Das Römische Imperium der Cäsaren - Theodor Mommsen - E-Book

Das Römische Imperium der Cäsaren E-Book

Theodor Mommsen

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Beschreibung

Die Anthologie 'Das Römische Imperium der Cäsaren' bietet eine facettenreiche Erkundung der antiken Welt und ihrer fortdauernden Einflüsse, mit besonderem Augenmerk auf das römische Reich und seine Cäsaren. Diese Sammlung vereint klassische historische Analysen und literarische Stilrichtungen, die variieren von detaillierten Chroniken bis hin zu tiefgründigen Kommentaren über Machtstrukturen und kulturelle Dynamiken im Alten Rom. Durch die Auswahl bedeutender Schriften wird ein umfassendes Bild der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen jener Epoche gezeichnet, wobei die Vielfalt der Perspektiven eine differenzierte Einsicht in die römische Geschichte ermöglicht. Die Autoren dieser Sammlung, Theodor Mommsen und Leopold von Ranke, stehen als Giganten der Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert. Beide trugen maßgeblich zum Verständnis historischer Narrative und zur Entwicklung wissenschaftlicher Methoden bei. Mommsen, ein Nobelpreisträger, ist bekannt für seine Detailtreue und seinen dynamischen Stil, während von Ranke durch seine streng quellenbasierte Forschungsmethodik hervorsticht. Gemeinsam reflektieren ihre Arbeiten in dieser Anthologie den historischen Diskurs ihrer Zeit und bieten fundierte Perspektiven auf das komplexe Geflecht aus politischen, kulturellen und sozialen Aspekten des Römischen Reichs. Diese Sammlung stellt eine einmalige Gelegenheit für Leser dar, sich mit einer beeindruckenden Bandbreite an historischen Interpretationen und literarischen Annäherungen an das Thema zu beschäftigen. 'Das Römische Imperium der Cäsaren' ist nicht nur eine Fundgrube des Wissens, sondern auch eine Einladung zum intellektuellen Dialog, der Horizonte erweitert und dazu anregt, die Mannigfaltigkeit der Geschichte zu erforschen. Der Band empfiehlt sich sowohl für Kenner der römischen Geschichte als auch für jene, die neu in der Materie sind, und verspricht eine ebenso lehrreiche wie fesselnde Leseerfahrung. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Theodor Mommsen, Leopold von Ranke

Das Römische Imperium der Cäsaren

Bereicherte Ausgabe. Illustrierte Ausgabe: Länder und Leute von Cäsar bis Diocletian + Die Weltepoche des römischen Imperiums bis zum Zeitalter Justinians
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Einführung, Studien und Kommentare von Alexis Prichard
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2023
EAN 8596547797548

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Synopsis
Historischer Kontext
Das Römische Imperium der Cäsaren
Analyse
Reflexion
Unvergessliche Zitate
Notizen

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Im Zentrum steht die Frage, wie die Herrschaft der Cäsaren ein riesiges Gemeinwesen ordnete und dabei die römische Politik, Gesellschaft und Kultur dauerhaft veränderte. Dieses Buch versammelt die Perspektiven zweier einflussreicher Historiker, Theodor Mommsen und Leopold von Ranke, um die Struktur, Dynamik und Ideenwelt des Imperiums verständlich zu machen. Nicht als bloße Aneinanderreihung von Kaisern gedacht, richtet sich der Blick auf Kräfte, die das Ganze tragen: Institutionen, Rechtsformen, militärische Macht, religiöse Bindungen und kommunikative Praktiken, die Legitimität stiften. So entsteht ein Zugang, der politische Prozesse mit mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Fragen verschränkt.

Als Werk der Geschichtsschreibung verortet sich der Band im Feld gelehrter, quellennaher Darstellung: ein historisches Porträt des Römischen Imperiums in der Kaiserzeit, mit Rom und seinem Mittelmeerraum als Schauplatz. Im Hintergrund stehen die Impulse der deutschsprachigen Historiografie des 19. Jahrhunderts, deren Methoden und Begriffe bis heute Debatten prägen. Die Texte zielen auf Überblick und Vertiefung zugleich: Sie führen in die Ausgangslage des Übergangs zur kaiserlichen Ordnung, skizzieren den Aufbau der Macht und zeigen, wie aus Herrschaft Verwaltung, aus militärischer Durchsetzung Dauer und aus Tradition politische Kultur wird, ohne in Anekdoten zu zerfallen.

Die Ausgangssituation wird knappern und klar umrissen: Aus einer Republik mit konkurrierenden Eliten entsteht eine neue Form konzentrierter Autorität, die Stabilität und Spannung zugleich erzeugt. Das Leseerlebnis ist doppelter Natur: analytisch und erzählerisch. Analytisch, weil Strukturen, Quellen und Begriffe präzise entwickelt werden; erzählerisch, weil Menschen, Entscheidungen und Schauplätze lebendig werden, ohne sich von der Evidenz zu lösen. Die Sprache bleibt formell, doch nie trocken; die Argumentation ist dicht, aber zugänglich. Dadurch eröffnet sich ein Panorama, das große Linien betont, ohne die Details zu verlieren, die historische Wirklichkeit greifbar machen.

Die zentralen Themen kreisen um Macht und Legitimität: Wie wird Autorität begründet, dargestellt und weitergegeben? Dazu treten Verwaltung und Recht als Gerüst des Alltags eines Imperiums, das innere Vielfalt ordnet. Die Armee als Trägerin von Sicherheit und Risiko, die Provinzen als Räume von Integration und Aushandlung, Rom als symbolischer Mittelpunkt – all das verwebt sich zu einem Bild institutioneller Spannung und Anpassungsfähigkeit. Religionspolitik, Städtewesen und wirtschaftliche Infrastrukturen erscheinen nicht als Randthemen, sondern als Medien der Herrschaft, die Beständigkeit versprechen und zugleich Wandel beschleunigen.

Mommsens Zugriff schärft den Blick für Institutionen, Rechtsformen und die Materialität der Quellen; daraus erwächst ein Verständnis des Imperiums als lernfähiger Ordnungsrahmen, der Norm und Praxis zusammenführt. Rankes Perspektive ergänzt dies um die politische Dramaturgie: Akteure, Entscheidungen und das Wechselspiel von Kontinuität und Ereignis. Gemeinsam entsteht kein harmonisierender Konsens, sondern ein produktiver Dialog zweier historiografischer Stile, der die Grenzen einfacher Erzählmuster sichtbar macht. Das Ergebnis ist eine Darstellung, die den Befund vor die Deutung stellt und doch die interpretative Kraft historischer Synthese nutzt.

Für heutige Leserinnen und Leser gewinnt das Buch Relevanz, weil es Grundfragen politischer Ordnung verhandelt: Zentralisierung und Delegation, Recht und Gewalt, Öffentlichkeit und Repräsentation, Integration und Differenz. Es zeigt, wie Imperien Stabilität erzeugen und woran sie verschleißen, ohne schnelle Parallelen zu ziehen. Wer sich für die Beziehung zwischen Institutionen und politischer Kultur interessiert, findet hier Maßstäbe der Argumentation und Maß im Urteil. Die intellektuelle Wirkung liegt in der Klarheit, mit der Komplexität sortiert wird; die emotionale in der Erfahrung, dass vergangene Ordnungen vertraute Fragen stellen – nach Führung, Verantwortung und Gemeinsinn.

Diese Einleitung lädt ein, das Römische Imperium nicht als fernes Monument zu lesen, sondern als lebendigen Organismus aus Normen, Praktiken und Erwartungen. Der Band verbindet Überblick mit Tiefenschärfe und bietet Orientierung, ohne Eindeutigkeit zu versprechen. Wer folgt, erhält keine einfache Heldengeschichte, sondern eine Schule des genauen Hinsehens: Quellen prüfen, Begriffe klären, Zusammenhänge gewichten. So entsteht ein Lektüreerlebnis, das Wissen vermehrt und Urteilskraft schärft. In der Auseinandersetzung mit den Cäsaren wird Geschichte zur Gegenwartskunst – einer Kunst, die nüchtern denkt und dennoch die Vorstellungskraft weckt.

Synopsis

Inhaltsverzeichnis

Das Buch verfolgt die Entstehung, Struktur und Entwicklung des römischen Kaiserreichs von den letzten Jahrzehnten der Republik bis zu den tiefgreifenden Reformen der Spätantike. Es stellt die Sichtweisen Theodor Mommsens und Leopold von Rankes nebeneinander: Mommsen legt Gewicht auf Institutionen, Recht und Verwaltung, Ranke auf politische Handlungsträger, Machtbalance und Quellenkritik. Gemeinsam zeigen sie, wie persönliche Herrschaft und republikanische Formen im Principat verschmolzen. Im Zentrum steht die Frage, wie Stabilität nach der Krise möglich wurde und welche Mechanismen Integration, Steuerung und Legitimierung des Imperiums trugen, ohne in reine Despotie oder instabile Oligarchie abzugleiten.

Ausgangspunkt ist der Zerfall der späten Republik: Konkurrenz der Nobilität, Militarisierung der Politik und ökonomische Spannungen in Italien und den Provinzen. Julius Caesars Aufstieg, seine Diktatur und Reformansätze markieren eine Zäsur, deren abruptes Ende neue Bürgerkriege auslöst. Beide Historiker betonen unterschiedliche Ursachenbündel – strukturelle Überdehnung des Stadtstaatsmodells, Loyalität der Heere zu Feldherren, Erosion der Senatsautorität. Die Morde, Koalitionen und Feldzüge führen zu einer Neuordnung der Macht. Octavians politisches Talent und die systematische Nutzung von Tradition, Rechtstiteln und Patronage bereiten die Konsolidierung des künftigen Kaiserstaats vor.

Mit Augustus entsteht der Principat als neue Ordnung, die monarchische Führung hinter republikanischer Fassade organisiert. Mommsen analysiert die Ämterbündelung (tribunicia potestas, imperium maius), die Trennung senatorialer und kaiserlicher Provinzen, Heeresreformen und Fiskalstrukturen. Ranke verfolgt die politische Dramaturgie: Selbstinszenierung, Rückbindung an mos maiorum, Ausgleich mit dem Senat und die Schaffung eines loyalen Beamtenapparats. Der Kult um den princeps, Bauprogramme und eine vorsichtige Expansionspolitik stabilisieren das Gefüge. Das Ergebnis ist ein flexibel austariertes System persönlicher Autorität, das zugleich Kontinuität zu republikanischen Normen behauptet und damit breite Akzeptanz gewinnt.

Die julisch-claudischen Kaiser zeigen die Spannweite des neuen Systems. Tiberius steht für administrative Nüchternheit, stärkere Praetorianerpräsenz und vorsichtige Außenpolitik. Caligulas Krisen werden als Prüfstein der Belastbarkeit der Institutionen gelesen. Unter Claudius verdichten sich Bürokratie und Ritterkarrieren; die Provinzialverwaltung professionalisiert sich, Britannien wird erobert. Neros Regierung vereint kulturelle Patronage, bauliche Neuordnung Roms und politische Instabilität. Beide Autoren skizzieren, wie Hof, Armee, Senat und Städteeinander in wechselnden Konstellationen Macht ausüben. Entscheidend bleibt die Funktionsfähigkeit des Verwaltungs- und Finanzapparats, der regionale Vielfalt in ein gesamtimperiales Regelwerk einbindet.

Nach dem Vierkaiserjahr konsolidieren die Flavier das Reich. Vespasian ordnet Finanzen, stützt sich auf provinzialische Eliten und stärkt die militärische Grenzsicherung. Titus’ kurze Herrschaft verbindet Katastrophenbewältigung mit Kontinuität, Domitian schärft das monarchische Profil, was Spannungen mit dem Senat erzeugt. Baupolitik, Rechtsentwicklung und die Ausweitung der Bürgerschaft vertiefen die Integration. Mommsen beleuchtet fiskalische Instrumente und die Rolle der Kollegialmagistraturen unter kaiserlicher Aufsicht; Ranke hebt die Bedeutung entschlossener Führung in Übergangszeiten hervor. Der Kaiserkult verdichtet Loyalität, bleibt jedoch eingebettet in lokale Traditionen, wodurch Loyalitätsnetze über Ethnien und Sprachen hinweg tragfähig werden.

Die Hochphase unter Trajan, Hadrian und den Antoninen erscheint als Gleichgewicht von Expansion, Konsolidierung und Rechtsfortbildung. Trajan erweitert die Grenzen (besonders in Dakien) und nutzt die Erträge zur Infrastrukturförderung. Hadrian legt den Schwerpunkt auf Grenzsicherung und Verwaltungsvereinheitlichung; der Limes symbolisiert diese Politik. Unter Antoninus Pius und Marcus Aurelius reifen Jurisprudenz, Reskriptenpraxis und kommunale Selbstverwaltung. Handel, Urbanisierung und Mobilität verknüpfen Räume des Reichs enger. Die allmähliche Ausweitung des Bürgerrechts kulminiert später in der Constitutio Antoniniana, die Mommsen als rechtlichen Integrationsschritt deutet, während Ranke die politischen Motive betont.

Gesellschaftlich rücken Städte, Vereinswesen und Patronagebeziehungen in den Mittelpunkt. Eliten in den Provinzen übernehmen römische Formen, ohne lokale Identitäten aufzugeben. Rechtssicherheit, Infrastruktur und Militärpräsenz stabilisieren Alltagsleben und Steuererhebung. Der Kaiserkult dient als gemeinsamer Rahmen, zugleich gewinnen religiöse Vielfalt und neue Bewegungen – darunter das Christentum – an Kontur. Beide Historiker behandeln Religion als Faktor politischer Ordnung: Loyalitätsprüfungen, begrenzte Toleranz und punktuelle Repression bilden ein flexibles Regime. Bildung, Literatur und Rechtswissenschaft tragen zur normativen Kohärenz bei und fungieren als Bindeglieder zwischen Zentrum und Peripherie.

Die Krisen des 3. Jahrhunderts verdeutlichen die Grenzen des bisherigen Modells. Äußere Bedrohungen, Seuchen, Währungsentwertung und rasche Herrscherwechsel belasten Finanzen, Logistik und Loyalitäten. Kurzlebige Militärkaisertümer, regionale Abspaltungen und gesteigerte Heereskosten zeigen, wie sehr Stabilität an die Kontrolle der Armee geknüpft ist. Mommsen interpretiert Verwaltung und Recht als resiliente Träger, die Zerfallstendenzen abfedern; Ranke betont das Gewicht persönlicher Führung in Notzeiten. Trotz Verlusten bleibt das Imperium funktionsfähig, doch die Steuer- und Rekrutierungsbasis erfordert eine Neujustierung, die über die Formen des Principats hinausweist.

Die Reformen Diokletians markieren den Übergang zum Dominate: Tetrarchie, straffere Provinzgliederung, Trennung von ziviler und militärischer Gewalt, neue Steuergrundlagen und symbolische Sakralisierung des Kaisertums. Preiskontrollen und Heeresumbauten sollen die strukturellen Defizite beheben. Im Ausblick erscheint Konstantins Zeit als weiterer Schritt institutioneller und religiöser Neuausrichtung. Die Gesamtbotschaft des Buches lautet: Das Imperium der Cäsaren beruhte auf der Anpassungsfähigkeit seiner Institutionen, der Integration vielfältiger Eliten und der Balance zwischen persönlicher Autorität und rechtlich-administrativer Ordnung. Mommsens Systemanalyse und Rankes politische Erzählung ergänzen sich zu einem geschlossenen Bild.

Historischer Kontext

Inhaltsverzeichnis

Das Buch verortet seine Darstellung im Imperium Romanum der Kaiserzeit, das sich vom späten 1. Jahrhundert v. Chr. bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. erstreckt und den gesamten Mittelmeerraum sowie Teile Europas, Nordafrikas und Vorderasiens umfasste. Rom, Alexandria und Antiochia fungierten als politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentren. Straßen- und Hafeninfrastruktur, Heereslager an Rhein und Donau, sowie Provinzmetropolen wie Karthago und Ephesos strukturieren den Raum. Verwaltungsrecht, Steuerwesen und Militär bilden das Rückgrat der Ordnung, während städtische Eliten, Sklavenarbeit und Fernhandel den sozialen Alltag prägen. Diese geographisch und institutionell verankerte Welt liefert den Schauplatz, an dem die Abfolge der Cäsaren Macht erlangt, legitimiert und ausübt.

Der Epochenbruch vom Untergang der Republik zur Errichtung des Prinzipats bildet das zentrale Ereignisfeld. 49 v. Chr. überschritt Gaius Iulius Caesar den Rubikon, leitete den Bürgerkrieg gegen Pompeius ein und konzentrierte nach Pharsalos (48 v. Chr.) und der Diktatur (46–44 v. Chr.) die Macht, bis seine Ermordung am 15. März 44 v. Chr. die Krise erneut entfachte. Nach Philippi (42 v. Chr.) und der Entmachtung des Marcus Antonius durch Octavian kulminierte der Machtkampf in Actium (31 v. Chr.) und der Einnahme Alexandrias (30 v. Chr.). 27 v. Chr. etablierte Octavian als Augustus die res publica restituta: Er behielt imperium proconsulare maius über Kernprovinzen samt Heeresgewalt und erhielt 23 v. Chr. die tribunicia potestas. Der Senat blieb formal, doch die Entscheidungsgewalt verschob sich dauerhaft zum princeps; die Prätorianergarde und eine kaiserliche Bürokratie festigten die neue Ordnung. Diese Verfassungslösung leitete die Pax Romana ein, stabilisierte Steuern, Heeresgrenzen und Provinzverwaltung und schuf einen Rahmen für Recht und Integration. Mommsen analysiert diesen Transformationsprozess als juristisch-institutionelle Revolution, die republikanische Formen mit monarchischer Realität verband; seine Quellenarbeit zu Inschriften und Staatsrecht (etwa in den Provinzen) konkretisiert Mechanismen der Macht. Ranke ordnet die Wende in die Geschichte der europäischen Staatsbildung ein und interpretiert die Augusteische Neuordnung als Muster pragmatischer Legitimationspolitik, deren Spannungen zwischen Tradition und Souveränität spätere Epochen spiegeln.

Die Krise nach Neros Tod mündete in das Vierkaiserjahr 69 n. Chr.: Galba, Otho und Vitellius scheiterten nacheinander, bis Vespasian nach Bedriacum die Herrschaft begründete. Die lex de imperio Vespasiani (69/70 n. Chr.), epigraphisch fassbar, kodifizierte kaiserliche Vorrechte und zeigte die wachsende Rolle der Armee bei der Legitimation. Unter den Flaviern (69–96) wurden Finanz- und Provinzpolitik konsolidiert, der Jüdische Krieg (66–73) beendet und Infrastruktur (Kolloseum) ausgebaut. Das Buch nimmt diese Abfolge als Beleg dafür, dass militärische Machtzentren und juristische Absicherung Hand in Hand gingen; Mommsen nutzt hierzu Rechts- und Inschriftenzeugnisse, Ranke betont die machtstaatliche Kontinuität.

Die Blütezeit des 2. Jahrhunderts prägten Expansion und Konsolidierung. Unter Trajan (98–117) wurden Dakien (106) und Arabia (106) eingegliedert, Feldzüge gegen die Parther führten 114–117 zur kurzfristigen Kontrolle über Armenien und Mesopotamien. Hadrian (117–138) stabilisierte Grenzen (Hadrianswall ab 122), förderte Verwaltung und Kultur. Die Antoninenzeit (138–192) sah Wohlstand, aber auch die Antoninische Pest (ab 165). 212 verlieh Caracalla mit der Constitutio Antoniniana nahezu allen freien Reichsbewohnern das Bürgerrecht, was Steuerbasis und Rechtseinheit stärkte. Mommsen interpretiert diese Maßnahmen als juristisch-fiskalische Integration des Mittelmeerraums; seine Provinzenstudien zeigen Verwaltungstiefe und kommunale Eliten. Ranke vergleicht die weiträumige Herrschaftssicherung mit frühneuzeitlichen Staatspraktiken und beleuchtet Nutzen und Risiko imperialer Überdehnung.

Die Reichskrise des 3. Jahrhunderts (235–284) war gekennzeichnet durch Thronwirren, Münzentwertung, Invasionen und Sezessionen. Das Gallische Sonderreich (260–274) und das Palmyrenische Reich (270–272) spalteten zeitweise die Herrschaft, während Goten, Alamannen und Sassaniden Druck auf die Grenzen ausübten. Aurelian (270–275) restaurierte Einheit und befestigte Rom (Aurelianische Mauer). Die Krise transformierte Wirtschaft (Inflation), Militär (Mobilität, Grenzkommanden) und Religion (Kaiserideologie, Sol Invictus). Das Werk deutet diese Phase als Stresstest der augustäischen Ordnung: epigraphische Befunde des „Epigraphic Silence“ spiegeln Disruption, während administrative Reformen als Reaktion auf strukturelle Schwächen erscheinen.

Diokletian (284–305) etablierte die Tetrarchie (293), trennte Zivil- und Militärkarrieren, reformierte die Steuern (capitatio-iugatio) und versuchte mit dem Preisedikt (301) die Inflation zu bremsen; 303 begann die Große Christenverfolgung. Konstantin der Große setzte sich 312 an der Milvischen Brücke durch, garantierte 313 mit dem Mailänder Abkommen Religionsfreiheit, gründete 330 Konstantinopel und förderte kirchliche Organisation; das Konzil von Nizäa (325) markierte kaiserliche Schiedsgewalt in Glaubensfragen. Theodosius I. erklärte 380 (Edikt von Thessaloniki) das Christentum zur Staatsreligion und teilte 395 das Reich endgültig. Das Buch verknüpft diese Reformketten mit der langwierigen Verrechtlichung und Sakralisierung kaiserlicher Autorität, die institutionell nachvollziehbar ist.

Die Entstehungszeit der Autoren prägten Ereignisse, die ihre Deutung von Macht und Staat beeinflussten. 1848/49 forderten Revolutionen in den deutschen Staaten Verfassungen; Mommsen engagierte sich politisch und verlor 1850 in Leipzig seine Professur. 1854–1856 publizierte er Römische Geschichte; 1885 folgten Die Provinzen des Römischen Reichs; er leitete das Corpus Inscriptionum Latinarum (ab 1853). Die preußische Verfassungskrise (1862–1866) und die Reichsgründung 1871 unter Bismarck schärften seinen Blick für Verwaltung, Recht und Nationalintegration; er opponierte später gegen Antisemitismus (1880). Ranke, als Berater der preußischen Monarchie geehrt, veröffentlichte Die römischen Päpste (1834–1836) und seine Weltgeschichte (ab 1881), wodurch er römische Herrschaft in longue durée der Staatsbildung verortete. Das Buch spiegelt diese Erfahrung: Rom dient als historisches Labor für Ordnung, Legitimation und Zentralisierung.

Als gesellschaftlich-politische Kritik ihrer Zeit nutzt die Darstellung das römische Imperium als Spiegel gegenwärtiger Probleme: die Spannung zwischen Rechtsstaat und persönlicher Herrschaft, die Legitimation militärischer Gewalt, die Risiken bürokratischer Zentralisierung und die Integration vielfältiger Bevölkerungen. Die Analyse römischer Bürgerrechtsvergabe, Steuerpolitik und Provinzialverwaltung beleuchtet Fragen sozialer Teilhabe, fiskalischer Gerechtigkeit und regionaler Autonomie. Durch die Darstellung von Sklaverei, Klassenkonflikten und urbaner Armut wird die soziale Frage des 19. Jahrhunderts indirekt adressiert. Mommsens Sensibilität für Rechtsgleichheit und Minderheitenschutz sowie Rankes Warnung vor Macht ohne Maß geben dem Werk den Charakter einer nüchternen, quellengesättigten Diagnose von Autokratie, Ideologie und Herrschaftsverdichtung.

Das Römische Imperium der Cäsaren

Hauptinhaltsverzeichnis
Länder und Leute von Cäsar bis Diocletian
Einleitung
Kapitel I: Die Nordgrenze Italiens
Kapitel II: Spanien
Kapitel III: Die gallischen Provinzen
Kapitel IV: Das römische Germanien und die freien Germanen
Kapitel V: Britannien
Kapitel VI: Die Donauländer und die Kriege an der Donau
Kapitel VII: Das griechische Europa
Kapitel VIII: Kleinasien
Kapitel IX: Die Euphratgrenze und die Parther
Kapitel X: Syrien und das Nabatäerland
Kapitel XI: Judäa und die Juden
Kapitel XII: Ägypten
Kapitel XIII: Die afrikanischen Provinzen
Anhang: Die Weltepoche des römischen Imperiums bis zum Zeitalter Justinians

Cäsar (trajanisch). Rom, Konservatorenpalast

Rom, Ara pacis Augustae Prozession der Südwand (Florenz, Uffizien)

Gehe durch die Welt und sprich mit JedemFirdusi

Länder und Leute von Cäsar bis Diocletian

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Inhaltsverzeichnis

Das römische Imperium

Die Geschichte der römischen Kaiserzeit stellt ähnliche Probleme wie diejenige der früheren Republik.

Was aus der literarischen Überlieferung unmittelbar entnommen werden kann, ist nicht bloß ohne Farbe und Gestalt, sondern in der Tat meistens ohne Inhalt. Das Verzeichnis der römischen Monarchen ist ungefähr ebenso glaubwürdig wie das der Konsuln der Republik und ungefähr ebenso instruktiv. Die den ganzen Staat erschütternden großen Krisen sind in ihren Umrissen erkennbar; viel besser aber als über die Samnitenkriege sind wir auch nicht unterrichtet über die germanischen unter den Kaisern Augustus und Marcus. Der republikanische Anekdotenschatz ist sehr viel ehrbarer als der gleiche der Kaiserzeit; aber die Erzählungen von Fabricius[1] und die vom Kaiser Gaius sind ziemlich gleich flach und gleich verlogen. Die innerliche Entwickelung des Gemeinwesens liegt vielleicht für die frühere Republik in der Überlieferung vollständiger vor als für die Kaiserzeit; dort bewahrt sie eine wenn auch getrübte und verfälschte Schilderung der schließlich wenigstens auf dem Markte Roms endigenden Wandelungen der staatlichen Ordnung; hier vollzieht sich diese im kaiserlichen Kabinett und gelangt in der Regel nur mit ihren Gleichgültigkeiten in die Öffentlichkeit. Dazu kommt die ungeheure Ausdehnung des Kreises und die Verschiebung der lebendigen Entwickelung vom Zentrum in die Peripherie. Die Geschichte der Stadt Rom hat sich zu der des Landes Italien, diese zu der der Welt des Mittelmeers erweitert, und worauf es am meisten ankommt, davon erfahren wir am wenigsten. Der römische Staat dieser Epoche gleicht einem gewaltigen Baum, um dessen im Absterben begriffenen Hauptstamm mächtige Nebentriebe rings emporstreben. Der römische Senat und die römischen Herrscher entstammen bald jedem andern Reichsland ebensosehr wie Italien; die Quiriten dieser Epoche, welche die nominellen Erben der weltbezwingenden Legionäre geworden sind haben zu den großen Erinnerungen der Vorzeit ungefähr dasselbe Verhältnis wie unsere Johanniter zu Rhodos und Malta und betrachten ihre Erbschaft als ein nutzbares Recht, als stiftungsmäßige Versorgung arbeitsscheuer Armen. Wer an die sogenannten Quellen dieser Epoche, auch die besseren geht, bemeistert schwer den Unwillen über das Sagen dessen, was verschwiegen zu werden verdiente und das Verschweigen dessen, was notwendig war zu sagen. Denn groß Gedachtes und weithin Wirkendes ist auch in dieser Epoche geschaffen worden; die Führung des Weltregiments ist selten so lange in geordneter Folge verblieben und die festen Verwaltungsnormen, wie sie Cäsar und Augustus ihren Nachfolgern vorzeichneten, haben sich im ganzen mit merkwürdiger Festigkeit behauptet, trotz allem Wechsel der Dynastien und der Dynasten, welcher in der nur daraufblickenden und bald zu Kaiserbiographien zusammenschwindenden Überlieferung mehr als billig im Vordergrunde steht. Die scharfen Abschnitte, welche in der landläufigen durch jene Oberflächlichkeit der Grundlage geirrten Auffassung die Regierungswechsel machen, gehören weit mehr dem Hoftreiben an als der Reichsgeschichte. Das eben ist das Großartige dieser Jahrhunderte, daß das einmal angelegte Werk, die Durchführung der lateinisch-griechischen Zivilisierung in der Form der Ausbildung der städtischen Gemeindeverfassung, die allmähliche Einziehung der barbarischen oder doch fremdartigen Elemente in diesen Kreis, eine Arbeit, welche ihrem Wesen nach Jahrhunderte stetiger Tätigkeit und ruhiger Selbstentwickelung erforderte, diese lange Frist und diesen Frieden zu Lande und zur See gefunden hat. Das Greisenalter vermag nicht neue Gedanken und schöpferische Tätigkeit zu entwickeln, und das hat auch das römische Kaiserregiment nicht getan; aber es hat in seinem Kreise, den die, welche ihm angehörten, nicht mit Unrecht als die Welt empfanden, den Frieden und das Gedeihen der vielen vereinigten Nationen länger und vollständiger gehegt als es irgendeiner anderen Vormacht je gelungen ist. In den Ackerstädten Afrikas, in den Winzerheimstätten an der Mosel, in den blühenden Ortschaften der lykischen Gebirge und des syrischen Wüstenrandes ist die Arbeit der Kaiserzeit zu suchen und auch zu finden. Noch heute gibt es manche Landschaft des Orients wie des Okzidents, für welche die Kaiserzeit den an sich sehr bescheidenen, aber doch vorher wie nachher nie erreichten Höhepunkt des guten Regiments bezeichnet; und wenn einmal ein Engel des Herrn die Bilanz aufmachen sollte, ob das von Severus Antoninus beherrschte Gebiet damals oder heute mit größerem Verstande und mit größerer Humanität regiert worden ist, ob Gesittung und Völkerglück im allgemeinen seitdem vorwärts-oder zurückgegangen sind, so ist es sehr zweifelhaft, ob der Spruch zugunsten der Gegenwart ausfallen würde. Aber wenn wir finden, daß dieses also war, so fragen wir die Bücher, die uns geblieben sind, meistens umsonst, wie dieses also geworden ist. Sie geben darauf so wenig eine Antwort, wie die Überlieferung der früheren Republik die gewaltige Erscheinung des Rom erklärt, welches in Alexanders Spuren die Welt unterwarf und zivilisierte.

Ausfüllen läßt sich die eine Lücke so wenig wie die andere. Aber es schien des Versuches wert, einmal abzusehen von den Regentenschilderungen mit ihren bald grellen, bald blassen und nur zu oft gefälschten Farben wie auch von dem scheinhaft chronologischen Aneinanderreihen nicht zusammenpassender Fragmente, und dafür zu sammeln und zu ordnen, was für die Darstellung des römischen Provinzialregiments die Überlieferung und die Denkmäler bieten, der Mühe wert durch diese oder durch jene zufällig erhaltene Nachrichten, in dem Gewordenen aufbewahrte Spuren des Werdens, allgemeine Institutionen in ihrer Beziehung auf die einzelnen Landesteile, mit den für jeden derselben durch die Natur des Bodens und der Bewohner gegebenen Bedingungen durch die Phantasie, welche wie aller Poesie so auch aller Historie Mutter ist, nicht zu einem Ganzen, aber zu dem Surrogat eines solchen zusammenzufassen. Über die Epoche Diocletians habe ich dabei nicht hinausgehen wollen, weil das neue Regiment, welches damals geschaffen wurde, höchstens im zusammenfassenden Ausblick den Schlußstein dieser Erzählung bilden kann; seine volle Würdigung verlangt eine besondere Erzählung und einen anderen Weltrahmen, ein bei schärferem Verständnis des einzelnen in dem großen Sinn und mit dem weiten Blick Gibbons durchgeführtes selbständiges Geschichtswerk. Italien und seine Inseln sind ausgeschlossen worden, da diese Darstellung von der des allgemeinen Reichsregiments nicht getrennt werden kann. Die sogenannte äußere Geschichte der Kaiserzeit ist aufgenommen als integrierender Teil der Provinzialverwaltung; was wir Reichskriege nennen würden, sind gegen das Ausland unter der Kaiserzeit nicht geführt worden, wenngleich die durch die Arrondierung oder Verteidigung der Grenzen hervorgerufenen Kämpfe einige Male Verhältnisse annahmen, daß sie als Kriege zwischen zwei gleichartigen Mächten erscheinen, und der Zusammensturz der römischen Herrschaft in der Mitte des dritten Jahrhunderts, welcher einige Dezennien hindurch ihr definitives Ende werden zu sollen schien, aus der an mehreren Stellen gleichzeitig unglücklich geführten Grenzverteidigung sich entwickelte. Die große Vorschiebung und Regulierung der Nordgrenze, wie sie unter Augustus teilweise ausgeführt ward, teilweise mißlang, leitet die Erzählung ein. Auch sonst sind die Ereignisse auf einem jeden der drei hauptsächlichsten Schauplätze der Grenzverteidigung, des Rheins, der Donau, des Euphrat, zusammengefaßt worden. Im übrigen ist die Darstellung nach den Landschaften geordnet. Im einzelnen fesselndes Detail, Stimmungsschilderungen und Charakterköpfe hat sie nicht zu bieten; es ist dem Künstler, aber nicht dem Geschichtschreiber erlaubt, das Antlitz des Arminius zu erfinden. Mit Entsagung ist dies Buch geschrieben und mit Entsagung möchte es gelesen sein.

Kapitel I: Die Nordgrenze Italiens

Inhaltsverzeichnis

Germanicus[2] (aus Gabii) Paris, Louvre

Die römische Republik hat ihr Gebiet hauptsächlich auf den Seewegen gegen Westen, Süden und Osten erweitert; nach derjenigen Richtung hin, in welcher Italien und die von ihm abhängigen beiden Halbinseln im Westen und im Osten mit dem großen Kontinent Europas zusammenhängen, war dies wenig geschehen. Das Hinterland Makedoniens gehorchte den Römern nicht und nicht einmal der nördliche Abhang der Alpen; nur das Hinterland der gallischen Südküste war durch Cäsar[3] zum Reiche gekommen. Bei der Stellung, die das Reich im allgemeinen einnahm, durfte dies so nicht bleiben; die Beseitigung des trägen und unsicheren Regiments der Aristokratie mußte vor allem an dieser Stelle sich geltend machen. Nicht so geradezu wie die Eroberung Britanniens hatte Cäsar die Ausdehnung des römischen Gebiets am Nordabhang der Alpen und am rechten Ufer des Rheins den Erben seiner Machtstellung aufgetragen; aber der Sache nach war die letztere Grenzerweiterung bei weitem näher gelegt und notwendiger als die Unterwerfung der überseeischen Kelten, und man versteht es, daß Augustus diese unterließ und jene aufnahm. Dieselbe zerfiel in drei große Abschnitte: die Operationen an der Nordgrenze der griechisch-makedonischen Halbinsel im Gebiet der mittleren und unteren Donau, in Illyricum; die an der Nordgrenze Italiens selbst im oberen Donaugebiet, in Rätien und Noricum; endlich die am rechten Rheinufer, in Germanien. Meistens selbständig geführt hängen die militärisch-politischen Vornahmen in diesen Gebieten doch innerlich zusammen, und wie sie sämtlich aus der freien Initiative der römischen Regierung hervorgegangen sind, können sie auch in ihrem Gelingen wie in ihrem teilweisen Mißlingen nur in ihrer Gesamtheit militärisch und politisch verstanden werden. Sie werden darum auch mehr im örtlichen als wie zeitlichen Zusammenhang dargelegt werden; das Gebäude, von dem sie doch nur Teile sind, wird besser in seiner inneren Geschlossenheit als in der Zeitfolge der Bauten betrachtet.

Das Vorspiel zu dieser großen Gesamtaktion machen die Einrichtungen, welche Cäsar der Sohn, so wie er in Italien und Sizilien freie Hand gewonnen hatte, an den oberen Küsten des Adriatischen Meeres und im angrenzenden Binnenland vornahm. In den hundertundfünfzig Jahren, die seit der Gründung Aquileias verflossen waren, hatte wohl der römische Kaufmann von dort aus sich des Verkehrs mehr und mehr bemächtigt, aber der Staat unmittelbar nur geringe Fortschritte gemacht. An den Haupthäfen der dalmatinischen Küste, ebenso auf der von Aquileia in das Savetal führenden Straße bei Nauportus (Ober-Laibach) hatten sich ansehnliche Handelsniederlassungen gebildet; Dalmatien, Bosnien, Istrien und die Krain galten als römisches Gebiet, und wenigstens das Küstenland war in der Tat botmäßig[7]; aber die rechtliche Städtegründung stand noch ebenso aus wie die Bändigung des unwirtlichen Binnenlandes. Hier aber kam noch ein anderes Moment hinzu. In dem Kriege zwischen Cäsar und Pompeius hatten die einheimischen Dalmater ebenso entschieden für den letzteren Partei ergriffen wie die dort ansässigen Römer für Cäsar; auch nach der Niederlage des Pompeius bei Pharsalos[6] und nach der Verdrängung der pompeianischen Flotte aus den illyrischen Gewässern setzten die Eingeborenen den Widerstand energisch und erfolgreich fort. Der tapfere und fähige Publius Vatinius[4], der früher in diese Kämpfe mit großem Erfolg eingegriffen hatte, wurde mit einem starken Heere nach Illyricum gesandt, wie es scheint, in dem Jahre vor Cäsars Tode und nur als Vorhut des Hauptheeres, mit welchem der Diktator selbst nachfolgend die eben damals mächtig emporstrebenden Daker niederzuwerfen und die Verhältnisse im ganzen Donaugebiet zu ordnen beabsichtigte. Diesen Plan schnitten die Dolche der Mörder ab; man mußte sich glücklich schätzen, daß die Daker nicht ihrerseits in Makedonien eindrangen, und Vatinius selbst focht gegen die Dalmater unglücklich und mit starken Verlusten. Als dann die Republikaner im Osten rüsteten, ging das illyrische Heer in das des Brutus über, und die Dalmatiner blieben längere Zeit unangefochten. Nach der Niederwerfung der Republikaner ließ Antonius, dem bei der Teilung des Reiches Makedonien zugefallen war, im J. 715 (39 v. Chr.) die unbotmäßigen Dardaner im Nordwesten und die Parthiner an der Küste (östlich von Durazzo) zu Paaren treiben, wobei der berühmte Redner Gaius Asinius Pollio[5] die Ehren des Triumphes gewann. In Illyricum, welches unter Cäsar stand, konnte nichts geschehen, solange dieser seine ganze Macht auf den sizilischen Krieg gegen Sextus Pompeius wenden mußte; aber nach dessen glücklicher Beendigung warf Cäsar selbst sich mit aller Kraft auf diese Aufgabe. Die kleinen Völkerschaften von Doclea (Cernagora) bis zu den Japuden (bei Fiume) wurden in dem ersten Feldzug (719 [35 v. Chr.]) zur Botmäßigkeit zurückgebracht oder jetzt zuerst gebändigt. Es war kein großer Krieg mit namhaften Feldschlachten, aber die Gebirgskämpfe gegen die tapferen und verzweifelnden Stämme und das Brechen der festen zum Teil mit römischen Maschinen ausgerüsteten Burgen waren keine leichte Aufgabe; in keinem seiner Kriege hat Cäsar in gleichem Grade eigene Energie und persönliche Tapferkeit entwickelt. Nach der mühsamen Unterwerfung des Japudengebiets marschierte er noch in demselben Jahre im Tal der Kulpa aufwärts zu deren Mündung in die Save; die dort gelegene feste Ortschaft Siscia (Sziszek), der Hauptwaffenplatz der Pannonier, gegen den bisher die Römer noch nie mit Erfolg vorgegangen waren, ward jetzt besetzt und zum Stützpunkt bestimmt für den Krieg gegen die Daker, den Cäsar demnächst aufzunehmen gedachte. In den beiden folgenden Jahren (720, 721 [34, 33 v. Chr.]) wurden die Dalmater, die seit einer Reihe von Jahren gegen die Römer in Waffen standen, nach dem Fall ihrer Feste Promona (Promina bei Dernis oberhalb Sebenico) zur Unterwerfung gezwungen. Wichtiger aber als diese Kriegserfolge war das Friedenswerk, das zugleich sich vollzog und zu dessen Sicherung sie dienen sollten. Ohne Zweifel in diesen Jahren erhielten die Hafenplätze an der istrischen und dalmatinischen Küste, so weit sie in dem Machtbereich Cäsars lagen, Tergeste (Triest), Pola, Iader (Zara), Salonae (bei Spalato), Narona (an der Narentamündung), nicht minder jenseits der Alpen, auf der Straße von Aquileia über die julische Alpe zur Save, Emona (Laibach), durch den zweiten Julier zum Teil städtische Mauern, sämtlich städtisches Recht. Die Plätze selbst bestanden wohl alle schon längst als römische Flecken; aber es war immer von wesentlicher Bedeutung, daß sie jetzt unter die italischen Gemeinden gleichberechtigt eingereiht wurden.

Der Dakerkrieg sollte folgen; aber der Bürgerkrieg ging zum zweitenmal ihm vor. Statt nach Illyricum rief er den Herrscher in den Osten; und der große Entscheidungskampf zwischen Cäsar und Antonius warf seine Wellen bis in das ferne Donaugebiet. Das durch den König Burebista geeinigte und gereinigte Volk der Daker, jetzt unter dem König Cotiso, sah sich von beiden Gegnern umworben – Cäsar wurde sogar beschuldigt, des Königs Tochter zur Ehe begehrt und ihm dagegen die Hand seiner fünfjährigen Tochter Julia angetragen zu haben. Daß der Daker im Hinblick auf die von dem Vater geplante, von dem Sohn durch die Befestigung Siscias eingeleitete Invasion sich auf Antonius Seite schlug, ist begreiflich; und hätte er ausgeführt, was man in Rom besorgte, wäre er, während Cäsar im Osten focht, vom Norden her in das wehrlose Italien eingedrungen, oder hätte Antonius nach dem Vorschlag der Daker die Entscheidung statt in Epirus vielmehr in Makedonien gesucht und dort die dakischen Scharen an sich gezogen, so wären die Würfel des Kriegsglücks vielleicht anders gefallen. Aber weder das eine noch das andere geschah; zudem brach eben damals der durch Burebistas kräftige Hand geschaffene Dakerstaat wieder auseinander; die inneren Unruhen, vielleicht auch von Norden her die Angriffe der germanischen Bastarner und der späterhin Dacien nach allen Richtungen umklammernden sarmatischen Stämme, verhinderten die Daker in den auch über ihre Zukunft entscheidenden römischen Bürgerkrieg einzugreifen.

Unmittelbar nachdem die Entscheidung in diesem gefallen war, wandte sich Cäsar zu der Regulierung der Verhältnisse an der unteren Donau. Indes da teils die Daker selbst nicht mehr so wie früher zu fürchten waren, teils Cäsar jetzt nicht mehr bloß über Illyricum, sondern über die ganze griechisch-makedonische Halbinsel gebot, wurde zunächst diese die Basis der römischen Operationen. Vergegenwärtigen wir uns die Völker und die Herrschaftsverhältnisse, die Augustus dort vorfand.

Makedonien war seit Jahrhunderten römische Provinz[1q]. Als solche reichte es nicht hinaus nördlich über Stobi und östlich über das Rhodopegebirge; aber der Machtbereich Roms erstreckte sich weit über die eigentliche Landesgrenze, obwohl in schwankendem Umfang und ohne feste Form. Ungefähr scheinen die Römer damals bis zum Haemus (Balkan) die Vormacht gehabt zu haben, während das Gebiet jenseits des Balkan bis zur Donau wohl einmal von römischen Truppen betreten, aber keineswegs von Rom abhängig war. Jenseits des Rhodopegebirges waren die Makedonien benachbarten thrakischen Dynastien, namentlich die der Odrysen, denen der größte Teil der Südküste und ein Teil der Küste des Schwarzen Meeres botmäßig war, durch die Expedition des Lucullus unter römische Schutzherrschaft gekommen, während die Bewohner der mehr binnenländischen Gebiete, namentlich die Besser an der oberen Maritza Untertanen wohl hießen, aber nicht waren und ihre Einfälle in das befriedete Gebiet so wie die Vergeltungszüge in das ihrige stetig fortgingen. So hatte um das J. 694 (60 v. Chr.) der leibliche Vater des Augustus Gaius Octavius und im J. 711 (43 v. Chr.) während der Vorbereitungen zu dem Kriege gegen die Triumvirn Marcus Brutus gegen sie gestritten. Eine andere thrakische Völkerschaft, die Dentheleten (in der Gegend von Sofia) hatten noch in Ciceros Zeit bei einem Einfall in Makedonien Miene gemacht, dessen Hauptstadt Thessalonike zu belagern. Mit den Dardanern, den westlichen Nachbarn der Thraker, einem Zweig der illyrischen Völkerfamilie, welche das südliche Serbien und den Distrikt Prisrend bewohnten, hatte der Amtsvorgänger des Lucullus Curio mit Erfolg und ein Dezennium später Ciceros Kollege im Konsulat Gaius Antonius im J. 692 (62 v. Chr.) unglücklich gefochten. Unterhalb des dardanischen Gebiets unmittelbar an der Donau saßen wieder thrakische Stämme, die einstmals mächtigen, jetzt herabgekommenen Triballer im Tal des Oescus (in der Gegend von Plewna), weiterhin an beiden Ufern der Donau bis zur Mündung Daker oder, wie sie am rechten Donauufer mit dem alten auch den asiatischen Stammgenossen gebliebenen Volksnamen gewöhnlich genannt wurden, Myser oder Moeser, wahrscheinlich zu Burebistas Zeit ein Teil seines Reiches, jetzt wieder in verschiedene Fürstentümer zersplittert. Die mächtigste Völkerschaft aber zwischen Balkan und Donau waren damals die Bastarner. Wir sind diesem tapferen und zahlreichen Stamm, dem östlichsten Zweig der großen germanischen Sippe, schon mehrfach begegnet. Eigentlich ansäßig hinter den transdanuvianischen Dakern jenseits der Gebirge, die Siebenbürgen von der Moldau scheiden, an den Donaumündungen und in dem weiten Gebiet von da zum Dniester befanden sie sich selber außerhalb des römischen Bereichs; aber vorzugsweise aus ihnen hatte sowohl König Philipp von Makedonien wie König Mithradates von Pontus seine Heere gebildet, und in dieser Weise hatten die Römer schon früher oft mit ihnen gestritten. Jetzt hatten sie in großen Massen die Donau überschritten und sich nördlich vom Haemus festgesetzt; insofern der dakische Krieg, wie ihn Cäsar der Vater und dann der Sohn geplant hatten, ohne Zweifel der Gewinnung des rechten Ufers der unteren Donau galt, war er nicht minder gegen sie gerichtet wie gegen die rechtsufrigen dakischen Moeser. Die griechischen Küstenstädte in dem Barbarenland Odessos (bei Varna), Tomis, Istropolis, schwer bedrängt durch dies Völkergewoge, waren hier wie überall die geborenen Klienten der Römer.

Zur Zeit der Diktatur Cäsars, als Burebista auf der Höhe seiner Macht stand, hatten die Daker an der Küste bis hinab nach Apollonia jenen fürchterlichen Verheerungszug ausgeführt, dessen Spuren noch nach anderthalb Jahrhunderten nicht verwischt waren. Es mag wohl zunächst dieser Einfall gewesen sein, welcher Cäsar den Vater bestimmte, den Dakerkrieg zu unternehmen; und nachdem der Sohn jetzt auch über Makedonien gebot, mußte er allerdings sich verpflichtet fühlen, eben hier sofort und energisch einzugreifen. Die Niederlage, die Ciceros Kollege Antonius bei Istropolis durch die Bastarner erlitten hatte, darf als ein Beweis dafür genommen werden, daß diese Griechen wieder einmal der Hilfe der Römer bedurften.

In der Tat wurde bald nach der Schlacht bei Actium (725 [29 v. Chr.]) Marcus Licinius Crassus, der Enkel des bei Karrhae gefallenen, von Cäsar als Statthalter nach Makedonien gesandt und beauftragt, den zweimal verhinderten Feldzug nun auszuführen. Die Bastarner, welche eben damals in Thrakien eingefallen waren, fügten sich ohne Widerstand, als Crassus sie auffordern ließ, das römische Gebiet zu verlassen; aber ihr Rückzug genügte dem Römer nicht. Er überschritt seinerseits den Haemus, schlug am Einfluß des Cibrus (Tzibritza) in die Donau die Feinde, deren König Deldo auf der Wahlstatt blieb, und nahm was aus der Schlacht in eine nahe Festung entkommen war mit Hilfe eines zu den Römern haltenden Dakerfürsten gefangen. Ohne weiteren Widerstand zu leisten unterwarf sich dem Überwinder der Bastarner das gesamte moesische Gebiet. Diese kamen im nächsten Jahr wieder, um die erlittene Niederlage wettzumachen; aber sie unterlagen abermals und mit ihnen, was von den moesischen Stämmen wieder zu den Waffen gegriffen hatte. Damit waren diese Feinde von dem rechten Donauufer ein für allemal ausgewiesen und dieses vollständig der römischen Herrschaft unterworfen. Zugleich wurden die noch nicht botmäßigen Thraker gebändigt, den Bessern das nationale Heiligtum des Dionysos genommen und die Verwaltung desselben den Fürsten der Odrysen übertragen, welche überhaupt seitdem unter dem Schutz der römischen Obergewalt die Oberherrlichkeit über die thrakischen Völkerschaften südlich vom Haemus führten oder doch führen sollten. Unter seinen Schutz wurden ferner die griechischen Küstenstädte am Schwarzen Meer gestellt und auch das übrige eroberte Gebiet verschiedenen Lehnfürsten zugeteilt, auf die somit zunächst der Schutz der Reichsgrenze überging; eigene Legionen hatte Rom für diese fernen Landschaften nicht übrig. Makedonien wurde dadurch zur Binnenprovinz, die der militärischen Verwaltung nicht ferner bedurfte. Das Ziel, das bei jenen dakischen Kriegsplänen ins Auge gefaßt worden war, war erreicht.

Allerdings war dieses Ziel nur ein vorläufiges. Aber bevor Augustus die definitive Regulierung der Nordgrenze in die Hand nahm, wandte er sich zu der Reorganisation der schon zum Reiche gehörigen Landschaften; über ein Dezennium verging mit der Ordnung der Dinge in Spanien, Gallien, Asien, Syrien. Wie er dann, als dort das Nötige geschehen war, das umfassende Werk angriff, soll nun erzählt werden.

Italien, das über drei Weltteile gebot, war, wie gesagt, noch keineswegs unbedingt Herr im eigenen Hause. Die Alpen, die es gegen Norden beschirmen, waren in ihrer ganzen Ausdehnung von einem Meer zum andern angefüllt mit kleinen wenig zivilisierten Völkerschaften illyrischer, rätischer, keltischer Nationalität, deren Gebiete zum Teil hart angrenzten an die der großen Städte der Transpadana – so das der Trumpiliner (Val Trompia) an die Stadt Brixia, das der Camunner (Val Camonica oberhalb des Lago d’ Iseo) an die Stadt Bergomum, das der Salasser (Val d’ Aosta) an Eporedia (Ivrea), und die keineswegs friedliche Nachbarschaft pflogen. Oft genug überwunden und als besiegt auf dem Kapitol proklamiert, plünderten diese Stämme, allen Lorbeeren der vornehmen Triumphatoren zum Trotz, fortwährend die Bauern und die Kaufleute Oberitaliens. Ernstlich zu steuern war dem Unwesen nicht, so lange die Regierung sich nicht entschloß, die Alpenhöhen zu überschreiten und auch den nördlichen Abhang in ihre Gewalt zu bringen; denn ohne Zweifel strömten beständig zahlreiche dieser Raubgesellen über die Berge herüber, um das reiche Nachbarland zu brandschatzen. Auch nach Gallien hin war noch in gleicher Weise zu tun; die Völkerschaften im oberen Rhonetal (Wallis und Waadt) waren zwar von Cäsar unterworfen worden, aber sind auch unter denen genannt, die den Feldherren seines Sohnes zu schaffen machten. Andererseits klagten die friedlichen gallischen Grenzdistrikte über die stetigen Einfälle der Räter. Eine Geschichtserzählung leiden und fordern die zahlreichen Expeditionen nicht, welche Augustus dieser Mißstände halber veranstaltet hat; in den Triumphalfasten sind sie nicht verzeichnet und gehören auch nicht hinein, aber sie gaben Italien zum erstenmal Befriedung des Nordens. Erwähnt mögen werden die Niederwerfung der oben erwähnten Camunner im J. 738 (16 v. Chr.) durch den Statthalter von Illyricum und die gewisser ligurischer Völkerschaften in der Gegend von Nizza im J. 740 (14 v. Chr.), weil sie zeigen, wie noch um die Mitte der augustischen Zeit diese unbotmäßigen Stämme unmittelbar auf Italien drückten. Wenn der Kaiser späterhin in dem Gesamtbericht über seine Reichsverwaltung erklärte, daß gegen keine dieser kleinen Völkerschaften von ihm zu Unrecht Gewalt gebraucht worden sei, so wird dies dahin zu verstehen sein, daß ihnen Gebietsabtretungen und Sitzwechsel angesonnen wurden und sie sich dagegen zur Wehr setzten; nur der unter König Cottius von Segusio (Susa) vereinigte kleine Gauverband fügte sich ohne Kampf in die neue Ordnung.

Der Schauplatz dieser Kämpfe waren die südlichen Abhänge und die Täler der Alpen. Es folgte die Festsetzung auf dem Nordabhang der Gebirge und in dem nördlichen Vorlande im J. 739 (15 v. Chr.). Die beiden dem kaiserlichen Hause zugezählten Stiefsöhne Augusts, Tiberius, der spätere Kaiser, und sein Bruder Drusus, wurden damit in die ihnen bestimmte Feldherrnlaufbahn eingeführt – es waren sehr sichere und sehr dankbare Lorbeeren, die ihnen in Aussicht gestellt wurden. Von Italien aus das Tal der Etsch hinauf drang Drusus in die rätischen Berge ein und erfocht hier einen ersten Sieg; für das weitere Vordringen reichte ihm der Bruder, damals Statthalter Galliens, vom helvetischen Gebiet aus die Hand; auf dem Bodensee selbst schlugen die römischen Trieren[8] die Boote der Vindeliker; an dem Kaisertag, dem 1. August 739 (15 v. Chr.) wurde in der Umgegend der Donauquellen die letzte Schlacht geschlagen, durch die Rätien und das Vindelikerland, das heißt Tirol, die Ostschweiz und Bayern, fortan Bestandteile des römischen Reiches wurden. Kaiser Augustus selbst war nach Gallien gegangen, um den Krieg und die Einrichtung der neuen Provinz zu überwachen. Da wo die Alpen am Golf von Genua endigen, auf der Höhe oberhalb Monaco, wurde einige Jahre darauf von dem dankbaren Italien dem Kaiser Augustus ein weit in das Tyrrhenische Meer hinausschauendes noch heute nicht ganz verschwundenes Denkmal dafür errichtet, daß unter seinem Regiment die Alpenvölker alle vom oberen zum unteren Meer – ihrer sechsundvierzig zählt die Inschrift auf – in die Gewalt des römischen Volkes gebracht worden waren. Es war nicht mehr als die einfache Wahrheit, und dieser Krieg das, was der Krieg sein soll, der Schirmer und der Bürge des Friedens.

Schwieriger wohl als die eigentliche Kriegsarbeit war die Organisation des neuen Gebietes; insbesondere auch deshalb, weil die inneren politischen Verhältnisse hier zum Teil recht störend eingriffen. Da nach Lage der Dinge das militärische Schwergewicht nicht in Italien liegen durfte, so mußte die Regierung darauf bedacht sein, die großen Militärkommandos aus der unmittelbaren Nähe Italiens möglichst zu entfernen; ja es hat wohl bei der Besetzung Rätiens selbst das Bestreben mitgewirkt, das Kommando, welches wahrscheinlich bis dahin in Oberitalien selbst nicht hatte entbehrt werden können, definitiv von dort wegzulegen, wie es dann auch zur Ausführung kam. Was man zunächst erwarten sollte, daß für die in dem neugewonnenen Gebiet unentbehrlichen militärischen Aufstellungen ein großer Mittelpunkt am Nordabhang der Alpen geschaffen worden wäre, davon geschah gerade das Gegenteil. Es wurde zwischen Italien einer-und den großen Rhein-und Donaukommandos andererseits ein Gürtel kleinerer Statthalterschaften gezogen, die nicht bloß alle vom Kaiser, sondern auch durchaus mit dem Senat nicht angehörigen Männern besetzt wurden. Italien und die südgallische Provinz wurden geschieden durch die drei kleinen Militärdistrikte der Seealpen (Dep. der Seealpen und Provinz Cuneo), der cottischen mit der Hauptstadt Segusio (Susa) und wahrscheinlich der graischen (Ostsavoyen), unter denen der zweite von dem schon genannten Gaufürsten Cottius und seinen Nachkommen eine Zeitlang in den Formen der Klientel verwaltete am meisten bedeutete, die aber alle eine gewisse Militärgewalt besaßen und deren nächste Bestimmung war, in dem betreffenden Gebiet und vor allem auf den wichtigen dasselbe durchschneidenden Reichsstraßen die öffentliche Sicherheit zu erhalten. Das obere Rhonetal dagegen, also das Wallis, und das neu eroberte Rätien wurden einem nicht im Rang, aber wohl an Macht höher stehenden Befehlshaber untergeben; ein relativ ansehnliches Korps war hier nun einmal unumgänglich erforderlich. Indes wurde, um dasselbe möglichst verringern zu können, Rätien durch Entfernung seiner Bewohner im großen Maßstab entvölkert. Den Ring schloß die ähnlich organisierte Provinz Noricum, den größten Teil des heutigen deutschen Österreich umfassend. Diese weite und fruchtbare Landschaft hatte sich ohne wesentlichen Widerstand der römischen Herrschaft unterworfen, wahrscheinlich in der Form, daß hier zunächst ein abhängiges Fürstentum entstand, bald aber der König dem kaiserlichen Prokurator wich, von dem er ohnehin sich nicht wesentlich unterschied. Von den Rhein-und Donaulegionen erhielten allerdings einige ihre Standlager in der unmittelbaren Nähe einerseits der rätischen Grenze bei Vindonissa, andererseits der norischen bei Poetovio, offenbar um auf die Nachbarprovinz zu drücken; aber Armeen ersten Ranges mit Legionen unter senatorischen Generalen gab es in jenem Zwischenbereich so wenig wie senatorische Statthalter. Das Mißtrauen gegen das neben dem Kaiser den Staat regierende Kollegium findet in dieser Einrichtung einen sehr drastischen Ausdruck.

Nächst der Befriedung Italiens war der Hauptzweck dieser Organisation die Sicherung seiner Kommunikationen mit dem Norden, die für den Handelsverkehr von nicht minder einschneidender Bedeutung war wie in militärischer Beziehung. Mit besonderer Energie griff Augustus diese Aufgabe an, und es ist wohl verdient, daß in den Namen Aosta und Augsburg, vielleicht auch in dem der julischen Alpen der seinige noch heute fortlebt. Die alte Küstenstraße, die Augustus von der ligurischen Küste durch Gallien und Spanien bis an den Atlantischen Ozean teils erneuerte, teils herstellte, hat nur Handelszwecken dienen können. Auch die Straße über die cottische Alpe, schon durch Pompeius eröffnet, ist unter Augustus durch den schon erwähnten Fürsten von Susa ausgebaut und nach ihm benannt worden; ebenfalls eine Handelsstraße, verknüpft sie Italien über Turin und Susa mit der Handelshauptstadt Südgalliens Arelate. Aber die eigentliche Militärlinie, die unmittelbare Verbindung zwischen Italien und den Rheinlagern führt durch das Tal der Dora Baltea aus Italien teils nach der Hauptstadt Galliens Lyon, teils nach dem Rhein. Hatte die Republik sich darauf beschränkt, den Eingang jenes Tals durch die Anlegung von Eporedia (Ivrea) in ihre Gewalt zu bringen, so nahm Augustus dasselbe ganz in Besitz in der Weise, daß er dessen Bewohner, die immer noch unruhigen und schon während des dalmatinischen Krieges von ihm bekämpften Salasser, nicht bloß unterwarf, sondern geradezu austilgte – ihrer 36 000, darunter 8000 streitbare Männer, wurden auf dem Markt von Eporedia unter dem Hammer in die Sklaverei verkauft und den Käufern auferlegt, binnen zwanzig Jahren keinem derselben die Freiheit zu gewähren. Das Feldlager selbst, von dem aus sein Feldherr Varro Murena im J. 729 (25 v. Chr.) sie schließlich aufs Haupt geschlagen hatte, wurde die Festung, welche, besetzt mit 3000 der Kaisergarde entnommenen Ansiedlern, die Verbindungen sichern sollte, die Stadt Augusta Praetoria, das heutige Aosta, deren damals errichtete Mauern und Tore noch heute stehen. Sie beherrschte später zwei Alpenstraßen, sowohl die über die graische Alpe oder den kleinen St. Bernhard an der oberen Isère und der Rhone nach Lyon führende wie die, welche über die pöninische Alpe, den großen St. Bernhard, zum Rhonetal und zum Genfer See und von da in die Täler der Aar und des Rheins lief. Aber für die erste dieser Straßen ist die Stadt angelegt worden, da sie ursprünglich nur nach Osten und Westen führende Tore gehabt hat, und es konnte dies auch nicht anders sein, da die Festung ein Dezennium vor der Besetzung Rätiens gebaut ward, auch in jenen Jahren die spätere Organisation der Rheinlager noch nicht bestand und die direkte Verbindung der Hauptstädte Italiens und Galliens durchaus in erster Reihe stand. In der Richtung auf die Donau zu ist der Anlage von Emona an der oberen Save auf der alten Handelsstraße von Aquileia über die julische Alpe in das pannonische Gebiet schon gedacht worden; diese Straße war zugleich die Hauptader der militärischen Verbindung von Italien mit dem Donaugebiet. Mit der Eroberung Rätiens endlich verband sich die Eröffnung der Straße, welche von der letzten italischen Stadt Tridentum (Trient) das Etschtal hinauf zu der im Lande der Vindeliker neu angelegten Augusta, dem heutigen Augsburg, und weiter zur oberen Donau führte. Als dann der Sohn des Feldherrn, der dieses Gebiet zuerst aufgeschlossen hatte, zur Regierung gelangte, ist dieser Straße der Name der claudischen beigelegt worden. Sie stellte zwischen Rätien und Italien die militärisch unentbehrliche Verbindung her; indes hat sie infolge der relativ geringen Bedeutung der rätischen Armee und wohl auch infolge der schwierigen Kommunikation niemals die Bedeutung gehabt wie die Straße von Aosta.

Die Alpenpässe und der Nordabhang der Alpen waren somit in gesichertem römischen Besitz[2q]. Jenseits der Alpen erstreckte sich östlich vom Rhein das germanische Land, südwärts der Donau das der Pannonier und der Moeser. Auch hier wurde kurz nach der Besetzung Rätiens, und ziemlich gleichzeitig nach beiden Seiten hin, die Offensive ergriffen. Betrachten wir zunächst die Vorgänge an der Donau.

Das Donaugebiet, allem Anschein nach bis zum J. 727 (27 v. Chr.) mit Oberitalien zusammen verwaltet, wurde damals bei der Reorganisation des Reiches ein selbständiger Verwaltungsbezirk Illyricum unter eigenem Statthalter. Er bestand aus Dalmatien mit seinem Hinterland bis zum Drin, während die Küste weiter südwärts seit langem zur Statthalterschaft Makedonien gehörte, und den römischen Besitzungen im Lande der Pannonier an der Save. Das Gebiet zwischen dem Haemus und der Donau bis zum Schwarzen Meer, welches kurz zuvor Crassus in Reichsabhängigkeit gebracht hatte, sowie nicht minder Noricum und Rätien standen im Klientelverhältnis zu Rom, gehörten also zwar nicht zu diesem Sprengel, aber hingen doch zunächst von dem Statthalter Illyricums ab. Auch das noch keineswegs beruhigte Thrakien südlich vom Haemus fiel militärisch in denselben Bereich. Es ist eine bis in späte Zeit bestehende Fortwirkung dieser ursprünglichen Organisation gewesen, daß das ganze Donaugebiet von Rätien bis Moesien als ein Zollbezirk unter dem Namen Illyricum im weiteren Sinne zusammengefaßt worden ist. Legionen standen nur in dem eigentlichen Illyricum, in den übrigen Distrikten wahrscheinlich gar keine Reichstruppen, höchstens kleinere Detachements; das Oberkommando führte der aus dem Senat hervorgehende Prokonsul der neuen Provinz, während die Soldaten und die Offiziere selbstverständlich kaiserlich waren. Es zeugt von dem ernsten Charakter der nach der Eroberung Rätiens beginnenden Offensive, daß zunächst der Nebenherrscher Agrippa das Kommando im Donaugebiet übernahm, dem der Prokonsul von Illyricum von Rechts wegen sich unterzuordnen hatte, und dann, als Agrippas plötzlicher Tod im Frühjahr 742 (12 v. Chr.) diese Kombination scheitern machte, im Jahre darauf Illyricum in kaiserliche Verwaltung überging, also die kaiserlichen Feldherren hier das Oberkommando erhielten. Bald bildeten sich hier drei militärische Mittelpunkte, welche dann auch die administrative Dreiteilung des Donaugebiets herbeiführten. Die kleinen Fürstentümer in dem von Crassus eroberten Gebiet machten der Provinz Moesien Platz, deren Statthalter fortan in dem heutigen Serbien und Bulgarien die Grenzwacht hielt gegen Daker und Bastarner. In der bisherigen Provinz Illyricum wurde ein Teil der Legionen an der Kerka und der Cettina postiert, um die immer noch schwierigen Dalmater im Zaum zu halten. Die Hauptmacht stand in Pannonien an der damaligen Reichsgrenze, der Save. Chronologisch genau läßt sich diese Dislokation der Legionen und Organisation der Provinzen nicht fixieren; wahrscheinlich haben die gleichzeitig geführten ernsthaften Kriege gegen die Pannonier und die Thraker, von denen wir gleich zu berichten haben werden, zunächst dazu geführt, die Statthalterschaft von Moesien einzurichten, und haben erst einige Zeit nachher die dalmatischen Legionen und die an der Save eigene Oberbefehlshaber erhalten.

Wie die Expeditionen gegen die Pannonier und die Germanen gleichsam eine Wiederholung des rätischen Feldzugs in erweitertem Maßstab sind, so waren auch die Führer, welche mit dem Titel kaiserlicher Legaten an die Spitze gestellt wurden, dieselben; wieder die beiden Prinzen des kaiserlichen Hauses Tiberius, der an Agrippas Stelle das Kommando in Illyricum übernahm, und Drusus, der an den Rhein ging, beide jetzt nicht mehr unerprobte Jünglinge, sondern Männer in der Blüte ihrer Jahre und schwerer Arbeit wohl gewachsen. – An nächsten Anlässen für die Kriegführung fehlte es in der Donaugegend nicht. Raubgesindel aus Pannonien und selbst aus dem friedlichen Noricum plünderte im Jahre 738 (16 v. Chr.) bis nach Istrien hinein. Zwei Jahre darauf ergriffen die illyrischen Provinzialen gegen ihre Herren die Waffen, und obwohl sie dann, als Agrippa im Herbst des J. 741 (13 v. Chr.) das Kommando übernahm, ohne Widerstand zu leisten, zum Gehorsam zurückkehrten, sollen doch unmittelbar nach seinem Tode die Unruhen aufs neue begonnen haben. Wir vermögen nicht zu sagen, wieweit diese römischen Erzählungen der Wahrheit entsprechen; der eigentliche Grund und Zweck dieses Krieges war gewiß die durch die allgemeine politische Lage geforderte Vorschiebung der römischen Grenze. Über die drei Kampagnen des Tiberius in Pannonien 742 bis 744 (12 bis 10 v. Chr. sind wir sehr unvollkommen unterrichtet. Als Ergebnis derselben wurde von der Regierung die Feststellung der Donaugrenze für die Provinz Illyricum angegeben. Daß diese seitdem in ihrem ganzen Laufe als die Grenze des römischen Gebiets angesehen wurde, ist ohne Zweifel richtig, aber eine eigentliche Unterwerfung oder gar eine Besetzung dieses ganzen weiten Gebiets ist damals keineswegs erfolgt. Hauptsächlichen Widerstand gegen Tiberius leisteten die schon früher für römisch erklärten Völkerschaften, insbesondere die Dalmater; unter den damals zuerst effektiv unterworfenen ist die namhafteste die der pannonischen Breuker an der unteren Save. Schwerlich haben die römischen Heere während dieser Feldzüge die Drau auch nur überschritten, auf keinen Fall ihr Standlager an die Donau verlegt. Das Gebiet zwischen Save und Drau wurde allerdings besetzt und das Hauptquartier der illyrischen Nordarmee von Siscia an der Save nach Poetovio (Pettau) an der mittleren Drau verlegt, während in dem vor kurzem besetzten norischen Gebiet die römischen Besatzungen bis an die Donau bei Carnuntum reichten (Petronell bei Wien), damals die letzte norische Stadt gegen Osten. Das weite und große Gebiet zwischen der Drau und der Donau, das heutige westliche Ungarn, ist allem Anschein nach damals nicht einmal militärisch besetzt worden. Es entsprach dies dem Gesamtplan der begonnenen Offensive; man suchte die Fühlung mit dem gallischen Heer, und für die neue Reichsgrenze im Nordosten war der natürliche Stützpunkt nicht Ofen, sondern Wien.

Gewissermaßen eine Ergänzung zu dieser pannonischen Expedition des Tiberius bildet diejenige, welche gleichzeitig gegen die Thraker von Lucius Piso unternommen ward, vielleicht dem ersten eigenen Statthalter, den Moesien gehabt hat. Die beiden großen benachbarten Nationen, die Illyriker und die Thraker, von denen in einem späteren Abschnitt eingehender gehandelt werden wird, standen damals gleichmäßig zur Unterwerfung. Die Völkerschaften des inneren Thrakiens erwiesen sich noch störriger als die Illyriker und den von Rom ihnen gesetzten Königen wenig botmäßig; im J. 738 (16 v. Chr.) mußte ein römisches Heer dort einrücken und den Fürsten gegen die Besser zu Hilfe kommen. Wenn wir genauere Berichte über die dort wie hier in den Jahren 741 bis 743 (13 bis 11 v. Chr.) geführten Kämpfe hätten, würde das gleichzeitige Handeln der Thraker und der Illyriker vielleicht als gemeinschaftliches erscheinen. Gewiß ist es, daß die Masse der Thrakerstämme südlich vom Haemus und vermutlich auch die in Moesien sitzenden sich an diesem Nationalkrieg beteiligten, und daß die Gegenwehr der Thraker nicht minder hartnäckig war als die der Illyriker. Es war für sie zugleich ein Religionskrieg; das den Bessern genommene und den römisch gesinnten Odrysenfürsten überwiesene Dionysosheiligtum war nicht vergessen; ein Priester dieses Dionysos stand an der Spitze der Insurrektion, und sie richtete sich zunächst eben gegen jene Odrysenfürsten. Der eine derselben wurde gefangen und getötet, der andere verjagt; die zum Teil nach römischem Muster bewaffneten und disziplinierten Insurgenten siegten in dem ersten Treffen über Piso und drangen vor bis nach Makedonien und in den thrakischen Chersones; man fürchtete für Asien. Indes die römische Zucht behielt doch schließlich das Übergewicht auch über diese tapferen Gegner; in mehreren Feldzügen wurde Piso des Widerstandes Herr und das entweder schon bei dieser Gelegenheit oder bald nachher auf dem »thrakischen Ufer« eingerichtete Kommando von Moesien brach den Zusammenhang der dakisch-thrakischen Völkerschaften, indem es die Stämme am linken Ufer der Donau und die verwandten südlich vom Haemus voneinander schied, und sicherte dauernd die römische Herrschaft im Gebiet der unteren Donau.

Näher noch als von den Pannoniern und den Thrakern ward es den Römern von den Germanen gelegt, daß der damalige Zustand der Dinge auf die Dauer nicht bleiben könne. Die Reichsgrenze war seit Cäsar der Rhein vom Bodensee bis zu seiner Mündung. Eine Völkerscheide war er nicht, da schon von alters her im Nordosten Galliens die Kelten sich vielfach mit Deutschen gemischt hatten, die Treverer und die Nervier Germanen wenigstens gern gewesen wären, am mittleren Rhein Cäsar selbst die Reste der Scharen des Ariovistus, Triboker (im Elsaß), Nemeter (um Speier), Vangionen (um Worms) seßhaft gemacht hatte. Freilich hielten diese linksrheinischen Deutschen fester zu der römischen Herrschaft als die keltischen Gaue, und nicht sie haben den Landsleuten auf dem rechten Ufer die Pforten Galliens geöffnet. Aber diese, seit langem der Plünderzüge über den Fluß gewohnt und der mehrfach halb geglückten Versuche, dort sich festzusetzen, keineswegs vergessen, kamen auch ungerufen. Die einzige germanische Völkerschaft jenseits des Rheines, die schon in Cäsars Zeit sich von ihren Landsleuten getrennt und unter römischen Schutz gestellt hatte, die Ubier hatten vor dem Haß ihrer erbitterten Stammgenossen weichen und auf dem römischen Ufer Schutz und neue Wohnsitze suchen müssen (716 [38 v. Chr.]); Agrippa, obwohl persönlich in Gallien anwesend, hatte unter dem Druck des damals bevorstehenden sizilischen Krieges nicht vermocht, ihnen in anderer Weise zu helfen, und den Rhein nur überschritten, um die Überführung zu bewirken. Aus dieser ihrer Siedelung ist später unser Köln erwachsen. Nicht bloß die auf dem rechten Rheinufer Handel treibenden Römer wurden vielfältig von den Germanen geschädigt, so daß sogar im J. 729 (25 v. Chr.) deswegen ein Vorstoß über den Rhein ausgeführt ward und Agrippa im J. 734 (20 v. Chr.) vom Rhein herübergekommene germanische Schwärme aus Gallien hinauszuschlagen hatte; es geriet im J. 738 (16 v. Chr.) das jenseitige Ufer in eine allgemeinere auf einen Einbruch in großem Maßstab hinauslaufende Bewegung. Die Sugambrer an der Ruhr gingen voran, mit ihnen ihre Nachbarn, nördlich im Lippetal die Usiper, südlich die Tencterer; sie griffen die bei ihnen verweilenden römischen Händler auf und schlugen sie ans Kreuz, überschritten dann den Rhein, plünderten weit und breit die gallischen Gaue, und als ihnen der Statthalter von Germanien den Legaten Marcus Lollius mit der fünften Legion entgegenschickte, fingen sie erst deren Reiterei ab und schlugen dann die Legion selbst in schimpfliche Flucht, wobei ihnen sogar deren Adler in die Hände fiel. Nach allem diesen kehrten sie unangefochten zurück in ihre Heimat. Dieser Mißerfolg der römischen Waffen, wenn auch an sich nicht von Gewicht, war doch der germanischen Bewegung und selbst der schwierigen Stimmung in Gallien gegenüber nichts weniger als unbedenklich; Augustus selbst ging nach der angegriffenen Provinz, und es mag dieser Vorgang wohl die nächste Veranlassung gewesen sein zur Aufnahme jener großen Offensive, die mit dem rätischen Krieg 739 (15 v.Chr.) beginnend weiter zu den Feldzügen des Tiberius in Illyricum und des Drusus in Germanien führte.

Nero Claudius Drusus, geboren im J. 715 (38 v.Chr.) von Livia im Hause ihres neuen Gemahls, des späteren Augustus, und von diesem gleich einem Sohn – die bösen Zungen sagten als sein Sohn – geliebt und gehalten, ein Bild männlicher Schönheit und von gewinnender Anmut im Verkehr, ein tapferer Soldat und ein tüchtiger Feldherr, dazu ein erklärter Lobredner der alten republikanischen Ordnung und in jeder Hinsicht der populärste Prinz des kaiserlichen Hauses, übernahm bei Augustus Rückkehr nach Italien (741 [13 v. Chr.]) die Verwaltung von Gallien und den Oberbefehl gegen die Germanen, deren Unterwerfung jetzt ernstlich in das Auge gefaßt ward. Wir vermögen weder die Stärke der damals am Rhein stehenden Armee noch die bei den Germanen obwaltenden Zustände genügend zu erkennen; nur das tritt deutlich hervor, daß die letzteren nicht imstande waren, dem geschlossenen Angriff in entsprechender Weise zu begegnen. Das Neckargebiet, ehemals von den Helvetiern besessen, dann lange Zeit streitiges Grenzland zwischen ihnen und den Germanen, lag verödet und beherrscht einerseits durch die jüngst unterworfene Landschaft der Vindeliker, andererseits durch die römisch gesinnten Germanen um Straßburg, Speier und Worms. Weiter nordwärts in der oberen Maingegend saßen die Markomannen, vielleicht der mächtigste der suevischen Stämme, aber mit den Germanen des Mittelrheins seit alters her verfeindet. Nordwärts des Mains folgten zunächst im Taunus die Chatten, weiter rheinabwärts die schon genannten Tencterer, Sugambrer und Usiper; hinter ihnen die mächtigen Cherusker an der Weser, außerdem eine Anzahl Völkerschaften zweiten Ranges. Wie diese mittelrheinischen Stämme, voran die Sugambrer, jenen Angriff auf das römische Gallien ausgeführt hatten, so richtete sich auch der Vergeltungszug des Drusus hauptsächlich gegen sie, und sie auch verbanden sich gegen Drusus zur gemeinschaftlichen Abwehr und zur Aufstellung eines aus dem Zuzug aller dieser Gaue zu bildenden Volksheers. Aber die friesischen Stämme an der Nordseeküste schlossen sich nicht an, sondern verharrten in der ihnen eigenen Isolierung.

Es waren die Germanen, die die Offensive ergriffen. Die Sugambrer und ihre Verbündeten griffen wieder alle Römer auf, deren sie auf ihrem Ufer habhaft werden konnten, und schlugen die Centurionen darunter, ihrer zwanzig an der Zahl, ans Kreuz. Die verbündeten Stämme beschlossen abermals in Gallien einzufallen und teilten auch die Beute im voraus – die Sugambrer sollten die Leute, die Cherusker die Pferde, die suevischen Stämme das Gold und Silber erhalten. So versuchten sie im Anfang des J. 742 (12 v. Chr.) wieder den Rhein zu überschreiten und hofften auf die Unterstützung der linksrheinischen Germanen und selbst auf eine Insurrektion der eben damals durch das ungewohnte Schätzungsgeschäft erregten gallischen Gaue. Aber der junge Feldherr traf seine Maßregeln gut: er erstickte die Bewegung im römischen Gebiet, noch ehe sie recht in Gang kam, warf die Eindringenden bei dem Flußübergang selbst zurück und ging dann seinerseits über den Strom, um das Gebiet der Usiper und Sugambrer zu brandschatzen. Dies war eine vorläufige Abwehr; der eigentliche Kriegsplan, in größerem Stil angelegt, ging aus von der Gewinnung der Nordseeküste und der Mündungen der Ems und der Elbe. Der zahlreiche und tapfere Stamm der Bataver im Rheindelta ist allem Anschein nach damals und durch gütliche Vereinbarung dem römischen Reiche einverleibt worden; mit ihrer Hilfe wurde vom Rheine zum Zuidersee und aus diesem in die Nordsee eine Wasserverbindung hergestellt, welche der Rheinflotte einen sicheren und kürzeren Weg zur Ems-und Elbemündung eröffnete. Die Friesen an der Nordküste folgten dem Beispiel der Bataver und fügten sich gleichfalls der Fremdherrschaft. Es war wohl mehr noch die maßhaltende Politik als die militärische Übergewalt, die hier den Römern den Weg bahnte: diese Völkerschaften blieben fast ganz steuerfrei und wurden zum Kriegsdienst in einer Weise herangezogen, die nicht schreckte, sondern lockte. Von da ging die Expedition an der Nordseeküste hinauf; im offenen Meer wurde die Insel Burchanis (vielleicht Borkum vor Ostfriesland) mit stürmender Hand genommen, auf der Ems die Bootflotte der Bructerer von der römischen Flotte besiegt; bis an die Mündung der Weser zu den Chaukern ist Drusus gelangt. Freilich geriet die Flotte heimkehrend auf die gefährlichen und unbekannten Watten, und wenn die Friesen nicht der schiffbrüchigen Armee sicheres Geleit gewährt hätten, wäre sie in sehr kritische Lage geraten. Nichtsdestoweniger war durch diesen ersten Feldzug die Küste von der Rhein-zur Wesermündung römisch geworden.

Bogen des Sergius (Teilstück) (um 27 v. Chr.) Pola (Istrien)