Das Sterben der Bilder - Britta Hasler - E-Book
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Das Sterben der Bilder E-Book

Britta Hasler

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Beschreibung

Die Schatten des alten Wien … Der fesselnde historische Kriminalroman »Das Sterben der Bilder« von Britta Hasler jetzt als eBook bei dotbooks. Zwischen altem Glanz und aufziehender Dunkelheit, Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Stadt lebt in Angst und Schrecken vor einem Serienmörder, der seine Opfer scheinbar zufällig auswählt und grausam zurichtet. Zur gleichen Zeit wird dem arbeitslosen Julius Pawalet überraschend eine Stelle im Kunsthistorischen Museum angeboten. Schon bald entdeckt er eine Gabe dafür, sich jede Einzelheit der ausgestellten Werke einprägen zu können: eine Begabung, die unheimliche Züge annimmt, als Pawalet bei den Opfern des Serienmörders Details aus berühmten Gemälden entdeckt. Das Museum scheint plötzlich kein sicherer Ort mehr zu sein – und ein schrecklicher Verdacht steigt in Julius auf … Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Das Sterben der Bilder« entführt in das ebenso abgründige wie faszinierende Wien um die Jahrhundertwende – für alle Fans von Oliver Pötzschs »Leopold von Herzfeldt«-Reihe, der erste Fall für das ungewöhnliche Ermittlerduo Lischka und Pawalet von Bestsellerautorin Britta Hasler, die unter Britta Habekost auch erfolgreich ihre fesselnden Paris-Krimis um Julien Vioric veröffentlicht. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 654

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Über dieses Buch:

Wien, 1906. Die Stadt lebt in Angst vor einem Serienmörder, der seine Opfer scheinbar zufällig auswählt – und sie dann brutal und effektvoll tötet. Zur gleichen Zeit wird dem arbeitslosen Julius Pawalet überraschend eine Stelle im Kunsthistorischen Museum angeboten. Julius' Leben wendet sich weiter zum Guten, als er die junge Krankenschwester Johanna kennenlernt – doch schon bald fallen ihm Details der Morde auf, die auf seinen neuen Arbeitsplatz hinweisen, in dem nicht alles mit rechten Dingen zugeht …

Prachtvoll. Morbid. Erschreckend.

Ein Roman wie ein Gemälde.

Über die Autorin:

Britta Hasler, Jahrgang 1982, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Stuttgart. Dies inspirierte sie zu ihrem ersten Kriminalroman "Das Sterben der Bilder". Britta Hasler arbeitet heute als freie Museumsführerin in modernen Kunstmuseen und Galerien. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie an der Pfälzischen Weinstraße.

Die Website der Autorin: www.britta-hasler.de

Die Autorin im Internet: www.facebook.com/britta.hasler

***

Originalausgabe Januar 2013

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Monika Hofko

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Tino Latzko | Screenday

ISBN 978-3-95520-090-9

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Britta Hasler

Das Sterben der Bilder

Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

dotbooks.

Für Bettina G.,

die unsere gemeinsame Seele

aus der Michaelergruft in Wien gerettet hat.

TEIL 1: BILDERFLUT

I

Von den frierenden Menschen, die an diesem kalten, nebeligen Novembertag in Wien hastig ihren Besorgungen nachgingen, ahnte keiner, dass der unscheinbare Mann, dessen Weg sie kreuzten, ein Mörder war. Nicht der Kaffeehausober, der ihm in aller Frühe einen schwarzen Kaffee servierte. Nicht der jüdische Juwelier in der Leopoldstadt, der ihm seine Bestellung aushändigte. Nicht die Apothekersfrau, die ihm ein braunes Fläschchen über die Ladentheke reichte, und auch nicht der Schaffner der elektrischen Straßenbahn, der ihn in der Mariahilfer Straße aussteigen ließ. Aber wie sollten sie es auch ahnen? Er war so gewöhnlich, dass kein Wiener ihn überhaupt hätte beschreiben können. Er verschwand wie ein einzelnes Wesen in einem Heringsschwarm, und selbst die Apothekersfrau, die ihm zulächelte, als sie ihm das Ätherfläschchen in eine braune Papiertüte gepackt hatte, vergaß sein Gesicht, sobald der Mann aus dem Laden verschwunden war.

Der jüdische Juwelier wäre der Einzige, der sich an ihn erinnern würde. Aber nicht wegen dessen Aussehen, sondern wegen dem, was der Mann bei ihm bestellt hatte. Es war wirklich etwas ganz Besonderes, und Efraim Efrussi hatte in seinem ganzen Leben als Juwelier wahrscheinlich niemals etwas derart Außergewöhnliches hergestellt. Er fand, dass ihm das Schmuckstück bemerkenswert gut gelungen war, und er hatte es seinem Kunden mit einem gewissen Bedauern ausgehändigt.

Der Mann wusste, dass der Juwelier die Schwachstelle in seiner Tarnung war. Irgendjemand würde das Schmuckstück zurückverfolgen und vielleicht, wenn das Schicksal ihm übel mitspielen sollte, denjenigen finden, der es angefertigt hatte. Doch es war mehr als unwahrscheinlich, dass die Wiener Polizei jeden gottverdammten Juwelierladen durchforsten würde. Dazu gab es einfach zu viele. Und zu viele in der Leopoldstadt, wo die jüdischen Goldschmiede hinter ihren staubigen Schaufenstern ausharrten wie schlafende Sphinxe.

Der Mann empfand keinerlei Bedauern, als er die zarte, perfekt gearbeitete Silberkrone aus der Schachtel nahm. Er befühlte die matten Perlen auf den zierlichen Zacken. Er nahm sein verschwommenes Spiegelbild in der schimmernden Rundung wahr und lächelte. Er liebte es, ein Stück gute Arbeit in Händen zu halten. Und Efrussi hatte wahrhaft meisterlich gearbeitet. Er atmete tief und lange ein, hob die Krone hoch und setzte sie der Frau auf das Haupt. Ein wohliger Schauder durchfuhr ihn, als er ihr das filigrane Kunstwerk auf das Haar drückte und ihr ein paar lose Strähnen hinter die Ohren strich. An ihrem Ohrläppchen baumelte eine einzelne Perle, die er ebenfalls im Laden von Efrussi erstanden hatte. Die Frau wehrte sich schwach. Doch der Äther hatte seine Wirkung getan. Sie war bei Bewusstsein und hatte noch ein gewisses Maß an Körperspannung, was ihm sehr entgegenkam. Das Gift hatte sie jedoch so weit gelähmt, dass der Mann sie mühelos in die von ihm bevorzugte Haltung bringen konnte.

Er trat zurück und bewunderte sein Werk.

Die Frau saß auf einem Lehnstuhl, auf den er zuvor ein rotes samtenes Tuch gebreitet hatte. Ihre nackten Brüste waren ein wenig zu groß für seinen Geschmack. Sie hätten kleiner sein müssen, mädchenhafter und weniger hängend. Aber er durfte nicht allzu wählerisch sein. Das Alter stimmte, die Figur, selbst ihre Haarfarbe war perfekt. Er freute sich besonders über ihren leichten Bauchansatz. Darunter hatte er ein weißes Tuch drapiert, an dessen Faltenlegung er eine halbe Stunde hatte arbeiten müssen, bis es perfekt lag. Lange betrachtete er sein Werk, während die Frau leise stöhnend den Kopf hin und her schaukeln ließ und versuchte, sich aus der Betäubung zu lösen. Der Mann tupfte noch etwas Äther auf einen Lappen und presste ihn der Frau auf die Nase. Ihr Kopf sank auf die rechte Schulter, und danach bewegte sie sich nicht mehr. Jetzt konnte er damit beginnen, ihre Arme richtig anzuwinkeln. Den linken Unterarm legte er auf die Armlehne des Stuhls, den rechten Unterarm ließ er locker über die Seite der anderen Lehne hängen. Er zupfte noch ein wenig an den Tüchern herum und begutachtete sein Werk.

Dann ließ er die Schlange frei.

Er nahm sie aus der Pappschachtel mit den Luftlöchern, in der sie auf ihre Bestimmung wartete. Die Beschaffung der Schlange war so verblüffend einfach gewesen! Ein Schlag mit einem kurzen Holzknüppel gegen das dünne Glas des Terrariums in der Menagerie von Schönbrunn. Dann hatte er die kleine Viper aus dem Besitz des Kaisers einfach mit einem Kettenhandschuh, wie die Fleischer ihn benutzen, gepackt und in die Schachtel gesteckt. Dort wartete das kleine, hochgiftige Reptil nun schon seit drei Tagen auf das Ende seiner Vorbereitungen.

Das Tier krümmte und wand sich in seinem Griff. Der winzige flache Kopf schoss vor und zurück, und der Mann hielt sie weit von sich, damit sie nicht ihm ihre Zähne in die Haut bohrte. Rasch richtete er den züngelnden Schlangenkopf auf den rechten, lose herabhängenden Arm der Frau und setzte das Tier dort ab.

Es biss augenblicklich zu. Ein leises, scharfes Reißen ertönte, als die wütende Schlange ihre Giftzähne direkt in die Armbeuge der Frau schlug.

Der Mann konnte sein Glück kaum fassen. Es war vollbracht. Eine prickelnde heiße Welle des Triumphs flutete durch seinen Körper. Er trat einen Schritt zurück und starrte mit angehaltenem Atem auf die Anordnung. Die Frau bäumte sich leicht auf und zuckte ein wenig. Die Schlange mäanderte immer noch in ihrer Armbeuge.

Er wusste, dass für das endgültige Resultat eigentlich der rechte Unterarm die Viper einklemmen musste, so dass diese dort immer noch schlängelte, wenn man die Frau fand. Aber das war wohl nicht zu erreichen. Der Arm lag zu locker über der Lehne, und die kleine Schlange würde sich mühelos darunter befreien können. Nein, auf dieses hübsche kleine Detail würde er verzichten müssen. Sollten sich diejenigen, die in ein paar Tagen den Tod der Frau untersuchen würden, ruhig ein bisschen anstrengen, um den richtigen Zusammenhang herzustellen. Mit einem entrückten  Grinsen stellte er sich vor, wie die Polizei im Dunkeln tappen würde. Ohne eine Spur zu finden zu seinem künstlerischen Genie. Ohne eine Ahnung zu haben, was das alles bedeutete.

Er würde verkannt werden. Wie immer. Das war er längst gewohnt. Aber diesmal konnten sie ihn wenigstens nicht mehr verleugnen. Diesmal hatte er sich ein Denkmal gesetzt. Endlich. Seit Jahren wartete er schon darauf, dass man ihn endlich sah. Hier war der unumstößliche Beweis für sein Genie. Und das würden die blasierten, verwöhnten Wiener niemals vergessen. Dieses Werk hier war viel langlebiger und beständiger als jede schnöde Leinwand.

Er riss sich los von seinem Meisterwerk und räumte seine Utensilien zusammen. Bevor er ging, hebelte er eine der Bodendielen auf und legte etwas in den Hohlraum zwischen Holzfußboden und Untergrund. Dann verschwand er aus der kleinen Wohnung in der Eggerthgasse. Als er auf die Straße trat, war es, als fiele ein Steinchen in eine Schubkarre voller Kies. Nichts, was irgendjemand bemerkt hätte.

II

Vor den Toren des Wiener Zentralfriedhofs stand der Tod, der Einlass in sein eigenes Haus begehrte.

Bei genauem Hinsehen war es jedoch nur ein junger Mann, dem man ansah, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis er ein Teil der verwesenden Fundamente dieser Totenstadt werden würde. Sein fadenscheiniges Hemd umflatterte ihn wie dünner Nebel. Seine letzte Mahlzeit lag drei Tage zurück, und in seinen eingefallenen Wangen lauerte eine Müdigkeit, die über sein eigenes Leben hinausging.

Der Mann hieß Julius Pawalet, und er hatte sich diesen eisigen Novembertag ausgesucht, um einen letzten Versuch zu wagen, doch nicht aus dem Leben der Menschen verschwinden zu müssen.

Er war an einem toten Punkt angekommen, und sein Magen knurrte so laut, dass er das eintönige Klopfen der Steinmetze übertönte. Das Geräusch holte ihn in die Wirklichkeit zurück.

Wenn er gewusst hätte, dass genau in diesem Moment eine Frau im Herzen der Stadt am Gift einer ägyptischen Viper starb, hätte er sich vielleicht noch elender gefühlt. So aber nahm er seine letzten Kräfte zusammen, um sich selbst dem zu entreißen, was er an diesem Morgen mit erschreckender Deutlichkeit gespürt hatte: dem endgültigen Verblassen. Er fand, dass er dafür noch zu jung war.

„Herr Pawalet, wenn Sie nicht bald Ihre ausstehenden Raten zahlen, muss ich Ihnen nicht nur das Frühstück streichen; dann werden Sie auch bald zusehen müssen, dass Sie einen Platz im Obdachlosenasyl bekommen!“ Er hörte noch immer die Worte seiner Wirtin, Frau Hanak. Sie war eine geldgierige Hyäne, die ungerührt zugesehen hätte, wie er verhungert und erfroren wäre.

„Wenn das Ihr Vater wüsste, pfui!“, sagte sie mit einem empörten Glucksen in der Kehle, das sich anhörte wie der Balzruf eines Truthahns.

„Sie wissen, dass er alles über mich weiß, obwohl ich seit zehn Jahren kein Wort mit ihm gesprochen habe“, antwortete Julius. „Weil er mich verfolgt wie eine Ratte das Abwasser.“

„Na, wenn Sie so eine hohe Meinung von Ihrer Familie haben, dann sollte ich Sie am besten gleich rausschmeißen!“

Das war die Antwort der Wirtin Hanak gewesen. Und deswegen stand Julius Pawalet jetzt zögerlich vor den Toren des Friedhofs und wartete, dass seine steif gefrorenen Beine den ersten Schritt taten. Kurz nach Vollendung seines 16. Lebensjahres hatte sein Vater ihn verlassen, weil er hemmungslos an der Flasche hing, in der Hoffnung, an der scharfen Flut zu ertrinken. Was ihm nicht gelungen war, denn in den folgenden Jahren erholte er sich von diesen Dämonen und versuchte verzweifelt, wieder Kontakt zu seinem einzigen Sohn aufzunehmen. Julius Pawalet hatte auf seinen Vater reagiert wie ein verschuldeter Großanleger auf seine Gläubiger. Er war davongerannt und hatte sich versteckt.

Hätte Inspektor Rudolph Lischka, ein Agent des k. u. k. Sicherheitsamtes, der in den nächsten Tagen den eigenartigen Tod der Frau mit dem Schlangenbiss untersuchen würde, ein kurzes Profil von Julius Pawalet erstellen sollen, wäre es folgendermaßen ausgefallen: mangelnder gesellschaftlicher Umgang aufgrund eines schlechten, haltlosen Lebenswandels.

Der zitternde Mann vor den Friedhofstoren machte nicht nur seinen Erzeuger verantwortlich für seinen elenden Werdegang. Aber er war sich bewusst, dass vielleicht alles anders wäre, hätte seine Mutter nicht bei seiner Geburt ihr Leben verloren.

Julius Pawalet hatte vor einigen Tagen in einer alten Zeitung in einer Anzeige des Friedhofamtes gelesen, dass der Wiener Zentralfriedhof dringend Bestattungshelfer brauchte.

Kaum hatte Julius sich mit schlotternden Beinen in das kleine Büro des Bestattungsdirektors geschleppt, wurde er auch schon nach seinem Namen gefragt.

„Pawalet?“, echote der beleibte Mann mit dem schwarzen Samtanzug, „Den Namen kenn ich doch irgendwoher …“

„Ist, glaube ich, ein häufiger Name in Wien“, antwortete Julius, während er begierig auf den dampfenden Teekessel auf dem Schreibtisch des Mannes starrte. Er stellte sich vor, wie es wäre, heißen, starken Tee in seine erfrorene Magengrube rinnen zu lassen. Er hätte sich mit Freude die Zunge an heißem Tee verbrannt, Hauptsache, er bekäme endlich einmal wieder etwas zum Runterschlucken. Etwas Warmes, das den abgehackten Totentanz in seinen Eingeweiden auflösen würde.

„Nein, heut’ erst hab ich diesen Namen irgendwo gelesen…“, sagte der Bestattungsdirektor und blickte zerstreut auf seinen Schreibtisch. „Ah, da ist es ja!“, rief er und zog ein beschriftetes Blatt Papier hervor. Die Buchstaben darauf waren klein und eng gesetzt wie Ameisen in einer Warteschlange. Der Finger des Mannes fuhr auf dem Blatt nach unten, ehe er ein lautes „Da!“ hervorstieß. Und dann: „Sind Sie vielleicht verwandt mit einem Joseph Pawalet?“

Julius zuckte zusammen. Er schwanke kurz und murmelte: „Nein, den kenne ich nicht.“

Da hob der Bestattungsdirektor den Kopf und starrte ihn an. „Er sieht Ihnen aber ziemlich ähnlich, finde ich.“

„Was soll das?“, fragte Julius in schroffem Tonfall. „Arbeitete der Herr etwa auch hier auf dem Zentralfriedhof?“

„Sie sind zerstritten mit ihm, was?“, fragte der Mann hinter der dampfenden Teekanne. „Na, es gibt viele, die mit ihrem alten Herrn nicht zurechtkommen. Ist nicht ganz selten in dieser zerrissenen Zeit. Das ist er doch, oder? Ihr Vater?“

Julius Pawalets Schultern sanken nach unten. So hatte er sich sein Einstellungsgespräch nicht vorgestellt.

„Er liegt noch in der Aussegnungshalle“, klärte der Direktor ihn auf. „Die Beerdigung ist um die Mittagszeit. Ich an Ihrer Stelle würde da hingehen. Ist Ihre letzte Möglichkeit.“

„Für was?“, fragte Julius.

„Das müssen Sie selber wissen.“

Dann wandte er sich wieder seinen Papieren zu und tat so, als wäre Julius Pawalet nur ein lästiger Windhauch gewesen, den man durch das Schließen des Fensters ausgeschlossen hatte.

„Ich bekomme sie nicht, was?“, fragte Julius, durch die Hoffnungslosigkeit seiner Lage gleichgültig geworden.

„Was, bitte?“ Der Mann hob kaum den Kopf.

„Die Anstellung als Bestattungshelfer?“

„Nein, also die Anstellung kann ich Ihnen nicht geben. Leider. Wir haben zwar Personalmangel hier, aber … man braucht Würde für diese Arbeit, wissen Sie? Erhabenheit, Ruhe, Trost. Das alles sollen Sie ausstrahlen und nicht selber bitter nötig haben. Also, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“

Die letzten Worte des Direktors hörte er nur noch gedämpft durch die Bürotür, die sich dumpf hinter ihm schloss. Draußen fragte er einen Gärtner nach dem Weg zur Bestattungshalle.

Hätte Julius Pawalet gewusst, dass zur selben Zeit zahlreiche Menschen in Wien ihre schwarzen Kleider anlegten, um sich in wenigen Stunden zur Beisetzung seines Vaters einzufinden, hätte er schnell das Weite gesucht.

Als er durch die Tür der Aussegnungshalle trat, fragte er sich, wer wohl für die Beisetzung seines Vaters hier auf dem Zentralfriedhof aufkommen würde. Wer vergeudete so viel Geld an diesen, während sein Sohn vor Hunger fast die Blumen von den Gräbern gefressen hätte?

Ein Bestattungsdiener zog an einer Kordel, ein Vorhang glitt zur Seite, und Julius Pawalet sah in das Gesicht seines Vaters. Es war so weiß wie ein Ziegenkäse und faltig und erschlafft. Sein Kopf war fast kahl, und die geschlossenen Augen lagen tief in den Höhlen. In dem schwarzen Anzug und dem steifen weißen Hemd wirkte er hölzern, und seine gefalteten Hände sahen aus, als hätte man ihm jeden einzelnen Knöchel gebrochen, um sie so friedlich hinzudrapieren.

Wütend wandte Julius sich ab und fragte sich, warum sich das Schicksal diesen Scherz mit ihm erlaubte. Er war hergekommen, um die letzten kümmerlichen Reste seines Lebens zu bewahren, und stattdessen musste er sich nun mit etwas befassen, was ihn überhaupt erst in diese elende Lage gebracht hatte.

„Du widerlicher Kerl“, flüsterte er gegen die Glasscheibe, hinter der seine Worte ungehört blieben.

„Junger Herr, so sollten Sie wirklich nicht reden“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Julius fuhr herum. Vor ihm stand ein junger Mann in der schwarzen Uniform, die Julius selbst angestrebt hatte. Der Friedhofsdiener trug ein kleines Tablett mit einer dampfenden Teetasse und einem Stück Brot.

„Das hier lässt Ihnen der Herr Direktor bringen. Er meinte, Sie könnten was im Magen brauchen.“

„Ich brauche Arbeit, Mann, und nicht die Almosen des Herrn Direktor!“, rief Pawalet und stürmte an dem Mann mit dem Tablett vorbei. Am liebsten hätte er es dem milde lächelnden Mann aus der Hand geschlagen.

Eine Glocke schlug zwölf. Auf dem Friedhof waberten immer noch die Reste des Morgennebels, und die Sonne war ein eisweißer Kreis hinter den starren Wolken. Es wäre für Julius Pawalet nun die letzte Gelegenheit gewesen, zu verschwinden und seinen Vater endgültig zu vergessen. Doch kurz darauf stand eine Traube Schwarzgekleideter am ausgehobenen Grab, Blumen in den Händen und … nein, er täuschte sich nicht: Einige von ihnen weinten.

Wie kann das sein?, dachte er, verborgen hinter einer Eibenhecke. Diese vielen feierlich gekleideten Menschen mit betrübten Gesichtern am Rand des Grabes passten einfach nicht zu dem undurchsichtigen, lieblosen, selbstsüchtigen Trunkenbold, der Julius, als der 15 war, sein erstes selbst verdientes Geld abgeknöpft hatte, um es zu versaufen.

Mindestens dreißig Menschen standen um das Grab. Ein Pfarrer hielt eine Rede, in der es hieß, mit Joseph Pawalet sei ein wertvoller Freund und liebenswerter Zeitgenosse heimgegangen.

„Und insbesondere das Kunsthistorische Museum verliert einen geschätzten Mitarbeiter, der über seine Anstellung hinaus dem Museum ein treuer Freund war. Er hat mit seinem unermesslichen Wissen über die Kunst, trotz seiner niederen Position, Tausenden Besuchern ein lehrreiches und freundliches Geleit durch die Galerie gegeben, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Mit ihm verliert das Kunsthistorische Museum einen alteingesessenen Experten, einen verlässlichen Wachhabenden und, um Herrn Direktor Kinsky zu zitieren, einen Teil des Inventars. Wir alle sind unendlich traurig, dass Joseph Pawalet gehen musste. Möge er in Frieden ruhen …“

Julius Pawalet erstarrte. Das war es also, was seinen Vater gerettet hatte.

Eine Anstellung im Kunsthistorischen Museum. Die Wut schoss ihm in den Mund wie bittere Galle. Er lenkte seine Aufmerksamkeit krampfhaft von diesem Gedanken fort und beobachtete die Menschen am Grab. Plötzlich bemerkte Julius Pawalet einen hochgewachsenen Mann, der von zwei Polizisten in Pickelhaube flankiert wurde, die sich aufmerksam umsahen.

Der Mann war Inspektor Lischka, und der wusste noch nichts von der jungen Frau in der Eggerthgasse, die in diesem Moment mit Schaum vor dem Mund in ihrem Lehnstuhl erstarrte und mit erlöschendem Blick der kleinen Giftschlange hinterhersah, die unter einer Kommode verschwand. Im Moment ging er nämlich der Frage nach, wer Joseph Pawalet getötet hatte.

Als der Sarg in die Grube gesenkt wurde, erhoben sich ein paar dünne Stimmen zum „Ave verum“. Dann zogen die Trauergäste am Grab vorbei und warfen ein Schäufelchen Erde und Blumensträuße hinab, die leise pochend auf dem Sargdeckel aufschlugen.

Niemand schien den jungen Mann in dem dünnen Hemd hinter der Eibenhecke zu bemerken. Die Menschen entfernten sich allmählich, und der Totengräber begann, Erdschollen in die Grube zu schaufeln.

Da berührte plötzlich jemand Julius am Arm. Erschrocken fuhr er herum und sah vor sich einen beleibten Mann mit einem ausladenden Backenbart. Er hatte bei der Trauerrede ganz vorn am Grab gestanden, und etwas sagte Julius, dass das der Direktor des Kunsthistorischen Museums war. Er trug einen hohen Zylinder. Dieser Zylinder und vor allem der spitze Bauch in einer engen, schimmernden Weste gaben ihm eher das Aussehen eines Zirkusdirektors. Auf den Schultern seines Samtfracks lag der Schnee einer hartnäckigen Schuppenflechte. Auch sein Gesicht machte einen vertrockneten, ungesunden Eindruck. Seine Augen hingegen waren das genaue Gegenteil. Klein und eisblau und wie zwei nasse Murmeln steckten sie in seinem wüsten Gesicht.

„Sie sind der Sohn?“, fragte er Julius geradeheraus. Seine Stimme stand in einem seltsamen Missverhältnis zu seiner Körperfülle. Weich und kindlich hörte sie sich an, wie von einem sanften Jungen vor dem Stimmbruch.

„Wer will das wissen?“, murmelte Julius erschrocken.

„Der Einzige, dem Pawalet anvertraut hat, dass es Sie überhaupt gibt. Also – sind Sie’s?“

„Woran haben Sie das erkannt?“, flüsterte Julius. Ein Schwindel hatte ihn plötzlich ergriffen, und er hätte sich gern hingesetzt.

„Niemand schleicht sich sonst so verstohlen und heimlich auf eine Beerdigung als der Mörder oder der verlorene Sohn“, sagte der Mann. „Also?“

Julius nickte wortlos. Der andere streckte seine breite Pranke aus und sagte: „Dr. Gustav Kinsky, wenn Sie gestatten. Generaldirektor der Gemäldegalerie des Allerhöchsten Kaiserhauses. Mein Beileid erspare ich mir wahrscheinlich besser.“

Julius ergriff seine Hand, die sich anfühlte wie ein hohler, morscher Baumstamm.

„Was wollen Sie von mir?“, fragte er. „Hat mein alter Herr Sie beauftragt, meine Seele zu retten?“ Er stieß ein Lachen aus, das sich eher anhörte wie ein hilfloses Quaken.

„Die müssen Sie schon selbst retten …“, knurrte Kinsky. „Joseph hat mir schon gesagt, dass Sie eine ganz harte Nuss sind. Deswegen will ich gar nicht lange darum herumreden.“

„Haben Sie mein Erbe in der Jackentasche dabei?“, fragte Julius. Er wollte das leise Gefühl der Hoffnung mit aller Macht zurückdrängen. „Wenn ja, stiften Sie es lieber einem Kloster oder dem Zoologischen Garten. Ich will es nicht.“

Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten geohrfeigt für diese Worte. Kinsky sah Julius Pawalet mit ernstem Ausdruck an und presste die Lippen aufeinander. Dann griff der Museumsdirektor tatsächlich in seine Jackentasche und zog etwas hervor, das er ihm in die Hand legte. Es war ein Briefumschlag.

„Das hier wird Sie wahrscheinlich trotzdem interessieren“, sagte er. „Es ist ein Brief von Ihrem Vater an Sie. Ich kann Ihnen nur raten, ihn zu lesen.“

Damit drehte er sich um und wollte gehen. Der Briefumschlag fühlte sich an wie etwas Fremdes in Julius’ klammen Händen. „Warten Sie, Kinsky!“, rief er ihm hinterher. „Warum haben Sie gerade gesagt, dass nur der Mörder sich so anschleichen würde? Ist er ermordet worden? War deswegen die Polizei da?“

„Ah, das werte Interesse ist also doch geweckt!“ Kinsky sah Julius triumphierend an und zuckte die Schultern. „Darauf kann ich Ihnen leider keine Antwort geben. Abgesehen davon gibt es noch eine Menge andere offene Fragen. Aber das werden Sie dann schon selbst sehen. In diesem Brief steht etwas, das Sie interessieren wird.“

„Woher kennen Sie mich so gut?“, wollte Julius wissen.

Kinsky lachte. „Ihr Vater war mein Freund, Julius. Man erzählt einem Freund ziemlich viel, meinen Sie nicht?“

„Sehe ich so aus, als hätte ich Freunde?“ Julius hustete.

Der Direktor schüttelte bedauernd den Kopf, als hätte er es schon gewusst. Dann trat er eilig den Rückzug an, als wollte er die anderen Trauergäste einholen. Seine plumpe Gestalt verschwand im winterlichen Nebel.

Julius betastete den Briefumschlag in der Hoffnung, dass vielleicht doch ein paar Geldscheine darin lägen. Doch bevor er ihn öffnen konnte, lenkte ein Geräusch ihn ab. Es war eine Frau, die mit der Eile von jemandem, der zu spät kommt, auf das Grab zulief und rasch einen kleinen Kranz neben das Holzkreuz legte. Der Totengräber nickte ihr ernst zu und beachtete sie nicht weiter. Julius jedoch ließ seinen Brief sinken und spähte durch die Äste auf die Gestalt, die nun neben der halb zugeschütteten Grube kniete und über die Kranzschleife streichelte wie ein krankes Kaninchen. Die Frau war nicht älter als 25. Sie trug einen schlichten grauen Hut, und auch ihre übrige Garderobe war vollkommen farblos, so als wollte sie eins werden mit dem trüben Wintertag. Julius konnte ihr Gesicht unter dem Hut nur von der Seite erkennen. So jung und rein, wie diese Frau auf den ersten Blick aussah, schien es seltsam unpassend, dass sie vor dem Grab seines alten, versoffenen Vaters kniete. Julius fühlte eine heftige Abneigung in sich hochsteigen. Am liebsten wäre er hinter der Hecke hervorgesprungen und hätte die Frau gefragt, in was für einer Beziehung sie zu Joseph Pawalet gestanden hatte. Doch er tat nichts dergleichen. Im nächsten Moment erhob sie sich und schlug ein nachlässiges Kreuzzeichen. Sie wandte sich mit gesenktem Kopf zum Gehen, und Julius konnte einen raschen Blick auf ihr Gesicht erhaschen. Ein blasses Gesicht, helle, klare Augen, aber ein schmaler und trauriger Mund. Alles in allem wirkte sie nicht reizlos. Aber ihre Zartheit war hart an der Grenze zum Verhärmten. Ihre graue Gestalt verschwand rasch zwischen den Büschen wie eine Dunstschwade.

Erst jetzt sah Julius sich imstande, hinter der Hecke hervorzutreten.

Der Totengräber begann mit dem Spatenblatt den Erdhügel glatt zu klopfen. Julius beugte sich über den Kranz neben dem Kreuz und las, was auf der Schleife stand: „Meinem unbekannten Geliebten. Ein letzter Gruß von Mitzi“.

Er spürte, wie die Wärme ihm in die Wangen schoss. Hastig sah er sich nach der Frau in Grau um, konnte sie aber nirgends entdecken.

Wenn Julius Pawalet gewusst hätte, dass die junge Frau nicht die Geliebte seines Vaters gewesen war, sondern dass der Schriftzug auf der Schleife einen viel komplizierteren Sinn hatte, wäre er ihr vielleicht nachgeeilt, um zu erfahren, wer sie war. So aber schüttelte er nur ratlos den Kopf und suchte sich einen Weg durch das Friedhofslabyrinth zurück.

In seinem kalten, zugigen Zimmer unter der Dachschräge eines baufälligen Hauses am Spittelberg öffnete er mit flatternden Fingern die letzte Nachricht seines Vaters.

Lieber Julius,

wenn Du diesen Brief in Deinen Händen hältst, heißt das, das Du doch wissen willst, was ich Dir zu sagen habe. Schade, dass ich erst sterben musste, um die Möglichkeit zu bekommen, Dir zu helfen. Ich habe diesen Brief schon vor langer Zeit geschrieben und bei meinem treuen Freund Doktor Gustav Kinsky deponiert, für den Fall, dass ich sterbe. Jetzt hat er ihn Dir also übergeben.

Schon bei diesen Zeilen fühlte Julius das unangenehme Gefühl von Leere in seinem Kopf aufsteigen wie eine Seifenblase, die einfach nicht platzen wollte. Wie hatte dieser Doktor Kinsky wissen können, dass Julius überhaupt zu der Beerdigung kam? Wie hätte er vom Tod seines Vaters erfahren sollen? Was für ein unheimlicher Zufall hatte ihn ausgerechnet heute auf den Friedhof geführt? Mit trockenem Mund las er weiter.

Ich will nicht lange um den heißen Brei herum schreiben. Ich versuche auch nicht, Deine Verzeihung zu erbitten. Ich habe mich benommen wie der letzte Unmensch, das weiß ich. Es ist leider so, dass ich, als Du noch klein warst, in ziemlichen Schwierigkeiten gesteckt habe, die sich bis zum heutigen Tag nicht aufgelöst haben. Ich habe zu saufen angefangen, weil ich ständig Angst hatte. Wovor, kann ich Dir leider nicht sagen, denn das würde alles noch viel schlimmer machen.

Aber ich habe nun doch das arge Bedürfnis, es wiedergutzumachen, was ich Dir angetan habe. Erinnerst Du Dich, als wir damals kurz nach Deinem 13. Geburtstag ins Kunsthistorische Museum gegangen sind? Weißt Du noch, wie begeistert Du von den ganzen schönen Gemälden warst? Ich habe die letzten Jahre dort gearbeitet. Es ist eine trockene, angenehme Arbeit. Um es kurz zu machen, Julius – jetzt, wo ich tot bin, kannst Du diese Anstellung übernehmen. Ich habe dem Direktor das Versprechen abgenommen, dass er Dir diese Stelle gibt, sobald ich unter der Erde bin. Vielleicht ergreifst Du diese Chance. Mir hat sie jedenfalls das Leben gerettet.

Es grüßt Dich zum letzten Mal

Dein Vater

Nach einer Nacht, in der Julius nicht wusste, ob sein knurrender Magen ihn am Schlafen hinderte oder die Zeilen seines Vaters, die in seinen Gedanken vorüberzogen wie Nebelschwaden, entschied er sich zu einem schweren Weg. Den schwersten, den er bisher gegangen war. Seine Hand krampfte sich um das dünne Blechgeschirr wie um den Hals eines Todfeindes. Er starrte angestrengt zu Boden, wo sich sein Blick in den aufgeplatzten Schuhen seines Vordermanns verlor. In seine Nase kroch unaufhörlich der Gestank von Urin und alten, feuchten Kleidern. Stinke ich mittlerweile auch so, fragte er sich verschämt und schob die Nase noch tiefer in den Kragen seines fadenscheinigen Hemdes. Er roch nichts als seinen eigenen abgestandenen Hungeratem. Hinter ihm erklang das vorsichtige Scheppern der Blechschüsseln und ein aus Dutzenden Nasen kommendes Schniefen.

An diesem Morgen war der erste Schnee gefallen, und Julius Pawalet hatte sich auf den Weg zur wahrhaft letzten Haltestelle begeben. Mit gesenktem Kopf stand er in der Schlange einer Suppen- und Teeanstalt und hoffte, dass es schnell vorbei war. Der qualvoll langsam vorwärtskriechende Zug der Wartenden löste eine solche Scham in ihm aus, dass er sich überlegte, ob er das Blechgeschirr nicht wegstellen und schnellstens das Weite suchen sollte. Doch der Hunger und die Schwäche hatten ihn unerbittlich im Griff. Wenn er nicht bald etwas zu essen bekam, würde er auf der Straße umkippen und einfach liegen bleiben.

Er wagte einen Blick über die Schulter des stinkenden Mannes vor ihm. Etwa zehn Menschen trennten ihn noch von dem Topf und der großen Schöpfkelle, die einen unbestimmbaren braunen Brei in die Schüsseln klatschen ließ. Unter den widerwärtigen Gestank seiner hungernden Mitbürger mischte sich der Duft von Linseneintopf, und Julius wäre gestorben für dieses Essen. Er hatte keine Ahnung, wie es weitergehen würde, wenn er erst einmal wieder etwas im Magen hatte. Er hatte keinen anderen Wunsch mehr als diesen: essen.

Den Brief seines Vaters hatte er in den nächsten Abfalleimer geworfen, nachdem er sich im Morgengrauen auf den Weg machte. Was bildete dieser alte Schmarotzer sich eigentlich ein! Glaubte er allen Ernstes, Julius würde auf dieses gefühlsduselige Angebot eingehen?

Hatte er so seine Angst vor der ewigen Verdammnis gemildert, indem er seinem Sohn dieses großzügige Angebot machte? Wut und Ablehnung schossen immer wieder in Julius hoch und machten ihn schaudern.

Doch seit er den Brief zerknüllt hatte, hörte er immer wieder eine zarte, schwache Stimme in seinem Kopf, die nun wieder ertönte. Dem alten Mann konnte es gleichgültig sein, ob Julius die Anstellung im Museum annahm. Und zugleich war Julius es nur sich selbst schuldig und nicht seinem Vater, diese allerletzte Chance zu ergreifen.

„Sie sind an der Reihe, mein Herr“, sagte in diesem Moment eine weibliche Stimme.

Von hinten kam ein grober Stoß, so dass Julius drei Schritte nach vorn taumelte. Er blickte sich um.

„He, beeil dich mal, wir haben auch Hunger!“, beschwerte sich ein bärtiger Obdachloser mit überraschend dicker Wampe. Julius sah wieder nach vorn und erschrak bis ins Mark.

Hinter dem dampfenden Topf stand die junge Frau, die gestern am Grab seines Vaters gewesen war. Sie lächelte ihn auffordernd an und streckte die geöffnete Hand in Richtung seines Blechgeschirrs.

„Sie sind zum ersten Mal hier, nicht wahr?“, fragte sie. Ihre Stimme war so leise in dem beständigen Geklapper der Schüsseln und Löffel, dass er sie kaum hören konnte. Wortlos hob Julius den Arm mit dem Blechnapf und starrte sie an.

„Hör auf, das Mädel anzuglotzen, und komm zur Sache; wir warten hier doch nicht auf dich!“, schnauzte der Mann hinter ihm.

Die Frau füllte die Schüssel bis zum Rand mit Linseneintopf und reichte sie Julius über den Tresen. Er hob die Hände ganz langsam und kniff die Augen zusammen.

„Mitzi?“, fragte er.

„Wie bitte?“ Die Frau sah ihn verwirrt an und griff bereits nach der Schüssel seines Hintermannes. Eine einzelne Schweißperle rollte dicht an ihrem Ohr herab und rann in eine krause Haarsträhne, die unter ihrer Haube herausschaute.

„Sie sind Mitzi, nicht wahr? Ich habe Sie gestern auf dem Friedhof gesehen.“

„Das muss eine Verwechslung sein“, wich sie aus und senkte den Kopf.

„Aber ja doch. Sie haben einen Kranz auf das Grab von Joseph Pawalet gelegt, ich habe Sie gesehen.“

„Und wenn es so wäre, mein Herr“, sagte die Frau, „hier ist wohl kaum der richtige Ort, um darüber zu sprechen. Außerdem halten Sie alle auf. Nehmen Sie sich noch eine Semmel aus dem Brotkorb und suchen Sie sich einen Platz.“ Ihre Stimme klang immer noch sanft und freundlich, aber irgendetwas hinderte Julius daran, hartnäckig zu bleiben, obwohl ihm die Fragen im Mund brannten wie Pfeffer.

Julius trug seine heiße Schüssel vorsichtig zu einem freien Platz. Er suchte sich einen Tisch aus, von dem aus er die Frau beobachten konnte. Beim ersten Löffel verbrannte er sich die Zunge. Der Eintopf war erstaunlich gut. Sein Blick ruhte auf dem grauen Kleid hinter den Dampfschwaden aus dem Topf. Er täuschte sich nicht. Das war die Frau, die er gestern hinter der Eibenhecke beobachtet hatte. War sie tatsächlich die Geliebte seines Vaters gewesen? Hatte der sie vielleicht vor Jahren genau hier kennengelernt, hungrig und am Ende seiner Kräfte, so wie Julius selbst?

Er bemerkte kaum, wie das Essen seine Glieder wieder wärmte. Als die Schüssel leer war, fühlte er sich, als hätte er einen Stein im Magen. Er war so erschöpft, dass er am liebsten auf der Stelle eingeschlafen wäre. Aber Julius wusste, dass die Bestimmungen in den Hilfseinrichtungen Wiens sehr streng waren. Zum Schlafen hätte er in eine Wärmestube gehen müssen, und dort bekam er auch nur dann einen Platz, wenn er im Besitz einer Polizeianweisung war. Der Weg zurück in den zugigen Verschlag, den Frau Hanak an ihn vermietete, war weit, und so blieb er wie betäubt sitzen und starrte durch die Dampfschwaden auf das geheimnisvolle Geschöpf hinter dem Tresen. Wie eine Ringeltaube, die von einem Schwarm zerzauster Krähen eingekreist wird, dachte er.

„Mein Herr! Sie können hier nicht schlafen!“ Eine Hand rüttelte an seiner Schulter.

„Lauter Extrawürste will der Neue, was?“, schnauzte der dicke Obdachlose wieder, der einen Tisch weiter saß. Hinter Julius aber stand die junge Frau und sah ihn besorgt an.

„Kommen Sie mit“, sagte sie und zog ihn von der unbequemen Bank hoch. Julius wunderte sich über ihren erstaunlich harten, kräftigen Griff. Die Frau bugsierte ihn in einen schmalen Gang und öffnete eine Tür. Dahinter lag ein Raum voller alter Möbel und Kisten und mit einer Garderobe, an der abgetragene Kleider hingen. Eine Chaiselongue mit fadenscheinigem Bezug stand vor einem Fenster, gegen das der Schnee flog.

„Sie sehen krank aus. Was ist mit Ihnen?“, fragte die Frau und führte ihn wie einen willenlosen Jungen zu dem Sofa.

„Wer sind Sie?“, fragte Julius, ohne auf ihre Frage einzugehen.

„Ich weiß nicht, was Sie nur haben mit mir… Ich habe eigentlich keine Zeit für Ihre seltsamen Fragen.“

„Bitte sagen Sie es mir. Es ist wichtig“, drängte Julius.

Die Frau setzte sich auf einen klapprigen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich bin nicht diejenige, die diesen Kranz gestiftet hat. Ich habe ihn nur im Namen von jemandem dorthin gebracht, der zu schwach war, um selber zu kommen.“

„Dann sind Sie nicht die Mitzi?“, fragte Julius verwirrt.

Die Frau schüttelte bestimmt den Kopf.

„Nein. Mein Name ist Johanna Kowak. Ich habe ihn für eine Dame dort abgelegt, die selbst nicht zur Beerdigung kommen konnte.“

„Und wer ist diese Dame?“

„Und wer sind Sie, dass Sie Ihre Neugierde nicht im Zaum halten können?“

Sie hob das Kinn und musterte ihn streng. Julius senkte den Kopf. Dann sagte er etwas, was er in seinem ganzen Leben noch nie gesagt hatte: „Ich bin sein Sohn, Julius Pawalet.“

„Pawalets Sohn?“, fragte Johanna.

Plötzlich ging eine Veränderung in ihr vor. Sie rutschte auf ihrem Stuhl nach vorn und ergriff seine Hand. Sie sah ihn mit gerunzelten Brauen und einem Ausdruck von Schmerz an. Ihr Mund öffnete sich, als würde sie nach Worten suchen, doch die wollten nicht kommen. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte bedauernd: „Es tut mir sehr leid für Sie.“

„Das muss es nicht“, murmelte Julius und starrte auf seine Hände, die plötzlich von anderen Händen umschlossen waren. Er fühlte die heißen, feuchten Ballen und die schlanken Finger dieser Hände und schluckte. Es war das erste Mal, dass eine Frau seine Hände hielt.

„Von wem kommt der Kranz?“, fragte er leise.

Ruckartig zog Johanna Kowak ihre Hände weg und richtete sich kerzengerade auf. „Es ist eine kranke, pflegebedürftige Dame, die mir diesen Auftrag gegeben hat. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer Sie ist. Es ist auch nicht wichtig für Sie, denke ich. Wichtig ist, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Haben Sie keinen Ort, wo Sie hinkönnen?“

Doch, den habe ich, dachte Julius mit einem plötzlichen Anflug von Freude.

„Diese Kleider da – er zeigte auf die abgetragenen Mäntel und Anzüge, die an der Garderobenstange hingen wie greise Gespenster, „wem gehören die?“

„Wir unterhalten hier eine Art Kleiderkammer, wo Sie keine Bescheinigung brauchen, wenn Sie etwas bekommen. Es sind Spenden von gutherzigen Menschen.“

Sie stand auf und sah sich die Sachen prüfend an. „Sie werden erfrieren, wenn Sie nichts Anständiges anziehen. Nehmen Sie das hier.“

Johanna reichte ihm einen dunkelbraunen, grob gewebten Anzug und eine Weste.

„Und hier, das Hemd hier ist etwas wärmer.“

„Hören Sie, das kann ich nicht annehmen“, sagte Julius. Die Tatsache, dass heute sein Glückstag zu sein schien, machte ihn verlegen.

„Diese Sachen wurden aber hier abgegeben, damit sie jemand anderem helfen“, sagte sie bestimmt, „Los, nun zieren Sie sich nicht. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

„Ach, diese groben Kerle da draußen“, wandte Julius ein, dem der Gedanke, sie gehen zu lassen, gar nicht gefiel.

Johanna Kowak schüttelte ernst den Kopf und sagte: „Das da draußen ist nicht meine richtige Arbeit. Das mache ich nur ehrenamtlich. Ich muss gleich ins Allgemeine Krankenhaus. Da arbeite ich als Krankenschwester.“

Julius nahm das Kleiderbündel und sah sie an. Sie verströmte den Geruch nach Linseneintopf. Aber irgendwo dahinter schwebte versteckt ein anderer Duft. Eine feine Seife und etwas, das roch wie Leinen, glaubte Julius. Er stellte sich Johanna Kowak in einem hellblauen Schwesternkleid vor, und etwas in seiner Brust wurde enger. „Danke für den Anzug, er kommt mir wirklich sehr gelegen“, sagte er und drückte den Stoff an sich. „Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch, wissen Sie? Und ich hatte nichts zum Anziehen. Mit ein bisschen Glück habe ich heute zum ersten und letzten Mal in der Suppenanstalt gegessen.“

„Das würde mich sehr freuen“, sagte Johanna und ging zur Tür.

„Dass ich nicht mehr komme?“, fragte Julius und zwang sich zu einem Lächeln.

„Nein“, erwiderte Johanna und öffnete die Tür. Um ihre schmalen Lippen spielte ein verschmitztes Lächeln. „Sie werden wiederkommen. Sie haben sich nämlich gerade verliebt.“

***

„Seit wann bekommt ein Faulenzer wie Sie Post?!“, fragte Frau Hanak verächtlich und hielt ihm ein Päckchen entgegen, als Julius das Haus in der Fasszieherstraße zu Füßen des Spittelberges betrat. Es war ein handtellergroßes Ding, eingewickelt in braunes Packpapier. Julius hatte noch nie in seinem Leben ein Päckchen bekommen und hielt es erst einmal von sich, als wäre es eine tote Maus.

„Von wem ist das?“, fragte er erstaunt.

„Woher soll ich das wissen?“, blaffte die Wirtin. „Die Leute, die glauben, Ihnen etwas schicken zu müssen, schreiben ja nicht mal einen Absender drauf.“

Julius drehte das Paket um. Er konnte tatsächlich keinen Absender entdecken. Nur seine eigene Adresse in einer krakeligen, schiefen Schrift, die aussah, als hätte sie jemand mit zitternder Hand geschrieben. Er beeilte sich, auf sein Zimmer zu verschwinden. Auf der Treppe hörte er noch die nörgelnde Stimme der Hanak: „Eigentlich müsste ich Ihnen das Paket abnehmen und schauen, ob etwas drin ist, mit dem Sie Ihre Schulden begleichen können!“

Der Inhalt des Päckchens war mehrmals mit Packpapier umwickelt, innen noch einmal mit einer Schnur zusammengebunden, und es dauerte quälend lang, bis Julius endlich zu dem verpackten Gegenstand vordrang.

Es war eine Lupe. Eine kleine Lupe, die schön und edel gearbeitet war, das Lupenglas gerade einmal so groß wie das Rund einer Mokkatasse und in einer Einfassung aus ziseliertem Silber. Der Stiel sah aus, wie der Griff eines Teelöffels aus den habsburgischen Speisezimmern. Warum schickte jemand Julius eine Lupe? Und noch dazu eine, die beim Pfandleihhaus eine hübsche Summe bringen würde?

Julius wühlte in dem Papierhaufen. Auf einem Fetzen des Packpapiers entdeckte er schließlich Worte. In der gleichen schiefen, unsicheren Schrift, in der auch seine Adresse geschrieben war, wurde ihm Folgendes mitgeteilt:

Julius, diese Lupe hat mir gehört. Sie ist alles, was ich Dir vermachen kann, und Du solltest sie stets bei Dir tragen, wenn Du im KHM arbeiten wirst. Sie passt hervorragend in die Tasche einer Uniformjacke. Sie soll Dir dabei helfen, dem auf die Spur zu kommen, was ich in meinem Brief an Dich schon angedeutet habe.

Es grüßt Dich ein allerletztes Mal Dein Vater.

Julius ließ sich auf die Kante des Bettes sinken und starrte auf das zerknitterte Packpapier. Er las die Worte ein zweites und drittes Mal und fühlte einen unheimlichen Verdacht in sich aufsteigen.

Diese Schrift war eine ganz andere als die in dem Abschiedsbrief. Der Abschiedsbrief, den er vor wenigen Stunden in einen Mistkübel am Straßenrand geworfen hatte … Julius wusste, dass der Mann, der ihm den Brief geschickt hatte, ein anderer war, als der, der ihm die Lupe vermachte. Er hatte das Schriftbild des Abschiedsbriefes ganz genau vor sich.

Was waren das für merkwürdige Andeutungen? Was bedeutete diese kryptische Botschaft, die keinerlei Zusammenhang mit dem Brief herstellte, den Kinsky ihm ausgehändigt hatte? Und was für eine Spur meinte der Schreiber?

Julius fragte sich plötzlich, wie es kam, dass dieses Päckchen ihn erreichte, nachdem sein Vater bereits seit Tagen tot war und seit gestern unter der Erde lag.

Er wurde unruhig. Was war da in sein Leben getreten? Was waren das für eigenartige Zufälle? Er lenkte sich ab, indem er den Anzug und die Weste anprobierte und versuchte, sein Spiegelbild im Fenster zu sehen. Doch er konnte nur verschwommene Umrisse wahrnehmen. Er schnupperte am Stoff des Ärmels, aber er roch nur Mottenpulver. Keine Seife und kein Leinen.

In dieser Nacht träumte er, dass er in einem riesigen Suppentopf voll zähem, klebrigem Linsenbrei ertrank. Als er sich schreiend und händeringend nach oben strampelte, sah er die grinsenden Gesichter seines Vaters und des Museumsdirektors, die gemeinsam den Deckel über ihm schlossen.

III

Kinsky saß hinter einem riesigen Schreibtisch. Über ihm hing ein gewaltiger Lüster, der es fast mit der Kuppel des Sezessions-Gebäudes hätte aufnehmen können. Inspektor Lischka musterte den Museumsdirektor verstohlen, der sich aus einer Kristallflasche einen großzügigen Schuss Cognac eingoss. Nur dieses Plätschern war in dem Raum zu hören.

„Nehmen Sie auch einen!“, forderte der Direktor ihn auf und schwenkte ein zweites Glas.

„Ich bin im Dienst“, antwortete Lischka unwillig.

„Ach, seien Sie nicht so asketisch!“, rief Kinsky und goss das Glas voll. Er erhob sich schwerfällig und quetschte sich hinter dem Schreibtisch hervor.

„Falls Sie glauben, Sie könnten mich mit diesem großzügigen Angebot davon abbringen, Ihnen noch ein paar sehr unangenehme Fragen zu stellen, Dr. Kinsky, dann täuschen Sie sich.“ Der Museumsdirektor stellte nur wortlos grinsend den Schwenker vor Kinsky auf einen niedrigen Tisch, auf dem allerlei hochwertige Kunstdrucke lagen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür, zaghaft, wie von einem Kind, das sich nicht traut, ins elterliche Schlafzimmer zu treten. „Herein!“, brüllte Kinsky und hüllte Lischka in seinen warmen Cognacatem. Die hohe Flügeltür öffnete sich, und ein abgemagerter junger Mann in einem rührend schlecht sitzenden Anzug betrat das Büro des Direktors.

„Pawalet junior!“, krähte Dr. Kinsky dem Mann entgegen. „Nur nicht so schüchtern! Ich habe mich schon gefragt, wann Sie endlich den Weg hierher finden würden.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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