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Kein gestiefelter, sondern ein gebildeter Kater erzählt uns, wie er die Welt sieht und was er über die Menschen und andere Tiere denkt - dies aus der Sicht seines siebten und letzten Lebens, in dem er die Vollendung seiner Weisheit erlangt hat. Dazu zeigt sich noch eine andere Seite des Katers Sachos Sachoulis: Er kämpft hart um die Liebe seiner "Adoptivmutter", die er respektvoll-ironisch "Demoiselle" nennt, und noch härter um ihre Bereitschaft, als Schriftstellerin seine Memoiren zu schreiben. Wie wir sehen, ist es ihm schließlich gelungen: Hier sind die Lebenserinnerungen eines außergewöhnlichen Katers.
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Seitenzahl: 177
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Das siebte Leben des Sachos SachoulisReihe: Via Egnatia
Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buchin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.
Erste Auflage 2015© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main, Frankfurt 2015www.groessenwahn-verlag.deAlle Rechte vorbehalten.ISBN: 978-3-95771-027-7eISBN: 978-3-95771-028-4
Lena Divani
Memoiren eines Katers
Roman
Aus dem Griechischenvon Brigitte Münch
Das siebte Leben des Sachos SachoulisReihe: Via Egnatia
AutorinLena Divani
Erschienen 2012 beiEkdoseis Kastaniotis, (Εκδόσεις Καστανιώτης A.E.), Athen, GROriginalausgabe:›Εγώ ο Ζάχος Ζάχαρης‹© Copyright: Lena Divani - Ekdoseis Kastaniotis A.E.
ÜbersetzerinBrigitte Münch
SeitengestaltungGrößenwahn Verlag Frankfurt am Main
SchriftenConstantia und Lucida Calligraphy
Covergestaltung / IllustrationenMarti O´Sigma
CoverbildMarti O´Sigma: ›Katze Nr. 01‹
LektoratMaria Konstantinidouwww.lektorat-und-korrektorat.de
Druck und BindungPrint Group Sp. z. o. o. Szczecin (Stettin)
Größenwahn Verlag Frankfurt am MainJanuar 2015
ISBN: 978-3-95771-027-7eISBN: 978-3-95771-028-4
Für all die, die in diesem Augenblickgerade für einen ihrer Liebsten Orangen auspressen.
EINE MUTTER IST NICHT UNERSETZLICH!
WAS TUT EIN GENIE, UM SEIN GENIE ZU ERHALTEN?
MEINE (ZUKÜNFTIGE) FAMILIE UND ANDERE TIERE
SIE HATTE EINE VERGANGENHEIT …
ZU VIEL LIEBE FÜHRT ZUM WAHNSINN
DIE SÜNDE MEINER MUTTER
UND WAS KANN ICH DAFÜR, DEMOISELLE?
IHR HAUS, MEIN HÄUSCHEN
WAS HAT DER FUCHS AUF DEM MARKT VERLOREN?
KRIEG IST DER VATER VON ALLEM!
FOOD FOR THOUGHT
DIE MUSENKATZE IST EIN MÄRCHEN
DIE KATZE, DIE ZUM HUND WURDE, DER ZUM MENSCHEN WURDE
EINLADUNG AN DIE WILDE NATUR (ODER: LOST IN TRANSLATION)
FREIHEIT ODER TOD?
WIE ICH IN IHR BETT GELANGTE (UND GLEICH WIEDER HINAUS)
THE WINTER OF OUR DISCONTENT
IHR ICH UND ICH
LONELY PLANET
DAS KATZENWESEN DER FREMDEN
DER MANN, DER DIE ORANGEN AUSPRESSTE
DAS TAL DER TRÄNEN
ENDE DER ZEIT
PRANA UND QUATSCH MIT SOSSE!
TSCHÜSS UND ADDIO
DER TOD BESIEGT DEN TOD
BIOGRAPHISCHES
If I die before you
which is all but certain
then in the moment
before you will see me
become someone dead
in a transformation
as quick as a shooting star’s
I will cross over into you
and ask you to carry
not only your own memories
but mine too until you
too lie down and erase us
both together into oblivion.
Galway Kinnell, Promissory Note
Ich mag euch ja respektlos und undankbar erscheinen, doch ich bekenne: Von dem Augenblick, da ich zum ersten Mal meine Mutter sah, begann ich meine Flucht vom heimischen Herd zu planen. Diese »Dame« war von einer erbärmlichen Hässlichkeit, von Krankheit gezeichnet – ich wage zu sagen: schwindsüchtig –, einäugig und mit einem gleichsam räudigen Fell in der Farbe Müllgrau bekleidet. Die Schande Darwins. Ein bodenloser Kübel an Graus und Schrecken. Katzenfreunde gingen auf sie zu, um sie zu füttern, und sie fuhr ihre Krallen gegen sie aus. Kampflustig, in hohem Maß unhöflich und undankbar. Was hatte ich mit ihr zu schaffen? Die einzige kluge Wahl, die diese Dame in ihrem Leben getroffen hatte, war a) Sex mit meinem Vater zu haben und b) Zuflucht in einer Ecke des Gartens der pummeligen Madame Glyka zu suchen, um uns zur Welt zu bringen.
Mein Vater, leider unbekannt und zum Glück wohl sexy, muss ein edler Angorakater reinen Geblüts und Haustier gewesen sein. Jedenfalls gehe ich jede Wette ein, dass er schneeweiß, schönäugig und ein Adonis war. Was ihn an dieser Kreatur aus der Gosse gereizt haben mochte, weiß nur der Herrgott. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er auch ein bourgeois de salon, der eines schönen Tages aus seinem trauten Heim ausbüchste, seine durchlauchten Glieder durch die Straßen und Gassen spazieren führte und dabei den Weltläufigen markierte, als er sich plötzlich von Raufbolden attackiert sah und endlich begriff, dass »seidene Unterhosen auch einen geschickten Hintern erfordern«, wie es so schön heißt. Bekanntlich ist das Gesetz der Straße unerbittlich. Als der unglückliche Herr Vater nun in die Grube des Selbstmitleids fiel, trat die Frau Mutter auf den Plan und regelte die Angelegenheit für ihn. Und natürlich war der milchreisgenährte bourgeois überaus entzückt von ihrer Gewandtheit. Denn um die Wahrheit zu sagen: Die Frau Mutter mag wie die Verkörperung einer ansteckenden Krankheit gewesen sein, doch war sie eine Meisterin des savoir faire auf der Straße. Zudem befand sie sich gerade auch auf der Höhe ihrer Heißblütigkeit und ließ sich herab, ihn in die Reihe ihrer zahlreichen Liebhaber aufzunehmen, um dem aufstrebenden Tank der Gene, den sie beförderte, auch ein blaublütiges hinzuzufügen. Als Ergebnis ging ich daraus hervor, schneeweiß wie ein Sahnebaiser, ein adliger Bastard, eine vierbeinige Ausnahmeerscheinung mitten in einem Haufen lahmer, krummbeiniger und – ihr werdet mir verzeihen – potthässlicher Geschwister, die mich mit schiefem Blick beäugten.
Und hochintelligent. Besser gesagt: ein Genie.
Das ist ganz einfach: Es sucht sich seine Eltern aus. Auch wenn Freuds Schlussfolgerungen in unseren Kreisen nicht besonders verbreitet sind, unser Instinkt ist weitaus leistungsfähiger als eurer. Neugeboren und noch blind erkannte ich hinter den Büschen der Madame Glyka bereits, dass mein Leben mitten unter den Herumtreibern und Katzenraufereien zur Hölle werden und meine Mission höchst gefährdet sein würde. Sowie ich endlich die Augen geöffnet hatte, fand ich die Bestätigung: Meine drei Schwestern hätten am besten auf die Namen Unrat, Finsternis und Elend getauft werden können. Ich dagegen war der Triumph der Mendelschen Regeln. Ich war etwas anderes. Und nie, aber auch nie war es für jemanden von Nutzen, sich so sehr von den andern zu unterscheiden. Habt ihr schon mal einen Eskimo gesehen, dem es in Äthiopien gut geht? Die umgehende Konsequenz: Ich musste so schnell wie möglich von dort verschwinden.
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