anlässen für die Kriegführung fehlte es in der Donaugegend nicht. Raubgesindel aus Pannonien und selbst aus dem friedlichen Noricum plünderte im Jahre 738 (16 v. Chr.) bis nach Istrien hinein. Zwei Jahre darauf ergriffen die illyrischen Provinzialen gegen ihre Herren die Waffen, und obwohl sie dann, als Agrippa im Herbst des J. 741 (13 v. Chr.) das Kommando übernahm, ohne Widerstand zu leisten, zum Gehorsam zurückkehrten, sollen doch unmittelbar nach seinem Tode die Unruhen aufs neue begonnen haben. Wir vermögen nicht zu sagen, wieweit diese römischen Erzählungen der Wahrheit entsprechen; der eigentliche Grund und Zweck dieses Krieges war gewiß die durch die allgemeine politische Lage geforderte Vorschiebung der römischen Grenze. Über die drei Kampagnen des Tiberius in Pannonien 742 bis 744 (12 bis 10 v. Chr. sind wir sehr unvollkommen unterrichtet. Als Ergebnis derselben wurde von der Regierung die Feststellung der Donaugrenze für die Provinz Illyricum angegeben. Daß diese seitdem in ihrem ganzen Laufe als die Grenze des römischen Gebiets angesehen wurde, ist ohne Zweifel richtig, aber eine eigentliche Unterwerfung oder gar eine Besetzung dieses ganzen weiten Gebiets ist damals keineswegs erfolgt. Hauptsächlichen Widerstand gegen Tiberius leisteten die schon früher für römisch erklärten Völkerschaften, insbesondere die Dalmater; unter den damals zuerst effektiv unterworfenen ist die namhafteste die der pannonischen Breuker an der unteren Save. Schwerlich haben die römischen Heere während dieser Feldzüge die Drau auch nur überschritten, auf keinen Fall ihr Standlager an die Donau verlegt. Das Gebiet zwischen Save und Drau wurde allerdings besetzt und das Hauptquartier der illyrischen Nordarmee von Siscia an der Save nach Poetovio (Pettau) an der mittleren Drau verlegt, während in dem vor kurzem besetzten norischen Gebiet die römischen Besatzungen bis an die Donau bei Carnuntum reichten (Petronell bei Wien), damals die letzte norische Stadt gegen Osten. Das weite und große Gebiet zwischen der Drau und der Donau, das heutige westliche Ungarn, ist allem Anschein nach damals nicht einmal militärisch besetzt worden. Es entsprach dies dem Gesamtplan der begonnenen Offensive; man suchte die Fühlung mit dem gallischen Heer, und für die neue Reichsgrenze im Nordosten war der natürliche Stützpunkt nicht Ofen, sondern Wien.
Gewissermaßen eine Ergänzung zu dieser pannonischen Expedition des Tiberius bildet diejenige, welche gleichzeitig gegen die Thraker von Lucius Piso unternommen ward, vielleicht dem ersten eigenen Statthalter, den Moesien gehabt hat. Die beiden großen benachbarten Nationen, die Illyriker und die Thraker, von denen in einem späteren Abschnitt eingehender gehandelt werden wird, standen damals gleichmäßig zur Unterwerfung. Die Völkerschaften des inneren Thrakiens erwiesen sich noch störriger als die Illyriker und den von Rom ihnen gesetzten Königen wenig botmäßig; im J. 738 (16 v. Chr.) mußte ein römisches Heer dort einrücken und den Fürsten gegen die Besser zu Hilfe kommen. Wenn wir genauere Berichte über die dort wie hier in den Jahren 741 bis 743 (13 bis 11 v. Chr.) geführten Kämpfe hätten, würde das gleichzeitige Handeln der Thraker und der Illyriker vielleicht als gemeinschaftliches erscheinen. Gewiß ist es, daß die Masse der Thrakerstämme südlich vom Haemus und vermutlich auch die in Moesien sitzenden sich an diesem Nationalkrieg beteiligten, und daß die Gegenwehr der Thraker nicht minder hartnäckig war als die der Illyriker. Es war für sie zugleich ein Religionskrieg; das den Bessern genommene und den römisch gesinnten Odrysenfürsten überwiesene Dionysosheiligtum war nicht vergessen; ein Priester dieses Dionysos stand an der Spitze der Insurrektion, und sie richtete sich zunächst eben gegen jene Odrysenfürsten. Der eine derselben wurde gefangen und getötet, der andere verjagt; die zum Teil nach römischem Muster bewaffneten und disziplinierten Insurgenten siegten in dem ersten Treffen über Piso und drangen vor bis nach Makedonien und in den thrakischen Chersones; man fürchtete für Asien. Indes die römische Zucht behielt doch schließlich das Übergewicht auch über diese tapferen Gegner; in mehreren Feldzügen wurde Piso des Widerstandes Herr und das entweder schon bei dieser Gelegenheit oder bald nachher auf dem »thrakischen Ufer« eingerichtete Kommando von Moesien brach den Zusammenhang der dakisch-thrakischen Völkerschaften, indem es die Stämme am linken Ufer der Donau und die verwandten südlich vom Haemus voneinander schied, und sicherte dauernd die römische Herrschaft im Gebiet der unteren Donau.
Näher noch als von den Pannoniern und den Thrakern ward es den Römern von den Germanen gelegt, daß der damalige Zustand der Dinge auf die Dauer nicht bleiben könne. Die Reichsgrenze war seit Cäsar der Rhein vom Bodensee bis zu seiner Mündung. Eine Völkerscheide war er nicht, da schon von alters her im Nordosten Galliens die Kelten sich vielfach mit Deutschen gemischt hatten, die Treverer und die Nervier Germanen wenigstens gern gewesen wären, am mittleren Rhein Cäsar selbst die Reste der Scharen des Ariovistus, Triboker (im Elsaß), Nemeter (um Speier), Vangionen (um Worms) seßhaft gemacht hatte. Freilich hielten diese linksrheinischen Deutschen fester zu der römischen Herrschaft als die keltischen Gaue, und nicht sie haben den Landsleuten auf dem rechten Ufer die Pforten Galliens geöffnet. Aber diese, seit langem der Plünderzüge über den Fluß gewohnt und der mehrfach halb geglückten Versuche, dort sich festzusetzen, keineswegs vergessen, kamen auch ungerufen. Die einzige germanische Völkerschaft jenseits des Rheines, die schon in Cäsars Zeit sich von ihren Landsleuten getrennt und unter römischen Schutz gestellt hatte, die Ubier hatten vor dem Haß ihrer erbitterten Stammgenossen weichen und auf dem römischen Ufer Schutz und neue Wohnsitze suchen müssen (716 [38 v. Chr.]); Agrippa, obwohl persönlich in Gallien anwesend, hatte unter dem Druck des damals bevorstehenden sizilischen Krieges nicht vermocht, ihnen in anderer Weise zu helfen, und den Rhein nur überschritten, um die Überführung zu bewirken. Aus dieser ihrer Siedelung ist später unser Köln erwachsen. Nicht bloß die auf dem rechten Rheinufer Handel treibenden Römer wurden vielfältig von den Germanen geschädigt, so daß sogar im J. 729 (25 v. Chr.) deswegen ein Vorstoß über den Rhein ausgeführt ward und Agrippa im J. 734 (20 v. Chr.) vom Rhein herübergekommene germanische Schwärme aus Gallien hinauszuschlagen hatte; es geriet im J. 738 (16 v. Chr.) das jenseitige Ufer in eine allgemeinere auf einen Einbruch in großem Maßstab hinauslaufende Bewegung. Die Sugambrer an der Ruhr gingen voran, mit ihnen ihre Nachbarn, nördlich im Lippetal die Usiper, südlich die Tencterer; sie griffen die bei ihnen verweilenden römischen Händler auf und schlugen sie ans Kreuz, überschritten dann den Rhein, plünderten weit und breit die gallischen Gaue, und als ihnen der Statthalter von Germanien den Legaten Marcus Lollius mit der fünften Legion entgegenschickte, fingen sie erst deren Reiterei ab und schlugen dann die Legion selbst in schimpfliche Flucht, wobei ihnen sogar deren Adler in die Hände fiel. Nach allem diesen kehrten sie unangefochten zurück in ihre Heimat. Dieser Mißerfolg der römischen Waffen, wenn auch an sich nicht von Gewicht, war doch der germanischen Bewegung und selbst der schwierigen Stimmung in Gallien gegenüber nichts weniger als unbedenklich; Augustus selbst ging nach der angegriffenen Provinz, und es mag dieser Vorgang wohl die nächste Veranlassung gewesen sein zur Aufnahme jener großen Offensive, die mit dem rätischen Krieg 739 (15 v.Chr.) beginnend weiter zu den Feldzügen des Tiberius in Illyricum und des Drusus in Germanien führte.
Nero Claudius Drusus, geboren im J. 715 (38 v.Chr.) von Livia im Hause ihres neuen Gemahls, des späteren Augustus, und von diesem gleich einem Sohn – die bösen Zungen sagten als sein Sohn – geliebt und gehalten, ein Bild männlicher Schönheit und von gewinnender Anmut im Verkehr, ein tapferer Soldat und ein tüchtiger Feldherr, dazu ein erklärter Lobredner der alten republikanischen Ordnung und in jeder Hinsicht der populärste Prinz des kaiserlichen Hauses, übernahm bei Augustus Rückkehr nach Italien (741 [13 v. Chr.]) die Verwaltung von Gallien und den Oberbefehl gegen die Germanen, deren Unterwerfung jetzt ernstlich in das Auge gefaßt ward. Wir vermögen weder die Stärke der damals am Rhein stehenden Armee noch die bei den Germanen obwaltenden Zustände genügend zu erkennen; nur das tritt deutlich hervor, daß die letzteren nicht imstande waren, dem geschlossenen Angriff in entsprechender Weise zu begegnen. Das Neckargebiet, ehemals von den Helvetiern besessen, dann lange Zeit streitiges Grenzland zwischen ihnen und den Germanen, lag verödet und beherrscht einerseits durch die jüngst unterworfene Landschaft der Vindeliker, andererseits durch die römisch gesinnten Germanen um Straßburg, Speier und Worms. Weiter nordwärts in der oberen Maingegend saßen die Markomannen, vielleicht der mächtigste der suevischen Stämme, aber mit den Germanen des Mittelrheins seit alters her verfeindet. Nordwärts des Mains folgten zunächst im Taunus die Chatten, weiter rheinabwärts die schon genannten Tencterer, Sugambrer und Usiper; hinter ihnen die mächtigen Cherusker an der Weser, außerdem eine Anzahl Völkerschaften zweiten Ranges. Wie diese mittelrheinischen Stämme, voran die Sugambrer, jenen Angriff auf das römische Gallien ausgeführt hatten, so richtete sich auch der Vergeltungszug des Drusus hauptsächlich gegen sie, und sie auch verbanden sich gegen Drusus zur gemeinschaftlichen Abwehr und zur Aufstellung eines aus dem Zuzug aller dieser Gaue zu bildenden Volksheers. Aber die friesischen Stämme an der Nordseeküste schlossen sich nicht an, sondern verharrten in der ihnen eigenen Isolierung.
Es waren die Germanen, die die Offensive ergriffen. Die Sugambrer und ihre Verbündeten griffen wieder alle Römer auf, deren sie auf ihrem Ufer habhaft werden konnten, und schlugen die Centurionen darunter, ihrer zwanzig an der Zahl, ans Kreuz. Die verbündeten Stämme beschlossen abermals in Gallien einzufallen und teilten auch die Beute im voraus – die Sugambrer sollten die Leute, die Cherusker die Pferde, die suevischen Stämme das Gold und Silber erhalten. So versuchten sie im Anfang des J. 742 (12 v. Chr.) wieder den Rhein zu überschreiten und hofften auf die Unterstützung der linksrheinischen Germanen und selbst auf eine Insurrektion der eben damals durch das ungewohnte Schätzungsgeschäft erregten gallischen Gaue. Aber der junge Feldherr traf seine Maßregeln gut: er erstickte die Bewegung im römischen Gebiet, noch ehe sie recht in Gang kam, warf die Eindringenden bei dem Flußübergang selbst zurück und ging dann seinerseits über den Strom, um das Gebiet der Usiper und Sugambrer zu brandschatzen. Dies war eine vorläufige Abwehr; der eigentliche Kriegsplan, in größerem Stil angelegt, ging aus von der Gewinnung der Nordseeküste und der Mündungen der Ems und der Elbe. Der zahlreiche und tapfere Stamm der Bataver im Rheindelta ist allem Anschein nach damals und durch gütliche Vereinbarung dem römischen Reiche einverleibt worden; mit ihrer Hilfe wurde vom Rheine zum Zuidersee und aus diesem in die Nordsee eine Wasserverbindung hergestellt, welche der Rheinflotte einen sicheren und kürzeren Weg zur Ems-und Elbemündung eröffnete. Die Friesen an der Nordküste folgten dem Beispiel der Bataver und fügten sich gleichfalls der Fremdherrschaft. Es war wohl mehr noch die maßhaltende Politik als die militärische Übergewalt, die hier den Römern den Weg bahnte: diese Völkerschaften blieben fast ganz steuerfrei und wurden zum Kriegsdienst in einer Weise herangezogen, die nicht schreckte, sondern lockte. Von da ging die Expedition an der Nordseeküste hinauf; im offenen Meer wurde die Insel Burchanis (vielleicht Borkum vor Ostfriesland) mit stürmender Hand genommen, auf der Ems die Bootflotte der Bructerer von der römischen Flotte besiegt; bis an die Mündung der Weser zu den Chaukern ist Drusus gelangt. Freilich geriet die Flotte heimkehrend auf die gefährlichen und unbekannten Watten, und wenn die Friesen nicht der schiffbrüchigen Armee sicheres Geleit gewährt hätten, wäre sie in sehr kritische Lage geraten. Nichtsdestoweniger war durch diesen ersten Feldzug die Küste von der Rhein-zur Wesermündung römisch geworden.
Bogen des Sergius (Teilstück) (um 27 v. Chr.) Pola (Istrien)
